Mittwoch, 9. Oktober 2013

Organisationen zerstören, zum Beispiel Museen



Die unter dem Titel "Wie man Museen zugrunderichtet" veröffentlichten lebenshilflichen Überlegungen zur gekonnten und professionellen Zugrunderichtung von Museen zählen zu den beliebtesten in diesem Blog und hatten auch breite Resonanz - bis hin zum Beisteuern von Ideen und Wortspenden. (Hier der Beitrag)
Nun gibt es einen Text, mit dessen Hilfe man seine destruktiven Ambitionen verfeinern und vertiefen kann. Er ist zwar auf Universitäten zugeschnitten, aber die grundlegende Vergleichbarkeit von Universitäten und Museen als Expertenorganisationen erlaubt unschwer die Übertragung des "Machiavellian Guide to Destroying Public Universities in 12 Easy Steps" (hier der Link zum Text).
Weiters empfiehlt sich sehr, die "Acht Regeln für den totalen Stillstand in Unternehmen" nicht aus dem Auge zu verlieren. (hier der Link zum Video).
Viel Spaß beim Museoklasmus!



o.T. (Texte im Museum 430)


Dienstag, 8. Oktober 2013

Vom Himmel gefallen (Texte im Museum 429)


Das kleinste "Museum" der Welt...

Als "kleinste Museum der Welt" bezeichnen seine Gründer und Betreiber, Caroline Bachmann und Marcel Duchamp die "Kunsthalle Marcel Duchamp", in der sie derzeit auf der Mathildenhöhe in Darmstadt "La Broyeuse de Chocolat" (das Zitat eines Duchamp-Werkes zeigen.
Weniger emphatisch könnte man das Museum als von Duchamps "Boite" inspirierte Box, als Guckkasten, als Vogelhäuschen für Mikroobjekte, als Camera obscura bezeichnen.
Daß sich in einem solchen Minimalgehäuse eine Gruppenausstellung wohlbekannter Künstler unterbringen lässt (Meret Oppenheim, Dieter Roth, Ed Ruscha u.v.a.) erstaunt nicht, wenn man weiß, daß es sich - wiederum im Geiste der "Boite" -, um miniaturisierte Nachbildungen von Kunstobjekten handelt, die alle um das titelgebende Werk Duchamps kreisen, um dessen "Schokoladenreibe".





Holocaust-Panopticum. Familienbild mit Obszönität


Lächelnd sitzt sie im adretten Kleid an einem Tisch, das brave Kind, als machte es seine Schulaufgaben macht. "Die Figur zeigt Anne Frank 14-jährig; da sie auf dem letzten erhaltenen Foto elf Jahre alt ist, wurde das Aussehen des Mädchens mithilfe eines Morphing-Programmes rekonstruiert."

Wachsfigurenkabinette - hier dreht es sich um Madame Tussaud in Wien -, machen keine besonders feinfühlige Unterschiede - Zinedine Zidane steht im Musée Grevin Paris nicht weit entfernt von - einem ziemlich verkorkst geformten - Hitler und der wiederum nicht weit von Marat oder Fanny Ardant. In solchen Kabinetten geht es nicht um historische Belehrung, sondern um den ungebrochenen und unheimlichen Effekt, den die Wachsbildnerei auf den Besucher ausübt, so wie ihn Joseph Roth in "Panoptikum am Sonntag" essayistisch oder Julius von Schlosser in "Tote Blicke: Geschichte der Porträtbildnerei in Wachs" kunstwissenschaftlich untersucht haben.

Einzigartig an der Wachsbildnerei ist ihre Verdichtung von Lebendigkeit und tot Erstarrtem. Das Wachsporträt verblüfft bis heute durch seine Lebensnähe, die zugleich kontaminiert ist mit der Totenstarre. Das machte sie seit je her zu einem Medium des Totenkults, mit dem der biologische Tod im sozialen Überdauern als Bildnis überwindbar schien.

