Donnerstag, 3. Mai 2012

Wieder ein Guggenheim-Projekt gescheitert - in Finnland

"The Guggenheim Helsinki Museum is to house the collection of the Solomon R. Guggenheim Foundation and is to be an innovative multidisciplinary museum of visual culture in Finland. Located in the upper portion of the harbor, between the historical old town and the island of Katajanokka, the proposal has to mitigate between both the urban and the water edge in the newly designated cultural zone of Helsinki. Various edge conditions are employed allowing for variability in the experiential quality of the Harbor of Helsinki. The pools created by the existing boat docks are reinterpreted in the scheme as a continuation of pooling formations which introduce new social spaces to the waterfront in the form of: user inhabitable pools, carpet washing piers, an outdoor auditorium, and an enlarged waterfront promenade."
So konnte man es vor kurzem noch lesen - in der euphorisierenden Werbesparche der Projektmacherei. Und die entsprechenden Bilder gabs natürlich auch, von einem schwer nach Zaha Hadid aussehenden aber nicht von ihr stammenden Entwurf (Gabriel A. Huerta).
Viele Guggenheim-Projekte sind schon gescheitert. Dieses aber mal an der Nüchternheit der finnischen Politiker, die nicht nur die Zahlen abschrecketen, sondern in erster Linie der ihrer Meinung nach einseitige Vertrag, den Guggenheim anbot. Statt hinter einer Blockbuster-Architektur hinterherzuhecheln gab es eine ganz trockene Abschätzung von Vor- und Nachteilen. Und dann den nach unten gekehrten Daumen.
Das Projekt wurde von Guggenheim forciert, nach dem ein 2008 für Vilnius initiiertes unter skandalträchtigen Umständen scheiterte - die Unregelmäßigkeiten bei der Finanzierung sind Gegenstand von Untersuchungen. Jetzt, da das Projekt in Helsinki gescheitert ist, graben es litauische Politiker wieder aus...

Ausbruchgefahr! (Texte im Museum 285)

Im Frankfurter Senckenbergmuseum war Nina Gorgus eine wachsame Besucherin.

Das Glasmuseum Bärnbach

Das Glasmuseum in Bärnbach (Steiermark) entstand aus der Landesausstellung "Glas und Kohle" 1988 und befindet sich in dem damals vom Architekten Klaus Kada geplanten Bau. Das Museum wird von einem Verein betrieben ist aber eng räumlich und funktionell mit der Produktionsstätte des Glasherstellers Stölzle Oberglas verbunden. Während das Museum über die Geschichte der Glaserzeugung informiert, kann man (im Rahmen der Führung) auch die Glashütte betreten, in der noch für spezielle Aufträge mundgeblasenes Glas hergestellt wird. Demnächst wird in den Rundgang - weltweit einmalig, wie das Museum szolz betont -, die aufgelassene Glaswanne einbezogen, das heißt ein Schmelzofen, in dem in großen Mengen Glas für die unmittelbar anschließende industrielle Fertigung geschmolzen wurde.
Das Museum erneuert jedes Jahr seine Ausstellung unter einem Thema, wobei Leitobjekte belassen werden und das Rückgrat der historischen Darstellung bilden. Inzwischen nutzt das Museum Kontakte zu osteuropäischen Museen, die einerseits Gelegenheit erhalten, hier erstmals außerhalb ihrer eigenen Ausstellungsräume auszustellen, während das Museum so zu seltenen und bemerkenswerten Objekten kommt.
Allerdings wird durch die Mischung eigener Sammlungsbestände, geborgter und von eher kuriosen Objekten, die durch Größe und technische Eigenschaften eher, denn durch Ästhetik überzeugen (das größte Bierkrügel der Welt, eine mannshohe "Almdudler"-Limonadeflasche uam. ein ganz schön disparater Eindruck erweckt, der auch durch keine gestalterische Stringenz zusammengehalten wird.
Das Museum hat, so sagte man mir, etwa 40.000 Besucher im Jahr, davon ein Drittel Schulklassen. Das Museum ist offenbar für Spezialisten aller Art interessant, in der Glashütte traf ich z.B. auf einen älteren Herrn, der für ein kanadisches Glasmuseum Film- und Fotoaufnahmen machte.
Der Museumsrundgang endet in einem großen Shop (Werksverkauf von Stölzle) mit einer sehr großen Palette von Glaswaren, von billigster Industrieware bis hin zu handgearbeitetem oder -geschliffenem hochpreisigen Glas.






