Mittwoch, 8. Oktober 2014
Dienstag, 7. Oktober 2014
Montag, 6. Oktober 2014
Wer? Du? Sicher nicht! Angewandte Exklusion (Texte im Museum 496)
In einer Diskussionsreihe zur Bedeutung und Funktion des Grazer Kunsthauses - aus Anlaß politischer Infragestellung - spielte die Frage des Ausschlusses eine erstaunlich große Rolle. Und zwar nahezu ausschließlich als Frage, wie man mehr, vor allem wie man Nicht-Besucher, Besucher die dem Kunsthaus und der Modenen Kunst ablehenend gegenüber eingestellt sind, in das Kunsthaus bekommt.
Wie sehr das Museum selbst ein Ort der Distinktion ist, kam dabei nicht zur Sprache.
Hier nun der Einführungstext zu Person und Arbeit von Katharina Grosse, von der eine große Installation derzeit im Kunsthaus gezeigt wird.
Wie so oft und in vielen Kunstmuseen und -hallen wird Kunst als schon vorgängig legitimiert gezeigt behandelt. Es / Man spricht zu uns mit der Autorität der Institution und der Autorität des anonymen Kurators (Kuratorin), deren Wahl und Deutung Fraglosigkeit impliziert. Alle Angaben im Text sind Tatsachenmitteilungen und nicht etwa fragile Zuschreibungen, die sich erst im Wechselspiel von Zeigen und Gezeigt-Werden, von Werk und Betrachter herstellen - oder auch nicht.
Die Sprache zeigt Muskeln und gebärdet sich kraftvoll, "mächtige Vorstöße", "ausufernd" oder "maßlos" stehen neben nüchternen technischen Angaben: "Spritzpistole".
Mit der Wendung "das Bild wird begreifbar" wird nicht nur Verstehbarkeit suggeriert, sondern auch deren Eintreten beim Besuch prognostiziert. Wer dieses Ziel verfehlt, und ratlos bleibt, ist ebenso ausgeschlossen, wie der, der grübelt, was denn eine "metaphysische Erkenntnis des Gesamten" sei oder der zweifelt, woher denn hier plötzlich die Natur hinzukommt, mit der - und der Kunst - er verwachsen soll. Was ja nun nicht der Modus von Erkenntnis und "begreifen" ist.
Der Text exkludiert alle, die nicht in diese Feier des Werks einstimmen wollen und alle jene, die nicht zur kleine Elite der "Eingeborenen des Kunstbetriebs" (frei nach Bourdieu formuliert) gehören, also zu jenen, an die ein solcher Text eigentlich adressiert ist - an der Besuchermehrheit vorbei.
Sonntag, 5. Oktober 2014
Im "Neuen Museum" läßt der Museumsbund Österreich über die Zukunft der Museen nachdenken
Die Zeitschrift des Museumsbundes Österreich „neues museum“ hat sich unter neuer Leitung des Verbandes und neuer Redaktion zum Besseren entwickelt. Es gibt klarere Schwerpunktsetzungen, eine klarere Gliederung des Hefts, mehr Essays zu Grundsatzfragen und ein übersichtlicheres Layout. Zum 25-jährigen Jubiläum des Verbandes leistet man sich einen Schwerpunkt „Das Museum in 25 Jahren“ mit sechs Essays.
Angela Janelli, Kuratorin am Historischen Museum Frankfurt wünscht sich eine Zukunft mit mehr „wilden Museen“. Damit sind (in Anlehnung an Levi Strauss’ Terminus vom wilden Denken) Museen gemeint, die vielfältig sind, deren „Design gesprengt“ wird, „so wie Löwenzahn den Aspahlt“ sprengt, die eher Produktionsorte denn Schauhäuser sind, die daher viele Formen der Beteiligung ihres Publikums kennen dessen Erfahrungen und Geschichten gleichwertig neben dem kuratorischen Wissen steht. Kurzum, wilde Museen sind solche, wo mehrere Formen von Wissen nebeneinander stehen, in friedlicher Koexistenz. Die wilden Museen grenzen sich von den domestizierten ab (die sie vielleicht ablösen werden?). Dies sind die „schönen, solide recherchierten“, die mit Shop und Café, die, die sich weltweit gleichen, „gleich schön, gleich angenehm, gleich vorhersehbar“.
Janellis Zukunftstraum, der mir rundum symphatisch ist, weil ich das Riskante und Experimentelle am Museum sehr vermisse, hat viele Zugeständnisse an alte Museumsvorstellungen und manchen Kompromiss im Repertoire, während Daniel Tyradellis Traum noch wilder gerät und er aus diesem dementsprechend „schweißgebadet“ aufwacht. Kein Wunder, gleich zu Beginn werden die Vertreter des alten Museums pensioniert oder entlassen um einem Museum Platz zu machen, das „Menschen zum Denken anregt oder gar nötigt“. Im wilden Träumen wird bei Tyradellis (Kurator, Philosoph) mit der Dingfixierung, Begriffen wie Aura und Echtheit, den kanonischen Hierachisierungen, der „betäubenden“ Szenografie und vielem anderen abgerechnet um sich dem „Hauptinhalt jedes Museums“ zuwenden zu können, „den Beziehungen“, den Dinge in einem experimentellen Denken im Raum herstellen können, untereinander und mit den Besuchern.
