Kürzlich hatte ich in einem Post mit der Überschrift "Werner Hofmann: Ohne Nachruf" über die Kulturberichterstattung in der österreichischen Presse polemisiert (hier). Inzwischen hat Matthias Dusini im FALTER einen kürzeren Nachruf verfasst (Nr.12/2013, soviel ich sehe, ist er nicht online), auch in artmagazine vom 15.3. findet sich in knapper, persönlicher Nachruf von Daniela Gregori (hier).
Ungleich mehr Aufmerksamkeit hat man Hofmann in Deutschland gewidmet. Martin Warnke, der in Hamburg mit Hofmann vielfach zusammengearbeitet hat, hat in DIE ZEIT vom 21.3.2013 (hier) vor allem den "Ausstellungsmacher" gewürdigt: "Unvergleichlich ist die Bedeutung Werner Hofmanns für die Ausstellungsgeschichte. Die Ausstellungsserien in der Hamburger Kunsthalle, die er von 1969 bis 1990 leitete, insbesondere die zur »Kunst um 1800«, haben Epoche gemacht. Hofmann hat der Kunsthalle ein ganz neues Profil gegeben, das dann mit der Galerie der Gegenwart einen weiteren Akzent erhielt. (...) Durch seine Ausstellungspraxis fand die bildende Kunst aus einem eher biederen, bildungsbeflissenen Milieu heraus und traf auf die Aufmerksamkeit einer intellektuellen Öffentlichkeit. Werner Hofmanns Ausstellungsstrategien haben der bildenden Kunst einen neuen, unverzichtbaren Stellenwert im Kulturdiskurs erstritten."
Auch Eduard Beaucamp hat im Deutschlandfunk vom 15.3.2013 in einem Gespräch vor allem dessen Leistung als innovativer Ausstellungsmacher hervorgehoben (Im Podcast hier nachzuhören)
Die bislang beachtlichste Würdigung erschien heute in der NZZ (hier), wo Beat Wyss Hofmann sehr erhellend als Anwalt der Moderne würdigt. Und wo ich erfahre, warum Hofmann am Kunsthistorischen Institut der Universität Wien meiner Studienzeit kein Thema war (Hans Sedlmayr aber sehr wohl). Wyss: "1957 legte sich der damalige Assistent an der Albertina mit Hans Sedlmayr an: Er bezichtigte dessen «Verlust der Mitte», jene berühmt-berüchtigte Abrechnung mit der modernen Kunst, apodiktischer Willkür; die Aburteilung Goyas, Picassos, ja der Avantgarde insgesamt sei ohne transparente Beweisführung gleichsam standrechtlich exekutiert worden. Es war starker Tobak, einen Silberrücken akademischer Kunstgeschichte der Unwissenschaftlichkeit zu bezichtigen. Professor Sedlmayr war zwar wegen Mitgliedschaft bei der NSDAP der Wiener Lehrstuhl aberkannt worden, doch die Universität München setzte ihn bereits 1951 wieder in Amt und Würden. (...) Die Stadt Wien berief den 44-jährigen Hofmann 1962 zum Gründungsdirektor des Museums des 20. Jahrhunderts, des heutigen Mumok; eine damit verbundene Honorarprofessur verlieh ihm die Universität aber nicht. Die akademische Klasse hatte dem Anwalt der Moderne die klare Stellungnahme gegen Sedlmayr nicht verziehen."
Donnerstag, 28. März 2013
Dienstag, 26. März 2013
Die Fundación César Manrique
Der Eingang zum Museum |
Touristische Destinationen, die nicht durch ihre Kultur, sondern durch Freizeit, Erholung, Sport usw. ausgezeichnet sind, benötigen offenbar immer auch einen allerletzten Rest an kulturellem Anreiz, mit dem eine Reise zusätzlich legitimiert oder bereichert werden kann.
Der Übergang vom Untergeschoß in die Museumsebene |
Der Glücksfall Lanzarotes hat den Namen César Manrique (* 24. April 1919 in Arrecife, Lanzarote, Spanien; † 25. September 1992), der sich, unterstützt vom Gouverneur der Insel, für eine Bändigung des Tourismus einsetzte, für den Schutz der Landschaft, gegen hybride Tourismusprojekte kämpfte und durch zahlreiche von ihm geplante Bauten Modelle für ein landschaftsgerechtes und von der lokalen Tradition inspiriertes Bauen schuf.
