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Dienstag, 18. April 2023

Haus der Geschichte Österreich. Verdoppeln oder verbessern?

Nun soll es also übersiedeln, das Haus der Geschichte Österreich, von der Neuen Hofburg in das Museumsquartier. Ein Dachbodenausbau böte die doppelte Ausstellungsfläche. Seltsam ist, daß gar nicht klar ist, ob das behördlich genehmigt wird, da hat zuerst das Bundesdenkmalamt etwas zu sagen. Und macht eine Verdoppelung der Ausstellungsfläche allein Sinn? Wäre da nicht zuerst auch zu klären, wie ein Konzept unter den neuen Bedingungen aussehen kann?

In der langen und verwickelten Geschichte der Idee eines nationalen historischen Museums war die Entscheidung Niederösterreichs wichtig, ein eigenes Museum zu gründen und nicht weiter die Idee eines zumindest von den großen Parteien gemeinsam getragenen Konzept zu entwickeln. Damit wurde das Projekt explizit parteipolitisch. In Niederösterreich entstand ein ÖVP-Museum mit teilweise derart peinlichen Ausstellungsteilen, daß die dann bald ersetzt wurden. Und in Wien wurde im Horuck-Verfahren von einem SPÖ-Staatssekretär eine Lösung präsentiert, die alle gut begründeten Einwände gegen den Standort und die Größe der Räumlichkeiten beiseiteschob.


SP-nahe HistorikerInnen entwickelten das Konzept, aber anders als in Niederösterreich, regierte hier eine Art großkoalitionärer Neutralität. Niemand sollte gekränkt, niemand vor den Kopf gestoßen werden. Ja, die Waldheim-Affaire wird thematisiert und auch die Ausschaltung des Parlaments wird korrekt benannt. Aber das alles wird als eine beruhigte, abgeschlossene, wie aus Watte geknetete Erzählung vorgetragen.


Was man gänzlich vermisst, ist eine Haltung, die das Republikanische in den Vordergrund rückt, die vom Kampf um Menschenrechte und - Würde spricht, vom Kampf um die Demokratie, vom Kampf um die Schaffung jener demokratischen Bedingungen, die nach 1945 nach und nach zu einem gefestigten Staatsgebilde führten. Was man vermisst, ist die Thematisierung der unterschiedlichen Gefährdungen, der die Demokratie jetzt ausgesetzt ist, unter den Bedingungen des Klimawandels, der ökonomischen Gefährdungen, die seit dem Krieg gegen die Ukraine verschärft spürbar werden. Was man vermisst ist eine Debatte zur Coronoakrise oder zum massiven Rechtsruck oder zur Medienpoltik mit ihren Tauschgeschäften Geld gegen wohlwollende Berichterstattung.


Was man vermisst ist die Rolle eines Mediators, der öffentliche Debatten über das noch immer Verdrängte, Beschwiegene agiert. Dem Museum ist es zu keinem Zeitpunkt gelungen, sich in einer öffentlichen Debatte zu artikulieren und schon gar nicht eine Debatte über eine drängende Problemlage anzustoßen.


Dazu müßte das Museum seine Ängstlichkeit abstreifen, was es umso weniger tun kann, je stärker es immer noch als parteipolitisch kontaminiert wahrgenommen wird. In der jüngsten Berichterstattung des Standard wird etwa hauptsächlich auf die „Vision“ von Oliver Rathkolb eingegangen und die Übersiedlung als Scheitern dieser „Vision“ eingeschätzt.


Aber visionär war das Museum nie, also konnte es in dieser Hinsicht nie scheitern. Gescheitert ist es an dem Gründungsanspruch, ein selbstbewußtes Republik-Museum zu sein. Das Klagen über geringe Ausstellungsflächen oder zu wenig Budget, ist eine Ausrede. Starke Ideen kosten nichts. Und sie kommen auch nicht zustande, wenn man die Ausstellungsfläche verdoppelt.

