Donnerstag, 16. Februar 2023

Und hier das nächste bizarre Kapitel in der unendlichen Geschichte Heeresgeschichtliches Museum

Unklare Gefechtslage, aber schwere Geschütze

Wie erinnerlich war vorgesehen gewesen, den abgelösten Direktor des HGM, Christian Ortner, als – wie es nun plötzlich heißt – bloß interimistischen Leiter des Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik (ISS) einzusetzen. (Hier der Bericht dazu) Nachdem es massiven Widerstand des Instituts gegen Ortner gegeben hat, der den Posten ohne Ausschreibung bekommen sollte, scheint sich die Vorgangsweise der Ministerin zu ändern. Das Institut werde derzeit evaluiert, erklärte sie auf der Pressekonferenz, auf der der neue Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums vorgestellt wurde. (Bericht dazu hier) Zitat Tanner: "Wenn das Institut in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, wird natürlich ausgeschrieben." Tanner erklärte allerdings, auch die Auflösung des Instituts sei denkbar. 

Dazu die Wiener Zeitung: „Die Aussage Tanners wird wohl kaum zu einer Beruhigung der Lage in der LVAk führen. Mitarbeiter erwähnten in einem Brief an die Ministerin subtile Drohungen, eine Auflösung des Instituts sei in den Raum gestellt worden, sollte man sich lautstark gegen Ortner stellen.“

Tanner dementierte die Vermutung, das HGM könne dem Institut angegliedert werden. Zitat Wiener Zeitung: „Gerüchten über Pläne einer Umstrukturierung des Instituts inklusive Angliederung des HGMs erteilte Tanner (...) eine Absage. Sie schrieb die Gerüchte einem FPÖ-nahen Personalvertreter zu. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" kamen sie allerdings aus dem Kabinett der Ministerin. Ihr Büro ließ Fragen darüber unbeantwortet.“ 

Also, sowohl die Drohungen, das Institut aufzulösen, kamen aus dem Kabinett der Ministerin, als auch das Gerücht von der Zusammenlegung von Museum und Forschungsinstituts. Wenn man im Zuge des lange dauernden Ausschreibungs- und Berufungsverfahrens etwas näher mit dem inneren Kreis der Entscheidungsträger vertraut werden durfte, dann ist es naheliegend, von einem veritablen Konflikt zwischen Kabinettsmitgliedern einerseits und einer nicht immer völlig informierten Ministerin andrerseits zu sprechen. Es gibt, kann man sich mit mehreren Anhaltspunkten, zurechtlegen, vermutlich weit rechts denkende und agierende Personen, die gerne an Ortner festhielten und die von der weiteren Entwicklung des HGM noch immer andere Vorstellungen haben, als die Ministerin, die Kommissionen, die das Museum evaluiert haben und der eingesetzte Beirat. 

Diese Konstellation ist eine der massiven Hypotheken des neuen Leiters des Museums, der ja nicht nur auf ziemlich anders gestrickte und noch dazu vorgesetzte Kabinettsmitarbeiter treffen wird, sondern auf ihm ideologisch nahe stehende Ortner-Fans in der Mitarbeiterschaft des Museums.

Quelle:

Auflösung eines Instituts nach Kritik möglich. In: Wiener Zeitung, 16.2.2023

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2178433-Aufloesung-eines-Instituts-nach-Kritik-moeglich.html


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