Staubproben von einer Expedition Charles Darwins. Naturkundemueum Berlin |
Freitag, 12. Oktober 2012
Bosnien: Die Museen schließen
Die Situation der Museen (und nicht nur die der Museen) war in Bosnien schon lange extrem: keine Unterstützung, keine Lohnzahlungen, keine Kulturpolitik, keine perspektiven. Nachdem schon die Nationalgalerie und ein historisches Museum geschlossen hatten hat nun auch, wie die Washington Post berichtet, das seit über 150 Jahren bestehende Nationalmuseum geschlossen: "Having not received their salaries for a year, employees gathered at the
fountain in the museum’s botanical garden and threw a coin into it,
making a wish that the institution will reopen soon. Then they left the
building in downtown Sarajevo, the Bosnian capital, and nailed wooden
boards that read “closed” across its front door."
Das Ende des Bürgerkriegs und der Friedensschluß hat eine untaugliche Verfassung und untaugliche politische Strukturen hinterlassen, eine staatliche Kulturverwaltung existiert so gut wie nicht. Weitere Institutionen kämpfen um ihren Bestand.
“This society is at war over those ideas and nobody cares about a museum.” (Washington Post, 4.10.2012)
Das Ende des Bürgerkriegs und der Friedensschluß hat eine untaugliche Verfassung und untaugliche politische Strukturen hinterlassen, eine staatliche Kulturverwaltung existiert so gut wie nicht. Weitere Institutionen kämpfen um ihren Bestand.
“This society is at war over those ideas and nobody cares about a museum.” (Washington Post, 4.10.2012)
Donnerstag, 11. Oktober 2012
Objet trouvéee: Ein Bett
The bed is carved with patterns derived from European Renaissance ornament. Originally it would have been brightly painted, and traces of these colours can still be seen on the figures on the bed-head. The design of the marquetry panels is derived from the work of Dutch artist Hans Vredeman de Vries (1527–1604) and the panels were probably made by English craftsmen working in London in the late Elizabethan period. The bed-hangings are modern re-creations of fabrics of the period.
By the 19th century, the bed had been moved from the White Hart Inn to the Saracen's Head, another Ware inn. In 1870, William Henry Teale, the owner of the Rye House, acquired the bed and put it to use in a pleasure garden. When interest in the garden waned in the 1920s, the bed was sold. In 1931, it was acquired by the Victoria and Albert Museum in London. (Wikipedia, das diesem "vielleicht größten Bett der Welt" einen eigenen Eintrag widmet.
Ein Museum: Muzeum romské kultury
Motto:
We are a space where different cultures meet. We preserve examples of Romani cultural history as part of Europe's heritage.
We are a space where different cultures meet. We preserve examples of Romani cultural history as part of Europe's heritage.
We educate the younger generation to be tolerant and appreciate other cultures.
We are committed to fighting xenophobia and racism.
We are paving the way to a new understanding of the roots of Romani identity.
All this we do in the name of mutual understanding.
For a dialgoue of cultures.
For us.
Museum of Romani Culture was founded
in 1991 in Brno, Czech Republic based on the initiative of Romani and
non-Romani Czech intellectuals and experts and with support from the
Czech Ministry of Culture. The mission and activity of the museum
follows the heritage of the Association of the Gypsies-Romanies (1969 –
1973). It is the first, and so far the only, institution of its kind in Europe.
Its aim is the expert collection of records and documents which give
evidence of the material and spiritual culture of the Roma and their
coexistence with the majority population from the past to the present
time. In 2005, the Museum of Romani Culture transformed into a state
institution under the Ministry of Culture of the Czech Republic. (Museumswebseite)
Dienstag, 9. Oktober 2012
Le Stanze del Vetro - ein neues Museum in Venedig
Von Carlo Scarpa, dem Architekten des ingeniösen Museums in Verona (hier) und dem Gestalter zahlreicher Ausstellungsräume in den großen nationalen Kunstmuseen Italiens, wie Venedig, Florenz oder Palermo) war hier schon öfter die Rede.
