Montag, 20. Juni 2016

Rare! (Figurinen 32)

"Rare Caproni CA36 bomber display at the National Museum of the U.S. Air Force."


Miserabel as a hell-Authenticity (Figurinen 31)

Die Bildunterschrift lautete: "These dummies look miserable as all hell, but then again that gives a sense of authenticity to the scene."

Der Krieg im Zimmer (Figurinen 30)

Bastogne Battlefield Museum

Paarbildung zu Urzeiten (Figurinen 29)

Paarbildung im American Museum of Natural History New York

Frauen im Krieg (Figurinen 28)

Nurse & Army wife mannequins, Fort Lewis Military Museum, Fort Lewis, Washington, USA.

Heroe, beschädigt (Figurinen 27)

Terminator. Schwarzenegger-Museum. Thal

Pferd eines Scheichs (Figurinen 26)

Horse mannequin in Sheikh Faisal Bin Qassim Al Thani Museum near Al-Shahaniya. Doha, Qatar


Welthistorischer Puppenmoment (Figurinen 25)

Franz Ferdinand and Sophia figures in the Sarajevo museum, depicting the moment they left City Hall on their way to be murdered a few minutes later.

Häuser der Geschichte. Ein Elendsbefund



Offenbar soll so auch der Eindruck erzeugt werden, dass für das gegenwärtige Klima des politischen Frusts und der sozial gespeisten Fremdenfeindlichkeit vornehmlich die Zeitgeschichte "zuständig" sei. Die geplanten "Häuser" sind daher eher ein Alibi denn eine vordringliche politische Aufgabe, es sei denn die auslaufende rot-schwarze Koalition und die alte bipolare Sozialpartnerschaft wollten sich noch ein Denkmal und dem von ihnen seit 1945 geprägten Österreich ein Museum setzen.

Wenn eine österreichische Prognose zulässig ist, dann die: Beide Konzeptionen, sollten sie realisiert werden, werden vorher noch zu einem koalitionären Einheitsbrei verschmolzen werden. Es ist zu befürchten, dass es dann vornehmlich um Folgendes geht: um - ich zögere, dieses missbrauchbare Wort auszusprechen - staatspolitisches "Show-Business" mal Sozialpartnerschaftsgeschichte.


Der Zeithistoriker Gerhard Botz, im Standard. Vor sechzehn Jahren. 