Sonntag, 19. Februar 2023

Zukunft: Kontroversen. Der neue Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums deklarieret sich

Stefan Weiss, Der Standard, interviewt den neuen Leiter des HGM

Einige Zitate

Hoffmann: Als Reaktion auf die beiden Expertenkommissionen und den Rechnungshof-Bericht haben wir (...) klare Regeln festgelegt: Der eingesetzte wissenschaftliche Beirat mit Präsidium wird ein Garant dafür sein, dass es völlig freie Entfaltung gibt. Der Handlungsspielraum für eine Weiterentwicklung des HGM wird groß sein. Das war für mich auch Grundvoraussetzung, um das Amt anzutreten. (…) 

Museen haben abseits der Verwaltung und Zurschaustellung von Objekten heute noch viele weitere Aufgaben: Sie müssen diskutieren, gehen stark in den digitalen Raum, werden internationaler, haben viel mehr Wechselausstellungen … Wir müssen auf gesellschaftliche Themen, die aktuell sind, reagieren. Nur mit Wechselausstellungen kann man einen diskursiven Charakter entwickeln. ...Gegenüber Rechtsextremismus gibt es eine Null-Toleranz-Politik, das ist klar. 

STANDARD: Die Initiative "HGM neu denken" wurde bisher vom Haus offiziell gemieden. Wollen Sie auf die Kritikerinnen und Kritiker zugehen?

Hoffmann: Im wissenschaftlichen Beirat ist die Initiative bereits jetzt repräsentiert. Natürlich möchte ich auf "HGM neu denken" zugehen und mit ihr gemeinsam an konstruktiven Lösungen arbeiten. Die Diskussion muss von vielen Seiten geführt werden.

Quelle: Stefan Weiss: Neuer Chef des Heeresgeschichtlichen Museums: "Kontroversen bringen uns nach vorne". Mit dem neuen Direktor Georg Hoffmann schlägt das Heeresgeschichtliche Museum einen Pfad der Modernisierung ein. Ein Gespräch über zeitgemäße Militärgeschichte und kaputte Fußböden. In: Der Standard: 18. Februar 2023


Nun mal ausschließlich optimistisch gedacht: Der neue Leiter ist offen dafür, beraten zu werden, Kontakt zu anderen Museen aber auch zur zivilgesellschaftlichen Initiative #hgmneudenken zu suchen. Er bedient sich der in den Veranstaltungen von #hgmneudenken akkumulierten Ideen. Er ist willens, auch konflikthafte Positionen zu beziehen, sowohl in der Planung als auch in der Konzeption von Ausstellungen. Er erhält die Rückendeckung für eine umfassende Neukonzeption der Dauerausstellung und ausrechend Geld, um das Museum zu sanieren.

Ich denke, es wird sich relativ rasch zeigen, ob so viel Optimismus berechtigt ist. Ein kritisches historisches Museum kann Österreich gut brauchen.


Donnerstag, 16. Februar 2023

Diskussion im Architekturzentrum Wien zur Ausstellung Hot Questions – Cold Storage

Diskussionsveranstaltung

Das Buch zur neuen Schausammlung Hot Questions – Cold Storage

Mi 22.02.2023, 19:00-21:00

Das AzW begreift sich als Change Maker und hat mit der neuen Schausammlung einen Ort geschaffen, an dem brennende Fragen entlang von Sammlungsobjekten verhandelt werden. Jetzt auch in Buchform.

Das Buch zur Schausammlung wirft einen multiperspektivischen und transnationalen Blick auf 150 Jahre österreichische Architekturgeschichte. Im Gespräch mit namhaften Kritiker*innen, Architekt*innen und Museolog*innen diskutieren wir unterschiedliche Ansätze der Sichtbarmachung von Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Gemeinsam stellen wir die Frage nach der Bedeutung von musealen Sammlungen und deren Bezug zu aktuellen Themen wie Klimakrise, Verteilungsgerechtigkeit, sozialer Zusammenhalt, Identität und Erinnerung.

Ablauf

19:00 Begrüßung: Elke Krasny, Professorin für Kunst und Bildung, Akademie der bildenden Künste Wien

Einführung: Angelika Fitz und Monika Platzer, Az W Herausgeberinnen

Podiumsdiskussion mit:

Angelika Fitz, Direktorin Az W

Gottfried Fliedl, Museologe

Alexander Hagner, Ulrike Schartner (gaupenraub +/-) 

Christian Kühn, Architekturstiftung Österreich, Publizist 

Monika Platzer, Sammlungsleitung und Kuratorin, AzW

Moderation: Elke Krasny


Architekturzentrum Wien

1070 Wien

Museumsplatz 1

Und hier das nächste bizarre Kapitel in der unendlichen Geschichte Heeresgeschichtliches Museum

