Mit der Sammlung von Museumstexten habe ich mich selbst überrascht. Ich hatte nicht gedacht, in welcher Vielfältigkeit der Funktionen, Platzierungen, Gestaltungsweisen, Typografien, Intentionen und Inhalte Texte im Museum auftauchen können. Es hat sich gezeigt, daß beim Sammlen Quantität in Qualität umschlagen kann: Die Sammlung von bislang zweihundert 'ausgesuchten Exemplaren', dieses kleine Museum der Museumstexte, gibt schon einiges her, um über Museumstexte jenseits ihrer nur ihrer grammatikalischen oder pädagogischen Lesbarkeit nachzudenken.
Das will ich hier aber nicht tun, sondern mit der Inventarnummer 200 ein Prachtexemplar von 'Museumstext' vorstellen, von dem man sich kaum vorstellen kann, wodurch es noch überbietbar wäre.
Es sind vier in die Wände eingelassene steinerne Texttafeln, die sich in der sogenannten Roosevelt-Hall (oder auch Roosevelt-Rotunda) des American Museum of Natural History in New York befinden.
Schon wegen ihres hohen Tons, in dem es um Nation und Männlichkeit, um Natur und Zivilisierung geht, macht sie besonders, besonders sind sie aber auch durch ihre Platzierung, wo sie mit anderen Objekten und auch Räumen ein komplexes Symbolsystem bilden, das hier nicht annähernd aufgeschlüsselt werden kann.
Die Halle betritt man von einem der Haupteingänge her über eine monumentale Treppe, wobei man ein Reiterstandbild passiert, das den 26. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Theodore Roosevelt, auf einem Pferd zeigt, flankiert von einem Indianer und einem Afrikaner. Viele Museen haben eine zwischen den Stadtraum und Alltag und das Museum und seine Eigenzeit liminale Inszenierungen. Diese ist besonders reich und komplex.
Der monumentale, klassizierende Eingangsbau mit der Halle stammt aus dem Jahr 1936 und wurde von einem Architekten geplant, der auf Museen und Memorialbauten spezialisiert war, John Russel Pope (er hat unter anderem jene kalte, fast bunkerartige Halle geplant, in der im British Museum bis heute die Elgin Marbles, der Parthenonfries gezeigt wird).
Im Zentrum der Halle steht das, so sagt es einem das Museum, größte freistehende Saurierskelett der Welt, ein Allosaurus, gegen den sich ein Barosoraus verteidigt um ihr Junges zu schützen. Ja, "ihr". Die Texte des Museums verwenden eindeutig die weibliche Form, wir sollen die Gruppe als Mutter die ihr Kind verteidigt verstehen.
Die vier von Theodore Roosevelt stammenden, appelativen Texte gebe ich kommentarlos wieder. Sie erschließen sich weitgehend von selbst. Was zum Verständnis hilft, sind einige Hinweise auf die Bedeutung Theodore Roosevelts für das Museum. Dieses wurde in der Nachkriegszeit des Civil War gegründet und zwar im Privathaus der Roosevelts, einer niederländischen Einwandererfamilie, die bereits im 17. Jahrhundert nach Amerika ausgewandert war. Roosevelt verkörperte vor allem mit seinen vom Smithonian Institute und dem American Museum of Natural History finanzierten Expeditionen, die er nach seiner Präsidentschaft organisierte, "um noch einmal Junge sein zu können" (Zitat) einer sich in der Natur bewährenden Männlichkeit und eines antizivilisatorischen und -urbanen paradisischen Naturbegriffs. Er war maßgeblich an der Gründung mehrerer Nationalparks begründet und war ein bedeutender Protege jenes Museums, das ihn mit der großen Empfangshalle ehrt. Aber nicht nur mit dieser. Das Natur- und Männlichkeitsbild, das nicht nur Roosevelt verkörperte sondern auch der Taxidermist und Schöpfer der Dioramen, Carl Akeley, wird im berühmtesten Saal des Museums, dem der Säugetier-Dioramen, gewürdigt und zelebriert. Und es gibt noch einen weiteren Saal, der Roosevelt gewidmet ist, einer der unter anderem Dioramen zur Geschichte der Vereinigten Staaten enthält und jene Sammlung, die der Neunjährige bereits als Roosevelt-Museum anlegte und mit 20 an das Museum übergab.
Die Geschichten sind damit noch lange nicht erschöpft, aber sie sollen hier erst mal genügen, um mit dem Pathos der Texte umgehen zu können.
Nature
There is a delight in the hardy life of the open.
There are no words that can tell the hidden spirit of the wilderness, that can reveal its mystery, its melancholy and its charm.
The nation behaves well if it treats the natural resources as assets which it must turn over to the next generation increased; and not impaired in value.
Conservation means development as much as it does protection.
Manhood
A man's usefulness depends upon his living up to his ideals insofar as he can.
It is hard to fail, but it is worse never to have tried to succeed.
All daring and courage, all iron endurance of misfortune-make for a finer, nobler type of manhood.
Only those are fit to live who do not fear to die and none are fit to die who have shrunk from the joy of life and the duty of life.
Youth
I want to see you game, boys, I want to see you brave and manly, and I also want to see you gentle and tender.
Be practical as well as generous in your ideals. Keep your eyes on the stars and keep your feet on the ground.
Courage, hard work, self-mastery, and intelligent effort are all essential to successful life.
Character, in the long run, is the decisive factor in the life of an individual and of nations alike.
The State
Ours is a government of liberty by, through, and under the law.
A great democracy must be progressive or it will soon cease to be great or a democracy.
Aggressive fighting for the right is the noblest sport the world affords.
In popular government results worth while can only be achieved by men who combine worthy ideals with practical good sense.
If I must choose between righteousness and peace, I choose righteousness.