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Ed Ruscha: Das Los Angeles County Museum on Fire. 1965–68, Oil on canvas. 53 1/2 x 133 1/2 in. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institution, Washington, D.C., Gift of Joseph H. Hirshhorn |
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The
Los Angeles County Museum on Fire, 1965–68, Ed Ruscha. Oil on canvas.
53 1/2 x 133 1/2 in. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian
Institution, Washington, D.C., Gift of Joseph H. Hirshhorn, 1972. - See
more at:
http://blogs.getty.edu/pacificstandardtime/explore-the-era/worksofart/the-los-angeles-county-museum-on-fire/#sthash.fU8xEjkd.dpuf
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The
Los Angeles County Museum on Fire, 1965–68, Ed Ruscha. Oil on canvas.
53 1/2 x 133 1/2 in. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian
Institution, Washington, D.C., Gift of Joseph H. Hirshhorn, 1972. - See
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http://blogs.getty.edu/pacificstandardtime/explore-the-era/worksofart/the-los-angeles-county-museum-on-fire/#sthash.fU8xEjkd.dpuf
Das Museum brennt. Wenn man das Bild (oder das Museum) schon mal gesehen hat, kann man sich erinnern, daß es das Los Angeles County Museum ist. Aber vielleicht kommt es darauf gar nicht so an.
Ruscha hat ja kein Katastrophen- oder Historienbild gemalt. Weder wurde das Museum Opfer eines Missgeschicks oder Unfalls, noch hat jemand es in Brand gesetzt.
Er, der Künstler, legt Feuer ans Museum.
Und er ist nicht der erste, der die Idee hatte, aber vielleicht der erste, der sie umsetzte, wenngleich nur ästhetisch. Verbale Angriffe auf das Museum, aggressive Äußerungen bis hin zum Wunsch es anzuzünden gibt es nachweislich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. 1871 wäre aus den Phantasien fast Realität geworden. Eine Brandlegung im Louvre während der Commune wurde verhindert, aber das anschließende Tuilerienschloß brannte tatsächlich ab, so gründlich, daß es abgebrochen werden musste.
Vermutlich galt der Anschalg auf den Louvre gar nicht in erster Linie dem Museum sondern seiner historischen Bedeutung als Herrschaftssitz und seiner Aktualisierung als Residenz des Kaisers.
Warum die Aggression gen das Museum als Institution? Für nicht wenige Künstler waren (und sind) Museen Totenhäuser einer verstaubten Tradition, und was Sammlungen jahrhundertelang für sie waren, Ausbildungs- und Inspirationsstätten, waren sie kaum noch, stattdessen wurden sie verantwortlich gemacht für das Verschwinden der Kunst aus der Lebenspraxis. Nicht nur im Museum wurde sie museal. Und außerdem bildete der Kanon der großen, der bewunderten Kunst eine Last, die schwer abzuschütteln war.
In einer Äußerung zu seinem Bild spricht denn auch Ruscha von der Autorität des Museums als etwas Negativem. Seine Autorität zurückzuweisen, läuft auf eine Zurückweisung der herrschenden Kultur hinaus. Diesen Generalverdacht hegten Künstler immer wieder und forderten seine Abschaffung und Zerstörung, wie die italienischen Futuristen, oder machten es lächerlich wie Chris Burden, der die Frage nach dem Sinn des Museums beantwortete: Should the rain keep off.
Das Los Angeles County Museum ist eines der größten Museen der USA, ein komplexes Museum mit großen Sammlungen vieler, nicht nur der europäischen Kulturen. Schon 1910 ist es entstanden, als Naturmuseum. Auf dem Bild ist der Bau zu sehen, der in den 60er-Jahren entstand, inzwischen ist das Museum wesentlich größer geworden und bildet fast so etwas wie einen Stadtteil. Die Gebäude von damals sind genau wiedergegeben, aus einer Aufsicht, die Ruscha möglicherweise nach einer Fotografie malte (eine zeitgenössische Ansichtsakarte gibt ziemlich genau diesen Blickwinkel und -ausschnitt wieder).
