Dienstag, 13. September 2011

Staub

STAUB
 
In der Vorstellung der Märchenerzähler erwacht Dornröschen nicht mit einer dicken Staubschicht bedeckt; sie haben auch nicht an die finsteren Spinnweben gedacht, die ihr rotes Haar bei der ersten Bewegung zerrissen hatte. Dabei legen sich endlos traurige Staubdecken über die menschlichen Behausungen und beschmutzen sie gleichförmig:als ginge es darum, die Dachboden und die alten Stuben für den bevorstehenden Einzug der spukenden Gespenster und der Larven herzurichten, die sich am wurmstichigen Geruch alten Staubs nähren und berauschen. Wenn sich die dicken Dienstmädchen allmorgendlich mit einem großen Staubwedel oder gar einem elektrischen Staubsaugerbewaffnen, so sind sie sich vielleicht nicht gänzlich im unklaren darüber, daß sie genauso sehr wie die positivsten Gelehrten dazu beitragen, die bösartigen Geister fernzuhalten, denen vor Sauberkeit und Logik ekelt. Eines Tages allerdings wird der Staub, der ja hartnackig ist, wahrscheinlich über die Dienstmädchen siegen und gewaltige Trümmer verlassener Bauten und menschenleerer Lagerhauser überziehen: und in dieser fernen Zeit wird nichts mehr bestehen, was uns vor den Schrecken der Nacht schützt, in deren Abwesenheit wir zu so großen Buchhaltern geworden sind ...

Georges Bataille

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