Mittwoch, 14. März 2012

Instrumentelle Vernunft, erklärt (Texte im Museum 264)

Hartheim (Oberösterreich)

Kräftiger Bursche mit Strichmädchen. Das Wiener Feuilleton in Klimt-Extase

Das von einem halben Dutzend Wiener Museen bestrittene 'Klimtjahr' wird möglicherweise einen einzigen Effekt haben. Den der kompletten Abdankung der Kunst- und Ausstellungskritik.
Klimt, seine Biografie und seine Werke, haben schon seit jeher, auch schon zu seinen Lebzeiten, zu Sprach- und Assoziationsentgleisungen der Sonderklasse verführt. Warum jetzt alles wiedergekäut werden muß, warum sich Kuratoren nicht zu blöde sind, auf Pressekonferenzen mit der Zahl der unehelichen Kinder wettzueifern, warum noch immer vom Erotischen des Werks auf einen Erotischen Mann und Maler kurzgeschlossen werden muß, wer weiß das schon.

Es geht ins Bodenlose. Niemanden mehr scheint zu interessieren, was Sache sein könnte, welche Fragen man entwickeln könnte, was Forschungsstand ist. Stattdessen: freie Fahrt fürs frei flottierende Assoziieren inklusive Stilblüten.

Hier einige Kostproben der letzten Zeit:
 
"Man sieht Klimt beinahe, wie er sich, gehüllt in seine alttestamentarisch anmutende Reform-Zeichenkutte, mit dem Zeichenpult in die richtige Position rollte, während auf dem Bett die Modelle seinen Anweisungen folgten. Und die dürften keine zimperlichen gewesen sein. Hier wurden Tabus gebrochen, hier posierten arme Wiener Wäschermädeln als Femmes fatales, als nackte Schwangere, als Lesbierinnen, als Masturbierende. Und Klimt hielt sie erst mit Kohle, später mit Bleistift fest. Täglich, nach einem bestimmten Zeitplan, wie seine Kalender zeigen."

"Oder wie sich im Spätwerk ein liegendes Modell im zittrigen Moment der größten Ekstase in elektrische Linien aufzulösen scheint. Dazwischen liegt eine künstlerische Revolution, die sich andeutet, wenn man auf Geheiß der Kuratorin in die halb geschlossenen Augen der ersten von Klimts stilbildenden Femmes fatales blickt, die Studie einer von orgiastischer Erschöpfung dahingeworfenen Mänade für den Dionysos-Altar der Ausstattung des südlichen Stiegenhaus des Burgtheaters (1886/87)."

"Bei Klimt ist alles Symbol für etwas Übergeordnetes, vielleicht ja die Ästhetik gewordene Sehnsucht nach einem Ausweg aus dieser Welt, den er, der kräftige Bursche aus einfachem Haus nur beobachten, aber nicht selbst wählen konnte: Diese damals so moderne melancholische Entrücktheit, die er bei den Bürgerdamen beobachtete, die er porträtierte."

Das war alles aus einer Rezension des Intelligenzblattes des besseren Wiener Bürgertums zur Ausstellung mit Klimt-Zeichnungen in der Albertina.

Der 'Standard' hat mit derselben Ausstellung der Albertina ein anderes Problem, nämlich daß eine Ausstellung von Zeichnungen eine von Zeichnungen ist.

"Trotzdem bleibt die Schau Gustav Klimt. Die Zeichnungen blass. Nicht allein, weil die zarten Bleistift- und Kreidestriche, die den Betrachter nahe heranzwingen, oft mit dem Papier zu verschwimmen drohen. Sondern weil man nicht von der Kraft der Linie ablenken wollte. Daher entschloss man sich, die Studien und Skizzen alleine zu präsentieren - also ohne Abbildung der finalen Gemälde für die sie gemacht wurden."

"Alle anderen (Besucher, die nicht Kenner sind. Anm.GF) tun sich mit solchen Gedächtnisvergleichen erheblich schwerer (oder kaufen den Katalog um € 29,-) und hängen daher, so wie mancher von Klimts Strichen, in der Luft."

"Dort, wo die Zeichnungen jedoch für sich stehen, liegt das Potenzial der Ausstellung. Da kann auch ohne Vergleichsbeispiele Interessantes entdeckt werden: etwa in Klimts expliziteren Aktzeichnungen. Darin entwickelt die Zartheit der Linie sogar eine inhaltliche Komponente. Denn seine in exquisiten Posen festgehaltenen Strichweibchen erhalten so etwas Entrücktes, Verschwindendes. Die von der Kraft der Vorstellung lebende Erotik steigert das."

