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Mittwoch, 27. Januar 2016

Das "Haus der Geschichte Österreich". Ein ideologischer Staatsapparat

Um ein "Haus der Geschichte" in der Neuen Burg zu realisieren, ist eine Änderung des Bundesmuseen-Gesetzes notwendig. Das Begutachtungsverfahren hat zu neuerlicher Kritik an dem Projekt geführt. Diese Kritik nimmt die offizielle Kostenberechnung in den Blick und mit dem vorgeschlagenen Namen der neuen Institution, auch deren ideologisch-politische Funktion.

Die Rektorin der Akademie der Bildenden Künste Eva Blimlinger schätzt, daß das Gesamtprojekt nahezu das Doppelte (bis 2019) der derzeit genannten Kosten beanspruchen würde und überrascht mit dem Hinweis, daß in der vorliegenden "unrichtigen und fehlerhaften" Berechnung die Umsatzsteuer, die Bauzinsen und die Valorisierung der Kosten fehle. (Hier der vollständige Wortlaut der Stellungnahme). Sie kommt auf über 80 Millionen Euro, wer es nachlesen will, findet ursprünglich 16 Millionen genannt.

Dem Rechnungshof erscheint die ministerielle Kostenberechnung ebenfalls nicht geheuer - schlicht nicht "plausibel nachvollziehbar" und er entdeckt, daß z.B. die Kosten für die Umsiedlung und Neugestaltung der Sammlung Alter Musikinstrumente fehlt. (Vgl. etwa die Berichterstattung in der Tageszeitung Die Presse vom 20.1.2016)

Zur Erinnerung: als Minister Ostermayer überraschend die Realisierung des Hauses der Geschichte ankündigte und den Standort Neue Hofburg festlegte, legte er der Öffentlichkeit nahe, daß der Kostenaufwand für das neue Museum durch die "Redimensionierung" all jener Pläne möglich sein würde, die das Völkerkundemuseum, (heute: Weltmuseum) zur Modernisierung vorangetrieben hatte. Damals wurde sofort nicht nur die Beschädigung des Projekts der Weiterentwicklung eines wichtigen Bundesmuseums kritisiert, sondern auch bezweifelt, daß sich diese simple Rechnung - "aus der Einsparung finanzieren wir einen neues Museum" -, aufgehen könne. Also waren nicht nur die gerade genannten 16 Millionen eine Irreführung, auch das Argument, durch die Verkleinerung einer Ausbaustufe eines Museums ließe sich ein anderes, völlig neues finanzieren, war Trickserei.

Jetzt ist definitiv klar, daß das Planspiel und die Finanzierungs'konstruktion' als Täuschungsmanöver gelten müssen. In Summe kann die Errichtung eines Museums, für das umfangreiche bauliche Adaptionen notwendig sind, die Umsiedlung einer bestehenden Schausammlung, eine lange Planungsphase, Kosten für Personal und für Sammlungsobjekte uam., nicht dadurch finanziert werden, daß man einer anderen Sammlung Teile ihrer Expansion wegnimmt.

Die politische Unredlichkeit ist eine Sache. Eine andere ist das Konzept, oder wenn man so will die "Ausrichtung" des Hauses. Trotz des inzwischen vorliegenden "Papiers" des wissenschaftlichen Beirats, trotz der Veranstaltung von Tagungen, trotz mancher öffentlicher Äußerungen von Politikern oder HistorikerInnen, trotz medial-öffentlicher Debatte ist der identistätspolitische "Auftrag" des zukünftigen Museums noch immer unklar.

Thomas Winkelbauer, Historiker und Leiter des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung sowie Initiator einer Tagung zum Haus der Geschichte, kritisiert in seinem Gutachten (hier im Wortlaut) zum Gesetzesentwurf den Namen, den die Institution erhalten soll, nämlich "Haus der Geschichte Österreich". Einwände liegen auf der Hand. Es war nämlich bisher immer von einem Zeitgeschichtemuseum bzw. Republikmuseum die Rede bei dem man allenfalls aus einsichtigen Gründen (offen blieb, in welchem Umfang und mit welchen Darstellungs-Methoden; das Lieblingswort während der Tagung zum Haus der Geschichte lautete dazu "Tiefenbohrungen") auf die Zeit vor 1918 zurückgreifen müsse. Der nun gesetzlich festgeschriebene Titel macht aber das Projekt zu einem historischen Museum 'Gesamt'-Österreichs und das ist nun mal, so Prof. Winkelbauer wörtlich "Etikettenschwindel".

Ich unterstelle, daß die Wahl dieser Namensgebung der von Anfang an angestrebten Formierung einer - selbstredend positiv erzählten - national-identitären Großerzählung geschuldet ist. Vom Haus der Geschichte Österreich als "Stätte der geistig-kulturellen Identität Österreichs" spricht der Gesetzesentwurf (der gesamte Entwurf hier). Österreich soll ein Museum bekommen, dessen Name eine umfassende Repräsentation seiner Geschichte verspricht. Was anderes als ein Nationalmuseum ist so etwas?

