Ausstellung "Bettye Saar". Kunsthaus Luzern 2023 |
Nun soll es also übersiedeln, das Haus der Geschichte Österreich, von der Neuen Hofburg in das Museumsquartier. Ein Dachbodenausbau böte die doppelte Ausstellungsfläche. Seltsam ist, daß gar nicht klar ist, ob das behördlich genehmigt wird, da hat zuerst das Bundesdenkmalamt etwas zu sagen. Und macht eine Verdoppelung der Ausstellungsfläche allein Sinn? Wäre da nicht zuerst auch zu klären, wie ein Konzept unter den neuen Bedingungen aussehen kann?
In der langen und verwickelten Geschichte der Idee eines nationalen historischen Museums war die Entscheidung Niederösterreichs wichtig, ein eigenes Museum zu gründen und nicht weiter die Idee eines zumindest von den großen Parteien gemeinsam getragenen Konzept zu entwickeln. Damit wurde das Projekt explizit parteipolitisch. In Niederösterreich entstand ein ÖVP-Museum mit teilweise derart peinlichen Ausstellungsteilen, daß die dann bald ersetzt wurden. Und in Wien wurde im Horuck-Verfahren von einem SPÖ-Staatssekretär eine Lösung präsentiert, die alle gut begründeten Einwände gegen den Standort und die Größe der Räumlichkeiten beiseiteschob.
SP-nahe HistorikerInnen entwickelten das Konzept, aber anders als in Niederösterreich, regierte hier eine Art großkoalitionärer Neutralität. Niemand sollte gekränkt, niemand vor den Kopf gestoßen werden. Ja, die Waldheim-Affaire wird thematisiert und auch die Ausschaltung des Parlaments wird korrekt benannt. Aber das alles wird als eine beruhigte, abgeschlossene, wie aus Watte geknetete Erzählung vorgetragen.
Was man gänzlich vermisst, ist eine Haltung, die das Republikanische in den Vordergrund rückt, die vom Kampf um Menschenrechte und - Würde spricht, vom Kampf um die Demokratie, vom Kampf um die Schaffung jener demokratischen Bedingungen, die nach 1945 nach und nach zu einem gefestigten Staatsgebilde führten. Was man vermisst, ist die Thematisierung der unterschiedlichen Gefährdungen, der die Demokratie jetzt ausgesetzt ist, unter den Bedingungen des Klimawandels, der ökonomischen Gefährdungen, die seit dem Krieg gegen die Ukraine verschärft spürbar werden. Was man vermisst ist eine Debatte zur Coronoakrise oder zum massiven Rechtsruck oder zur Medienpoltik mit ihren Tauschgeschäften Geld gegen wohlwollende Berichterstattung.
Was man vermisst ist die Rolle eines Mediators, der öffentliche Debatten über das noch immer Verdrängte, Beschwiegene agiert. Dem Museum ist es zu keinem Zeitpunkt gelungen, sich in einer öffentlichen Debatte zu artikulieren und schon gar nicht eine Debatte über eine drängende Problemlage anzustoßen.
Dazu müßte das Museum seine Ängstlichkeit abstreifen, was es umso weniger tun kann, je stärker es immer noch als parteipolitisch kontaminiert wahrgenommen wird. In der jüngsten Berichterstattung des Standard wird etwa hauptsächlich auf die „Vision“ von Oliver Rathkolb eingegangen und die Übersiedlung als Scheitern dieser „Vision“ eingeschätzt.
Aber visionär war das Museum nie, also konnte es in dieser Hinsicht nie scheitern. Gescheitert ist es an dem Gründungsanspruch, ein selbstbewußtes Republik-Museum zu sein. Das Klagen über geringe Ausstellungsflächen oder zu wenig Budget, ist eine Ausrede. Starke Ideen kosten nichts. Und sie kommen auch nicht zustande, wenn man die Ausstellungsfläche verdoppelt.
Der Text erklärt einen ganzen Ausstellungsteil für überholt. Warum, das teilt einem der Text nicht mit. Er wurde im Zuge der vielfachen Evaluierung des Museums aufgestellt, als schwere Mängel durch diverse Kommissionen und den Rechnungshof festgestellt wurden und eine heftige öffentliche Kritik losbrach.