Montag, 30. April 2012

Pierre Bourdieu | Heiligtümer (Das Museum lesen 25)

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"Alles, aber auch alles in diesen bürgerlichen Tempeln, in denen die bürgerliche Gesellschaft deponiert, was sie an Heiligstem besitzt, nämlich die ererbten Reliquien einer Vergangenheit, die nicht die ihre ist, in diesen heiligen Stätten der Kunst, die einige Erwählte aufsuchen, um den Glauben an ihre Virtuosität zu nähren, während Konformisten und Philister hierher pilgern, um einem Klassenritual Genüge zu tun, alles in diesen ehemaligen Palästen oder großen historischen Wohnsitzen, denen das neunzehnte Jahrhundert imposante, oft im graecoromanischen Stil der bürgerlichen Heiligtümer gehaltene Anbauten hinzufügte, besagt schließlich nur das Eine: daß nämlich die Welt der Kunst im selben Gegensatz zur Welt des alltäglichen Lebens steht wie das Heilige zum Profanen."

Behauptung / Das Museum lesen (24)


Wunscherfüllungsmaschine Museum


Krautfleckerl "Modersohn"

Krautfleckerl in der Kunsthalle Krems. Mit Paula Modersohn-Becker als Untersatz

Trois Musées (Entrée 66)


Mittwoch, 25. April 2012

I don't like it! (Texte im Museum 282)

Besucherreakltionen, "Erschaute Bauten", MAK Wien (Foto: Christina Töpfer, danke!)

Das Ewigkeitsversprechen des Museums

MONA. Hobart (Tasmanien); Australien

Ein Museum - MONA

Der Australier David Walsh, geboren 1961, hat ein Wettsystem erfunden, das ihn unter amderem bei Pferderennen reich machte. Als Beruf gibt Wikipedia "gambler" an. 2001 gründete er im tasmanischen Morrila ein Museum of Antiquities, das in das Museum of Old and New Art, MONA, umgewandelt wurde.

Das MONA, das sein Schöpfer als subversives Disneyland für Erwachsene bezeichnet, liegt (Hobart; Tasmania) in einem Weingut und ist Teil einer Anlage, zu der ein Weinkeller, eine Brauerei, ein Restaurant, ein Hotel und - ein Friedhof (hier) gehören.

Das neue Museum zeigt rund vierhundert Werke - alle aus der Privatsammlung von Walsh und alle um Sex und Tod kreisend. In der Australischen Presse wurde das Museum höchst ungnädig aufgenommen:"MONA is the art of the exhausted, of a decaying civilisation. Display lights and taste and stunning effects illuminate moral bankruptcy. What is highlighted melds perfectly with contemporary high fashion, design, architecture, cinema. It is expensive and tense decay." Das Museum sei "macabre and ungodly."

Das Museum ist aber erfolgreich, wird reichlich besucht und ist medial weltweit zur Kenntnis genommen. Und es ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für eine bis vor kurzem unbekanntere und vergessenere Region Australiens: Tasmanien, lange Zeit Strafkolonie und Gegend einer der brutalsten Ausrottungskampagnen der indigenen Bevölkerung.

Zum Angebot des Museums gehören Führungen, bei denen alle Beteiligten, einschließlich Führungsperson und Aufsicht, nackt sind. Dem Smithsonian-Magazin war das einen umfangreichen 'Reisebericht' von Tony Perrotet wert (hier), der unbedingt lesenswert ist, nicht nur wegen der Beschreibung der kuriosen 'Nudisten'-Führung, sondern auch wegen der ausgezeichneten Informationen zum Museum und dem ausführlichen Interview mit dem Gründer. Und wegen der schönen 'Ursprungsgeschichte' über den Zwölfjährigen, der, statt wie seine Mutter sonntags die Kirche zu besuchen, in das Tasmanische Museum geht, um dort Dinosaurierknochen zu sehen, byzantinische Münzen  und Reste eines antarktischen Waldes.