Am strahlendsten Sonnentag des Jahres im Café gesessen und österreichische Zeitungen gelesen. Wars in der KLEINEN, wo man eine ganze Seite den Häusern der Geschichte, also dem in Wien und dem in St. Pölten, widmete?
Egal, es stand nahezu nichts drinnen, jedenfalls sachlich. Polemisch ja, im Auseinanderdividieren der beiden Museums"Autoren", hie Rathkolb, da Karner.
Wer ist schneller fertig? Wer hat das Thema umfassender abgegrenzt? Sehen sie sich als Konkurrenten? Wie und warum ist wer (nicht) beleidigt?
Journalismus zum Vergessen.
Aber. In einem Punkt waren sich die beiden Historiker einig: Es würden Ausstellungen ohne Objekt werden. Das interessiert mich, theoretisch wie praktisch. Aber hier? Wie soll das gehen?
Na sicher geht das, wenn man das Ganze nicht Museum nennt, sondern Haus, dann hat man auch keinen Druck mehr, das Heiligste des kuratorialen Museumsverständnisses zu hegen und pflegen.
Dann gehts auch ganz ohne.
Wenn auch nicht freiwillig. Beide Museen, pardon, Häuser, werden nun mal ohne Sammlung gegründet und beiden wird weder Geld noch Zeit eingeräumt, eine anzulegen. Also ohne.
Innovation auf Österreichisch.
Dienstag, 14. April 2015
Sonntag, 12. April 2015
Das Selfie-Museum
Most museums don’t like to see their
visitors take pictures, some going so far as to charge them for the
privilege. But this is not the case at the Art In Island museum in
Manila, The Philippines. Here, visitors are encouraged to interact and
have fun with the art pieces, taking as many photos as they want. “Art paintings are not complete if you are not with them, if you don’t take pictures with them,” Blyth Cambaya, the museum’s secretary, told Mashable.
The museum is filled with unique
paintings that, when photographed from a certain angle, create optical
illusions that make it seem like you’re, for example, stepping out of
the painting or being attacked by it.
Dienstag, 3. März 2015
Traditionspflege
Immer wieder sorgt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder für originelle Wiederbelebung vermeintlich verschütteter Traditionen. Bild oben:: Hochzeit Napoleons mit Marie Louise von Österreich 1810. Hochzeitszug in der Grand Galerie des Louvre (Ausschnitt). Unten: Klaus Albrecht Schröder mit seiner Gattin, Musensaal der Albertina Wien, 2015
Mittwoch, 25. Februar 2015
Oliver Rathkolbs Äußerungen zu seiner Aufgabe, ein "Haus der Geschichte" zu verwirklichen
Bei Vienna online ist am 26.01.2015 ein Bericht erschienen, der erstmals die Vorstellungen Oliver Rathkolbs wiedergibt, der von Minister Ostermayer zum Leiter des wissenschaftlichen Beirates des in der Hofburg geplanten Hauses der Geschichte ernannt wurde.
(Dieser link führt zum Text, auf den ich mich mit einigen Kommentaren beziehe: http://www.vienna.at/haus-der-geschichte-in-wien-wird-sicher-kein-braves-nationalmuseum/4217448)
Der Text beginnt mit der Überschrift „Haus der Geschichte in Wien wird sicher kein braves Nationalmuseum“, laut Zeitschrift eine wörtliche wiedergegebene Äußerung von Oliver Rathkolb.
Es ist ein verbreiteter Kunstgriff, etwas zu verneinen, was nicht verneint werden muss. Warum sollte ein Haus der Geschichte "brav" sein, warum sollte überhaupt ein Museum "brav" sein? So etwas behauptet ja niemand. Oliver Rathkolb will uns indirekt etwas sagen, was man vielelicht so "übersetzen könnte": Das Museum wird nicht im Konsens alle Widersprüche und Konflikte unkenntlich machen. Und: das Museum wird, ich, Oliver Rathkolb, werde mutig sein.
Aber warum sagt er das nicht gleich - und klar? Wenn der Mut nicht reicht, um zu sagen, daß das Museum den widersprüchlichen Deutungen nicht aus dem Weg gehen wird, daß es sie darstellen und zur Diskussion stellen wird, dann stweigt nicht gerade das Vertrauen in die Beteuerung, wie mutig nicht doch das Museum werden wird.
Rathkolb stolpert sozusagen in seinen Text. Und sagt uns dann, was das Haus der Geschichte nicht sein wird. Nicht mutig. Uns würde aber doch mehr interessieren, was das Museum sein soll, nicht, was es nicht sein soll. Das kann man doch von einem Konzept verlangen und von einem Projektleiter, daß er sagt, was er beabsichtigt und was wir von ihm zu erwarten haben.
Der Satz ist noch dazu semantisch zweideutig. Worauf liegt denn der Schwerpunkt dieses Ausschlusses mit dem kein? Wird es sicher kein braves oder wird es sicher kein Nationalmuseum?
Das wäre schon mal gewichtig, sich für oder gegen ein Nationalmuseum zu entscheiden. Doch deklariert er sich in diesem Punkt so wenig wie der auftraggebende Minister.
Ein Nationalmuseum jetzt? Unter den jetzigen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen? Das sollte man sich doch vorher überlegen und nicht einfach irgendetwas einrichten. Da gäbs dann auch Diskussionsbedarf, oder? Oder genügt da ein Expertenteam und ein Gründungs-Minister?
Da es so viele Vorstudien gegeben habe, könne man auf einer "unglaublich breiten Basis" aufsetzen. Zwar sagt Rathkolb weder, welche Studien und Konzepte er da meint, noch welche ihm besonders plausibel und stimmig erscheinen. Es bleibt auch offen, ob diejenigen Unterlagen, die unter Verschluss gehalten wurden, wie das Konzept von Claudia Haas, endlich veröffentlicht werden. Aber er sagt, auf die Breite kann man aufbauen. Also auf den vielen Ideen, die es schon gibt.
Mir scheint, „Breite“ läßt sich verführerisch gut mit Summe der Ideen, also im Sinn von Konsens übersetzen. Wenn man bedenkt, aus welchen Lagern, Ideologien, Generationen und Seilschaften bisher einschlägige Forderungen nach einem „Republikmuseum“ bzw. einem „Haus der Geschichte“ gekommen sind, kann man sich fragen, ob tatsächlich alles in ein neues Konzept integriert werden kann. Von "Breite" zu reden, heißt das nicht, genau das zu versprechen? Es doch allen irgendwie recht zu machen, also, seien wir mal konziliant, pliural. Oder kehrt hier nicht die Mutfrage zurück? Was muss man zurückweisen, wovon muss man sich abgrenzen, wie nachdrücklich beziehe ich eine eigene, erkennbare Position?.
Ein Museum der jüngeren österreichischen Geschichte ist ein Minenfeld. Und zwar nicht so sehr, weil in den Fachwissenschaften so konfliktreich debattiert würde (Gerhard Botz hat kürzlich den Austrofaschismus gewissermaßen zur befriedeten Forschungszone erklärt), sondern weil in den politischen und medialen Ritualen der Beschäftigung mit der Zeitgeschichte die ideologischen Nerven so schnell blank liegen.