Einbeziehung der Landschaft - buchstäblich |
Manche seiner Bauten tragen die Spuren der 70er-Jahre, erinnern in Lage und Stil an Filmarchitekturen, wie sie etwa in den frühen James-Bond-Filmen vorkommen. Da gibt es einen kühn positionierten Aussichtspunkt mit Terrasse und Bar am nördlichsten Punkt der Insel oder in den Feuerbergen, auf noch nicht erloschenen Vulkankegeln ein Restaurant mit Rundumblick und Grillofen über einem Kilometer in die Tiefe reichenden Magmaschlund.
Andere Bauten sind stärker von der bescheidenen ländlchen Bauweise geprägt und bilden mit ihrer ausgeklügelten Bepflanzung und zurückhaltenden Maßstäblichkeit wunderbare Oasen in der Vulkan- und Lavalandschaft. Einer dieser Punkt ist das ehemalige Wohnhaus (das nur in Teilen der Konvention des 'Hauses' entspricht), das trotz des bescheidenen Umfangs der Sammlung mit seiner Weitläufigkeit, den vielen Details, der dichten Bepflanzung und den diversen Objekten im Freiraum ein wunderbarer Aufenthaltsort ist.
Leider nur mehr Schaustück, der von einem im Lavafelsen eingelassenen Wasserspeier gespeiste Pool |
Die "Fundación César Manrique" wurde von dem als Maler, Bildhauer und Architekten Tätigen 1982 selbst gegründet und befindet sich in seinem ehemaligen, seit den 70er-Jahren geplanten und errichteten Wohnhaus des Künstlers in Tahiche/Lanzarote.
Die unvermeidliche (?) Morbidität der Inszenierung eines Künstlerlebens: die "letzten Bilder..." |
Manches am Werk Manriques drängt sich zur Vermarktung als Gadget geradezu auf: Bilderwand im Hof der Fundacion |
Die weitläufige Anlage wurde nach seinen Plänen zum Museum umgestaltet, in dem sich einige Dutzend seiner Werke und solche befreundeter Künstler befinden, u.a. von Picasso oder Tapies.
Das zentrale Haus, das ehemals Wohnzwecken diente und nun Museum ist, steht auf einem 30.000 m² großen Grundstück, das sich über einem Lavastrom erstreckt, der von den Vulkanausbrüchen von 1730 bis 1736 stammt. Das Gebäude ist über fünf großen, vulkanischen Blasen errichtet worden und besteht aus zwei Stockwerken. Die Wohnfläche beträgt 1800 m², dazu kommen 1200 m² Terrassen und Garten. Ein ganzes Stockwerk erstreckt sich unterirdisch über fünf natürliche Vulkanblasen, die durch Höhlengänge miteinander verbunden wurden. Dort gibt es einen Erholungsbereich, ein Schwimmbecken, eine kleine Tanzfläche usw. Auch das ehemalige und teilrekonstruierte Atelier des Malers, das er in Haria bezogen hatte, kann dort besichtigt werden. Eine Bar und ein Laden befinden sich in ehemaligen Garagen.
Montag, 25. März 2013
Museumssparen vor fünfzig Jahren
1966 ordnete der Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic den staatlichen Museen Österreichs ein Sparprogramm für an. DER SPIEGEL berichtete damals (8.12.1965): "Der Minister will im nächsten Jahr nicht einen Schilling für Ausstellungen, Bilderkäufe oder Investitionen ausgeben. Die laufenden Kosten (für Telephon, Korrespondenz und Strom zum Beispiel) seien ... aufs Minimum zu beschränken.
Hauptbetroffener war das jüngst gegründete Museum des XX. Jahrhunderts und sein Direktor - Werner Hofmann, der sich "zur Karikatur und Funktionslosigkeit verurteilt" sah. "Wenn das Museum nichts mehr zu zeigen hat", zitierete ihn der Spiegel, "braucht es nicht erst aufzumachen. Praktischerweise stellen sich Einsparungen an Strom- und Telephonkosten dann von selber ein."