Montag, 12. März 2012

Ein Museum - Temple of Art, 1928


Temple of Fine Arts Museum in Ivansville, Indiana (USA)

An organization interested in establishing a permanent museum in the City formed in 1926 when The Society of Fine Arts and History was founded.  The purpose of this organization, as stated by Paul H. Schmidt, was “to establish, perpetuate and maintain a Temple of Fine Arts ot he people of ‘Evansville and Vanderburgh County…said Temple ot h used for all such purposes as will foster the aesthetic development and the higher life of said Community.”  The new organization – under the leadership of officers Schmidt, Francis F. Reitz, Mrs. George S. Clifford, Mrs. Moses Gans, Mrs. Paul H. (Samuella) Schmidt, and George Honig – was offered, rent free, the former Y.W.C.A structure at 216 Northwest Second as a temporary home.  This offer was accepted and, after merging with the Vanderburgh County Museum and Historical Society, the collection at Willard Library was moved into this 8900 Square foot structure.  Following repairs ot he building, The Society of Fine Arts and History, whose Museum was known as the Temple of Fine Arts, opened ot he public on March 19, 1928 with an exhibition of 25 paintings on loan from the Metropolitan Museum of Art. (...)  When the Temple opened in 1928 in the old YWCA, it was in an 8,895 square foot building that basically consisted of two old houses that were connected.  The Permanent Collection consisted of 2,658 objects.  324 people were Members of the Museum and from late June of 1928 to January of 1929, 3,500 people visited the facility.  Today’s Evansville Museum is a 48,000 square foot facility with 30,000 objects, a Membership of 1,600, and an average annual attendance of 70,000. 

Sonntag, 11. März 2012

Die Wunder der Synergien - ein Österreichisches Beispiel





Ja, auch Österreich hat ein Sparpaket und ja, auch in Österreich hat das Sparpaket recht sonderbare Effekte.

Ein Sektionschef im Innenministerium schwärmt von den Synergien, die bei der Zusammenlegung des Österreichischen Staatsarchivs mit dem Heeresgeschichtlichen Museum (für das er nicht zuständig ist) haben wird. Der Verwaltungs-O-Ton dazu: "…durch eine Verstärkung der Zusammenarbeit und Koordination des Österreichischen Staatsarchivs mit den Bundesmuseen im Bereich der Vermittlung der Geschichte Österreichs (werden) synergetische Effekte erzielt". Konkret geht es nur um die Zusammenlegung mit dem Heeresgeschichtlichen Museum.
Als Beispiele für Synergien nennt der Sektionschef Kooperation bei der Restaurierung oder das Ausstellen von Archivalien im Museum. Nochmal O-Ton: "In beiden Institutionen sitzen Historiker, und wenn sie an die Restaurierung denken, wenn sie an die archivalische Aufbewahrung denken - da gibt es schon etliches an synergetischen Möglichkeiten."
Sowohl das Museum als auch das Staatsarchiv können keine Vorteile in einer Kooperation, wenn nicht gar an Zusammenlegung gedacht ist, erkennen. Wie soll man etwas Sparen, wenn man mit Archivalien im Museum neue Ausstellungsbereiche entwickelt? Und hat der Sektionschef über den Unterschied von Museum und Archiv nachgedacht und über die komplett unterschiedlichen Aufgaben der beiden Institutionen?
Wahrscheinlich geht es ja um die Hoffnung auf Einsparung von Personal. Das wird man aber nicht so direkt öffentlich sagen. Also greift man auf das Zauberwort Synergien zurück. Synergien waren auch der (offizielle) Grund, warum das Völkerkundemuseum in das Kunsthistorische Museum eingegliedert wurde. Ich kann mich nicht erinnern, daß die Synergien je evaluiert worden wären. Alles was man beobachten kann ist, daß dem Völkerkundemuseum seit Jahren keine Mittel zur Verfügung stehen, eine Dauerausstellung zu zeigen.
Da gehts aber immerhin noch um zwei Museen.
Zu den krausen Gedanken des Sektionschefs gehört die, daß man die Kooperation zur Weiterentwicklung des Heeresgeschichtlichen Museums verwenden könnte. Nochmals Zitat: "Und ob ein militärgeschichtliches Museum heute noch die Attraktivität hat oder ob man nicht gut daran täte, einen breiteren Fokus zu suchen, ist sicher eine Frage." Sicher, das ist eine Frage, aber woran er denkt,  kostet Geld, viel Geld und Archivalien zu integrieren ist keine Option für eine Entwicklung des Museums.



Freitag, 2. März 2012

What a man! (Texte im Museum 263)

Thor Heyerdahl. - Kon-Tiki-Museum. Bigdøy. Dänemark

Ein Museum - American Atomic Energy Museum


Die Atombombe "Little Boy"

The museum opened in 1949 in an old wartime cafeteria. It was originally named the American Museum of Atomic Energy. Its guided tours took visitors through the peaceful uses of atomic energy. The present facility, opened in 1975, continues to provide the general public with energy information. The name of the museum was changed to the American Museum of Science and Energy (AMSE) in 1978. (Offizielle Webseite des Museums; 2012)
Miss Universe, Aspasra Hongsakula of Bangkok, Thailand, receives a radioactive dime as a souvenir of her visit to the American Museum of Atomic Energy in 1966. 


