Guiseppe Castiglione: Salon Carré des Louvre. 1861 |
Freitag, 31. Januar 2014
... das sehr große expositive festsetzen
Donnerstag, 30. Januar 2014
Der Blick ins Freie
Im April 1867 erhielt Claude Monet vom Superintendenten des Louvre die Erlaubnis, im Museum malen zu dürfen. Das Malen, das Studium von Kunstwerken in Galerien, Sammlungen und Museen hatte zu diesem Zeitpunkt eine jahrhundertelange Tradition. Zeitweise gehörte das Kopieren von 'Meisterwerken' zum festen Bestandteil der akademischen Ausbildung und viele Museen regelten den Besuch von Kunststudierenden mit besonderen Öffnungszeiten, etwa getrennt angesetzt vom allgemeinen Besuch.
Nur vor diesem Hintergrund versteht man den Bruch, den dieses Gemälde darstellt. Monet kehrte dem Kanon der musealisierten Werke den Rücken und malte die Aussicht aus einem der Fenster, den Blick auf die Eglise St.-Germain-l'Auxerroise und die in der gleissenden Sonne flanierenden Menschen vor ihr.
Das Gemälde ist also mehr als nur ein Bild, es ist auch eine Geste. Eine Geste der Abkehr, gesetzt etwa zu der Zeit als die Kritik am Museum, am Museum als solches, nicht nur am Louvre, fundamental zu werden begann und in museoklastische Appelle mündete. Der Ruf nach dem Anzünden des Louvre (als Inbegriff einer eine überfordernde wie belastende und überholte Tradition hinter sich zu lassen) wurde wenige Jahre nach Monets "Besuch" im Louvre wahr. 1871 schickten sich die Aufständischen der Commune an, die Parole in die Tat umzusetzten, wurde aber von beherzten Menschen davon abgehalten. So blieb es bei der Brandstiftung an den Tuilerien, die so beschädigt wurden, daß man sie wenige Jahre später abbrach.
Spielen Museen bei der Ausbildung von Künstlern noch eine Rolle? Wenn, dann sicher nicht mehr im Sinn des 18. oder 19. Jahrhunderts. Und das Kopieren? Ich habe bei meinen Besuchen im Kunsthistorischen Museum noch oft Kopisten gesehen und erinnere mich an den starken und angenehmen Geruch der Farbe, der die gesamte Wahrnehmung der Säle und der Werke veränderte. Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen, allerdings eine Frau, die in der Lucien Freud Ausstellung gezeichnet hat...
Schauen wir aus dem Fenster, in Museen? Sicher, wenn dieser Blick ohnehin inszeniert ist, wie etwa in Hans Holleins Museum am Abteiberg in Mönchengladbach, oder Heinz Tesars Essl-Museum in Klosterneuburg oder gar im Vorarlberger Landesmuseum, das einen eigenen Raum besitzt, der dem Blick nach draußen gewidmet ist und sonst nichts.
Doch am Blickbleibt die Kränkung des Museums, vor allem der Dinge haften, wie in der Fotografie Lenkkeris. Er ist eine Abwendung von den Dingen, aber, wie in diesem Fall, scheint er melancholisch das Museum und die Verfasstheit der Dinge zu reflektieren.
Die Museen wehren sich gegen unsere Abschweifung, mit dem Vorwand konservatorischer Bedenken. Schützende Jalousien, raffinierte Fensterkonstruktionen nehmen uns diese Möglichkeit, wir werden blind für das, was draußen vorgeht, so lange wir im Museum weilen und seiner geschlossenen und immersiven Welt. Bis jemand kommt und das Fenster öffnet...
Ville Lenkkeri: Looking out of a museum window. 2004 |
Der orientalische Louvre
Mittwoch, 29. Januar 2014
Ein Coup - und was draus werden könnte
Hier (Interview), im "Salzburger Fenster" spricht Sabine Breitwieser ausführlicher als bisher über die Perspektiven ihrer Aufgabe am Museum der Moderne in Salzburg. Weder Interviewerin noch Befragte hatten irgendeine Neigung, sich mit dem zu beschäftigen, was die Koopeartion Generali und Salzburger Museum so fragwürdig macht. Aber es gibt mehr Informationen über das künftige Profil des Museums und die Vorstellungen, die die künftige Leiterin hat.
Ein bißerl dochnichtschon Erinnern
Das ist einen Querverweis wert: als Kolumnist der PRESSE berichtet Kurt Scholz, daß von der Stiftertafel des Kunsthistorischen Museums ein Namen verschwunden ist. Der von Gräfin Margit Batthany-Thyssen. Es wird vermutet, daß sie am Massaker an Zwangsarbeitern im burgenländischen Rechnitz, das am Palmsonntag 1945 stattfand, mitverantwortlich oder beteiligt war. Die Vorgänge sind nicht genau geklärt. Kurt Scholz fragt, ob sich denn das Kunsthistorische Museum der ehedem genannten Gönnerin nicht mehr erinnern will. Und er nennt es bemerkenswert, was ja nun wirklich so etwas wie die berühmte österreichische, also-und-vielleicht-sowohl-als-auch-Lösung (unabsichtlich-absichtlich) ist. Der Schriftzug wurde gelöscht, aber so, daß er lesbar blieb. Damnatio memoriae. Aber dann auch ein bißerl doch wieder nicht.
Hier der ganze Beitrag von Kurt Scholz hier.
