Apartheid Museum Johannesburg. - Der Text spielt auf die vermutlich ältesten, jedenfalls bei weitestem ergiebigsten Fundstätten hominider Fossilien auf dem Gebiet des heutigen Spüdafrika an. |
Dienstag, 3. April 2012
Ausschluß? Einschluß? (Texte im Museum 269)
Montag, 2. April 2012
Die Annenstraße im Stadtmuseum
Unlängst habe ich im Grazer Stadtmuseum Mutter Theresa getroffen. War ein bisschen überraschend. Aber noch überraschender war, daß sie af einem Kanaldeckel festgeschraubt oder -geschweißt war. Damit sie nicht umfällt. Ich glaube, es war Bronze, aus der man sie lebensgroß gebildhauert und akkurat bemalt hatte. Ein wenig abgenutzt sah sie aus. Das kommt vielleicht vom ständigen Hin- und Herschleppen. Denn die metallene Heilige ist in Graz auf Wanderschaft und soll dem Wunsch einer Gruppe albanisch sprechender Immigranten folgend möglichst im Zentrum aufgestellt werden. Warum nicht. Da steht ja auch schon Erzherzog Johann.
Das hätte sie ja nun geschafft, schließlich liegt das Stadtmuseum in der Sporgasse und zentraler geht fast nicht. Aber hier hat sie Asyl nur auf Zeit, denn man darf nicht erwarten, daß das Stadtmuseum sie ankauft und vor die Tür stellt, in die Sporgasse.
In naher Nachbarschaft zur Mutter Theresa türmten sich Karteikästen, eye catcher einer Stadtteilinitiative, bei der, wenn ichs recht verstanden habe, alles passieren darf, wenn es nur auf der Idee des Tausches beruht, Tausch von Ideen, Dingen, Dienstleistungen, Räumen, was auch immer. Motto: "Teilen schafft Überfluß". In den Schubladen purzelten, wenn sie nicht leer waren, Playmobilmännchen rum.
In unmittelbarer museumsräumlicher Benachbartheit dokumentierte eine Lehrer-Schüler-Initiative eine mit großem und phantasivollem Aufwand betriebene Kampagne gegen eine gefährliche Verkehrssituation vor ihrer Schule. Autos gegen Schüler, keine Chance. Bis jetzt hat der Verkehr gesiegt. Sie werden weitermalen, -fotografieren, -ausstellen, was auch immer.
Ein Verein, der Migrantinnen mit Deutsch- und Bildungskursen hilft, zeigt Dinge, die unter dem oft Wenigen, was Flüchtlinge mitnehmen konnten, ihren Besitzerinnen besonders wertvoll sind.
Das Theater im Bahnhof unterlegt ein gesprochenes Tagebuch mit einem Videoloop mit den Abbrucharbeiten, die das Theater zum erneuten Umzug gezwungen haben. Ein Schaufelbagger müht sich redlich, einen Baum umzureissen und in Stücken zu verstauen. Angewandte Immobilienkunde.
Die Stadtbibliothek stellt in einem Regal Lesestoff bereit. Zum Annenviertel.
"Annenviertel", das ist die Überschrift, die alles, was ich bisher aufgezählt habe, zusammenhält.
Es geht um ein Quartier in Graz, dem Veränderungen bevorstehen. Die Annenstraße soll 'aufgewertet' werden, umgebaut, verschönert, nutzbarer. Die Annenstraße ist eine nahezu schnurgerade Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem (Alt)Stadtzentrum, viel befahren, von Autos, von Straßenbahnen. Der Autoverkehr wird kurz vor dem Stadtzentrum, das fast ganz für Autos gesperrt ist, abgelenkt, um das historische Zentrum herum. Dort wird flaniert ud konsumiert. In der Annenstraße eher nicht. Dort ist man nur, wenn man aus einem bestimmten Geschäft etwas braucht. Oder ins Kino will. Etwa in der Mitte der Straße liegt eins der Großkinos von Graz.
Sehenswürdigkeiten gibts hier keine, ein Hotel, die Arbeiterkammer, Banken, das erwähnte Kino, vermutlich der frequentierteste Punkt an der Straße, Supermärkte, sonst viel Kleingewerbe, Cafés.
Das Annenviertel ist ein 'minderer' Stadtteil von Graz, vom besseren, der Altstadt durch die Mur getrennt.
