In Dresden, Berlin, London, Florenz ist es schon passiert.
UmweltaktivistInnen attackieren berühmte Gemälde, indem sie sich daran festkleben oder, wie zuletzt in der National Gallery, Tomatensauce aus der Dose über Van Goghs Sonnenblumen schütten. Genauer gesagt über die Verglasung des Gemäldes, sodaß das Bild keinen Schaden genommen hat.
Das entsetzte Feuilleton sieht sinnlos Werte zerstört und dem Klimaprotest Bärendienste geleistet.
Purer Vandalismus? Aggression, die nur mit dem Medienecho spekuliert? Schon möglich.
Krzysztof Pomian hat vor etwas über einem Jahr dem Museum nicht nur angesichts der Corona-Pandemie und dem Klimawandel das Ende vorhergesagt, sondern auch prophezeit, daß es zu Aggressionen aufs Museum kommen würde. Warum? Weil Museen nichts dazu beigetragen hätten, die verhängnisvolle Entwicklung abzuwenden.
Ist es so weit? Kommen jetzt die Museumsstürmer?
Von der englischen Aktivistengruppe Just stop Oil, die mit Tomatensuppe auf den Lieblingsmaler losging, hörte man den begleitenden Satz:
„Ist Kunst mehr wert als Leben? Mehr als Essen? Mehr als Gerechtigkeit Die Lebenshaltungskostenkrise und Klimakrise wird durch Öl und Gas getrieben."
Vandalismus wurde meist von religiösem Eifer angetrieben. Hier geht es ums Politische. Um ein Ausspielen von unterschiedlichen Wertvorstellungen. Kulturelles Erbe gegen Lebenschancen.
So fundamentalistisch, wie die Gruppe argumentiert, läßt sich schwer dagegen argumentieren, zu einem Zeitpunkt, da ernsthafte Wissenschafter prognostizieren, daß die Umweltkatastrophe nicht vor uns liegt, sondern unabwendbar bereits eingetreten ist.
Die Argumente gegen diese Form des Aktivismus sind plausibel. Aber was an gewaltförmiger Auseinandersetzung auf die Museen zukommt, davon gibt der Bildersturm in der National Gallery eine Vorahnung.
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