Piffl-Percevic, vom 2. April 1964 bis 2. Juni 1969 auch für die staatlichen Musen zuständiger Minister, konnte ohne von einer empörten Öffentlichkeit dabei gestört zu werden, die Vorteile seines Sparkurses empfehlen: "Die Kustoden können sich ungestört ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmen" und die Kunstwerke wären "den Gefährdungen entzogen, denen sie durch das Publikum ausgesetzt sind".
Einige Jahre später saß ich in einem Kunsthistorischen Seminar einer Ersten Direktorin des Kunsthistorischen Museums mit StudienkollegInnen gegenüber, die ein solches Museumsbild noch immer pflegte - und dabei nicht allein war. Die Museumsforschung solle von der Öffentlichkeit möglichst unbehelligt betrieben werden dürfen. Es war die Zeit, da große kunst- und kulturhistorische Ausstellungen allmählich eine erste Ahnung vom Potential der Popularisierung der Museumsarbeit gaben und konservativere Kuratoren und Direktoren zu solch heute ganz seltsam klingender Abwehrhetorik trieben.
P.S.: Piffl-Percevic, Jurist, Historiker, Kammerangestellter, Abgeordneter und dann Minister in der ÖVP-Regierung unter Kanzler Klaus, hatte auch in einem anderen Fall kein besonderes Glück mit der von ihm verwalteteten Kultur. Thomas Bernhard sollte den 1968 den Förderungspreis für österreichische Literatur erhalten, beleidigte aber, so der Minister, die Österreicher, die Bernhard als "Geschöpfe der Agonie" bezeichnet hatte. Der Minister enteilte der Veranstaltung wutentbrannt und ließ eine weitere Preisverleihung an Bernhard absagen.
Hauptbetroffener war das jüngst gegründete Museum des XX. Jahrhunderts und sein Direktor - Werner Hofmann, der sich "zur Karikatur und Funktionslosigkeit verurteilt" sah. "Wenn das Museum nichts mehr zu zeigen hat", zitierete ihn der Spiegel, "braucht es nicht erst aufzumachen. Praktischerweise stellen sich Einsparungen an Strom- und Telephonkosten dann von selber ein."
Piffl-Percevic, vom 2. April 1964 bis 2. Juni 1969 auch für die staatlichen Musen zuständiger Minister, konnte ohne von einer empörten Öffentlichkeit dabei gestört zu werden, die Vorteile seines Sparkurses empfehlen: "Die Kustoden können sich ungestört ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmen" und die Kunstwerke wären "den Gefährdungen entzogen, denen sie durch das Publikum ausgesetzt sind".
Einige Jahre später saß ich in einem Kunsthistorischen Seminar einer Ersten Direktorin des Kunsthistorischen Museums mit StudienkollegInnen gegenüber, die ein solches Museumsbild noch immer pflegte - und dabei nicht allein war. Die Museumsforschung solle von der Öffentlichkeit möglichst unbehelligt betrieben werden dürfen. Es war die Zeit, da große kunst- und kulturhistorische Ausstellungen allmählich eine erste Ahnung vom Potential der Popularisierung der Museumsarbeit gaben und konservativere Kuratoren und Direktoren zu solch heute ganz seltsam klingender Abwehrhetorik trieben.
P.S.: Piffl-Percevic, Jurist, Historiker, Kammerangestellter, Abgeordneter und dann Minister in der ÖVP-Regierung unter Kanzler Klaus, hatte auch in einem anderen Fall kein besonderes Glück mit der von ihm verwalteteten Kultur. Thomas Bernhard sollte den 1968 den Förderungspreis für österreichische Literatur erhalten, beleidigte aber, so der Minister, die Österreicher, die Bernhard als "Geschöpfe der Agonie" bezeichnet hatte. Der Minister enteilte der Veranstaltung wutentbrannt und ließ eine weitere Preisverleihung an Bernhard absagen.
Donnerstag, 21. März 2013
Verzettler
Schon wieder eine dieser Ausstellung, bei der ich mir denke, "würde ich doch zu gerne sehen", aber weiß, daß es unwahrscheinlich ist, daß ich es in die Weltecke schaffe, in der es etwas zu sehen gibt. Nämlich „Zettelkästen. Maschinen der Phantasie“ im Deutschen Literaturarchiv Marbach, in das ichs sowieso noch nie geschafft habe. Bis 15. September hätte ich noch Gelegenheit etwas über den Universalschraubenschlüssel des Geisteswissenschaftlers zu erfahren und mich wehmütiger (wehmütiger?) Erinnerung an meine Zettelei hinzugeben.
