Heimatmuseum Hallstadt |
Sonntag, 19. Juni 2016
Cosmos Caixa und eine Kritik am Science Center
Cosmos Caixa, Barcelona. Hauptgeschoss mit Ausstellungen |
Dass dabei die Bezeichnung Museum abhanden kommt, ist nachvollziehbar, zumal dieser Typ von Museum meist mit der historischen Dimension von Wissen nichts oder kaum mehr was zu schaffen hat und die Bevorzugung der Interaktion, des Erlebnisses, das Probieren und Experimentieren als Modi der Erfahrung auch nicht zum herkömmlichen Verständnis von Museum passen.
Wissenschaftsmuseum, oder Science Center sind ausnahmslos affirmativ. Ich habe noch keins gesehen, das auch nur ansatzweise gesellschaftskritisches Potential hatte. Sie vermitteln mechanistisch Funktionsweisen, aber ganz unter Ausklammerung der Anwendung, das heißt unter Ausklammerung von Nutzen und Nachteil von (Natur)Wissenschaft. Sie setzen auf Staunen und Überraschung, und selbst wo in sich stimmige Erläuterungen gegeben werden, bleiben diese innerhalb der fachlichen Logik der Beschreibung. Wissenschaftsmuseen sind Agenturen des Vertrautmachens mit dem Fortschritt des naturwissenschaftlichen und technischen Wissens unter Ausklammerung problematischer Fragen etwa der Ressourcen erschöpfenden Energiegewinnung, der Reproduktionsmedizin, der Waffentechnik, des Verkehrswesens, der Kommunikationstechnologien usw.
Cosmos Caixa, Barcelona. Über das Großartige von "Research" |
Wer also in ein Wissenschaftsmuseums geht, kann das mit gutem Gewissen tun, in dem er bestätigt werden wird.
Noch nie habe ich ein „technisches“ Museum gesehen, das nur annähernd, wenigstens in einem Teilbereich der verdichteten Formulierung Walter Benjamins (aus: Bucklige Männlein) gerecht zu werden versucht. „Weil aber die Profitgier der herrschenden Klasse an ihr [der Technik] ihren Willen zu büßen gedachte,“ schreibt Benjamin, „hat die Technik die Menschheit verraten und das Brautlager in ein Blutmeer verwandelt. Naturbeherrschung, so lehren die Imperialisten, ist Sinn aller Technik. Wer möchte aber einem Prügelmeister trauen, der Beherrschung der Kinder durch die Erwachsenen für den Sinn der Erziehung erklären würde? Ist nicht Erziehung vor allem die unerläßliche Ordnung des Verhältnisses zwischen den Generationen und also, wenn man von Beherrschung reden will, Beherrschung der Generationsverhältnisse und nicht der Kinder? Und so auch Technik nicht Naturbeherrschung: Beherrschung vom Verhältnis von Natur und Menschheit.“
Stattdessen im Verkehrsmuseum kein Verkehr, aber Fahrzeuge und andere boys toys. Gerätekunde und Gebrauchsanweisungen statt Analyse von sozialer wie kultureller Funktion und Nachhaltigkeit. Statt Problematisieren Heroisieren. Statt Dialektik der Entwicklung Fortschrittsglaube bis zum Abwinken.
Wenn eine riesige Bank, wie die spanische Caixa, die sich massiv im kulturellen Bereich angagiert und einige spektakuläre Museen und Ausstellungszentren errichtet hat, ein Wissenschaftsmuseum einrichtet und dabei sichtlich nicht knauserig vorgeht, wird man nicht erwarten, dass sie vom ideologischen Mantra des Museumstyps „Wissenschaftsmuseum“ abweichen wird. Ohne darüber jetzt weiter zu tüfteln, als zu vermuten, daß das Schmiermittel des gewaltigen Fortschritts ebenso gewaltige kreditfinanzierte Investitionen sind, sage ich mal, das passt also dann schon zusammen, das Interesse der Bank und die Botschaft des "Museums".
"Evolution" im Cosmos Caixa, Barcelona |
Aber ansonst? So viel Aufwand, so viel architektonische Kubatur, so wenig Effekt, nicht mal ein so wenig Schaulust. Das Hauptgeschoß der Information wurde überwiegend durch in sich geschlossen Info-Einheiten bestritten, die wie Inseln im flutenden rum schwammen, verankert in einem ordnenden Rastersystem. Hier hatte ich die größten Schwierigkeiten. Viele der Infos ermüdeten mich oder waren derart unsinnlich und kompliziert, daß ich wenig Lust verspürte, mich wirklich einzulassen. Also wirklich, ich war da so gar nicht das Ideal des forschenden, neugierig, eigenständig sich verhaltenden Besuchers.
