So, jetzt gibt es ihn. Den Beirat, den neuen, zum Haus der Geschichte Österreich. Es gibt schon einen? Einen alten, und jetzt noch einen? Jaa, schon, aber der, der zweite und neue, der darf jetzt den Direktor bestellen der wiederum, so Oliver Rathkolb laut Der Standard: "die Feinkuratierung" mit dem Beirat "verhandeln" soll.
Wir fassen kurz zusammen. Beirat 1, wissenschaftlich, hat ein Konzept gemacht, ist gewissermaßen der wissenschaftlich-administrative Produktionsort, unter dem Leiter Oliver Rathkolb. Beirat 2, neu, eingesetzt, aber eigentlich auch nicht, weil da noch auf was vom Finanziminsterium gewartet werden muß, bestellt dann den Direktor und wirkt an der Feinkuratierung mit. E vero? Ein Beirat, der kuratiert?
Mitglied im Beirat 2: Oliver Rathkolb. Und Ex-Landeshauptmann Schausberger, der Leiter des Staatsarchivs, der Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands, Gerhard Baumgartner, Aleida Assmann, die sich als Professorin der Universität Konstanz mit ihren Forschung zum kulturellen Gedächtnis einen Namen gemacht hat, sowie Eva Blimlinger, Rektorin der Angewandten, die als ehemalige öffentlichkeitswirksame Fundamental-Kritikerin (als die sie im von Thomas Winkelbauer herausgegebenen Band "Haus? Geschichte? Österreich?" eingestuft wurde) nun einerseits das Feigenblatt macht für eine gelungene Integration der besonderen Art (Kritikerin eingebunden...) und dafür sorgen darf, daß das Projekt prachtvollst gelingt. E vero?
Erneuert wurde inzwischen, bei der Vorstellung des erwähnten Buches, die Kritik an der Nicht-Einbindung von Museologen. Die konterte Oliver Rathkolb bisher immer mit dem Hinweis, daß ja Museumsleiter und MuseumsmitarbeiterInnen in den Beirat (obacht, hier ist von Beirat 1 die Rede, im Beirat 2 gibts diese Kompetenz gar nicht mehr) berufen worden seien.
Da verwechselt er (und nicht nur er) etwas. MuseumsmitarbeiterInnen sind keine Museologen. Museologie ist weder ein Beruf noch eine Wissenschaft, eher ein Feld von Forschungen und Diskursen der unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen von der Philosophie bis zur Ethnologie, von der Volkskunde bis zur Soziolgie usw., deren Gemeinsamkeit ist, sich mit dem "Museum als Schlüsselphänomen der Moderne" (Sharon MacDonald) (und damit mit einem seiner wesentlichen Aufgaben, dem Ausstellen), zu beschäftigen. Jedenfalls ist die Schnittmenge Museumsmitarbeiter / Museologie klein, beide Bereiche sind gegeneinander abgeschottet, die Museumspraxis gegenüber museologischen Theorie ziemlich vollkommen (Donald Preziosi).
Und dann: Museologen sind eher selten Ausstellungsmacher, für diese selten als hohe Kunst betriebene Betätigung ist eine schwer zu definierende Kompetenz notwendig, die unter anderem aus wissenschaftlicher, ästhetischer und museologisch-reflexiver Kompetenz besteht, aber nicht als einfache Quersumme, sondern als etwas anderes, in dem die genannten Kompetenzen enthalten sind, aber nicht restlos aufgehen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Oliver Rathkolb weiß entweder nicht oder will nicht wissen, wovon er redet. Dafür ist er auf Grund seiner kleinen hübschen Ämterkumulation (Beirat1 + Beirat 2) der einzig Berechtigte, der schon jetzt, ehe der dazu eigentlich bestellte Beirat (Beirat 2) zusammengetreten ist, wissen kann, wie ausgeschrieben werden wird. Und zwar "definitiv" (O.R.) E vero?
Daß man vom inzwischen schon veränderten Zeitplan weiter abgeht und nun eine Wanderausstellung konzipiert (über die auf der Webseite des HdGÖ über Allgemeinplätze hinaus nichts zu erfahren ist), daß man mit dem WienMuseum und dem Weltmuseum zum Thema "Orient und Nahost" zusammenarbeitet und daß man die Idee habe, mit den Nachbarstaaten zusammenzuarbeiten, das nebenbei.
Apropos Webseite. Dort findet man unter dem Punkt "Zielsetzungen" folgenden Satz: "Das HGÖ wird ein aktives und offenes Diskussionsforum für historische Fragestellungen und Themen der Gegenwart sein." (Hervorhebung von den Autoren der Webseite). Genau. Es wird. Es ist es aber jetzt nicht.
Die Seite nimmt nirgendwo bezug auf die aktuelle Debatten, erwähnt nicht, daß es Veranstaltungen zum Haus der Geschichte Österreich gegeben hat und geben wirdt. Auch die Publikation, die Thomas Winkelbauer herausgegeben hat, und die nun wahrlich Diskussionsstoff bietet findet keine Erwähnung.
Es gibt auch keinerlei Verlinkung zu anderen Webseiten und Informationen, nicht einmal das. Also auch nicht zu jenen, die penibel die Geschichte des Projektes referien und nicht zu denen, wo alle einschlägigen Dokemente zu dieser langen Geschichte abrufbar sind.
Würde das Projekt nicht gewinnen, wenn es gewichtige Einwände ernst nehmen, abwägen, mit den Kritikern gemeinsam erörtern würde, kurzum wenn es sofort mit dem beginnen würde, was für ein derartiges Unterfangen unbedingt nötig ist: Öffentlichkeit, Diskurs, Vielstimmigkeit, Inklusion.
Nichts davon. Die Webseite zeichnet sich nicht einfach nur durch Abwesenheit jeder Diskursivität aus und agiert nahe an Usancen staatlicher Verlautbarungspolitik, nein, sie verweigert sich ganz gezielt und nachdrücklich jeder Involvierung in Debatten. E vero?
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