An vielen Geschäftsauslagen kleben Infos zur Aufgabe des Geschäfts. Das geht schon länger so, jetzt scheint es mir stärker geworden zu sein - vielleicht schon ein Effekt der künftigen 'Sanierung'? Nein, versichert man mir.
Das Stadtmuseum sagt auf seiner Webseite: "An der Ausstellung (…) nehmen Initiativen und Organisationen aus dem Annenviertel teil, die hartnäckig an Visionen des guten Zusammenlebens, der Stärkung von Eigenverantwortung, des Mitspracherechts der Menschen im Viertel und der freien Nutzung des öffentlichen Raums arbeiten. Zahlreiche künstlerische Beiträge eröffnen darüber hinaus alternative Sichtweisen auf das Annenviertel."
Die Ausstellung überrascht. Man bekommt Räume, Menschen, Tätigkeiten zusehen, die dem Flaneur verborgen bleiben. Hinterhäuser, wie absichtlich versteckte Läden, Geschäfte und Dienstleistungen, die man nie zu brauchen glaubt oder von denen man nicht vermutet, daß es sie überhaupt gibt.
Öffentlich / Nichtöffentlich.
Und darum geht es ja auch. Öffentlichkeit herzustellen, der nicht unbedingt ist und nicht sichtbar sein muss. Da wäre zum Beispiel Radio Helsinki, einst ein 'Schwarzsender', jetzt ein offenbar ziemlich basisdemokratisches Stadtradio. Ein riesiges Farbfoto zeigt eine ziemlich große bunte Gruppe - die 'RadiomacherInnen'. Da geht gegen die veranstaltete staatliche oder privatisierte Stadtöffentlichkeit. Wir machen das jetzt mal selber. Jeder kann kommen und etwas vorschlagen und mitmachen.
Im Erdgeschoss des Museums erinnert uns erst mal eine Installation an die vielfältigen Gebrauchsweisen des öffentlichen Raums: Spielen, Essen, Rumsitzen, Handeln, Sporteln, Reden, Malen, Demonstrieren, Ankündigen, Kochen und und und.
Vieles davon ist verschwunden, geduldet, verboten, wenig davon findet auf der Straße statt.
Man kann rasch mal durchgehen, was in einer Annenstraße alles nicht möglich ist. Z.B. dürfte man dort keine Heilige Theresa aufstellen, nicht Langlaufen wenn Schnee liegt, keine chinesische Garküche betreiben, nicht Fußballspielen (fällt mir ein, weil das mal mit Freunden und italienischen Ragazzi vor Jahren am Hauptplatz in Bologna, vor San Petronio, gemacht habe, und keiner hat uns gestört. Doch. Ein Straßenkehrer, aber auch das nur kurz).
Betteln darf man auch nicht. Das darf man in Graz seit einiger Zeit sowieso nicht, nicht nur hier.
Wo sich Öffentlichkeit im Stadtraum auffallend bildet, geht es praktisch immer um veranstaltete und kommerzialisierte Öffentlichkeit. Firmen, Medien machen Events, Weihnachtsmärkte, Ostermärkte sind erweiterte Geschäftsmeilen, Marathons haben Großsponsoren usw.
'Staatlich' unerwünschte Öffentlichkeit wird mit symbolischer und faktischer Gewalt behindert oder verdrängt. Bettler sollen hier nicht vorkommen dürfen. Und sogenannte Punkts auf den Treppen der Erzherzog-Johann-Statue, das soll auch nicht sein dürfen. Sagt der Bürgermeister der Stadt.
Gentrifizierung
Also, sage ich mir, ist das Museum jetzt auch mal ein öffentlicher Raum und das ist so ziemlich das beste, was ein (Stad)Museum machen kann. Gut. Es sieht hier ein wenig nach Bastelstunde im Seniorenheim, nach Volkshochschule und Pfarrflohmarkt aus. Aber es ermöglicht den verschiedenen Initiativen sich über ihre Community hinaus sichtbar zu machen, für sich zu werben, über ihr Tun zu informieren.
