Kunstmuseum Bern |
Großartige Eröffnung einer Ausstellung, der ich viele Besucher, breite öffentliche Aufmerksamkeit und ebenso breite Diskussion wünsche. Das Jüdische Museum Hohenems schätze ich als das ernsthafteste und wichtigste Museum Österreichs ein. Die Eröffnung hat meinen Eindruck vertieft und bestätigt und ich bin neugierig, die Ausstellung bald selbst zu sehen.
Unter dem Titel Die letzten Europäer nutzt das Museum den Nachlass einer aus Hohenems stammenden, schließlich über halb Europa verstreute Familie, warum die Idee eines humanen, friedvollen Europa in der jüngsten Gegenwart preisgegeben wird. Und sich all der Utopien und Programme entledigt hat, die nationale Spaltung und militante Auseinandersetzung beenden sollten um zu Nationalismus, Abschottung und Ausgrenzung zurückzukehren.
Das Museum wendet sich fundamentalen Fragen europäischer Politik zu und agiert zugleich historisch-erinnerugspolitisch und geistesgegenwärtig. Es bezieht eine klare, kritische und fundierte Position, von der aus es informiert und zu Diskussionen anregt. Die Deutlichkeit und Klarheit, mit der hier Gegenwartsprobleme angesprochen werden, ist im Vergleich zu anderen Museen unerwartet und umißverständlich. Es ist eine politische Intervention, die - an einem Museum gesetzt -ihresgleichen sucht.
Politisch ist ein Museum nicht deswegen, weil und wenn es sich Fragen der Gesellschaft annimmt, politisch ist es dann, wenn es Räume zivilgesellschaftlicher Debatten eröffnet, in denen die res publica sich zusammenfindet und ihre Angelegenheiten aushandelt, auch im Dissens und im Streit, auch im Austausch der Argumente und Fakten, auch im Aufeinandertreffen von Interessen und Affekten - aber immer im Blick, wie das Gemeinwohl gesichert werden kann.
Dieser Raum wird auf mindestens drei Ebenen eröffnet: der der Ausstellung im Museum und auf einer eigenen Webseite mit zahlreichen Essays zum Themenspektrum sowie schließlich mit einem europäischen Tagebuch.
Die Webseite des Museums zur Ausstellung: https://www.jm-hohenems.at/ausstellungen/aktuelle-ausstellung
Die Webseite zur Ausstellung: http://www.lasteuropeans.eu
Das Europäische Tagebuch: http://www.lasteuropeans.eu/tagebuch/
Ich empfehle sehr, die Eröffnung mit ihren Statements des Museumsleiters Hanno Loewy, der Wissenschafterin Almeida Assmann und der Kuratorin Felicitas Hermann-Jelinek nachzuhören - als Vorbereitung auf den Besuch. Hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=jK1_A_molRo