Der "Regenwald" im Museum |
Die Bank, ihr Logo und ihre Guten Werke - "Obra Social" |
Man darf um den Regenwald rundrumgehen und ein paar Strandstellen unterirdisch erkunden, wo auch Landtiere hausen. Gleichmütig ziehen die Wassertiere ihre Bahn und die Kinder pressen ihre Hände ans Glas und die Nasen und die Erwachsenen möglicherweise auch.
Die mitgebrachte vierjährige Testperson war nach den diversen komplett überfordernden Wissensstationen von Fischen, Wald, Regen durchaus angetan, letztlich aber von allem Übrigen schon so ermüdet, dass sie nach etwa einer Stunde in Richtung Eisbecher oder Spielplatz geleitet werden musste. Größtes Erlebnis war für sie die historische Straßenbahn, die vor dem Museum, mit der man aus der Stadt zum Museum hochgeliftet wird.
Eigentlich sind Wissenschaftsmuseen eher für Kinder und Jugendliche gedacht. Im Wolfsburger Phaeno habe ich Erwachsene allenfalls als Lehrer und Museumspädagogen getroffen, kaum als Publikum. Das gehört wohl auch zu diesem Typ von Museum. Denn Kinder und Jugendliche eignen sich die avanciertesten Technologien schnell und spielerisch an und Nutzen sie gleichsam unschuldig. Sie wollen nicht behelligt werden mit den sozialen oder ökologischen Implikationen von Wissenschaft und Technik, sie konsumieren deren kurzweilige, Spaß machende Resultate. Und sie sind die Verbraucher, Käufer und Anwender der Zukunft, der Zukunftsmarkt.
Und genau so funktionieren diese Häuser auch. Ich habe die Jugendlichen dort überwiegend als zerstreute, rasch die Stationen wechselnde, am Spiel und Probieren interessierte Nutzer kennengelernt und ich habe mich genauso verhalten. Phaeno bedient das - Caixa Cosmos ist paradoxerweise, so schien mir, zu ernst, zu penibel, zu umständlich. Es muss ja möglichst alles einfach gehen, unterhaltsam ablaufen und schnell Bestätigung bringen. Falsch machen kann man eigentlich nie etwas. Die Experimente funktionieren, nur wenn man sich ganz patschert stellt, funktioniert etwas nicht. Und das Resultat darf nicht 0,74 lauten, es darf keine abstrakten Resultate geben sondern Erlebnisse: ein sich kräuselndes Wasser sein, eine fliegende Metallkugel, eine aufsteigende Wolke, ein heller Blitz…
Caixa scheint für ihre Projekte historische Industrie-Bauten zu bevorzugen, und macht sich dadurch auch Verdienste um die historische Architektur. Der Aufwand, der getrieben wird, ist enorm. Das Caixa Forum, ebenfalls in Barcelona, am Fuße des Hausberges gelegen, von dem das gewaltige Nationalmuseum Katalanischer Kunst herab einschüchtert, nutz eine aufgelassene Textilfabrik, die eine für Barcelona typische historistisch-synkretistische Architektur hat mit eigenem Reiz. Hier geht es nur um Kunst, von avantgardistischen Ausstellungsexperimenten bis zu kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen in Kooperation mit großen Museen. Hier gibt es entsprechende und ansprechende Räume für unterschiedlichste Ausstellungsformate und für Veranstaltungen. Ich habe hier eindrucksvolle, interessant gestaltete Ausstellungen gesehen und die neue Erschliessung des Komplexes mit direktem Zugang zur Metro, neue Räume für Empfang, Gastronomie usw. machen diesen Komplex zu einem angenehmen Aufenthaltsort.
Auf der Webseite der Caixa ist den Namen der Institutionen wie ein Namensteil „Obra social“ vorangestellt, wörtlich „soziales/gesellschaftliches Werk“. Die unübersehbar breite und diversifizierte Aktivität der Caixa geht weit in den Sozialbereich hinein oder verbindet Sozialpolitisches mit Kulturellem. Mit ihrer Stiftung, der weltweit größten im Kulturbereich, agiert die Caixa wie ein Sozialstaat. New brave world, Zukunft kapitalistischen Politikersatzes und oder eine beachtliche private Verantwortung?
Objet trouvée. Der Bus, in dem Rosa Parks saß...