Neues vom Haus der Geschichte Österreich

So, jetzt gibt es ihn. Den Beirat, den neuen, zum Haus der Geschichte Österreich. Es gibt schon einen? Einen alten, und jetzt noch einen? Jaa, schon, aber der, der zweite und neue, der darf jetzt den Direktor bestellen der wiederum, so Oliver Rathkolb laut Der Standard: "die Feinkuratierung" mit dem Beirat "verhandeln" soll.
Wir fassen kurz zusammen. Beirat 1, wissenschaftlich, hat ein Konzept gemacht, ist gewissermaßen der wissenschaftlich-administrative Produktionsort, unter dem Leiter Oliver Rathkolb. Beirat 2, neu, eingesetzt, aber eigentlich auch nicht, weil da noch auf was vom Finanziminsterium gewartet werden muß, bestellt dann den Direktor und wirkt an der Feinkuratierung mit. E vero? Ein Beirat, der kuratiert?
Mitglied im Beirat 2: Oliver Rathkolb. Und Ex-Landeshauptmann Schausberger, der Leiter des Staatsarchivs, der Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands, Gerhard Baumgartner, Aleida Assmann, die sich als Professorin der Universität Konstanz mit ihren Forschung zum kulturellen Gedächtnis einen Namen gemacht hat, sowie Eva Blimlinger, Rektorin der Angewandten, die als ehemalige öffentlichkeitswirksame Fundamental-Kritikerin (als die sie im von Thomas Winkelbauer herausgegebenen Band "Haus? Geschichte? Österreich?" eingestuft wurde) nun einerseits das Feigenblatt macht für eine gelungene Integration der besonderen Art (Kritikerin eingebunden...) und dafür sorgen darf, daß das Projekt prachtvollst gelingt. E vero?
Erneuert wurde inzwischen, bei der Vorstellung des erwähnten Buches, die Kritik an der Nicht-Einbindung von Museologen. Die konterte Oliver Rathkolb bisher immer mit dem Hinweis, daß ja Museumsleiter und MuseumsmitarbeiterInnen in den Beirat (obacht, hier ist von Beirat 1 die Rede, im Beirat 2 gibts diese Kompetenz gar nicht mehr) berufen worden seien.
Da verwechselt er (und nicht nur er) etwas. MuseumsmitarbeiterInnen sind keine Museologen. Museologie ist weder ein Beruf noch eine Wissenschaft, eher ein Feld von Forschungen und Diskursen der unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen von der Philosophie bis zur Ethnologie, von der Volkskunde bis zur Soziolgie usw., deren Gemeinsamkeit ist, sich mit dem "Museum als Schlüsselphänomen der Moderne" (Sharon MacDonald) (und damit mit einem seiner wesentlichen Aufgaben, dem Ausstellen), zu beschäftigen. Jedenfalls ist die Schnittmenge Museumsmitarbeiter / Museologie klein, beide Bereiche sind gegeneinander abgeschottet, die Museumspraxis gegenüber museologischen Theorie ziemlich vollkommen (Donald Preziosi).
Und dann: Museologen sind eher selten Ausstellungsmacher, für diese selten als hohe Kunst betriebene Betätigung ist eine schwer zu definierende Kompetenz notwendig, die unter anderem aus wissenschaftlicher, ästhetischer und museologisch-reflexiver Kompetenz besteht, aber nicht als einfache Quersumme, sondern als etwas anderes, in dem die genannten Kompetenzen enthalten sind, aber nicht restlos aufgehen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Oliver Rathkolb  weiß entweder nicht oder will nicht wissen, wovon er redet. Dafür ist er auf Grund seiner kleinen hübschen Ämterkumulation (Beirat1 + Beirat 2) der einzig Berechtigte, der schon jetzt, ehe der dazu eigentlich bestellte Beirat (Beirat 2) zusammengetreten ist, wissen kann, wie ausgeschrieben werden wird. Und zwar "definitiv" (O.R.) E vero?
Daß man vom inzwischen schon veränderten Zeitplan weiter abgeht und nun eine Wanderausstellung konzipiert (über die auf der Webseite des HdGÖ über Allgemeinplätze hinaus nichts zu erfahren ist), daß man mit dem WienMuseum und dem Weltmuseum zum Thema "Orient und Nahost" zusammenarbeitet und daß man die Idee habe, mit den Nachbarstaaten zusammenzuarbeiten, das  nebenbei.
Apropos Webseite. Dort findet man unter dem Punkt "Zielsetzungen" folgenden Satz:  "Das HGÖ wird ein aktives und offenes Diskussionsforum für historische Fragestellungen und Themen der Gegenwart sein." (Hervorhebung von den Autoren der Webseite). Genau. Es wird. Es ist es aber jetzt nicht.
Die Seite nimmt nirgendwo bezug auf die aktuelle Debatten, erwähnt nicht, daß es Veranstaltungen zum Haus der Geschichte Österreich gegeben hat und geben wirdt. Auch die Publikation, die Thomas Winkelbauer herausgegeben hat, und die nun wahrlich Diskussionsstoff bietet findet keine Erwähnung.
Es gibt auch keinerlei Verlinkung zu anderen Webseiten und Informationen, nicht einmal das. Also auch nicht zu jenen, die penibel die Geschichte des Projektes referien und nicht zu denen, wo alle einschlägigen Dokemente zu dieser langen Geschichte abrufbar sind.
Würde das Projekt nicht gewinnen, wenn es gewichtige Einwände ernst nehmen, abwägen, mit den Kritikern gemeinsam erörtern würde, kurzum wenn es sofort mit dem beginnen würde, was für ein derartiges Unterfangen unbedingt nötig ist: Öffentlichkeit, Diskurs, Vielstimmigkeit, Inklusion.
Nichts davon. Die Webseite zeichnet sich nicht einfach nur durch Abwesenheit jeder Diskursivität aus und agiert nahe an Usancen staatlicher Verlautbarungspolitik, nein, sie verweigert sich ganz gezielt und nachdrücklich jeder Involvierung in Debatten. E vero?