Heftige Kritik an liebgewonnenen und unhinterfragten Topoi der Museumspraxis und der Museologie gibt es auch im Beitrag von Markus Walz (Museologe), der als Stanislav Lem der Museologie erfolgreich eine Science Fiction Story aus diversen zeitgenössischen und zeitgeistigen Trends extrapoliert. Der Witz dieser Zukunftsvision ist der, daß sie wie eine hochrealistische Beschreibung der Zukunft des Museums daherkommt, bei dem einem gleichzeitig das Grausen und das Lachen kommen kann. Die Zuspitzung der ökonomischen Rationalisierung, die organisatorische Effizienz, die Verfeinerung und Extensivierung des Quotenwahns, die exzessive Privatisierung - die chinesische IBC Bank übernimmt Guggenheim - und vieles andere mehr werden so glaubhaft geschildert, wie es sich für gute Science Fiction gehört. Und in guter Tradition utopischer Literatur ist sie eine Form, in der Kritik am Alten geleistet werden kann, hier an manchen Heiligen Kühen der Museologie.
Ganz und gar auf dem Boden der sogenannten Tatsachen steht der ehemalige Direktor der Museums Association des United Kingdom, Mark Taylor. Zukunft ist hier konkret, geplant, vom englischen Museumsbund vorauschauend bewirtschaftet und gebündelt in einem Projekt Museums Change Lives. Ganz im Ernst!? Das Museum verändert das Leben. Aller?!
So etwas lese ich völlig gespalten. Einmal mit Bewunderung für die gedankliche und logistische Rationalität, mit der der große und einflussreiche Verband so etwas vorbereitet, lanciert und, daran besteht kein Zweifel, umsetzen wird. Programmatisches, zielorientiertes Handeln ist etwas, was ich von den deutschsprachigen Verbänden so sicher nicht kenne. Aber.
Ich lese es nicht nur mit gewisser Bewunderung, sondern zugleich mit Staunen und einiger Bestürzung, wenn etwa an manchen Stellen die nackte Sozialtechnologie und kulturelle Hegemonisierung blank liegt: Museums „can help disaffected people and those from marginalised sections of the community gain a sense of citizenship and belonging to society and broaden horizons, which can otherwise seem narrow and uninviting.“
Solche tief in die Lebenswelt eingreifenden Museumsphantasien hat in England seit dem Beginn des 19.Jahrhunderts Tradition, vor allem als „Erziehung der Arbeiterklasse“. Jetzt scheint das als eine Reaktion auf postmoderne Ohnmacht gegenüber den ökonomischen und politischen Verhältnissen wiederzukehren. Als "classism", als paternalistisches Kalmierungsprogramm, als eine Strategie, Identifikation mit dem Staat vermeintlich gewaltfrei herstellen zu können - ausgerechnet übers Museum und nicht über Politik und demokratische Teilhabe.
Ich habe zu dem „Jubiläumsheft“ eine skeptische Einschätzung beigetragen, daß aus dem Museum selbst Einsicht, Kritik und Revision der eingeschliffenen Praktiken kommen könnte. Sie stellen der Tendenz zu Ökonomisierung und Privatisierung entgegen, was man Öl ins Feuer gießen nennen könnte. Stattdessen: Marketing, Eventisierung, Instrumentalisierung des Publikums statt Beteiligung oder gar, Gott behüte, Demokratisierung der Organisation.
Ich denke wirklich nicht, daß sich am hegemonialen, patrimonialen Zuschnitt des Museums etwas ändern wird. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, daß sich die Museen überhaupt nur annähernd der gesellschaftspolitischen Probleme bewußt sind und bewußt sein wollen, die auch zu ihren Rahmenbedingungen gehören.
Meine eigene Utopie geht diametral in die Gegenrichtung dieses Mainstreams. Statt der konsensuellen Abfeier der kanonisierten Kulturgüter sollte eine Radikalisierung der diskursiven Öffentlichkeit im Museum treten. Das nenne ich „agonistisches Museum“. Das Museum gedacht als einen Ort der zivilen, respektvollen Austragung eines Streits der Interessen, die in diesem Modell nicht verschleiert, geleugnet oder ideologisch weggezaubert würden. Mein Traum ist das Museum als zivilgesellschaftlicher Raum, wo ein Diskurs im Rückgriff auf Objekte als Medien ästhetischer und historischer Erfahrung in einem kollektiven Erfahrungsprozess ihren Platz haben. Wie gesagt: ein Traum. Nicht für die nächsten 25 oder 50 Jahre, ja, das kann ich mir selber auch sagen, wie unrealistisch das ist.
Ein Beitrag fällt aus der Sammlung von Texten zur Zukunft des Museums heraus. Andrea Bina, Leiterin des Linzer Stadtmuseums, beschäftigt sich nicht mit der Zukunft der Museen. Sie stellt „ihr“ Haus vor, und das leider unter Verwendung ziemlich vieler, zu vieler guter (und abgegriffenner, verschlissenen) Vorhaben. So ein Artikel kann mich nicht mal von Graz aus nach Linz locken. Warum lernen Museumsleute nicht endlich, daß ein Publikum ganz anders angesprochen werden muß als in schülerhafter Bravheit oder, so würde es Angela Janelli sagen, „Domestiziertheit“?
Der Aufsatz gehörte in den Abschnitt „Schauplätze“ des neuen museum, der traditionellerweise der Selbstdarstellung von Museen vorbehalten ist.