In der Französischen Revolution entdeckte eine noch im Ancien Regime ausgebildete Wachsmodelliererin, Marie Gresholtz, daß sich diese spezielle Kunst mit ihrem unheimlichen Kippeffekt für aktuelle politische Zwecke ausnutzen ließ. Sie bildete die Köpfe Guillotinierter nach, die als schauerliche Trophäen wie auch als Medien, die mit ihrer Lebensnähe als Einspruch gegen den Tod gelten konnten, Absatz und Popularität erwirkten.
Nach der Revolution zur Flucht nach England gezwungen änderte sie dort ihren Namen unter dem das weltberühmte "Kabinett" in London entstand - Madame Tussaud.

Hier aber, in der Wiener Filiale des Wachsfigurenkabinetts, kehrt sich der Effekt der Wachskunst gegen die Idee der Erinnerung. So lebendig das freundliche Mädchen uns anblickt, diese Illusionierung hat den versöhnlerischen Effekt des Am-Leben-Geblieben-Seins. Am Pressfoto posieren dann auch noch familial die "Erfinder" dieser Puppenstube - Anne Franks Versteck im Amsterdamer Wohnhaus -, als wären sie die Hüter des kleinen Mädchens, das nicht behütet werden konnte und ermordet wurde.
Die Illusion löscht das was sie zu erinnern vorgibt, Anne Frank ist am ewigen Leben, die Erinnerung an den gewaltsamen Tod überlagert, gelöscht. Im alten Vergnügungsviertel Wiens, dem Prater, sitzt nun Anne Frank, um lächelnd den "Bildungsauftrag" von Madame Tussaud (so die Leiterin des Kabinetts) zu erfüllen, den die Direktorin des Jüdischen Museums als "neue Wege in der Erinnerungskultur" beschreibt, um Kinder und Jugendliche zu erreichen.
Jene Direktorin, die die Dauerausstellung ihres Museums abbrechen ließ, die die komplexe Problematik der Nicht/Erinnerbarkeit des Holocaust selbst thematisierte, und die nun - ausgerechnet - im panoptikalen Schaustellergewerbe als "neuen Weg" (wie alt ist die Wachsbildnerei!) feiert.

"Bei Madame Tussauds Wien steht die Wachsfigur des Mädchens im historischen Bereich in unmittelbarer Nachbarschaft von Sisi, Karl Renner und Oskar Schindler; Publikumsmagneten aus Popwelt und Hollywood wie Madonna oder Robert Pattinson können im Stock darüber besichtigt werden."

Alle Zitate nach: Der Standard (online), 2.9.2013

Das Wien Museum in der Endlosschleife...

Die Tageszeitung "Die Presse" glaubt zu wissen (hier), daß die Idee, das Wien Museum in die Nähe des in Errichtung befindlichen Hauptbahnhofes zu verlegen, gestorben ist. Der Kooperationspartner, die Erste Bank, kann mit ihren Planungen, in die der Neubau eines Museums integriert werden sollte, nicht mehr warten, liest man. Ob irgendetwas an den Mutmaßungen der Zeitung über interne Querelen in der die Stadt regierenden SPÖ dran ist oder an den Plänen für ein Musicaltheater mit ein paar tausend Plätzen, ist fürs Museum egal. Ihm bleibt im Moment nur der alte Standort am Karlsplatz (hier der Link zum Protokoll des Expertentreffens zur Standortfrage), wobei unklar ist, wie eine von der Museumsleitung geforderte Vergrößerung des Baues im heiklen städtebaulichen Umfeld möglich sein wird (hier ein Link zur Auffrischung der Erinnerung an bisherige Debattenbeiträge). Bemwerkenswert bleibt die Entscheidungsunfähigkeit der Stadt, die Konzeptlosigkeit des Museums, die ihm die Chance nimmt, auf der Basis eigener Überlegungen und Forderungen offensiv an die Öffentlichkeit zu gehen und last but not least das Schweigen des Koalitionspartners, der "Grünen".