Deshalb ist es doppelt interessant, wie das Verfahren aussieht, in  dem dieses Projekt realisiert wird - von der dezisionistischen ministeriellen Entscheidung daß und wo es realisiert wird und wer dem Beirat vorsitzt, der das Konzept verfasst, über diese Auswahl des wiederum Experten auswählenden Beiratsleiters bis zur nun im Gesetzesentwurf festgeschriebenen sehr bürokratischen, verschachtelten und hierarchischen Organisationsform. Anders gesagt, es geht darum, wer denn nun gleichsam durch diese Institution zur und über "Nation" spricht, sprechen darf, wer seine geschichtspolitischen Vorstellung artikulieren darf, wer kulturelle Hegemonie über das historisch fundierte Selbstbild der Gesellschaft ausüben darf und kann.

Was das in bürokratisch-politische Pragmatik gegossen heißt, kann man im Gesetzesentwurf nachlesen. Der ist in diesem Punkt beispiellos. Mehrere ineinander verschachtelte, aber alle top down besetzte und kontrollierte Gremien binden das Museum - nicht nur jetzt, während der Planung, sondern langfristig - an das Bundeskanzleramt. (Nebenbei: welche(r) seriöse  Historiker(in) oder Museumsfachmann oder -frau wird sich unter diesen Umständen um die Leitung bewerben?). Thomas Winkelbauer dazu: "Der im Entwurf vorgesehene Einfluss des Bundeskanzleramtes auf die Zusammensetzung des vorgesehenen sechsköpfigen Wissenschaftlichen Beirates des Hauses der Geschichte und damit indirekt auf die Nominierung des wissenschaftlichen Direktors bzw. der wissenschaftlichen Direktorin des Hauses der Geschichte erscheint übermächtig: Zwei der sechs Mitglieder sollen vom Bundeskanzler bestellt werden, von denen eines zum bzw. zur Vorsitzenden gewählt werden muss. Der qua Amt dem Wissenschaftlichen Beirat angehörende Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs ist bekanntlich der Leiter einer nachgeordneten Dienststelle des Bundeskanzleramtes, sodass die vom Bundeskanzler bestellten Mitglieder im Wissenschaftlichen Beirat aller Voraussicht nach eine dominierende Rolle spielen werden können."

Damit nicht genug sieht die organisatorische Konstruktion ja vor, daß das künftige Museum Teil der Österreichischen Nationalbibliothek sein soll (etwas was in den hier genannten Gutachten und auch anderswo schon kritisiert wurde. Nachdem schon beim Leopold-Museum die fragwürdige Form einer Stiftung gewählt wurde und damit die relative organisatorische Einheitlichkeit der Bundesmuseen durchlöchert wurde, wird nun eine weitere Form etabliert.

Wie denn eine "fachliche Selbständigkeit" der Leitung (wieso nur fachlich?) des Hauses möglich sein soll, wenn doch budgetär oder etwa personell auch die - übergeordnete? - Leiterin der Nationalbibliothek zu entscheiden oder mindestens gewichtig mitzureden hat, das habe ich entweder noch nicht verstanden oder es ist noch immer nicht geklärt.

Ich habe früher schon das Fehlen einer in der Zivilgesellschaft verankerten Debatte um das Haus der Geschichte bemängelt. Ich finde es ziemlich unerträglich, daß die Verantwortlichen, allen voran der wissenschaftliche Beirat und ihr Vorsitzender keinerlei Bemühen erkennen lassen, bereits jetzt, wo es aus vielen Gründen sinnvoll wäre, sich um die Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Erfahrungen zu bemühen. Schon jetzt war das Versprechen, daß es irgendwann, sicher aber erst nach Abschluss aller Vorbereitungen, ein "Partizipationswinkerl" geben werde, der blanke Hohn. Was aber der Gesetzesentwurf dazu vorsieht, spottet jeder Beschreibung. Das sogenannte Publikumsforum wird nämlich vom Bundeskanzler ernannt werden (sic!) wobei fünf (von zwanzig) Mitgliedern einstimmig (!) vom wissenschaftlichen Beirat nominiert werden sollen.

Partizipation ist ein museologisches Modewort der letzten Jahre. Aber nicht nur ein Modewort. Was an Partizipation inzwischen theoretisch entwickelt und praktiziert wird, scheint jedoch an allen Verantwortlichen vorbeigerauscht zu sein. Wie auch sonst bei museologischen und inszenatorischen Schlüsselfragen, zeigen sich Konzept, Beirat, Gesetzesentwurf und Debatte erschreckend unbedarft, schweigsam - oder auch einfach nur kopmplett ignorant.





Mittwoch, 25. November 2015

Zeichnen statt fotografieren. Geduld statt 1/125. Hinschauen statt speichern.


Eine wunderbare Idee. Und so einfach. Das Amsterdamer Rijksmuseum stellt seinen Besuchern Notizblöcke und Stifte zur Verfügung und fordert sie zum Zeichnen statt zum Fotografieren auf.
Bisher bin ich nur auf die Idee gekommen, bei Ausstellungsanalysen Skizzen zu machen und weiß, dass das das bessere, genauere und auch analytischere Verfahren ist, als bloß zu knipsen. Auf den Schritt weiter bin ich nicht gekommen. Werde ich aber machen, in Eigentegie, wenn die DirektorInnen der Wiener Museen (oder anderswo) mir keine Stifte leihen wollen.

