Donnerstag, 25. März 2021

Das Museum als aktiver Moderator sozialer Demokratie

 Das Museum als aktiver Moderator sozialer Demokratie

 

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Dieser Text basiert auf Notizen, die einem Beitrag zu einer Veranstaltung zu Erinnerungskulturen der sozialen Demokratie zugrunde lagen. Die von der Hans Böckler Stiftung veranstaltete Zusammenkunft hatte den Untertitel Soziale Demokratie im Kulturhistorischen Museum. Wege zum partizipativen Museum. Meine für fünfzehn Minuten Redezeit vorbereiteten Überlegungen waren eher fragmentarisch und sind es mit ein paar Glättungen und Ergänzungen auch geblieben.

 

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Was wäre das - ein Museum der sozialen Demokratie?

Welche Erwartungen knüpfen sich an ein solches Museum?

Kann es so etwas geben, ein Museum, in dem die sozialen Bürgerrechte repräsentiert werden?

 

Soziale Demokratie, so lege ich es mir zurecht, ist eine gesellschaftliche Ordnung, in der nicht nur die verschiedene Menschen-, Grund- und Freiheitsrechte gesichert sind, sondern auch die materiellen Bedingungen und soziale Rechte, die den Genuss dieser Grund- und Freiheitsrechte überhaupt erst ermöglichen.

Für mich ergeben sich daraus drei Fragen: Wie weit wird das Museum als Organisation diesem Anspruch gerecht? Wie spiegeln die Sammlungspolitik, die Sammlung und die und die Ausstellungen diesen Anspruch? Und schließlich: Welches Verhältnis pflegt das Museum zu seinem Publikum und generell zur Öffentlichkeit. Wie bestimmt es seinen Platz und seine Aufgabe innerhalb Gesellschaft.

 

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Ich möchte zuerst kurz skizzieren, wie ich die drei Anforderungen in der derzeitigen Museumspraxis realisiert bzw. nicht realisiert sehe.

Zur ersten Frage: Ist das Museum eine Organisation, die man demokratisch nennen kann, in der soziale Demokratie selbst verankert ist? In welchen Museumsorganisationen ist Demokratie eine zentrale Handlungsorientierung und etwas, was die innerbetrieblichen Machtverhältnisse, Abläufe und Entscheidungen prägt?

Ich kann dazu nur beispielhaft und anekdotisch etwas beitragen, ich kenne keine empirischen Untersuchungen zu musealen Organisationsformen.

Was mir sofort eingefallen ist, ist der einzige mir bekannte Versuch, gewerkschaftliche Mitbestimmung in Museen einzuführen. Das sogenannte Hamburger Modell vom Anfang der 70er-Jahre, das von MItarbeiterInnen der kommunalen Hamburger Museen gefordert und von den Museumsleitern heftig bekämpft wurde. Der von mir geschätzte Leiter der Hamburger Kunsthalle entsetzte sich mit der Vorstellung Da könne ja nun jede Putzfrau bei den Ausstellungen mitbestimmen.

 

Keine gewerkschaftliche aber überhaupt Mitsprache forderten jüngst die Leiter der Museen der Stiftung Preussischer Kulturbesitz ein, um sich in einen Evaluationsprozess einzuklinken, der zunächst ohne ihr Wissen und zutun von der Kulturstaatssekretärin begonnen worden war und im dem eine Zeit lang die Zerschlagung der Stiftung im Raum stand. Die mir völlig sinnvoll und selbstverständliche Beteiligung der Museumsdirektoren wurde von einer großen überregionalen Zeitung gar als basisdemokratische Revolution bezeichnet.

 

Ein anderes Beispiel für Implementierung sozialer Demokratie ist der Versuch, an den österreichischen Bundesmuseen einen Kollektivvertrag durchzusetzen. In erster Linie wird das zur Verbesserung der Anstellungsbedingungen und Entlohnung der Vermittlerinnen führen - die weibliche Form ist hier angebracht, es ist überwiegend ein Frauenberuf, nicht gut bezahlt und mit prekären Bedingungen. Für die Realisierung dieses Vorhabens, so höre ich, gibt es gute Aussichten.

 

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Ich komme zur zweiten Frage: Wie spiegeln die Sammlungspolitik, die Sammlung und die Ausstellungen den Anspruch soziale Demokratie im Museum zu repräsentieren? Das heißt, wie wird die Geschichte der Arbeit, der der Arbeiterbewegung und ihrer Organisation, der sozialen Kämpfe und Reformen, der Organisation der Arbeiterschaft und vieles andere mehr durch Museen repräsentiert.