Dienstag, 1. Oktober 2013

"Ja so macht man das!". Museumskritik im Zeitalter von Rosamunde Pilcher

"Ja, so macht man das. Mit der neuen Kunstkammer hat das Kunsthistorische Museum nicht nur in Österreich einen Meilenstein der Museumsdidaktik gesetzt. Wobei man mit dem sperrigen Wort „Museumsdidaktik“ genau diesen seltenen Moment meint, in dem man sich freut, wenn man nicht nur versteht, was man vor sich ausgestellt sieht, sondern es auch erlebt. Der museale Rosamunde-Pilcher-Effekt sozusagen. Und ja, dieser hat tatsächlich auch etwas mit Rührung und Emotion zu tun. (...) die Erwartungen waren durch eine in der österreichischen Museumsgeschichte bisher einzigartige Werbekampagne ebenso einzigartig hoch. Im Rückblick muss man sagen: Es war richtig so. All die goldenen Fahrradhelme, die verkauft wurden, um die Kunstkammer zu unterstützen und zu promoten."
Almuth Spiegler, in: Die Presse 20.09.20013

Die ganze Kritik: http://diepresse.com/home/kultur/kunst/1455316/Neue-Kunstkammer_So-macht-man-das

Mittwoch, 11. September 2013

Welterbe-Rekordversuch, aber mit Gelassenheit

Der chinesische Milliardär Huang Nubo hat es sich in den Kopf gesetzt, in den nächsten zehn Jahren sämtliche160 Welterbestätten zu besuchen und dabei zu erkunden, wie freundlich die Menschen sind. Die FAZ berichtet: Dabei "habe er es abgelehnt, sagt er, mit einem großen Team und allen möglichen Experten und Sponsoren zu reisen: Wenn ein Flugzeug Verspätung hat oder gar nicht fliegt, könne er sich einfach auf den Boden setzen und ein Bier trinken; diese Art heiteres Akzeptieren des Gegebenen habe er als Bergsteiger gelernt und wolle es nicht verlieren."

Samstag, 7. September 2013

Wien Museum. Das Protokoll der Standortenquete ist online

Als der Wiener Kulturstadtrat Mailath-Pokorny die Enquete zum Wien Museum schloß, würdigte er die Transparenz, mit die Diskussion geführt werde. Das Ergebnis der Enquete, geschweige denn ihr Protokoll wurden nie veröffentlicht.
Martin Fritz hat einen Fund gemacht und nun kann man die 58seitige Dokumentation nachlese: http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_213991.pdf

Was mir beim Querlesen besonders aufgefallen ist, ist der Mangel an sachlich fundierten Argumenten. Stattdessen gibt es viel Meinung. Das zweite ist die Dominanz der städtebaulichen und architektonischen Fragen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Konzept und Programm des Museums fand kaum statt.

Samstag, 10. August 2013

You are welcome to... (Texte im Museum 426)

Cape Coast Castle Museum, Ghana. Ein Gedächtnisort, der dem transatlantischen Sklavenhandel und europäischen Kolonialismus gewdmet ist

Ein Museum: Gorée - Gedächtnisort des Kolonialismus


Gorée ist eine nahe der senegalesischen Hauptstadt Dakar liegende kleine Insel, die seit ihrer "Entdeckung" durch portugiesische Seefahrer in schnell wechselnder Abfolge Kolonialbesitz verschiedener europäischer Nationen war und lange Zeit als ein wesentlicher Umschlagplatz für den atlantischen Sklavenhandel galt.
Als dafür zentralen Ort wurde ein aus dem 18. Jahrhundert stammendes Haus identifiziert, das in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts als "Sklavenmuseum" eingerichtet wurde.

Spätere Forschungen haben sowohl die Rolle der Insel wie die Funktion des Hauses stark relativiert (es war sehr wahrscheinlich nicht der Punkt, von dem aus Sklaven verschifft wurden), aber inzwischen war Gorée unter die UNESCO - "Welterbe" - Stätten aufgenommen und durch englischsprachige Publikationen sehr bekannt und namentlich zum Identifikationsort für aus Afrika stammende US-Bürgern geworden.


Gorée scheint anziehend für symbolische Politik zu sein: mehrere amerikanische Präsidenten waren hier, zuletzt, Obama, aber auch Nelson Mandela oder Papst Paul II.
An die 200.000 Besucher im Jahr soll das Musée des Esclaves und damit die kleine Insel haben, die vom Staat Senegal als einer seiner wichtigen Gedächtnisorte angesehen und gepflegt wird.