Wie es gewesen ist (Figurinen 23)
"Rosa Parks". National Civil Rights Museum. Memphis, USA (Vg. auch folgenden Post "Bus, in dem Rosa Parks gesessen ist") |
Am 1. Dezember 1955 trat genau dieser Fall ein. Ein weißer Fahrgast verlangte die Räumung der reservierten Sitzreihe, in der sich Parks befand. Die übrigen Personen machten den Platz frei, doch die damals 42-Jährige weigerte sich, da sie nicht die übrige Fahrt hindurch stehen wollte. Der Busfahrer James Blake rief daraufhin die Polizei und bestand auf ihrer Verhaftung. So wurde Parks wegen Störung der öffentlichen Ruhe verhaftet, angeklagt und zu einer Strafe von 10 Dollar und 4 Dollar Gerichtskosten verurteilt.
Teilweise als Antwort auf ihre Verhaftung organisierte Martin Luther King, zu diesem Zeitpunkt ein relativ unbekannter Baptistenprediger, mit seiner Montgomery Improvement Association den Montgomery Bus Boycott, der später die Behörden dazu zwang, die Rassentrennung innerhalb von Bussen und Zügen aufzuheben, und der als Auslöser vieler anderer Proteste der Bürgerrechtsbewegung in Amerika gilt.
Das National Civil Rights Museum ist in dem Hotel eingerichtet worden, auf dessen Balkon Martin Luther King erschossen wurde.
Samstag, 18. Juni 2016
Mannequin als Überleben (Figurinen 17)
Museumsvandalismus (Figurinen 15)
Höhlenbewohner en famille (Figurinen12)
Freitag, 17. Juni 2016
Schau-Stück (Figurinen 08)
'Basuto-Mädchen'. Figure aus den historischen Schaugruppen (Dioramen) des Städtischen Museums (heute Übersee-Museum).
Dienstag, 14. Juni 2016
Montag, 13. Juni 2016
Auf der Flucht? (Figurinen 02)
Die Trachtenfiguren des Volkskundemuseums des Joanneums in Graz. Hier allerdings ihren Vitrinen und ihrer chronologisch-topografischen Ordnung entlaufen, auf dem Weg ins Freie?
Remembering Nina Gorgus' Blog (Figurinen 01)
Fast zwei Jahre lang gab es keinen Eintrag mehr in den Museumsblog von Nina Gorgus. Eine ihrer Vorlieben waren Figurinen. Schade um den Blog. Schade um die schönen kleinen Sammlungen, z.B. zu den Sitzgelegenheiten. Hier ein neueres Prachtexemplar von Figurinen - aus dem 2015 gegründeten Europäischen Hansemuseum Lübeck. Diese (sehr alte) Form der Visulaisierung, genealogisch eigentlich "Stellvertretung" von leibhaftigen Menschen (Totenbildnisse), stirbt also nicht aus.
An der Fundstelle dieser Text: "Pfeffersäcke schauen dich an: Eine Installation mit historischen Kaufmannskostümen im Neubau des Europäischen Hansemuseums" |
Sonntag, 12. Juni 2016
Samstag, 11. Juni 2016
Aufschlußreicher Kunstkrimi. Wieder einmal etwas über das Leopold-Museum und Gustav Klimt
Lesetipp: Im Standard schreibt Olga Kronsteiner über die zum Teil unaufgeklärten Vorfälle um das Gemälde "Wasserschlangen" II". Ein kleiner Krimi, aus dem man etwas über die Privatisierung von Kunstwerken erfährt, dubiose Usancen des Kunsthandels (nicht neu, aber in diesem Fall originell) und die merkwürdige Verschränkung der Interessen des Leopold-Museums mit der Klimt-Foundation.
Olga Kronsteiner im Standard vom 11.6.2016, auch online)
Olga Kronsteiner im Standard vom 11.6.2016, auch online)
Montag, 30. Mai 2016
Haus der Geschichte Österreich. Eine Publikation als Beginn der ernsthaften Diskussion?
Von den drei Diskussionsveranstaltungen zum "Haus der Geschichte Österreich", von denen ich Kenntnis habe, ist die von Thomas Winkelbauer (Direktor des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung) veranstaltete, die einzige, die in Buchform publiziert wurde. Eben ist der von ihm heruasgegebne Band "Haus? Geschichte? Österreich? Ergebnisse einer Enquete über das neue historische Museum in Wien" erschienen. (Wien, new academic press, 2016).
Auf exakt 300 Seiten ist die Enquete vom 12. Oktober 2015 dokumentiert und und um einige Beiträge erweitert.