Da kann ich mich auf eine umfangreiche Recherche von Wolfgang Jäger berufen, der sich in einer Reihe deutscher kulturhistorischer Museen auf die Suche nach sozialer Demokratie in Ausstellungen gemacht hat. (Wolfgang Jäger: Soziale Bürgerrechte im Museum. Die Repräsentation sozialer Demokratie in neun kulturhistorischen Museen. Bielefeld 2000. Mir stand ein umfangreiches Manuskript von Wolfgang Jäger zu diesem Thema zur Verfügung). Sein Befund ist ernüchternd, aber nicht überraschend. In vielen (kultur)historischen Museen ist er kaum bis gar nicht fündig geworden. Soziale Demokratie spielt in den Erzählungen der einschlägigen Museen, nicht jene Rolle, die ihr in der Wirklichkeit zugekommen ist und zukommt. (*)

Ich denke, in Österreich würde eine ähnliche Recherche ebenso ernüchternd ausfallen und die Existenz des Museums Industrielle Arbeitswelt Steyr, auf Initiative der Gewerkschaftsjugend gegründet, das verdienstvolle Ausstellungen macht, muß man ebenso als eine Ausnahme aus der Regel ansehen wie das wunderbare Museum Das Rote Wien im Waschsalon des Karl Marx-Hofes in Wien, das die Kommunalpolitik des sozialistisch regierten Wien in der Ersten Republik zeigt aber auch den hohen Grad und die Qualität der Selbstorganisation der Arbeiterschaft.

 

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Die dritte Frage ist die nach der Beziehung des Museums zu seinem Publikum und zur Gesellschaft insgesamt.

Wie sattsam bekannt, gibt es eine inzwischen universale Kennzahl, die über den Wert und Wirkung von Museen - vermeintlich - Auskunft gibt. Die Anzahl der Besuche(r).

Jüngst las ich, daß eine englische Tageszeitung eine Bezahlung der MitarbeiterInnen nach der Zahl der Klicks ihrer Artikel einführen will. Noch ist es am Museum nicht so weit, aber die Bindung von „Erfolg“ und „Wert“ der Institution ist schon lange eng mit der Besucherstatistik gekoppelt. Damit einher hat sich eine Art neoliberaler Wettlauf entwickelt – in Österreich zwischen den großen Kunstmuseen -, um mediale Aufmerksamkeit innerhalb der Konkurrenz der vielfältigen (hoch)kulturellen Angebote.

Was aber noch nachhaltiger zu wirken begonnen hat ist die Gleichsetzung dieser Zahlen mit der Vorstellung allgemeiner Zugänglichkeit und Akzeptanz des Museums. Die bei einzelnen Museen in die Hunderttausende gehenden statistischen Zahlen (der Louvre als einsamer Spitzenreiter übertraf die 10-Millionen-Marke) legen nahe, daß Museen universal zugängliche Bildungsinstitutionen sind – und daher demokratisch.

Diese irreführende Gleichsetzung ist alt. 1919 formulierte der Direktor der Hamburger Kunsthalle, Gustav Pauli, den Satz, daß das Museum zu den "demokratischesten aller Bildungsinstitute“ gehört, das "jedermann ohne Legitimationsprüfung den Vorteil seiner stummen Belehrung gewährt.“

Das verrät nicht nur eine paternalistische pädagogische Haltung, Pauli legt uns nahe, das Museum als im sozialen Sinn völlig barrierefrei wahrzunehmen.

Spätestens seit den 80er-Jahren weiß man, dass das ganz und gar nicht stimmt. Etwa 50% einer Bevölkerung sind keine Museumsbesucher. Sie haben nicht die materiellen Voraussetzungen und verfügen nicht über die nötige Vorbildung.

Das Museum ist ein Ort der sozialen Distinktion

Und weil das Museum dennoch allgemeine Geltung seiner Werte vertritt, ist es auch ein Ort der kulturellen Hegemonie.

 

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Ich möchte nun meine drei Fragen noch einmal durchgehen, und überlegen, wie denn das Museum zu einem Ort der sozialen Demokratie, ein aktiver Moderator von Demokratie überhaupt werden kann.

Es liegt auf der Hand, dass sich die Organisation selbst verändern müsste, sowohl nach innen. als auch was ihre Einbettung in politisch-administrative Prozesse betrifft. Es muss in der Organisation veränderte Entscheidungsprozesse und Arbeitsabläufe geben; keinem Museum sollte erlaubt werden, von Partizipation sprechen dürfen, wenn es nicht Partizipation im weitesten Sinn in der Organisation selbst zulässt.

Und ohne kultur- und museumspolitischen Rahmen kann es kaum so etwas wie eine Vermittlung zwischen gesellschaftlichen Interessen und Bedürfnissen und institutionellem Handeln geben.

Man wird drittens nach Wegen suchen müssen, das Museum zur Gesellschaft hin durchlässiger zu machen, über Partizipation hinaus Teilhabe zu ermöglichen, in der in die Regeln der Institution eingegriffen werden darf. Denn Partizipation heißt, wenn sie mehr sein soll als ein von der Institution veranstaltetes und kontrolliertes Mitmachen, zuzulassen, dass sie die Institution selbst verändert.

Betriebe man das konsequent, dann hieße das, daß Museen Macht abgeben und Kontrolle mindestens lockern müssen. Dazu würden Museen bereit sein?

 

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Nun zur Frage nach der Öffentlichkeit des Museums. Diese Frage ist eine nach den Grundlagen unseres Verständnisses von Museen. Um mich verständlich zu machen, schiebe ich einen kurzen Exkurs zur Entstehung jenes Modells Museum ein, das wir immer noch gebrauchen. Es wird sich zeigen, wie verarmt das heute gebräuchliche Reden von der Öffentlichkeit des Museums geworden. Und ich möchte eine Grundlage gewinnen dafür, wie eine öffentliches Museum neu gedacht werden könnte.