Sonntag, 26. Januar 2014
Monet bis Picasso und Champagner bis Prosciutto . Privatisierung (2)
Bereits Dierk Engelken bezeichnete Kunst als Lebensmittel! "Die Kunst ist das Salz in der Suppe, nicht die Petersilie obendrauf!" Deshalb erschien es SPAR und ALBERTINA naheliegend, eine Kooperation einzugehen und Kunst einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. SPAR-Gourmet-Kunden haben nun die Möglichkeit, mit einem Gutschein die Ausstellungen der ALBERTINA um nur 5 Euro zu besuchen.
Monet bis Picasso und Champagner bis Prosciutto
Am 13. und 14. Mai gibt's bei SPAR-Gourmet Gutscheine für eine Eintrittsermäßigung in die ALBERTINA. Statt 9,50 EURO können SPAR-Gourmet-Kunden das Museum um nur 5 EURO besuchen. "Mit dieser Kooperation bewegen wir uns von der Genusskultur für jedermann zum
Kulturgenuss für jedermann! Die Albertina präsentiert Monet bis Picasso und SPAR-Gourmet Champagner bis Prosciutto.", bringt es Alois Huber, SPAR-Geschäftsführer, auf den Punkt. (2011)
Kulturgenuss für jedermann! Die Albertina präsentiert Monet bis Picasso und SPAR-Gourmet Champagner bis Prosciutto.", bringt es Alois Huber, SPAR-Geschäftsführer, auf den Punkt. (2011)
Freitag, 24. Januar 2014
Ein Coup. Beginnt jetzt erst die Diskussion? Generali Foundation + Museum der Moderne Salzburg
Mehr als ein Dutzend Lehrende der Akademie der Bildenden Künste Wien haben in Der Standard einen Kommentar zur "Fusion" der Generali Foundation publiziert. Der Standard macht dieses Thema nun zu einem Schwerpunkt, der aber - abgesehen von den älteren Beiträgen der Zeitung - vorerst nur in zwei kurzen Kommentaren von Ann Kathrin Fessler besteht.
In ihrem Beitrag "Die Angst vor dem Scherbenhaufen" (hier) wird im Umzug von Wien nach Salzburg eine Rettung der Foundation angesichts der restriktiven Unternehmenspolitik der Generali und damit als Rettung des Werks von Noch-Vorstandsmitglied Karner gedeutet.
Fessler räumt ein, daß der Deal der Generali ziemlich billig kommen wird: "Auch die Behauptung, das Budget für die Foundation werde gleich hoch bleiben, relativierte sich bei der Pressekonferenz auf die Bereiche Ankauf und Ausstellung. Einsparungen ergeben sich durch den Abbau von neun Mitarbeitern. Ob die Generali die Kosten für den Bau des Depots übernimmt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden."
In ihrem zweiten Kommentar, "Kodex für Institutionen" (hier) stellt sie die Frage "...ob eine Kooperation eines privaten Unternehmens mit einem Museum der öffentlichen Hand überhaupt in dieser Art statthaft ist. (...) Für Häuser der öffentlichen Hand sollte geregelt werden, ob nur Schenkungen legitim sind – oder auch Dauerleihgaben, die in der Erhaltung Geld kosten. Sind zumindest Zeitspannen von 25 Jahren akzeptabel?" Deshalb sei ein Kodex zu fordern.
Der Kommentar (hier) der Lehrenden der Akademie hätte den Titel "Schlauer Umzug?" tragen sollen. Der Standard hat daraus "Ein Schlag ins Gesicht der Wiener Kunstszene" gemacht (was dem Text eine andere und viel engere als die intendierte Bedeutung gibt).
Die Autorinnen und Autoren des Textes bringen einen bislang nicht diskutierten, wie mir scheint gewichtigen Umstand, in Diskussion. Eine über langen Zeitraum entwickelte spezifische und vielfach mit anderen Institutionen, wie der Akademie der Bildenden Künste) vernetzte Öffentlichkeit lasse sich so einfach verpflanzen.
Die Foundation "....ist ein Ort, der sich im Namen eines institutions- und gesellschaftskritischen Diskurses und der damit adressierten Öffentlichkeiten etablieren konnte und der nicht zuletzt durch diese seine Bedeutung erlangt hat. Neben lokalen und überregionalen Kunst- und Kulturszenen gehören dazu auch politische Akteure und Akteurinnen, Autoren und Autorinnen sowie Vermittler und Vermittlerinnen, deren Engagement und inhaltliche Beiträge zum internationalen Ruf der Generali Foundation beigetragen haben. (...) Aber das gilt auch umgekehrt: Es war immer auch die Präsenz einer partizipierenden Öffentlichkeit, ihre Bereitschaft zur Kooperation sowie ihr Engagement bei Konferenzen und Diskussionen, die die Generali Foundation belebt und bereichert haben."
Die Art und Weise, wie die Entscheidung gefällt und kommuniziert wurde, stelle den Ruf der Foundation in Frage.
Der Vorgang wird in einen weit über den einzelnen Fall hinaus größeren Zusammenhang gerückt. Der staatliche Sparkurs zwingt den öffentlichen Einrichtungen - keineswegs nur den Museen - geradezu Kooperationen mit "Privaten" auf. In unterschiedlichen und durchaus kritikwürdigen Bedingungen: "Es stellt sich auch die Frage, in welcher Form öffentliche Museen in Österreich zukünftig mit privatwirtschaftlichen Einrichtungen kooperieren können oder müssen. Wie steht es um die langfristigen kulturpolitischen Folgen, die die Zusammenführung einer öffentlichen und einer privatwirtschaftlichen Institution in einer Hand bedeutet?"