Unklare Gefechtslage, aber schwere Geschütze

Wie erinnerlich war vorgesehen gewesen, den abgelösten Direktor des HGM, Christian Ortner, als – wie es nun plötzlich heißt – bloß interimistischen Leiter des Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik (ISS) einzusetzen. (Hier der Bericht dazu) Nachdem es massiven Widerstand des Instituts gegen Ortner gegeben hat, der den Posten ohne Ausschreibung bekommen sollte, scheint sich die Vorgangsweise der Ministerin zu ändern. Das Institut werde derzeit evaluiert, erklärte sie auf der Pressekonferenz, auf der der neue Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums vorgestellt wurde. (Bericht dazu hier) Zitat Tanner: "Wenn das Institut in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, wird natürlich ausgeschrieben." Tanner erklärte allerdings, auch die Auflösung des Instituts sei denkbar. 

Dazu die Wiener Zeitung: „Die Aussage Tanners wird wohl kaum zu einer Beruhigung der Lage in der LVAk führen. Mitarbeiter erwähnten in einem Brief an die Ministerin subtile Drohungen, eine Auflösung des Instituts sei in den Raum gestellt worden, sollte man sich lautstark gegen Ortner stellen.“

Tanner dementierte die Vermutung, das HGM könne dem Institut angegliedert werden. Zitat Wiener Zeitung: „Gerüchten über Pläne einer Umstrukturierung des Instituts inklusive Angliederung des HGMs erteilte Tanner (...) eine Absage. Sie schrieb die Gerüchte einem FPÖ-nahen Personalvertreter zu. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" kamen sie allerdings aus dem Kabinett der Ministerin. Ihr Büro ließ Fragen darüber unbeantwortet.“ 

Also, sowohl die Drohungen, das Institut aufzulösen, kamen aus dem Kabinett der Ministerin, als auch das Gerücht von der Zusammenlegung von Museum und Forschungsinstituts. Wenn man im Zuge des lange dauernden Ausschreibungs- und Berufungsverfahrens etwas näher mit dem inneren Kreis der Entscheidungsträger vertraut werden durfte, dann ist es naheliegend, von einem veritablen Konflikt zwischen Kabinettsmitgliedern einerseits und einer nicht immer völlig informierten Ministerin andrerseits zu sprechen. Es gibt, kann man sich mit mehreren Anhaltspunkten, zurechtlegen, vermutlich weit rechts denkende und agierende Personen, die gerne an Ortner festhielten und die von der weiteren Entwicklung des HGM noch immer andere Vorstellungen haben, als die Ministerin, die Kommissionen, die das Museum evaluiert haben und der eingesetzte Beirat. 

Diese Konstellation ist eine der massiven Hypotheken des neuen Leiters des Museums, der ja nicht nur auf ziemlich anders gestrickte und noch dazu vorgesetzte Kabinettsmitarbeiter treffen wird, sondern auf ihm ideologisch nahe stehende Ortner-Fans in der Mitarbeiterschaft des Museums.

Quelle:

Auflösung eines Instituts nach Kritik möglich. In: Wiener Zeitung, 16.2.2023

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2178433-Aufloesung-eines-Instituts-nach-Kritik-moeglich.html


Mittwoch, 15. Februar 2023

Der neue Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums tritt sein Amt an

In einer Pressekonferenz hat Ministerin Tanner eben den neuen Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums vorgestellt. Hier der Stream der Pressekonferenz.

Georg Hoffmann stellte drei Ziele dar: "Modernisierung, Öffnung und Diskussion". Dabei werde er an  geäußerter Kritik ansetzen. Er möchte künftig die "Verbindung zwischen Gesellschaft und Militär in den Vordergrund rücken und auch den Menschen als Akteur einbinden". 

Leitbilder seien weiters "Erinnerungskultur, Multiperspektivität und Diversität". „Für Hoffmann ist das HGM sowohl ein historisches Museum als auch ein Museum für Militärgeschichte. Neben baulichen Maßnahmen, neuen Displays und zeitgemäßen Darstellungsformen möchte er das Haus vermehrt als Diskussionsort, aber auch als „Anker innerhalb des Bundesheeres als Ort der Selbstreflexion für Soldatinnen und Soldaten“ etablieren. Letzteres bezeichnete er als „Beitrag zur geistigen Landesverteidigung“. 