The American Museum of Science and Energy in Oak Ridge was initially established in 1949 as the American Museum of Atomic Energy. Its opening on March 19, 1949, coincided with the opening of the security gates to the once top-secret city of Oak Ridge. The museum quickly became a key institution to orient visitors and newcomers to the scientific and technological achievements associated with the Manhattan Project and atomic energy research at Oak Ridge. In 1959, with congressional approval and support, the museum developed a special program entitled "This Atomic World" and took it on a national tour of American school systems, conducting presentations at many community events and state fairs as well. Program highlights during the next decade included an exhibit and program in 1969 on recently acquired moon rocks, then being studied by scientists at the Oak Ridge National Laboratory. (http://tennesseeencyclopedia.net/entry.php?rec=21)

Young actress Patricia Neal tests the Van De Graaf generator on March 19, 1949 -- the opening day for both the American Museum of Atomic Energ

Mittwoch, 29. Februar 2012

Ins Museum damit! (Texte im Museum 262)

Hofmobiliendepot - Möbel Museum / Bundesmobilienverwaltung Wien

Der Kulturmanager


"Er malte, ruderte und zeugte Kinder....". Das Klimt Jahr tobt

Wer es noch nicht mitbekommen hat - es ist "Klimt-Jahr". Ein halbes Dutzend Museen werden IHM huldigen. Etwa so: "Leopold Museum: Klimt - wem er schrieb und wen er küsste...'Klimt persönlich' ist eine elegante Ausstellung mit viel historischem Material, die zeigt, was man über das Privatleben des Malers heute noch wissen kann: Er malte, ruderte, zeugte Kinder und liebte seine "Midi".
Almut Spiegler in Die Presse


Museumsshop Österreichische Galerie

Leidenschaften, im Museum?!

Dem Hygiene-Museum in Dresden scheint wieder einmal eine inhaltlich und gestalterisch interessante Ausstellung geglückt zu sein. Eine über "Leidenschaften", also über ein Thema, von dem man sich fragen kann, ob es mit Mitteln des Museums überhaupt darstellbar ist. Offenbar ja, wenn man der sehr freundlichen Berichterstattung Hartmut Böhmes in DIE WELT (29.2.) folgt, der genau mit dieser Grundsatzfrage einleitet.
"Die Medien der Versinnlichung großer Gefühle sind das Theater, die Oper und der Film. An der sprachlichen Vergegenwärtigung der Leidenschaften arbeitet die Literatur. Die Analyse der Gefühle wird seit Platon von der Philosophie besorgt. Diese hat durch Psychologie, Soziologie, Kulturgeschichte und die Neurowissenschaften allerdings ihre Lufthoheit über das zerklüftete Gelände der Passionen verloren. Daneben gab es Einrichtungen zur Zähmung und Ordnung, notfalls der Bestrafung der Leidenschaften: die Familie, die Erziehung, die Moral, die Schule, das Militär, das Recht, die Religion. Man kann sich also viele Kontexte denken, in denen die Leidenschaften dargestellt oder diskutiert werden: Aber kann das Museum überhaupt das Format sein, um Leidenschaften spürbar zu machen und zu analysieren? So etwas hat es noch nicht gegeben."
Jetzt gibt es das also und wenn man ihm folgt, sehr geglückt und anregend.
"Die Leidenschaften. Ein Drama in fünf Akten". Bis 30.12.2012 (Link zur Ausstellungswebseite)

Dienstag, 28. Februar 2012

Ein Museum - Das Inkijkmuseum in Eindhoven

Mal ein Museum, daß sich mit Schlittschuhen erreichen läßt...
...oder mit dem Rad. Zu sehen gibt es offenbar...



...in jedem Fenster was.



The Museum is located in the washhouse of the former linen factory Van den Briel & Verster on the Dommelstraat.

The original factory was shut down in 1936, after which the washhouse was abandoned for a time. It was then converted into a bicycle parking area for the city police, then into youth center Effenaar and cultural center Cultureel Centrum 2B. It was also in use as private housing at that time.

The ground floor of the building has been in use as the Inkijkmuseum since March 21, 2004. The idea of the "look-in" museum is to host small exhibits which are viewed by the public from outside the building, by looking in through the windows.

Such a micro-exhibit might consists of works of art, musical instruments, cultural anthropological artifacts or objects linked to a historical event. (Wikipedia)

Mittwoch, 22. Februar 2012

Weltdeutung (Texte im Museum 261)

Museum of Natural History London


Fundsache, glücklich

Grant Museum für Zoologie und vergleichende Anatomie, London. 2011 anläßlich eines Umzugs aufgefundene Knochen eines Dodo - man beachte die beiden badeentengroßen Rekonstruktionen. Das Museum wurde 1828 privat gegründet und ist heute Teil des University College London.

Puzzle (Texte im Museum 260)

Hunterian Museum Glasgow. *Peloneustes sp.* skull and limb-bones: possible skull fragments (24), teeth fragments (6); humerus (R), radius (1), ulna (1), intermedium (1), carpals & metacarpals (5.5), phalanges (9),...

Our Place (Texte im Museum 259)

Natural History Museum London