Aber etwas fehlt. Und das hat mich dann doch gewundert. Die Stadt. Von ihr geht doch die Planung zur Erneuerung des Annenviertels aus, also warum hat die Stadt nicht auch einen Infostand? Damit fehlt eine wichtige Information: was für Pläne gibt es? Und: sind die diversen Initiativen, die man kennenlernt, damit befasst, gibt es Mitsprache, Mitwirkung, echte Partizipation, also eine, wo die Machtfrage gestellt wird?
Davon leider nichts.
Es war Sonntag. Ich bin durch die Annenstraße spaziert und sie war fast leer und döste traumlos vor sich hin.
Man wird sehen, was mit ihr passiert.
An dem Tag war sie für mich eine Großausstellung mit den unglaublichsten Ausstellungs-, pardon: Auslagengestaltungen. Hier gibts noch Arrangements fast aus der Steinzeit der Auslagenwerbung.
Kurzum: Es lohnt sich, nicht immer nur ins Museum zu gehen.
Das hätte sie ja nun geschafft, schließlich liegt das Stadtmuseum in der Sporgasse und zentraler geht fast nicht. Aber hier hat sie Asyl nur auf Zeit, denn man darf nicht erwarten, daß das Stadtmuseum sie ankauft und vor die Tür stellt, in die Sporgasse.
In naher Nachbarschaft zur Mutter Theresa türmten sich Karteikästen, eye catcher einer Stadtteilinitiative, bei der, wenn ichs recht verstanden habe, alles passieren darf, wenn es nur auf der Idee des Tausches beruht, Tausch von Ideen, Dingen, Dienstleistungen, Räumen, was auch immer. Motto: "Teilen schafft Überfluß". In den Schubladen purzelten, wenn sie nicht leer waren, Playmobilmännchen rum.
In unmittelbarer museumsräumlicher Benachbartheit dokumentierte eine Lehrer-Schüler-Initiative eine mit großem und phantasivollem Aufwand betriebene Kampagne gegen eine gefährliche Verkehrssituation vor ihrer Schule. Autos gegen Schüler, keine Chance. Bis jetzt hat der Verkehr gesiegt. Sie werden weitermalen, -fotografieren, -ausstellen, was auch immer.
Ein Verein, der Migrantinnen mit Deutsch- und Bildungskursen hilft, zeigt Dinge, die unter dem oft Wenigen, was Flüchtlinge mitnehmen konnten, ihren Besitzerinnen besonders wertvoll sind.
Das Theater im Bahnhof unterlegt ein gesprochenes Tagebuch mit einem Videoloop mit den Abbrucharbeiten, die das Theater zum erneuten Umzug gezwungen haben. Ein Schaufelbagger müht sich redlich, einen Baum umzureissen und in Stücken zu verstauen. Angewandte Immobilienkunde.
Die Stadtbibliothek stellt in einem Regal Lesestoff bereit. Zum Annenviertel.
"Annenviertel", das ist die Überschrift, die alles, was ich bisher aufgezählt habe, zusammenhält.
Es geht um ein Quartier in Graz, dem Veränderungen bevorstehen. Die Annenstraße soll 'aufgewertet' werden, umgebaut, verschönert, nutzbarer. Die Annenstraße ist eine nahezu schnurgerade Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem (Alt)Stadtzentrum, viel befahren, von Autos, von Straßenbahnen. Der Autoverkehr wird kurz vor dem Stadtzentrum, das fast ganz für Autos gesperrt ist, abgelenkt, um das historische Zentrum herum. Dort wird flaniert ud konsumiert. In der Annenstraße eher nicht. Dort ist man nur, wenn man aus einem bestimmten Geschäft etwas braucht. Oder ins Kino will. Etwa in der Mitte der Straße liegt eins der Großkinos von Graz.
Sehenswürdigkeiten gibts hier keine, ein Hotel, die Arbeiterkammer, Banken, das erwähnte Kino, vermutlich der frequentierteste Punkt an der Straße, Supermärkte, sonst viel Kleingewerbe, Cafés.
Das Annenviertel ist ein 'minderer' Stadtteil von Graz, vom besseren, der Altstadt durch die Mur getrennt.
An vielen Geschäftsauslagen kleben Infos zur Aufgabe des Geschäfts. Das geht schon länger so, jetzt scheint es mir stärker geworden zu sein - vielleicht schon ein Effekt der künftigen 'Sanierung'? Nein, versichert man mir.