Unter dem Titel "Abschied der Generali Foundation" berichtet Almuth Spiegler in Die Presse (hier) von der Eröffnung der Ausstellung Wäre ich von Stoff, ich würde mich färben. Retrospektive Ulrike Grossarth in der Foundation (der wahrscheinlich vorletzten am Wiener Standort). Aus ihrem Artikel erfährt man, daß die Zukunft des Wiener Foundation-Teams einschließlich die der Leiterin, Sabine Folie, noch immer nicht geklärt ist. Auch sie, die eher wehmütig als kritisch berichtet, wundert sich über den Deal: "Unterm Strich bleibt für die Generali jedenfalls eine saftige Einsparung. Wurden in Wien zwölf Mitarbeiter beschäftigt, sollen in Salzburg nur noch drei finanziert werden. Die Kosten für Infrastruktur und Raum fallen weg – was mit ihm passiert, ist unklar. Nur das Budget für Ausstellungen und Ankäufe bleibt gleich (Summen werden keine genannt)."
Im Bericht der Salzburger Nachrichten Generali Foundation übersiedelt: "Natürlich Einsparung" (hier) wird das Bemühen des Vorstandsmitglieds der Generali, Dietrich Karner hervorgehoben, die von ihm initiierte Foundation angesichts der sich ändernden Konzerpolitik langfristig abzusichern. Er räumt ein, daß sich Generali dabei Geld erspare und daß die Errichtung des Depots und die Infrastruktur Sache des Museums seinen. Er hat sich für den Umgang mit Sabine Folie und dem Team mit dem Hinweis entschuldigt, amn habe alles geheim vorbereitet, um Querschüsse auszuschließen. Dennoch mutet man offenbar ihr und dem Team zu, die Übersiedlung abzuwickeln. Karner verteidigte den Umzug unter anderem mit dem Hinweis auf größere Ausstellungsflächen und größere Besucherzahlen.
In der Wiener Zeitung nimmt Brigitte Borchhardt-Birbaumer ihre Ausstellungsbesprechung, Das Fallen der Würfel ins Grün, zum Anlass kurz auf die Absiedlung der Generali Foundation bezug (hier), wie manche andere Kommentatoren wesentlich unterm Stichwort "Verlust" (für Wien): "Da die Sammlung wesentliche Werke der sechziger Jahre von Valie Export über Isa Genzken und Dan Graham bis Franz West enthält, kann das Wiener Kunstpublikum nur als Zeuge trauernd hinnehmen, wie das heute in der fortschreitenden Verquickung von Wirtschaft mit Kultur und Wissenschaft vor sich geht: Die stärkeren Argumente gewinnen."
24.1. - Der erste Post zum Thema mit diversen Links findet sich hier
In ihrem Beitrag "Die Angst vor dem Scherbenhaufen" (hier) wird im Umzug von Wien nach Salzburg eine Rettung der Foundation angesichts der restriktiven Unternehmenspolitik der Generali und damit als Rettung des Werks von Noch-Vorstandsmitglied Karner gedeutet.
Fessler räumt ein, daß der Deal der Generali ziemlich billig kommen wird: "Auch die Behauptung, das Budget für die Foundation werde gleich hoch bleiben, relativierte sich bei der Pressekonferenz auf die Bereiche Ankauf und Ausstellung. Einsparungen ergeben sich durch den Abbau von neun Mitarbeitern. Ob die Generali die Kosten für den Bau des Depots übernimmt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden."
In ihrem zweiten Kommentar, "Kodex für Institutionen" (hier) stellt sie die Frage "...ob eine Kooperation eines privaten Unternehmens mit einem Museum der öffentlichen Hand überhaupt in dieser Art statthaft ist. (...) Für Häuser der öffentlichen Hand sollte geregelt werden, ob nur Schenkungen legitim sind – oder auch Dauerleihgaben, die in der Erhaltung Geld kosten. Sind zumindest Zeitspannen von 25 Jahren akzeptabel?" Deshalb sei ein Kodex zu fordern.
Der Kommentar (hier) der Lehrenden der Akademie hätte den Titel "Schlauer Umzug?" tragen sollen. Der Standard hat daraus "Ein Schlag ins Gesicht der Wiener Kunstszene" gemacht (was dem Text eine andere und viel engere als die intendierte Bedeutung gibt).
Die Autorinnen und Autoren des Textes bringen einen bislang nicht diskutierten, wie mir scheint gewichtigen Umstand, in Diskussion. Eine über langen Zeitraum entwickelte spezifische und vielfach mit anderen Institutionen, wie der Akademie der Bildenden Künste) vernetzte Öffentlichkeit lasse sich so einfach verpflanzen.
Die Foundation "....ist ein Ort, der sich im Namen eines institutions- und gesellschaftskritischen Diskurses und der damit adressierten Öffentlichkeiten etablieren konnte und der nicht zuletzt durch diese seine Bedeutung erlangt hat. Neben lokalen und überregionalen Kunst- und Kulturszenen gehören dazu auch politische Akteure und Akteurinnen, Autoren und Autorinnen sowie Vermittler und Vermittlerinnen, deren Engagement und inhaltliche Beiträge zum internationalen Ruf der Generali Foundation beigetragen haben. (...) Aber das gilt auch umgekehrt: Es war immer auch die Präsenz einer partizipierenden Öffentlichkeit, ihre Bereitschaft zur Kooperation sowie ihr Engagement bei Konferenzen und Diskussionen, die die Generali Foundation belebt und bereichert haben."
Die Art und Weise, wie die Entscheidung gefällt und kommuniziert wurde, stelle den Ruf der Foundation in Frage.