 So wurde die Insel, auf der es noch ein Historisches Museum gibt (in einem im 19.Jh. errichteten Fort der Franzosen) und ein 1994 eingerichtetes Frauenmuseum, das als erstes (und einziges?) in Afrika gilt. Dies liegt dem Sklavenmuseum unmittelbar benachbart und fungiert nicht nur als Ort der Dokumentation und Archivierung, sondern engagiert sich auch in der Ausbildung von Frauen.






Museumshumor. Selbstironisch, schwarz und grenzwertig

Webseite des "Weltmuseum" Wien, abgerufen im August 2013

Freitag, 9. August 2013

Objets Trouvées. Eines vom ersten

Eines der ersten Autos, die in Nepal fuhren. Nationalmuseum Kathmandu

Wir (Museumsszenen)

Neandertal-Museum, Krapina (Kroatien)

Ein Museum: Das Neandertal-Museum in Krapina, Kroatien











Museumsstürmer


In Rio de Janeiro befindet sich das Museu do Índio. Es wurde 1953 gegründet und ist Teil der Fundação Nacional do Índio und somit Teil der einzigen offiziellen Institution in Brasilien, die ausschließlich der indigenen Bevölkerung gewidmet ist.
1978 übersiedelte das Museum und das alte Museumsgebäude wurde von einer indigenen Gruppe in Beschlag genommen.
Und dann erhielt Brasilien den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft. Schon im März des Vorjahres stürmte die Polizei das Gebäude, dann wurde es "zurückerobert" und jetzt, im August 2013, wird es erneut von der Polizei belagert.
Das Gebäude, in unmittelbarer Nähe des Maracana-Stadions gelegen, soll abgerissen werden und an seiner Stelle sollen ein Einkaufszentrum und ein Parkplatz errichtet werden.



Museumsszenen

Ein (leider nicht identifizierbares) Dinosaurier-Museum in den USA

FAQs in British Museums (Texte im Museum 425)


Donnerstag, 8. August 2013

Korrupte Muse(e)n?

Seit heute ist Matthias Dusinis FALTER-Essay online, mit dem er das Phänomen der Korruption im Kultur-, genauer: im Museumsbetrieb beschreibt. "Die geschmierte Muse. Museumsdirektoren verschleudern öffentliche Gelder, Kritiker lassen sich beschenken und Galeristen schneiden mit, wo sie können. Wie korrupt ist eigentlich die Kunst?"
Die meisten Fälle, die er nennt, sind bekannt, wie Peter Noevers Freizügigkeit der Vermischung von Amt und Privatem, manches versteht man nur als Eingeweihter, denn da wird sehr schonend mit Namen umgegangen.
Interessant wäre es, der Frage nachzugehen, ob die beachtlichen Fälle, die Dusini unter "Korruption" zusammenfasst, nicht ein Effekt der Ausgliederung der Bundesmuseen sind und wieso eigentlich das Schaffen einer neuen Instanz zwischen Ministerien und Museen, die Aufsichtsräte, nichts (?) bewirkt hat.
So bleibt man mit der Botschaft zurück, im Vergleich mit anderen Feldern, ist Korruption im Kunst- und Museumsbereich ohnehin nur bescheiden entwickelt und mit der Frage, wer denn nun verantwortlich Besserung schaffen könnte.
Wenig vermag der Artikel über den inhaltlichen Strukturwandel auszusagen. Aber sind nicht die überwiegende Orientierung der Museen an Rentabilitätskriterien, an der Sicherung ihrer symbolischen Platzierung im Ranking der kulturellen Events, die Forcierung des Marketing Entwicklungen, die als Nebeneffekt den ihrer "Korrumpierbarkeit" haben.
Nur, was ist das gegen die 'inhaltliche Korrumpierung'? Gegen das Vernachlässigen klar konturierter Konzepte, das Preisgeben der geschichtlich gewachsenen Identität der Institutionen und gegen völlige Beliebigkeit des Programms, der Überlassung von Aufgaben an Private?
Hier der Link zum lesenswertzen Artikel Matthias Dusinis im dieswöchigen FALTER: http://www.falter.at/falter/2013/08/06/die-geschmierte-muse/