So hat Thomas Winkelbauer nicht nur den Verlauf Tagung zusammengefasst sondern problematische thematische Schwerpunkte hervorgehoben. Die Standortfrage, der Zeitdruck in der Planung, der Museumsbegriff, der Name der Institution (gegen den sich Winkelbauer auch persönlich wendet, und das vehement) und andere immer noch offene Fragen lassen erkennen, wie sehr das vorliegende Konzept und die Kritik der HistorikerInnen und Museumsfachleute nach wie vor auseinanderdriftet.
Man kann die überaus verdienstvolle Zusammenfassung der Diskussionen und der weiteren Entwicklung des Projektes seit der Zeit der Enquete, von Andrea Brait als Bohren in einer Wunde verstehen: warum wird über Jahre und nun auch schon sehr intensiv an dem Projekt geplant aber die vielfältige und konstruktive Kritik nicht zur Kenntnis genommen. Ja mehr als das. Durch Braits Zusammenfassung zieht sich wie ein roter Faden eine eigentümliche Verklemmung der Beteiligten was den Umgang mit der Öffentlichkeit betrifft, von der "Schubladisierung" von Studien bis zu merkwürdig "diskreten" politischen Entscheidungen und direkten Eingriffen bis zur ministeriellen Bestellung von Teilen des Publikumsrates!.
Braits Schilderungen enden mit der veritablen und eigentlich vernichtenden Kritik des Rechnungshofes und der - vermutlich als Reaktion darauf - von den sogenannten Koalitionspartnern beschlossenen Vorstudie, die sie aber nicht mehr kennen und auswerten konnte.
Jetzt wäre also eine sehr solide, vielstimmige, konstruktive Grundlage für Kritik und Debatten gelegt. Jetzt könnte auch ein Schritt stattfinden, der aus der bevorzugten Beschäftigung der Historikerzunft, die sich in der Schlüsselrolle sehen, herausführt und zur Frage: Was für ein Museum soll das denn überhaupt werden, was wollen wir denn von dem Projekt überhaupt?
Doch dieses "wir" scheint es nicht zu geben und der politische Bruch, der Wechsel der minsteriellen Zuständigkeit unter politischen Bedingungen, die ja eigentlich nicht ganz ohne Folgen für das Denken und Sprechen über das Haus sein sollte, scheint sich geräuschlos zu schließen. Der neue Minister nannte es ein "gutes Projekt" und versprach, es weiter zu verfolgen.
Reaktionen auf die Diskussion? Nicht daß ich wüßte. Aber eine weitere Tagung, demnächst, ausgerichtet von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft.
Auf exakt 300 Seiten ist die Enquete vom 12. Oktober 2015 dokumentiert und und um einige Beiträge erweitert.
So hat Thomas Winkelbauer nicht nur den Verlauf Tagung zusammengefasst sondern problematische thematische Schwerpunkte hervorgehoben. Die Standortfrage, der Zeitdruck in der Planung, der Museumsbegriff, der Name der Institution (gegen den sich Winkelbauer auch persönlich wendet, und das vehement) und andere immer noch offene Fragen lassen erkennen, wie sehr das vorliegende Konzept und die Kritik der HistorikerInnen und Museumsfachleute nach wie vor auseinanderdriftet.
Man kann die überaus verdienstvolle Zusammenfassung der Diskussionen und der weiteren Entwicklung des Projektes seit der Zeit der Enquete, von Andrea Brait als Bohren in einer Wunde verstehen: warum wird über Jahre und nun auch schon sehr intensiv an dem Projekt geplant aber die vielfältige und konstruktive Kritik nicht zur Kenntnis genommen. Ja mehr als das. Durch Braits Zusammenfassung zieht sich wie ein roter Faden eine eigentümliche Verklemmung der Beteiligten was den Umgang mit der Öffentlichkeit betrifft, von der "Schubladisierung" von Studien bis zu merkwürdig "diskreten" politischen Entscheidungen und direkten Eingriffen bis zur ministeriellen Bestellung von Teilen des Publikumsrates!.
Braits Schilderungen enden mit der veritablen und eigentlich vernichtenden Kritik des Rechnungshofes und der - vermutlich als Reaktion darauf - von den sogenannten Koalitionspartnern beschlossenen Vorstudie, die sie aber nicht mehr kennen und auswerten konnte.
Jetzt wäre also eine sehr solide, vielstimmige, konstruktive Grundlage für Kritik und Debatten gelegt. Jetzt könnte auch ein Schritt stattfinden, der aus der bevorzugten Beschäftigung der Historikerzunft, die sich in der Schlüsselrolle sehen, herausführt und zur Frage: Was für ein Museum soll das denn überhaupt werden, was wollen wir denn von dem Projekt überhaupt?