Der Vorgang wird in einen weit über den einzelnen Fall hinaus größeren Zusammenhang gerückt. Der staatliche Sparkurs zwingt den öffentlichen Einrichtungen - keineswegs nur den Museen - geradezu Kooperationen mit "Privaten" auf. In unterschiedlichen und durchaus kritikwürdigen Bedingungen: "Es stellt sich auch die Frage, in welcher Form öffentliche Museen in Österreich zukünftig mit privatwirtschaftlichen Einrichtungen kooperieren können oder müssen. Wie steht es um die langfristigen kulturpolitischen Folgen, die die Zusammenführung einer öffentlichen und einer privatwirtschaftlichen Institution in einer Hand bedeutet?"
Unter dem Titel "Abschied der Generali Foundation" berichtet Almuth Spiegler in Die Presse (hier) von der Eröffnung der Ausstellung Wäre ich von Stoff, ich würde mich färben. Retrospektive Ulrike Grossarth in der Foundation (der wahrscheinlich vorletzten am Wiener Standort). Aus ihrem Artikel erfährt man, daß die Zukunft des Wiener Foundation-Teams einschließlich die der Leiterin, Sabine Folie, noch immer nicht geklärt ist. Auch sie, die eher wehmütig als kritisch berichtet, wundert sich über den Deal: "Unterm Strich bleibt für die Generali jedenfalls eine saftige Einsparung. Wurden in Wien zwölf Mitarbeiter beschäftigt, sollen in Salzburg nur noch drei finanziert werden. Die Kosten für Infrastruktur und Raum fallen weg – was mit ihm passiert, ist unklar. Nur das Budget für Ausstellungen und Ankäufe bleibt gleich (Summen werden keine genannt)."
Im Bericht der Salzburger Nachrichten Generali Foundation übersiedelt: "Natürlich Einsparung" (hier) wird das Bemühen des Vorstandsmitglieds der Generali, Dietrich Karner hervorgehoben, die von ihm initiierte Foundation angesichts der sich ändernden Konzerpolitik langfristig abzusichern. Er räumt ein, daß sich Generali dabei Geld erspare und daß die Errichtung des Depots und die Infrastruktur Sache des Museums seinen. Er hat sich für den Umgang mit Sabine Folie und dem Team mit dem Hinweis entschuldigt, amn habe alles geheim vorbereitet, um Querschüsse auszuschließen. Dennoch mutet man offenbar ihr und dem Team zu, die Übersiedlung abzuwickeln. Karner verteidigte den Umzug unter anderem mit dem Hinweis auf größere Ausstellungsflächen und größere Besucherzahlen.
In der Wiener Zeitung nimmt Brigitte Borchhardt-Birbaumer ihre Ausstellungsbesprechung, Das Fallen der Würfel ins Grün, zum Anlass kurz auf die Absiedlung der Generali Foundation bezug (hier), wie manche andere Kommentatoren wesentlich unterm Stichwort "Verlust" (für Wien): "Da die Sammlung wesentliche Werke der sechziger Jahre von Valie Export über Isa Genzken und Dan Graham bis Franz West enthält, kann das Wiener Kunstpublikum nur als Zeuge trauernd hinnehmen, wie das heute in der fortschreitenden Verquickung von Wirtschaft mit Kultur und Wissenschaft vor sich geht: Die stärkeren Argumente gewinnen."
24.1. - Der erste Post zum Thema mit diversen Links findet sich hier
Donnerstag, 23. Januar 2014
Das Haus der Natur in Salzburg restituiert Raubgut und arbeitet an derErforschung seiner NS-Geschichte
Zum neuesten Stand der
Erforschung, Diskussion und Aufarbeitung der Rolle von Eduard Paul Trat
und des von ihm gegründeten naturmuseums durch das Haus der Natur selbst
siehe den Post „Das Haus der Natur stellt sich zum ersten Mal seiner
Gesichte. Hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/10/das-haus-der-natur-stellt-sich-zum.html
Das Haus der Natur in Salzburg hat angekündigt, in der NS-Zeit geraubtes Sammlungsobjekte zu restituieren. Der damalige Museumsleiter (und Gründer) Eduard Paul Tratz hatte Bibliotheken, ganze Sammlungen z.B. kirchlicher Einrichtungen im eigenen Land beschlagnahmen lassen, aber auch aus Sammlungen und Institutionen in Warschau, Krakau, Smolensk u.a.m. kam Raubgut in das Museum.
"Durch Arisierungen" schreiben die Salzburger Nachrichten "gelangten Jagdtrophäen aus dem Besitz des Kunstsammlers Rudolf Gutmann, eine Trophäensammlung von Alphonse und Clarisse Rothschild sowie eine Sammlung südamerikanischer Vögel der Familie Bomstein-Bomi nach Salzburg."
Noch läuft eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung zur Geschichte des Hauses der Natur in Salzburg unter der Leitung des Zeithistorikers Robert Hoffmann.
Das Haus der Natur feiert heuer seinen 90. "Geburtstag" und plant für dieses Jubiläumsjahr eine Ausstellung zu seiner Geschichte.
Beides, Forschung, Aufarbeitung und Restitution waren überfällig. Das Haus der Natur, das bis 1976 (!) (mit einer Unterbrechung) von dessen Gründer Eduard Paul Tratz, hochaktiver Nationalsozialist der das Haus zur Institution des "Ahnenerbes" gemacht hat, geleitet wurde, leistete auch unter Tratz Nachfolger, Eberhard Stüber, keine Aufarbeitung und hielt des "Erbe" Tratz hoch. Erst mit dem Direktionswechsel zu Norbert Winding begann sich die Haltung des Museums zu ändern.
