Montag, 1. April 2013

Wozu Museen. Eine andere Antwort (Das Museum Lesen 33)

Das Museum im eigentlichen Sinne wird paradoxale Synthese dieses doppelten Ursprungs vollziehen, des Kultes und des Raubs, indem es das Kunstwerk in einen heiligen Schatz,  d.h. im Grunde genommen ein Monster situiert auf der Kreuzung von Kontemplation und Konsumation, etwas, das man besitzt, aber wovon man sich verbietet, es zu berühren, etwas, das ihnen einen Genuß verschafft, aber ganz symbolisch und abgeleitet. B. Deloche

Aus dem Sexualleben der Brombeere ( Texte im Museum 394)

Naturmuseum Universlamuseum Joanneum Graz 2013 (Foto GF)

Warum Museen. Eine Antwort (Das Museum lesen 32)


»Das Volk wird nicht vergessen, daß die Vernunft sich durch eine solide und wahre Bildung stärkt. Die Bildung, die ihm zugänglich gemacht worden ist, ist für es schon zum wirksamsten Mittel der Erneuerung und des Ruhms geworden; sie hat ihm einen Hebel von ungeheurer Kraft in die Hand gegeben, dessen es sich bedient, um die Völker sich erheben zu lassen, um die Throne ins Wanken zu bringen und auf immer die Monumente des Irrtums umzustoßen. [...] Niemals hat sich den Nationen ein großartigeres Schauspiel geboten. All diese Objekte, die man vom Volk fernhielt oder die man ihm nur zeigte, um es in Erstaunen zu versetzen und mit Respekt zu erfüllen, all diese Reichtümer gehören ihm. Künftig werden sie der Volksbildung dienen; sie werden dazu dienen, philosophische Gesetzgeber, aufgeklärte Beamte, gebildete Landwirte und Künstler heranzubilden, Künstler, deren Genie ein großes Volk nicht vergeblich gebietet, seine Erfolge würdig zu feiern; sie werden dazu dienen, Professoren heranzubilden, die nur das lehren werden, was nützlich ist, und schließlich Lehrer, die energisch und mit einer einfachen Methode stramme Verteidiger der Republik und unerbittliche Feinde der Tyrannen heranziehen werden. Wer erkennt nicht die Bedeutung, die dieses schöne Unternehmen für alle Völker und für alle Zeitalter hat.«

Instruction sur la manière d’inventorier et de conserver (...). Paris 1794 

Drei Stockwerke hinauf... (Texte im Museum 393)

Naturmuseum Universalmuseum Joanneum Graz 2013 (Foto:GF)

Das neue Naturmuseum des Universalmuseum Joanneum in Graz. Ein Ostersonntagsbesuch
















Freitag, 29. März 2013

Revolutionsmuseum (Texte im Museum 392)

Intervention an der Baustelle des Büroturmes des Museum des 21. Jahrhunderts in Wien von Marco Lulic

Geburtstagsgruß an Klaus Albrecht


Lesenswert: Alexander Horwaths (Direktor des Österreichischen Filmmuseums und leidgeplagter "Untermieter" im Albertinagebäude) ingrimmige, an Klaus Albrecht Schröder gerichtete Geburtstagsgratulation im STANDARD (hier) unter dem Titel

Zehn Jahre Albertina neu: Glückwunsch, kleiner Rowdy!

Leseprobe: "Seit 2003 ist die "Albertina neu" nicht nur, wie ihre Website sagt, " Wiens exklusivste Event-Adresse" geworden. Sie wurde viel mehr: ein massiges Flaggschiff des industriellen Tourismus, ein rassiger Untersatz für die neofeudalen Herrenreiter Österreichs, ein gleichermaßen erst-, zweit- und letztklassiges Museum."

Donnerstag, 28. März 2013

Warum Museen? (Das Museum lesen 31)

Es gibt Texte, die Lücken lassen, in die man sich mit seinen eigenen Assoziationen - auch manchmal gegen die Argumentation des Autors - vortasten kann und muss. Leerstellen, Brüche, Widersprüche einer Argumentation sind dann paradoxerweise keine Schwächen sondern Einladungen, das Gedachte, wenn die Thesen stark und riskant sind, weiter zu entwickeln, von ihm wegzudriften, neue Abzweigungen zu eröffnen.
Ein solcher Text ist Boris Groys kaum mehr als eine Seite langer Text mit der bombastischesten aller museologischen Fragen "Warum Museen"?
Ich stelle hier in noch mal kürzerer, aber hoffentlich nicht verkürzter Form seine Thesen dar - als Anregung seinen Text im eben erschienenen Lettre International nachzulesen (Heft 100, 2013, S.140f.).

