Samstag, 31. Juli 2021

Kann man die Kultur vor dem Klimawandel retten?

Der Denkmalschutz hat es generell mit der Erhaltung von Kulturgütern zu tun. Er arbeitet gegen natürlichen, umweltbedingten Verfall an, aber auch gegen Zerstörungen oder Eingriffe, die von Menschen verursacht werden, wie etwa durch Verkehrsbauten, städtebauliche Veränderungen oder Spekulationen mit Immobilien.

Jetzt rückt – nach den verheerenden Unwettern der letzten Wochen – eine neue Bedrohung ins Zentrum der Aufmerksamkeit: umweltbedingte Zerstörungen.

In der Ausgabe der Zeitschrift Monopol vom27.Juli kommt das Fraunhofer-Institut zu Wort, das sich mit solchen Zerstörungen beschäftigt, also ganz genau mit materiellen Folgen des Klimawandels auf kulturelle Überlieferung.

Der Einstieg ins Interview ist gleich dramatisch auf den Verlust des Gedächtnisses der Menschheit konzentriert: Wenn ein Mensch sein Gedächtnis verliert, was wir oft bei Alzheimerpatienten erleben, wird er orientierungslos und findet sich nicht mehr in der Welt zurecht. Genauso muss man das mit dem Kulturerbe sehen: Unser kulturelles Erbe ist das Gedächtnis der Menschheit. Wenn wir das verlieren, verlieren wir unsere Orientierung.“ 

Offenbar beschäftigt sich das Institut ganz praktisch mit Fragen, die erwartbare Folgen der Klimaänderungen schon jetzt aufwerfen oder aufwerfen werden – von der Trockenhaltung von Gebäuden bis zur Prognose, daß eine Stadt wie Amsterdam in etwa 40 oder 50 Jahren unter Wasser stehen wird.

Völlig neu ist die Problemlage nicht. Bereits 2002 wurde bei einem Hochwasser in Dresden Kulturgut im geschätzten Wert eines zweistelligen Millionenbetrages zerstört. Hier kehrt ein vor etwas mehr als zweihundert Jahren entwickeltes Bewußtsein von der potentiellen Vernichtung kultureller Überlieferung in neuem Gewand zurück.

Damit kehren aber auch alte Aporien des Denkmal- und Kulturgüterschutzes zurück. Welche Auswahl wird getroffen, von wem? Wer denkt wie darüber nach, was überhaupt unter denkbar dramatischen Veränderungen der Natur und des Sozialen erhaltungswürdig ist und mit welchem Zweck? Kann angesichts der Komplexität und Globalität des Klimawandels überhauot noch arbeitsteilig vorgegangen werden? Die einen retten kulturelles Erbe, die anderen unsere Nahrungsquellen, wieder andere Flora und Fauna usw.?

Einstweilen regiert bürokratischer Eifer: Anbahnung von Forschung, Vernetzung, Gründung von Komitees usw. und eine, überraschend penible, Vorausschau, die das Katastrophische einerseits als planbar, beherrschbar antizipiert und zugleich als bereits unabwendbar einstuft und dennoch Rettungszenarien entwirft.

„Wir haben 55.650 verschiedene Risikoklimakarten erstellt für vier verschiedene Klassen von Kunst: Möbel aus Holz, Gemälde, Papier und bemalte Oberflächen. Ein Beispiel: In der Kathedrale in Dubrovnik hängen Gemälde, für die wir Szenarien bis zum Jahr 2100 berechnet haben, wie stark die gefährdet sein werden.“ 

Für die zentrale Frage gibt es auch schon eine Antwort. Eine provisorische und fragmentarische. Die Frage lautet: Wer wird noch Interesse an Kulturgütern haben, wenn die uns beim Noch-einmal-Davonkommen nicht werden helfen können und deren Bewahrung nur unter extremen Bedingungen ebenso extreme Kosten und extremen technischen Aufwand möglich sein wird?

„Müssen wir“, fragt Monopol die Expertin des Fraunhofer-Instituts, „vielleicht doch auch loslassen lernen und uns von Kulturgut verabschieden können?“ Die Antwort Wir werden nicht jedes Stück Kulturerbe erhalten können“, beantwortet nicht, wer in wessen Interesse und mit welchen Kriterien über Erhalten/nicht Erhalten entschieden werden soll. Falls dazu überhaupt Zeit und Wahlmöglichkeiten bleiben.