Gelegentlich wird behauptet, daß die Qualität seiner Architektur, seine Sensibilität für das Stoffliche der Materialien und seine handwerkliche Akribie, mit seiner ursprünglichen Tätigkeit als Glaskünstler zusammenhängt.
Dieser seiner Kunst ist nun eine Ausstellung in Venedig gewidmet, und zwar in einem neuen Museum, das unter dem Namen Le Stanze del Vetro auf der Isola San Giorgio Maggiore eröffnet hat.
Die Scarpa-Ausstellung ist die Eöffnungsausstellung der Stanze. Die sehr elegante Webseite des Museums (hier) und die Fotos von dem sehr kühl und klar designten Ausstellungsräumen läßt vermuten, daß hier ein sehr interessantes neues venezianisches Museum entstanden ist.
Montag, 8. Oktober 2012
Morbus Klimt
Morbus Klimt ist eine in der medizinischen Literatur wegen ihres lokal und berufsspezifisch engen Auftretens noch kaum beschriebene, heilbare Krankheit. Betroffen sind von ihr vor allem Direktoren und Kuratoren von Museen, die Werke oder Dokumente des Wiener Malers Gustav Klimt ihr Eigentum nennen. Morbus Klimt tritt in Wien selbst ungleich häufiger auf, als in den österreichischen Bundesländern und hier wiederum ungleich häufiger als im benachbarten Ausland.
Symptome der meist harmlos aber hartnäckig verlaufenden Erkrankung sind unzusammenhängendes Stammeln ("Klimt und seine Modelle", Klimt und die Eotik", "Klimt und die Frauen") sowie die Manie, die Umwelt möglichst umfassend in ein Klimt-Ornament zu verwandeln, etwa Kaffetassen, Bieruntersetzer, Spielkarten, Schals, Aschenbecher, Notizbücher, Toilettenpapier, Servietten, Sektflaschen oder auch Teddybären.
Die Erkrankung kann zu einschlägigen Klimt-Gedenktagen bzw. -Jubiläen gehäuft beobachtet werden. So wurde im Wiener Allgemeinen Krankenhaus im Jahr 2012 vorübergehend eine eigene Ambulanz für von Morbus Klimt Befallene eingerichte, da in diesem Jahr nicht nur die genannten Symptome auftraten, sondern auch besorgniserregende Verwirrungszustände, und das über den einschlägig gefährdeten Kreis hinaus.
Zu ernstlicheren Verlaufsformen kam es in Zusammenhang mit der Eröffnung der sogenannten Klimt-Villa im XII. Wiener Gemeindebezirk, wo eine Koalition von "Verein Gedenkstätte Gustav Klimt", Bundesdenkmalamt, beratenden Architekten dem Eigentümer der Villa, "Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik / Comenius-Institut" (sic!) die Wiederherstellung des sogenannten ursprünglichen Zustandes erfolgreich und zwingend nahelegte.
Wiewohl Klimt nie in dieser Villa gelebt und gearbeitet hatte, sondern für einige Zeit ein Atelier an ihrem Standort, in ungleich bescheidenerem baulichen Umfang betrieb, wurden alle Anstrengungen unternommen, das offensichtlich Unmögliche zu leisten: die "Rückführung" einer umfassenden baulichen Veränderung und Überformung - was bedeutete, die jahrzehntelange, wechselvolle Besitz- und Nutzungsgeschichte der - späteren - Villa in den "authentischen" Zustand, über den man mal mit gerade zwei Fotografien unterrichtet ist, gewissermaßen ungeschehen zu machen, um jene Räume wiederherzustellen, in denen Klimt einige seiner Gemälde entwarf oder fertigstellte.
Jetzt ist die "Klimt VIlla" eröffnet und noch ist nicht die Entwicklung einer mutierten, offenabr gefährlichern Verlaufsform von Morbus Klimt abzusehen. Es ist abzuwarten, ob in der Villa nicht fürderhin ein täuschend echter Klimt-Schauspieler sich auf einem penibel nachgebildeten Sofa mit ebenso täauschen von begabten Schauspielerinnen gemimten Modellen sich räkeln wird, nicht ohne zwischenzeitlich ab und zu seinen Pinsel an einer der Leinwände (in originalgetruer Fotoreproduktion) zu erproben.
