In den noch nicht ganz zehn Jahren, in denen ich diesen Blog betreibe, ist es erst ein Mal vorgekommen, daß Posts in kurzer Zeit derart häufig abgerufen wurden wie die beiden, die ich zur "Farce" (Kleine Zeitung) der Bestellung einer neuen Leitung des Universalmuseum Joanneum verfasst habe.
Der vom 31. Oktober hatte innerhalb von 24 Stunden mehrere hunderte "Besuche" ("Politik und Museum. Am Beispiel der "Farce" um die Bestellung einer neuen Leitung des Universalmuseum Graz", hier nachzulesen), und auch der frühere wurde weit überdurchschnittlich oft abgerufen ("Universalmuseum Joanneum Graz. "Parteienenschacher". "Farce". "Postenproporz", 22.Oktober, hier nachzulesen).
Die Statistiken, die der Blog automatisch erstellt, geben kaum Auskunft über die Zusammensetzung der "Leser", außer daß diesmal, wenig überraschend, überproportional viele aus Österreich kamen und kommen. Was die "Leser" erwarten, und wie sie reagieren, das läßt sich nicht einmal erahnen.
Gut möglich, daß auch MitarbeiterInnen des Joanneum dabei sind, denn immerhin hat das derzeit knapp an die vierhundert davon, und es sind, wie man unschwer erfahren kann viele davon betroffen, beunruhigt und auch empört.
Artikuliert wird dieser Unmut sicher nicht in der Öffentlichkeit. Einerseits verpflichten interne (fragwürdige) Regelungen MitarbeiterInnen zur Verschwiegenheit, was interne Angelegenheiten angeht. Und das selbst in diesem Fall, wo ja nichts mehr "intern", sondern durchaus öffentlich ist. Wie viele Museen auch hat auch das Joanneum eine sehr strikte hierarchisch Organisationen, der Leitung viele Möglichkeiten in die Hand gibt, interne Diskussionen zu steuern oder gar einzudämmen und im Einzelfall zu unterbinden. Ich kenne aus meiner Zeit am Joanneum einige einschlägige Vorfälle und war selbst Objekt ziemlich willkürlich-zufälliger Repression am Rande der Entlassungsdrohung.
Das Joanneum hat es ja geschafft, seine Leiterin der Personalverwaltung auf eine Weise loszuwerden (ich glaube 2010 war das), die diese selbst mir gegenüber als Mobbing bezeichnet hat. Wenn es um Machtfragen geht, lassen solche Organisationen nicht mit sich Spaßen und das hohe Risiko, den Job zu verlieren, geht niemand so schnell um idealistischer Motive willen ein.
Nein, die Belegschaft hat keine guten Karten, sich in die öffentliche Diskussion - sofern die überhaupt weitergeführt wird -, einzuschalten. Etwa in eine Diskussion, die weiterköchelt, weil die FPÖ eine Neuausschreibung der Joanneums-Leitung gefordert hat.
Eigentlich wäre es schon aus ganz praktischen Gründen hoch an der Zeit, MitarbeiterInnen an Informationen und Entscheidungen umfassend zu beteiligen, ihnen große Verantwortung zu übertragen und Loyalität über Identifikation mit gemeinsam entwickelten Zielen in kooperativen Projekten zu erzeugen und nicht durch ein repressives Klima und dann auch mal durch Zwang.
Hunderte Mitarbeiterinnen vom öffentlichen Diskurs in eigner Angelegenheit und Verantwortung nach Möglichkeit fernzuhalten, gerade dort, wo sie betroffen sind, widerspricht rechtlichen und demokratischen Grundregeln. Das ist so banal, daß ich mich fast geniere, das hinzuschreiben.
Am Österreichischen Museumstag 2017 hat eine Teilnehmerin in einem Arbeitskreis, in dem wir auf das Thema zu sprechen kamen, eine rabiate wie bedenkenswerte Formulierung gefunden: Partizipation - ein Modewort, das Museen gerne vollmundig in den Mund nehmen -, kann es nur geben, wenn es zuvor Partizipation im Museum (ich verstehe darunter weit mehr als nur gewerkschaftliche Mitbestimmung) gibt. Davon ist das Joanneum, und nicht nur das, weit entfernt.
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