Der Text ist so formuliert, als wäre das Gebrechen der Ausstellung, vor dem hier gewarnt wird, bloß der Entwicklung der Wissenschaft geschuldet. Man könnte den Text sogar so verstehen, als wäre er im Grunde der Ausstellungsteil zu "Republik und Diktatur" noch durchaus vertretbar, aber er böte "Mißverständnisse". Womit dem Besucher angelastet wird, was an Defiziten - möglicherweise - sichtbar werden könnte. Schuld ist außerdem die Geschichte selbst. Denn die zeichnet sich durch "charakteristische Vielfalt" aus und so etwas kann einen Ausstellungsmacher ganz schön fordern und überfordern.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Analysen zu diesem Ausstellungsteil, die vom damilgen Direktor Manfried Rauchensteiner zu verantworten ist, z.B. von Felicitas Heimann-Jelinek, Peter Melichar oder Roswitha Muttenthaler. Und da wird klar, daß dieser Ausstellungsteil sowohl fachlich als auch ausstellungsdidaktisch komplett mißlungen ist. Und überdies ideologisch überaus fragwürdig. In einem Ausmaß - füge ich aus eigener Erfahrung - hinzu, das im Vergleich zu anderen einschlägigen militärischen oder historischen Museen einzigartig ist. Dieser Ausstellungsteil hätte unter normalen Umständen nie aufgesperrt werden dürfen.
Last but not least: Der Text steht nun schon ziemlich lange und er tröstet uns nun schon über einen langen Zeitraum. Aber eingelöst wurde das gegebene Versprechen nie.
Nun muß man warten, was der eben neue bestellte Direktor des Museums unternimmt. Sollte er, wenn ich es richtig verstanden haben, diesen Ausstellungsteil zuallererst durch einen neuen ersetzen, dann wird das dauern. Und was passiert inzwischen? Meiner Meinung nach gehört diese Ausstellung unverzüglich entfernt. Dann gäbe es auch Raum für Sonderausstellungen, mit denen der Neodirektor seinen neuen Stil vorzeigen könnte.
Die Moses-Mendelssohn-Medaille wurde in diesem Jahr an die ehemalige Chefkuratorin des Jüdischen Museums der Stadt Wien, Felicitas Heimann-Jelinek, verliehen. Der Preis wurde in Berlin vom Vorstandsvorsitzenden der Moses-Mendelssohn-Stiftung, Julius H. Schoeps, verliehen.
Heimann-Jelinek bereite »seit Jahrzehnten in ganz besonderer Weise vielfältige Facetten der jüdischen Geschichte klug und museal hervorragend auf«, teilte Schoeps mit. Die promovierte Judaistin und Kunsthistorikerin engagiere sich »im Sinne und in der Tradition des Denkens von Moses Mendelssohn für Toleranz und Völkerverständigung und gegen Fremdenfeindlichkeit«. Dies stelle sie mit »ihrem Einsatz im Bereich der musealen Vermittlung jüdischer Themen in die Gesellschaft« unter Beweis.
„Wolfsbär“ postet zu einem von Stefan Weiß im „Standard“ veröffentlichten Artikel zum „Postenschacher“ am Universalmuseum Joanneum: „ Leute aus der Wirtschaft im Museumsbereich sind leider eine Katastrophe. Leute aus der Wirtschaft glauben sie können einfach alles managen. Das erste was die machen ist einmal den Marketingbereich aufstocken und wissenschaftliche Mitarbeiter kürzen. Denn auf der WU lernt man doch auch wie man Ausstellungen macht und als Bankmensch weiss man natürlich welches Objekt "schön" ist und was "schiarch" ist und damit geignet oder ungeignet ist für die Sammlung. Den Politikern muss man sagen, wiel sie es selbst nicht kapieren: 1. Ein Museum funktioniert nicht so wie eine Bank. 2. In Museen ist kein Platz für politische Versorgungsposten. 3. Das gilt auf Landes- und Bundesebene.