Niemand geringerer als der Präsident des Deutschen Bundestages zieht in DIE ZEIT (hier der ganze Text) eine Museumsbilanz für das Jahr 2011.
Wirklich neu ist keine seiner Beobachtungen, aber Amt, Zeitpunkt und Publikationsort machen das doch zu einer bemerkenswerten Äußerung.
Der rote Faden des Essays ist die Unterdotierung der Museen, die weniger mit den Sparhaushalten zu tun habe, als mit einer unausgewogenen Kulturpolitik, die Neubauten oder private Gründungen asymmetrisch fördere und so die Budgets traditioneller Häuser schmälere.
Lammert hat also zwei Entwicklungen im Auge, die zwar ebenfalls nicht ganz neu sind, die aber in Zukunft noch mehr Rolle spielen werden - die Privatisierung der öffentlichen Aufgaben der Museen mit der Konsequenz größerer Einflussnahme Privater auch auf diesen kulturellen Sektor und die Orientierung der Museumspolitik an populären Standards unter Vernachlässigung der Nachhaltigkeit.
Letzteres illustriert er eindrucksvoll an den zum Teil dramatisch schrumpfenden Ankaufsbudget.
Hier hat Lammerts Argumentationen seine Schwachstelle, weil sie völlig einseitig an der Idee der Bewahrung und Pflege des kulturellen glanzvollen Erbes orientiert ist.
Noch interessanter würde die Kritik als eine auch an den inhaltlichen Ausrichtungen der Museen interessierte.
Seine Kritik schließt aber auch die Schwächung des öffentlichen Status des Museums mit ein, die Auszehrung der Idee der staatlichen Verantwortung für das Museum. Lammert nimmt mit Hinweis auf die mit öffentlichen Geldern geförderte Gründung des Privatsammler-Museums Brandhorst in München sogar das Wort "Refeudalisierung" in den Mund.
Immerhin bemerkenswert, daß mal eine "Jahresbilanz" Museen überhaupt auftaucht.
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