Durch die Medien geistert seit Tagen eine Studie einer Unternehmensberaterfirma (Kearney), die das Verschwinden vieler Kultureinrichtungen, vor allem von Museen, vorhersagt. Die Rechnung ist einfach: prozentueller Rückgang der Zahlungen der öffentlichen Hand aufgerechnet mit erwartbarer Kostensteigerung + Feststellung eines nahezu gleichbleibenden Aufkommens aus Sponsoring = minus 10% Museen.
Meine Einschätzung ist, daß diese 'Studie' in die Reihe jener Beraterfirmen-Expertisen gehört, in denen genau jene Krankheit diagnostiziert wird, auf deren Heilung die Firma spezialisiert ist. Der Diagnose der Krise des Museums folgt das Angebot zu ihrer Behebung.
Und wie ausnahmslos immer ist der gute Rat solcher Firmen, die Ökonomisierung der Kultur weiter voranzutreiben. Kearny versteht dabei das Museum als Dienstleistungsbetrieb. Hat man dieses Bild vom Museum erst mal verfestigt, kann man ungeniert die Diversifiezierung des Angebots - ohne Rücksicht auf Ziele und Aufgaben des Museums und auf die Sinnhaftigkeit solcher Leistungen - nach Rentabilität suchen: Gastronomie, Einzelhandel, Veranstaltungsservice sind Gelegenheiten, dem Besucher mehr Geld abzunehmen, als nur einen Eintritt.
Als ob das nicht ohnehin schon versucht würde, als ob es nicht recht brauchbare Erfahrungen gäbe, zum Beispiel ab welcher Museums- und Shopgröße überhaupt Gewinne zu erzielen sind, als ob das guter Rat für die überwältigende Mehrzahl der Museen sei, die auf Grund ihrer kleinen Dimension und begrenzten Ressourcen zu solcher Erweiterung des Angebots gar nicht in der Lage sind.
Museen wären sehr schlecht beraten, wenn sie auf diesen Rat hörten. Als öffentlicher, wohlfahrtsstaatlicher Einrichtung muß auf der Finanzierung der öffentlichen Hand bestanden werden und es muß eine aktive und selbstbewußte Auseinandersetzung sowohl mit der staatlichen Zumutung zum sogenannten Sparen (das kein Sparen ist, sondern ein umschichten, ein Paradigmenwechsel in den politischen Zielen) als auch mit der Zumutung seltsamer Beratung stattfinden.
Museen sind dafür aber nicht besonders gut gerüstet, wenn sie selbst mehr und mehr dem Druck, der auf sie ausgeübt wird, dadurch zu entkommen, wenn sie Kriterien betrieblicher Effizienz und ökonomischer Bilanzierung selbst nach und nach ins Zentrum ihres Selbstverständnisses rücken.
Hier findet - nicht von außen erzwungen, sondern intern - ein schleichender Paradigmenwechsel statt, der ein tragendes Strukturelement des Museums betrifft: die staatliche treuhänderische Bereitstellung von Bildung, deren Mehrwert nicht in Geld gegengerechnet werden kann.
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