Und das bei der Wohnungsnot in Berlin - Ein leeres Schloß mit hunderten leeren Zimmern |
Wunderbar dachte ich - eine Stadt mit einer Leerstelle in der Mitte. Was könnte hier nicht alles performativ entstehen! Statt einer definitiven Bebauung eine performatives Stadtzentrum, mit wechselnden Akteuren, wechselnden Themen, wechselnden Medien.
Klar war da schon, so bleibt es nicht. Und so wurde geradezu fatalistisch der Bau hochgezogen, obwohl man noch keine Idee für eine Nutzung hatte aber eine Art riesiger Kulisse, bisschen historisch-rekonstruktiv, bisschen modern-monumental.
Das Nachdenken über das, was in dem Schloß eigentlich stattfinden sollte, brachte viel Ratlosigkeit, viele einander abwechselnde und sich kannibalisierende Ideen und Konzepte und schließlich einen heißen öffentlichen Konflikt um den Umgang mit ethnologischem Raubgut, der bis heute anhält.
Jetzt soll alles eröffnet werden. Und siehe da - ich bekomme vielleicht meine leere Mitte wieder. Zeitungen berichten, daß die Eröffnungsausstellung wegen technischer Probleme und daraus resultierenden Absagen wichtiger Leihgaben nicht stattfinden wird. Das wird zwar dementiert, aber es könnte so kommen, daß man ein leeres Haus eröffnen muß - und vielleicht, in der Not auch will.
Was für eine Chance! Ich würde sofort in den leeren Räumen Sofas, Fauteuils, Hängematten, Teppiche, Polsterlandschaften zum Liegen installieren und tausend Diskussionsblumen blühen lassen, sagen wir mal hundert Tage lang in zehn Räumen zehn Debatten (auch vor dem Haus, klar, in der Stadt, warum nicht...).
Wird es nicht geben, klar. Ich spinne bloß ein bisschen.
Dabei sind Museen "schon immer" (auch) "leere Mitten" gewesen. Orte des Sich-Sammelns eng verwoben mit dem (Ver)Sammeln (der Dinge) und die Museumsarchitektur hat immer wieder, von Schinkel bis Hollein, von Semper bis Sterling, von Soane bis Piano solche Räume bereitgestellt. Von Sammlungsobjekten fast oder ganz leergehaltene empfangende überdeterminiert ausgestattete meist runde, überkuppelte Architekturen. Gedacht für jenes seltsame "Ding", um das sich Gemeinschaften, Gesellschaften, Besucher zusammen-finden (B. Latour) und mit dem und an dem sie sich auseinandersetzen, als Öffentlichkeit.
Wird es nicht geben. Ich weiß. Stattdessen irgendetwas gegen die Peinlichkeit der Leere. Und gegen die Peinlichkeit der immer noch anhaltenden Konzeptlosigkeit, von der die Berliner Zeitungen von gestern und heute (und nicht zum erstenmal und nicht zum letzten Mal) übel gelaunt sprechen.
PS.: Wenige Tage nach den Meldungen wurde die Verschiebung der Eröffnung auf 2020 bekanntgegeben. Begründung: Die Klimaanlage wird nicht fertig.
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