Neu für mich war, daß es es offenbar einen zwingenden Eröffnungstermin gibt. Das Jahr 2018. Ein Gedenkjahr, das zwar eine „extrem enge“ zeitliche Vorgabe (Rathkolb) sei, aber: "Wir leben einfach in dieser jubiläengetriebenen Auseinandersetzung mit Geschichte." Der Termin kommt wohl von der Politik, also von Minister Ostermayer und obwohl er eine Hypothek für die Realisierung des Projekts darstellt, wird er nicht infrage gestellt, sondern mit einer Floskel gerechtfertigt. Oliver Rathkolb kennt vermutlich die Texte seines Kollegen Michael Mitterauer, der sich in Zeiten der Großausstellungen mit Sinn und Unsinn ritualisierter, auf Jubiläen bezogener Veranstaltungen beschäftigt und damit auch kritisch distanziert hat. Darauf gestützt könnte man gegen klug und stimmig gegen die „jubiläengetriebenen Auseinandersetzung mit Geschichte“ argumentieren.
Auch die beiden nächsten Aspekte des Textes, wo es um Organisationsform und räumliche Gegebenheiten geht, werden seltsam unscharf und widersprüchlich vorgestellt. Die "administrativ-organisatorische Hülle" für das Haus der Geschichte, so lesen wir, werde die Österreichische Nationalbibliothek in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv stellen. Wie hat man sich das vorzustellen? Ähnlich der Eingliederung des Völkerkundemuseums in das Kunsthistorische Museum, also mit der Superiorität der Leiter der ÖNB und des Staatsarchivs? Mit deren Budgethoheit? Mit Eingriffsrechten der beiden Organisationen? Mit deren Personalhoheit? Ist das Museum dann eine Art nachgeordneter Dienststelle, eine Abteilung einer der beiden Institutionen? Ist es dann überhaupt ein Bundesmuseum? Das wohl kaum, denn dann müsste es in das einschlägige Gesetz aufgenommen werden. Das sind sehr viele offene und gewichtige Fragen.
Der architektonische Aufwand halte sich in Grenzen, versichert man, weil es ja um eine Unterbringung in einem bestehenden Gebäude, der Hofburg, geht. Damit ist die praktische Adaption für den Ausstellungszweck gemeint. Aber daran entzündet sich ja nicht die Skepsis der Gegner, sondern an der Übercodierung des Gebäudes und Ortes. Dazu räumt auch Oliver Rathkolb ein: "Diese imperialen Räume haben eine unglaubliche Deutungsmacht." Also, es wird doch noch einige Gestaltungs-Intelligenz und damit möglicherweise auch finanziell aufwändige Umbauten geben müssen. Auch unter nur pragmatischen Gesichtspunkten ist die neue Hofburg ein schwieriger Ausstellungsort, wie man bei Besuchen in den dort untergebrachten Museen schnell merken kann. Claudia Haas, wie erwähnt Autorin einer Studie zu einem Haus der Geschichte, hat erst kürzlich den Ort für ein Haus der Geschichte denkbar ungeeignet genannt. Wie wird sie die wichtigste Beraterin im Team Rathkolbs mit musenlogischer Kompetenz damit umgehen?
Mit der Anmerkung zur Deutungsmacht der Räume berührt Rathkolb einen zentralen und m.M. nach wunden Punkt der gesamten bisherigen Debatte. Die Idee eines Republikmuseums bzw. Hauses der Geschichte wurde von Anfang an einen Ort gebunden, der, eben frei geworden und wie man so sagt „geschichtsträchtig“, als idealer Standort angeboten wurde. Das Palais Epstein schien fraglos geeignet zu sein, weil es bereits ein „historischer Ort“ war. Hier sollte sich also Geschichte wie von selbst vermitteln noch ehe auch nur ein Objekt ausgestellt wurde. Doch für historische Orte gilt dasselbe wie für Ausstellungsobjekte. Erst durch Benennung, Zuschreibungen, Gedächtnispolitik und -rituale usw. werden sie zu dem, was man in ihnen sieht - zu mit Geschichte gleichsam kontaminierten Räumen und Sachen. Da ist aber eher magisches Denken im Spiel, das dann wirkt, wenn man „vergisst“, was an Deutung, Forschung und Diskurs schon vorher stattgefunden haben muß. Sicher, Hitler stand auf dem Balkon der Hofburg, aber für den, der diese durch Fotografien, Dokumente oder auch mündliche Überlieferung gesicherte Tatsache nicht „weiß“ ist es ein Balkon und sonst nichts. Selbst die Aura, die solche historischen Orte ausstrahlen, sind keine materielle Eigenschaft, sondern eine mediale, zu der die genannten Zuschreibenden genau so gehören, wie auch alle späteren Überschreibungen, Durchkreuzungen, Aktualisierungen usw. Wer informiert und interessiert ist, kenn diesen berüchtigten Balkon nicht nur von 1938, sondern auch von 1988, von Thomas Bernhards Theaterstück „Heldenplatz“.
Aber jetzt ist die immer gewünschte geschichtliche Anmutungsqualität, folgt man Oliver Rathkolb, plötzlich eine Hypothek, unmittelbar nachdem gerade mit diesem Argument die Entscheidung für den Standort Hofburg gefallen ist. Die „unglaubliche“ Deutungsmacht gilt, so Rathkolb, aber auch für den Heldenplatz mit seinen Denkmälern. Der sei „extrem“ aufgeladen.
Es folgen Formulierungen, die schon ziemlich klar den Auftrag an das Arbeitsteam und ans Museum umreissen. Das Museum solle langen Weg zur Demokratie thematisieren sowie „…der riesige Vielvölkerstaat der Habsburgermonarchie, als auch Österreich mit seinen acht Millionen Einwohnern im Komplex der Europäischen Union Platz finden.“
Es geht um ein klares Narrativ, das als Erfolgsgeschichte mit einem doppelten Resultat im status quo bestimmt ist: Österreich ist sowohl der Weg in die Demokratie wie in die Europäische Union gelungen. Eine tendentiell affirmative Nationalgeschichte schließt nicht aus, daß in ihrer Erzählung Versäumnisse und Traumata, Konflikte und Krisen, Verbrechen und Erfolge vorkommen. Seit den 1980er-Jahren ist es möglich (ich kann nur vom deutschsprachigen Museumswesen sprechen), daß Geschichtenerzählungen in Dauer- oder Sonderausstellungen sich auch den negativen Seiten der (National)geschichte offensiv stellen. Man kann das, wie es auch hier zweifellos zu erwarten ist, fachlich untadelig und sorgfältig tun. Aber über den Effekt einer Erzählung entscheidet in einer Ausstellung die Art und Weise der Darstellung. Gehen die traumatischen Ereignisse und Erfahrungen als notwendige Etappen bis hin zu einer sich selbst affirmierenden Gegenwart in diesen „Schlussapplaus“ als überwunden und erledigt ein? Als eben eine in letztlich den Gang der Geschichte ermöglichende, interpunktierende, gelegentlich unterbrechende (wie sich Rathkolb zu 1918 äußert) Ereignisse, die aber insofern nicht mehr als offene in die Genwart ragen, weil sie durch das Ziel der Erzählung - das (glücklich-geglückte Ankommen) in der (nun vollendeten?) Demokratie - ihre Funktion ausgefüllt und abgeschlossen haben.
"Es soll ein Museum im 21. Jahrhundert sein, das den langen Weg (meine Hervorhebung) in die Demokratie thematisiert.“ Das ist ganz klassisch ein nationalstaatliches Narrativ, ein Angebot, die Geschichte als ein Zu-Sich-Kommen der Gesellschaft zu einem stabilen Wir nachzuvollziehen und als gelungen zu genießen. Ist das gewollt? Soll ein (solches) Nationalmuseum errichtet werden? Wer genau will ein solches Museum, außer Herr Minister Ostermayer, Oliver Rathkolb oder der Journalist Thomas Trenkler.