Beim letzten Umzug habe ich die unhandlichen und hässlichen Plastikbehälter samt ihrem Inhalt entsorgt, die zum Beispiel die umfangreiche Vorarbeit und Archivrecherche zu meinem Buch zur Geschichte der Kunstgewerbeschule und des k.k. Kunstgewerbemuseums enthielten. Das war hart. Aber ich war mir sicher, daß ich zu dem Thema nicht mehr arbeiten würde und zur Weitergabe etwa an das Archiv der Hochschule schien mir das System der Verzettelung zu individuell, als das es für jemanden brauchbar hätte sein können.
Anderes habe ich in den Computer übertragen, der wohl wegen seiner reichen Möglichkeiten des Auflistens, Sortierens und Aufsuchens nicht nur meine Zettelkastenzeit beendet hat.
Mit so einer Frage könnte ich zum Beispiel nach Marbach fahren, wie sozialisierbar sind eigentlich solche Zetteluniversen, könnte man mit ihnen weiterarbeiten, etwas von ihrer Systematik lernen, gibt es eine Typologie des Verzettelns usw?
Schönes Thema auf das auch ein kurzer Essay von Jürgen Kaube in der FAZ Lust macht (hier).
Vielleicht schaff ich's ja doch noch.
Beim letzten Umzug habe ich die unhandlichen und hässlichen Plastikbehälter samt ihrem Inhalt entsorgt, die zum Beispiel die umfangreiche Vorarbeit und Archivrecherche zu meinem Buch zur Geschichte der Kunstgewerbeschule und des k.k. Kunstgewerbemuseums enthielten. Das war hart. Aber ich war mir sicher, daß ich zu dem Thema nicht mehr arbeiten würde und zur Weitergabe etwa an das Archiv der Hochschule schien mir das System der Verzettelung zu individuell, als das es für jemanden brauchbar hätte sein können.
Anderes habe ich in den Computer übertragen, der wohl wegen seiner reichen Möglichkeiten des Auflistens, Sortierens und Aufsuchens nicht nur meine Zettelkastenzeit beendet hat.
Mit so einer Frage könnte ich zum Beispiel nach Marbach fahren, wie sozialisierbar sind eigentlich solche Zetteluniversen, könnte man mit ihnen weiterarbeiten, etwas von ihrer Systematik lernen, gibt es eine Typologie des Verzettelns usw?
Schönes Thema auf das auch ein kurzer Essay von Jürgen Kaube in der FAZ Lust macht (hier).
Vielleicht schaff ich's ja doch noch.
Mittwoch, 20. März 2013
Elektrisierend (Objet trouvée)
Fundsache aus dem Focke-Museum Bremen, von Leserin J.D. gestiftet. „Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet. Und das gerade, das tun die Sachensucher“. (Pippi Langstrumpf)
„In einem unbekanntem Land, da war eine Biene sehr bekannt…“
Oder einfach nur: Back to the Roots. Ein Naturkundemuseum hat eröffnet. Das könnte man jetzt auch so stehen lassen. Im Joanneum hat das aber Bedeutung. 202 Jahre nach der Stiftung durch den allmundigen Erzherzog Johann ist das heutige Universalmuseum zu seinen Ursprüngen zurück gekehrt. Was gab es im Vorfeld nicht für Diskussionen? Intern wie extern! Blaue Blase-dominiert sei dieses Unternehmen. Die Keimzelle Natur an den Rand der Stadt deponiert. Nur mehr Kunst hat ihren Wert in einem neugeschaffenen Grazer Straßenviertel. Und jetzt ist sie zurück, die Natur. Offensichtlich besteht das Bedürfnis, selbige museal betrachten zu wollen. Rund 5.500 Besucher in den ersten fünf Tagen können nicht irren. Die Naturkundeabteilung in den oberösterreichischen Landesmuseen besticht durch ihre Disneylandhaftikeit. Stimmung wird dort vorgegeben. Kommt man nach Graz, da genießt man seine eigene Stimmung. Nichts kann langweiliger sein als Herbarbelege. Das könnte man so meinen. Betritt man die Natur, steht man vor einer Wand aus getrockneten Pflanzen einem Theatervorhang gleich szeniert und schmunzelt, weil so getrocknete Pflanzen doch betrachtenswert erscheinen. Textierung wird dort zur Nebensache. Kunstvoll wissenschaftlich sein, das ist das Motto dieser wahrlich sonderbaren Schau. Begreift man verstaubte naturkundliche Abteilungen in diversen Heimatmuseen, ist man gar nicht so überrascht über den Mut zur Ästhetisierung des Objektes. Back to the Roots. Tausende Objekte wurden aus der ursprünglichen Naturkundlichen Abteilung ausgesiedelt, die Konzeption des neuen Museums hat szenographisch eine Schau hervorgebracht, in der viele Stammstücke wieder zurück gekehrt sind. Traditionell museal im Museum steht die historische mineralogische Sammlung so neben neuen Highlights wie dem galoppierenden Geparden, der neben seinem eigenen Skelett den Besucher gleichsam entgegenspringt. „Wow. Cool.“ Das war an den Tagen der Eröffnung von Kindern wie Erwachsenen zu hören. Ein Naturkundemuseum wird lebendig. Back tot he Roots eben.