Dieser Teil der Museumszeitschrift hat mich selten interessiert. Es ist der vorhersehbarste Teil. Selbstverständlich wollen sich Museen und Museumsleiter ins Schaufenster stellen und selbstverständlich werden sie nur ihre Schokoladenseite zeigen. Aber aus diesen Beiträgen lernt man nichts. Diese „Werbeeinschaltungen“ kommen klarerweise meist ohne jede Relativierung, geschweige denn Kritik aus und spiegeln eine Schwäche beider österreichischen Museumsverbände, des Museumsbundes und ICOM. Beide sind als Interessenvertretung vom Bedürfnis der Selbstbehauptung und -darstellung ihrer Mitglieder betroffen, von einer beruflich-fachlichen Innensicht, die als Beharren, Verteidigen und Feiern des Ist-Zustands kein Potential der Veränderung bietet und auch meist scharf abgegrenzt ist nach allem was „Aussen“ ist, was "nicht zu uns" gehört und was herausfordern könnte. Eins der größten Defizite der Zeitschrift ist die Vernachläßigung der internationalen Entwicklung, des Vergleichs, der Konfrontation. Ich gebe zu, daß das den Produktions- und Redaktionsaufwand vergrößern würde. Aber warum gibt es nicht so etwas wie "Auslandskorrespondenten" oder "Gastauftritte"? Kolleginnen und Kollegen, die regelmäßig über die Entwicklung von den hot spots der Museumsentwicklung berichten.
Um so erfreulicher ist, daß das neue museum schon seit eineigen Heften Luft hereinlässt ins abgeschottete Reich der Funktionärskaste, neue Themen lanciert, interessante Autoren und neue Formate sucht. So heterogen die hier kurz vorgestellten Beiträge sind, die Qualität des Schwerpunkts liegt genau darin, daß hier sehr unterschiedliche Erfahrungen und Auffassungen nebeneinander stehen. Ihren Thesen, Widersprüchen, Reibungsflächen nachzuspüren könnte ein ganzes museologisches Seminar füllen, Ausgangspunkt vieler Debatten über das Museum sein, über seinen Istzustand und seine wünschenswerte Entwicklung.
Ich wünsche mir von der Leitung des Museumsbundes, nicht nachzulassen im Fördern dieser offenen und kritischen Haltung. Nichts brauchen die Museen mehr!
Angela Janelli, Kuratorin am Historischen Museum Frankfurt wünscht sich eine Zukunft mit mehr „wilden Museen“. Damit sind (in Anlehnung an Levi Strauss’ Terminus vom wilden Denken) Museen gemeint, die vielfältig sind, deren „Design gesprengt“ wird, „so wie Löwenzahn den Aspahlt“ sprengt, die eher Produktionsorte denn Schauhäuser sind, die daher viele Formen der Beteiligung ihres Publikums kennen dessen Erfahrungen und Geschichten gleichwertig neben dem kuratorischen Wissen steht. Kurzum, wilde Museen sind solche, wo mehrere Formen von Wissen nebeneinander stehen, in friedlicher Koexistenz. Die wilden Museen grenzen sich von den domestizierten ab (die sie vielleicht ablösen werden?). Dies sind die „schönen, solide recherchierten“, die mit Shop und Café, die, die sich weltweit gleichen, „gleich schön, gleich angenehm, gleich vorhersehbar“.
Janellis Zukunftstraum, der mir rundum symphatisch ist, weil ich das Riskante und Experimentelle am Museum sehr vermisse, hat viele Zugeständnisse an alte Museumsvorstellungen und manchen Kompromiss im Repertoire, während Daniel Tyradellis Traum noch wilder gerät und er aus diesem dementsprechend „schweißgebadet“ aufwacht. Kein Wunder, gleich zu Beginn werden die Vertreter des alten Museums pensioniert oder entlassen um einem Museum Platz zu machen, das „Menschen zum Denken anregt oder gar nötigt“. Im wilden Träumen wird bei Tyradellis (Kurator, Philosoph) mit der Dingfixierung, Begriffen wie Aura und Echtheit, den kanonischen Hierachisierungen, der „betäubenden“ Szenografie und vielem anderen abgerechnet um sich dem „Hauptinhalt jedes Museums“ zuwenden zu können, „den Beziehungen“, den Dinge in einem experimentellen Denken im Raum herstellen können, untereinander und mit den Besuchern.
Heftige Kritik an liebgewonnenen und unhinterfragten Topoi der Museumspraxis und der Museologie gibt es auch im Beitrag von Markus Walz (Museologe), der als Stanislav Lem der Museologie erfolgreich eine Science Fiction Story aus diversen zeitgenössischen und zeitgeistigen Trends extrapoliert. Der Witz dieser Zukunftsvision ist der, daß sie wie eine hochrealistische Beschreibung der Zukunft des Museums daherkommt, bei dem einem gleichzeitig das Grausen und das Lachen kommen kann. Die Zuspitzung der ökonomischen Rationalisierung, die organisatorische Effizienz, die Verfeinerung und Extensivierung des Quotenwahns, die exzessive Privatisierung - die chinesische IBC Bank übernimmt Guggenheim - und vieles andere mehr werden so glaubhaft geschildert, wie es sich für gute Science Fiction gehört. Und in guter Tradition utopischer Literatur ist sie eine Form, in der Kritik am Alten geleistet werden kann, hier an manchen Heiligen Kühen der Museologie.