Doch dieses "wir" scheint es nicht zu geben und der politische Bruch, der Wechsel der minsteriellen Zuständigkeit unter politischen Bedingungen, die ja eigentlich nicht ganz ohne Folgen für das Denken und Sprechen über das Haus sein sollte, scheint sich geräuschlos zu schließen. Der neue Minister nannte es ein "gutes Projekt" und versprach, es weiter zu verfolgen.
Reaktionen auf die Diskussion? Nicht daß ich wüßte. Aber eine weitere Tagung, demnächst, ausgerichtet von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft.
Freitag, 13. Mai 2016
Das Projekt "Haus der Geschichte Österreich" und die Krise der SPÖ. Ein Nachwort.
Es ist schnell gegangen. Ein Rücktritt. Und schon scheint Minister Ostermayer Geschichte zu sein. Künstler und Wissenschafter erklären ihn in der Rolle des Kulturpolitikers für "unersetzlich". Unter den Bittstellern: Oliver Rathkolb. Noch herrscht Tiefnebel und der Standard kann sogar Andre Heller als Königsmacher ins Spiel bringen. Die Zeitungen haben Ostermayer schon aus den Ämtern entfernt. Wie auch immer. Es wird so oder so spannend für das Projekt "Haus der Geschichte Österreich".
Montag, 9. Mai 2016
Das "Haus der Geschichte Österreich" und die Krise der SPÖ
Heute, Montag, entscheidet sich wie die Sozialdemokratische Partei Österreichs mit ihrer lange schon schwelenden Krise umgeht und wie und ob sie sie auch personalpolitisch in den Griff bekommen will.
Was hat das mit dem geplanten Geschichtsmuseum in der Neuen Burg zu tun?
Vielleicht viel, denn es ist ein durch und durch sozialdemokratisches Projekt. Seit der Kanzleramtsminister Ostermayer via Medien sozusagen aus den künftigen Ausstellungsräumen heraus verkündete "hierher kommt das Museum", wird es als geschichtspolitisches Projekt von ihm lanciert. Die rechtliche Konstruktion - eine Reformulierung des Bundesmuseen-Gesetzes -, macht es zum politik-unmittelbarsten Museum, das es je in Österreich gegeben hat. Die Auswahl des leitenden Planers, Oliver Rathkolb und die Zusammensetzung eines Personenkomitees aus der Sozialdemokratie nahestehenden Personen des - wie man so sagt -, öffentlichen Lebens bezeugen, wie stark das Museum im Milieu der SPÖ verankert ist und auch bleiben soll.
Genau dort öffnet sich nun eine unerwartete Perspektive. Denn sollte es nicht nur bei der Bundespräsidenten Wahl zur Machtverschiebung hin zur FPÖ kommen, sondern auch bei Bundeswahlen, egal ob vorgezogen oder nicht, dann wandert das hegemoniale Werkzeug Museum mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den Machtbereich der FPÖ. Niemand kann sagen, was dann passiert, ob dieses Projekt dann noch weiter verfolgt wird oder wie vorgesehen realisiert wird oder ob es zum Instrument des FPÖ Geschichtsbildes werden könnte. Die von Ostermeyer betriebene Rechtskonstruktion erlaubt ein direktes und weitreichendes Zugriffsrecht auf das Museum.
Sollte das alles nicht so kommen, sollte die Macht der SPÖ noch eine Weile aufrecht erhalten bleiben, egal in welcher personellen Besetzung, würde der desaströse ideologische Zustand der Partei nicht in einem Merkwürdigen Mißverhältnis zu einem derart ambitionierten, letztlich 'nationalen' Museum stehen. Wird sich der Krisenstatus nicht auf Personalpolitik, - sicher informelle - Gängelung, Versuche der 'Redaktion' des Geschichtsbildes des Museums auswirken?
Und ganz pragmatisch: wäre denn das Projekt noch zu stemmen? Eine Vorstudie ist eben erschienen, die penibel die nötigen baulichen Maßnahmen auflistet, eine Kalkulation der Kosten des Umbaues und der Einrichtung der Dauerausstellung und einen Zeitplan enthält. Den Zeitplan nennen die Autoren selbst ambitioniert und es ist nun noch einmal der Termin der Eröffnung hinausgeschoben worden, auf 2019. Damit verfehlte man das Republikjubiläum. Die Direktorin der Nationalbibliothek versichert, daß dennoch Teile der Ausstellung bereits 2018 fertig sein könnten, während Oliver Rathkolb brieflich an das Personenkomitee die Botschaft sendet, es werde sicher zum Jubiläum eine Ausstellung geben. Letzteres ist eher vorstellbar als die vorzeitige Öffnung von Teilen der Dauerausstellung.