„Es soll ein Museum im 21. Jahrhundert sein“, sagt Oliver Rathkolb. aber, lehrt uns dieses junge Jahrhundert nicht gerade das Fürchten - das Fürchten was Erosion der Demokratie betrifft, den Zerfall des Politischen, in der Staaten in Märkte, und die EU in Märkte und nicht umgekehrt Märkte und die EU und in Staaten eingebettet sind (Hauke Brinkhorst)? Zerstört nicht im Augenblick die Finanzpolitik den Zusammenhalt von Gesellschaften und Staaten, wird nicht gezielt der Sozialstaat angegriffen und eine Politik der massenhaften Verarmung wie Verelendung betrieben? Kann man also 2015 ein Historisches Museum wie 1970 oder 1980 konzipieren?
Wie steht es mit der Vertrautheit Oliver Rathkolbs mit aktuellen gesellschaftspolitischen und museologischen Debatten und Entwicklungen, wenn er uns allen ernstes den völlig abgelutschten Knochen hinwirft, es ginge darum, einen kritischen Blick auf die Geschichte werfen und als Beispiel für neue Zugänge die Migrationsgeschichte Österreichs nennt. Verräterisch ist, daß er eine schon mindestens zehn Jahre laufende Debatte nennt, in der sich Museen stark engagiert haben und die auch zur Gründung einschlägiger Museen geführt hat. Das ist schon ziemlich gegessen und auch nicht taufrisch angesichts der dramatischen Verschiebung der Probleme mit Flucht, Vertreibung, Migration und einer in ihren Effekten grauenhaften EU-Politik. Meint er das? Will er diese Frage am aktuellsten Stand ins Museum integrieren? Ich fürchte: nein.
Auch an einer anderen klassischen museologischen Frage, zeigt sich, daß hier jemand nicht merkt, wie hanebüchen seine Ideen gemessen an einer ungleich komplexeren und innovativeren Museumspraxis sind. Statt der - noch einmal - eben nicht „braven“ Geschichte, wolle er „einen lebendigen Interaktions- und Veranstaltungsort schaffen, an dem auch Gesprächsreihen oder Diskussionsrunden stattfinden“ sollen. Abgesehen davon, daß die bürgerliche Museumsidee einer der genuinen Orte bürgerlicher und aufklärerischer Öffentlichkeit ursprünglich war, und sie daher keiner Verlebendigung ex post bedarf, sondern lebendige Öffentlichkeit i s t und herstellt, sind die Vorschläge rührend. Kaum ein Museum hat so etwas nicht und alle haben es seit langen Zeiten.
Dann stellt sich im Verlauf des Textes noch heraus, daß die so wünschenswerte Organisationsform einen Pferdefuß an unerwarteter Stelle hat. Es war ja immer schon für so eine Tabula Rasa-Gründung wie ein Haus der Geschichte, die Frage, woher denn die Sammlung kommen soll. Als das Deutsche Historische Museum gegründet wurde, konnte man auf die Sammlung des aufgelösten Geschichtsmuseums der DDR zurückgreifen und gleichzeitig wurde das Museum zum Unmut anderer historischer Museen mit einem so hohen Ankaufsetat ausgestattet, womit es zum konkurrenzlosen Akteur am einschlägigen Markt wurde.
Bei der Wiener Museumsgründung war von einem Ankaufsetat aber nie die Rede. Woher kommen dann die Objekte? Vermutlich deswegen ist man auf die Nationalbibliothek und das Staatsarchiv gekommen, weil die in gewissem Umfang, Objekte zur Verfügung stellen können. Aber entsprechend dem Charakter der Institutionen und ihrer Aufgaben nur bestimmte, fürs Ausstellen nicht so attraktive Mediensorten. Wie es der Ausstellungsmacher-Jargon nennt, „Flachware“, also Akten, Flugblätter, Fotos, Plakate, Briefe, Bücher und anderes mehr. Also überwiegend Medien, die nicht besonders sexy sind und überdies auch noch aufwändig erklärungsbedürftig. Oliver Rathkolbs Antwort zur Medienfrage: “Wenn man genau gräbt,“ sagt er, „dann haben beide Institutionen auch viele andere spannende Objekte.“ So verfüge das Bildarchiv der ÖNB über die weitaus größte Bild- und Plakatdokumentation Österreichs, auch das ORF-Archiv, das Filmarchiv, das Filmmuseum bzw. private Sammlungen sollen eingebunden werden. Das klingt nach Pfeifen im Wald.
Ein bisschen verzweifelt klingt es auch, wenn selbst mit dem (geplanten) Tiefspeicher der Nationalbibliothek Synergieffekte beschworen werden. Das Weltmuseum, dessen Erweiterung und Erneuerung ja wegen der Installierung des Hauses der Geschichte nicht im geplanten Umfang möglich sein wird, und das ja „Nachbar“ ist, bietet auch - nun was? Nein, keine Synergieeffekte. Sondern „konkrete Synergieeffekte“. Und dann, als ob dieses Nullwort Synergieeffekte nicht schon reichte, wird noch so ein Gemeinplatz hinterhergeschoben, und damit eine negative Definition dessen, was entstehen soll:„“Es ist wichtig, nicht einfach irgendein Sammelsurium zusammenzustellen." Interessanter wäre es, zu erfahren, was denn an Stelle des Sammelsuriums wichtig wäre.
Und noch ein Synergieeffekt: „Auch die Neugestaltung des Äußeren Burgtors und des Heldendenkmals (soll) gleich mitgedacht werden.“ Ich dachte, diese Neugestaltung sei mit dem Vorschlag von Oliver Rathkolbs Historiker-Kollegin Heidemarie Uhl abgeschlossen. Aber gut, warum nicht. „Mitdenken“ - wer will dagegen etwas haben?
Ich nehme an, Oliver Rathkolb kannte und kennt das Jüdische Museum Hoehmes und hat von den Projekten gehört, die im öffentlichen Raum, mit und für die Ortsbewohner stattfanden; er kennt möglicherweise, die intelligente Öffentlichkeitsarbeit, die die Gründungsdirektorin gemeinsam mit den türkischen Textilarbeiterinnen und -arbeitern entwickelt hat; er hat sicher Gelegenheit gehabt, das relativ neue Vorarlbergmuseum zu besuchen; er muß die erste, inzwischen abgebrochene Dauerausstellung des Jüdischen Museum der Stadt Wien gesehen haben, die ihn wegen ihre geschichtstheoretischen und museologischen Implikationen sehr interessiert haben muß - gar nicht zu reden von den historischen Ausstellungen (etwa die der Eröffnung), die die damalige Chefkuratorin im Jüdischen Museum gemacht hat; er war wohl in der Ausstellung, die das Wien Museum mit NGOs zu Gastarbeit gemacht hat. Und wahrscheinlich war er ja außerhalb der Landesgrenzen auch in Museen, in denen ungewöhnliche, witzige, experimentelle Wege bestritten werden. Vermutlich kennt er die Südtiroler Geschichtsmuseen und -ausstellungen, die mit Witz und Mut kontroversere Fragen aufarbeiten.
Nur, wenn er das alles kennt, warum läßt er es sich in seinen Überlegungen so gar nicht anmerken. Warum ragen seine Äußerungen an wirklich keinem einzigen Punkt über die wohlvermessenen, langweilig-bekannten, abgegrasten Museumsvorstellung nirgends hinaus? Kein einziges pfiffiges Wort, kein frischer neuer Begriff, keine einzige Idee, die ein bisschen funkelt oder irritiert.