Ganz und gar auf dem Boden der sogenannten Tatsachen steht der ehemalige Direktor der Museums Association des United Kingdom, Mark Taylor. Zukunft ist hier konkret, geplant, vom englischen Museumsbund vorauschauend bewirtschaftet und gebündelt in einem Projekt Museums Change Lives. Ganz im Ernst!? Das Museum verändert das Leben. Aller?!
So etwas lese ich völlig gespalten. Einmal mit Bewunderung für die gedankliche und logistische Rationalität, mit der der große und einflussreiche Verband so etwas vorbereitet, lanciert und, daran besteht kein Zweifel, umsetzen wird. Programmatisches, zielorientiertes Handeln ist etwas, was ich von den deutschsprachigen Verbänden so sicher nicht kenne. Aber.
Ich lese es nicht nur mit gewisser Bewunderung, sondern zugleich mit Staunen und einiger Bestürzung, wenn etwa an manchen Stellen die nackte Sozialtechnologie und kulturelle Hegemonisierung blank liegt: Museums „can help disaffected people and those from marginalised sections of the community gain a sense of citizenship and belonging to society and broaden horizons, which can otherwise seem narrow and uninviting.“
Solche tief in die Lebenswelt eingreifenden Museumsphantasien hat in England seit dem Beginn des 19.Jahrhunderts Tradition, vor allem als „Erziehung der Arbeiterklasse“. Jetzt scheint das als eine Reaktion auf postmoderne Ohnmacht gegenüber den ökonomischen und politischen Verhältnissen wiederzukehren. Als "classism", als paternalistisches Kalmierungsprogramm, als eine Strategie, Identifikation mit dem Staat vermeintlich gewaltfrei herstellen zu können - ausgerechnet übers Museum und nicht über Politik und demokratische Teilhabe.
Ich habe zu dem „Jubiläumsheft“ eine skeptische Einschätzung beigetragen, daß aus dem Museum selbst Einsicht, Kritik und Revision der eingeschliffenen Praktiken kommen könnte. Sie stellen der Tendenz zu Ökonomisierung und Privatisierung entgegen, was man Öl ins Feuer gießen nennen könnte. Stattdessen: Marketing, Eventisierung, Instrumentalisierung des Publikums statt Beteiligung oder gar, Gott behüte, Demokratisierung der Organisation.
Ich denke wirklich nicht, daß sich am hegemonialen, patrimonialen Zuschnitt des Museums etwas ändern wird. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, daß sich die Museen überhaupt nur annähernd der gesellschaftspolitischen Probleme bewußt sind und bewußt sein wollen, die auch zu ihren Rahmenbedingungen gehören.
Meine eigene Utopie geht diametral in die Gegenrichtung dieses Mainstreams. Statt der konsensuellen Abfeier der kanonisierten Kulturgüter sollte eine Radikalisierung der diskursiven Öffentlichkeit im Museum treten. Das nenne ich „agonistisches Museum“. Das Museum gedacht als einen Ort der zivilen, respektvollen Austragung eines Streits der Interessen, die in diesem Modell nicht verschleiert, geleugnet oder ideologisch weggezaubert würden. Mein Traum ist das Museum als zivilgesellschaftlicher Raum, wo ein Diskurs im Rückgriff auf Objekte als Medien ästhetischer und historischer Erfahrung in einem kollektiven Erfahrungsprozess ihren Platz haben. Wie gesagt: ein Traum. Nicht für die nächsten 25 oder 50 Jahre, ja, das kann ich mir selber auch sagen, wie unrealistisch das ist.
Ein Beitrag fällt aus der Sammlung von Texten zur Zukunft des Museums heraus. Andrea Bina, Leiterin des Linzer Stadtmuseums, beschäftigt sich nicht mit der Zukunft der Museen. Sie stellt „ihr“ Haus vor, und das leider unter Verwendung ziemlich vieler, zu vieler guter (und abgegriffenner, verschlissenen) Vorhaben. So ein Artikel kann mich nicht mal von Graz aus nach Linz locken. Warum lernen Museumsleute nicht endlich, daß ein Publikum ganz anders angesprochen werden muß als in schülerhafter Bravheit oder, so würde es Angela Janelli sagen, „Domestiziertheit“?
Der Aufsatz gehörte in den Abschnitt „Schauplätze“ des neuen museum, der traditionellerweise der Selbstdarstellung von Museen vorbehalten ist.
Dieser Teil der Museumszeitschrift hat mich selten interessiert. Es ist der vorhersehbarste Teil. Selbstverständlich wollen sich Museen und Museumsleiter ins Schaufenster stellen und selbstverständlich werden sie nur ihre Schokoladenseite zeigen. Aber aus diesen Beiträgen lernt man nichts. Diese „Werbeeinschaltungen“ kommen klarerweise meist ohne jede Relativierung, geschweige denn Kritik aus und spiegeln eine Schwäche beider österreichischen Museumsverbände, des Museumsbundes und ICOM. Beide sind als Interessenvertretung vom Bedürfnis der Selbstbehauptung und -darstellung ihrer Mitglieder betroffen, von einer beruflich-fachlichen Innensicht, die als Beharren, Verteidigen und Feiern des Ist-Zustands kein Potential der Veränderung bietet und auch meist scharf abgegrenzt ist nach allem was „Aussen“ ist, was "nicht zu uns" gehört und was herausfordern könnte. Eins der größten Defizite der Zeitschrift ist die Vernachläßigung der internationalen Entwicklung, des Vergleichs, der Konfrontation. Ich gebe zu, daß das den Produktions- und Redaktionsaufwand vergrößern würde. Aber warum gibt es nicht so etwas wie "Auslandskorrespondenten" oder "Gastauftritte"? Kolleginnen und Kollegen, die regelmäßig über die Entwicklung von den hot spots der Museumsentwicklung berichten.