Über die "Klimt Villa" und ihre merkwürdige Geschichte informiert gut der einachlägige Wikipedia-Eintrag, über die Einschätzung der "Rekonstruktion" Michael Hierner im Standard vom 3.10.2012 unter dem Titel "Die fünf größten Schönheitsfehler der Klimt-Villa". Der Verein, dem wir die "Rettung" der "Klimt-Villa" verdanken betreibt eine eigene Webseite. Thomas Trenkler hat schon im Mai 2012 auf die - freundlich gesagt - Widersprüche der Rekonstruktion hingwiesen und die trostlose (aber richtige) Feststellung getroffen, daß wohl der ganze Klimt-Rummel von 2012 wieder verscheinden werde, aber diese "Villa" nicht.
Symptome der meist harmlos aber hartnäckig verlaufenden Erkrankung sind unzusammenhängendes Stammeln ("Klimt und seine Modelle", Klimt und die Eotik", "Klimt und die Frauen") sowie die Manie, die Umwelt möglichst umfassend in ein Klimt-Ornament zu verwandeln, etwa Kaffetassen, Bieruntersetzer, Spielkarten, Schals, Aschenbecher, Notizbücher, Toilettenpapier, Servietten, Sektflaschen oder auch Teddybären.
Die Erkrankung kann zu einschlägigen Klimt-Gedenktagen bzw. -Jubiläen gehäuft beobachtet werden. So wurde im Wiener Allgemeinen Krankenhaus im Jahr 2012 vorübergehend eine eigene Ambulanz für von Morbus Klimt Befallene eingerichte, da in diesem Jahr nicht nur die genannten Symptome auftraten, sondern auch besorgniserregende Verwirrungszustände, und das über den einschlägig gefährdeten Kreis hinaus.
Zu ernstlicheren Verlaufsformen kam es in Zusammenhang mit der Eröffnung der sogenannten Klimt-Villa im XII. Wiener Gemeindebezirk, wo eine Koalition von "Verein Gedenkstätte Gustav Klimt", Bundesdenkmalamt, beratenden Architekten dem Eigentümer der Villa, "Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik / Comenius-Institut" (sic!) die Wiederherstellung des sogenannten ursprünglichen Zustandes erfolgreich und zwingend nahelegte.
Wiewohl Klimt nie in dieser Villa gelebt und gearbeitet hatte, sondern für einige Zeit ein Atelier an ihrem Standort, in ungleich bescheidenerem baulichen Umfang betrieb, wurden alle Anstrengungen unternommen, das offensichtlich Unmögliche zu leisten: die "Rückführung" einer umfassenden baulichen Veränderung und Überformung - was bedeutete, die jahrzehntelange, wechselvolle Besitz- und Nutzungsgeschichte der - späteren - Villa in den "authentischen" Zustand, über den man mal mit gerade zwei Fotografien unterrichtet ist, gewissermaßen ungeschehen zu machen, um jene Räume wiederherzustellen, in denen Klimt einige seiner Gemälde entwarf oder fertigstellte.
Jetzt ist die "Klimt VIlla" eröffnet und noch ist nicht die Entwicklung einer mutierten, offenabr gefährlichern Verlaufsform von Morbus Klimt abzusehen. Es ist abzuwarten, ob in der Villa nicht fürderhin ein täuschend echter Klimt-Schauspieler sich auf einem penibel nachgebildeten Sofa mit ebenso täauschen von begabten Schauspielerinnen gemimten Modellen sich räkeln wird, nicht ohne zwischenzeitlich ab und zu seinen Pinsel an einer der Leinwände (in originalgetruer Fotoreproduktion) zu erproben.
