Samstag, 9. Mai 2015

Notruf (Volkskundemuseum Wien)


Nachdem das Volkskundemuseum Wien mit seiner großen europäischen Sammlung an Objekten und historischer Fotografie 2 Jahre lang Teil der Konzeption eines der größten Kulturmuseen Europas (Völkerkunde + Volkskunde) am Heldenplatz war, muss ich dazu etwas festhalten.

In der leider zunehmend schlechter werdenden Bausubstanz des Gartenpalais Schönborn, dem ersten Bau Lukas von Hildebrandt´s in Wien, findet unter sehr begrenzten finanziellen Bedingungen progressiver Kultur- und Museumsbetrieb statt. Weiters werden über 200.000 Objekte nicht nur verwaltet, sondern ständig in den eigenen und internationalen Ausstellungsbetrieb eingeschleift. Viele Kulturinitiativen rund um den Bereich der Kulturwissenschaften, Film und Kunst docken an diesem Haus an, das heuer unter dem Motto „Museum für Alle“ generell freien Eintritt gewährt. 

Es gibt Sponsoren, die es wichtig finden, das innovative Verständnis von Museum und Publikum, wie es hier gelebt wird, zu unterstützen und im gegebenen Fall den Eintritt nicht nur kompensieren sondern darüber hinaus zu fördern.
 

Außerdem gibt es spannende Entwicklungskonzepte für das Haus, die einerseits Kooperationen mit anderen Museen Wiens und der Universität Wien betreffen, andererseits die unmittelbare Umgebung aktiv einbeziehen. Alles zusammen ist – wie wir meinen – ein entsprechend positiver Beitrag zum Kulturstandort Wien.
 

Das kulturelle Erbe, das hier in den Sammlungen verwahrt wird, ist international nicht nur bedeutend sondern auch nachgefragt. Es fällt uns zunehmend schwer, diese Sammlungen entsprechend zu erhalten – geschweige zu erweitern – und unser breites Angebot für das Publikum umzusetzen. 

Über die Jahre kommen wir mit Budgets für den Vollbetrieb eines Museums aus, um das andere Häuser knapp eine Ausstellung verwirklichen. Wir arbeiten hart daran, sowohl in der Stadt- als auch in der Bundespolitik Bewusstsein für diese Situation zu schaffen. Wir wurden und werden zwar immer unterstützt, aber eben nur auf einem Niveau, das uns bald nicht mehr den Betrieb dieser prospektiven Kulturinstitution ermöglicht.

Matthias Beitl, Leiter des Volkskundemuseums, via orf.at, im Mai 2015

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