Dienstag, 24. Juni 2014

Mittwoch, 28. Mai 2014

Frequently asked, but never answered (Texte im Museum 482)

MAK Design Labor. Museum für Angewandte Kunst 2014 (Foto: GF) - Eine der simpelsten Fotmen der Beteilung des Publikums ist die Schaffung von Plätzen für Meinungsäußerungen, hier eine "Schultafel" mit einer vorgegebenen Frage. Vom Löschen der Kreideschrift macht das Personal Gebrauch, wenn das "Gepostete" gegen die guten Sitten verstößt. In diesem Fall waren die "Kontrollore" ganz zufrieden, und es törte sie nicht, daß so gut wie keine der "Antworten" etwas mit der Frage zu tun hatte. Partizipation? Alibi? Was auch immer.

Samstag, 9. Februar 2013

Das "Open Museum" in Glasgow. Die Idee der Vermitllung und der Partizipation auf dem Prüfstand

Eins der - fast zur Mode gewordenen - Stichworte der gegenwärtigen Museumsdebatten ist 'Partizipation'. Es wird unter diesem Etikett über Beteiligung, Einschluß, Selbstermächtigung diskutiert. Die Spannweite ist groß, wie man sich Partizipation vosrstellt. Das reicht vom bloßen mitmachen bis zum selbst verantworteten Tun.
Konsequent zu Ende gedacht, stößt man auf einen Widerspruch. Wenn man jede autoritative Einflußnahme aufgibt, wenn sozusagen der Ort der Macht den Platz wirklich wechselt, dann hört es auf, Partizipation zu sein. Partizipation wird ja vor dem Hintergrund von gesellschaftlichen und institutionellen Machtstrukturen diskutiert. Wie ist es möglich, diese - bezüglich des Museums oft sehr diskreten, versteckten, aber umso wirksameren Strukturen aufzuweichen oder eben auch ganz aufzulösen? Wenn alle Einflußnahme aufgegeben wird, dann ist aber auch das, was dann entsteht, für den- oder diejenigen, die ein partizipatives Projekt initiiert haben, völlig unverfügbar. Es wird irgendetwas sein, nicht mehr kontrollierbar, vielleicht auch weit weg von dem, was man landläufig unter Museums- oder Vermittlungsarbeit versteht.
Ich sage weder daß das gut und wünschenwert ist, noch daß es es nicht machbar und abzulehnen ist. Ich möchte nur auf diesen Widerspruch hinweisen und ein Programm vorstellen, das die kommunalen Museen in Glasgow gemeinsam betreuen, das "Open Museum", und bei dem man ganz praktisch prüfen kann, wo Partizipation anfängt oder endet.
Dieses Programm ist einfach und es ist erfolgreich. Ob man es ein partizipatives Projekt nennen kann? Ich bin nicht sicher, denn der Grad an Eigeninitiative und -verantwortung jener Gruppen, Communities, Teams, Stadtteilbewohnern, Schulklassen usw., die es nutzen, ist hoch.

Was ist das "Open Museum"?
Die städtischen Museen Glasgows betreiben eine gemeinsames Ressourcen-Center, was schon aus finanziellen und logistischen Gründen vernünftig erscheint. Es gibt ein gemeinsames Depot, das übrigens nach gewissen, einfachen Spielregeln für jedermann nutzbar ist, es gibt gemeinsame Verwaltungs- und Laborressourcen, Forschung und eben das "Open Museum".
Es wird von einer handvoll Personen betreut, die z.B. Stadtteilinitiativen bei der Erstellung von Ausstellungen unterstützen, die aber auch Objekte jedermann, der sich das wünscht, zur Verfügung stellen.
Zu dem Zweck werden Kisten gebastelt, in die thematisch zusammenpassende Objekte mit begleitenden Text- und Bildmaterial verstaut werden. Dazu gibt es eine eigne Werkstatt, eine Wunderkammer an Bastelmaterial, Werkstoffen, Farben, Klebern, Dingen und - Ideen.


Wenn z.B. eine Kiste zum Thema "Radfahren" realisiert werden soll, dann werden etwa zwanzig oder dreißig oder vielleicht auch mehr Objekte, fast ausnahmslos Originale aus den Sammlungsbeständen, zusammengestellt und eine passgenaue robuste und ansprechend gestaltete Kiste gepackt. Man muß sich das vielleicht so vosrstellen wie einen Picknickkorb. Jedes Teil hat sein passgenaues 'Bett', in das es schützend gelegt werden kann.


Das allein macht schon Lust, sich mit den Dingen zu befassen und die Sorgfalt, mit der das Behältnis herrgestellt ist, iat auch Ausdruck der Wertschätzung der Objekte.
Die Objekte ergeben keine Erzählung und keine Botschaft. Auch die beigefügten Materialien haben keine bestimmte pädagogische Absicht oder den Zweck der Wissensvermittlung. Es wird kein Lehrziel formuliert. Was man vor sich hat ist weder Exponat noch Lehrbehelf, es ist zunächst Material, Spielmaterial, Diskussionsstoff, den man nach eigenem Gutdünken nutzen kann.



Die Kisten werden an Gruppen verliehen, einige Wochen lang und es gibt dazu keinerlei vorgaben (wenn ich mich recht erinnere, gibt es auch keine Leihgebühr). Das "Open Museum" verzichtet auf jedes 'Briefing' und evaluiert nicht. Es gibt auch keine Bedenken, daß etwas zu Bruch gehen könnte. Obwohl die Objekte, die verliehen werden durchaus ihren Wert und ihre Bedeutung haben können, es ist beileibe kein Ramsch aus dem Depot, ganz im Gegenteil, und auch wenn manche Objekte  wirklich schön, interessant, rätselhaft, ansprechend usw. sind, trägt man es mit Fassung, wenn, was selten passsiert, etwas kaputt geht.