Das Stadtmuseum sagt auf seiner Webseite: "An der Ausstellung (…) nehmen Initiativen und Organisationen aus dem Annenviertel teil, die hartnäckig an Visionen des guten Zusammenlebens, der Stärkung von Eigenverantwortung, des Mitspracherechts der Menschen im Viertel und der freien Nutzung des öffentlichen Raums arbeiten. Zahlreiche künstlerische Beiträge eröffnen darüber hinaus alternative Sichtweisen auf das Annenviertel."
Die Ausstellung überrascht. Man bekommt Räume, Menschen, Tätigkeiten zusehen, die dem Flaneur verborgen bleiben. Hinterhäuser, wie absichtlich versteckte Läden, Geschäfte und Dienstleistungen, die man nie zu brauchen glaubt oder von denen man nicht vermutet, daß es sie überhaupt gibt.
Öffentlich / Nichtöffentlich.
Und darum geht es ja auch. Öffentlichkeit herzustellen, der nicht unbedingt ist und nicht sichtbar sein muss. Da wäre zum Beispiel Radio Helsinki, einst ein 'Schwarzsender', jetzt ein offenbar ziemlich basisdemokratisches Stadtradio. Ein riesiges Farbfoto zeigt eine ziemlich große bunte Gruppe - die 'RadiomacherInnen'. Da geht gegen die veranstaltete staatliche oder privatisierte Stadtöffentlichkeit. Wir machen das jetzt mal selber. Jeder kann kommen und etwas vorschlagen und mitmachen.
Im Erdgeschoss des Museums erinnert uns erst mal eine Installation an die vielfältigen Gebrauchsweisen des öffentlichen Raums: Spielen, Essen, Rumsitzen, Handeln, Sporteln, Reden, Malen, Demonstrieren, Ankündigen, Kochen und und und.
Vieles davon ist verschwunden, geduldet, verboten, wenig davon findet auf der Straße statt.
Man kann rasch mal durchgehen, was in einer Annenstraße alles nicht möglich ist. Z.B. dürfte man dort keine Heilige Theresa aufstellen, nicht Langlaufen wenn Schnee liegt, keine chinesische Garküche betreiben, nicht Fußballspielen (fällt mir ein, weil das mal mit Freunden und italienischen Ragazzi vor Jahren am Hauptplatz in Bologna, vor San Petronio, gemacht habe, und keiner hat uns gestört. Doch. Ein Straßenkehrer, aber auch das nur kurz).
Betteln darf man auch nicht. Das darf man in Graz seit einiger Zeit sowieso nicht, nicht nur hier.
Wo sich Öffentlichkeit im Stadtraum auffallend bildet, geht es praktisch immer um veranstaltete und kommerzialisierte Öffentlichkeit. Firmen, Medien machen Events, Weihnachtsmärkte, Ostermärkte sind erweiterte Geschäftsmeilen, Marathons haben Großsponsoren usw.
'Staatlich' unerwünschte Öffentlichkeit wird mit symbolischer und faktischer Gewalt behindert oder verdrängt. Bettler sollen hier nicht vorkommen dürfen. Und sogenannte Punkts auf den Treppen der Erzherzog-Johann-Statue, das soll auch nicht sein dürfen. Sagt der Bürgermeister der Stadt.
Gentrifizierung
Also, sage ich mir, ist das Museum jetzt auch mal ein öffentlicher Raum und das ist so ziemlich das beste, was ein (Stad)Museum machen kann. Gut. Es sieht hier ein wenig nach Bastelstunde im Seniorenheim, nach Volkshochschule und Pfarrflohmarkt aus. Aber es ermöglicht den verschiedenen Initiativen sich über ihre Community hinaus sichtbar zu machen, für sich zu werben, über ihr Tun zu informieren.
Aber etwas fehlt. Und das hat mich dann doch gewundert. Die Stadt. Von ihr geht doch die Planung zur Erneuerung des Annenviertels aus, also warum hat die Stadt nicht auch einen Infostand? Damit fehlt eine wichtige Information: was für Pläne gibt es? Und: sind die diversen Initiativen, die man kennenlernt, damit befasst, gibt es Mitsprache, Mitwirkung, echte Partizipation, also eine, wo die Machtfrage gestellt wird?
Davon leider nichts.
Es war Sonntag. Ich bin durch die Annenstraße spaziert und sie war fast leer und döste traumlos vor sich hin.