Der aktuelle Kulturlandesrat Salzburgs, Schellhorn, sagt "es gibt noch viel aufzuarbeiten". Dazu gehört die seit mehr als zehn Jahren unerledigte Debatte um die Aberkennung der Ehrenwürde Paul Tratz', die Ausdehnung der Aufarbeitung auf die Zeit nach 1945 und auf die Direktion Stüber und die dubiose Verleihung des Österreichischen Museumspreises unter ausdrücklicher Würdigung von Tratz "Verdiensten". (1)
An Aufarbeitung zu denken hat nicht nur das Museum guten Grund, den hätten auch viele Naturschutzorganisationen, die sich, z.B. in Form von Benennungen von Preisen und Institutionen (2) nach Paul Tratz, zu einer Geschichte des Naturschutzes bekennen, die auch äußerst fragwürdige Wurzeln hat. Das Naturverständnis, das Teile der Naturschutzbewegung prägt, aber auch die Naturideologie (von Telien) der Grünen, in ihrer Entwicklung durch das 20.Jahrhundert hindurch, also unter ausdrücklichem Einschluß der der NS-Zeit, wäre grade für die auflebende Debatte um den scheinbar apolitischen Naturfundamentalismus der Grünen von großem Interesse.
(1) Die Preisverleihung hat mich veranlasst, zusammen mit Sabine Schleiermacher einen Artikel im "Standard" zu veröffentlichen. Sabine Schleiermacher, Gottfried Fliedl: "Blutgebundene Abhängigkeit" Museumspreis 1991: Eine späte Ehrung für nationalsozialistische Rassenforscher. In: Der Standard, Donnerstag 13. Februar 1992, S.23 Hier in diesem Blog zu finden (mit Links zur Kontroverse des damaligen Landeshauptmannes Katschthaler und dem Zeithistoriker Robert Hoffmann, der erste Ergebnisse einer Untersuchung publiziert hatte) unter: http://museologien.blogspot.co.at/2010/04/blutgebundene-abhangigkeit-das-haus-der.html sowie ein Post aus dem Jänner 2010 "Das Haus der Natur in Salzburg als Institut des SS-Ahnenerbes"
Mitte 2013 habe ich das Thema noch einmal aufgegriffen und die Verlängerung dur selbstverordneten Amnesie des Hauses der Natur vor allem in seiner offiziellen Selbstdarstellung kritisiert (mit weiterführenden Links). http://museologien.blogspot.co.at/2013/06/selbstverordneter-gedachtnisschwund-das.html Auf diese Kritik hat Direktor Norbert Windung prompt reagiert und seither kann man auf der Webseite - zum ersten Mal - etwas über die Geschichte des Huases in der NS-Zeit erfahren. Hier zur Reaktion von Direktor Winding: http://museologien.blogspot.co.at/2013/07/das-haus-der-natur-in-salzburg-reagiert.html
http://museologien.blogspot.co.at/2010/01/das-haus-der-natur-in-salzburg-als.html
(2) Zur Umbenennung einer Forschungsstation nach längerer Kritik siehe hier: http://hausdernatur.wordpress.com/himmlers-darling/
Das Haus der Natur in Salzburg hat angekündigt, in der NS-Zeit geraubtes Sammlungsobjekte zu restituieren. Der damalige Museumsleiter (und Gründer) Eduard Paul Tratz hatte Bibliotheken, ganze Sammlungen z.B. kirchlicher Einrichtungen im eigenen Land beschlagnahmen lassen, aber auch aus Sammlungen und Institutionen in Warschau, Krakau, Smolensk u.a.m. kam Raubgut in das Museum.
"Durch Arisierungen" schreiben die Salzburger Nachrichten "gelangten Jagdtrophäen aus dem Besitz des Kunstsammlers Rudolf Gutmann, eine Trophäensammlung von Alphonse und Clarisse Rothschild sowie eine Sammlung südamerikanischer Vögel der Familie Bomstein-Bomi nach Salzburg."
Noch läuft eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung zur Geschichte des Hauses der Natur in Salzburg unter der Leitung des Zeithistorikers Robert Hoffmann.
Das Haus der Natur feiert heuer seinen 90. "Geburtstag" und plant für dieses Jubiläumsjahr eine Ausstellung zu seiner Geschichte.
Beides, Forschung, Aufarbeitung und Restitution waren überfällig. Das Haus der Natur, das bis 1976 (!) (mit einer Unterbrechung) von dessen Gründer Eduard Paul Tratz, hochaktiver Nationalsozialist der das Haus zur Institution des "Ahnenerbes" gemacht hat, geleitet wurde, leistete auch unter Tratz Nachfolger, Eberhard Stüber, keine Aufarbeitung und hielt des "Erbe" Tratz hoch. Erst mit dem Direktionswechsel zu Norbert Winding begann sich die Haltung des Museums zu ändern.
Der aktuelle Kulturlandesrat Salzburgs, Schellhorn, sagt "es gibt noch viel aufzuarbeiten". Dazu gehört die seit mehr als zehn Jahren unerledigte Debatte um die Aberkennung der Ehrenwürde Paul Tratz', die Ausdehnung der Aufarbeitung auf die Zeit nach 1945 und auf die Direktion Stüber und die dubiose Verleihung des Österreichischen Museumspreises unter ausdrücklicher Würdigung von Tratz "Verdiensten". (1)
An Aufarbeitung zu denken hat nicht nur das Museum guten Grund, den hätten auch viele Naturschutzorganisationen, die sich, z.B. in Form von Benennungen von Preisen und Institutionen (2) nach Paul Tratz, zu einer Geschichte des Naturschutzes bekennen, die auch äußerst fragwürdige Wurzeln hat. Das Naturverständnis, das Teile der Naturschutzbewegung prägt, aber auch die Naturideologie (von Telien) der Grünen, in ihrer Entwicklung durch das 20.Jahrhundert hindurch, also unter ausdrücklichem Einschluß der der NS-Zeit, wäre grade für die auflebende Debatte um den scheinbar apolitischen Naturfundamentalismus der Grünen von großem Interesse.