Ich habe das "Open Museum" im Rahmen einer Exkursion gesehen und die Reaktion der Gruppe war paradox. Einerseits haben an keiner Station der Exkursion die Augen so geleuchtet und nirgendwo begann gleich ein so begeistertes Stöbern, Probieren, Phantasieren. Es hat großen Spaß gemacht. Andrerseits war die Diskussion danach polarisiert. Begeisterung hier, große Skepsis da. Für die Skepsis gibt es eine, sicher nicht vollständige Erklärung. Im "Open Museum" wird der 'Vermittler' obsolet. Es gibt den "Bastler" und es gibt zwei Personen, die Ideen entwickeln, Objekte aussuchen, den Verleih organisieren (ich nehme mal an, von einer Adminstration unterstützt). Das "Open Museum" benötigt keine Instanz mehr 'zwischen' Objekt(en) und Personen. Damit fällt nicht nur eine (Berufs)Rolle weg, und deren Legitimation, sondern auch die autoritative Geste des Zeigens, Bedeutens, (Be)Lehrens usw.

Was an Autorität oder Deutungsmacht übrig bleibt, steckt in der vorbereitenden Arbeit, im Auswählen der Objekte (und davor schon, im Prozess, in dem die Museumssammlungen zustandegekommen sind - mehr oder weniger ja auch eine Wahl mit Interessen und Ideolgien). Man kann darüber nachdenken, wie stark oder wie schwach die Vorgaben sind, die in einem solchen Koffer stecken oder darüber, was durch das Setting, die Handhabe des Projekts alles ermöglicht wird und was nicht. Sicher ist, daß in dem Moment, in dem so eine Kiste außer Haus geht, keinerlei Einfluß auf das genommen wird, was dann passiert.
Ab diesem Zeitpunkt ist es keine Partizipation mehr, oder? Die Nutzer, Spieler, (Gedanken)Bastler, Ausprobierer, Nachdenker sind sich selbst genug, sie beteiligen sich nicht "an etwas", sie machen 'es' selbst. Es ist eine Reise ins Offene.




Mittwoch, 5. Dezember 2012

Partizipation. Mitbestimmung. Ein Gedankensplitter

Unter "Partizipation im Museum" wird vielerlei verstanden - vom Zulassen, daß jemand über den Zaun blicken kann bis hin zur Abtretung von Entscheidungsbefugnis. Partizipation kann auch sehr unterschiedlich gerechtfertigt werden - als Mittel, bislang museumsfernne Menschen für das Museum zu interessieren, bis zur Veränderung der Qualität der Organisation.
Ob Partizipation irgendwo tatsächlich schon praktisch so weit geht, daß MitarbeiterInnen eines Museums tatsächlich Entscheidungsbefugnisse, also Macht, abgeben, möchte ich bezweifeln. Aber darauf will ich gar nicht hinaus.
Mich interessiert etwas anderes: wendet sich Partizipation immer nur an Personen, die "draußen" sind? Geht es um die Opposition von "wir" (die MitarbeiterInnen) und "die"? Oder wird das Wort "Partizipation" auch auf die Organisation selbst angewendet?
Mit anderen Worten, gibt es das, was man "denen da draußen vorm Museum" anbietet, auch für die "drinnen" im Museum? Also: Mitbestimmung.
Und ist es in Museumsorganisationen nicht so wie in vielen anderen Organisationen auch, daß es allenfalls ein punktuelles Mitwirken gibt, und das immer in Relation zu einer Ermöglichung (das heißt innerhalb einer Abhängigkeit) "von oben".
Oder gibt es Museen, wo es strukturell, also nicht bloß gelegentlich, Mitbestimmung gibt? Und das nicht etwa nur innerhalb etwa von Projektteams mit zeitlich befristeten Aufträgen, sondern in Bezug auf das Ganze der Institution?
Was würde es bedeuten, wenn Museen, die eine solch "innere Partizipation" nicht kennen (ist das nicht die überwältigende Mehrheit?), ihren Besuchern (oder auch Nichtbesuchern, aber das dürfte schwierig sein) "Partizipation" anbieten?
Müßten solche Museen nicht zwingend erst ihre "innere Verfassung" ändern, oder anders gesagt, müsste es nicht eine klare Priorität "Mitbestimmung" vor "Partizipation" geben?

Montag, 5. November 2012

Ihr Interview (Texte im Museum 338)


Jüdisches Museum der Stadt Wien, Ausstellung "Wien. Jüdisches Museum. 21. Jahrhundert. 7 Fragen auf dem Weg zu einer neuen Dauerausstellung." (siehe auch hier)

Dienstag, 16. Oktober 2012

Zucker! Nicht vergessen! (Texte im Museum 333)

In der Ausstellung Citta dell Arte im Grazer Kunsthaus gibt es zahlreiche Aufforderungen zur Interaktion / Partizipation, darunter die Aufforderung aus dem Gedächtnis ein Rezept einer Süßspeise aufzuschreiben.

