Montag, 14. März 2011

Offener Brief zur Entwicklung und Zukunft des Jüdischen Museums


Sehr geehrter Herr Bürgermeister Häupl,
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin Vassilakou,
Sehr geehrte Frau Stadtrat Brauner,
Sehr geehrter Herr Stadtrat Mailath-Pokorny,

Die UnterzeichnerInnen dieses offenen Briefes  wenden sich aus tiefer Besorgnis um die Entwicklungen bzw. um die Zukunft des Jüdischen Museums der Stadt Wien (JMW) an Sie bzw. an die für das Jüdische Museums der Stadt Wien verantwortlichen Gremien.

·       Zur Vorgeschichte: In Reaktion auf die Zerschlagung der Hologramme, dem Kernstück der bisherigen Dauerausstellung des JMW, hatten 25 Direktoren/Direktorinnen jüdischer Museen und WissenschaftlerInnen in einem Brief an  die Direktorin des JMW, Danielle Spera, ihrer Besorgnis über die künftige Positionierung des JMW Wien in der internationalen Museumslandschaft Ausdruck verliehen.
http://museologien.blogspot.com/2011/02/zerstorung-ist-selbst-thema-unserer.html

·       Die Zerschlagung dieser Ausstellungsobjekte erschien vielen als Fanal:  als ein – womöglich nicht einmal bewusster –  Akt der Zerstörung dessen, was das internationale Standing des JMW als Ort der Reflexion über die Frage der (musealen) Darstellbarkeit von (jüdischer) Geschichte (im Besonderen nach der Shoah) ausgemacht hat. Es war gerade diese Form der „Übersetzung“ von wissenschaftlich-intellektuellen Debatten in die Praxis des Ausstellens, auf der die besondere Position des JMW – trotz relativ beschränkter Mittel – in der internationalen Topographie jüdischer Museen beruhte.

·       Das in diesem Schreiben eröffnete Angebot, in einen Dialog mit Frau Spera zu treten, wurde allerdings nicht aufgegriffen, ganz im Gegenteil: Die Reaktion der Leitung des JMW hat sich bislang nicht in inhaltlichen Positionen, sondern in persönlichen Diffamierungen der KritikerInnen und einer generellen Intellektuellen-Feindlichkeit erschöpft: als „Verkopfungen, die sich selbst richten“, wurden kritische Reflexionen  denunziert.
http://science.orf.at/stories/1676061/

·       Auch auf die Entkräftung des Arguments, man habe die Hologramme nicht abbauen können, durch jene renommierte Firma, die sie hergestellt hat, hat die Leitung des JMW bis heute keine adäquate Antwort gegeben.

Einen neuen Höhepunkt hat diese Diffamierung mit den Äußerungen des Prokuristen des JMW Peter Menasse  in seiner – offenkundig auch für die öffentliche Kommunikation des Museums bestimmten – Facebook-Seite erreicht. Die dortigen Äußerungen haben mittlerweile einen Grad an Öffentlichkeit erlangt, der eine Reaktion erforderlich erscheinen lässt.
 Im Facebook-Eintrag von Peter Menasse heißt es wörtlich über die UnterzeichnerInnen des Briefes an die Direktorin des JMW:
„Und wenn einer aus der Gruppe Treue schreit, versammeln sich alle ungeprüft hinter ihm, auch wenn er aus der tiefsten österreichischen Provinz kommt. Denn unter Direktoren jüdischer Museen heißt es: Unsere Ehre heisst Treue."
http://museologien.blogspot.com/2011/03/peter-menasse-es-kotzt-mich.html