Die Entstehung des Museums der Moderne hat ein präzises Datum. Am 10. August 1793 findet in Paris ein Fest, ein Umzug statt, ein Gründungsakt der Nation. Es wird am selben Tag eine neue Verfassung deklariert, die erste republikanische Frankreichs. Und am selben Tag wird das Museum im Louvre eröffnet.

Das Museum steht im Zentrum der Formierung einer Nation. Das Museum ist ein Ort eines zivilisierenden Rituals. Seine Rolle ist die, der Gemeinschaft zu ermöglichen, sich um das kulturelle Erbe zu scharen. Um Dinge, die ihre Funktion, ihren Sitz im Leben verloren haben, die aus der Warenzirkulation als unveräußerlich herausgehalten werden und darum so etwas wie einen heiligen Schatz bilden.

Dieses Erbe, die musealen Sammlungen repräsentieren die res publica, das Ding, das etymologisch als Thing in ein- und demselben Wort sowohl auf Sache und Sammlung als auch auf Versammlung (das Sich-Versammeln im Museumsraum) verweist. Es ist jene, im Grunde unidentifizierbare gemeinsame Sache, um derentwillen sich Gemeinschaften bilden, und die im Museum repräsentierbar scheint.

Das Museum (der Französischen Revolution) wirkt dabei auch kompensierend. Es kompensiert den Verlust von die Gemeinschaft zentrierenden, zusammenhaltenden transzendentalen Prinzipien und deren irdische Repräsentation, in Frankreich den des Königs und seiner zwei Körper, des göttlichen und des irdischen. Der wird angeklagt und wenige Monate nach der Museumseröffnung hingerichtet. Das Wegbrechen einer transzendentalen Identifikation hat die Suche nach neuen, nun innerweltlichen Formen der Identifikation zur Folge. Eine Antwort ist das Museum.

 

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Das Museum ist ab nun ein zivilisierendes Ritual. Aber es ist ab nun auch ein Ort der Vermittlung von Sach- und Orientierungswissen, von Geschichtserfahrung an – im Idealfall – für alle Staatsbürger.

Als Ort der Zivilisierung ist es einer, an der sich Bürger zu Staatsbürgern bilden, indem sie sich um ihre gemeinsamen und insofern öffentlichen Angelegenheiten kümmern. Die Öffentlichkeit der Institution Museum enthält also ein Versprechen von Gleichheit und Freiheit wie von Verantwortung aller Bürger für das Gemeinwohl.

Das Museum ist also beides zugleich: der Ort an dem Zivilisierung dargestellt und an der sie hergestellt wird.

Damit das geleistet werden kann, bedarf es einer bestimmten Struktur des Museums, eine, die in aus vier Merkmalen besteht.

 

Garantiertes Recht auf Bildung und der materiellen Voraussetzungen dazu

 

Allgemeine Zugänglichkeit

 

Gemeinschaftlicher Besitz der Kulturgüter

 

Und gemeinschaftliche Finanzierung, das heißt, aus Steuermitteln

 

Das ist die Grundlage des Verständnisses vom Museum als einer Instanz, die das gesellschaftliche Ziel, den Auftrag des Wohlfahrtstaates, das maximale Glück einer maximalen Zahl zu erreichen, verwirklicht.

 

Für unsere Frage nach dem Museum der sozialen Demokratie ist die rechtliche Regelung interessant, auf die am Beginn der Museumsentwicklung, diese Struktur ruht. In der Verfassung von 1793 heißt es im Artikel 22: „Der Unterricht ist für alle ein Bedürfnis. Die Gesellschaft soll mit aller Macht die Fortschritte der öffentlichen Aufklärung fördern und den Unterricht allen Bürgern zugänglich machen.“

Im unmittelbar vorangehenden Artikel 21 findet sich das: „Die öffentliche Unterstützung ist eine heilige Schuld. Die Gesellschaft schuldet ihren unglücklichen Mitbürgern den Unterhalt, indem sie ihnen entweder Arbeit verschafft oder denen, die außerstande sind, zu arbeiten, die Mittel für ihr Dasein sichert.“  

 

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Dieses Museumsmodell ist ein Ort liberaler, bürgerlicher Öffentlichkeit. Diese Öffentlichkeit hatte das Aushandeln von Konflikten unter Gleichen und damit die Harmonisierung von Konflikten zum Ziel. Tendenz zur Harmonisierung ist aber auch eine Eigenschaft des Museums. Seine Erzählweisen und Darstellungsmethoden neigten lange Zeit dazu, uns Unschuldskomödien vorzuspielen, alles in eine Geschichte der fortschreitenden Zivilisierung zu verwandeln unter Aussparung der traumatisierenden und gewaltförmigen Aspekte.

 

Dieses Modell scheint erschöpft. Und das Museum hat sich auch gewandelt, die Triumpherzählungen werden seltener, die Einbeziehung von Schuld und Trauma selbstverständlicher. Und inzwischen fordern immer mehr Gruppen ihren Einschluß in die musealen Erzählungen und das macht Museen diverser. Die aktuelle Debatte um den Umgang mit kolonialem Erbe zeigt indes, wie schwer die Umstellung fällt, welcher Widerstand sichtbar wird.