Wenn das Museum so gar nicht brav werden soll, warum ist dann der Text so brav. Ein graues bürokratisches Schriftstück, wie gemacht für Schubladisierung. Kein Papier für eine lebendige zivilgesellschaftliche Debatte über die Frage: welches Museum wollen wir?
Die Frage hat uns (wir danken herzlich) der Herr Minister schon abgenommen, mit seiner Invaliden ex-kathedra-Entscheidung.
Und dafür zeigt sich auch Oliver Rathkolb dankbar. Die Entscheidung über die Realisierung eines Hauses der Geschichte, sei gefallen, weil „zum ersten Mal (…) alle Kompetenzen in einem Ministerium vereint“ seien und „zudem interessiere sich der in Schattendorf geborene Ostermayer auch persönlich für das Thema.“
Da ist die Welt noch ganz in Ordnung, wo ein Minister über eine Museumsgründung, den Ort der Unterbringung und den Leiter eines Beirates bestimmt. Bei einem Projekt, das wie wenige andere der Einbindung in eine breite Öffentlichkeit bedürften, wird also mit maximal paternalistisch verfahren. Man kann verstehen, daß unter pragmatischen Gesichtspunkten, ein Politiker das Projekt von den Konflikten abschotten will, das ansonst unweigerlich zwischen ideologischen, historischen Lagern und medialen Interessen zerrieben würde. Das soll es ja schon gegeben haben. Vielleicht hat gerade deshalb der Minster das hohe Tempo angeschlagen und die autoritative Geste gewählt, die unter anderem darin zum Ausdruck kommt, daß er Expertise in gut und schlecht unterscheidet. Die gute, Zustimmung produzierende Expertise darf in den Beirat, die skeptische wird beiseitegeschoben. Wie die, die der Österreichische Museumsbund und ICOM Österreich gegen die sogenannte Redimsionierung des Weltmuseums und damit indirekt gegen ein Haus der Geschichte an diesem Standort Widerspruch einlegten.
Aber gerade weil es Konflikte gibt, weil es glücklicherweise über bestimmte Teile der Geschichte Österreichs keine vollkommen herrschende Deutungsmacht gibt, gehören diese Konflikte nicht vor die Tür verbannt. Sie gehören (genau deswegen) in das Museum und das geht nur, indem man Öffentlichkeit, die Zivilgesellschaft miteinbezieht. Wenn nicht andere, diese Museum muß ein agonistisches werden, das heißt eines, in und mit dem Konflikte ausgetragen, konkurrierende Deutungen entwickelt und abgearbeitet gehören. Und das nicht, um sie zu „erledigen“, sondern im zivilisierenden Ritualraum (Carol Duncan; Sabine Offe) demokratische Öffentlichkeit herzustellen. Dafür bedürfte es aber speziell entwickelter Methoden und alles, was Museum ausmacht, die Architektur, die Gestaltung, das Design, die Texte usw. müssten danach ausgerichtet sein und das Museum müsste „aus dem Häuschen geraten“ dürfen, es muß buchstäblich und metaphorisch seine Grenzen überschreiten dürfen.
Liest sich danach Oliver Rathkolbs Text?
Immerhin kündigt er an, rund 25 Experten „um sich (zu) versammeln“, einige Namen hat er genannt und „mindestens 15 Diskussionsgruppen zusammenstellen, die inhaltlichen Input liefern sollen.“ Wenn er offen für Ideen und Rat ist und das so weit, daß er eigene Vorgaben, wie wir sie in dem vorliegenden Text finden, infrage stellen kann, dann könnte das enge Korsett, in dem noch alles steckt, vielleicht gelockert werden.
Ich denke, daß aber der Druck von Außen groß sein wird. Wenn das Naturhistorische Museum seine Dauerausstellung schrittweise erneuert, weckt das keine, jedenfalls keine mediale Öffentlichkeit aus dem Schlummer. Das wird beim Haus der Geschichte ganz anders sein. Die Historikerzunft, die Politik, die Trittbrettfahrer und Adabeis, die Medien, die Experten werden mit Argusaugen auf das Projekt schauen und auf jeden Fehlgriff aufmerksam machen. Der opake Minimalismus des Textes von Oliver Rathkolb ist wohl als Igelhaltung zu verstehen, die sich gegen alle möglichen Einwände abschottet - wo möglichst wenig gesagt, möglichst wenig Oberfläche gebildet wird, ist kaum etwas verletzbar.
„Es wird keine politische Farbenlehre geben“, diese Äußerung Rathkolbs ist ein Turm im Verteidigungswall gegen befürchtete Zumutungen. Sondern „eine solide wissenschaftliche Basis“. Als ob sich die österreichische Geschichtswissenschaft nicht personell, methodisch und inhaltlich entlang der Farbenlehre ordnen ließe. Ein Blick auf die Karriere des Sechzigjährigen verrät seine nähe zu sozialdemokratischen Institutionen und Wikipedia weiß, daß „Rathkolb (…) als SPÖ-nah gilt ; laut Armin Turnher ist er „in der Kreisky-Ära geprägter Sozialdemokrat“.
Das ist kein Vorwurf. Es legt nur - zusammen mit anderen, ähnlichen Konstellationen und Erfahrungen nahe, daß „die politische Farbenlehre“ nicht erst beginnt, nachdem man das Haus der Geschichte betreten hat, sie beginnt weit vorher, mit dem Entschluss eines sozialdemokratischen Minister, ein Museum zu gründen und einen sozialdemokratisch sozialisierten Historiker zum Leiter des planenden Beirates zu machen. Daran ist ja nicht im geringsten Anstoß zu nehmen. Aber an der tendenziellen Verleugnung, die in der Beteuerung liegt, es werde keine „politische Farbenlehre“ geben. Auch und gerade der Standpunkt des „Autors“ eines Museums (anders als bei Filmen oder Theaterstücken usw. bleibt die Autorschaft bei Museen und selbst Ausstellungen meist verschwiegen und mit ihr die Sichtweise, die mit ihr vertreten wird) gehört deklariert und thematisiert. Er gehört, wie schon gesagt, zusammen mit der historiographischen und politischen Konflikt- und Deutungsgeschichte i n das Museum integriert.
Und noch in anderer Hinsicht ist die Verneinung politischer Farbenlehre irreführend. Monate bevor das Haus der Geschichte in der Hofburg angekündigt wurde, hatte der Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Kröll, Pläne für ein programmatisch identisches Projekt für die Landeshauptstadt St.Pölten angekündigt. Auch hier hatte ein Politiker einen Parteilinien Historiker, Stefan Karner, mit der Konzeption bestellt, einen Historiker, der unter der Regierung Schüssel-Haider seinen Aufstieg begonnen hat.
Es scheint undenkbar, daß in Österreich ein einschlägiges Projekt entwickelt wird, ohne daß das politische Farbenspiel zu schillern beginnt. Und gerade deshalb gehören alle Auffassungsunterschiede und Deutungskonflikte in das Museum.
Zum Schluß: Was den Aussagen Rathkolbs, aber auch des Ministers vollkommen fehlt, ist die Beschreibung einer Aufgabe, der Funktion des „Hauses der Geschichte“, eines Ziels der Großerzählung „Zeitgeschichte Österreich“. Soll es eine „nationale Bundeslade“ (Beat Wyss über das Museum als Institution) werden, aus der sich „die Österreicher“ ihre Identität reproduzieren. Ist es ein Lehrmittelparcours für geschichtsbeflissene Lehrer und Schüler, ist es ein populäres Info-Entertainment für touristische Bedürfnis, ist eine Visualisierung wissenschaftlicher Geschichtsschreibung? Oder ist alles und nichts von allem.