Mit dem Wahlspruch der SS Direktorinnen und Direktoren Jüdischer Museen zu verhöhnen – damit ist eine Grenze überschritten, ein Tabu gebrochen, damit verlässt der Prokurist des Jüdischen Museums Wien den kommunikativen Raum, in dem eine Debatte um Ziele, Inhalte und Konzepte für die Zukunft des JMW im internationalen Kontext sinnvoll und möglich erscheint.
Peter Menasse hat diesen einen Satz „Unsere „Ehre heisst Treue“ mittlerweile zwar zurückgezogen, bezichtigt die KritikerInnen aber nach wie vor, eine „Hetzjagd“ gegen ihn zu führen, an anderer Stelle spricht er von „Menschenjagd“. Diese und weitere Anschuldigungen und Diffamierungen auf seiner Facebook-Seite hat Peter Menasse nicht zurückgenommen.
Wir, die Unterzeichner und Unterzeichnerinnen dieses Schreibens, erklären uns solidarisch mit den Direktorinnen und Direktoren Jüdischer Museen und verwehren uns gegen diese unfassbare Entgleisung auf das Entschiedenste. Besorgt und bestürzt nehmen wir zu Kenntnis, dass sich das JMW durch solche Äußerungen selbst disqualifiziert.
Diese Polemik lenkt auch von der eigentlichen Frage ab: der Zukunft des Jüdischen Museums der Stadt Wien und den diesbezüglichen Vorstellungen der Museumsleitung. Daher möchten wir anregen, den Dialog darüber, der bereits im Schreiben der Museumsdirektorinnen und -direktoren vorgeschlagen wurde, zu beginnen.


Dr. Ilsebill Barta, Wien
Dr. Margit Berner, Wien
Mag. Petra Bernhardt, Wien
Dr. Gottfried Fliedl, Graz
Univ. Prof. Dr. Hans Goldenberg, Vorstand des Instituts für Medizinische Chemie der Universität Wien

Dr. Louise Hecht, Kurt-und-Ursula-Schubert Institut für Jüdische Studien, Olomouc, CZ
Otto Hochreiter, Direktor stadtmuseumgraz
Dr. K. Hannah Holtschneider, University of Edinburgh
Doz. Dr. Ela Hornung-Ichikawa, Wien
Dr. Martha Keil, Direktorin, Institut für jüdische Geschichte Österreichs


Dr. Gerald Lamprecht, Leiter des Centrums für Jüdische Studien, Universität Graz
Univ. Prof. Dr. Gerhard Langer, stellvertretender Institutsvorstand Institut für Judaistik, Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Albert Lichtblau, Universität Salzburg, Fachbereich Geschichte
Thomas Mang, Wien
Univ.Doz.Dr. Wolfgang Maderthaner. Verein f. Geschichte d. Arbeiterbewegung

Dr. Gerhard Milchram, Kurator, Wien
Dr. Roswitha Muttenthaler, Wien
Dr. Sabine Offe, Institut für Religionswissenschaft, Universität Bremen
Mag. Petra Paolazzi, Ausstellungs- und Museumskonzeption, Innsbruck
Mag. Herbert Posch, Institut für Zeitgeschichte, Wien

Peter Putz, Wien
Dr. Gabriele Rath, Museumskonzeption und –beratung, Innsbruck
PD Dr. Dirk Rupnow, Leiter, Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck
Univ.Doz. Dr. Anna Schober, Kulturwissenschafterin, Wien/ Verona
Dr. Monika Sommer, Wien

Dr.in Claudia Andrea Spring, Wien
PD Dr. Heidemarie Uhl, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte
Mag. Elisabeth K. Wappelshammer, Historikerin, Wien
Bruno Winkler, Schruns

Mag. Regina Wonisch, Wien
Dr. Heidrun Zettelbauer, Institut für Geschichte, Universität Graz
Luisa Ziaja, Wien


Stand der Unterschriften:  16.3.2011

Wenn Sie sich dem Offenen Brief anschließen wollen, genügt eine formlose Zustimmung in Form eines Kommentars (unter dem Post).



Die Bedrohung der Dinge - Bohumil Hrabal (Das Museum lesen 15)