Der schrecklichste Satz kommt am Schluß. Denn er läßt ahnen, daß der ganze Aufwand an Forschung und Planung nur mehr die Angstblüte der erwarteten Dystopie sein könnte. Mit anderen Worten, daß es möglicherweise keine Wahl mehr gibt: „Mit der Digitalisierung haben wir ein schönes Tool in der Hand, um zerstörtes Kulturgut oder Kulturerbe, das unter Wasser liegen wird, zukünftigen Generationen noch zugänglich zu machen.“ 

 


Dienstag, 27. Juli 2021

Restitutionsdebatte auf Wienerisch

Neulich im Weltmuseum ... Benin, ohne Debatte (welche Debatte denn?), ohne jede Information zur Aktualität dieser Objekte, keine Rücksichtnahme auf die Rückgabe durch die Stiftung Preussischer Kulturbesitz. Bissl Marketing mit Restitutionsobejketen, warum denn ned? Schauns halt heute ein bissl Abend vorbei, bei unserer Raubkunst. Wie es einst dort war...




Und…? (Sokratische Frage 66)

 

Mögen Sie es, 

wenn Ihnen im Museum Fragen gestellt werden? 

Während einer Führung. 

In Texten.




Montag, 26. Juli 2021

Sonntag, 25. Juli 2021

Kleine Geschichte des Museums. Teil 00. Warum Museumsgeschichte schreiben?

 

 

Von den vielen Themen, die einem die Institution Museum zur Beschäftigung anbietet, gehört die Geschichte der Institution zu den vernachlässigsten. Texte, die ich zur Museumsgeschichte auf dem Blog veröffentlicht habe, finden erstaunlich wenige Leser.

Was der Kunsthistoriker und Museologe Walter Grasskamp vor 40 Jahren konstatiert und beklagt hat (1), die Defizite einer Museumsdebatte, die sich ihrer historischen Grundlagen nicht versichert, gilt noch immer. Es ist inzwischen unendlich viel an einzelnen, spezialisierten Untersuchungen erschienen, historische Museumsmonografien, lokale und national Geschichtsschreibungen, problemorientierte Studien, wie etwa solche zum Übergang von den Fürstenmuseen zu den staatlichen oder viele Museumswebseiten, die auch ausführliche Erörterung der eigenen Geschichte bieten. Aber an dem, woran es schon für Grasskamp mangelte, fehlt es noch immer: an einer Zusammenschau, die die Geschichte der Institution als Grundlage der Analyse und Kritik und der jeweils aktuell debattierten kultur- und gesellschaftspolitischen Rolle böten.

Eine brauchbare deutsche Geschichte des Museums liegt derzeit nicht vor, die nach wie vor bedeutendste englischsprachige Publikation stammt von 1970, allein in Frankreich, wo man Grund zur Annahme hätte, daß dessen nationale Museumsentwicklung historischer Forschung günstig ist, beginnt eben eine dreibändige Geschichte zu erscheinen, verfasst von Krzysztof Pomian.

Warum ist das so? Ich fürchte, daß die beste Antwort die ist, die in Grasskamps Buch gegeben wird, also schon über vierzig Jahre alt ist: „Diese Institutionen“, wird dort Bazon Brock zitiert, „verdanken ihre Existenz der Tendenz aller Systeme, sich selbst am Leben zu erhalten. Sie haben sich längst als Bürokratien verselbständigt und die Zwecke ihrer Arbeit zu bloßen Mitteln ihres Fortbestandes pervertiert.“ (2)

Andererseits begründet Grasskamp die Notwendigkeit einer Historisierend der Kultur- und Museumspolitik klar: „Die Theorie beschränkt sich auf eine Interpolation zwischen den bestehenden Verhältnissen und den wünschenswerten, ohne zu klären, wie es denn überhaupt dazu kommen konnte, daß die kulturpolitische Lage so viel zu wünschen übrig läßt.“ (3)

Ich habe Walter Grasskamps Buch Museumsgründer und Museumsstürmer in einem Moment in die Hand bekommen, da ich gerade begonnen hatte, mich mit Museumsgeschichte zu beschäftigen. Es war wichtig, weil es mich in dem bestärkte, was ich an Fragestellungen entwickelt hatte.