Dienstag, 24. Februar 2015
Montag, 23. Februar 2015
Was gut gemeint ist, ist nicht immer gut: Freier Eintritt in Museen
"Der Eintritt soll in alle Museen der Stadt Graz frei sein!", fordert Kulturstadträtin Lisa Rücker in der lokalen Zeitung „Meine Woche“. Hintergrund ist der schon länger schwelende Streit, wie das Kunsthaus „bespielt“ werden soll, welche Ausstellungspolitik und -programmatik dort sinnvoll ist. Vom Zaun gebrochen hatte die Debatte der Grazer Bürgermeister und die Grüne Stadträtin versuchte die in Form einer vierteiligen Diskussionsveranstaltung im Kunsthaus in Bahnen zu lenken. Ohne dass eine Wirkung der Debatte auf das Programm des Kunsthauses erkennbar gewesen wäre (umgebaut wird sehr wohl und das Haus städtebaulich „geöffnet“), verlangten nun die Leiter des Joanneums (zu dem das Kunsthaus gehört), freien Eintritt, und zwar nur im Kunsthaus (und nicht in anderen Häusern des Joanneums). Zahlen solle die Stadt. Nun wissen auch die Leiter des Joanneums, daß die Stadt den freien Eintritt nicht kompensieren kann. So viel Geld hat sie nicht. Also kann man das als Schachzug sehen, Frau Rückers Ambitionen abzublocken. Und die muss nun reagieren.
Wer kann schon vernünftigerweise gegen einen sogenannten „niederschwelligen“ Zugang sein? Niemand. Aber, so sagt Rücker, dann klarerweise für alle Grazer Häuser, also alle Sammlungen des Joanneum und auch für das Stadtmuseum. Da müssten dann aber Stadt und Land zahlen. Und nicht gerade wenig, ich schätze, einen Millionenbetrag. Das scheint politisch noch weniger durchsetzbar. Damit ist Rücker aus dem Schneider, sie kann sagen, ich will ja, das ist vernünftig, geht aber nicht oder man lässt mich nicht. Ein übliches Spiel.
Jetzt mal von der Politik weg und zur Sache. Warum soll hier nicht gehen, was in London (das Beispiel bringt Rücker) geht. Na ja, ein tollkühner Vergleich. Eine Stadt mit vielen Millionen Bewohnern und Besuchern und riesigen, opulenten Museen dort und hier eine Mittelstadt mit 300.000 Besuchern und einem Museum, das nur dem Namen nach „universal“ ist.
Aber Rücker läßt sich erfreulicherweise auf Differenzierteres ein: „Es gibt im Bereich der Bildung einfach mehr Aspekte, als nur für den Arbeitsmarkt fit gemacht zu werden.“ Also ist es mit einem kostenlosen Zugang zu Kunst und Kultur, so Rücker, nicht getan: „Ein Gratis-Eintritt (den es für unter 18-Jährige gibt, Anm. GF) alleine ist noch lange nicht die Garantie, dass viele Menschen am Museum generell interessiert sind. Es braucht mehr: Es braucht bereits in der Schule entsprechende Ansätze und es muss in den Häusern selbst auf die Menschen zugegangen werden. Diejenigen, die einmal hingehen, sollen auch gerne wiederkommen.“
Einschlägige Forderungen nach „Niederschwelligkeit“ sind nicht neu, aber dabei wird ein ziemlich schwieriges Strukturmerkmal übersehen, über das man auch nicht so gerne redet. In Museen gehen überwiegend Menschen mit höchster und hoher (Schul)Bildung, ihnen würde der Gratiszugang in erster Linie zugutekommen und sich in (etwas) erhöhten Besuchszahlen niederschlagen. Die, die nie ins Museum gehen, durchschnittlich etwa 50% einer Bevölkerung, werden aber kaum durch den Preis abgehalten. Sie kommen nicht ins Museum, weil das, was es ist, was es repräsentiert, was es zeigt und erzählt, kaum bis nichts mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hat. Es ist die große Gruppe derer, die auch wirtschaftlich und sozial vom Rest der Gesellschaft abgehängt oder in gewisser Weise von der Politik und der öffentlichen Aufmerksamkeit auch schon „aufgegeben“ wurden (diese 50% dürften in etwa deckungsgleich sein, mit denen, die zu keiner Wahl mehr gehen. Das heißt da steckt auch noch ein veritables politisches Problem drin).
Zuallererst also ist der Gratiseintritt (warum konsequenterweise nicht auch für Theater, Oper usw.?) eine versteckte Subvention für die nicht nur Gebildeten sondern auch wohlhabenderen Gruppen (zusätzlich zur Subvention, die ihnen jetzt schon gewährt wird, weil kein, nahezu kein Museum sich selbst erhalten kann und gefördert werden muß).
Was aber wichtiger ist, ist die Blindheit gegenüber dem soziokulturellen Phänomen der hegemonialen Funktion von Bildungseinrichtungen, auch des Museums. Ausgeschlossen werden Menschen nämlich, wie gesagt, zwar auch über den (Eintritts)Preis, aber vor allem dadurch, daß sie nie an jener bürgerlichen Bildung partizipiert haben und auch nicht partizipieren wollten, die der Institution, ihren Paradigmen und Werten, ihren Riten und Normen zugrundeliegen. Museen halten aber trotzdem oder gerade deswegen an Werten fest, die nur vermeintlich für alle verbindlich sein sollen.
In der Forderung nach „Niederschnelligkeit“ scheint ein Verständnis für sozial indizierte Ungleichheit im kulturellen Feld aufzuleben. Aber indem man das Problem nicht einmal halb analysiert und versteht, erreicht man eher das Gegenteil dessen, was man vorgibt zu tun: man vertieft die Kluft zwischen Gebildeten und davon Ausgeschlossenen. Und: indem man die herrschenden kulturellen Werte "leichter zugänglich" macht, verstärkt man auch derenb Wirkung. Anders gesagt: Der Gratiseintritt ist selber eine hegemoniale Strategie.
Rücker zeigt für die Widersprüchlichkeit der Forderung nach Gratiseintritt Sensibilität, wenn Sie die Schulen in die Pflicht nimmt. Schon richtig, in Familie und Schule werden Chancen generiert und gewissermaßen verteilt. Die Schulen scheinen mir aber überfordert mit dem extrem anspruchsvollen Programm (das es sein müsste), über sehr spezialisierte Massnahmen etwas zu kompensieren, was sie selbst insgesamt als Institution erzeugen. Gerade in Österreich sind Schulen mächtige gesellschaftspolitische Werkzeuge, mit denen soziale Ungleichheit aufrechterhalten wird, und die Gesellschaft wenig Durchlässig macht zwischen den sozialen Gruppen. Wieso also soll gerade die Schule für etwas die Lösung bereitstellen (wollen), wenn es, wie der heftige Widerstand gegen eine Reform der Schulen zeigt, geradezu erwünscht ist, daß die Schulen ihre negative sozialisierende Funktion weiter beibehalten sollen?