Man wird sehen, was mit ihr passiert.
An dem Tag war sie für mich eine Großausstellung mit den unglaublichsten Ausstellungs-, pardon: Auslagengestaltungen. Hier gibts noch Arrangements fast aus der Steinzeit der Auslagenwerbung.
Kurzum: Es lohnt sich, nicht immer nur ins Museum zu gehen.
Sonntag, 1. April 2012
Unsere Ahnen
Samstag, 31. März 2012
Entrée (61) im 18. Jahrhundert
Ein Museum - District Six Museum
District Six - Museum. Kapstadt. Südafrika. - „District Six was named the Sixth Municipal District of Cape Town in 1867. Originally established as a mixed community of freed slaves, merchants, artisans, labourers and immigrants, District Six was a vibrant centre with close links to the city and the port. By the beginning of the twentieth century, however, the process of removals and marginalisation had begun. The first to be 'resettled' were black South Africans, forcibly displaced from the District in 1901. As the more prosperous moved away to the suburbs, the area became a neglected ward of Cape Town. In 1966 it was declared a white area under the Group Areas Act of 1950, and by 1982, the life of the community was over. 60 000 people were forcibly removed to barren outlying areas aptly known as the Cape Flats, and their houses in District Six were flattened by bulldozers. The District Six Museum, established in December 1994, works with the memories of these experiences and with the history of forced removals more generally.“
Freitag, 30. März 2012
Museumsdefinitionen. Das Beispiel Südafrika
Die verbreitetste aller Museumsdefinitionen ist die der Interantionalen Museumsorganisation ICOM. Wo immer jemand in der Verlegenheit ist, sagen zu müssen, kann er auf diese Definition zurückgreifen.
Aber ist es eine Definition?
Wiewohl ICOM als weltweiter Museumsverabnd eine Art Monoplstellunmg hat, so hat dennoch die Definition die einer Art standespolitischer Grenzziehung. Die kanppen Zeilen dien sowohl dazu, die Gemeinsamkeit der Mitglieder auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen, als auch genügend trennscharf zu sein, um es ICOM zu ermöglichen, darüber zu entscheiden, wen der Verband überhaupt vertritt, wen er aufnimmt und wie er sich von anderen, ähnlichen Organisationen abgrenzt.
Das nicht geringe Unglück liegt also darin, diese organisationssoziologisch nachvollziehbare Definition auch überall dort heranzuziehen, wo es um eine strategische, inhaltliche oder historische Bestimmung dessen geht, was ein Museum ist oder sein soll. Dort erweisen sich die wenigen Zeilen aber als ziemlich zahnlos und kaum mehr als eine Aufzählung von Funktionen.
Was in museologischen Debatten der letzten Jahrzehnten zum Begriff vom Museum beigetragen wurde, geht da nicht ein. Und so hat sich ICOM ja auch zu einer Revision der Definition entschlossen, deren vorgängige Debatte (als Buch dokumentiert) interessant, dessen Ergebnis aber karg (einige winzige Änderungen) ist.
Mir ist eben eine Definition untergekommen, die ich signifikant abweichend finde, die der South African Museums Assoiciation, die sie - zusammen mit der ICOM-Definition - auf ihrer Webseite präasentiert.
Ich stelle sie hier neben der ICOM Definitiuon und der der UK Museums Association in den Post:
Man könnte allein mit diesen drei Definitionen (es gibt natürlich ungleich mehr, auch hochinteressante historische) ein kleines Seminar abhalten und z.B. den Grad der Passivität der drei Definitionen vergleichen, etwa festgemacht am Unterschied von 'service', 'enable' und 'accountable', oder die Art und weise untersuchen, wie die Beziehung zwischen Museum und Gesellschaft in die jeweilige Definition eingeht. ICOM sieht z.B. die aktiven Momente (education etwa) ganz auf der Seite des Museums, während die englische Definition mit 'enable' und 'explore' den Besucher und Nutzer des Museums weitaus ernster nimmt. Da ist die Definition aus Südafrika zwar wieder zurückhaltender, dafür wird die Beziehung sehr umfassend, stark und reflexiv bestimmt. Nirgendwo wird so nachdrücklich das Museum als Werkzeug einer kollektiven Verortung und Vergewisserung angesprochen. Verantwortung wird allein in der Definition der SAMA genannt und eingefordert. (Und es gäbe natürlich noch viel mehr anzumerken.)