Sonntag, 19. Juni 2016

Arbeit, früher (Figurinen 24)

Heimatmuseum Hallstadt

Cosmos Caixa und eine Kritik am Science Center

Cosmos Caixa, Barcelona. Hauptgeschoss mit Ausstellungen
Sogenannte Wissenschaftsmuseen sind ein - nicht mehr ganz neuer - Typ von Museum, der zwei ältere beerbt hat - das Naturmuseum und das Technikmuseum. Wissenschaftsmuseen haben es mit der Popularisierung jener naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu tun, die einerseits tief in unsere Lebenswelt eingedrungen sind, andrerseits in den genannten älteren Museumstypen nicht mehr repräsentiert wurden und konnten. Dabei gibt es ein breites Feld von stark popularisierenden, auf spielerisches Probehandeln und Hands-on-Installationen setzende Häuser auf der einen Seite und harte Wissenschaftsfakten in allgemeines Bildungswissen umsetzend Institutionen.
Dass dabei die Bezeichnung Museum abhanden kommt, ist nachvollziehbar, zumal dieser Typ von Museum meist mit der historischen Dimension von Wissen nichts oder kaum mehr was zu schaffen hat und die Bevorzugung der Interaktion, des Erlebnisses, das Probieren und Experimentieren als Modi der Erfahrung auch nicht zum herkömmlichen Verständnis von Museum passen.

Wissenschaftsmuseum, oder Science Center sind ausnahmslos affirmativ. Ich habe noch keins gesehen, das auch nur ansatzweise gesellschaftskritisches Potential hatte. Sie vermitteln mechanistisch Funktionsweisen, aber ganz unter Ausklammerung der Anwendung, das heißt unter Ausklammerung von Nutzen und Nachteil von (Natur)Wissenschaft. Sie setzen auf Staunen und Überraschung, und selbst wo in sich stimmige Erläuterungen gegeben werden, bleiben diese innerhalb der fachlichen Logik der Beschreibung. Wissenschaftsmuseen sind Agenturen des Vertrautmachens mit dem Fortschritt des naturwissenschaftlichen und technischen Wissens unter Ausklammerung problematischer Fragen etwa der Ressourcen erschöpfenden Energiegewinnung, der Reproduktionsmedizin, der Waffentechnik, des Verkehrswesens, der Kommunikationstechnologien usw.

Cosmos Caixa, Barcelona. Über das Großartige von "Research"
Wissenschaftsmuseen bedienen einen unendlich sich dehnenden Erwartungshorizont einander ablösender Problemlösungskompetenz: was immer sich uns in den Weg stellen könnte, es gibt oder es wird eine Lösung geben. Der medizinische Fortschritt etwa ist ein Fortschritt in der Bekämpfung von Krankheiten. Unerwähnt und nicht dargestellt bleibt, dass er neue, sozial unerwünschte Kollateralschäden nach sich zieht. Mit anderen Worten, wie das Casino gewinnt der naturwissenschaftlich-technische Fortschritt immer. Wo, was meiner Beobachtung selten geschieht, vergangene Technologien thematisiert werden, bestätigen sie ebenfalls diesen Befund. Die Dampfmaschine hat uns die Lokomotive gebracht - aber auch das Schlachtschiff? Der erfüllte Traum vom Fliegen hat uns die Welt erschlossen, aber auch die Bombardements von Coventry, Guernica oder Dresden?
Wer also in ein Wissenschaftsmuseums geht, kann das mit gutem Gewissen tun, in dem er bestätigt werden wird.