Bernhard Samitsch, geb. 1966. Hundebesitzer (sie heißt Miss Marple). Studium der Volkskunde und Museologie, zumindest von dem, das in Graz zu ergattern war. Derzeit Betriebsratsvorsitzender im Universalmuseum Joanneum. Nebenbei noch Volkskulturpreisträger für die Umgestaltung des Mautener Troadkostn.
Bernhard Samitsch, geb. 1966. Hundebesitzer (sie heißt Miss Marple). Studium der Volkskunde und Museologie, zumindest von dem, das in Graz zu ergattern war. Derzeit Betriebsratsvorsitzender im Universalmuseum Joanneum. Nebenbei noch Volkskulturpreisträger für die Umgestaltung des Mautener Troadkostn.
Montag, 18. März 2013
Das vollendete Universalmuseum
Vor wenigen Tagen wurde das Naturkundemuseum des Universalmuseum Joanneum wiedereröffnet. Mit der Neuaufstellung einer der ältesten Abteilungen des Landesmuseums wurde der letzte Schritt gemacht, der mit dem organisatorischen und rechtlichen Revirement 2003 begonnen hat und nach und nach fast alle wesentlichen Sammlungen und Abteilungen umfasste.
Ursprünglich sollte das Naturkundemuseum mit dem Jubiläum von 2011 und der Eröffnung des sogenannten Joanneumsviertels erfolgen, aber die von der Landesregierung eingeforderten Einsparungen haben die Eröffnung verzögert. Nun gibt es also die jüngste der erneuerten Kernsammlungen wieder zu sehen und damit wird auch der erste Standort des Museums Raubergasse 10 wieder "bespielt".
Wenn in wenigen Wochen das Vorarlberger Landesmuseum, um einen Zubau erweitert, eröffnet werden wird, dann haben alle österreichischen Landesmuseen tiefgreifende Erneuerungen hinter sich gebracht, mit zwei Ausnahmen, das Wien Museum zeigt noch immer seine alte Dauerausstellung und man hat schon lange nichts mehr von der Entscheidung zum Standort des Museums gehört, die ja im Dezember 2012 hätte fallen sollen. Und das Kärtner Landesmuseums hatte zuletzt mit "Überlebensproblemen" insofern gekämpft, als der beklagenswerte Zustand der Depots bekannt wurde. Hier scheint man von einer nachholenden Erneuerung zuletzt weit entfernt gewesen zu sein. Aber wer weiß, vielleicht bringen die neuen politischen Verhältnisse Bewegung in die Entwicklung des Museums.
Ursprünglich sollte das Naturkundemuseum mit dem Jubiläum von 2011 und der Eröffnung des sogenannten Joanneumsviertels erfolgen, aber die von der Landesregierung eingeforderten Einsparungen haben die Eröffnung verzögert. Nun gibt es also die jüngste der erneuerten Kernsammlungen wieder zu sehen und damit wird auch der erste Standort des Museums Raubergasse 10 wieder "bespielt".