Um so erfreulicher ist, daß das neue museum schon seit eineigen Heften Luft hereinlässt ins abgeschottete Reich der Funktionärskaste, neue Themen lanciert, interessante Autoren und neue Formate sucht. So heterogen die hier kurz vorgestellten Beiträge sind, die Qualität des Schwerpunkts liegt genau darin, daß hier sehr unterschiedliche Erfahrungen und Auffassungen nebeneinander stehen. Ihren Thesen, Widersprüchen, Reibungsflächen nachzuspüren könnte ein ganzes museologisches Seminar füllen, Ausgangspunkt vieler Debatten über das Museum sein, über seinen Istzustand und seine wünschenswerte Entwicklung.
Ich wünsche mir von der Leitung des Museumsbundes, nicht nachzulassen im Fördern dieser offenen und kritischen Haltung. Nichts brauchen die Museen mehr!
Dienstag, 30. September 2014
Das Musée Jay-Cognac in Paris und eine Frage von Bertold Brecht
Wird man in 120 Jahren die Sammlungen aserbaidschanischer Oligarchen, liechtensteinischer Steuerberater oder hongkonger Tycoone in städtischen oder staatlichen Museen besichtigen und bestaunen, wie man das heute in Museen mit Sammlungen von Stahlbaronen, Kurfürsten oder Großbürgern tun kann? Gut möglich. Und wird die wunderbare museale Transformation auch das Gedächtnis an diese Personen so verwandeln, daß nur ein ehrendes Gedenken an ihr kulturelles Engagement übrigbleibt, die schiere humane Geste ihr Erbe an die Nachwelt? Wahrscheinlich. Um diesen erwünschten sozialen Sublimierungsprozess geht es ja in erster Linie dabei, oder?
Das kleine Musée Jay-Cognac in Paris ist so eine Sublimations- und Transformationsmaschine. Wenngleich das Ausmaß der wirtschaftlichen Tätigkeit, aus deren Erträgen kaum kriminell oder korrupt gewesen sein dürfte und außerdem vergleichsweise bescheiden. Eine Ehepaar, das grade mal ein Grosskaufhaus (Samaritaine) besitzt, aber keine Kinder hat und nicht vererben wird, sammelt barocke Kunst. Zwischen 1900 und 1925. Beziehungsweise läßt Sammeln, weil es die einschlägige Kompetenz nicht hat und auch nicht erwerben will.
Immerhin führt dieses Sammeln-Lassen im überschaubaren und - wiederum - bescheidenen Ausmaß dazu, daß sich in der Sammlung von Gemälden und Plastiken zusammenfinden, die auch heute noch als qualitätvoll eingeschätzt werden und für Besucher als interessante Kunstwerke gelten. Gemälde gibt es da etwa von Fragonard, Boucher, Robert, Corot, Canaletto, Tiepolo usw. und sogar eins von Rembrandt und Plastiken, Büsten, Möbeln und Geschirre, zusammengestellt so wie sie möglicherweise das Wohnambiente des Paares gebildet haben mögen, die nicht nur „Barock“ sammelten, sondern es ganz gerne „barock“ um sich haben wollten - es gibt auch einen authentischen und voll eingerichteten barocken Salon, heute nur noch Schaustück, vor dem Betreten mit Kordeln geschützt. Kurzum, man bewegt sich sowohl in einem Museum, aber in einem, dessen period style auch ein Dokument der Wohnkultur des begüterten Paares ist.
Das Testat der erbenlosen Kaufhausbesitzer hat die Stadt Paris 1928 angenommen, die Sammlung zusammengehalten und, nachdem man es 1990 übersiedelte, in einem beachtlichen Renaissancebau, dem Hôtel Donon von circa 1575 ausgestellt. Eine andere Rezpetion, als die der kunstkennerschaftlichen, des ästhetischen Flanierend, ist kaum möglich. Die Räume sind als ein Stück Testamentskultur auf ihrem Überlieferungsdatum festgefroren, kaum etwas durchbricht die historisierende Atmosphäre mit der Dokumentation der Geschichte der Sammlung.
Mit meiner Frage, die ich mir auch vor den Schätzen des Dresdners Kurfürsten stelle oder den Zimelien der sogenannten Kunstkammer im Wiener Kunsthistorischen Museum (ich könnte hier mehr Orte aufzählen), bin ich auch im Musée Jay-Cognac allein. Die lautet sinngemäß wie die Bertold Brechts: Hatten die nicht auch einen Koch dabei?
Das kleine Musée Jay-Cognac in Paris ist so eine Sublimations- und Transformationsmaschine. Wenngleich das Ausmaß der wirtschaftlichen Tätigkeit, aus deren Erträgen kaum kriminell oder korrupt gewesen sein dürfte und außerdem vergleichsweise bescheiden. Eine Ehepaar, das grade mal ein Grosskaufhaus (Samaritaine) besitzt, aber keine Kinder hat und nicht vererben wird, sammelt barocke Kunst. Zwischen 1900 und 1925. Beziehungsweise läßt Sammeln, weil es die einschlägige Kompetenz nicht hat und auch nicht erwerben will.
