Offener Brief an die Präsidentin und den Vorstand von ICOM Deutschland, veröffentlicht am 21. Dezember 2020. Der Anlass für diesen offenen Brief ist die mangelnde Zusammenarbeit von ICOM Deutschland mit seinen Mitgliedern im Vorfeld und im Nachgang zur ICOM-Generalkonferenz in Kyoto im September 2019 sowie die am 10. Dezember 2020 von ICOM Define offiziell vorgestellte Methodologie zur Findung einer neuen Museumsdefinition.
ICOM CHANGE
Wir, ICOM-Mitglieder und weitere Museumsfachleute, begrüßen die Debatte um ein grundsätzlich neues Verständnis von Museen. Das Ringen um eine neue Definition von „Museum“ hat zu Diskussionen geführt, die auf globaler Ebene Bewegung in die Museumswelt gebracht und neue Energien freigesetzt haben. Diese Energien möchten wir nutzen und den Diskurs weiterführen.
Museen sind gesellschaftliche Akteure. Anerkennend, dass Museen bis in die Gegenwart diskriminierende Herrschaftsverhältnisse fortschreiben, setzen wir uns dafür ein, dass sie ihrer globalen und sozialen Verantwortung nachkommen und an einem gleichberechtigten und guten Leben für alle mitarbeiten.
Wir begrüßen deshalb die ICOM-Initiative zur grundlegenden Neufassung der Definition von „Museum“ und beteiligen uns gerne an dem von ICOM Define vorgeschlagenen Verfahren. Wir unterstützen diesen Prozess als Ausdruck einer veränderten, gegenwarts- und zukunftsorientierten Museumsarbeit. Diese ist vielerorts längst gelebte Realität und für uns ein wesentlicher Anspruch.
Wir kritisieren die Intransparenz der Entscheidungsfindung von ICOM Deutschland im Vorfeld und im Nachgang zu Kyoto. Wir fordern von ICOM Deutschland eine demokratische und transparente Diskussion über die anstehenden neuen gesellschaftspolitischen und sozialen Anforderungen an Museen. Mitgliedern von ICOM Deutschland sollte es ermöglicht werden, aktiv Stellung zu diesen Positionen zu beziehen.
Insbesondere fordern wir ICOM Deutschland auf, offene Diskussionsräume für eine längst überfällige neue Museumsdefinition zu schaffen. Im Sinne der neuen Methodologie von ICOM Define fordern wir einen intensiven Konsultationsprozess mit den Mitgliedern und anderen relevanten Akteur*innen über die Konzepte und Schlüsselwörter einer neuen Museumsdefinition. Wir verlangen in dieser Hinsicht rasches Handeln, um bis April 2021 gemeinsame Diskussionsergebnisse zu generieren – so wie es der Zeitplan von ICOM Define vorsieht:
https://icom.museum/wp-content/uploads/2020/12/ICOM-Define-Methodology.pdf
Wir fordern zudem, dass die Ergebnisse des digitalen Mitgliederforums zur Museumsdefinition vom 18. Juni 2020 dem federführenden Gremium ICOM Define in vollem Umfang zur Verfügung gestellt werden. Die Ergebnisse des Mitgliederforums sollen außerdem in die Zusammenfassung eingehen, die ICOM Deutschland bis Januar 2021 ICOM Define vorlegen soll:
https://icom-deutschland.de/images/Nachrichten/PDF/Zusammenfassung_ICOMForum.pdf
Wir fordern ICOM Deutschland dazu auf, weitere offene Räume für Debatten und Konsultationen in den Zeiträumen Juli bis September 2021 sowie Februar bis April 2022 zu schaffen, die von ICOM Define ausdrücklich für die Zusammenarbeit der ICOM-Komitees mit ihren Mitgliedern vorgesehen sind. Die Ergebnisse dieser Konsultationen sollen in dem Feedback zu Konzepten/Schlüsselwörtern (September 2021) und zu Vorschlägen für Museumsdefinitionen (April 2022), das ICOM Deutschland an ICOM Define übermittelt, berücksichtigt werden.
Wir rufen Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der Museumswelt sowie Museumsfachleute und die Öffentlichkeit angrenzender beruflicher Felder sowie der Zivilgesellschaft dazu auf, mit uns konstruktive Diskussionen über ein neues Museumsverständnis zu führen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Und hier gehts zur Unterschrift unter der Petition
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