Wie auch immer. Aber wo wird 2018/2019 diese Sozialdemokratie stehen? Was ist, wenn der Promotor des Museums, Ostermeyer, in den Turbulenzen der Krise 'abhanden' kommt? Der hat nämlich noch etwas vor sich: die Kalkulation der eben veröffentlichten Vorstudie von 29,5 Mio Euro enthält, wie gesagt, die baulichen Veränderungen und die Errichtung der Dauerausstellung, aber sonst nichts. Keine Personalkosten, keine Büroausstattung, keine Webseite, keine Kosten für die im Konzept ambioniert entwickelten Veranstaltungen, kein Ankaufsbudget, keine Depotkosten für die entstehende Sammlung usw. Das wird noch einmal eine stattliche Summe, und zwar nicht einmalig, wie die Errichtungskosten, sondern auf Dauer. Diese Betriebskosten müssten im Grunde Teil des Bundesmuseums-Budgets sein, also entweder anderen Museen abgezogen werden oder durch eine Aufstockung kompensiert. Derzeit läuft die Strategie der Belastung: die Kosten für die Absiedlung der Musiksammlung wurden ins Budget des KHM verschoben. Auch etwas krisenhaft, aber gegen das, was in der SPÖ noch kommen könnte, eher harmlos.
Was hat das mit dem geplanten Geschichtsmuseum in der Neuen Burg zu tun?
Vielleicht viel, denn es ist ein durch und durch sozialdemokratisches Projekt. Seit der Kanzleramtsminister Ostermayer via Medien sozusagen aus den künftigen Ausstellungsräumen heraus verkündete "hierher kommt das Museum", wird es als geschichtspolitisches Projekt von ihm lanciert. Die rechtliche Konstruktion - eine Reformulierung des Bundesmuseen-Gesetzes -, macht es zum politik-unmittelbarsten Museum, das es je in Österreich gegeben hat. Die Auswahl des leitenden Planers, Oliver Rathkolb und die Zusammensetzung eines Personenkomitees aus der Sozialdemokratie nahestehenden Personen des - wie man so sagt -, öffentlichen Lebens bezeugen, wie stark das Museum im Milieu der SPÖ verankert ist und auch bleiben soll.
Genau dort öffnet sich nun eine unerwartete Perspektive. Denn sollte es nicht nur bei der Bundespräsidenten Wahl zur Machtverschiebung hin zur FPÖ kommen, sondern auch bei Bundeswahlen, egal ob vorgezogen oder nicht, dann wandert das hegemoniale Werkzeug Museum mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den Machtbereich der FPÖ. Niemand kann sagen, was dann passiert, ob dieses Projekt dann noch weiter verfolgt wird oder wie vorgesehen realisiert wird oder ob es zum Instrument des FPÖ Geschichtsbildes werden könnte. Die von Ostermeyer betriebene Rechtskonstruktion erlaubt ein direktes und weitreichendes Zugriffsrecht auf das Museum.
Sollte das alles nicht so kommen, sollte die Macht der SPÖ noch eine Weile aufrecht erhalten bleiben, egal in welcher personellen Besetzung, würde der desaströse ideologische Zustand der Partei nicht in einem Merkwürdigen Mißverhältnis zu einem derart ambitionierten, letztlich 'nationalen' Museum stehen. Wird sich der Krisenstatus nicht auf Personalpolitik, - sicher informelle - Gängelung, Versuche der 'Redaktion' des Geschichtsbildes des Museums auswirken?
Und ganz pragmatisch: wäre denn das Projekt noch zu stemmen? Eine Vorstudie ist eben erschienen, die penibel die nötigen baulichen Maßnahmen auflistet, eine Kalkulation der Kosten des Umbaues und der Einrichtung der Dauerausstellung und einen Zeitplan enthält. Den Zeitplan nennen die Autoren selbst ambitioniert und es ist nun noch einmal der Termin der Eröffnung hinausgeschoben worden, auf 2019. Damit verfehlte man das Republikjubiläum. Die Direktorin der Nationalbibliothek versichert, daß dennoch Teile der Ausstellung bereits 2018 fertig sein könnten, während Oliver Rathkolb brieflich an das Personenkomitee die Botschaft sendet, es werde sicher zum Jubiläum eine Ausstellung geben. Letzteres ist eher vorstellbar als die vorzeitige Öffnung von Teilen der Dauerausstellung.