Wahrscheinlich, so denke ich mir, hat das mit der Entwicklung und Funktion südafrikanischer Museen nach der Apartheid zu tun. Wenn man einzelene Museumsprojekte näher ansieht oder Mission Statements einschlägiger Stiftungen und Projekte, wird klar, wie sehr hier eine politische und erzieherische Verantwortung regiert. Wahrscheinlich gibt es derzeit kein anderes Land, wo Museen entstanden sind, die mit solchem Nachdruck als Medien der Selbstverständigung konzipiert sind. Die traumatischen historischen Ereignisse (an denen Südafrika überreich ist), der Rassismus und seine Überwindung, die militante Politik der Apartheid und vieles andere mehr, werden zu Museumsthemen. Aber nicht als Stoff distanzierender und befriedender Betrachtung, sondern als soziale und demokratische Räume der diversen Communities. Ich kenne kaum vergleichbare Beispiele für Museen, die man mitten in die Elendsviertel, die durch die Segregationspolitik der Apartheid geschaffen wurden,gesetzt hat. Museen, die als Orte, Werkzeuge, Medien der Communities gedacht sind.
Ich breche hier ab. Die seriöse Darstellung dessen, was in Südafrika an Museumspolitik hochinteressant ist, sprengt den Rahmen meines kleinen Hinweises. Die Definition zeigt, wie sehr ein politisches Verständnis vom Museum, sein Verständnis prägt und das, was man ihm abverlangt.
Aber ist es eine Definition?
Wiewohl ICOM als weltweiter Museumsverabnd eine Art Monoplstellunmg hat, so hat dennoch die Definition die einer Art standespolitischer Grenzziehung. Die kanppen Zeilen dien sowohl dazu, die Gemeinsamkeit der Mitglieder auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen, als auch genügend trennscharf zu sein, um es ICOM zu ermöglichen, darüber zu entscheiden, wen der Verband überhaupt vertritt, wen er aufnimmt und wie er sich von anderen, ähnlichen Organisationen abgrenzt.
Das nicht geringe Unglück liegt also darin, diese organisationssoziologisch nachvollziehbare Definition auch überall dort heranzuziehen, wo es um eine strategische, inhaltliche oder historische Bestimmung dessen geht, was ein Museum ist oder sein soll. Dort erweisen sich die wenigen Zeilen aber als ziemlich zahnlos und kaum mehr als eine Aufzählung von Funktionen.
Was in museologischen Debatten der letzten Jahrzehnten zum Begriff vom Museum beigetragen wurde, geht da nicht ein. Und so hat sich ICOM ja auch zu einer Revision der Definition entschlossen, deren vorgängige Debatte (als Buch dokumentiert) interessant, dessen Ergebnis aber karg (einige winzige Änderungen) ist.
Mir ist eben eine Definition untergekommen, die ich signifikant abweichend finde, die der South African Museums Assoiciation, die sie - zusammen mit der ICOM-Definition - auf ihrer Webseite präasentiert.
Ich stelle sie hier neben der ICOM Definitiuon und der der UK Museums Association in den Post:
ICOM
A museum is a non-profit, permanent institution in the service of society and its development, open to the public, which acquires, conserves, researches, communicates and exhibits the tangible and intangible heritage of humanity and its environment for the purposes of education, study and enjoyment.
The UK Museums Association
Museums enable people to explore collections for inspiration, learning and enjoyment. They are institutions that collect, safeguard and make accessible artifacts and specimens, which they hold in trust for society.
South African Museums Association
Museums are dynamic and accountable public institutions which both shape and manifest the conciousness, identities and understanding of communities and individuals in relation to their natural, historical and cultural environments, through collection, documentation, conservation, research and education programmes that are responsive to the needs of society.