 

Museen müssen fähig gemacht werden, Konflikte anzusprechen und auszutragen, Interessen, Ideologien, Machtverhältnisse offenzulegen. Vermittlungs- und Diskursformen müssen geeignet sein, dem Rechnung zu tragen. Eine sehr schwierige Anforderung angesichts der wachsenden Polarisierungen und der Zerfallserscheinungen bürgerlicher Öffentlichkeit unter dem vieldiskutierten Druck der sogenannten sozialen Medien.

 

Zuallererst muss sich aber das Museum selbstreflexiv seiner Mechanismen des Erzählens und Bedeutens vergewissern – und seiner problematischen Sublimierungsleistung. Ein grundlegender Wandel müsste sich auch auf organisatorischer Ebene vollziehen, die Arbeitsaufgaben und Rollenverständnisse würden sich drastisch ändern, KuratorInnen wären dann nicht im Wortsinn „Sorgenträger“ ums Objekt, sondern Moderatoren politischer Auseinandersetzungen.

 

Es ist ja nicht so, dass die Museen bislang nicht schon Grundfragen unserer Zivilisation repräsentiert hätten, die wachsender Naturbeherrschung und Naturzerstörung, die Naturbeherrschung am Menschen, die Eroberung und Vernichtung fremder und vergangener Kulturen, die Gewaltförmigkeit in der Geschlechterbeziehung und anderes mehr.

 

Aber das Museum kann angesichts der Klima- und Coronakrise, der Bedrohung der Demokratie, der wachsenden Ungleichheiten, der grassierenden Zukunftslosigkeit der Politik nicht an der bloßen Ästhetisierung und Sublimierung der Probleme und Konflikte festhalten. Es kann sich auch nicht als neutraler Beobachter verstehen, der selbst aus den Konflikten ausgenommen ist. Gerade die Coronakrise zeigt ja, daß das Museum nicht einfach nur sammlungspolitisch reagieren kann wie ein Sammler, der Indizien zusammenträgt. Denn es ist ja selbst vielfach betroffen, finanziell, hinsichtlich seiner Besucher und hinsichtlich seiner Legitimation angesichts der Zweifel an seiner „Systemrelevanz“.

 

Das Museum muß sich als politischer Akteur verstehen, der sich den genannten und von mir nur fragmentarisch aufgezählten Problemen annimmt. Sonst verfehlt es seine Aufgabe, nervöses Auffangsorgan (Aby Warburg) zu sein. Als solches muss das Museum Ort agonaler, also konfliktfähiger, streitbarer Öffentlichkeit sein.

 

Agonistische Öffentlichkeit (Chantal Mouffe) deklariert die Interessen, benennt die Probleme, macht sie kenntlich und lässt sie aufeinandertreffen. Agonale Öffentlichkeit ist vielfältig und vielgestaltig. Konflikte zu bearbeiten geht nur im Medium des Konflikts selbst, weil nur so Differenzen, Standpunkte und Interessen sichtbar gemacht und bearbeitet werden können. Das Museum wäre dann ein Ort der streitbaren und pluralen Gegenöffentlichkeiten, wo herkömmliche Werte und Normen infrage gestellt und auch angegriffen werden könnten. Das Museum müsste sich vom affirmativen hegemonialen zum Raum der Unruhe und des Dissens wandeln. Um dieser Vorstellung etwas die Schwere der sozialpolitischen Bürde zu nehmen, die man dem Museum auflastet, greife ich zwei Worte auf, die kürzlich die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz gebaucht hat: Kritikübungsräume. Solidaritätsversicherungsversuche.

 

Der Zweck demokratischer Institutionen“ besteht, schreibt der australische Aktivist Simon Sheik „nicht in der Herstellung eines rationalen Konsenses in der Öffentlichkeit, sondern in der Entschärfung des Potenzials für Feindseligkeiten, das in menschlichen Gesellschaften existiert, indem die Transformation von Antagonismus in 'Agonismus' ermöglicht wird."

 

Erst wenn Museen sich selbstreflexiv zu verhalten lernen, wenn sie sich gegenüber der Öffentlichkeit öffnen, wenn sie sich reorganisieren kann das Museum zu dem Ort werden, als der er von Anfang an gedacht war: einer der Selbstauslegung, einer der Aufklärung der Gesellschaft über sich.

 

(*) Im Beitrag von Sabine Kritter, Imaginationskrise der Arbeit und die Kulturalisierung der Gegenwart im Museum, fand dieser Befund insofern eine Ergänzung und Vertiefung als dort von einer Kulturalisierung der Darstellung der Arbeit gesprochen wurde, die aber im gegenwärtigen Ausstellen kaum noch vorkomme. Es gibt eine Krise des Vorstellungsvermögens von Arbeit, viele Tätigkeiten würden entweder gar nicht als Arbeit angesehen oder es sei zweifelhaft, ob es sich um Arbeit handle.