Noch nie habe ich ein „technisches“ Museum gesehen, das nur annähernd, wenigstens in einem Teilbereich der verdichteten Formulierung Walter Benjamins (aus: Bucklige Männlein) gerecht zu werden versucht. „Weil aber die Profitgier der herrschenden Klasse an ihr [der Technik] ihren Willen zu büßen gedachte,“ schreibt Benjamin, „hat die Technik die Menschheit verraten und das Brautlager in ein Blutmeer verwandelt. Naturbeherrschung, so lehren die Imperialisten, ist Sinn aller Technik. Wer möchte aber einem Prügelmeister trauen, der Beherrschung der Kinder durch die Erwachsenen für den Sinn der Erziehung erklären würde? Ist nicht Erziehung vor allem die unerläßliche Ordnung des Verhältnisses zwischen den Generationen und also, wenn man von Beherrschung reden will, Beherrschung der Generationsverhältnisse und nicht der Kinder? Und so auch Technik nicht Naturbeherrschung: Beherrschung vom Verhältnis von Natur und Menschheit.“
Stattdessen im Verkehrsmuseum kein Verkehr, aber Fahrzeuge und andere boys toys. Gerätekunde und Gebrauchsanweisungen statt Analyse von sozialer wie kultureller Funktion und Nachhaltigkeit. Statt Problematisieren Heroisieren. Statt Dialektik der Entwicklung Fortschrittsglaube bis zum Abwinken.

Wenn eine riesige Bank, wie die spanische Caixa, die sich massiv im kulturellen Bereich angagiert und einige spektakuläre Museen und Ausstellungszentren errichtet hat, ein Wissenschaftsmuseum einrichtet und dabei sichtlich nicht knauserig vorgeht, wird man nicht erwarten, dass sie vom ideologischen Mantra des Museumstyps „Wissenschaftsmuseum“ abweichen wird. Ohne darüber jetzt weiter zu tüfteln, als zu vermuten, daß das Schmiermittel des gewaltigen Fortschritts ebenso gewaltige kreditfinanzierte Investitionen sind, sage ich mal, das passt also dann schon zusammen, das Interesse der Bank und die Botschaft des "Museums".

"Evolution" im Cosmos Caixa, Barcelona
Caixa Kosmos in Barcelona war aber trotzdem - was heißt hier trotzdem - eine Enttäuschung. Denn der Anspruch ist hoch und die Vermittlung schaffte es, jedenfalls bei mir nicht, mir die diversen Infostationen schmackhaft zu machen. Das Entrée soll nicht mehr und nicht weniger als die Evolution anschaulich machen. Das wird mit einer aufwendigem architektonischen Inszenierung versucht, die einem einen spiralförmig sich nach oben windenden Weg (Fortschritt!) aufzwingt. Irgendwo beim die Spirale nach oben trotten habe ich die Ursuppe passiert. Eine Box mit Sichtfenster. Ursuppe! Schon das Wort wäre einiger Überlegungen Wert. Die Flüssigkeit, aus der alles entstand, auch wir, die Menschen und ich, der Besucher 809.355... Die Ursuppe hatte in etwa die Konsistenz jener Tümpel, die zwar durch das Grundwasser der Donau gespeist wurden aber durch Schlamm, Laub, Samenflug, Sonnenöl, faulendes Holz usw. reichlich trüb geworden war. Na so könnte es ja gewesen sein. Vielleicht bin ich ja aus dem Tümpel entstanden, in dem ich als Kind schwimmen gelernt habe.