Wenn in wenigen Wochen das Vorarlberger Landesmuseum, um einen Zubau erweitert, eröffnet werden wird, dann haben alle österreichischen Landesmuseen tiefgreifende Erneuerungen hinter sich gebracht, mit zwei Ausnahmen, das Wien Museum zeigt noch immer seine alte Dauerausstellung und man hat schon lange nichts mehr von der Entscheidung zum Standort des Museums gehört, die ja im Dezember 2012 hätte fallen sollen. Und das Kärtner Landesmuseums hatte zuletzt mit "Überlebensproblemen" insofern gekämpft, als der beklagenswerte Zustand der Depots bekannt wurde. Hier scheint man von einer nachholenden Erneuerung zuletzt weit entfernt gewesen zu sein. Aber wer weiß, vielleicht bringen die neuen politischen Verhältnisse Bewegung in die Entwicklung des Museums.
Freitag, 15. März 2013
Werner Hofmann. Ohne Nachruf
In den letzten Wochen hatte ich den Eindruck, daß die - zumal Wiener - Kunst- und Kulturkritik völlig am Abdanken ist. Die Lust-, Interesse- und Kompetenzlosigkeit angesichts der Eröffnung der Kunstkammer im Kunsthistorischen Museums bildete einen gespenstischen Kontrast zum Medienhype, den das Museum um die Eröffnung gemacht hatte. Matthias Dusini, der mehrfach versucht hatte, kritische Auseiandersetzungen mit Grundfragen der Wiener Museen, etwa zum Völkerkundemuseum, zu initiieren, lieferte zu Albertina-Schröder eine Art Home-Story, die man kaum anders als völlige Resignation vor der selbstgestellten Aufgabe verstehen kann.
Und nun druckt das bürgerliche Intelligenzblatt Die Presse zu Werner Hofmanns Tod die APA-Meldung nach und der Standard auch, gezeichnet aber mit Thomas Trenkler, und macht Hofmann zum Gründunsdirektor des MUMOK, was Missverständnisse stiftender blanker Unsinn gleich in mehrfacher Hinsicht ist.
Ach was! Hofmann lag quer zu allem was in Wien kunsthistorisch und museologisch so zugange war und ist und so blieb er ab und zu höflich geladener Gast, als Akteur oder Berater wollteihn hier niemand. "Wienerisch-verbindlich im Tonfall, französisch in der Clarté seiner Gedanken, deutsch – wenn man so will – in der unbedingten Disziplin seiner Arbeit" nennt ihn der Tagesspiegel, und möglicherweise ist das der Grund, warum ihn die Wiener Presse mit Instant-Texten lieber totschlägt, als sich mit ihm auseinanderzusetzen.
Zu den in Deutschland und der Schweiz erschienenen Würdigungen siehe den Post "Nachrufe, nachbarlich" hier.
Und nun druckt das bürgerliche Intelligenzblatt Die Presse zu Werner Hofmanns Tod die APA-Meldung nach und der Standard auch, gezeichnet aber mit Thomas Trenkler, und macht Hofmann zum Gründunsdirektor des MUMOK, was Missverständnisse stiftender blanker Unsinn gleich in mehrfacher Hinsicht ist.
Ach was! Hofmann lag quer zu allem was in Wien kunsthistorisch und museologisch so zugange war und ist und so blieb er ab und zu höflich geladener Gast, als Akteur oder Berater wollteihn hier niemand. "Wienerisch-verbindlich im Tonfall, französisch in der Clarté seiner Gedanken, deutsch – wenn man so will – in der unbedingten Disziplin seiner Arbeit" nennt ihn der Tagesspiegel, und möglicherweise ist das der Grund, warum ihn die Wiener Presse mit Instant-Texten lieber totschlägt, als sich mit ihm auseinanderzusetzen.
Zu den in Deutschland und der Schweiz erschienenen Würdigungen siehe den Post "Nachrufe, nachbarlich" hier.
Donnerstag, 14. März 2013
Mittwoch, 13. März 2013
Innenansichten eines Museums. Der Rechnungshofbericht zum Museum fürAngewandte Kunst Wien
Rechnungshofberichte zu lesen ist nicht jedermanns Sache. Die literarische Unergiebigkeit ist die Kehrseite ihrer besonderen Qualität: pedantische und akribische Notation. Wer es schafft, sich dieser Textsorte anzuvertrauen, kann einem museologisch ergiebigen Text begegnen, wie im Fall des nun im Volltext im Internet verfügbaren Berichtes zum Museum für Angewandte Kunst in Wien unter der Direktion von Peter Noever. (http://www.rechnungshof.gv.at/fileadmin/downloads/2013/berichte/teilberichte/bund/Bund_2013_02/Bund_2013_02_2.pdf).