„Man muss das HGM im gesamtgesellschaftlichen Rahmen sehen, eingebettet in den museumstheoretischen Diskurs.“ Sein Zeil sei es, dem Museum „wieder die Bedeutung zu geben, die ihm Kraft seiner Sammlung zusteht“. Der erste Schritt sei es, das Team kennenlernen, das "Sicherheit und Handlungsräume bekommen soll, um kreativ arbeiten zu können". Hier sei besonders die Professionalisierung "ganz wichtig".

Ministerin Tanner räumte "viele Versäumnisse in den letzten Jahrzehnten ein, die teils bis ins Jahr 1955 zurückgehen". "Wichtig ist, dass die künftige Führung auf diesen Beirat hört und mit ihm zusammenarbeitet", unterstrich Tanner.“ "Ein Drittel der Empfehlungen des Rechnungshofs sei bereits umgesetzt, die anderen zwei Drittel werden vor allem auch im Zuständigkeitsbereich jener zweiten neuen Personalie liegen, die ins HGM einzieht: Die Juristin und Magistratsbeamte Stephanie Prachtersdorfer-Prigl wird als Stellvertreterin Hoffmanns über die wirtschaftlichen Belange wachen.

Das Gerücht, wonach Christian Ortner auf einen Posten versetzt worden sei, der ihm nach einer angeblich geplanten Strukturreform erneut Befugnisse über das HGM bringen könnte, wies Tanner klar als falsch zurück. (vgl. meinen Post dazu)


Quellen

Wien orf.at

APA 15.2.2023

Stefan Weiss: Führungswechsel im Heeresgeschichtlichen: Tanner kürt Hoffmann. Der Grazer Zeit- und Militärhistoriker übernimmt das in die Krise geratene HGM und will es modernisiert auf Kurs bringen. In: Der Standard 15.2.2023

Neuer HGM-Direktor Hoffmann: "Modernisierung, Öffnung und Diskussion", in: Kurier 15.2.2023




 



Sonntag, 12. Februar 2023

Heeresgeschichtliches Museum - Kein Ende der Farce

Allen größeren Tageszeitungen, dem ORF Rundfunk und TV war es eine Meldung wert: Der nach massiven und vielfachen Vorwürfen nicht weiterbestellte frühere Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, Christian Ortner, wird Leiter des Institut für Strategie und Sicherheitspolitik (ISS) an der Landesverteidigungsakademie. 

Ohne Ausschreibung, und, wie die Medien betonen, und ohne die fachliche Qualifikation dafür zu haben. Ortner sei nämlich Experte für den Ersten Weltkrieg und davor, das Institut befasse sich aber mit Fragen der aktuellen Sicherheitspolitik

Die Kritik kommt diesmal aber nicht bloß "von aussen", sondern aus dem Heer selbst, aus der Personalvertretung. Und diese Kritik ist heftig. Ein Personalvertreter der Dienststelle, Herwig Jedlaucnik spricht von „Postenkorruption“ und der KURIEr zitiert: "Die Belegschaft des Instituts sieht in der Bestellung "Korruption und Rechtsbruch".

Die Verfehlungen Ortner, die der Rechnungshof festgestellt hat, die Vorwürfe den zustand des Museums betreffend, der von eigens eingesetzten Untersuchungskommissionen festgestellt wurden, scheine keinerlei Bedenken ausgelöst zu haben, Ortner mit dem Posten des ISS-Chefs zu betrauen. Auch die massiven Vorwürfe des Mobbing gegen etwa ein Dutzend MitarbeiterInnen wurde zurückgewiesen. Diese seien aufgeklärt und hätten sich als nicht stichhaltig erwiesen. Andrerseits wurde bekannt, daß mit keinem einzigen der MitarbeiterInnen, die den Vorwurf des Mobbings erhoben hätten, befragt worden sei. 

Die meisten Zeitungen behandeln die Bestellung unter dem Stichwort Postenschacher. Nur die Wiener Zeitung berichtet über einen bemerkenswerten Aspekt, der Ortners Berufung in einem noch mal anderen Zusammenhang bemerkenswert erscheinen läßt. In einem Brief, auf den sich die "Wiener Zeitung" beruft und der an Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) gerichtet ist, heißt es, dass eine Auflösung des Instituts in den Raum gestellt worden sein soll.