Herr Kakra ist einer der wunderlichsten unter den wunderlichen Bewohner des Waldes von Kersko, denen der Schriftsteller Bohumil Hrabal, der hier ein kleines Häuschen bewohnte, tatsächlich oder in seinen Phantasien begegnet ist und denen er in seiner Geschichtensammlung “Schneeglöckchenfeste” Denkmäler gesetzt hat.
Herrn Kakra trifft man auf ruhelosen Wanderungen kreuz und quer durch den Wald, von Dorf zu Dorf, auf Allen, Wegen Straßen, vor allem aber zu den Kinos der Gegend. So sammelte er ein enzyklopädisches Wissen, das er dem, der ihm bei seinen scheinbar ziellosen Wanderungen begegnete, als rätselhafte Fragen freimütig anbot. Wer hat den nun in Der Große Dikator neben Charlie Chaplin den Dikator aus Bakterie gespielt. Und Herr Kakra antwortete selbst: “Aber den spielte doch Jack Oakie, das muß jedes kleine Kind wissen…”.
*
“… und heute, als ich Herrn Kakra zum ersten Mal in einem elenden Zustand sah, folgerte ich, daß seine Wege keinen Sinn mehr hatten, daß er nur ging, um irgendwohin zu gehen, daß er nur ging,weil er gehen mußte, weil hier an den warmen Kamin angelehnt zu sitzen untätig leben hieß, und das der Tod war. Herr Kakra winkte mit den über den Knien hängenden Armen ab und sagte ... das geht vorüber, ich habe mich nur erinnert, daß ich einmal ein Jahr lang, aber das ist schon lange her, auch gut gewohnt habe, ich wohnte bei einer schönen Frau, die sah fast wie Maureen O'Hara aus, wir hatten sogar eine schöne Wohnung, in der soviele Möbel und Sachen waren, daß ich davon nach einem einzigen Jahr krank wurde, die Ärzte sagten damals, daß ich im Kopf krank sei, aber woher, ich war nicht krank, ich krankte an den fünfzehn Schränken, ich war von sechsunddreißig Stühlen krank, ich erkrankte schwer an sieben Tischen und Tischlein, sechsundfünfzig Schlüsselchen und Schlüssel hatten mich zu Tode ermüdet, im Kopf steckten mir hundertzwanzig Tellerchen und Teller, fünfzehn Krüge und Sauceschüsseln und Fleischwölfe hämmerten mir auf den Schädel, ich war allein schon deswegen krank, weil wir einen Kühlschrank hatten, aber am meisten krankte ich an den vier Zimmern und an der Küche, an den tausend Gläsern und Gabeln und Messern und Löffeln und Löffelchen, das Badezimmer und die darin hängenden Frottiertücher erschreckten mich zu Tode, wenn ich die Schränke aufmachte, streckten überall Handtücher und Abwischlappen, Damenhöschen und Unterröcke, Hemden und Unterhosen mir ihre unanständigen Zungen heraus, lange Zungen von fünfzig Krawatten, die Blumentischchen und kleinen Vasen in allen Ecken erschreckten mich, weil ich damals keine anderen Sorgen hatte, als so viele Sachen in Gang zu halten, und alle die Sachen waren gegen mich, die Sachen wußten es und ich wußte es von ihnen, und so entschloß ich mich eines Tages und ging fort, weit weg, immer auf einem Weg, es war gleich, auf welchem, wichtig war, daß ich ging, denn je weiter ich ging, desto mehr entfernte ich mich von all dem unmenschlichen Kram ... Und seither, wenn mir in den Sinn kommt, daß ich zurückgehen sollte, gehe ich lieber und gehe, schreite durch die Gegend und den Wald, um nicht dorthin zurückzugehen, um hier zu bleiben, wo ich schon dreißig Jahre lebe, mit zwei Kleiderhaken, an welchen ich mich auch erhängen könnte. Wissen Sie, zweimal hat man mich ins Irrenhaus gebracht, aber ich habe ihnen dort bewiesen, daß sie verrückt sind, und nicht ich. . . Ich sagte, Herr Kakra, ich bin nicht besser dran, ich leide auch unter Möbeln und Kühlschränken und Hunderten von Stühlen und Tischen und Zimmern und Küchen, in welchen ich mit meiner Frau zusammenstoße, wir stoßen uns immer an, obwohl wir so viel Platz haben, aber Herr Kakra, Sie haben sich von den Kanapees und Tischen getrennt, während ich es mir nur vorstellte und nie auch nur versucht habe, wegzugehen, wie Sie. . . Kommen Sie, wir gehen in den Wald und machen einen Halt im Forsthaus, dort wird es lustig sein, ja? Und Herr Kakra, von dem ich jetzt bemerkte, daß er barfuß war, griff hinter sich und zog ein Paar Schuhe hervor, die man Kaminfeger nennt, Schnürschuhe mit rundemeuerten Sohlen, er wickelte sich Stoffetzen um die Füsse und zog die Kaminfeger an und schnürte sie bedächtig …”.