Sonntag, 4. August 2013

Wie wir (Objet trouvée)


Unsere Herkunft. Unsere Eltern. Ein Paar. Mann und Frau. Einträchtig stehen sie nebeneinander im Museum, eine Animation läßt sie Seite an Seite durch die Besucher hindurchflanieren. Im Museum sind sie zu Hause. Naturwesen im Haus aus Marmor. Unsere Modelle von Zweisamkeit werden uns als überzeitlich vorgeführt, als Erinnerung, als Einübung, daß es immer schon so war. Ein bisschen nackt die beiden und sehr behaart, aber nicht unfreundlich. Neugierig, wie wir. Aber festgesetzt, gefangen in der Erzählung, die bilderreich über ihren Köpfen abgelesen werden soll. Ein geordneter Raum, die goldfarbige römische Ziffer "XV" über der giebelgeschmückten Tür, die das Urpaar nicht passieren wird. Von hier stammen wir ab. Von hier sind wir entkommen und haben uns entwickelt. Wie weiter? Zukunftsreich. Anders werden.

Mein letzter Arbeitstag

In einer schon nächtlich dunkel gewordenen Gasse von Graz treffe ich einen Kurator eines bekannten Universalmuseums.
Ich grüße freundlich in Erwartung eines der üblichen kurzen und unverbindlichen Gespräche, die aus einer solchen Begrüßung ebneso schnell entstehen, wie sie auch schon wieder vorbei sind.
Mein Gegenüber zögert lange mit der Erwiderung meines Grußes, wiegt den Oberkörper.
Ich sage "Wie gehts?", um ihm die Last der Gesprächseröffnung abzunehmen.
Er schweigt weiter, immerhin so lange, daß ich Zweifel bekomme, ob er überhaupt das Wort an mich richten wird.
Er steht dicht neben mir.
"Ach!" sagt er. Und dann bricht irgendetwas aus ihm heraus, was in einen einzigen für mich fassbaren Satz mündet: "Die sind ja ratlos!".
"Wer ist ratlos?"
"Das Museum!".
"Das Museum? - Das Museum ist fertig, da gibts jetzt nichts mehr zu tun."
Ein nicht ganz logischer Satz, aber immerhin habe ich diplomatischen Widerspruch eingelegt.
Wenn etwas fertig ist, ist es ja auch gut, denke ich für mich rasch, um mir einen Grund zu geben, mit dem Einwand trotzdem einerstanden zu sein.
"Die wissen nicht, was sie jetzt tun sollen!" antwortet er, und ich ahne, mit "die" ist die Museumsleitung gemeint. Frage aber nicht nach und sage nichts.
"Geld gibts auch immer weniger" sagt er. "Man kann kaum noch Ausstellungen machen."
Er meint damit die Abteilung, an der er arbeitet. Ehe ich mir zureechtlegen kann, was er denn dann zu tun hat, flicht er noch einen klassischen Abwertungssatz gegen sein Arbeitssoziotop ein, den ich hier nicht wiedergebe und such nach einer passenden Antwort.
"Die merken jetzt, daß sie nicht der Louvre sind!"
Das sitzt. Irgendwo zwischen frustriertem Abreagieren und präziser Krisendiagose oszillierend ist das einer jener Sätze, wie sie unter von jeder Form der Beteilung und Mitverantwortung ausgeschlossenen oder sich ausschließenden MitarbeiterInnen hundertafach zirkulieren.
Er blickt mich nicht an. Der Oberkörper pendelt wieder.
"Das Geld geht nur an bestimmte Projekte".
Ich verstehe, schweige aber. Er meint offenbar eine Art von Zentralisiserung der operativen Mittel für "die". Jetzt fällt mir erst recht nichts ein.
Im Augenblick habe ich keine Lust und keine Veranlassung, mich an seinem Bashing zu beteiligen.
Ich habe auch nicht seine Sorgen, schon gar nicht, wenn die Mitternacht vorbei sein wird.
Es ist seltsam dunkel in der Innestadtgasse und fast vollkommen still.
Kein Passant zwingt uns zum Ausweichen auf dem engen Gehsteig, auf dem wir stehen, schon lange ist keine Straßenbahn mehr gefahren.
Erst später wird mir auffallen, daß für Sekunden die Welt in Gestalt einer Gasse einer Provinzstadt innegehalten hat, vielleicht aus Mitgefühl für einen selbst Ratlosen, der sich inzwischen Halt suchend an den Steher eines Baugerüsts gelehnt hat.
Plötzlich stößt er sich von der Gehsteigkante, als wolle er Yves Kleins Sprung ins Leere wiederholen und ist so unversehens verschwunden, als beherrsche er einen Zaubertrick.
Ich kann nicht mal feststellen, in welche Richtung er sich entfernt hat.
Die Gasse ist jetzt ganz leer.
Minuten später sitze ich in einem bewährten gastronomischen Betrieb und versuche, die Hitze des späten Abends mit einem Glas Zwickelbier zu vertreiben.
Bei einem beinahe zerkochten Gulyas frage ich mich, ob es ein schlechtes Omen ist, daß mein letzter Arbeitstag auf den 160. Geburtstag Peter Roseggers gefallen ist.
Man kann es sich nicht aussuchen.