Über die "Klimt Villa" und ihre merkwürdige Geschichte informiert gut der einachlägige Wikipedia-Eintrag, über die Einschätzung der "Rekonstruktion" Michael Hierner im Standard vom 3.10.2012 unter dem Titel "Die fünf größten Schönheitsfehler der Klimt-Villa". Der Verein, dem wir die "Rettung" der "Klimt-Villa" verdanken betreibt eine eigene Webseite. Thomas Trenkler hat schon im Mai 2012 auf die - freundlich gesagt - Widersprüche der Rekonstruktion hingwiesen und die trostlose (aber richtige) Feststellung getroffen, daß wohl der ganze Klimt-Rummel von 2012 wieder verscheinden werde, aber diese "Villa" nicht.
Sonntag, 7. Oktober 2012
Große Idee, unterirdisch.
Wenn eine Idee über 20 Jahre nach ihrer Propagierung erneut und unverändert lanciert wird - was sagt das über die Idee? Und über die, die sie erneut öffentlich machen? Wenn für eine Idee, die zwanzig Jahre unverändert geblieben ist, 90 Millionen Euro verlangt werden, was soll man sich dabei denken? Wenn für die Realisierung einer Idee, die seit 20 Jahren unverändert vor sich hin schlummert, Geld von einer Institution verlangt wird, die zu wenig Budget hat, um ihre Kernaufgaben zu verwirklichen, wie soll man das bezeichnen?
Daß man den Maria-Theresien-Platz, der ein Park mit geringer Attraktivität für eine öffentliche Nutzung ist, unterirdisch ausbauen könnte, um einen zentralen Zugang zu den beiden Museen und vielleicht auch zum Museumsquartier zu schaffen, das ist also eine alte Idee. Und sie wird nun mit bekannten Argumenten nun wieder propagiert. Depots, Bergeräume, Veranstaltungsräume, Ausstellungsräume, ein (fast) nie gezeigtes antikes Heroon, eine bessere Betreuung des Publikums und mehr verspricht diese subterrane Erweiterung.
Warum nicht? Aber das Kunsthistorische Museum, dem das Völkerkundliche eingegliedert wurde, kann oder will diesem Museum kein Geld für eine Dauerausstellung zur Verfügung stellen. Die Idee, sich selbst wieder mal etwas Großes zu gönnen, während der "Untermieter" am langen Arm verhungert ist schon erklärungsbedürftig.
Doch erst einmal wäre grundsätzlicher zu fragen: was wird für die beiden Museen hinsichtlich ihres Auftrages besser? Ändert sich am Konzept der Museen etwas, an ihren Möglichkeiten, neue Ideen zu realisieren? Ermöglicht die Erweiterung Innovationen?
So wird aber nicht verfahren, so wird nicht diskutiert. Erst bauen, dann weitersehen. Was ziehen soll sind wie so oft Quantitäten: mehr Besucher, mehr Ausstellung, mehr Depot.
Aber auch symbolisch soll etwas abfallen. Der Vergleich mit dem Louvre wird gezogen. Er stimmt nur hinten und vorne nicht, weder auf der symbolischen noch auf der museologischen noch auf der historischen Ebene. Und schon gar nicht auf der architektonischen: Platz und Museumsbauten verbieten große Eingriffe, Maria Theresia läßt sich durch keine Glaspyramide ersetzen. Das unterirdische Labyrinth hätte keine oder kaum eine zeichenhafte Präsenz an der Oberfläche.
Die Studie, die man von einem mit historischen Bauten vertrauten Architekten hat anfertigen lassen (hier der Artikel im Standard und zwei Abbildungen) muten einem architektonisch auch wenig zu. Ein unstruktiertes Gemenge von Räumen, mehr ist da nicht zu erkennen. Kein Versuch, funktional oder symbolisch einen starken Akzent zu setzen. Immerhin sollte der zentrale Eingangsbereich ja jene Funktion des Sich-Sammelns übernehmen, den die beiden gewaltigen zentralen Kuppelbauten der Museen bereitstellen. Stattdessen Räume, die sich von der Anmutungsqualität einer besseren U-Bahn-Station wahrscheinlich nicht wirklich unterscheiden würde.
Dafür gibts eine Rand-Bepflanzung mit Zypressen.
Aber: "Eine kulturelle Attraktion ersten Ranges" )die Museumsleiter).