Donnerstag, 24. Mai 2012

"Partisanen im Gebälk meines Gehirns". Karl-Josef Pazzini über Kunsterfahrung, Kunstvermittlung und Partizipation



(...) Jemand geht in eine Ausstellung vermutlich mit dem Wunsch, etwas zu sehen, was man noch nicht kennt. Meistens ist der Anlass ein nicht genau definiertes Begehren. Dann kommt es darauf an, wie weit man sich von dem Gesehenen überraschen lassen kann. Können wir den Wunsch durchhalten, wenn sich vom Bild her gesehen nicht alles gleich einordnen lässt? Nun gibt es aber eine Kunstvermittlung, die genau da einspringt und sagt: Ich sage dir, was das ist. Da wird eine Identifikationsbrücke gebaut, die Werke werden passend gemacht zu dem, was ich ohnehin schon denke. Das halte ich für unproduktiv.[1]
(...) Und in der Partizipationskunst gibt es da manchmal Beteiligungskurzschlüsse, das finde ich nicht sehr hilfreich. Partizipation heißt ja wörtlich: sich seinen Teil zu nehmen.[2] Das Gegenteil einer "Partidonatio" gibt es ja nicht: seinen Teil zu geben. In der Partizipation steckt auch etwas von Kontrollierenwollen, sich gleichzeitig aber auch exkulpieren.[3] Auch wenn ich als Künstler keine tolle Idee habe, kann ich dennoch teilnehmen. Das hat etwas Vampiristisches. Das dann umstandslos als demokratische Errungenschaft auszugeben, sehe ich so nicht unbedingt.

(...) Ich habe den Eindruck, die Psychoanalyse reagierte auf eine Überlastung des individuellen bürgerlichen Subjekts, das ja als autonom gedacht wird, als Singular, der erst nachträglich in Kontakt mit anderen tritt. (...) Es fängt eine große Suche an: Wie entsteht eigentlich Verbindung? (...) Die Kunst vollzieht nun einen großen Wechsel: Sie wird performativ, sie will nicht mehr nur etwas schon Vorhandenes repräsentieren, zum Beispiel in der Malerei. So ähnlich sagt Freud: Es gibt eine psychische Realität, die im Kontakt immer neu evoziert wird und ihre Wirkung bekommt. In der Übertragung passiert mit den Leuten etwas, was sie vorher nicht waren. Das ist ja die einzige Chance, etwas zu verändern. So ähnlich machen das die Künstler.

(...) Identifikation ist ein Moment eines jeden Übertragungsprozesses. Wenn ich mit einem Fremden in Verbindung trete, brauche ich etwas, das ich schon kenne - ich identifiziere. Das kann ein einziger Zug sein, eine Augenlinie, eine Geste, eine Haarwelle. Wenn es aber dabei bleibt, wenn ich darauf beharre, dass etwas so ist, wie ich es sehe, wird ein Verständigungsprozess unmöglich. Es muss eine Fähigkeit einsetzen, diese Identifikation wieder zu durchbrechen. Durch Reflexion muss etwas umgearbeitet werden. (...) Bei einer Kunstbetrachtung fange ich mir Partisanen im Gebälk meines Gehirns ein, die ich dann weitermachen lassen kann.

(...) In Ausstellungen kriege ich Dispositive, die mir das Aushalten von Spannungen in dem anderen Job[4] ermöglichen. In der Kunst ist das oft noch verbunden mit einem sinnlichen Vergnügen. Deswegen bestehe ich auch darauf, dass es Kunst gibt, die mir ein ästhetisches Vergnügen bereitet. Nur eine Kunst über Kunst über Kunst ist nicht das, was mich vom Hocker reißt. (...)

Karl-Josef Pazzini, geboren 1950, Erziehungswissenschafter an der Universität Hamburg und Psychoanalytiker, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Prozessen des Kunsterlebens. Das Interview, das im Der Standard, 15.5.2012 (hier dergesamte Text, mit den Fragen) veröffentlicht wurde, bezieht sich auf einen Vortrag bei der Tagung "Angewandtes Ausstellen" an der Universität für angewandte Kunst.


[1] Das gilt nicht nur für die Kunstvermittlung, sondern für Vermittlung generell. Besonders für die Vermittlung, die die Ausstellung und das Museum als Medien darstellen. Inwieweit kommen sie dem Begehren zu sehen - ohne Kontrolle und Absicherung - offen oder auch risikoreich entgegen? Der Wunsch, sich (als Kurator etc.) und die Besucher vor dem Unkontrollierbaren zu bewahren, alles angstfrei (und möglichst auch noch anstrengungslos) werden zu lassen, ‚erspart’ einem die eigene Reflexion.
Der Kontrollunsch steht auch jener Museumssoziologie Pate, die über Erforschung des Besucherverhaltens zur Schaffung von Settings beitragen will, die 'gelingende' Kommunikation herstellen sollen.
[2] Zusammengesetzt aus pars, Teil und capere, fangen, ergreifen, sich aneignen, nehmen. Meist wird P. als Teilhabe übersetzt - und dann ist sie auch schon demokratisch...
[3] Exkulpieren wovon? Meinem Gefühl nach vor allem davon, Macht über andere zu haben. Mit anderen AutorInnen, die über Partizipation geschrieben haben, bin ich auch der Meinung, Partizipation beginnt dort, wohin sie meist kaum reicht und auch nicht reichen soll: zur Aufgabe/Übergabe dieser Macht.
[4] K.J. Pazzini ist Erziehungswissenschafter und Psychoanalytiker. Die Formulierung scheint mir weit über die ‚autobiografische’ Beispielhaftigkeit auf das ‚museale’ Ausstellen, also nicht nur auf das von Kunst, verallgemeinerbar. Etwa im Sinne von Sloterdijks Beschreibung des Museums als ‚Schule des Befremdens’, wo es um die Spannung von Eigenem und Fremden geht, wobei das ‚Andere’ in den unterschiedlichsten Registern – class, gender oder race – erscheinen kann.