(1) Die Preisverleihung hat mich veranlasst, zusammen mit Sabine Schleiermacher einen Artikel im "Standard" zu veröffentlichen. Sabine Schleiermacher, Gottfried Fliedl: "Blutgebundene Abhängigkeit" Museumspreis 1991: Eine späte Ehrung für nationalsozialistische Rassenforscher. In: Der Standard, Donnerstag 13. Februar 1992, S.23 Hier in diesem Blog zu finden (mit Links zur Kontroverse des damaligen Landeshauptmannes Katschthaler und dem Zeithistoriker Robert Hoffmann, der erste Ergebnisse einer Untersuchung publiziert hatte) unter: http://museologien.blogspot.co.at/2010/04/blutgebundene-abhangigkeit-das-haus-der.html sowie ein Post aus dem Jänner 2010 "Das Haus der Natur in Salzburg als Institut des SS-Ahnenerbes"
Mitte 2013 habe ich das Thema noch einmal aufgegriffen und die Verlängerung dur selbstverordneten Amnesie des Hauses der Natur vor allem in seiner offiziellen Selbstdarstellung kritisiert (mit weiterführenden Links). http://museologien.blogspot.co.at/2013/06/selbstverordneter-gedachtnisschwund-das.html Auf diese Kritik hat Direktor Norbert Windung prompt reagiert und seither kann man auf der Webseite - zum ersten Mal - etwas über die Geschichte des Huases in der NS-Zeit erfahren. Hier zur Reaktion von Direktor Winding: http://museologien.blogspot.co.at/2013/07/das-haus-der-natur-in-salzburg-reagiert.html
http://museologien.blogspot.co.at/2010/01/das-haus-der-natur-in-salzburg-als.html
(2) Zur Umbenennung einer Forschungsstation nach längerer Kritik siehe hier: http://hausdernatur.wordpress.com/himmlers-darling/
Koch-Kunst. Privatisierung (1)
Mittwoch, 22. Januar 2014
Der Salzburger Coup. Zwei neue Stimmen und Äußerungen.
Matthias Dusini
Heute gibt es einer erste eigenständige und substantielle Äußerung eines Kulturjournalisten, fünf Tage nach der Pressekonferenz, in der eine Zusammenarbeit der Generali Fundation unter der Bedingung ihrer Übersiedlung mit dem und Integration in das Museum der Moderne in Salzburg bekanntgegeben wurde.
Matthias Dusini trennt im heute erschienenen Falter strikt zwischen Bericht (ohne jede Wertung verfasst) und persönlich gefärbtem Kommentar.
Die Übereinkunft von Generali und Salzburger Politik nennt er in der Überschrift eine "eiskalte Übernahme", einen "Deal", eine "unfreundliche Übernahme" und, in Hinblick auf die Behandlung der Leiterin und der MirabeiterInnen "jemanden das Hackl ins Kreuz hauen."
Matthias Dusini bedauert, daß die Fundation mit ihrem "kompromisslosen Arbeitsethos" abwandert und "in einem Provinzmuseum" landet. Besser sei sie wohl im MUMOK im Museumsquartier aufgehoben.
Im Kommentar zerstreut er die Sorge, der Konzern könne das Museum in ein " Marketinginstrument" verwandeln. Die Angst davor sei deshalb "unbegründet", "denn die private Foundation (...) inhaltlich weiter links als das öffentliche Museum" stehe. Außerdem werde die Leiterin verhindern, daß "die Kunst einen schicken Hintergrund für glamouröse Festspielpartys abgeben wird".
"Eigentumsfragen werden sich erst dann stellen, wenn der - bisher nicht veröffentlichte - Leihvertrag ausläuft und das Unternehmen die dann deutlich wertvollere Sammlung verkaufen wollen sollte."
Matthias Dusini: Eiskalte Übernahme: Die Generali Foundation zieht nach Salzburg.Nummer 4, 2014
Martin Fritz
Im Facebook hat Martin Fritz einige Zeilen veröffentlicht, die ich interessant fand, weil er er seit langem fundierte Kritik am Museums- und Ausstellungswesen in der Kolumne "causeries du lundi" in artmagazine betreibt. Auf manche seine Artikel und die seines Kollegen Vitus H. Weh (der seit kurzem nicht mehr in der Kolumne schreibt) habe ich verlinkt, weil die "Hauserin" oft übersehene oder unterschätzte Themen aufgegriffen haben. Ich veröffentliche seine Äußerung mit meinen Repliken.
Martin Fritz: Da ich oft gefragt wurde, was ich zur MdM-Generali Kooperation sage: Seriöserweise kann ohne Kenntnis der Verträge nichts gesagt werden. Dauerleihgaben von Privaten können Fluch oder Segen gleichermaßen sein. Die entscheidenden Punkte wären der Mitteleinsatz des Leihgebers für die Laufzeit der Leihgabe, die Verfügungsrechte und – vor allem – die Optionen der Beteiligten bei Beendigung der Partnerschaft. Also grundsätzlich, ob und inwiefern ein fairer Ausgleich der öffentlichen und privaten Interessen gegeben ist. Sicher ist es (überall auf der Welt) eine der Aufgaben von MuseumsdirektorInnen, Wege zu suchen, interessante private Sammlungen (oder Teile davon) langfristig für das eigene Haus zu „bekommen“.