Daß man den Maria-Theresien-Platz, der ein Park mit geringer Attraktivität für eine öffentliche Nutzung ist, unterirdisch ausbauen könnte, um einen zentralen Zugang zu den beiden Museen und vielleicht auch zum Museumsquartier zu schaffen, das ist also eine alte Idee. Und sie wird nun mit bekannten Argumenten nun wieder propagiert. Depots, Bergeräume, Veranstaltungsräume, Ausstellungsräume, ein (fast) nie gezeigtes antikes Heroon, eine bessere Betreuung des Publikums und mehr verspricht diese subterrane Erweiterung.
Warum nicht? Aber das Kunsthistorische Museum, dem das Völkerkundliche eingegliedert wurde, kann oder will diesem Museum kein Geld für eine Dauerausstellung zur Verfügung stellen. Die Idee, sich selbst wieder mal etwas Großes zu gönnen, während der "Untermieter" am langen Arm verhungert ist schon erklärungsbedürftig.
Doch erst einmal wäre grundsätzlicher zu fragen: was wird für die beiden Museen hinsichtlich ihres Auftrages besser? Ändert sich am Konzept der Museen etwas, an ihren Möglichkeiten, neue Ideen zu realisieren? Ermöglicht die Erweiterung Innovationen?
So wird aber nicht verfahren, so wird nicht diskutiert. Erst bauen, dann weitersehen. Was ziehen soll sind wie so oft Quantitäten: mehr Besucher, mehr Ausstellung, mehr Depot.
Aber auch symbolisch soll etwas abfallen. Der Vergleich mit dem Louvre wird gezogen. Er stimmt nur hinten und vorne nicht, weder auf der symbolischen noch auf der museologischen noch auf der historischen Ebene. Und schon gar nicht auf der architektonischen: Platz und Museumsbauten verbieten große Eingriffe, Maria Theresia läßt sich durch keine Glaspyramide ersetzen. Das unterirdische Labyrinth hätte keine oder kaum eine zeichenhafte Präsenz an der Oberfläche.
Die Studie, die man von einem mit historischen Bauten vertrauten Architekten hat anfertigen lassen (hier der Artikel im Standard und zwei Abbildungen) muten einem architektonisch auch wenig zu. Ein unstruktiertes Gemenge von Räumen, mehr ist da nicht zu erkennen. Kein Versuch, funktional oder symbolisch einen starken Akzent zu setzen. Immerhin sollte der zentrale Eingangsbereich ja jene Funktion des Sich-Sammelns übernehmen, den die beiden gewaltigen zentralen Kuppelbauten der Museen bereitstellen. Stattdessen Räume, die sich von der Anmutungsqualität einer besseren U-Bahn-Station wahrscheinlich nicht wirklich unterscheiden würde.
Dafür gibts eine Rand-Bepflanzung mit Zypressen.
Aber: "Eine kulturelle Attraktion ersten Ranges" )die Museumsleiter).
Samstag, 6. Oktober 2012
Ein Museum: Der Garten der Künste, Kyoto
Das Jüngste Gericht im Originalmaßsstab |
Montes Seerosen mal dort, wo sie hingehöre: ins Wasser |
Freitag, 5. Oktober 2012
Das neue Département des Arts de l'Islam des Louvre
Wie es scheint, ist dem Louvre eine spektakuläre Erweiterung geglückt. Der Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung, Marc Zitzmann (hier), ist jedenfalls begeistert vom eben eröffneten Département des Arts de l'Islam, dem neu geschaffenen, inzwischen achten Departement des Museums. Im letzten noch nicht verbauten Innenhof wurde ein zweigeschossiger, tief in den Untergrund reichender Bau errichtet, mit einem goldfarbenen, semitransparenten und gewellten Glasdach, einer Art Segel.
Der Autor ist von allem begeistert, von der Architektur, der Gestaltung der Ausstellungsräume ("unsichtbare" Verglasung, da wüßte ich gerne, wie so etwas aussieht...), den Objekten und der "Botschaft" dieses neuen Museums im Museum. Für tausenden von Objekten steht nun das mehr als das Dreifache der bisherigen Ausstellungsfläche zur Verfügung.