Freitag, 11. Mai 2012

Kleiner Partizipationsfragebogen



Kleiner Partizipationsfragebogen

Partizipation im Museum ist

A Teilhabe
B Mitwirkung
C Mitbestimmung
D Mitentscheidung

Partizipation ist

A Ziel
B Methode
C Inhalt
D nichts von alledem

Die Konjunktur von Partizipation hat zu tun

A mit der Dienstleistungsorientierung des Museums
B mit der finanziellen Krise des Museums
C mit der Suche nach dem demokratischen Museum
D mit dem Wunsch gesellschaftlicher Gruppen Zugang zum Museum zu bekommen

Welche der vier Zitate passt am besten zu Ihrer Vorstellung von Partizipation?

A Längerfristig zu partizipieren, zum Beispiel durch eine ehrenamtliche Tätigkeit, bedeutet, mehr abzubekommen – eben ein Stück weit ‚dazuzugehören’. Dies bedeutet, sich in spezifischer Weise zu bilden, Kenntnisse zu erlangen über die Inhalte genauso wie über die institutionellen Codes des Museums.

B Partizipation an sich ist erstmal keine Aussage – bedeutsam ist, wer, warum, wo und woran partizipiert

C (...) Vermittlungskonzepte, die sich an marginalisierte Gruppen richten bzw. deren Ziel die soziale Inklusion ist (sind) bei näherer Betrachtung viel mehr von Zuschreibungen als von Selbstdefinitionen getragen. (...) Partizipation (ist) eine kollektive Praxis des öffentlichen Sprechens und Handelns, die sich identitären Zuschreibungen widersetzt.

D Wenn beispielsweise ein Museum in Schweden TaxilenkerInnen als Keyworker ausbildet, indem sie diese ins Museum einlädt, Workshops und Seminare für sie und gemeinsam mit ihnen entwickelt, entsteht ein Austauschprozess, von dem schlussendlich beide Seiten profitieren. Den DirektorInnen muss es doch gefallen, wenn sich TaxifahrerInnen mit den Inhalten „ihres“ Museums auseinandersetzen, sich mit ihm identifizieren und mit den Fahrgästen, die sie vom Flughafen abholen, nicht über das Wetter, sondern über die aktuelle Ausstellung zeitgenössischer Kunst reden – weil sie Teil der Organisationsstruktur sind.

Ziel von Partizipation ist

A die Erhöhung der Besucherzahlen
B die größere und breitere Akzeptanz des Museums
C neue Besuchergruppen zu gewinnen
D bislang vom Museum ausgeschlossene Gruppen einzubeziehen

Wer profitiert von Partizipation

A Die Kuratoren
B Das Museum
C das Publikum
D der Museumsträger

Partizipation ist

A ein museologischen Projekt
B ein politisches Projekt
C ein museumspraktisches Experiment
D ein legitimatorischer Schachzug in auch Museen infragestellenden Zeiten

Partizipation wendet sich an

A Minderheiten
B Nicht-Besucher
C die Öffentlichkeit
D Museumsbesucher

Wer soll Partizipation veranstalten?

A Kuratoren
B Besucher
C Teilnehmerinnen eines Partizipationsprojektes
D Vom Museum bislang ausgeschlossene Menschen

Partizipation im Museum

A muss zum Prinzip der Museumsarbeit generell werden
B kann nur punktuell und zeitlich begrenzt stattfinden
C gefährdet die Autonomie des Museums
D zielt auf die Transformation der gesellschaftlichen Funktion des Museums

Partizipation

A soll Besuchern mehr Spaß am Museum vermitteln
B soll Schwellenängste abbauen
C soll aktive und gestaltende Teilhabe an Kultur ermöglichen
D soll bewirken, das Museum als öffentlichen und sozialen Raum zu nutzen 

Montag, 2. April 2012

Die Annenstraße im Stadtmuseum

Unlängst habe ich im Grazer Stadtmuseum Mutter Theresa getroffen. War ein bisschen überraschend. Aber noch überraschender war, daß sie af einem Kanaldeckel festgeschraubt oder -geschweißt war. Damit sie nicht umfällt. Ich glaube, es war Bronze, aus der man sie lebensgroß gebildhauert und akkurat bemalt hatte. Ein wenig abgenutzt sah sie aus. Das kommt vielleicht vom ständigen Hin- und Herschleppen. Denn die metallene Heilige ist in Graz auf Wanderschaft und soll dem Wunsch einer Gruppe albanisch sprechender Immigranten folgend möglichst im Zentrum aufgestellt werden. Warum nicht. Da steht ja auch schon Erzherzog Johann.