Immerhin führt dieses Sammeln-Lassen im überschaubaren und - wiederum - bescheidenen Ausmaß dazu, daß sich in der Sammlung von Gemälden und Plastiken zusammenfinden, die auch heute noch als qualitätvoll eingeschätzt werden und für Besucher als interessante Kunstwerke gelten. Gemälde gibt es da etwa von Fragonard, Boucher, Robert, Corot, Canaletto, Tiepolo usw. und sogar eins von Rembrandt und Plastiken, Büsten, Möbeln und Geschirre, zusammengestellt so wie sie möglicherweise das Wohnambiente des Paares gebildet haben mögen, die nicht nur „Barock“ sammelten, sondern es ganz gerne „barock“ um sich haben wollten - es gibt auch einen authentischen und voll eingerichteten barocken Salon, heute nur noch Schaustück, vor dem Betreten mit Kordeln geschützt. Kurzum, man bewegt sich sowohl in einem Museum, aber in einem, dessen period style auch ein Dokument der Wohnkultur des begüterten Paares ist.
Das Testat der erbenlosen Kaufhausbesitzer hat die Stadt Paris 1928 angenommen, die Sammlung zusammengehalten und, nachdem man es 1990 übersiedelte, in einem beachtlichen Renaissancebau, dem Hôtel Donon von circa 1575 ausgestellt. Eine andere Rezpetion, als die der kunstkennerschaftlichen, des ästhetischen Flanierend, ist kaum möglich. Die Räume sind als ein Stück Testamentskultur auf ihrem Überlieferungsdatum festgefroren, kaum etwas durchbricht die historisierende Atmosphäre mit der Dokumentation der Geschichte der Sammlung.
Mit meiner Frage, die ich mir auch vor den Schätzen des Dresdners Kurfürsten stelle oder den Zimelien der sogenannten Kunstkammer im Wiener Kunsthistorischen Museum (ich könnte hier mehr Orte aufzählen), bin ich auch im Musée Jay-Cognac allein. Die lautet sinngemäß wie die Bertold Brechts: Hatten die nicht auch einen Koch dabei?
Montag, 29. September 2014
Wir gehen ins Museum
Wir
gehen ins Museum!
In
vielen Pariser Museen ist nicht mehr die Kassa oder der Infopoint das erste,
was man passiert auf seinem Weg zur Sammlung. Meist direkt im Eingang,
unmittelbar nach dem Eingangstor wird man von zwei kräftigen Uniformierten
einem Sicherheitscheck unterzogen. Der fällt weit einfacher als am Flughafen
aus und er ist sogar so lachhaft oberflächlich, daß man sich fragen muß, ob
seine Bedeutung nicht bloß symbolisch ist. Was einem signalisiert wird ist: Du
könntest ein Sicherheitsrisko sein und: das Museum ist überhaupt durch dich und
seine Besucher gefährdet. In „Zeiten wie diesen“ passt das in die allgemeine
Angst und paranoide Überwachung, daß auch Museen ihre Sicherheitsvorkehrungen
vervielfachen und auch so weit sichtbar machen, daß man es als Besucher
bemerken soll. Das verändert selbstverständlich den Besuch. Er ist nicht mehr
so zwanglos und selbstverständlich wie vordem, das Museum ist kein Ort des
freizügigen Aufenthalts. Im Musée Carnavalet befand sich nahezu in jedem
Ausstellungsraum eine Aufsichtsperson. Da stellt sich ein Gefühl ein, als ob
man in jeder Bewegung eingeschätzt würde, eine Frage, ob man sich denn
angemessen verhalte und nur ja nichts falsch mache.
Es
geht auch ganz anders. Nach einem kleinen Kiosk, an dem man das Ticket erwirbt,
betritt man das Museum, passiert ein Podest auf dem ein prachtvoller
Blumenstrauss steht und der zugleich den Strom der Besucher in solche die
kommen und solche die gehen teilt, und hat schon den Blick auf den ersten und
großen Saal mit seinen Kunstwerken frei, den man - ohne eine Tür oder eine
andere Schwelle zu passieren – betreten kann. Hier steht eine junge Frau, deren
ans Kleid geheftetes Schildchen sie als Auskunftsperson ausweist.
Gut,
ich rede hier von einem besonderen, von „meinem schönsten Museum“, der Sammlung
Beyeler in Basel, einem außen wie innen eleganten und subtil proportionierten
Pavillon, der einem schon durch seine Architektur und den alten Park der ihn
umgibt, Wohlbefinden vermittelt. Aber die Aufmerksamkeiten, die einem hier
zuteil werden, machen aus dem Besucher nicht Verdächtige mit Kontrollpflicht
sondern willkommene Gäste.