Das alles passt noch in die übliche Logik von Museumserweiterungen, mehr, besser, attraktiver, größer, spektakulärer.
Aber das wohl interessanteste am neuen Museumsteil ist seine Finanzierung, die etwa zu 50% von Mäzenen aus muslimischen Ländern kam. Ihnen und dem Museum war daran gelegen den Islam als eine Zivilisation in Wechselwirkung mit anderen Hochkulturen zu zeigen, als ein Beitrag zur Verständigung zwischen Kulturen, die immer schon im Austausch gestanden hätten. Die Botschaft wurde wohl ausdrücklich vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Auseinandersetzungen formuliert, aber auf die bezieht sich - soll man sagen selbstverständlich? - die Ausstellung nicht. Bei der Epochenschwelle 1800 endet der chronologische Parcours.
Der Französische Präsident, der die neue Abteilung eröffnete, bezog sich deshalb auf die Gründung des Louvre und der Französischen Republik in der Revolution und auf die seither aufrechte Verpflichtung des Museums auf die Aufklärung. Symmetrisch dazu werde nun der Islam als tolerante Kultur gezeigt, deren Toleranz der Gewalt und "Aufklärungsfeindlichkeit" (Hollande) mancher militanter Strömungen entgegengehalten werde.
Diesem Frieden traut Sascha Lehnartz in DIE WELT nicht. (hier) "Toleranzpropaganda" wählt er als Titel seines Essay mit dem er erinnert, daß am Tag nach der Eröffnungsfeier die Mohammed-Karikaturen in einer Französischen Satirezeitschrift die Kluft zwischen diplomatischem Ritual und "alltäglichem interkulturellen Diskursniveau" gleich wieder sichtbar machte. Lehnartz: "Das Problem am Dialog der Kulturen ist vor allem, daß er kaum stattfindet. Wenn, dann nur als Serie von Monologen - im Museum."
Der Autor ist von allem begeistert, von der Architektur, der Gestaltung der Ausstellungsräume ("unsichtbare" Verglasung, da wüßte ich gerne, wie so etwas aussieht...), den Objekten und der "Botschaft" dieses neuen Museums im Museum. Für tausenden von Objekten steht nun das mehr als das Dreifache der bisherigen Ausstellungsfläche zur Verfügung.
Das alles passt noch in die übliche Logik von Museumserweiterungen, mehr, besser, attraktiver, größer, spektakulärer.
Aber das wohl interessanteste am neuen Museumsteil ist seine Finanzierung, die etwa zu 50% von Mäzenen aus muslimischen Ländern kam. Ihnen und dem Museum war daran gelegen den Islam als eine Zivilisation in Wechselwirkung mit anderen Hochkulturen zu zeigen, als ein Beitrag zur Verständigung zwischen Kulturen, die immer schon im Austausch gestanden hätten. Die Botschaft wurde wohl ausdrücklich vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Auseinandersetzungen formuliert, aber auf die bezieht sich - soll man sagen selbstverständlich? - die Ausstellung nicht. Bei der Epochenschwelle 1800 endet der chronologische Parcours.
Der Französische Präsident, der die neue Abteilung eröffnete, bezog sich deshalb auf die Gründung des Louvre und der Französischen Republik in der Revolution und auf die seither aufrechte Verpflichtung des Museums auf die Aufklärung. Symmetrisch dazu werde nun der Islam als tolerante Kultur gezeigt, deren Toleranz der Gewalt und "Aufklärungsfeindlichkeit" (Hollande) mancher militanter Strömungen entgegengehalten werde.
Diesem Frieden traut Sascha Lehnartz in DIE WELT nicht. (hier) "Toleranzpropaganda" wählt er als Titel seines Essay mit dem er erinnert, daß am Tag nach der Eröffnungsfeier die Mohammed-Karikaturen in einer Französischen Satirezeitschrift die Kluft zwischen diplomatischem Ritual und "alltäglichem interkulturellen Diskursniveau" gleich wieder sichtbar machte. Lehnartz: "Das Problem am Dialog der Kulturen ist vor allem, daß er kaum stattfindet. Wenn, dann nur als Serie von Monologen - im Museum."
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