Das hätte sie ja nun geschafft, schließlich liegt das Stadtmuseum in der Sporgasse und zentraler geht fast nicht. Aber hier hat sie Asyl nur auf Zeit, denn man darf nicht erwarten, daß das Stadtmuseum sie ankauft und vor die Tür stellt, in die Sporgasse.
In naher Nachbarschaft zur Mutter Theresa türmten sich Karteikästen, eye catcher einer Stadtteilinitiative, bei der, wenn ichs recht verstanden habe, alles passieren darf, wenn es nur auf der Idee des Tausches beruht, Tausch von Ideen, Dingen, Dienstleistungen, Räumen, was auch immer. Motto: "Teilen schafft Überfluß". In den Schubladen purzelten, wenn sie nicht leer waren, Playmobilmännchen rum.



In unmittelbarer museumsräumlicher Benachbartheit dokumentierte eine Lehrer-Schüler-Initiative eine mit großem und phantasivollem Aufwand betriebene Kampagne gegen eine gefährliche Verkehrssituation vor ihrer Schule. Autos gegen Schüler, keine Chance. Bis jetzt hat der Verkehr gesiegt. Sie werden weitermalen, -fotografieren, -ausstellen, was auch immer.
Ein Verein, der Migrantinnen mit Deutsch- und Bildungskursen hilft, zeigt Dinge, die unter dem oft Wenigen, was Flüchtlinge mitnehmen konnten, ihren Besitzerinnen besonders wertvoll sind.
Das Theater im Bahnhof unterlegt ein gesprochenes Tagebuch mit einem Videoloop mit den Abbrucharbeiten, die das Theater zum erneuten Umzug gezwungen haben. Ein Schaufelbagger müht sich redlich, einen Baum umzureissen und in Stücken zu verstauen. Angewandte Immobilienkunde.
Die Stadtbibliothek stellt in einem Regal Lesestoff bereit. Zum Annenviertel.



"Annenviertel", das ist die Überschrift, die alles, was ich bisher aufgezählt habe, zusammenhält.
Es geht um ein Quartier in Graz, dem Veränderungen bevorstehen. Die Annenstraße soll 'aufgewertet' werden, umgebaut, verschönert, nutzbarer. Die Annenstraße ist eine nahezu schnurgerade Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem (Alt)Stadtzentrum, viel befahren, von Autos, von Straßenbahnen. Der Autoverkehr wird kurz vor dem Stadtzentrum, das fast ganz für Autos gesperrt ist, abgelenkt, um das historische Zentrum herum. Dort wird flaniert ud konsumiert. In der Annenstraße eher nicht. Dort ist man nur, wenn man aus einem bestimmten Geschäft etwas braucht. Oder ins Kino will. Etwa in der Mitte der Straße liegt eins der Großkinos von Graz.
Sehenswürdigkeiten gibts hier keine, ein Hotel, die Arbeiterkammer, Banken, das erwähnte Kino, vermutlich der frequentierteste Punkt an der Straße, Supermärkte, sonst viel Kleingewerbe, Cafés.
Das Annenviertel ist ein 'minderer' Stadtteil von Graz, vom besseren, der Altstadt durch die Mur getrennt.
An vielen Geschäftsauslagen kleben Infos zur Aufgabe des Geschäfts. Das geht schon länger so, jetzt scheint es mir stärker geworden zu sein - vielleicht schon ein Effekt der künftigen 'Sanierung'? Nein, versichert man mir.
Das Stadtmuseum sagt auf seiner Webseite: "An der Ausstellung (…) nehmen Initiativen und Organisationen aus dem Annenviertel teil, die hartnäckig an Visionen des guten Zusammenlebens, der Stärkung von Eigenverantwortung, des Mitspracherechts der Menschen im Viertel und der freien Nutzung des öffentlichen Raums arbeiten. Zahlreiche künstlerische Beiträge eröffnen darüber hinaus alternative Sichtweisen auf das Annenviertel."
Die Ausstellung überrascht. Man bekommt Räume, Menschen, Tätigkeiten zusehen, die dem Flaneur verborgen bleiben. Hinterhäuser, wie absichtlich versteckte Läden, Geschäfte und Dienstleistungen, die man nie zu brauchen glaubt oder von denen man nicht vermutet, daß es sie überhaupt gibt.
Öffentlich / Nichtöffentlich. 


Und darum geht es ja auch. Öffentlichkeit herzustellen, der nicht unbedingt ist und nicht sichtbar sein muss. Da wäre zum Beispiel Radio Helsinki, einst ein 'Schwarzsender', jetzt ein offenbar ziemlich basisdemokratisches Stadtradio. Ein riesiges Farbfoto zeigt eine ziemlich große bunte Gruppe - die 'RadiomacherInnen'. Da geht gegen die veranstaltete staatliche oder privatisierte Stadtöffentlichkeit. Wir machen das jetzt mal selber. Jeder kann kommen und etwas vorschlagen und mitmachen.
Im Erdgeschoss des Museums erinnert uns erst mal eine Installation an die vielfältigen Gebrauchsweisen des öffentlichen Raums: Spielen, Essen, Rumsitzen, Handeln, Sporteln, Reden, Malen, Demonstrieren, Ankündigen, Kochen und und und.