Aber ansonst? So viel Aufwand, so viel architektonische Kubatur, so wenig Effekt, nicht mal ein so wenig Schaulust. Das Hauptgeschoß der Information wurde überwiegend durch in sich geschlossen Info-Einheiten bestritten, die wie Inseln im flutenden rum schwammen, verankert in einem ordnenden Rastersystem. Hier hatte ich die größten Schwierigkeiten. Viele der Infos ermüdeten mich oder waren derart unsinnlich und kompliziert, daß ich wenig Lust verspürte, mich wirklich einzulassen. Also wirklich, ich war da so gar nicht das Ideal des forschenden, neugierig, eigenständig sich verhaltenden Besuchers.

Der "Regenwald" im Museum
Die Bank, ihr Logo und ihre Guten Werke - "Obra Social"
Dann gabs aber dann doch noch was. Einen Regenwald. Jetzt mal aber: sensationell! Man stelle sich eine Vitrine in der Größe eines kleinen Häuserblocks vor, vier, fünf Meter hoch, der Grund mit reichlich Wasser bedeckt, jedenfalls so viel, daß da Pflanzen, ganze Bäume wurzeln konnten und allerlei Getier schwimmen konnte - groß, fremd, unheimlich. Periodisch rauschte Wasser auf das ganze Museumsbiotop runter, als hätten sich grade fünf Schlechtwetterprognosen zu einer Protestveranstaltung zusammengefunden.
Man darf um den Regenwald rundrumgehen und ein paar Strandstellen unterirdisch erkunden, wo auch Landtiere hausen. Gleichmütig ziehen die Wassertiere ihre Bahn und die Kinder pressen ihre Hände ans Glas und die Nasen und die Erwachsenen möglicherweise auch.
Die mitgebrachte vierjährige Testperson war nach den diversen komplett überfordernden Wissensstationen von Fischen, Wald, Regen durchaus angetan, letztlich aber von allem Übrigen schon so ermüdet, dass sie nach etwa einer Stunde in Richtung Eisbecher oder Spielplatz geleitet werden musste. Größtes Erlebnis war für sie die historische Straßenbahn, die vor dem Museum, mit der man aus der Stadt zum Museum hochgeliftet wird.

Eigentlich sind Wissenschaftsmuseen eher für Kinder und Jugendliche gedacht. Im Wolfsburger Phaeno habe ich Erwachsene allenfalls als Lehrer und Museumspädagogen getroffen, kaum als Publikum. Das gehört wohl auch zu diesem Typ von Museum. Denn Kinder und Jugendliche eignen sich die avanciertesten Technologien schnell und spielerisch an und Nutzen sie gleichsam unschuldig. Sie wollen nicht behelligt werden mit den sozialen oder ökologischen Implikationen von Wissenschaft und Technik, sie konsumieren deren kurzweilige, Spaß machende Resultate. Und sie sind die Verbraucher, Käufer und Anwender der Zukunft, der Zukunftsmarkt.

Und genau so funktionieren diese Häuser auch. Ich habe die Jugendlichen dort überwiegend als zerstreute, rasch die Stationen wechselnde, am Spiel und Probieren interessierte Nutzer kennengelernt und ich habe mich genauso verhalten. Phaeno bedient das - Caixa Cosmos ist paradoxerweise, so schien mir, zu ernst, zu penibel, zu umständlich. Es muss ja möglichst alles einfach gehen, unterhaltsam ablaufen und schnell Bestätigung bringen. Falsch machen kann man eigentlich nie etwas. Die Experimente funktionieren, nur wenn man sich ganz patschert stellt, funktioniert etwas nicht. Und das Resultat darf nicht 0,74 lauten, es darf keine abstrakten Resultate geben sondern Erlebnisse: ein sich kräuselndes Wasser sein, eine fliegende Metallkugel, eine aufsteigende Wolke, ein heller Blitz…