 

 

März 2021

 

 

Samstag, 20. März 2021

Die existentielle Zukunft der Museen liegt in Josef Beuys Werk. Oder ist das anders gemeint? (Kuratorensprech)

 


Unsere Sisi (Kuratorensprech)

Kuratorensprech? Hier dürfte es sich um Direktorensprech handeln. Das heißt, um eine Textsorte, die im Marketing für eine Institution wirbt, oder für eine Ausstellung. Oder die, wie hier, ein Museumsobjekt, ein Exponat vorstellt. Ich nenne das Kuratorensprech wegen der oft inhaltlichen und sprachlichen Abenteuerlichkeit, Zwitterwesen zwischen wissenschaftlichem Formulieren und journalistischer Saloppheit.

Das Fundstück stammt von Facebook, das längst auch von Museen genutzt wird, um zu informieren und zu werben. Wobei Facebook zu Kürze zwingt und dazu anregt, möglicht auffällig, wenn nicht schrill zu sein.

Hier "spricht" das Oberösterreichische Landesmusuem zu uns. Und zwar mit diesen Worten: "Eine junge, gutaussehende Frau in festlichem Gewand. Ihr braunes, in Zöpfe geflochtenes Haar, wird von einem federnden Hut bedeckt. Eine üppige Schleife schmückt ihren zarten Hals. Weißt du, wer diese Frau auf dem Foto ist? 🤔 Es handelt sich hierbei um Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Herzogin in Bayern, besser bekannt als Sisi, Kaiserin von Österreich. 👑 Diese sehr seltene fotografische Aufnahme entstand 1858, aufgenommen von Joseph Albert (1825-1886), dem Hoffotografen des bayerischen Königshauses. Die Kaiserin stand nicht gerne vor der Kamera. Mit 30 beschloss sie sogar, sich nie wieder fotografieren zu lassen. Deshalb wurde dieses Portrait von ihr bis in die 1880er Jahre verwendet. Zahlreiche Fotografien von Kaiserin Elisabeth wurden reproduziert. Auch wenn es zu dieser Zeit noch lange keine digitalen Bildbearbeitungsprogramme gab, konnte man auch im analogen tricksen. Oftmals wurden Portraits der Kaiserin retuschiert oder umkopiert. Nicht aber dieses Foto..."




Schon bei der Beschreibung stutzt man: Festliches Gewand? Wirklich? Braunes Haar? Wie erkennt man das auf einer Schwarz-weiss-Fotografie? Gutaussehend? Nun ja, das liegt wohl eher im Auge des Betrachters. Ebenso ob dieser Hals "zart" ist. Und was ist eigentlich ein federnder Hut?

Wie bei IKEA werden wir gedutzt und in pädagogischer Absicht in einen Wissensquiz gezogen. Haha - das wissen wir natürlich, das ist Sisi. Geschichtsinfantilisier7ng Romy Schneider ff. Garniert ist der Text mit ein wenig Zusatz-Infantilisierung. Smileys fungieren hier wie das Lachen aus der Dose in Sitcoms, es ist auch ohne uns da wie die zugehörige Emotion, die diesen Icons den Namen Emojis gibt.

Wie kommt Die Exkaiserin in den Blog einer Abteilung des Oberösterreichischen Landesmuseums? Vermutlich um für den Ausstellungsort Marmorschlössel zu werben, Sisis "Frühstücksort" und "Cottage", wie es an anderer Stelle des Blogs heißt. Wir befinden uns hier mitten in der Hofberichterstattung, die, wie wir von einem weitaus gegenwärtigeren Königshaus wissen, vor allem in Homestories besteht. Sie ließ sich nicht gerne fotografieren.

Eine Kernkompetenz von Museen liegt im Umgang mit Objekten, in genauer Beschreibung, in der Erforschung und, wenn es sum Veröffentlichung geht wie hier, auch in der Kontextualisierung, das heißt Einbettung in Informationen, die das Verstehen des Exponats ermöglichen und vertiefen. Hier erfahren wir nur, wer der Fotograf war und wann die sehr seltene Fotografie entstanden ist. Sehr selten soll wohl heißen, daß  wenige Abzüge bekannt sind, die Aufnahme (das Negativ) selbst war nicht selten, sondern ein Unikat.

Die Österreichische Nationalbibliothek datiert die Fotografie übrigens auf 1865 und nicht, wie hier angegeben, 1858.

Hervorgehoben wird, daß dieses Foto nicht umkopiert und nicht retuschiert wurde. Keine "analoge Trickserei". Von wegen, selbst an der digitalen Reproduktion am Billdschirm sind viele Eingriffe zu erkennen, wie die ovale Hervorhebung, der Schatten hinter dem Kopf und der Schulter, der verfließende Übergang vom Oberkörper ins Weiß der ovalen Rahmung. Für eine auf genaue Beobachtung gestützte ästhetische Interpretation, interessiert sich der Autor des Textes aber nicht. Es genügt, daß es hier um "Sisi" geht. Also um jenes Diminutiv eines Vornamens, dem kein Familienname zu Seite steht, wie wir das vorzüglich von Frisiersalons - Petra, Elfi, Lisa - kennen.