Museen verlieren ihre "traditionelle gesellschaftliche" Legitimation, die bislang (Groys spricht nur von Kunstmuseen) in ihrer Privilegiertheit lag, über Kunst zu informieren. Dieses Informationsmonopol wurde vom Internet gebrochen, wobei der offensichtliche Verlust von Aura und Originalität nicht zu beklagen sei, weil er längst schon durch "Museifizierung" stattgefunden habe.
Warum haben die digitalen Medien das Museum aber nicht schon längst besiegt? Im Gegenteil, immer mehr Museen entstünden - gerade für zeitgenössiche Kunst und auch herkömmliche Museen zeigten immer mehr zeitgenössiche Kunst.
Museen zehren zwar nicht mehr von ihrer Funktion der Information über Kunst, die auf das Internet übergegangen ist, sondern von jener Individualität, die gerade durch den Vergleich der Museen untereinander, der ja durch ebenfalls das Internet ermöglicht werde, wichtig werde. "Mit anderen Worten: Die Museen stellen heute nicht mehr Kunst aus, sondern sich selbst; sie präsentieren ihre eigene Selektivität, ihre eigenen Auswahlstrategien."
Damit sei auch klar, warum Musen für zeitgenössiche Kunst so attraktiv werden. Ältere Kunst sei "fixiert" (Groys verwendet nicht das Wort Kanon), zeitgenössische Kunst nicht. Anders gesagt, das Museum ist nicht mehr normativ, aber es gibt ein Modell dafür ab, wie man (s)eine individuelle Wahl treffen kann. "Das Interesse des Betrachters verschiebt sich hierbei vom individuellen ausgestellten Objekt zu der Art und Weise, in der es vom Museum kontextualisiert und historisiert wird - und zu der Frage, warum es überhaupt in die Ausstellung aufgenommen und nicht von ihr ausgeschlossen wurde."
Was aber ist immer noch so attraktiv an "Objekten"? Groys zieht dazu die Unterscheidung von heissen und kalten Medien zu Rate, die er von Marshall McLuhan übernimmt. Ausstellung seien "in der heutigen Zeit" ein heißes Medium. "Denn sie verschiebt die Aufmerksamkeit des Besuchers vom konzentrierten Betrachten auf den Kontext, die Organisation und die Architektur des öffentlichen Raums, auf Strategien der In- und Exklusion usw. (...) Deshalb ist die Kunstausstellung in der Lage, alle Formen von "heißen" Medien - Texte, Filme, Videos, Musik oder einzelne Bilder - einzubeziehen und "herunterzukühlen", das heißt den Blick der Besucher für den sozialen und räumlichen Kontext zu öffnen, in dem sich ihre Körper bewegen."
Diese Theatralisierung des Museums, um die "abgekühlten" Medien herum, stifte eine besondere Art von Gemeinschaft, wie sie typisch sei für die "Massenkultur" der Gegenwart, "...Gemeinschaften jenseits jeder gemeinsamen Vergangenheit - bedingungslose Gemeinschaften eines neuen Typs."
Während einer Kinovorführung oder einem Popkonzert ist der Blick nach vorne gerichtet und der Raum, in dem man sich befindet, wird nicht ausreichend wahrgenommen und als Bedingung der Gemeinschaft nicht reflektiert. Ausstellung (Groys schränkt wiederum ein: auf dem Gebiet der bildenden Kunst) bieten diese Reflexion. Die relative räumliche Trennung des Besuchers / Betrachters "bedeutet hier keine Abwendung von der Welt, sondern die Delokalisierung, Deterritorialisierung temporärer Gemeinschaften der Massenkultur, die ihnen hilft, sich a l s Gemeinschaften zu reflektieren, indem sie ihnen Gelegenheit gibt, sich selbst zu präsentieren. Indem sie alle anderen Medien "herunterkühlt", bietet die heutige Ausstellungspraxis der bildenden Kunst den Besuchern die Möglichkeit zur Selbstreflexion - und die Reflexion des unmittelbaren Kontextes ihrer Existenz, die andere Medien ihnen nicht im selben Maß bieten können."