Die Wiener Zeitung: "Das ist noch nicht alles: Seit Monaten habe es schon Gerüchte gegeben, dass Ortner vom Heeresgeschichtlichen Museum zum Institut für Strategie und Sicherheitspolitik gelotst werden sollte. Laut Personen aus der Landesverteidigungsakademie gebe es außerdem Pläne, das Heeresgeschichtliche Museum bei dem Institut anzugliedern und den Institutsschwerpunkt auf Historisches zu ändern. Das hätten Kabinettsmitarbeiter von Tanner intern schon kundgetan. Analysen aktueller sicherheitspolitischer Fragen würden dann nur noch bei externen Vereinen liegen, befürchtet die LVAk."

Das würde bedeuten, daß Ortner auf diesem Umweg zum Vorgesetzten des eben berufenen neuen Leiters des Heeresgeschichtlichen Museums würde und damit gewissermaßen Direktor des Museums bliebe.




Samstag, 4. Februar 2023

Das Publikum ist nicht blöd. Die Kampagne gegen die Ausstellung "100 Missverständnisse" im Jüdischen Museum der Stadt Wien

Die Ausstellung "100 Missverständnisse über und unter Juden" des Jüdischen Museum der Stadt Wien hat heftige Diskussionen ausgelöst und polemische Kommentare in Medien und von Prominenten.

Da ich die Ausstellung nicht gesehen habe, kann ich und will ich mich zu ihr nicht äußern. 

Sondern mit einer Beobachtung begnügen, die ermutigend ist. Die - eher wohlwollende - Berichterstattung in der Tageszeitung Der Standard wird von vielen Postings begleitet. An ihnen zeigt sich, wie viele Zustimmung die Ausstellung erfährt und auch die, z.T. völlig unqualifiziert persönlich attackierte Museumsleiterin, Barbara Staudinger.

Es zeigt sich, daß es ein Museumspublikum gibt, das eine durch ihre Methode nicht einfach rezipierbare Ausstellung gerade deswegen schätzt und der Reflexivität der Schau und der Komplexität des Themas nicht nur gewachsen, sondern auch gewogen ist.


Hier die Links zu dreien der Artikel des Standard:

David N. Myers: Umstrittene Schau im Jüdischen Museum: Wenn nicht hier in Wien, wo dann? Die Ausstellung "100 Missverständnisse über und unter Juden" sieht kontroversen Themen direkt in die Augen. 

https://www.derstandard.at/story/2000142956910/umstrittene-schau-im-juedischen-museum-wenn-nicht-hier-in-wien

Ronald Pohl: "100 MISSVERSTÄNDNISSE". Streit ums Jüdische Museum: Ein Bettvorleger namens Adolf Hitler. An der aktuellen Themenausstellung im Jüdischen Museum Wien scheiden sich die Geister: Hat es Sinn, Klischees satirisch zu überhöhen?

https://www.derstandard.at/story/2000142951758/100-missverstaendnisse-ein-bettvorleger-namens-adolf-hitler

Barbara Staudinger im Interview mit Stephan Hilpold: Direktorin des Jüdischen Museums Wien: "Skandal wurde vorbereitet". Barbara Staudinger löste mit ihrer ersten Ausstellung eine Kontroverse über Erinnerungskultur und jüdische Identität aus. https://www.derstandard.at/story/2000143121154/direktorin-juedisches-museum-wien-skandal-wurde-vorbereitet

Sonntag, 11. Dezember 2022

"Kein republikanisches Selbstverständnis". Elena Messner im Gespräch mit Christa Zöchling über das Heeresgeschichtliche Museum


Elena Messner im Gespräch mit Christa Zöchling vom profil

https://www.profil.at/podcasts/elena-messner-kein-republikanisches-selbstverstaendnis/402248799


Und hier der Artikel zum HGM von Christa Zöchling im jüngsten profil:

https://museologien.blogspot.com/2022/12/alexandra-foderl-schmid-suddeutsche.html


Alexandra Föderl-Schmid (Süddeutsche Zeitung) und Christ Zöchling (profil) kommentieren die jüngste Entwicklung am Heeresgeschichtlichen Museum

Kurz hintereinander haben die Süddeutsche Zeitung und das profil Beiträge zum Heeresgeschichtlichen Museum gebracht. Hier die Links und Leseproben:

Alexandra Föderl-Schmid: Museumschefs gesucht. Noch dieses Jahr soll feststehen, wer nach den Turbulenzen um das Heeresgeschichtliche Museum künftig das Haus führen soll. Es ist nicht die einzige vakante Leitung, die es an den Wiener Museen zu besetzen gilt. In: Süddeutsche Zeitung 9. Dezember 2022
https://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-heeresgeschichtliches-museum-tanner-ortner-hollein-kunsthistorisches-museum-albertina-schroeder-1.5711601?reduced=true

Zitat: “Außerdem wurde in einem offenen Brief, den bisher 70 Experten aus dem museologischen und historischen Fachgebiet unterzeichnet haben, Kritik am bisherigen Procedere geübt. In dem Appell wird eine "Neuausschreibung und ein Berufungsverfahren, das öffentlich und unter Einbeziehung in- und ausländischer ExpertInnen stattfindet und den Weg zur grundlegenden Erneuerung des Museums öffnet" gefordert. Kritik wurde an der Berufungskommission geübt, weil diese "fast ausschließlich aus Berufsoffizieren und Ministerialjuristen" bestehe.
Von der Ministerin wurde zwar Ende 2021 ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet, der aber den geltenden Regularien zufolge keinerlei Befugnis bei der Auswahl der Museumsleitung hat. Ministeriumssprecher Michael Bauer verweist im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung darauf, dass das Verfahren so abgehalten wurde, wie es das Ausschreibungsgesetz vorsieht. Wenn man Findungskommissionen oder externe Wissenschaftler in die Entscheidungsgremien mit einbeziehen wolle, müsse dafür das Ausschreibungsgesetz geändert werden. Er verwies auch darauf, dass von der Ministerin eine Personalberatungsfirma beauftragt wurde, die Erfahrung im öffentlichen Bereich habe.
Wohl als Reaktion auf die Kritik wurden kurzfristig drei weitere Bewerber eingeladen
(…) Nun wurden aus dem größeren Kreis der Bewerber in dieser Woche kurzfristig weitere Bewerber zu Gesprächen für diesen Freitag nach Wien geladen, was von Eingeladenen als Reaktion auf die Kritik am Bestellungsverfahren gewertet wurde.
Aus dem Ministerium heißt es, dass dennoch noch bis Jahresende eine Entscheidung fallen soll. Angesichts der massiven Kritik dürfte sich Tanner sehr gut überlegen, ob sie tatsächlich nochmals den Favoriten vieler Berufssoldaten und so mancher Beschäftigter nominiert.

Christ Zöchling: Hat das Heeresgeschichtliche Museum eine Zukunft? Eine neue Historikergeneration sagt: Nein, in der Form nicht, und fordert eine Reflexion über Militär und Krieg, die einer Republik würdig ist. In: profil
11.12.2022

Zitat: „Der umstrittene Direktor Ortner ist freilich nur das Symptom eines Konflikts, der tiefer geht. Was man mit diesem Museum tun soll, ist eine Generationenfrage geworden. Eine Historikergeneration, die die Kolonialgeschichte aufarbeitet, den österreichischen Opfermythos lächerlich findet und bereit ist, Denkmäler zu stürzen oder zumindest kritisch zu hinterfragen, findet ein Festhalten am Habsburg-Mythos und militaristischen Heldenlegenden einer Republik unwürdig.“
Zitat: „Generell: kein Gesamtkonzept, keine Erzählung und auch  keine Leitidee.  Nur immer „Ruhm und Ehre“ des Hauses Habsburg und seiner Heerführer sowie propagandistische Verzerrungen bis hin zu stereotypen Feindbildern.“
Zitat: „Zur Tradition des Hauses gehört auch, dass man über die Nachkriegsdirektoren, die NSDAP-Mitglieder waren, nobel schweigt. Einer von ihnen, Heinz Zatschek, war sogar im Büro von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, der mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt war, tätig gewesen. Im Museum findet sich auf der Tafel für Zatschek dazu kein einziges Wort.“


Montag, 5. Dezember 2022

Heeresgeschichtliches Museum. Die Bewerber



An dieser Stelle hatte ich die Namen der sechzehn Bewerber um den Leitungsposten des Heeresgeschichtlichen Museum veröffentlicht. Im Sinne der wünschenswerten Transparenz des Bewerbungsverfahrens. Es scheint das nicht in jedermanns Interesse zu sein und es gibt Überlegungen oder Vorbereitungen aus dem Kreis der MitarbeiterInnen des Museums, zu klagen. Deswegen lösche ich diesen Post.