In
einem Land, das eine diesbezüglich grundsätzlich gepflegtere Museumskultur hat
als anderswo, in den Niederlanden, gibt es eine kleine Steigerung. Im Staedelijk
Museum in Amsterdam war bei meinem letzten Besuch (noch im alten Bau, der
provisorisch während des Umbaus für einige Zeit geöffnet worden war) nicht nur
ein Blumengesteck als ersten Willkommensgruß, sondern eine Mitarbeiterin kam
auf mich und meine Begleiterin zu und fragte uns, wie und ob sie uns helfen und
Auskunft geben dürfe. Aktives Bemühen – das ist sowieso die Königsdisziplin der
Öffentlichkeitsarbeit von Museen. Öffedntlichkeitsarbeit? Ja. Schade, daß das
Wort so besetzt ist, eigentlich eher nur das Arbeiten mit der medialen
Öffentlichkeit meint, knapp neben oder ohnehin fast ident mit Marketing,
während es für die Bemühungen um den Museumsgast vor Ort eigentlich kein Wort
gibt. Auch „Vermittlung“ (das sich an die Stelle der „Pädagogik“ gesetzt hat)
ist nicht geeignet, um zu beschreiben, worum es geht. Zum Beispiel darum, daß
Mitarbeiter des van Gogh Museums mitbekommen, daß da jemand mit Gehbehinderung
mehrfach ihr Museum besucht und sie schon beim zweiten Mal unaufgefordert dafür
sorgen, daß der einfache, nicht allgemein nutzbare Zugang bereitsteht. (Schon
mal mit Rollstuhl im obersten Ausstellungsstockwerk der Albertina gewesen?).
Im
modernen Museumsbauten sind die martialischen architektonischen Gesten, die
Einschüchteruns-Inszenierung (wie Wachen hoheitlich auf uns herabblickende allegorische
Statuen, hohe Stufen, übergroße Tore, gestaffelte Raumfolgen usw.) fast ganz
verschwunden. Stattdessen gibt es ebenerdige Zugänge, fließende Übergänge in
hellen Räumen, Barrierefreiheit, Transparenz. Die Kämmerchen oder Häuschen, in
denen ein Kassier die Karten ausdruckte und das Geld durch ein Fensterchen in
der Verglasung entgegennahm sind fast völlig verschwunden, außer man hält an
ihnen der Pietät wegen an der historischen Architektur fest, wie im Wiener
Kunsthistorischen Museum, was dazu führt, dass sich Besucherschlangen- und
–Gruppen wechselseitig behindern.
Heute
tritt man an frei stehende Möbel, die Service und Information signalisieren,
trifft auf MitarbeiterInnen, bekommt Informationen, mündlich oder schriftlich
und erste Orientierung. Den Ehrgeiz, sich dabei von Empfangsräumen großer Arztpraxen
oder Lobbys von Autohäusern zu unterscheiden haben die Museen noch wenig
entwickelt. Dabei hat man in Autohäusern meist schon ein Lockangebot oder ein
Luxusprodukt im Auge, während auch die moderne Museumsarchitektur dem Besucher
alles vorenthält, was an Museum gemahnen könnte, also vor allem eins:
Museumsobjekte. Seltsam, wie Museen es vermeiden, sich dort wo es wichtig und
sinnvoll wäre, es vermeiden, sich als Museen darzustellen. Die architektonisch
inszenierte Liminalität schuf immer schon Distanz zwischen dem Stadtraum und
den Ausstellungsräumen. Allerdings gab es dann, wieder ist das Wiener
Kunsthistorische Museum ein Beispiel, zeitgenössische Kunst, Fresken,
Skulpturenausstattung usw., die dem Bau seine besondere Rolle bezeugten. Heute
fehlt diese zeitgenössische Ausstattung meist und viele Empfangsräume haben den
Charme von Verwaltungsarchitekturen.
Ausnahmen
bestätigen die Regel. Das nach Plänen von 1963 von Gerrit Rietveld posthum
gebaute Van Gogh-Museum in Amsterdam ist ein wunderbar transparenter Bau, der
die Kommunikation im Inneren und zur Stadt hin ermöglicht und dennoch
ausreichend Räume und Flächen für den allberühmten Maler bereitstellt. Ritveld
entwickelte die Ausstellungsräume um eine Art von Lichthof mit offenen Umgängen
oder Emporen und findet trotzdem noch Platz großzügige Fenster in die Stadt zu
öffnen. Und: Hier hat man schon vom Eingang her den Blick auf den ersten Ausstellungsraum
frei und damit auf die ersten Werke - und auf die Besucher, die hier ihre
Selfies mit van Gogh knipsen. (Zu allem Überfluss, um die Annehmlichkeiten
dieses Museums vollständig zu würdigen, seis gesagt, gibt es hier ein sehr
gutes und freundlich geführtes Café).
Inzwischen
gibt es eine Beraterindustrie, Infodesigner, Museumssoziologen usw., die sich
mit Besucherverhalten, -bindung, -partizipation und was weiß ich nicht alles
beschäftigt. Ihr zum trotz hält sich hartnäckig dort, wo es am wichtigsten
wäre, die Schlamperei, Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit im Umgang mit dem
Wichtigsten, was das Museum hat: den Besuchern. Ich wundere mich immer, wie
Museen mit schlampigen oder Grundinformationen über das was und wo der
Ausstellung im Haus vergraulen und auf eine Art Schnitzeljagd schicken. Der
Blick eines Portiers, der einen taxiert, ob man Störenfried oder Ladendieb sein
könnte, kann einem das ganze Willkommen vermiesen, ein Messie-Ambiente
(Sitzmöbel wie aus dem Sperrmüll, Topfpflanzen wie aus dem Arbeitsamt,
Anschläge wie aus einem Gefängnis, Hausordnungen aus einer verflossenen
Diktatur...) sagen, daß es sich um ein Museum handelt, dessen Leitung sich und
das Haus schon aufgegeben hat.
Die
alten Museen suchten den das Haus betretenden Besucher einzuschüchtern,
signalisierten Bildungspflicht und hohe kulturelle Werte, sie breiteten die
soziale Distinktion, die das Museum vermittelt, opulent und unübersehbar aus. Neuere
Museen gerieren sich wie Dienstleister, cool, effizient, elektronisch, so als
ob sie einen Kulturkonsum im Modus des „cultural window shopping“ einzuleiten
hätten.