Groys Überlegungen haben einige überraschende, ohne Umschweife auf gegenwärtige Entwicklungen gut passende Aspekte. Und die Einwände liegen auf der Hand: findet nicht auch im Feld der zeitgenössischen Kunst eine fortschreitende Kanonisisierung statt, die einschlägige Museen und Kunthallen so austauschbar werden läßt? Ist die Fokussierung, das Sich-Versenken ins einzelne Werk (dem "kalten" Medium) tatsächlich verschwunden oder gibt es nicht Ausstellungstypen, die das wiederum forcieren? Ist die "Theatralsierung" des Museums (unter den Stichworten Performativität oder Ritualisierung längst Gegenstand der museologischen Theorie), wenn man sie z.B. auf die Architektur bezieht (wie es Groys auch, aber nicht ausschließlich tut) nicht so alt wie das Museum selbst und stand diese nicht immer auch im Dienste des Gemeinschftstiftenden. Und last but not least: vor welcher gesellschaftlichen Veränderung vollzieht sich dieser Wandel des Ausstellens denn? Und wie hoch ist die Bedeutung einer bildungselitären Arkanpraxis "Museumsbesuch" denn jenseits der vier (weissen) Ausstellungswände?

Wie mir scheint - ein interessanter Text!







Vulkanische Malerei (Texte im Museum 391)

Fundacion Cesar Manrique

Werner Hofmann. Nachrufe, nachbarlich

Kürzlich hatte ich in einem Post mit der Überschrift "Werner Hofmann: Ohne Nachruf" über die Kulturberichterstattung in der österreichischen Presse polemisiert (hier). Inzwischen hat Matthias Dusini im FALTER einen kürzeren Nachruf verfasst (Nr.12/2013, soviel ich sehe, ist er nicht online), auch in artmagazine vom 15.3. findet sich in knapper, persönlicher Nachruf von Daniela Gregori (hier).

Ungleich mehr Aufmerksamkeit hat man Hofmann in Deutschland gewidmet. Martin Warnke, der in Hamburg mit Hofmann vielfach zusammengearbeitet hat, hat in DIE ZEIT vom 21.3.2013 (hier) vor allem den "Ausstellungsmacher" gewürdigt: "Unvergleichlich ist die Bedeutung Werner Hofmanns für die Ausstellungsgeschichte. Die Ausstellungsserien in der Hamburger Kunsthalle, die er von 1969 bis 1990 leitete, insbesondere die zur »Kunst um 1800«, haben Epoche gemacht. Hofmann hat der Kunsthalle ein ganz neues Profil gegeben, das dann mit der Galerie der Gegenwart einen weiteren Akzent erhielt. (...) Durch seine Ausstellungspraxis fand die bildende Kunst aus einem eher biederen, bildungsbeflissenen Milieu heraus und traf auf die Aufmerksamkeit einer intellektuellen Öffentlichkeit. Werner Hofmanns Ausstellungsstrategien haben der bildenden Kunst einen neuen, unverzichtbaren Stellenwert im Kulturdiskurs erstritten."

Auch Eduard Beaucamp hat im Deutschlandfunk vom 15.3.2013 in einem Gespräch vor allem dessen Leistung als innovativer Ausstellungsmacher hervorgehoben (Im Podcast hier nachzuhören) 

Die bislang beachtlichste Würdigung erschien heute in der NZZ (hier), wo Beat Wyss Hofmann sehr erhellend als Anwalt der Moderne würdigt. Und wo ich erfahre, warum Hofmann am Kunsthistorischen Institut der Universität Wien meiner Studienzeit kein Thema war (Hans Sedlmayr aber sehr wohl). Wyss: "1957 legte sich der damalige Assistent an der Albertina mit Hans Sedlmayr an: Er bezichtigte dessen «Verlust der Mitte», jene berühmt-berüchtigte Abrechnung mit der modernen Kunst, apodiktischer Willkür; die Aburteilung Goyas, Picassos, ja der Avantgarde insgesamt sei ohne transparente Beweisführung gleichsam standrechtlich exekutiert worden. Es war starker Tobak, einen Silberrücken akademischer Kunstgeschichte der Unwissenschaftlichkeit zu bezichtigen. Professor Sedlmayr war zwar wegen Mitgliedschaft bei der NSDAP der Wiener Lehrstuhl aberkannt worden, doch die Universität München setzte ihn bereits 1951 wieder in Amt und Würden. (...) Die Stadt Wien berief den 44-jährigen Hofmann 1962 zum Gründungsdirektor des Museums des 20. Jahrhunderts, des heutigen Mumok; eine damit verbundene Honorarprofessur verlieh ihm die Universität aber nicht. Die akademische Klasse hatte dem Anwalt der Moderne die klare Stellungnahme gegen Sedlmayr nicht verziehen."

