Froggyland. Split. Kroatien
Mittwoch, 7. September 2016
Abschied mit Begleitmusik
Martin Roth, von Dresden nach London geholt, um das Victoria and Albert Museum zu leiten, nimmt seinen Abschied. Interssant daran sind die Vermutungen über die Motive. Er hätte sich nicht mit der britischen Mentalität anfreunden können, munkelt DIE WELT in Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Es sei sein Rücktritt eine Folge des Brexit. Andere Medien bezeichnen das als Ente. Ich erinnere mich aber an ein Interview mit Martin Roth, vor der Abstimmung, wo er sich durchaus kritisch und mäßig angetan von den Austrittsbewegungen zeigte.
Die dritte Begründung ist die interessanteste und hat zudem den Vorteil, von Roth selbst zu kommen. Sein Posten sei ein Zuschussbetrieb gewesen, die Bezahlung mäßig, jedenfalls nicht zum Leben in London geeignet. Kurz zuvor hatte ich gelesen, daß in London nun auch für die Teile der Eliten das Leben, vor allem das Wohnen zu teuer wird. Sagt was über die Segnungen des geballten Kapitalismus in dieser Metropole.
IIn Österreich wäre das Roth nicht passiert. Da hätte er von fürstlichem Gehalt sein Museum auch von Pörtschach aus regieren können. Aber nach Österreich geht so jemand nicht und wird auch von niemandem dafür interessiert.
Die dritte Begründung ist die interessanteste und hat zudem den Vorteil, von Roth selbst zu kommen. Sein Posten sei ein Zuschussbetrieb gewesen, die Bezahlung mäßig, jedenfalls nicht zum Leben in London geeignet. Kurz zuvor hatte ich gelesen, daß in London nun auch für die Teile der Eliten das Leben, vor allem das Wohnen zu teuer wird. Sagt was über die Segnungen des geballten Kapitalismus in dieser Metropole.
IIn Österreich wäre das Roth nicht passiert. Da hätte er von fürstlichem Gehalt sein Museum auch von Pörtschach aus regieren können. Aber nach Österreich geht so jemand nicht und wird auch von niemandem dafür interessiert.
Dienstag, 6. September 2016
Das Wort zum Tag
"Wenn die Museen konsequent anfingen, nicht bloß in Sparten zu denken, sondern nach Fragestellungen, Themen und Spannungsfeldern, die über jede Objektgattung und jeden Museumstyp hinausweisen, dann wäre eine Museumslandschaft möglich, die um ein Vielfaches interessanter und anregender wäre - und nicht zuletzt auch durchlässiger für die verschiedenen Besuchergruppen und Interessen.
Die Artefakte können Grundlage und Bausteine eines experimentellen Forschens über das sein, was Geschichte, Wissen und Bildung heute bedeuten. Ausstellungen könnten dann eine 'Pädagogik des Begriffs' mit nicht begrifflichen, sondern dinglich-ästhetischen Mitteln sein, eine Art Medienmaterialismus. Dieser Pädagogik ist es aufgegeben, die Institution von innen heraus zu ändern; ihr Hebel ist der Vorrang der Vermittlung."
Die Artefakte können Grundlage und Bausteine eines experimentellen Forschens über das sein, was Geschichte, Wissen und Bildung heute bedeuten. Ausstellungen könnten dann eine 'Pädagogik des Begriffs' mit nicht begrifflichen, sondern dinglich-ästhetischen Mitteln sein, eine Art Medienmaterialismus. Dieser Pädagogik ist es aufgegeben, die Institution von innen heraus zu ändern; ihr Hebel ist der Vorrang der Vermittlung."
Daniel Tyradellis
Montag, 5. September 2016
Samstag, 3. September 2016
Unmittelbarkeit statt Vermittlung
Freitag, 2. September 2016
Das Wort zum Tag
"Niemals zuvor in der Geschichte wurde mit Kunstwerken so viel gemacht wie heute. Um sie herum ist eine enorme Geschäftigkeit entstanden, mit der seltsamen Erwartung, dass jedes Kunstwerk jedem Menschen zu jedem Zeitpunkt etwas zu geben habe."
Wolfgang Ullrich
Wolfgang Ullrich
Mittwoch, 31. August 2016
"Hat nicht der Mediamarkt mit seiner Frauenabteilung schon mal was in der Richtung versucht?". Gendergerechtigkeit im Spiegel der Intelligenzzeitungs-Postings
Vor einigen Tagen hat die Redakteurin der Tageszeitung DER STANDARD, Tanja Paar, das Buch von Ann Döpfner "Frauen im Technikmuseum" sachkundig rezensiert. Na mehr hat die Zeitung und die Journalistin und die Buchautorin nicht gebraucht. In über 200 (!) Postings alberten Männer rum und machten das - anzunehmen allen unbekannte Buch - verächtlich. "Na das wird die Mädels zu den toten Dampfmaschinen treiben!!!". "In Museen zur Kriegsgeschichte sind Frauen wenig thematisch vertreten. Echt jetzt? Und DARAN sollte 'geforscht' werden? Was sollte daran GEFORSCHT werden an 'Krieg und Gender'?" "Wer verlangt denn dass alle Facetten der Geschichte auf einmal behandelt werden?" "Krieg und Gender - was soll das sein? Soldaten die sich als Frau fühlen an der Isonzo-Front?" "Es ist nicht Aufgabe eines technischen Museums alle diese Aspekte zu beleuchten. Dafür gibt es eigene Einrichtungen." "Man schaue sich nur mal die heutigen Patentanmeldungen an. Über 90% der Erfindungen gehen auf den Kopf von Männern." "Es gibt auch ausnahmsweise Themen, in denen Frauen eben nicht oder nur 'unterrepräsentiert' vorkommen. Eine Vater-Sohn-Beziehung zum Beispiel. Und was das mit dem technischen Fortschritt zu tun hat, verstehen offensichtlich nur sie alleine." "Anscheinend will man nun auch schon bei Museums-Besuchern eine 50%-Frauenquote." "In einem Technikmuseum steht Technik ... entweder man mag das, oder nicht." "Warum keine Kampagne: Mehr Frauen auf die Südtribüne, mehr Frauen auf den Hirschenkogel, mehr Frauen in die Karthallen ...". "Die Wissenschaft ist geschlechtsagnostisch und das ist gut so." "In der Technik und Wissenschaft möchte ich doch bitte keine Ideologie u.Ä. sondern nur Hard-Facts." "Ganz ehrlich: In einem technischen Museum will ich Technik sehen und nicht mit Gender, Race & Class berieselt werden."