 

Übrigens: Die aktuelle Ausstellung im "Sisis Cottage", man glaubt es nicht, ist dem Dirndl gewidmet



Samstag, 13. März 2021

Ist da noch drinnen was drauf steht? (Sokratische Frage 62)

 


Für das Museum kommen immer mehr Metaphern in Umlauf, die die alten (Musentempel, Lernort, Schule des Befremdens usw.) ablösen und jenen Theorien gelten, in denen das Museum gewissermaßen über sich hinaus gedacht und definiert wird. Die neue Metaphorik wie Paramuseum, liquid museum, Museum als sozialer Raum gilt dabei Vorstellungen, von denen man sich fragen kann, warum denn trotzdem noch am Wort und Begriff "Museum" festgehalten wird.

Wenn doch das Musuem neu gedacht werden soll und das möglichgst radikal - warum dann auch nicht das "Museum" verabschieden?

Aztekisch tanzen (Seitensprünge 23)

 


Freitag, 26. Februar 2021

Aus allen Rohren wird gefeuert. Die Debatte um das Heeresgeschichtliche Museum geht weiter


Hier die wichtigsten und jüngeren Beiträge zum Heeresgeschichtlichen Museum:

Den letzten Kommissions-Bericht findet man hier: 


https://www.bundesheer.at/download_archiv/pdfs/bericht_hgm_01022021.pdf


Der Standard berichtet hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782814/heeresgeschichtliches-museum-experten-sehen-grossen-reformbedarf?ref=push_os_forum_post#posting-1066670261


Und hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782418/hgm-bericht-praesentiertkeine-hinweise-auf-antisemitische-inhalte

 

Sowie:

 

https://www.derstandard.at/story/2000123821091/reform-des-heeresgeschichtlichen-tanner-ist-auf-dem-richtigen-weg

 

Die Wiener Zeitung berichtet über den Vorschlag der NEOS, das Heeresgeschichtliche Museum mit dem Haus der Geschichte zusammenzulegen

 

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/wien/2091403-Neos-fuer-Zusammenlegung-von-HGM-mit-Haus-der-Geschichte.html

 

Im Standard ein kurzer Bericht über den Wunsch der Gewerkschaft, daß das Museum beim Landesverteidigungsministerium bleiben soll

https://www.blogger.com/blog/stats/week/936424358107584429?pli=1

 

Michael Hochedlinger findet die gesamte DEbatte verfehlt. "Geistiger Musikantenstadel"). Ebenfalls im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124090680/hgm-reform-geistiger-musikantenstadel 

 

Und dann macht sich der Standard noch auf die Suche nach dem Narrativ (15.2.)

https://www.derstandard.at/story/2000124142638/neue-geschichtsmuseen-auf-der-suche-nach-dem-narrativ 

 

ORF-Kulturmontag (1):  

https://orf.at/stories/3199810

ORF-Kulturmontag (2):  

https://tv.orf.at/groups/kultur/pool/hgm

 

Martin Fritz im Standard, 19.2.2021

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum  

 

Und der Zeithistoriker Peter Pirker, am gleichen Tag im Standard, der sich mit eineigen NS-Biografien von Musuemsleitern und-mitarbeitern beschäftigt

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum

 

 Manfried Rauchensteiner, der langjährige Direktor, wiederum im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124391599/hgm-debatte-kraeftig-uebers-ziel-geschossen


Und ein Ruf nach mehr Sachlichkeit von Erwin A. Schmiedl am selben Tag in derselben Zeitung

https://www.derstandard.at/story/2000124390494/hgm-debatte-zurueck-zu-mehr-sachlichkeit

 

Begegnung (Figurinen im Museum)

 

Mirador del Cid, Leon

Montag, 22. Februar 2021

Das Mmuseumm in New York (Aus der Serie "Ein Museum")


 

Das Mmuseumm wurde 2012 gegründet. Es nennt sich gelegentlich das kleinste Museum der Welt. Denn es entstand in einem Lastenaufzug in Manhattan, wenige Quadratmeter groß. Seine Besonderheit liegt aber nicht im winzigen Ausmaß, sondern in der Auswahl der Objekte und im Konzept, wie diese Objekte vermitteln sollen.

Nämlich was und wie?

„For such a small space, Mmuseumm packs in quite a bit. New collections on display include objects from knockoffs of American fast-food brands from Iran; a number of Trump products; and group of “Personal Items of Immigration,” found in the desert at the Arizona-Mexico border. Down the block, in a separate but similarly modest space, is a remarkable-looking stand-alone display: a “Future Aleppo” model made of wood, paper, and other objects by a 14-year-old Syrian named Mohammed Qutaish, who plans to be an architect some day.“
Es können aber auch Kleidungsstücke der Großmutter des Museumsgründers Alex Kalman, ausgestellt sein, oder Objects carried by people of color in the US when they were shot and killed by police, oder Verpackungen von Waren, deren Herstellung Sklavenarbeit benötigt. Und dann all die Dinge, die von Sicherheitsbehörden mal für Bomben gehalten wurden, aber zum Glück keine waren: ein ausgestopftes Spielzeugpferdchen, eine Box mit einem elektrischen Nasenhaartrimmer. In all der Unschuld, die sie im Moment der Kontrolle kurzzeitig verloren. Wir lernen: Es ist der Kontext der Zeiten, die den Dingen ihre Bedeutung verleiht.“

„I mean that several of the object-groups speak directly to current events. But I do not mean that they do so in some kind of material-culture equivalent to the opportunistic “hot take” style so popular in the media of the moment. While the hot take merely capitalizes on and ricochets off the news wihthout adding much of use, these (and some other) object collections in the new Mmuseumm season do something like the opposite: They both deepen and complicate the current moment. They certainly don’t tell us what to think. But they absolutely do tell us that thinking is what we should do.“



Und was ist das für ein Museum und wo findet es sich?