Dienstag, 26. März 2013

Opfergedenken im Zeughaus (Texte im Museum 390)

Zeughaus / Universalmuseum Joanneum, Graz

Die Fundación César Manrique

Der Eingang zum Museum
Mit der Entstehung des standardisierten Tourismus geht die Festlegung von Reiserouten und -zeiten ebenso einher wie die Festlegung von Reisezielen, deren Bedeutung durch ihre Auswahl und den repetetiven Besuch bestimmt werden. Als Sehenswürdigkeiten liegt ihnen keine individuelle Wahl mehr zugrunde, sondern nur noch die Affirmation eines vorab bestimmten historischen und ästhetischen Werts.
Touristische Destinationen, die nicht durch ihre Kultur, sondern durch Freizeit, Erholung, Sport usw. ausgezeichnet sind, benötigen offenbar immer auch einen allerletzten Rest an kulturellem Anreiz, mit dem eine Reise zusätzlich legitimiert oder bereichert werden kann.
Der Übergang vom Untergeschoß in die Museumsebene
Was aber tun, wenn es Gegenden gibt, denen als an 'kulturellen Resten' so gänzlich mangelt, wie der Insel Lanzarote, auf der sich kaum Spuren der langen Besiedlungsgeschichte erhalten haben? Zwar gibt es mit der Vulkanlandschaft, die im 18. Jahrhundert fast ein Viertel der urbaren Insel zerstörte, ein großartiges Naturdenkmal (vorbildlich geschützt und sehr zurückhalten erschlossen), aber Kultur?
Der Glücksfall Lanzarotes hat den Namen César Manrique (* 24. April 1919 in Arrecife, Lanzarote, Spanien; † 25. September 1992), der sich, unterstützt vom Gouverneur der Insel, für eine Bändigung des Tourismus einsetzte, für den Schutz der Landschaft, gegen hybride Tourismusprojekte kämpfte und durch zahlreiche von ihm geplante Bauten Modelle für ein landschaftsgerechtes und von der lokalen Tradition inspiriertes Bauen schuf.

Einbeziehung der Landschaft - buchstäblich

Manche seiner Bauten tragen die Spuren der 70er-Jahre, erinnern in Lage und Stil an Filmarchitekturen, wie sie etwa in den frühen James-Bond-Filmen vorkommen. Da gibt es einen kühn positionierten Aussichtspunkt mit Terrasse und Bar am nördlichsten Punkt der Insel oder in den Feuerbergen, auf noch nicht erloschenen Vulkankegeln ein Restaurant mit Rundumblick und Grillofen über einem Kilometer in die Tiefe reichenden Magmaschlund.
Andere Bauten sind stärker von der bescheidenen ländlchen Bauweise geprägt und bilden mit ihrer ausgeklügelten Bepflanzung und zurückhaltenden Maßstäblichkeit wunderbare Oasen in der Vulkan- und Lavalandschaft. Einer dieser Punkt ist das ehemalige Wohnhaus (das nur in Teilen der Konvention des 'Hauses' entspricht), das trotz des bescheidenen Umfangs der Sammlung mit seiner Weitläufigkeit, den vielen Details, der dichten Bepflanzung und den diversen Objekten im Freiraum ein wunderbarer Aufenthaltsort ist.

Leider nur mehr Schaustück, der von einem im Lavafelsen eingelassenen Wasserspeier gespeiste Pool
Ob Manrique letztlich mit seinen zu Lebzeiten erfolgreichen Bemühungen nachhaltig wirkt, kann man als Kurzzeittourist schwer beurteilen. Es gibt alles: die gewaltigen schwarz errichteten Hotelbunker, die in rabiater klassischer Modernität errichteten Appartementanlagen, die subtil weiterentwickelte lokale Bauweise und die weitflächig zersiedelte Landschaft ebenso wie die - noch - strikt geschützten Bereiche mit ihren zugänglichen aber nicht kommerziell genutzten Stränden.   
Die "Fundación César Manrique" wurde von dem als Maler, Bildhauer und Architekten Tätigen 1982 selbst gegründet und befindet sich in seinem ehemaligen, seit den 70er-Jahren geplanten und errichteten Wohnhaus des Künstlers in Tahiche/Lanzarote.