Und ich denke, mein wichtigstes Motiv mich mit der Geschichte dieser merkwürdigen Institution zu beschäftigen, die dazu da zu sein schien, Menschen ein Zusammenkommen um Dinge zu ermöglichen, deren Besitz und Gebrauch sie sich verbieten, ware genau das, was er in seinem eben zitierten Satz ausführt. Auch mich erstaunte, daß ausgerechnet jene Institution, die Geschichtsbewußtsein und kollektives Erinnerungsvermögen formierte, ihrer eigenen Geschichte gegenüber derart nachlässig und desinteressiert war.

Ich denke auch heute noch, daß eine Museumskritik im umfassenden Sinn nicht betrieben aber auch einzelne Fragen, wie etwa nach der Rolle der Vermittlung, der Digitalisierung, der neoliberalen unternehmerischen Formierung, der fragwürdigen, kaum je definierten Professionalität der Akteure des Museums u.v.a.m., nicht beantwortet und nicht bearbeitet werden können, ohne ein Wissen um die Geschichte der Institution.

So erscheint mir die z.B. periodische Konjunktur des emphatischen Redens über die Notwendigkeit einer erweiterten und nachdrücklichen Orientierung des Museums am Publikum ziemlich befremdlich wenn nicht manchmal geradezu grotesk, angesichts der historischen Konstellation, in der Museen ja erst gerade dadurch entstanden, als sich ältere Sammlungspraktiken zu öffentlichen Agenturen der Bildung und Vermittlung von Wissen und ästhetischer Erfahrung wandelten. Das Wissen um diesen Wendepunkt ist erstaunlich gering und in medial ausgetragenen Debatten kommt das so gut wie nie zur Sprache.

Welche Schwierigkeiten es bereitet, unter Bedingungen der partiellen Amnesie über den gesellschaftlichen Sinn des Museums zu sprechen. Als in der Coronakrise der Status des Museums plötzlich und schroff in Frage gestellt wurde, war den aufgerufenen, alarmierten Vertretern der Museumszunft anzumerken, wie schwer es ihnen jenseits rhetorisch Floskeln das Museum zu verteidigen.

Ich versuche es also wieder, mit einer (kleinen, provisorischen) Museumsgeschichte und habe mir dazu ältere, im Blog vor Jahren schon veröffentlichte Texte vorgenommen um sie zu überarbeiten und um zu sehen, was davon überholt, veraltet sein könnte - oder aber auch nach wie vor gültig.

Eine Museumsgeschichte zu schreiben, als eine große zusammenhängende Geschichte, scheint mir kaum mehr möglich. Das Museum hat zu viele Aspekte und Facetten, die Forschung hat sich so vieler Fragen angenommen und da das Museum inzwischen zu einem Thema in vielen Wissenschaften geworden ist, sind museologische Debatten unübersehbar geworden.

Ich belasse es daher bei Geschichten statt Geschichte, habe mir einen eher essayistischen Zugang gesucht, greife kleine Beobachtungen, scheinbar nebensächliche Vorgänge auf, um sie wie Symptome auf größere Zusammenhänge hin zu untersuchen und zu thematisieren. Das erlaubt mir, ein anderes Motiv auszuleben, mich mit Museumsgeschichte zu beschäftigen: Die Vielfalt, die Farbigkeit, der Reichtum dieser Geschichte(n). So ist etwas beabsichtigt, was den Titel Auch eine Geschichte des Museums tragen könnte. So zwingt - um ein Beispiel für meine Arbeitsweise zu geben - eine marginale und unbeholfen ausgearbeitete Erwähnung eines neuntältesten Museums dazu, einige grundlegende Fragen zu stellen, ohne die sie gar nicht verstanden werden kann. Und so habe ich genau damit begonnen: mit dem Fragen.

Und hier beginnt es: Kleine Geschichte des Museums 01. Ein neuntältestes Museum   


(1) Walter Grasskamp: Museumsgründer und Museumsstürmer. Zur Sozialgeschichte des Kunstmuseum. München 1981
(2) Grasskamp zitiert hier aus dem von Gerhard Bott herausgegeben Band Das Museum der Zukunft, das 1971 erschien. (Köln 1971, das Zitat von S.28)
(3) Grasskamp, S.9


Mittwoch, 21. Juli 2021

Kleine Geschichte des Museums. Teil 01. Das neuntälteste Museum der Welt

 