Pantheon

Die Bürgermeister der Gemeinde. Heimatmuseum Lech (Foto GF 2011)

Altonaer Museum Hamburg. Die Bürgerschaft ist nachdrücklich aktiv

Ich habe hier schon mehrmals über das Altonaer Museum in Hamburg geschrieben. Durch einen rigiden Sparbeschluß des Senats existentiell bedroht, schien es lange Zeit vor der Schließung zu stehen. Inzwischen ist die Regierung zurückgetreten, die SPD, die in Hamburg lange Zeit die politische Mehrheit hat, hat diese absolut zurückgewonnen. Eine Kultursenatorin wurde bestellt, deren Qualifikation sofort öffentlich anerkannt wurde.
Dennoch bleibt die Bürgerinitiative sehr aktiv, die sich anläßlich der drohenden Schließung gebildet hatte. Das schien mir das Bemerkenswerteste an der Entwicklung, daß die Gegenwehr gegen die politischen entscheidungen nicht allein vom betroffenem Museum und dem Verbund Historischer Museen kam, zu dem das Altonaer gehört, sondern von Bürgern, die sowohl die Politik als auch das Museum in die Pflicht nahmen.
Obwohl nach der Wahl vieles für eine Entspannung spricht und für den Fortbestand des Museums, legte die Bürgerinitiative ein quantitativ und qualitativ bemerkenswertes Votum ab. 24.000 Stimmen (!) für eine 'Volksinitiative' liegen im Hamburger Rathaus. Und untermauern Forderungen wie die, daß die Poltik nur noch die juridische Aufsicht behält, nicht aber die fachliche.
Kurzum: man möchte den direkten Einfluss und die unmittelbare Abhängigkeit der Politik eindämmen und gleichzeitig erreichen, daß die Museen der Stiftung und damit das Altonaer Museum ausreichend und anchhaltig finanziert und abgesichert werden. Im Fall der Harthörigkeit der Politik wird mit dem Zaunpfahl einer Volksbefragung gewunken.

Samstag, 12. März 2011

Kindermund (Texte im Museum 190)

Mikroausstellung "Nation building"

Oben: Marcel Broodthaers: Femur belge. Unten: 'Femore'. Ötzi am digitalen Seziertisch für Besucher

Tirol hat eine neue Mitte

Wenig unterhaltsam. In eigener Sache

Was ist bloß aus diesem schönen Blog geworden? - Als halbakademisches Unterhaltungsmedium gedacht, ist es jetzt so bitternst geworden.

Die Lust am feuilletonistischen Schreiben (wenn mans kann), vergeht einem angesichts der Zähigkeit von Auseinandersetzungen, in der einem wenig anderes denn verbissene Polemik entgegenschlägt.

Ich, einer der "Hexenjäger" in der Causa Jüdisches Museum der Stadt Wien würde mich lieber weiter im Schreiben von Texten üben, die vom Hundersten ins Tausendste kommen und dabei locker bleiben.
 

Der Neid frißt mich (ein wenig), wenn ich einer hohen Schule des Feuilletons, im Blog "Der Umblätterer", in den Archiven stöbere und brillante Texte lese oder einfach nur höheren Blödsinn, wie diesen Prachtsatz: "Ganz böse Kommentatoren behaupteten, Segantini sei Kunst für Russen, die sich in St. Moritz das Bein gebrochen haben und deswegen nicht auf die Piste können."

Heimatmuseen sind etwas für Sultane mit Töchtern Kostüm
Also das Segantini-Museum in St. Moritz kenne ich nicht, aber ich weiß, daß dort Boris Becker geheiratet hat (aber nicht wen) und dass es ursprünglich für nur drei Gemälde Segantinis bestimmt war, in Form einer kleinen Kapelle (deswegen vielleicht die Beckerhochzeit) aus Bruchstein (Heimat! Alpen!).

Ehe ich wirklich dem Gedanken folge, warum Werner Spiehs sich an der "Kunst-Reha" (c) des "Alpenvangogh" (noch einmal Copyright "Umblätterer) beteiligt, frage ich mich schon, ob sich der Satz nicht relativ universal auf gewisse Museen anwenden ließe, z. B. auf Heimatmuseen im Einzugsbereich russisch-oligarchischer Skitouristen. Kitzbühl, denke ich mir, mit seinen Walde-Bildern (der Alpenleonardo), den Skibindungen und Abfahrtspistenfotos käme vielleicht ganz gut weg mit einem Satz wie: "Ganz böse Kommentatoren behaupteten, das Museum in Kitzbühel sei eins für Russen, die sich beim Skifahren das Bein gebrochen haben und deswegen nicht auf die Piste können."