Man könnte allein mit diesen drei Definitionen (es gibt natürlich ungleich mehr, auch hochinteressante historische) ein kleines Seminar abhalten und z.B. den Grad der Passivität der drei Definitionen vergleichen, etwa festgemacht am Unterschied von 'service', 'enable' und 'accountable', oder die Art und weise untersuchen, wie die Beziehung zwischen Museum und Gesellschaft in die jeweilige Definition eingeht. ICOM sieht z.B. die aktiven Momente (education etwa) ganz auf der Seite des Museums, während die englische Definition mit 'enable' und 'explore' den Besucher und Nutzer des Museums weitaus ernster nimmt. Da ist die Definition aus Südafrika zwar wieder zurückhaltender, dafür wird die Beziehung sehr umfassend, stark und reflexiv bestimmt. Nirgendwo wird so nachdrücklich das Museum als Werkzeug einer kollektiven Verortung und Vergewisserung angesprochen. Verantwortung wird allein in der Definition der SAMA genannt und eingefordert. (Und es gäbe natürlich noch viel mehr anzumerken.)
Wahrscheinlich, so denke ich mir, hat das mit der Entwicklung und Funktion südafrikanischer Museen nach der Apartheid zu tun. Wenn man einzelene Museumsprojekte näher ansieht oder Mission Statements einschlägiger Stiftungen und Projekte, wird klar, wie sehr hier eine politische und erzieherische Verantwortung regiert. Wahrscheinlich gibt es derzeit kein anderes Land, wo Museen entstanden sind, die mit solchem Nachdruck als Medien der Selbstverständigung konzipiert sind. Die traumatischen historischen Ereignisse (an denen Südafrika überreich ist), der Rassismus und seine Überwindung, die militante Politik der Apartheid und vieles andere mehr, werden zu Museumsthemen. Aber nicht als Stoff distanzierender und befriedender Betrachtung, sondern als soziale und demokratische Räume der diversen Communities. Ich kenne kaum vergleichbare Beispiele für Museen, die man mitten in die Elendsviertel, die durch die Segregationspolitik der Apartheid geschaffen wurden,gesetzt hat. Museen, die als Orte, Werkzeuge, Medien der Communities gedacht sind.
Ich breche hier ab. Die seriöse Darstellung dessen, was in Südafrika an Museumspolitik hochinteressant ist, sprengt den Rahmen meines kleinen Hinweises. Die Definition zeigt, wie sehr ein politisches Verständnis vom Museum, sein Verständnis prägt und das, was man ihm abverlangt.
Donnerstag, 29. März 2012
Dienstag, 27. März 2012
Montag, 26. März 2012
"Jeder kann Ausstellungen machen!"
Fundsache. Frau Chase und ihre Gräser
Samstag, 24. März 2012
Ein Museum - Das Museum der Sechsundzwanzig Märtyrer in Nagasaki
Denkmal, Kirche und Museum. Ein christlicher Gedächtnisort Mitten in Japan |
The story of the 26 martyrs begins in the 16th century. Although he had tolerated Christianity even after the ban issued in 1587, Toyotomi Hideyoshi became suspicious of missionaries as possible agents for European intervention in Japan. Twenty-six Christians, including six foreign missionaries and three children, were arrested in Kyoto and Osaka and forced to walk through the snow to Nagasaki. After an 800km journey, they were crucified on Nishizaka hill on February 5, 1597. This was to serve as a warning to the large Christian population of Nagasaki.
In 1862, these 26 martyrs were canonized by Pope Pius IX. On the centennial of their canonization, a church, a museum and bronze monument were constructed at the site of the martyrdom. The museum displays documents and items related to the activities and struggles of the persecuted Christians.
Edict of prohibition of Christianity in Japan and offering of reward to people who give information about Priests, Brothers, Catechists, or returnees to the Christian faith. Dated 1682. |
Freitag, 16. März 2012
Wien Museum - Seine Zukunft ist geklärt
Das ist sicher die schönste politische Ankündigung, von der ich je gehört habe.
Seit mehr als zwei Jahren wird über die Zukunft des Wien Museum diskutiert, spekuliert, angekündigt, vermutet.
Jetzt ist Schluß damit. Auf einer SPÖ Klausur sprach der Wiener Bürgermeister klare (von Presseagenturen und Tageszeitungen übermittelete) Worte.
Das Wien Museum werde etwas anderes werden, als es jetzt ist, eine "Volksbildungsstätte", "im weitesten Sinn". Und:"Ich weiß nicht, wann wir das machen
können, ich weiß nicht, wo und ich weiß auch nicht, wie es ausschaut.
Aber liebe Freunde, wir werden es machen".
Abonnieren
Posts (Atom)