Beim zerstreutem Recherchieren über irgendetwas, was ich längst vergessen habe, bin ich, wie das halt beim Googeln so passieren kann, auf einen überraschenden Eintrag auf der Webseite eines Museums in Indien gestoßen: „The ninth oldest regular museum of the world, INDIAN MUSEUM, Kolkata, INDIA is the oldest institution of its kind in Asia Pacific region and repository of the largest museum objects in India.“
 
Mir war mir das sympathisch. Wer will in Zeiten, wo selbst der zweite oder dritte Platz - im Abfahrtslauf, bei Deutschland sucht den Superstar, bei den Städten mit der höchsten Lebensqualität, wo auch immer sonst - kaum noch zählt, schon Neunter und auch noch sichtlich stolz drauf sein?
 
Verblüfft hat mich dann aber auch die Sicherheit, mit der da ein ganz bestimmter Platz im Museums-Ranking behauptet wurde, und zwar einer unter den regular museums. Das mit dem regular muß ich beiseitelassen, weil die Webseite keine Auskunft darüber gab, was denn nun regular und was - noch interessanter - nicht regular an einem Museum sein soll.
 
Wenn man exakt ein neuntältestes Museum ist, muss man über die geschichtliche und weltweite Entwicklung des Museums ebenso sicher Bescheid wissen, wie über die Entwicklung des Sammlungswesens, die Errichtung von Museumsbauten oder die Einrichtung von Trägerschaften. Den überall daran könnte ja die chronologische Einstufung und die Plaqtzierung als erstes Museum anknüpfen. 
 
Und wenn man von einem regular museum spricht, muss man über sehr haltbare Kriterien verfügen, einen sicheren Begriff von dem haben, wsa man unter Museum versteht, das Museum (als Idee, als Modell, als Institution) von anderen Institutionen und kulturellen Praktiken unterscheiden können.
 
Vor allem aber man muss wissen was ein Museum überhaupt ist. Das heißt, man muss sich einen sehr soliden Begriff vom Museum allgemein gemacht haben. Man muß sich sicher sein, daß es einen eindeutig definierbaren und verbindlichen Museumsbegriff überhaupt gibt gibt und einen ebenso eindeutig feststellbaren ‚Ursprung’, das heißt schließlich auch ein Museum, das unzweifelhaft ein erstes ist.
 
Wenn wir selbst mal uns auf die Suche nach einem ersten Museum machen, wenn wir alle mal alle kurz in unseren Köpfen kramen, werden wir rasch auf ein Durcheinander von Assoziationen und Erinnerungen stoßen, aber kaum auf ein solch eindeutiges Geburtsdatum. 
 
In Lexika und in einschlägigen Publikationen werden wir Angaben finden, die über viele Jahrhunderte hinweg streuen. Da kommt dann das hellenistische Alexandrinische Museum ebenso vor, wie ein privates Museion am Comer-See aus der Mitte des 16.Jahrhunderts oder das Kapitolinische Museum, das sich auf eine Bild-Stiftung des 15. Jahrhunderts beruft oder das British Museum, dessen Gründung 1753 sehr oft als Ursprung der Institution Museum genannt wird, weil hier erstmals ein Staat ein Museum gründet.
 
Das British Museum ist denn auch wirklich die Nummer eins auf der Bestenliste aus Kalkutta, denn freundlicherweise ist der Textinformation der indischen Webseite auch eine Grafik beigegeben, zwar nur etwas größer als eine Briefmarke, aber immerhin mit dem Anspruch, Weltkarte zu sein und mit Einträgen zu den ältesten Museen.
 
 
Die Podestplätze haben diesem museologischen Weltatlas im Bonsaiformat zufolge nach an zweiter Stelle die kaiserliche Gemäldegalerie im Belvedere in Wien inne und das Charleston Museum in Philadelphia.
 
Jetzt könnte ich beckmesserisch sein, und an der Liste rummäkeln. Da ist z.B. das Gründungsdatum des Gewinners falsch. Fehler der Zeitmessung sozusagen, aber macht nichts, es kommen sogar noch sechs Jahre dazu, denn korrekt ist für das British Museum 1753. Dennoch: Der erste Platz ist innerhalb dieses Rankings nicht gefährdet. Auch das Ungarische Nationalmuseum ist mit 1802 falsch datiert, richtig ist 1804.
 