Selbstverständlich sind Personen (einschließlich meiner), Handlungen und Schauplätze frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit ist völlig unbeabsichtigt und zu ihrem Verständnis auch gar nicht notwendig.

Samstag, 3. August 2013

Ein neues Museum in Wien. Und noch eins.

Im Gebäude, in dem bis vor nicht allzu länger Zeit das Finanzministerium untergebracht war, ist ein Barockmuseum im Entstehen, das der Belvedere - Galerie zugeordnet ist, und das an irgendeinem Prinz Eugen - Jahrestag, einem dreihundertfünfzigsten (ja dann!) im Herbst eröffnet werden wird.
Leider geht diese Transformation von Ministerium in Museum nicht mit der Abschaffung des ersteren einher.
Noch mal Wien. Noch mal ein neues Museum. Ein Grillparzermuseum. Sein Schreibtisch ist erhalten (Na dann!). Gut beraten (von Heike Gfrereis vom Marbacher Literaturarchiv), gut vorbereitet könnte ein für Österreich (fast) neuer Museumstyp entstehen - ein Literaturmuseum.
Geplant und betrieben wird es von der Nationalbibliothek.
Aber Geduld, erst 2015 wird man es betreten und besichtigen dürfen.

Samstag, 27. Juli 2013

"Ausgezeichnet!" - Texte im Museum 424


"Hallo!" - Texte im Museum 423

Stele (Obelisk?) vor der Kunsthalle Krems, Niederösterreich. "Hallo, ich bin die Kunsthalle!"

Sitzen im Museum, bunt

Sitzmöbel des Restaurants der Kunsthalle Krems, Niederösterreich

Ein Museum: Biologiska Museet Stockholm












Das Biologiska Museet wurde 1893 von einem Taxidermisten gegründet, Gustav Kolthoff, der die Idee hatte, das Prinzip des Dioramas auf die Darstellung der Natur anzuwenden. Auf zwei Geschossen bewohnen über 200 präparierete Tiere ihre skandinavische Kunstwelt.
Als typische Attraktion einer Großausstellung, die der Industrialisierung Schwedens und Norwegens gewidmet war, überlebte das kleine, in einem den landestypischen Stabkirchen (Architekt: Agi Lindgren) nachempfunden Gebäde untergebrachte Museum, die Ausstellung und existiert bis heute weitgehend unverändert - in der Nähe weiterer musealer attraktionen Stockholms, wie dem Nordiska Muset und dem Freiluftmuseum Skansen.
Die etwas 'fremd' wirkenden (kleineren) Abbildungen stammen aus einer Intervention 20 schwedischer Designer im historischen Ensemble.