Die unvermeidliche (?) Morbidität der Inszenierung eines Künstlerlebens: die "letzten Bilder..."
Manches am Werk Manriques drängt sich zur Vermarktung als Gadget geradezu auf: Bilderwand im Hof der Fundacion

Die weitläufige Anlage wurde nach seinen Plänen zum Museum umgestaltet, in dem sich einige Dutzend seiner Werke und solche befreundeter Künstler befinden, u.a. von Picasso oder Tapies.
Das zentrale Haus, das ehemals Wohnzwecken diente und nun Museum ist, steht auf einem 30.000 m² großen Grundstück, das sich über einem Lavastrom erstreckt, der von den Vulkanausbrüchen von 1730 bis 1736 stammt. Das Gebäude ist über fünf großen, vulkanischen Blasen errichtet worden und besteht aus zwei Stockwerken. Die Wohnfläche beträgt 1800 m², dazu kommen 1200 m² Terrassen und Garten. Ein ganzes Stockwerk erstreckt sich unterirdisch über fünf natürliche Vulkanblasen, die durch Höhlengänge miteinander verbunden wurden. Dort gibt es einen Erholungsbereich, ein Schwimmbecken, eine kleine Tanzfläche usw. Auch das ehemalige und teilrekonstruierte Atelier des Malers, das er in Haria bezogen hatte, kann dort besichtigt werden. Eine Bar und ein Laden befinden sich in ehemaligen Garagen.






Montag, 25. März 2013

Museumssparen vor fünfzig Jahren

1966 ordnete der Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic den staatlichen Museen Österreichs ein Sparprogramm für an. DER SPIEGEL berichtete damals (8.12.1965): "Der Minister will im nächsten Jahr nicht einen Schilling für Ausstellungen, Bilderkäufe oder Investitionen ausgeben. Die laufenden Kosten (für Telephon, Korrespondenz und Strom zum Beispiel) seien ... aufs Minimum zu beschränken.
Hauptbetroffener war das jüngst gegründete Museum des XX. Jahrhunderts und sein Direktor - Werner Hofmann, der sich "zur Karikatur und Funktionslosigkeit verurteilt" sah. "Wenn das Museum nichts mehr zu zeigen hat", zitierete ihn der Spiegel, "braucht es nicht erst aufzumachen. Praktischerweise stellen sich Einsparungen an Strom- und Telephonkosten dann von selber ein."
Piffl-Percevic, vom 2. April 1964 bis 2. Juni 1969 auch für die staatlichen  Musen zuständiger Minister, konnte ohne von einer empörten Öffentlichkeit dabei gestört zu werden, die Vorteile seines Sparkurses empfehlen: "Die Kustoden können sich ungestört ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmen" und die Kunstwerke wären "den Gefährdungen entzogen, denen sie durch das Publikum ausgesetzt sind".
Einige Jahre später saß ich in einem Kunsthistorischen Seminar einer Ersten Direktorin des Kunsthistorischen Museums mit StudienkollegInnen gegenüber, die ein solches Museumsbild noch immer pflegte - und dabei nicht allein war. Die Museumsforschung solle von der Öffentlichkeit möglichst unbehelligt betrieben werden dürfen. Es war die Zeit, da große kunst- und kulturhistorische Ausstellungen allmählich eine erste Ahnung vom Potential der Popularisierung der Museumsarbeit gaben und konservativere Kuratoren und Direktoren zu solch heute ganz seltsam klingender Abwehrhetorik trieben.
P.S.: Piffl-Percevic, Jurist, Historiker, Kammerangestellter, Abgeordneter und dann Minister in der ÖVP-Regierung unter Kanzler Klaus, hatte auch in einem anderen Fall kein besonderes Glück mit der von ihm verwalteteten Kultur. Thomas Bernhard sollte den 1968 den Förderungspreis für österreichische Literatur erhalten, beleidigte aber, so der Minister, die Österreicher, die Bernhard als "Geschöpfe der Agonie" bezeichnet hatte. Der Minister enteilte der Veranstaltung wutentbrannt und ließ eine weitere Preisverleihung an Bernhard absagen.

Do not cross!

Fundacion Cesar Manrique

Tilda Swinton. "Living artist" exposed