Vieles davon ist verschwunden, geduldet, verboten, wenig davon findet auf der Straße statt.
Man kann rasch mal durchgehen, was in einer Annenstraße alles nicht möglich ist. Z.B. dürfte man dort keine Heilige Theresa aufstellen, nicht Langlaufen wenn Schnee liegt, keine chinesische Garküche betreiben, nicht Fußballspielen (fällt mir ein, weil das mal mit Freunden und italienischen Ragazzi vor Jahren am Hauptplatz in Bologna, vor San Petronio, gemacht habe, und keiner hat uns gestört. Doch. Ein Straßenkehrer, aber auch das nur kurz).
Betteln darf man auch nicht. Das darf man in Graz seit einiger Zeit sowieso nicht, nicht nur hier.
Wo sich Öffentlichkeit im Stadtraum auffallend bildet, geht es praktisch immer um veranstaltete und kommerzialisierte Öffentlichkeit. Firmen, Medien machen Events, Weihnachtsmärkte, Ostermärkte sind erweiterte Geschäftsmeilen, Marathons haben Großsponsoren usw.
'Staatlich' unerwünschte Öffentlichkeit wird mit symbolischer und faktischer Gewalt behindert oder verdrängt. Bettler sollen hier nicht vorkommen dürfen. Und sogenannte Punkts auf den Treppen der Erzherzog-Johann-Statue, das soll auch nicht sein dürfen. Sagt der Bürgermeister der Stadt.
Gentrifizierung
Also, sage ich mir, ist das Museum jetzt auch mal ein öffentlicher Raum und das ist so ziemlich das beste, was ein (Stad)Museum machen kann. Gut. Es sieht hier ein wenig nach Bastelstunde im Seniorenheim, nach Volkshochschule und Pfarrflohmarkt aus. Aber es ermöglicht den verschiedenen Initiativen sich über ihre Community hinaus sichtbar zu machen, für sich zu werben, über ihr Tun zu informieren.
Aber etwas fehlt. Und das hat mich dann doch gewundert. Die Stadt. Von ihr geht doch die Planung zur Erneuerung des Annenviertels aus, also warum hat die Stadt nicht auch einen Infostand? Damit fehlt eine wichtige Information: was für Pläne gibt es? Und: sind die diversen Initiativen, die man kennenlernt, damit befasst, gibt es Mitsprache, Mitwirkung, echte Partizipation, also eine, wo die Machtfrage gestellt wird?
Davon leider nichts.
Es war Sonntag. Ich bin durch die Annenstraße spaziert und sie war fast leer und döste traumlos vor sich hin.
Man wird sehen, was mit ihr passiert.
An dem Tag war sie für mich eine Großausstellung mit den unglaublichsten Ausstellungs-, pardon: Auslagengestaltungen. Hier gibts noch Arrangements fast aus der Steinzeit der Auslagenwerbung.
Kurzum: Es lohnt sich, nicht immer nur ins Museum zu gehen.


Samstag, 31. März 2012

Ein Museum - District Six Museum

District Six - Museum. Kapstadt. Südafrika. - „District Six was named the Sixth Municipal District of Cape Town in 1867. Originally established as a mixed community of freed slaves, merchants, artisans, labourers and immigrants, District Six was a vibrant centre with close links to the city and the port. By the beginning of the twentieth century, however, the process of removals and marginalisation had begun. The first to be 'resettled' were black South Africans, forcibly displaced from the District in 1901. As the more prosperous moved away to the suburbs, the area became a neglected ward of Cape Town. In 1966 it was declared a white area under the Group Areas Act of 1950, and by 1982, the life of the community was over. 60 000 people were forcibly removed to barren outlying areas aptly known as the Cape Flats, and their houses in District Six were flattened by bulldozers. The District Six Museum, established in December 1994, works with the memories of these experiences and with the history of forced removals more generally.“


Mission Statement: „The Museum seeks to develop policies relating to heritage and memory that are both grounded in and seek to develop the interests of the poor and dispossessed, specifically:
1. The District Six Museum is a heritage project that seeks to serve the interests of the victims of the various forms of forced removals that occurred in District Six, the larger city of Cape Town and in other parts of South Africa.
2. The Museum seeks to place itself at the heart of the process of reconstruction of District Six and Cape Town through working with the memories and experiences of dispossessed people. It offers itself as a center for former residents of District Six and others to recover, explore and critically engage with the memories and understandings of their District Six and apartheid pasts, for the purpose of remaking the city of Cape Town.
3. The Museum seeks to stimulate the recovery and development of different forms of knowledge of the city, identity and community, and to use these in debates, discussions and policy development initiatives around diversity, difference, inequality, injustice and the future of the city.
4. The Museum seeks to develop alliances and partnerships with dispossessed communities in South Africa and other parts of the world, with non-governmental organisations, government and others in its quest to open up debate and discussion around heritage policy development.“
 “For us, the museum is a forum of people, a space of conversation, debate and transaction, where research, public scolarship and museum aesthetics have been combined with community forms of governance and accountability.”
„The museum contains a lively collection of photographs, articles and personal accounts depicting life before and after the removals. There are usually a couple of musicians at the back, tinkering away at their guitars and tin pipes and adding immeasurably to the atmosphere of the place. Highlights include a large map covering most of the ground floor on which ex-residents have been encouraged to mark their homes and local sights. The Namecloth is particularly poignant: a 1.5-m-wide length of cloth has been provided for ex-residents to write down their comments, part of which hangs by the entrance. It has grown to over 1 km, and features some moving thoughts. A display in the back room looks at the forced removals from the Kirstenbosch area.“


Montag, 26. März 2012

"Jeder kann Ausstellungen machen!"

Mit einer wenige Seiten umfassenden Broschürer untewrstü+tzt das "Open Museum" in Glasgow Communities beim Produzieren eigener Ausstellungen. - Acht Schritte zur fertigen Ausstellung...