Ich habe Peter Assman gefragt, ob er angesichts seines Rücktritts zu der stärker werdenden Rolle von Managern (Kaufmännische Direktoren etc.) in Museen etwas schreiben will - vor dem Hintergrund jener Erfahrungen, die ihn schließlich zum Rücktritt bewogen haben. Ich habe gestern (hier, in einem kurzen Beitrag) diesen Rücktritt als Symptom einer problematischen Entwicklung bezeichnet, das weitgehedn ohne öffentliche Resonanz bleibt. Hier nun der Beitrag von Peter Assmann, der vielleicht eine Debatte in Gang setzt - und für den ich ihm herzlich danke.
Peter Assmann
Zur Rolle der kaufmännische Direktoren in Museen
Kaufmännische Direktoren, früher hießen sie durchwegs Verwalter, gibt es in
der österreichischen Museumslandschaft mit dieser Bezeichnung seit den
umfangreichen Ausgliederungsbewegungen verstärkt ab Mitte der 1990er Jahre
in Österreich. Prägnante Beispiele dafür sind der Großkomplex des
Kunsthistorischen Museums, das Wien-Museum aber auch die Museen der Stadt
Linz. Das duale Führungsprinzip ist hier durchwegs so aufgegliedert, dass es
einen Direktor und einen kaufmännischen Direktor gibt. Beim Direktor, oder
Generaldirektor wie beim Kunsthistorischen Museum, handelt es sich um eine
Person mit inhaltlich einschlägigem Studium durchwegs der
Geisteswissenschaften, beim kaufmännischen Direktor um eine Persönlichkeit
mit einem Wirtschaftsstudium. Die interne Hierarchie ist so geregelt, dass
in der Person des Direktors eine die Aktivitäten des Museums
zusammenführende und auch kompakt nach außen und innen kommunizierende
Persönlichkeit handelt, wo hingegen der kaufmännische Direktor für die
administrativen Belange - durchaus auch mit (beschränkter) Personalhoheit -
zuständig ist.
International wie national beobachtbar ist jedoch die Tendenz, dass sich
dieses Modell nicht bewährt hat, konkrete Fälle des Scheiterns mit
weitreichenden Folgen sind etwa bei den Museen in Hamburg oder auch im
Liechtensteinischen Landesmuseum beobachtbar gewesen. Die Ausschreibungen
der jüngsten Zeit zielten hier stets auf eine eindeutig definierte singuläre
Leitungspersönlichkeit eines Museums hin.
Gerade aus der Beobachtung dieser Tendenzen wird klar, dass die Institution
Museum in den letzten Jahrzehnten eine weitreichende Aufgabenerweiterung
erfahren hat. Immer mehr kristallisiert sich das Bild einer umfassenden –
ich bezeichne es immer als - „Kompromissinstitution“ heraus. Es gilt eine
positiv tragfähige Verbindung zwischen Wirtschaftlichkeit und
Wissenschaftlichkeit, zwischen bewahrender und vermittelnder Kompetenz,
zwischen touristischer Arbeit, kreativer Orientierung sowie umfassenden
Bildungsaktivitäten im Sinne des Life Long Learnigs und vieles mehr zu
gestalten. Dass eine solche Kompromisssituation bei einem dualen
Führungsprinzip nur dann funktionieren kann, wenn die beiden
Persönlichkeiten extrem gut harmonieren und ihre Kompetenzen sich
bestmöglich ergänzen, ist offensichtlich.
Wenn jedoch, so wie es zuletzt in Linz bei den OÖ. Landesmuseen der Fall
war, von politischer Seite eine Persönlichkeit als kaufmännischer Direktor
etabliert wird, der in seiner Berufsausbildung Jurist und in seiner
langjährigen Berufserfahrung Geschäftsführer eines Tourismusverbandes,
Geschäftsführer einer kulturellen Großaktivität und freier
Unternehmensberater war und diese Persönlichkeit sofort – ohne zuvor jemals
in einem Museum gearbeitet zu haben - umfassende Kompetenzen im Sinne der
Personalhoheit, der absoluten Finanzhoheit und auch der Leitung des Bereichs
Marketing und Kommunikationsverantwortung bekommt und die Institution dabei
zweigeteilt wird und das ganze innerhalb eines bürokratischen Systems
gemacht wird – dieses Museum ist als einziges großes Museum ich Österreich
nicht ausgegliedert -, so ist dies eine nationale und international völlig
allein stehende Lösung.
Welche Effekte man sich von einer solchen strukturellen völligen Entmachtung
des inhaltlichen Bereichs eines Museums verspricht, können nur vermutet
werden. Kreativitätsfördernd, Engagement fördernd ist dies jedoch in keinem
Wirtschaftsbereich. Wenn die Kulturinstitution Museum völlig unter das
strukturelle Diktat von einer wirtschaftlich administrativen Leitung gerät,
dann sind die Prioritäten klar in diesem Bereich angesiedelt.
Das Museum wird nicht mehr mit einem Hang zum innovativen Risiko agieren, es
wird brav und innerhalb der bestehenden Normen der Verwaltung arbeiten
(müssen).
Jede Organisation, die sich ihrer Kreativkräfte beraubt, wird die Rechnung
dafür später bezahlen müssen. Wer nur einäugig betriebswirtschaftlich und in
kleinteiligen Verwaltungsstrukturen denkt, wird im volkswirtschaftlichen
Sinne bzw. im Sinne übergeordneter Entwicklungsperspektiven immer teuer zu
bezahlenden Nachholbedarf haben. Eine Verwaltung, die sich selbst als
prioritäres Ziel hat, ist ein geschlossenes System und nur vorgetäuscht
produktiv.
Gerade bei einer so vielfältig agierenden Institution mit so vielen
Möglichkeiten wie dem Museum ist das ein absurder Verschleiß von
Volksvermögen und vor allem Volkspotential. Die wirtschaftlich ungünstige
Rechnung zahlt hier immer der Steuerzahler.
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