Wer es durchhält, an einem Text wie an einem strohtrockenen Knäckebrot zu kauen, wird dann eben nicht nur die sattsam bekannten persönlichen Anwürfe vorfinden, sondern Informationen, die in die Untiefen der Organisation und ihrer Verwaltung durch das Ministerium und den Aufsichtsrat des Museums führen. Da zeigt sich, daß es gespenstisch unprofessionell zugehen kann, daß möglicherweise manchmal auch mit Absicht etwas übersehen oder stillschweigend geduldet wird, selbst wenn es mit Gesetzen und Regelungen nicht so ohne weiteres vereinbar ist. Hier hat man also Stoff genug, nicht nur einzelne Fehlleistungen zu finden, die sich schön skandalisieren lassen wie "Direktor feiert Muttertag auf Kosten des Hauses", sondern Schwächen der Konstruktion, der Trägerschaft, der Aufsicht.
Unter den vielen Informationen fand ich die besonders erstaunlich, die ein Versagen gerade dort dokumentieren, wo man die Stärke gerade dieses Museumskonzepts, wie es uns weisgemacht wurde, vermutet hätte, bei der Verwaltung der Gelder, der Effizienz der Verwaltung, der Medienarbeit oder der Acquirierung von Drittmitteln und Kooptierung von Partnern. Daß das MAK etwa nie ein Sponsoringkonzept besessen hat (und sein Eigendeckungsgrad zeitweiße ins Bodenlose abgesackt ist) ist doch erstaunlicher, als festzustellen, daß es nie ein Sammlungs- und Inventarierungskonzept hatte, oder?
Müßig anzumerken, daß es inhaltlich ohnehin nie so etwas wie ein Konzept gegeben hat, allerdings hält sich da der Rechnungshof nobel zurück, denn das würde vermutlich seine selbstgesteckten Grenzen sprengen. Da müssten die Medien einspringen. Aber die klauben sich die Rosinen für eine kurzlebige Alarmierung heraus und dann sinken alle wieder zurück in ihre Routinen.
Wer es durchhält, an einem Text wie an einem strohtrockenen Knäckebrot zu kauen, wird dann eben nicht nur die sattsam bekannten persönlichen Anwürfe vorfinden, sondern Informationen, die in die Untiefen der Organisation und ihrer Verwaltung durch das Ministerium und den Aufsichtsrat des Museums führen. Da zeigt sich, daß es gespenstisch unprofessionell zugehen kann, daß möglicherweise manchmal auch mit Absicht etwas übersehen oder stillschweigend geduldet wird, selbst wenn es mit Gesetzen und Regelungen nicht so ohne weiteres vereinbar ist. Hier hat man also Stoff genug, nicht nur einzelne Fehlleistungen zu finden, die sich schön skandalisieren lassen wie "Direktor feiert Muttertag auf Kosten des Hauses", sondern Schwächen der Konstruktion, der Trägerschaft, der Aufsicht.
Unter den vielen Informationen fand ich die besonders erstaunlich, die ein Versagen gerade dort dokumentieren, wo man die Stärke gerade dieses Museumskonzepts, wie es uns weisgemacht wurde, vermutet hätte, bei der Verwaltung der Gelder, der Effizienz der Verwaltung, der Medienarbeit oder der Acquirierung von Drittmitteln und Kooptierung von Partnern. Daß das MAK etwa nie ein Sponsoringkonzept besessen hat (und sein Eigendeckungsgrad zeitweiße ins Bodenlose abgesackt ist) ist doch erstaunlicher, als festzustellen, daß es nie ein Sammlungs- und Inventarierungskonzept hatte, oder?
Müßig anzumerken, daß es inhaltlich ohnehin nie so etwas wie ein Konzept gegeben hat, allerdings hält sich da der Rechnungshof nobel zurück, denn das würde vermutlich seine selbstgesteckten Grenzen sprengen. Da müssten die Medien einspringen. Aber die klauben sich die Rosinen für eine kurzlebige Alarmierung heraus und dann sinken alle wieder zurück in ihre Routinen.
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