Das wäre aber gemein. Und nur leidlich lustig, weil abgekupfert. 
Vielleicht hört das ja irgendwann wieder auf mit der Diskussion um das Jüdische Museum (obwohl: wie soll das eigentlich (je) aufhören...?) und dann könnte ich wieder ungehemmter höheren Blödsinn treiben. Denn nicht nur diese Museumsdiskussion ist ernst, das Museum überhaupt. Oder haben Sie im Museum schon mal gelacht! Aber hallo! Und worüber?

Gute Schreiber, wusste schon der Feuilleton-Forscher Haacke (den gabs wirklich), haben immer "Unterhaltung und Gründlichkeit (...) zu vereinigen gewußt", haben jene "Mischung von Wissenschaft und Belletristik, vergänglichem Stoff von aktuellem Anreiz und unvergänglichen Themen aufgeboten", welche das Feuilleton bekanntlich erst zu dem macht, was es ist.

Das ist mir diesmal - Russen hin, ernste Museen her - wieder nicht gelungen, sorry...

Donnerstag, 10. März 2011

Fliegender Text (Texte im Museum 189)

Dieser Maus und Text erbeutende Großflieger ist im Heimatmuseum Lech zu sehen

Peter Menasse - Es kotzt mich an

Peter Menasse - "Es kotzt mich an" (1)

18.2.: Es finden sich immer mehr Intellektuelle, die besser als einfache Glaserer wissen, wie man Glas behandelt. Merke: Wer das Wort führt, weiß über alles besser Bescheid als das Volk.
Ach kotzen mich diese Besserwisser an.
8.3.: Es ist ganz einfach: der Glasermeister weiss, dass man die glasplatten nicht entfernen kann. Ich verwende für Glasermeister das Synonym "Volk" Museumsdirektoren wissen es besser als der Glasermeister. Sie wissen eben einfach alles besser. S...ie haben das authentische Bescheidwissen Qua Studium mit dem Löffel gegessen. Da kann sich der Glaserer brausen gehen.
Und wenn einer aus der Gruppe Treue schreit, versammeln sich alle ungeprüft hinter ihm, auch wenn er aus der tiefsten österreichischen Provinz kommt. Denn unter Direktoren jüdischer Museen heißt es: Unsere Ehre heisst Treue.(2)

‎8.3.: @Bernhard: Deine Lebenserfahrung kann wohl Nr begrenzt als Maßstab genommen werden. Einem Glasexperten, der vor Ort Platten, die verklebt sind nicht voneinander lösen kann, ist mir glaubwürdiger als Leute, die vollkommen ahnungslos sind, u...m was es geht. Unterstützt wird diese Ansicht durch das inzwischen eingeholte Gutachten eines gerichtlich beeideten Sachverständigen.
Beleidigt bin ich gar nicht, aber fassungslos darüber, dass Leute, die sich mit der Geschichte der großen Menschenhatz befassen, daraus für sich selbst null gelernt haben.

8.3.: Peter Menasse
‎@bea: Nein, nein, nein: Die Glaser haben die Stahltraversen geöffnet und einen Klebestoff gefunden, von dem sie nichts wissen konnten. Die Montagefirma von seinerzeit hat ein Isoliermittel implementiert, dass offensichtlich nach 15 Jahren ...zu einem Klebstoff geworden ist. Das konnte niemand vorher sehen (verborgen) und wissen.

Nein, nein, nein: Die Entscheidung umzubauen war so dringend, wir nur irgend möglich. Die 30 Jahre alte Klimaanlage war förmlich verrottet, sodass die Kunstgegenstände in akuter Gefahr waren. Termperatur und Feuchtigkeit der Luft waren nicht mehr beherrschbar. Es gab da überraschenderweise in den letzten Jahren nie einen Aufschrei aus dem Inneren.

Man kann aber nicht zusperren und sanieren, dann ein Jahr später wieder zusperren und eine neue Dauerausstellung machen. Dafür hat die öffentliche Hand - wie ich denke, zu Recht - keine Budgetmittel.

Nein, nein, nein: Nirgends steht was von antisemitisch. Ich rate dir schon, genauer zu lesen, bevor du mir so etwas unterstellst.