Gottfried Fliedl: Sehr geehrter Herr Fritz! Man kann sich auch ahnungslos stellen. Ohne daß der Vertrag offengelegt ist - warum wohl? Und glauben Sie, er wird es je? - reicht die Pressekonferenz, um sagen zu können, dass alle Vorteile bei Generali liegen. Sie spart sich Personal, sie hat keine Infrastrukturkosten und könnte z.B. Ihre wiener Immobilie veräußern, und die Mittel von Ankäufen könnten sich mit veritabler Rendite nach der Laufzeit der Dauerleihgabe veritabel verzinst haben. Oder glauben Sie im Ernst, Generali schenkt ohne Gegenleistung seine gesamte Sammlung der Republik? Die öffentliche Hand stellt Steuergelder zur Pflege einer privaten Sammlung zur Verfügung, zu deren Beforschung und partiellen Publikation. Sie macht 25 Jahre lang - auch aus Steuergeldern - Imagepflege für einen internationalen Großkonzern, also für eine jener im sogenannten Finanzsektor tätiges Unternehmen, das unglaubliche Gewinne aus Geschäftstätigkeiten lukriert über deren - nun sagen wir - Kollateralschäden wir von Tag zu Tag mehr lernen. Der Leiterin konzedieren sie Handlungsfreiheit, möglicherweise aber im Wissen, daß ihr das absolut Unmögliche des Deals selbst bewusst ist, wie ein älteres Interview im Vergleich zur heutigen Haltung und Praxis von ihr zeigt. Bemerkenswerterweise verlieren Sie kein Wort über den Umgang mit den Mitarbeiterinnen der ja noch existierenden Foundation, kein Wort über den Umgang mit der Leiterin, kein Wort über die komplette Abwesenheit auch nur einer kritischen Zeile in der Kulturberichterstattung und last but not least kein Wort über den immanent institutionenkritischen Charakter der Sammlung, deren Potential durch die aktuelle kulturpolitische und konzernstrategische Entscheidung bis zur Lächerlichkeit degradiert und denunziert wird. Wenn Sie der Meinung sind, man kann ohne Vertrag nichts sagen, dann bemühen Sie sich doch um die Veröffentlichung des Vertrags, wenden Sie sich an die politisch Verantwortlichen, hier geht's ja nicht um klandestine Kabinettspolitik, sondern um eine öffentliche Einrichtung für die der Eigentümer, wir alle, Transparenz einfordern kann. Und zum Strukturellen der ganzen Angelegenheit, zur schleichenden oder auch gar nicht mehr so schleichenden Privatisierung - da hätten gerade Sie sehr viel Kompetenz uns zu helfen zu verstehen, was vorgeht, was wünschbar ist und vor allem, was der Unterschied von privat und öffentlich ist und in Hinsicht auf diese Unterscheidung einfach ganz und gar nicht erwünscht ist und nicht passieren darf.
Martin Fritz: Sollte die Öffentlichkeit den Vertrag kennen? Die Museum der Moderne Rupertinum Betriebsgesellschaft mbH steht im 100% Eigentum des Landes Salzburg und unterliegt der Kontrolle des Landesrechnungshofs. Es ist anzunehmen, dass der Vertrag mit Zustimmung des Gesellschafters abgeschlossen wurde. Es wird allen Beteiligten wohl offen stehen, ihre Auskunfts- und Aufsichtsrechte wahrzunehmen. Der Ball – so einer ein Match will – liegt also jetzt eher in Salzburg.
Gottfried Fliedl: Lieber Herr Fritz! Das ist die formalrechtliche Seite, gut. Umgekehrt gefragt: warum soll jene Öffentlichkeit, die idealster Träger, Finanzier und Nutznießer ist, bestimmte - entscheidende - Vereinbarungen nicht kennen? Gilt sinngemäß etwa auch für Albertina/Batliner, Belvedere/Thyssen. Welche Interessen werden durch Nichtöffentlichkeit geschützt? Und: sollen wir ernstlich unsere Ansprüche an kulturelle Einrichtungen allein via Rechnungshöfe und Betriebsgesellschaften vertreten sehen?
Heute gibt es einer erste eigenständige und substantielle Äußerung eines Kulturjournalisten, fünf Tage nach der Pressekonferenz, in der eine Zusammenarbeit der Generali Fundation unter der Bedingung ihrer Übersiedlung mit dem und Integration in das Museum der Moderne in Salzburg bekanntgegeben wurde.
Matthias Dusini trennt im heute erschienenen Falter strikt zwischen Bericht (ohne jede Wertung verfasst) und persönlich gefärbtem Kommentar.
Die Übereinkunft von Generali und Salzburger Politik nennt er in der Überschrift eine "eiskalte Übernahme", einen "Deal", eine "unfreundliche Übernahme" und, in Hinblick auf die Behandlung der Leiterin und der MirabeiterInnen "jemanden das Hackl ins Kreuz hauen."
Matthias Dusini bedauert, daß die Fundation mit ihrem "kompromisslosen Arbeitsethos" abwandert und "in einem Provinzmuseum" landet. Besser sei sie wohl im MUMOK im Museumsquartier aufgehoben.
Im Kommentar zerstreut er die Sorge, der Konzern könne das Museum in ein " Marketinginstrument" verwandeln. Die Angst davor sei deshalb "unbegründet", "denn die private Foundation (...) inhaltlich weiter links als das öffentliche Museum" stehe. Außerdem werde die Leiterin verhindern, daß "die Kunst einen schicken Hintergrund für glamouröse Festspielpartys abgeben wird".
"Eigentumsfragen werden sich erst dann stellen, wenn der - bisher nicht veröffentlichte - Leihvertrag ausläuft und das Unternehmen die dann deutlich wertvollere Sammlung verkaufen wollen sollte."