Also bleiben die Museen übrig, die Rücker diesbezüglich auch in die Pflicht nehmen will. Es geht ja wirklich nicht nur um die FRage, ob sich (mehr) Menschen für das Museum interessieren, sondern umgekehrt darum, ob und wie sich Museen für Menschen interessieren. Im Prinzip gilt für sie dasselbe, wie für die Schulen. Sie müssten eine gesellschaftspolitische Kehrtwende machen, und sich Themen zuwenden, mit der sie Brücken schlagen zu Gruppen, die völlig abseits des kulturellen Mainstreams stehen. Das werden die Museen nicht tun. Und sie werden es nicht können. Denn dazu müsste man auch neuartige Formen der Vermittlung entwickeln (unter der Prämisse, dass Museen immer selbst Vermittlung sind. Ich meine also nicht nur die spezialisierte- inzwischen verberuflichte berufliche - Vermittlertätigkeit). Es ginge darum Partizipation im weitesten Sinn zu ermöglichen, inklusive Projekte zu entwickeln, die riskant, schwierig, anspruchsvoll zu managen sein würden und mit denen außerdem das bisherige Selbstverständnis des Museums und seiner Aufgaben weit überschritten würde.
Hoffnungslos? Na ja, ich denke - sehr provisorisch und jenseits politischer Machbarkeit und Durchsetzbarkeit, von der ich mich als Blogger ohnehin kilometerweit entfernt sehe -, an Folgendes: statt Geld in freien Eintritt zu investieren, sollte man dieses Geld plus Teile der jeweiligen Museumsbudgets (die den Museen gewissermaßen enteignet werden müssten, aber nicht im staatlichen Sparinteresse, sondern im Interesse der Vertiefung der gesellschaftlichen Bedeutung der Institution) in die Hand nehmen und Projekte (international) ausschreiben. Mit einem Rahmenprogramm, das grob gesagt das Ziel verfolgt, die schwammig und verunklärend „bildungsfernen“ Gruppen ganz gezielt anzusprechen und einzubeziehen. Das aber weder um den „Besucherumsatz“ zu erhöhen ,also die „Quoten“, noch um scheinparzipative Geschäftigkeit zu produzieren. Sondern um ernsthaft neue Formen und Inhalte kultureller Arbeit zu entwickeln, in denen die besonderen Qualitäten, die das Museum von anderen Orten und Plätzen unterscheidet (Oper, Theater, Film usw.) erhalten bleiben und genutzt werden. Selbstredend dürfte ein solches Unternehmen weder direkt von der (lokalen) Politik gesteuert werden, noch aus den jeweiligen Häusern heraus. Sondern z.B. von einem internationalen Beirat mit transdisziplinärer und sehr hoher Kompetenz.
Ist bloß so eine Idee. Wenn jemand eine bessere hat - her damit!
Wer kann schon vernünftigerweise gegen einen sogenannten „niederschwelligen“ Zugang sein? Niemand. Aber, so sagt Rücker, dann klarerweise für alle Grazer Häuser, also alle Sammlungen des Joanneum und auch für das Stadtmuseum. Da müssten dann aber Stadt und Land zahlen. Und nicht gerade wenig, ich schätze, einen Millionenbetrag. Das scheint politisch noch weniger durchsetzbar. Damit ist Rücker aus dem Schneider, sie kann sagen, ich will ja, das ist vernünftig, geht aber nicht oder man lässt mich nicht. Ein übliches Spiel.
Jetzt mal von der Politik weg und zur Sache. Warum soll hier nicht gehen, was in London (das Beispiel bringt Rücker) geht. Na ja, ein tollkühner Vergleich. Eine Stadt mit vielen Millionen Bewohnern und Besuchern und riesigen, opulenten Museen dort und hier eine Mittelstadt mit 300.000 Besuchern und einem Museum, das nur dem Namen nach „universal“ ist.
Aber Rücker läßt sich erfreulicherweise auf Differenzierteres ein: „Es gibt im Bereich der Bildung einfach mehr Aspekte, als nur für den Arbeitsmarkt fit gemacht zu werden.“ Also ist es mit einem kostenlosen Zugang zu Kunst und Kultur, so Rücker, nicht getan: „Ein Gratis-Eintritt (den es für unter 18-Jährige gibt, Anm. GF) alleine ist noch lange nicht die Garantie, dass viele Menschen am Museum generell interessiert sind. Es braucht mehr: Es braucht bereits in der Schule entsprechende Ansätze und es muss in den Häusern selbst auf die Menschen zugegangen werden. Diejenigen, die einmal hingehen, sollen auch gerne wiederkommen.“
Einschlägige Forderungen nach „Niederschwelligkeit“ sind nicht neu, aber dabei wird ein ziemlich schwieriges Strukturmerkmal übersehen, über das man auch nicht so gerne redet. In Museen gehen überwiegend Menschen mit höchster und hoher (Schul)Bildung, ihnen würde der Gratiszugang in erster Linie zugutekommen und sich in (etwas) erhöhten Besuchszahlen niederschlagen. Die, die nie ins Museum gehen, durchschnittlich etwa 50% einer Bevölkerung, werden aber kaum durch den Preis abgehalten. Sie kommen nicht ins Museum, weil das, was es ist, was es repräsentiert, was es zeigt und erzählt, kaum bis nichts mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hat. Es ist die große Gruppe derer, die auch wirtschaftlich und sozial vom Rest der Gesellschaft abgehängt oder in gewisser Weise von der Politik und der öffentlichen Aufmerksamkeit auch schon „aufgegeben“ wurden (diese 50% dürften in etwa deckungsgleich sein, mit denen, die zu keiner Wahl mehr gehen. Das heißt da steckt auch noch ein veritables politisches Problem drin).
Zuallererst also ist der Gratiseintritt (warum konsequenterweise nicht auch für Theater, Oper usw.?) eine versteckte Subvention für die nicht nur Gebildeten sondern auch wohlhabenderen Gruppen (zusätzlich zur Subvention, die ihnen jetzt schon gewährt wird, weil kein, nahezu kein Museum sich selbst erhalten kann und gefördert werden muß).
Was aber wichtiger ist, ist die Blindheit gegenüber dem soziokulturellen Phänomen der hegemonialen Funktion von Bildungseinrichtungen, auch des Museums. Ausgeschlossen werden Menschen nämlich, wie gesagt, zwar auch über den (Eintritts)Preis, aber vor allem dadurch, daß sie nie an jener bürgerlichen Bildung partizipiert haben und auch nicht partizipieren wollten, die der Institution, ihren Paradigmen und Werten, ihren Riten und Normen zugrundeliegen. Museen halten aber trotzdem oder gerade deswegen an Werten fest, die nur vermeintlich für alle verbindlich sein sollen.
In der Forderung nach „Niederschnelligkeit“ scheint ein Verständnis für sozial indizierte Ungleichheit im kulturellen Feld aufzuleben. Aber indem man das Problem nicht einmal halb analysiert und versteht, erreicht man eher das Gegenteil dessen, was man vorgibt zu tun: man vertieft die Kluft zwischen Gebildeten und davon Ausgeschlossenen. Und: indem man die herrschenden kulturellen Werte "leichter zugänglich" macht, verstärkt man auch derenb Wirkung. Anders gesagt: Der Gratiseintritt ist selber eine hegemoniale Strategie.
Rücker zeigt für die Widersprüchlichkeit der Forderung nach Gratiseintritt Sensibilität, wenn Sie die Schulen in die Pflicht nimmt. Schon richtig, in Familie und Schule werden Chancen generiert und gewissermaßen verteilt. Die Schulen scheinen mir aber überfordert mit dem extrem anspruchsvollen Programm (das es sein müsste), über sehr spezialisierte Massnahmen etwas zu kompensieren, was sie selbst insgesamt als Institution erzeugen. Gerade in Österreich sind Schulen mächtige gesellschaftspolitische Werkzeuge, mit denen soziale Ungleichheit aufrechterhalten wird, und die Gesellschaft wenig Durchlässig macht zwischen den sozialen Gruppen. Wieso also soll gerade die Schule für etwas die Lösung bereitstellen (wollen), wenn es, wie der heftige Widerstand gegen eine Reform der Schulen zeigt, geradezu erwünscht ist, daß die Schulen ihre negative sozialisierende Funktion weiter beibehalten sollen?
