Freitag, 16. September 2011

Das Museum bedeutet das Ende der Totenruhe






Die Fotos stammen aus dem Allerheiligenmuseum Schaffhausen, einem typischen 'kulturgeschichtlichen' Museum, in dem es viele sehr unterschiedliche Sammlungen gibt. Vor einigen Jahren hat das Museum in einer Ausstellung und einem Buch " Im Land der Dinge. Museologische Erkundungen) (dem die Fotos entnommen sind), die 'Museologie' des eigenen Museums erforscht und sichtbar gemacht - ein bemerkenswerter Akt der Selbstreflexion der Arbeit, auch als Grundlage veränderter Ausstellungsweisen.
Wie in Schneewittchens Glassarg liegt hier ein "Ahne", allerdings an einem Platz, wo er wie in Verlegenheit oder mit Achtlosigkeit mehr abgestellt als ausgestellt erscheint. Die Präsenz des Todes, die Anwesenheit eines Toten wird gemildert durch die Sterilität und Abstraktheit der Vitrine und ihrer Umgebung, der glatten hellen und gekachelten Mauer. Wir 'vergessen', vom scheinbar wissenschaftlich-dokumentarischen Blick, den das Museum anzunehmen fordert, nicht nur unsere Ängste und Ambivalenzen 'im Angesicht des Todes', wir 'vergessen auch, wie paradox das Ausgraben und Ausstellen Toter ist. Das ist ja eine in jeder hinsicht radikale Inversion dessen, was eine Bestattung bezweckt. Das macht der Satz "Das Ende der Totenruhe" wieder sichtbar.

Mittwoch, 14. September 2011

Auf der großen Mauer (Entrée 38)


Fundsache: Napoleons Kamel


"The Musée africain de l'île d'Aix was started in 1933 by the Baron Napoléon Gourgaud, the grandson of general Gaspard Gourgaud, a companion of Napoleon on Sainte-Hélène. The museum is in two former fisherman’s houses, and mostly contains Gourgaud’s hunting trophies from his two expeditions to Africa, as well as African artifacts and a fake taxidermy of a dodo bird largely composed of chicken feathers.
The camel is said to have been brought back to France in 1801 at the end of the Egyptian campaign and then lived at the Jardin des Plantes in Paris before its death. It was displayed at the Muséum National d’Histoire Naturelle and brought to the Île d'Aix in 1932. However, many believe that its Napoleon connection was invented by Gourgaud to bring more visitors to his museum."

Fundort: Atlas Obscura, ein Blog, der unterc anderem eine bizzarre Sammlung bizzarer Museen und Sammlungen enthält.- Meine Favoriten in dieser umfangreichen Sammlung sind das Presidential Pets Museum in Williamsburg, das Oktober-Krieg-Museum in Damaskus oder die - mobile - "World's Largest Collection of The World's Smallest Versions of The World's Largest Things", das Killerwal-Museum im australischen Eden.

Text im Museum / Das Museum des Textes



Buchstabenmuseum Berlin

Mumifizierungsanleitung (Texte im Museum 229)

British Museum

Dienstag, 13. September 2011

Demokratie? (Texte im Museum 228)

Haus der Geschichte, Stuttgart

Mikroausstellung "Stuttgart"

Staatsgalerie Stuttgart (Fotos G.F.)

Im Freien (Entrée 37)


Ort gegen die Vergänglichkeit

,,Ars longa, vita brevis": Museen sind Orte und Horte gegen Vergänglichkeit, Sterblichkeit und Vergeßlichkeit. Hier, wo die Zeit stillsteht und als totgesagte oder totgeschlagene aufbewahrt und aufgebahrt liegt, segnet Kunst das Zeitliche. Auch wenn bereits die Futuristen sie als Friedhöfe, als Stätten nekrophiler Phantasie zu denunzieren trachteten, sind die Künstler und mit ihnen Muse um Muse um Muse nach wie vor begie­rig, im Museum Einlaß zu finden, um Überlebenschancen für ihr Werk zu wahren und Unsterblichkeit ihres Namens zu sichern. Mögen die Museen auch noch so ,,fortschrittlich” sich geben, sie können voran nur gehen im Rückwärtsgang, mit rückwärts-gewandtem Blick: spurensichernd. Darin liegt ihre Idee, die radikal sich nur verwirklichen läßt, wenn das schutzbedürftige Gut dem Menschen vollends entzogen wird.
Timm Ulrichs 


Capodimonte 1792 (Entrée 36)


Warum? (Texte im Museum 227)


Staub

STAUB
 
In der Vorstellung der Märchenerzähler erwacht Dornröschen nicht mit einer dicken Staubschicht bedeckt; sie haben auch nicht an die finsteren Spinnweben gedacht, die ihr rotes Haar bei der ersten Bewegung zerrissen hatte. Dabei legen sich endlos traurige Staubdecken über die menschlichen Behausungen und beschmutzen sie gleichförmig:als ginge es darum, die Dachboden und die alten Stuben für den bevorstehenden Einzug der spukenden Gespenster und der Larven herzurichten, die sich am wurmstichigen Geruch alten Staubs nähren und berauschen. Wenn sich die dicken Dienstmädchen allmorgendlich mit einem großen Staubwedel oder gar einem elektrischen Staubsaugerbewaffnen, so sind sie sich vielleicht nicht gänzlich im unklaren darüber, daß sie genauso sehr wie die positivsten Gelehrten dazu beitragen, die bösartigen Geister fernzuhalten, denen vor Sauberkeit und Logik ekelt. Eines Tages allerdings wird der Staub, der ja hartnackig ist, wahrscheinlich über die Dienstmädchen siegen und gewaltige Trümmer verlassener Bauten und menschenleerer Lagerhauser überziehen: und in dieser fernen Zeit wird nichts mehr bestehen, was uns vor den Schrecken der Nacht schützt, in deren Abwesenheit wir zu so großen Buchhaltern geworden sind ...

Georges Bataille

Mikroausstellung "Der Vergleich macht Sie unsicher"

Haim Steinbach: "Untitled (jugs, mugs) No.1, 1987

Montag, 12. September 2011

Pause / Exit

Museum of Modern Art, New York

Hausmuseum

Hausmuseum
In der Ecke eines leeren Zimmers
trage alle Gegenstände zusammen
deren du im Hause habhaft werden kannst
sei es nun Geschirr
Wäsche
Werkzeug
seien es Bücher oder sonst was
und nach und nach
eins nach dem andern
so wie dir die Dinge in die Hände kommen
hänge sie an den Wänden auf
wie das in Museen Schlössern
Zeughäusern und Kunsthallen üblich ist
Jiri Kolar

Alles Gute zum Geburststag (Entrée 35)