Wie auch immer. Aber wo wird 2018/2019 diese Sozialdemokratie stehen? Was ist, wenn der Promotor des Museums, Ostermeyer, in den Turbulenzen der Krise 'abhanden' kommt? Der hat nämlich noch etwas vor sich: die Kalkulation der eben veröffentlichten Vorstudie von 29,5 Mio Euro enthält, wie gesagt, die baulichen Veränderungen und die Errichtung der Dauerausstellung, aber sonst nichts. Keine Personalkosten, keine Büroausstattung, keine Webseite, keine Kosten für die im Konzept ambioniert entwickelten Veranstaltungen, kein Ankaufsbudget, keine Depotkosten für die entstehende Sammlung usw. Das wird noch einmal eine stattliche Summe, und zwar nicht einmalig, wie die Errichtungskosten, sondern auf Dauer. Diese Betriebskosten müssten im Grunde Teil des Bundesmuseums-Budgets sein, also entweder anderen Museen abgezogen werden oder durch eine Aufstockung kompensiert. Derzeit läuft die Strategie der Belastung: die Kosten für die Absiedlung der Musiksammlung wurden ins Budget des KHM verschoben. Auch etwas krisenhaft, aber gegen das, was in der SPÖ noch kommen könnte, eher harmlos.
Freitag, 6. Mai 2016
Beschaffungsmaßnahme oder: Jagen/Sammeln
Donnerstag, 5. Mai 2016
Der Essl-Haselsteiner-Künstlerhaus-Albertina-Deal
Es bedurfte eines Gastkommentars in der PRESSE, von Kerstin Kellermann (hier), um mal das Abenteuerliche der Konstruktion zu beleuchten, die zwischen Karl-Heinz Essl und Hans-Peter Haselsteiner vereinbart wurde. Und die in der (Teil)"Übernahme" des Künstlerhauses besteht, die eine (Teil)Privatisierung eines Kunstraumes bedeutet und dann auch noch ein Bundesmuseum in bislang unbekkannter Form einbezieht. Kellermann ist die erste, so weit ich lese und die einschlägigen Berichte verfolgt habe, die sich an der kuratorischen Rolle der Albertina stößt. Völlig zu recht. Wieso stellt ein Bundesmuseum - zu welchen Bedingungen, zu welchen Kosten? - Diesntleitungen für die Privatsammlung eines Millionärs zur Verfügung?
Mittwoch, 4. Mai 2016
Museumsszene
Selbstreflexion?
Selbstreflexion gehört zu den wichtigsten Forderungen, die immer wieder in der Theorie an Museen gerichtet werden. In der Praxis gehört die umfassende, periodische Selbstbesinnung auf Zweck und Sinn des Museums zu den seltenen Ausnahmen.
Jetzt eröffnet die Hamburger Kunsthalle ein "Transparentes Museum", mit dem das Museum die besucher einlädt, "uns in die Karten zu schauen".
"Was sind die Aufgaben eines Museums? Welche Kriterien haben wir für unsere Entscheidung? Und was denken Sie eigentlich darüber?"
Aber ach, mehr als ein altbackenes "Hinter den Kulissen von..." scheint das nicht zu sein. "Restauratorische Einblicke, Gründe für Künstlerrahmung, Unterscheidungsmerkmale von Original und Kopie...".
Das beste an der Information an der Webseite ist der Griff zu einem Satz des ehemaligen Leiters der Kunsthalle, Werner Hofmann, ein Satz, der aber sehr hoch über hängt über dem Versprechen "Aspekte der Arbeit eines Museums, quasi 'backstage'" zu zeigen. Hofmann: "Mit der Kunst reflektiert sich das Museum selbst und seine von ihm entwickelten Bezugssysteme".
Das hätte ich gerne mal in der Praxis eines Kunstmuseums erlebt.
Jetzt eröffnet die Hamburger Kunsthalle ein "Transparentes Museum", mit dem das Museum die besucher einlädt, "uns in die Karten zu schauen".
"Was sind die Aufgaben eines Museums? Welche Kriterien haben wir für unsere Entscheidung? Und was denken Sie eigentlich darüber?"
Aber ach, mehr als ein altbackenes "Hinter den Kulissen von..." scheint das nicht zu sein. "Restauratorische Einblicke, Gründe für Künstlerrahmung, Unterscheidungsmerkmale von Original und Kopie...".
Das beste an der Information an der Webseite ist der Griff zu einem Satz des ehemaligen Leiters der Kunsthalle, Werner Hofmann, ein Satz, der aber sehr hoch über hängt über dem Versprechen "Aspekte der Arbeit eines Museums, quasi 'backstage'" zu zeigen. Hofmann: "Mit der Kunst reflektiert sich das Museum selbst und seine von ihm entwickelten Bezugssysteme".