Dienstag, 23. August 2016
o. T.
Ben Vautier - Total Art Match-Box. 1965
Matchbox and matches, with offset label, 1 1/2 x 2 1/16 x 1/2"
Samstag, 20. August 2016
Ich fühle mich durchschaut...
Walter Grasskamp: Das Kunstmuseum. Eine erfolgreiche Fehlkonstruktion. München 2016:
"Fliedl, der zehn Jahre lang die Grazer "Museumsakademie am Joanneum" zur interessantesten Weiterbildungsstätte der Branche ausgebaut hat, kritisiert vor allem die museale "Verdinglichung der Erinnerung". Das Museum sieht er von einem "Erbstau" bedroht, von der anwachsenden Zahl von Gegenständen, die es (das Museum) in Empfang zu nehmen hat, aber kaum noch aufzunehmen vermag, ohne darüber seine Gründungsaufgaben zu vernachlässigen, weswegen die Mitarbeiter zu "Erbstauhelfern und Besichtigigungsministranten" mutieren. In solchen Formulierungen läßt sich erkennen, was für eine ordentliche Traditionsallergie man sich zuziehen kann, wenn man sich ein Leben lang mit der Museumsthematik beschäftigt hat."
"Fliedl, der zehn Jahre lang die Grazer "Museumsakademie am Joanneum" zur interessantesten Weiterbildungsstätte der Branche ausgebaut hat, kritisiert vor allem die museale "Verdinglichung der Erinnerung". Das Museum sieht er von einem "Erbstau" bedroht, von der anwachsenden Zahl von Gegenständen, die es (das Museum) in Empfang zu nehmen hat, aber kaum noch aufzunehmen vermag, ohne darüber seine Gründungsaufgaben zu vernachlässigen, weswegen die Mitarbeiter zu "Erbstauhelfern und Besichtigigungsministranten" mutieren. In solchen Formulierungen läßt sich erkennen, was für eine ordentliche Traditionsallergie man sich zuziehen kann, wenn man sich ein Leben lang mit der Museumsthematik beschäftigt hat."
Freitag, 19. August 2016
Das Wort zum Tag
"Eine Exposition veröffentlicht etwas, und dieses Ereignis beinhaltet eine öffentliche Artikulation jener Ansichten und Meinungen, die einem Subjekt besonders am Herzen liegen (...) Daher exponiert das Subjekt der Exposition, indem es diese Anschauung veröffentlicht, sich selbst im gleichen Maß wie das Objekt."
Mieke Bal
Mieke Bal
Donnerstag, 18. August 2016
Das Wort zum Tag
"Solange der Kurator sich als Fachmann für einen Typus von Exponaten und für einen Typus von Museen ansieht, bleibt seine Perspektive partial und besitzt er Freiheit nur innerhalb eines streng limitierten Terrains. Er ist dann der verläßlichste Agent bestehender institutioneller Strukturen und Herr der Variation der immer gleichen Form."
Daniel Tyradellis
Dienstag, 16. August 2016
Auch ein Museum des Konflikts?
"Es geht mir um die soziale Kraft von Kultur", erklärt Außenminister Frank-Walter Steinmeier sehr sozialdemokratisch im SZ-Interview seine Vorstellungen von auswärtiger Kultupolitik. Und vor allem sollte sie sich nicht auf den Export deutschen Kulturguts beschränken, sondern im Austausch funktionieren: "Hören Sie britische Nachrichten, die BBC, und deutsche Sender: Die Welt spielt bei uns nur dann eine Rolle, wenn irgendwo gemordet, gefoltert oder getötet wird. Wir haben einen sehr deutschen Blick auf die Welt, der sich nicht leicht irritieren lässt. Es sei denn, es gibt gewaltsame Zuspitzungen. Es wäre ein Riesenfortschritt, wenn das Humboldt-Forum dazu beitragen könnte, unsere Neugier auf die Welt jenseits von Konflikten steigern zu helfen."
Sonntag, 14. August 2016
Gegen die Museums-Idolatrie (Das Wort zum Tag)
Wo es ihm (dem Museum) gelingt, nicht nur die Idole zu zeigen, sondern die Idolatrie, nicht nur die Opfer, sondern die prozedur des Opferns, hat es jene höchst aktuelle Funktion zurückgewonnen, Gattungshöhle zu sein: damit wir sie besonnenener verlassen lernen als bei früheren Versuchen, jetzt und ehedem.
Klaus Heinrich
Klaus Heinrich
Samstag, 13. August 2016
Das Wort zum Tag
„In der Gestaltung einer Ausstellung sollte sich nichts von selbst verstehen.“
Daniel Tyradellis
Abonnieren
Posts (Atom)