Matthias Dusini: Eiskalte Übernahme: Die Generali Foundation zieht nach Salzburg.Nummer 4, 2014
Martin Fritz
Im Facebook hat Martin Fritz einige Zeilen veröffentlicht, die ich interessant fand, weil er er seit langem fundierte Kritik am Museums- und Ausstellungswesen in der Kolumne "causeries du lundi" in artmagazine betreibt. Auf manche seine Artikel und die seines Kollegen Vitus H. Weh (der seit kurzem nicht mehr in der Kolumne schreibt) habe ich verlinkt, weil die "Hauserin" oft übersehene oder unterschätzte Themen aufgegriffen haben. Ich veröffentliche seine Äußerung mit meinen Repliken.
Martin Fritz: Da ich oft gefragt wurde, was ich zur MdM-Generali Kooperation sage: Seriöserweise kann ohne Kenntnis der Verträge nichts gesagt werden. Dauerleihgaben von Privaten können Fluch oder Segen gleichermaßen sein. Die entscheidenden Punkte wären der Mitteleinsatz des Leihgebers für die Laufzeit der Leihgabe, die Verfügungsrechte und – vor allem – die Optionen der Beteiligten bei Beendigung der Partnerschaft. Also grundsätzlich, ob und inwiefern ein fairer Ausgleich der öffentlichen und privaten Interessen gegeben ist. Sicher ist es (überall auf der Welt) eine der Aufgaben von MuseumsdirektorInnen, Wege zu suchen, interessante private Sammlungen (oder Teile davon) langfristig für das eigene Haus zu „bekommen“.
Gottfried Fliedl: Sehr geehrter Herr Fritz! Man kann sich auch ahnungslos stellen. Ohne daß der Vertrag offengelegt ist - warum wohl? Und glauben Sie, er wird es je? - reicht die Pressekonferenz, um sagen zu können, dass alle Vorteile bei Generali liegen. Sie spart sich Personal, sie hat keine Infrastrukturkosten und könnte z.B. Ihre wiener Immobilie veräußern, und die Mittel von Ankäufen könnten sich mit veritabler Rendite nach der Laufzeit der Dauerleihgabe veritabel verzinst haben. Oder glauben Sie im Ernst, Generali schenkt ohne Gegenleistung seine gesamte Sammlung der Republik? Die öffentliche Hand stellt Steuergelder zur Pflege einer privaten Sammlung zur Verfügung, zu deren Beforschung und partiellen Publikation. Sie macht 25 Jahre lang - auch aus Steuergeldern - Imagepflege für einen internationalen Großkonzern, also für eine jener im sogenannten Finanzsektor tätiges Unternehmen, das unglaubliche Gewinne aus Geschäftstätigkeiten lukriert über deren - nun sagen wir - Kollateralschäden wir von Tag zu Tag mehr lernen. Der Leiterin konzedieren sie Handlungsfreiheit, möglicherweise aber im Wissen, daß ihr das absolut Unmögliche des Deals selbst bewusst ist, wie ein älteres Interview im Vergleich zur heutigen Haltung und Praxis von ihr zeigt. Bemerkenswerterweise verlieren Sie kein Wort über den Umgang mit den Mitarbeiterinnen der ja noch existierenden Foundation, kein Wort über den Umgang mit der Leiterin, kein Wort über die komplette Abwesenheit auch nur einer kritischen Zeile in der Kulturberichterstattung und last but not least kein Wort über den immanent institutionenkritischen Charakter der Sammlung, deren Potential durch die aktuelle kulturpolitische und konzernstrategische Entscheidung bis zur Lächerlichkeit degradiert und denunziert wird. Wenn Sie der Meinung sind, man kann ohne Vertrag nichts sagen, dann bemühen Sie sich doch um die Veröffentlichung des Vertrags, wenden Sie sich an die politisch Verantwortlichen, hier geht's ja nicht um klandestine Kabinettspolitik, sondern um eine öffentliche Einrichtung für die der Eigentümer, wir alle, Transparenz einfordern kann. Und zum Strukturellen der ganzen Angelegenheit, zur schleichenden oder auch gar nicht mehr so schleichenden Privatisierung - da hätten gerade Sie sehr viel Kompetenz uns zu helfen zu verstehen, was vorgeht, was wünschbar ist und vor allem, was der Unterschied von privat und öffentlich ist und in Hinsicht auf diese Unterscheidung einfach ganz und gar nicht erwünscht ist und nicht passieren darf.
Martin Fritz: Sollte die Öffentlichkeit den Vertrag kennen? Die Museum der Moderne Rupertinum Betriebsgesellschaft mbH steht im 100% Eigentum des Landes Salzburg und unterliegt der Kontrolle des Landesrechnungshofs. Es ist anzunehmen, dass der Vertrag mit Zustimmung des Gesellschafters abgeschlossen wurde. Es wird allen Beteiligten wohl offen stehen, ihre Auskunfts- und Aufsichtsrechte wahrzunehmen. Der Ball – so einer ein Match will – liegt also jetzt eher in Salzburg.
Gottfried Fliedl: Lieber Herr Fritz! Das ist die formalrechtliche Seite, gut. Umgekehrt gefragt: warum soll jene Öffentlichkeit, die idealster Träger, Finanzier und Nutznießer ist, bestimmte - entscheidende - Vereinbarungen nicht kennen? Gilt sinngemäß etwa auch für Albertina/Batliner, Belvedere/Thyssen. Welche Interessen werden durch Nichtöffentlichkeit geschützt? Und: sollen wir ernstlich unsere Ansprüche an kulturelle Einrichtungen allein via Rechnungshöfe und Betriebsgesellschaften vertreten sehen?
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