Aber authentisch ist die Ansicht nicht. Nicht nur daß die Gebäude in einer Vereinfachung gemalt sind, die sie wie Modelle ihrer selbst erscheinen läßt, schon damals lagen sie in einem Park und in einem zwar lockeren aber den Gebäuden naherückenden urbanen Umfeld. Nichts davon sieht man hier. Keine Stadt, kein Los Angeles, selbst das was Ruscha uns im Gespräch als sorgfältig getrimmten Rasen versuchsweise wahrzunehmen anbietet, ist ein diffuser in einem unbestimmten Nirgendwo übergehender Farbraum. Das Museum erscheint ganz isoliert, ohne Verortung. Welche Tageszeit ist es? Welche Jahreszeit ist es? Auch das ist unbestimmt. Und etwas fehlt gänzlich: Menschen. Passanten, Besucher. So als ob das Museum schon preisgegeben worden wäre und nun auch noch abbrennt.
Zeitlosigkeit ist etwas, was wir mit Museen assoziieren, aber positiv, wenn auch ambivalent. Das Museum entzieht die Objekte der Zeit, d.h. in materieller Hinsicht ihrem Verbrauch, Verschleiß oder Verfall. Und: das Museum sammelt in einen offenen, unbestimmten Zeithorizont hinein.
Ist das hier gemeint? Ich denke eher nicht. Die Ort- und Zeitlosigkeit hier, im Bild, ist etwas unheimlich, beklemmend. Das Museumsbild vermittel etwas Totes in einem umfassenden Sinn. Ist es also eine Art Allegorie auf das Museum als Mausoleum?
Ed Ruscha hat in einem Interview, in dem er einige Sätze zum Bild fallen läßt, etwas gesagt, was mich auf die Idee gebracht hat, eine zum Befund des Musealen, also Abgestorbenen konträre Lesart zu versuchen. Es raucht heftig aus dem Dach oder Innehof des einen Gebäudes und die Flammen scheinen so mächtig, als wäre Rettung nicht mehr denkbar. Aber seltsamerweise ist das Gebäude noch vollkommen intakt, nicht ruinös, wie es ein anderer, verbreiteter Topos der Museumsadarstellung (von Hubert Robert bis Komar und Melamid) zeigt. Vieleicht gehts nicht (nur) um die Darstellung eines Brandes, sondern eines Feuers. Es ist das einzig Lebendige im Bild, das einzige, was Zeitlichkeit vermittelt. Es wird sich ausbreiten oder ermatten, es wird das Gebäude beschädigen oder vollkommen vernichten...
Ich weiß, es ist weit hergeholt, aber diese eigentümliche Leere und Abgestorbenheit der Architektur gibt es in der revolutionsklassizistischen Architektur (des späten 18.Jahrhunderts, in Frankreich. Ich argumentiere keineswegs, daß dies ein Modell für Ruscha war), und da gelegentlich auch mit gespenstischen (Opfer)Feuern, Brandaltären oder sehr profanen Schloten für Fabriken, freilich nicht rund und hoch, sondern in Form von Pyramiden.
Wie in den Ruinenbildern, wo die Natur über das zivilisatorischen Menschenwerk siegt, aber die Ruine weiter Zeugnis der einstigen Größe und Kultur ablegt, so könnte man das Feuer hier auch als einen Triumph über die aufgestapelte Zeit und versanmmelte Kultur verstehen. Allerdings: triumphal ist das Bild nicht. Ed Ruscha hat zwar nach den Zündhölzern gegriffen, aber es beim Bild belassen, also beim Erstarren, bei dem offen bleiben muß, ob das Museum wirklich zerstörbar ist. Das Bild als Provokation? Sagen wir so: als jedenfalls ambivalente, manchen Museumsliebhaber nervös machende, den pedantischen Museologen irritierende, vielleicht auch ironische Versuchsanordnung.