Mit mehr Schrecken als Begeisterung blättere ich in der reich illustrierten "Bilanz" des Grazer Stadtmuseums. Viele, zu viele Ausstellungen habe ich nicht gesehen. Da ist manche Ausstellung vorgestellt, die ich nicht hätte versäumen sollen. Kanns denn nicht Retrospektiven geben, Wiederaufführungen, so wie man alte, kostbare Filme restauriert und wieder feierlich aufführt? Museen hätten billige (Zweit)Ausstellungen und Ausstellungsmuffel könnten nachsitzen.
Ausstellungen für Graz 2006 - 2010 heißt das Buch und es macht etwas, was Museen selten machen, es dokumentiert, auch bildlich (wenn auch nicht umfangreich) jede einzelne Ausstellung. Kommentierende Texte, Zitate aus Rezensionen und die technischen Angaben wie Kurator, Zeitraum etc. werden mit Illustrationen angereichert, die eine Ahnung von der Machart der Ausstellung geben.
Es beginnt mit "Die Totale" (die Ausstellung habe ich wenigstens gesehen...) und endet mit "Fritz Panzer".
Die chronologische Ordnung fädelt die Ausstellungen gleichgültig gegenüber Themen und Formaten auf. Sichtbar wurde für mich das urbanistische Interesse des Museums, das, zusammen mit diversen grazspezifischen Themen, das Fehlen einer Dauerausstellung kompensierte und das zeitgeschichtliche Engagement, das seine stärksten Momente mit "Unsichtbar. NS-Herrschaft: Verfolgung und Widerstand in der Steiermark" hatte und dann mit "Die Kunst der Anpassung. Steirische Künstlerinnen im Nationalsozialismus zwischen Tradition und Propaganda". Der dritte erkennbare Schwerpunkt ist der Biografische, der in einer tollkühnen Serie Bernhard Fischer von Erlach, Jochen Rindt und Nikolaus Harnoncourt vereinte.
Die Publikation hat eine sehr symphatische Eigenschaft, sie konzentriert sich ganz auf die Vorstellung der Ausstellungen. Bis auf eine lässliche Ausnahme keine 'Funktionärsfotos', keine Fotos a la Stadtrat X eröffnet, Hofrätin Z im Gespräch mit, keine Vernissagenfotos, keins von glücklichen Menschen an kargen Buffets, absolut nichts. Auch kein Museumsdirektor in Ansichtsvarianten.
Diese Askese könnte allerdings auch einem technischen Gebrechen geschuldet sein, zumindest bei dem Exemplar, das ich besitze. Das reicht bis Seite 156. Laut Inhaltsverzeichnis hätten auf Seite 158ff. die Mitarbeiterinnen vorgestellt werden sollen.
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