Die Beschäftigung mit jüdischem Schicksal sollte halt nur dazu führen, dass man sich im Heute anders verhält, wenn einer mit einer Petition daherkommt und dich auffordert zu unterschreiben. Man kann ja auch vorher recherchieren und nicht in einen kollektiven Machtrausch verfallen.

Nein, nein, nein: Ich gestehe keinem Judaisten, Historiker, oder anderen Wissenschaftler, wenn er nicht Chemiker ist, zu, mehr über Glasisolierung und die beschädigungslose Entfernung von verklebten Sicherheitsgläsern zu wissen, als die dafür ausgebildeten ExpertInnen.

Nein, nein, nein: Es gab keinen Streit mit der Kuratorin. Sie wusste, dass die Hologramme entfernt werden würden. Sie hat einseitig eine Menschenjagd ausgerufen. Zum Streiten gehören zwei. WIr haben uns mäßigend verhalten und erleben, wie jene, die das Feuer entzündet haben, ständig Öl nachgießen. Es ist einfach grauslich, dabei bleibe ich.

10.3.:
‎@alle: Den Vergleich "Meine Ehre heißt Treue" für die Aktion der MuseumsdirektorInnen ziehe ich hiermit mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. Er ist nicht angemessen. Sorry für meine überschäumenden Gefühle. Die Hetzjagd der letzten Wochen war nicht ohne, rechtfertigt aber den Satz nicht.


(1) Alle Zitate zu finden auf: http://www.facebook.com/peter.menasse?sk=wall
(Stand 10.3.2011 16:40). Nachtrag 12.3.2011: Peter Menasse hat diesen Teil seines Facebooks inzwischen gelöscht. Seine Äußerungen sind aber von öffentlichem Belang und sind auch in einem öffentlichen Medium publiziert worden, daher bleiben sie auch hier gleichsam archiviert.
(2) „Meine Ehre heißt Treue“ war der Wahlspruch der Schutzstaffel (SS). Seit 1932 wurde der Wahlspruch in die Koppelschlösser der Allgemeinen SS und ihrer Nebenverbände (SS-Verfügungstruppe, SS-Totenkopfverbände und später aus diesen bewaffneten SS-Verbänden entstandenen Waffen-SS) geprägt. Der SS-Wahlspruch oder Abwandlungen davon sind in einigen Ländern strafbar, in Deutschland durch das Strafgesetzbuch (§ 86 a, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen), in Österreich durch das Verbotsgesetz von 1947. Quelle: Wikipedia

Peter Menasse ist Prokurist des Jüdischen Museum der Stadt Wien

Nur noch zwei Tage...

Montag, 7. März 2011

Landesübliche Eröffnung der Neuen Mitte Tirols

Genau! (Entrée 18)

c Monika Gärtner

Der zutiefst verkannte Peter Noever

Die Diskussion, die mit dem freiwilligen Rücktritt von Peter Nover ausgebrochen ist, ist bizarr. Peter Noever war schon weit über dem Pensionsalter, mehrfach verlängerterr Museumsleiter, er hatte unanzweifelhafte Verdienste - keiner hat zu seiner Zeit die günstige Budgetsituation ("Museumsmilliarde") so schnell und so umfassend genutzt -, aber er steht nun auch im Verdacht der unsauberen Geschäftstätigkeit.
Das könnte man eigentlich auseinanderhalten, geduldig warten, ob und was die Untersuchungen ergeben einerseits und andrerseits differenziert die ambivalente Bilanz einer langen Amtszeit ziehen. Stattdessen gibt es ans Lächerliche grenzende Entschuldungsinitiativen und Huldigungsadressen, öffentliche Bekundungen identifikatorischer Solidarität, in denen Noevers Persönlichkeit zum Inbegriff der antibürgerlichen Subversivität konvertiert wird (Herbert Lachmeyer in DIE PRESSE vom 4.3.), aber k e i n e differenzierte Auseinandersetzung mit Verdiensten und Schwächen der Direktion Noever.
Keine? Doch, eine gibt es. Eben tröpfelt ein Mail in mein Postfach mit dem Link zu den Causeries du lundi / artmagazine (habe ich hier schon öfter zitiert, weil ich diese Kolumne sehr verdienstvoll finde), wo Vitus Weh angenehm differenziert u n d parteilich über den sonderbatren Abschiedsrummel um Noever schreibt. "Museen müssen rotieren" (7.3.)

Zahlen - Spiel (Texte im Museum 187)

c Bernhard Purin