„Man muss die winzige Cortlandt Alley, versteckt hinter dem unteren Broadway, erst einmal finden. Dort, wo in den Fernsehserien typischerweise der Schlägertrupp wartet oder die Leiche liegt, ist ein einladendes Licht. Hell scheint es aus einem Lastenfahrstuhl, dessen Türen an den Wochenenden von 12 bis 18 Uhr offen stehen. Dann sitzt auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Studentin auf einem Stuhl und liest – die Museumsaufsicht. Von der gegenüberliegenden Straßenseite hat sie das gesamte Objekt im Blick. Genau genommen ist sie die Mmuseumms-Aufsicht, denn dem Museum ist in seiner offiziellen Schreibweise vorn und hinten jeweils noch ein zusätzliches M angeklebt, wie um den Hallraum des kleinen Wortes zu vergrößern.“

„The difficulty with giant, encyclopedia museums such as the Metropolitan Museum of Art is that it’s hard to get in and out without generalized feelings of inadequacy.
You may have seen the blockbuster exhibition you came for, plus the Impressionist wing and a photography show on route. But in the process you missed Arms and Armor and Arts of Africa, Oceana and the Americas.
This isn’t a problem at Alex Kalman’s Mmuseumm on Cortlandt Alley in Tribeca.
Mr. Kalman, 29, has created a full-fledged natural history museum in a space the size of a walk-in closet.
I know what you’re thinking. How great can a museum be that isn’t much larger than one of the stalls in MOMA’s men’s room? Why should.“

Und die Ausstellungen?

„Alex Kalman selbst sagt, man könne auch seine Ausstellungen durchaus als eine Form von Magazinjournalismus betrachten. »Object Journalism« nennt er es. Die wunderlichen Sammlungen, die er ausstellt, würden ihm von Leuten aus aller Welt nahegebracht, weil sich herumgesprochen hat, dass er in seinem Mmuseumm so etwas ausstellt. Oder das Museum stellt sie selbst her: Die Goldmünzen des Islamischen Staates zum Beispiel. Sehen ganz niedlich aus, eigentlich. Man soll mit seinem Handy die Hotline des Museums anrufen, sagt ein Schild, und dann die Objektnummer eingeben. Eine sonore Erklärstimme erklingt dann und erläutert, dass zu den Dingen, die eine politische Körperschaft ausmachen, eine eigene Währung gehöre. Gleichzeitig erinnert die Stimme daran, dass auch Peep-Shows manchmal spezielle Peep-Show-Münzen hätten, der Club Med seine berühmte Club-Med-Perlen und Youtube seine Clicks. Dass es die IS-Münzen möglicherweise nur hier, in New York, wirklich gibt, anders als all die anderen Ausstellungsstücke, ist eine ironische Volte. Das Museum hat sie anhand der Informationen, die den großspurigen Verlautbarungen des IS zu entnehmen waren, einfach mal gegossen; ob sie in seinem Herrschaftsbereich tatsächlich in Umlauf sind, weiß nur, wer lebensmüde genug ist hinzufahren.“

Noch einmal Kalman: „Kalman described Mmuseumm as showcasing “the contemporary vernacular.” Later, he added: “I think that Mmuseumm in one way is a form of journalism—journalism through actual objects.”



Quellen: Deutsche und englische Wikipedia; Peter Richter, Alles vom Kleinsten, Süddeutsche Zeitung Magazin, 6.10.2016 https://sz-magazin.sueddeutsche.de/kunst/alles-vom-kleinsten-82894
Wall Street Journal 31.5.2015. Rob Walker: Object Journalism at Mmuseumm, Design Observer, 5.5.2015 https://designobserver.com/article.php?id=39289 - Die Webseite des Museums ist leider unergiebig, Informationen gibt es nur hinter einer Bezahlschranke.

Samstag, 6. Februar 2021

Da mangiare in den Uffizien (Seitensprünge 22)

Eine neue Attraktion der Uffizien sind Bildinterpretationen von einschlägigen Gemälden durch berühmte Köche, Food-Experten oder Weinkenner. Das Motto: ‘Da Mangiare. "Beginning on 17 January, the series will feature one great chef and one important food-focused work of art every Sunday. Through the chef’s skill, the history and context of each masterpiece will be brought to life. Und, das Erwecken der Kunst zu Leben findet wo statt? Auf Facebook. "In recent decades, the link between art and gastronomy has become a real science and subject of a serious historical investigation, says the director of the Uffizi Galleries Eike Schmidt." Ob gekocht wird, möchte ich bezweifeln, aber es gibt Rezepte, z.B. für eine zu Hummer passende Mayonaise. Wir verstehn, daß so etwas in einem Mgazin, das über den Event berichtet, als "soziales Experiement" angepriesen wird, vermutlich geht es uim Rekrutierung neuer Publikumsschichten im obersten Einkommensmilieu. Und hier noch ein für die Synergien anschauliches Beispiel: Dario Cecchini mit einem Steak und einem Gemälde.