Caixa scheint für ihre Projekte historische Industrie-Bauten zu bevorzugen, und macht sich dadurch auch Verdienste um die historische Architektur. Der Aufwand, der getrieben wird, ist enorm. Das Caixa Forum, ebenfalls in Barcelona, am Fuße des Hausberges gelegen, von dem das gewaltige Nationalmuseum Katalanischer Kunst herab einschüchtert, nutz eine aufgelassene Textilfabrik, die eine für Barcelona typische historistisch-synkretistische Architektur hat mit eigenem Reiz. Hier geht es nur um Kunst, von avantgardistischen Ausstellungsexperimenten bis zu kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen in Kooperation mit großen Museen. Hier gibt es entsprechende und ansprechende Räume für unterschiedlichste Ausstellungsformate und für Veranstaltungen. Ich habe hier eindrucksvolle, interessant gestaltete Ausstellungen gesehen und die neue Erschliessung des Komplexes mit direktem Zugang zur Metro, neue Räume für Empfang, Gastronomie usw. machen diesen Komplex zu einem angenehmen Aufenthaltsort.

Auf der Webseite der Caixa ist den Namen der Institutionen wie ein Namensteil „Obra social“ vorangestellt, wörtlich „soziales/gesellschaftliches Werk“. Die unübersehbar breite und diversifizierte Aktivität der Caixa geht weit in den Sozialbereich hinein oder verbindet Sozialpolitisches mit Kulturellem. Mit ihrer Stiftung, der weltweit größten im Kulturbereich, agiert die Caixa wie ein Sozialstaat. New brave world, Zukunft kapitalistischen Politikersatzes und oder eine beachtliche private Verantwortung?

Objet trouvée. Der Bus, in dem Rosa Parks saß...

Der Bus Nr. 2857, in dem Rosa Parks festgenommen wurde. Henry Ford Museum, Detroit. Vgl. vorhergehenden Post "Rosa Parks"

Wie es gewesen ist (Figurinen 23)

"Rosa Parks". National Civil Rights Museum. Memphis, USA (Vg. auch folgenden Post "Bus, in dem Rosa Parks gesessen ist")
Rosa Parks wohnte in Montgomery, wo es eine scharfe Rasentrennungspolitik gab. So gab es z. B. Schulen, Parkbänke oder Aufzüge „Whites only“ und „Coloreds only“. Die Busse waren ebenfalls getrennt, allerdings nicht vollständig. Es waren vorne vier Reihen für Weiße reserviert, die oft leer blieben, aber von den afroamerikanischen Passagieren nicht benutzt werden durften. Der hintere Teil, der für sie reserviert war, war meist überfüllt. Außerdem gab es einen mittleren Abschnitt, den schwarze Personen benutzen durften, allerdings war eine komplette Reihe zu räumen, sobald auch nur ein weißer Passagier in dieser Reihe sitzen wollte - um die Trennung aufrechtzuerhalten.
Am 1. Dezember 1955 trat genau dieser Fall ein. Ein weißer Fahrgast verlangte die Räumung der reservierten Sitzreihe, in der sich Parks befand. Die übrigen Personen machten den Platz frei, doch die damals 42-Jährige weigerte sich, da sie nicht die übrige Fahrt hindurch stehen wollte. Der Busfahrer James Blake rief daraufhin die Polizei und bestand auf ihrer Verhaftung. So wurde Parks wegen Störung der öffentlichen Ruhe verhaftet, angeklagt und zu einer Strafe von 10 Dollar und 4 Dollar Gerichtskosten verurteilt.
Teilweise als Antwort auf ihre Verhaftung organisierte Martin Luther King, zu diesem Zeitpunkt ein relativ unbekannter Baptistenprediger, mit seiner Montgomery Improvement Association den Montgomery Bus Boycott, der später die Behörden dazu zwang, die Rassentrennung innerhalb von Bussen und Zügen aufzuheben, und der als Auslöser vieler anderer Proteste der Bürgerrechtsbewegung in Amerika gilt.
Das National Civil Rights Museum ist in dem Hotel eingerichtet worden, auf dessen Balkon Martin Luther King erschossen wurde.