Aber darum geht es gar nicht. Die Frage ist, warum wurden diese Museen ausgewählt, warum wurde nichts in Erwägung gezogen, was früher und sonst noch alles an Institutionen existierte, die das Wort Museum  trugen, warum wird nicht Oxfords Ashmolean Museum oder die Museen, die die Habsburger in Florenz gegründet haben erwähnt. Warum kommen nicht noch ältere Sammlungen vor, etwa die bedeutenden Natursammlungen Italiens? Warum keine fürstlichen? Dreseden? Stockholm? Paris - die königliche Galerie im Palais du Louxembourg. Rom- das Museo Pio Clementino?
 
Kurz gesagt, es wäre interessant, was man in Kolkata/Kalkutta unter „Museum“ versteht.
Aber darauf gibt die Webseite (1) leider keine Antwort. Das Indian Museum weiß es so sicher, sagt aber nichts weiter begründend dazu.

Das Gründungsdatum des Indian Museum ist übrigens der 2. Februar 1814. Es ist das erste Museum Indiens, das ist korrekt und es ist das erste im asiatisch-pazifischen Raum. Anders gesagt, es gehört zu den frühesten Museen, die die Idee des Museums, das in Europa entstand, importiert haben. Und. Es ist eine koloniale Gründung, hervorgegangen aus der ausschließlich von einer britischer Elite 1794ff. gegründeten (und noch bestehenden) Asiatic Society. Viele Mitglieder waren zugleich Wissenschafter und Kolonialbeamte sowie Mitglieder der mächtigen East India Company. 
 
Abgesehen von einigen ganz wenigen Gründungen in den jungen Vereinigten Staaten von Amerika, ist das Indian Museum eins der frühesten Beispiele für den Export der genuin europäischen Idee des Musuems. Wir stoßen hier auf eine doppelte Kolonialisierung. Eine politisch-kulturelle, verkörpert in einer Institution wie der Asiatic Society, und einer museologischen. Das heißt der (beginnenden) Durchsetzung eines Modeölls kultureller Repräsentation, das sich nach und nach weltweit durchsetzen wird und sich insbesonders im Museumsboom der letzten Jahrzehnte (einer überproportional anwachsenden Zahl an Museumsgründungen) durchgesetzt hat.
 
Zurück zur Frage, die das Indian Museum aufgeworfen hat. Warum ist es denn so interessant, welches das erste Museum ist? Die triviale Antwort lautet: weil Ursprünge immer Interesse wecken. Die paradigmatische Frage ist die nach unserem Ursprung - woher komme ich -, biografisch, anthropologisch usw. - woher kommen wir? Eine solche Neugier nach dem woher und warum gibt es auch bei Institutionen, wann entstand der Film, das Kino, die Fotografie, das Theater?
 
Wir werden bei den Versuchen solche Ursprungsfragen zu klären, auch beim Museum auf den Umstand stoßen, daß es Antworten gibt, plausible und weniger plausible, aber keine endgültigen. Etwas rationaler gesagt: Die Frage nach dem Ursprung ist die nach dem Wesen, nach dem Sinn der Institution. Darauf kann man Antworten finden, aber eben nicht nur eine.

Als ich, am Beginn meiner beruflichen Laufbahn, den gewissermaßen unschuldigen Gebrauch des Museums als Ort, wo ich auf Kunst oder Geschichte treffen konnte, verlernte und die reflexive Frage stellte, war es genau die: was ist denn das - ein Museum? Und wann und vor allem: warum entsteht so etwas?

Das Museum in Kalkutta und seine Geschichte geben uns keine Antwort. Aber es provoziert die nötigen Fragen.

Fortsetzung folgt
 
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(1) Die Webseite, von der ich die (Selbst)Einschätzung des Indian Museum als neuntältestes bezogen habe, existiert nicht mehr. Offenbar nutzte die englischsprachige Wikipedia, dieselbe Quelle, weil es dort, als ob es eine Tatsache wäre, als neuntältestes Museum der Welt genannt wird. Hier die aktuelle Webseite des Museums, aufgeschlagen auf der Seite mit den Informationen zu seiner Geschichte.
Die Abbildung zeigt den ersten Sitz der Indian Society. Leider kenne ich die Quelle dieser Darstellung nicht. Es existiert eine andere, detaillierte Ansicht und die stammt von 1828. Das heutige Indian Museum ist in einem im Kolonialstil errichteten großen Museumsbau untergebracht. Es ist das größte und eines der prominentesten Museen Indiens.