 

Dienstag, 2. Februar 2021

Heeresgeschichtliches Museum Wien. Der abschließende Kommissionsbericht wurde veröffentlicht

Nun ist der letzte „Kommissionsbericht“ zum Heeresgeschichtlichen Museum erschienen. Er wurde in vollem Umfang veröffentlicht, umfasst fast einhundert Seiten und eine Kritik, die die bislang unberücksichtigt gebliebenen Abteilungen der Dauerausstellungen umfasst. Zudem bildet er eine Art abschließender Zusammenfassung, die man in aller Kürze so umreißen kann: das Museum ist in großen Teilen veraltet und mangelhaft und eine Erneuerung ist dringend notwendig.

Was von der zuständigen Ministerin angekündigt wurde, läßt eine solche Erneuerung erwarten, etwa als Wechsel in der Leitung des Hauses und der Freigabe von Mitteln zur Erneuerung der Dauerausstellung.


Besonders tief wird die Erneuerung vermutlich nicht gehen. Weder der Sinn eines Militärmuseums im 21.Jahrhundert noch die Führung des Museums durch das Bundesheer werden hinterfragt.


Bemerkenswert bleiben zwei Umstände. Es ist das erste Mal, daß ein Museum umfassend auf seine Qualität hin überprüft wurde und seine Verfassung und seine Bedeutung öffentlich debattiert wurden und werden.


Und es ist das erste Mal, daß es zivilgesellschaftliches Engagement war, die den Stein ins Rollen brachte und die die Debatte u,a. durch Veranstaltung einer Tagung am Leben hielt. Zwei Blogs machten auf Mißstände im Museum aufmerksam und deren Recherche wurde von Zeitungen aufgegriffen und vertieft. Die Tagung vertiefte die Kritik weiter und belebte die Diskussion mit neuen Fragestellungen und Einwänden gegen fragwürdige Verhältnisse im Museum.


Jetzt kommt es darauf an, ob die weitere Entwicklung allein vom Ministerium bestimmt werden wird, mit Bedacht auf vielleicht eher kosmetische Maßnahmen, auf Kalmierung oder ob es, v.a. den zivilgesellschaftlich Engagierten gelingt, eine Grundsatzdebatte durchzusetzen. Eine zweite Tagung zum HGM ist in Vorbereitung und wird im April stattfinden.


Den Bericht findet man hier: 


https://www.bundesheer.at/download_archiv/pdfs/bericht_hgm_01022021.pdf


Der Standard berichtet hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782814/heeresgeschichtliches-museum-experten-sehen-grossen-reformbedarf?ref=push_os_forum_post#posting-1066670261


Und hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782418/hgm-bericht-praesentiertkeine-hinweise-auf-antisemitische-inhalte

 

Sowie:

 

https://www.derstandard.at/story/2000123821091/reform-des-heeresgeschichtlichen-tanner-ist-auf-dem-richtigen-weg

 

Die Wiener Zeitung berichtet über den Vorschlag der NEOS, das Heeresgeschichtliche Museum mit dem Haus der Geschichte zusammenzulegen

 

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/wien/2091403-Neos-fuer-Zusammenlegung-von-HGM-mit-Haus-der-Geschichte.html

 

Im Standard ein kurzer Bericht über den Wunsch der Gewerkschaft, daß das Museum beim Landesverteidigungsministerium bleiben soll

https://www.blogger.com/blog/stats/week/936424358107584429?pli=1

 

Michael Hochedlinger findet die gesamte DEbatte verfehlt. "Geistiger Musikantenstadel"). Ebenfalls im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124090680/hgm-reform-geistiger-musikantenstadel 

 

Und dann macht sich der Standard noch auf die Suche nach dem Narrativ (15.2.)

https://www.derstandard.at/story/2000124142638/neue-geschichtsmuseen-auf-der-suche-nach-dem-narrativ 

 

ORF-Kulturmontag (1):  

https://orf.at/stories/3199810

ORF-Kulturmontag (2):  

https://tv.orf.at/groups/kultur/pool/hgm

 

Martin Fritz im Standard, 19.2.2021

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum  

 

Und der Zeithistoriker Peter Pirker, am gleichen Tag im Standard, der sich mit eineigen NS-Biografien von Musuemsleitern und-mitarbeitern beschäftigt

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum

 

 Manfried Rauchensteiner, der langjährige Direktor, wiederum im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124391599/hgm-debatte-kraeftig-uebers-ziel-geschossen


Und ein Ruf nach mehr Sachlichkeit von Erwin A. Schmiedl am selben Tag in derselben Zeitung

https://www.derstandard.at/story/2000124390494/hgm-debatte-zurueck-zu-mehr-sachlichkeit