Das hätte ich gerne mal in der Praxis eines Kunstmuseums erlebt.
Dienstag, 3. Mai 2016
Eine schnelle Ausstellung. "Schloßbergphanatsien" im GrazMuseum
Sieben Minuten veranschlagte der um ein Mehrfaches länger eröffnungsredende Direktor für den Besuch der Einraum-Aussetllung. Im Zentrum: ein Schloßbergmodell des frühen 19.Jahrhunderts. Drumherum eineige sogenannte Utopien für die Bebaung und Nutzung des Grazer Wahrzeichnes. Da darf dann auch schon die komerzielle Nutzung der Eingeweide des Berges für eine Vinothek als Utopie gelten. Für eine historische Erläuterung des Schloßberges ist auch nicht so viel Platz und schon hat man alles gesehen. Von welcher Ausstellung kann man das schon sagen? Und eine Rezension zu Lesen braucht kaum länger als der Ausstellungsbesuch.
Der Tourismus hat die Restaurierung des Modells gesponsert und hofft auf strömende Touristen, die listigerweise auch bei geschlossenem Museum von der Straße aus einen Blick werfen können. Dafür hat das Museum jenen der Kassa vorgelagerten kleinen Raumkomplex geopfert, der bislang für auch kurzfristige und zugespitzte Statements verwendet wurde. Jetzt aber auf kommt hier das wichtigste Objekt der Sammlung sozusagen zur Ruhe. Auf Dauer und für sieben Minuten.
Sonntag, 1. Mai 2016
Der Satz zum Tag
Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums, gibt am Donnerstag, 24. März, 18 Uhr in der Infovinothek Cuvée 2016 (im Gutenberg-Museum, Liebfrauenplatz 5) Einblicke in die Pläne für das „Museum der Zukunft“. Begleitend führt das Weingut Kiefer, Worms, eine Aromaweinprobe durch. Zu der 2014 Scheurebe trocken von der Karte des Cuvée 2016 bringen die Winzer noch einen Sauvignon Blanc und einen Goldmuskateller mit.
Quelle: Sensor. Webseite "Fühle Deine Stadt. Mainz"
Armut zum Anfassen mit Tee (Texte im Museum 555)
Moormuseum Moordorf
(Quelle: Webseite "Mein Ostfriesland")
Das Museum der Armut zum Anfassen und Mitmachen, mit der gemütlichen Teestube. Das Freilichtmuseum befindet sich auf einer 3,2 ha großen Moorfläche, Leegmoor und Hochmoor. Das Museum befasst sich mit der Moorkolonisation in Ostfriesland aufgrund des Urbarmachungsediktes Friedrich II von 1765. Im Gegensatz zur Fehnkultur entstanden die staatlichen Preußischen Moorkolonien ohne jegliche Unterstützung. Die Soden- / Plaggenhütten aus Torf, die authentisch nachgebauten Lehmhütten und originale Steinbauten vermitteln einen Eindruck von dem armseligen Bedingungen, aber auch von den sozialen Unterschieden im 20. Jahrhundert.
Ötzi aus dem 3-D-Drucker oder: Das Museum im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.
Während Museumsleute und Museologen darüber brüten, welche Revolution das digitle Zeitalter - bis hin zum Verschwinden, Entgrenzen, Universalisieren...? - für das Museum bedeuten könnte, bahnt sich schon eine andere an. Es ist nach nicht ganz neu, daß man Objekte nachmachen, duplizieren, "fälschen" usw. kann. Eine eigene Ausstellungsindustrie lebt davon und schickt etwa Tutanchamun mit all seinem Gold um die Welt. Jetzt gehts aber mit diesem Duplizieren voran, in London steht ein Stück zerstörtes Palmyra, aber nicht etwa eine mühsame, Stein für Stein aufgeschichtete, sondern eine aus dem 3-Drucker erstellte Reproduktion. Und grade kam aus einem solchen Gerät auch Ötzi, eine technische Lazarisation, die es erlaubt, den Ice-Man ohne Angst vor Auftauen, Mikroben oder übergriffige Besucher rund um die Welt zu schicken.
Richtig spannend wirds, wenn mal die Museumsmitarbeiterinnen auf die Idee kommen, nicht verfügbare Objekte zu "klonen", oder, überhaupt zu "erfinden"! Herrliche Zeiten des unlimitierten Ausstellens brechen an!
Samstag, 30. April 2016
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