Also bleiben die Museen übrig, die Rücker diesbezüglich auch in die Pflicht nehmen will. Es geht ja wirklich nicht nur um die FRage, ob sich (mehr) Menschen für das Museum interessieren, sondern umgekehrt darum, ob und wie sich Museen für Menschen interessieren. Im Prinzip gilt für sie dasselbe, wie für die Schulen. Sie müssten eine gesellschaftspolitische Kehrtwende machen, und sich Themen zuwenden, mit der sie Brücken schlagen zu Gruppen, die völlig abseits des kulturellen Mainstreams stehen. Das werden die Museen nicht tun. Und sie werden es nicht können. Denn dazu müsste man auch neuartige Formen der Vermittlung entwickeln (unter der Prämisse, dass Museen immer selbst Vermittlung sind. Ich meine also nicht nur die spezialisierte- inzwischen verberuflichte berufliche - Vermittlertätigkeit). Es ginge darum Partizipation im weitesten Sinn zu ermöglichen, inklusive Projekte zu entwickeln, die riskant, schwierig, anspruchsvoll zu managen sein würden und mit denen außerdem das bisherige Selbstverständnis des Museums und seiner Aufgaben weit überschritten würde.
Hoffnungslos? Na ja, ich denke - sehr provisorisch und jenseits politischer Machbarkeit und Durchsetzbarkeit, von der ich mich als Blogger ohnehin kilometerweit entfernt sehe -, an Folgendes: statt Geld in freien Eintritt zu investieren, sollte man dieses Geld plus Teile der jeweiligen Museumsbudgets (die den Museen gewissermaßen enteignet werden müssten, aber nicht im staatlichen Sparinteresse, sondern im Interesse der Vertiefung der gesellschaftlichen Bedeutung der Institution) in die Hand nehmen und Projekte (international) ausschreiben. Mit einem Rahmenprogramm, das grob gesagt das Ziel verfolgt, die schwammig und verunklärend „bildungsfernen“ Gruppen ganz gezielt anzusprechen und einzubeziehen. Das aber weder um den „Besucherumsatz“ zu erhöhen ,also die „Quoten“, noch um scheinparzipative Geschäftigkeit zu produzieren. Sondern um ernsthaft neue Formen und Inhalte kultureller Arbeit zu entwickeln, in denen die besonderen Qualitäten, die das Museum von anderen Orten und Plätzen unterscheidet (Oper, Theater, Film usw.) erhalten bleiben und genutzt werden. Selbstredend dürfte ein solches Unternehmen weder direkt von der (lokalen) Politik gesteuert werden, noch aus den jeweiligen Häusern heraus. Sondern z.B. von einem internationalen Beirat mit transdisziplinärer und sehr hoher Kompetenz.
Ist bloß so eine Idee. Wenn jemand eine bessere hat - her damit!
Freitag, 20. Februar 2015
Mittwoch, 18. Februar 2015
Eine Bonsai Geschichtsausstellung. The Germans im British Museum
Ich klettere eine Treppe im überdachten Innehof des British Museum hoch, entrichte an einer Kassa meinen Obulus - staatliche Museen erheben in der Regel keinen Eintritt, aber Sonderuasstellungen kosten etwas, und oft nicht gerade wenig -, und schon stehe ich in der Sonderausstellung "The Germans".
Eine von englischen Kuratoren über Deutschland gemachte Ausstellung, die ich als Österreicher sehe, dachte ich, auch nicht schlecht. Es beginnt auch nicht schlecht, nämlich mit der Visualiiserung der Vielfalt der Staaten aus denen sich Deutschland wie ein Puzzle zusammensetzte. Kein Territorialstaat, keine einheitliche Währung wird mit leichtem Ätsch der Vergleich zu England gezogen. Schön, Integration & Identität, eine Schlüsselfrage, bis heute.
Da bin ich schon fast im nächsten Raumabschnitt. Viele weisse Wände, eine längliche Vitrine umrundet, und eine kleine Sackgasse. Darin ein Lagertor eines Konzentrationslagers mit der Inschrift "Jedem das Seine", ein Schriftschnitt, entworfen von einem Bauhausschüler. Ein bemerkenswertes Objekt. Aber eben auch nur ein Objekt für einen schwergewichtigen Abschnitt der deutschen Geschichte.
Um die Ecke dann ein aus der Wand ragender Engel. Ernst Barlach. Und ein Foto mit Kohl und Honecker vor diesem Engel. Im Abwenden, nachdem ich beides betrachtet und die Objekettexte gelesen habe, bin ich schon in einer Tür. Der zum Shop.
Massenweise stapelt sich hier ein Buch, das der Direktor des Museums verfasst hat. Ein dickleibiges. The Germans.
Aha, denke ich, um 10 Pfund durfte ich eben die Ausstellung zum Buch besuchen.
Ein Studienkollege, den ich in der großen Halle des Museums treffe, über die Ausstellung: "Dünn". Die deutsche Presse: Wohlwollend. Man bemängelt, daß aber etwas gefehlt hat: die Naturwissenschaften. Und sonst nichts?
Vielleicht kann man das Ganze als eine Anregung für das österreichische Haus der Geschichte empfehelen. Wie kann man auf minimalen Quadratmetern mit einer Hand voll von Objekten eine Kurzgeschichte einer Nation erzählen. So gehts (auch nicht)!
Eine von englischen Kuratoren über Deutschland gemachte Ausstellung, die ich als Österreicher sehe, dachte ich, auch nicht schlecht. Es beginnt auch nicht schlecht, nämlich mit der Visualiiserung der Vielfalt der Staaten aus denen sich Deutschland wie ein Puzzle zusammensetzte. Kein Territorialstaat, keine einheitliche Währung wird mit leichtem Ätsch der Vergleich zu England gezogen. Schön, Integration & Identität, eine Schlüsselfrage, bis heute.
Da bin ich schon fast im nächsten Raumabschnitt. Viele weisse Wände, eine längliche Vitrine umrundet, und eine kleine Sackgasse. Darin ein Lagertor eines Konzentrationslagers mit der Inschrift "Jedem das Seine", ein Schriftschnitt, entworfen von einem Bauhausschüler. Ein bemerkenswertes Objekt. Aber eben auch nur ein Objekt für einen schwergewichtigen Abschnitt der deutschen Geschichte.
Um die Ecke dann ein aus der Wand ragender Engel. Ernst Barlach. Und ein Foto mit Kohl und Honecker vor diesem Engel. Im Abwenden, nachdem ich beides betrachtet und die Objekettexte gelesen habe, bin ich schon in einer Tür. Der zum Shop.
Massenweise stapelt sich hier ein Buch, das der Direktor des Museums verfasst hat. Ein dickleibiges. The Germans.
Aha, denke ich, um 10 Pfund durfte ich eben die Ausstellung zum Buch besuchen.
Ein Studienkollege, den ich in der großen Halle des Museums treffe, über die Ausstellung: "Dünn". Die deutsche Presse: Wohlwollend. Man bemängelt, daß aber etwas gefehlt hat: die Naturwissenschaften. Und sonst nichts?