Alternativen
findet man nicht so oft. Hier ist eine. Ein Museum, das mit Spaß, Intelligenz
und Humor begrüßt. Das Kleine, feine Musée de la chasse et de la nature in Paris
(unbedingt hingehen!) hält in seinem Foyer einen witzig gemachten
Animationsfilm bereit, in dem man mit den „Regeln des Museumsbesuchs“
bekanntgemacht wird. Zum Beispiel diese: „Prefer speaking to the museum staff
rather than your mobile phone“. Also, (wenig) Zeigefinger mit Witz, aber
eigentlich ganz und gar nicht bevormundend. Man erfährt z.B., wo und wie man zu
Informationen kommt, was man mit Rücksicht auf Objekte und andere Besucher
lieber nicht tun sollte, was einem das Museum zumuten will und das alles
augenzwinkernd und pfiffig gemacht. Das Museum überwacht übrigens auch. Mit
einer aus Holz gedrechselten und geschnitzten „Überwachungskamera“, die an
einem kleinen, aus der Wand ragenden Ast auf den Besucher blind (und
augenzwinkernd?) herablugt.
Was
das Museum seinen Besuchern wünscht, erfährt man am Ende des erwähnten kurzen
Intro. Nämlich daß man das Museum mit neuen Fragen verlassen soll und – mit
frischen Träumen. Willkommen in unserem Museum!
Sonntag, 28. September 2014
Samstag, 27. September 2014
ICOM Österreich "evaluiert" die Museums-Weiterbildung
ICOM Österreich beabsichtigt, wie im bislang letzten Newsletter mitgeteilt wird, eine Art von Akkreditierung für Ausbildung im Museumsbereich einzuführen. Natürlich kann man die Unterscheidung nicht so weit treiben, daß man dies erlaubt und jenes verbietet, aber man setzt auf die Autorität des Vereins, gibt einen Fragebogen aus und wird dann Empfehlungen aussprechen - oder auch nicht.
Ein Betroffener, der Weiterbildung anbietet: "Das werden alle bekommen, wie beim Museumsgütesiegel."
So kann man's auch sehen.
Allerdings auch so: ICOM hat sich nie für Aus- und Weiterbildung stark gemacht, hat nie Diskussionen zur Professionalität der Museumsberufe abgehalten, hat kaum wo je einschlägige Initiativen unterstützt. ICOM hat in seinem Vorstand keine nennenswerte Expertise in diesem Feld, es bleibt unklar, wer eigentlich beurteilen soll, wer "zugelassen" wird, es existieren auch keine Kriterien, dafür was wünschenswert ist und wonach denn bewertet wird.
Offenbar wird auch keine Rücksicht auf die völlig unterschiedlichen Organisationsformen, Trägerschaften oder Zielgruppen, die es auf dem weiten Feld der Weiterbildung nun mal gibt.
Es gibt einen Fragebogen, der solche Zielkriterien nicht erkennen läßt, jedenfalls nicht explizit. Fragen beziehen sich z.B. darauf, ob man ICOM-Mitgliedern Ermäßigung gewähre oder ob man ICOM-Mitglieder einlade, was auf eine Vermischung der "Evaluation" mit Vereinsinteressen nahelegt.
Möglich, daß der zitierte Betroffene recht hat und alles bleibt wie es ist.
Und nicht nur in dieser Hinsicht darf man sich fragen, wozu das alles gut sein soll. Denn das ganze findet unter der "Schirmherrschaft" einer ICOM-Präsidentin statt, die nie eine Museumsausbildung erhalten hat. Und ihren Job doch ganz toll macht.
Ein Betroffener, der Weiterbildung anbietet: "Das werden alle bekommen, wie beim Museumsgütesiegel."
So kann man's auch sehen.
Allerdings auch so: ICOM hat sich nie für Aus- und Weiterbildung stark gemacht, hat nie Diskussionen zur Professionalität der Museumsberufe abgehalten, hat kaum wo je einschlägige Initiativen unterstützt. ICOM hat in seinem Vorstand keine nennenswerte Expertise in diesem Feld, es bleibt unklar, wer eigentlich beurteilen soll, wer "zugelassen" wird, es existieren auch keine Kriterien, dafür was wünschenswert ist und wonach denn bewertet wird.
Offenbar wird auch keine Rücksicht auf die völlig unterschiedlichen Organisationsformen, Trägerschaften oder Zielgruppen, die es auf dem weiten Feld der Weiterbildung nun mal gibt.
Es gibt einen Fragebogen, der solche Zielkriterien nicht erkennen läßt, jedenfalls nicht explizit. Fragen beziehen sich z.B. darauf, ob man ICOM-Mitgliedern Ermäßigung gewähre oder ob man ICOM-Mitglieder einlade, was auf eine Vermischung der "Evaluation" mit Vereinsinteressen nahelegt.
Möglich, daß der zitierte Betroffene recht hat und alles bleibt wie es ist.
Und nicht nur in dieser Hinsicht darf man sich fragen, wozu das alles gut sein soll. Denn das ganze findet unter der "Schirmherrschaft" einer ICOM-Präsidentin statt, die nie eine Museumsausbildung erhalten hat. Und ihren Job doch ganz toll macht.
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