Vielleicht kann man das Ganze als eine Anregung für das österreichische Haus der Geschichte empfehelen. Wie kann man auf minimalen Quadratmetern mit einer Hand voll von Objekten eine Kurzgeschichte einer Nation erzählen. So gehts (auch nicht)!
Viele Leute, viele Wände, wenige Objekte, aber der Tod ist ein Meister aus Deutschland ...Jetzt mal schnell was über The Germans! Foto GF. |
Ohne jedes Interesse - Das "Haus der Geschichte"
Unlängst habe ich die Befürworter des Hauses der Geschichte gezählt, die mir bekannt geworden sind. es sind vier. Martin Fritz. Thomas Trenkler. Minister Ostermayer. Und der designierte "Intendant", Oliver Rathkolb.
Gegener kenne ich auch nir vier: die Rektorin der Akademie der Bildenden Künste in Wien, einen befreundeten Historiker, einen zweiten Historiker und - mich. Vier zu vier. Unentschieden.
Die Zeitungen berichten kaum und wenn im neutral-desinteressierten Ton. Seit der Ex-Kathedra-Entscheidung des Ministers herrscht weitgehend Funkstille. Eine via APA verbreitete Art Grundsatzerklärung von Oliver Rathkolb, das wars dann aber auch schon.
Die Historikerzunft: abwesend.
Das Museum wird kommen, außer der Minister oder seine Partei straucheln politisch.
Und es werden dann wohl auch Leute hingehen. 2018ff.
Und Jubiläum ist dann ja auch. Ein Kriegsende und eine Republiksgründung zum Jubilieren.
Und dann...
Gegener kenne ich auch nir vier: die Rektorin der Akademie der Bildenden Künste in Wien, einen befreundeten Historiker, einen zweiten Historiker und - mich. Vier zu vier. Unentschieden.
Die Zeitungen berichten kaum und wenn im neutral-desinteressierten Ton. Seit der Ex-Kathedra-Entscheidung des Ministers herrscht weitgehend Funkstille. Eine via APA verbreitete Art Grundsatzerklärung von Oliver Rathkolb, das wars dann aber auch schon.
Die Historikerzunft: abwesend.
Das Museum wird kommen, außer der Minister oder seine Partei straucheln politisch.
Und es werden dann wohl auch Leute hingehen. 2018ff.
Und Jubiläum ist dann ja auch. Ein Kriegsende und eine Republiksgründung zum Jubilieren.
Und dann...
Samstag, 7. Februar 2015
Breite Historikerfront gegen das "Haus der Geschichte"
INSTITUT FÜR ZEITGESCHICHTE DER
UNIVERSITÄT WIEN
RESOLUTION
Die unterzeichneten Institute bzw. Abteilungen protestieren mit aller Entschiedenheit gegen die Vorgangsweise bei der geplanten Errichtung eines “Hauses der Geschichte” bzw. eines “Hauses der Toleranz”. Wir begrüßen zwar die Bereitschaft des österreichischen Nationalrates, die zeitgeschichtlich relevante Forschung und deren Präsentation in der breiten Öffentlichkeit zu fördern, halten aber die hier eingeschlagene Vorgangsweise für wissenschaftlich fragwürdig und dem Gebot der Effizienz widersprechend. Statt eines vom Nationalrat in dem Entschließungsantrag in der 159. Sitzung, XX. GP in Auftrag gegebenen Ideenwettbewerbes wurden im Stile von Auftragsgeschichtsschreibung zwei vom Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten und dem Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr finanzierte Projekte präsentiert, dem Nationalrat weitergeleitet und ohne weitere Diskussion Umsetzungsaufträge vergeben.
Beide
Projektteams haben keine systematische Kontaktaufnahme mit der großen Mehrheit
von österreichischen Zeithistorikern und Zeithistorikerinnen gesucht und
überdies bei den wenigen Einzelkontakten, die Ergebnisse dieser Gespräche nicht
in ihren Arbeiten berücksichtigt, wie eine Reihe von Kommentaren in der
Tageszeitung “Der Standard” belegt. Ein derartiges Projekt kann, losgelöst vom
Stand der wissenschaftlichen Diskussion, der Kompetenz und Erfahrung
zahlreicher Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, internationalen Standards
nicht gerecht werden. Es besteht derzeit der Eindruck, es würde anstelle einer
kritischen und pluralistischen Auseinandersetzung mit der jüngsten
österreichischen Geschichte einem Repräsentations- und Rechtfertigungsbedürfnis
des Staates und der Parteien folgend, einer überwunden geglaubten
Proporzgeschichtsschreibung wieder Geltung verschafft.
Wir
protestieren gegen die Vereinnahmung von österreichischen ZeithistorikerInnen
durch zwei fachlich in keiner Weise repräsentative und internationalen
Standards nicht entsprechende Konzepte sowie gegen eine offenkundig
beabsichtigte Monopolisierung der Forschung und Informationsvermittlung.
In
einer am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien für Freitag, 21.
Jänner 2000 vorbereiteten interdisziplinär besetzten Enquete werden die
grundsätzlichen Mängel der bisherigen Vorgangsweisen, die Fragwürdigkeit der Musealisierung und
der Probleme der Vermittlung von Republik-Geschichte, vor allem aber
effektivere Alternativen diskutiert werden.
Wir
verstehen diese Enquete als Beginn einer eingehenden, öffentlichen Diskussion.
Erst dann sollte das Parlament eine definitive Entscheidung, die auch mit der
Verantwortung für erhebliche öffentliche Mittel verbunden ist, treffen.
Alle
einschlägig arbeitendenden
österreichischen Wissenschafter/innen
werden aufgerufen diese Resolution zu unterstützen.
Abteilung Zeitgeschichte der Universität Graz
Univ.-Prof.Dr.
Helmut Konrad m.p.
Institut
für Geschichte der Universität Innsbruck
Univ.-Prof.Dr.
Josef Riedmann m.p.
Institut
für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck
Univ.-Prof.Dr.
Rolf Steininger m.p.
Abteilung
Zeitgeschichte der Universität Klagenfurt
Univ.-Prof.Dr.
Willibald Holzer m.p.
Institut
für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Linz
Univ.-Prof.Dr.
Reinhard Kannonier m.p.
Institut
für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Linz
Univ.-Prof.Dr.
Rudolf Kropf m.p.
Institut
für Geschichte der Universität Wien
Univ.-Prof.Dr.
Wolfdieter Bihl m.p.
Frage: Von wann stammt diese Resultion?
Frage: Von wann stammt diese Resultion?
Freitag, 6. Februar 2015
Dienstag, 3. Februar 2015
Modewort "kuratieren"
Einen schönen Text zum Auswandern des Wortes "kuratieren" aus der Kunst- in die Journalistenszene spendet heute Wolfgang Michal in seinem Blog (hier) einschließlich schöner Gedankenschleifen um das Wort. Wegen der lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem journalistischen Werk uneigennützig ans Licht.
Wegen der
lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre
Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht
mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse
Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus
vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und
Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem
journalistischen Werk uneigennützig ans Licht. - See more at:
http://www.wolfgangmichal.de/2015/02/wie-das-kuratieren-den-journalismus-veraendert/#sthash.MOsXoyad.dpuf
Wegen der
lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre
Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht
mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse
Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus
vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und
Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem
journalistischen Werk uneigennützig ans Licht. - See more at:
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lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre
Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht
mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse
Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus
vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und
Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem
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lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre
Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht
mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse
Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus
vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und
Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem
journalistischen Werk uneigennützig ans Licht. - See more at:
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