Montag, 1. August 2016
Sonntag, 31. Juli 2016
Gelato
Die Autorität des Textes (Texte im Museum 565)
Zwangsneurotische und hysterische Kuratoren
„Der Akademiker ist fortwährend damit beschäftigt, seine Exstenz zu rechtfertigen, indem er die eigene Persönlichkeit und seine idiosynkratischen Interessen leugnet und sich als neutrales Sprachrohr des Wissens stilisiert. Jede Unterdrückung eigner Emotionen verbucht er als Triumph des Denkens und seiner Rechtschaffenheit. Intuitives, Willkürliches oder bloß ästhetisch Gerechtfertigtes ist in seinen Augen eine Verzerrung und Abweichung vom Wahren. Dieses Wahre ist überliefert aus dem Studium, dessen Inhalte, wenn überhaupt, nur nach dem Prinzip der Falsifikation angreifbar wären. Dieser Typus von Akademiker ist die häufigste Spezies in Museen, die sich der Wissensvermittlung verschrieben haben. Der andere, das heißt hier: der Besucher, ist für den Wissenschaftlerzwangsneurotiker eher ein Hindernis, das er nach Möglichkeit ignoriert oder nach seinem Bilde imaginiert.“
„Der Hysteriker stellt dagegen seine Emotionalität und Intuition in den Vordergrund. Er geht wie selbstverständlich davon aus, dass die anderen an diesen interessiert sind, und er vermeidet rationale Argumentationen, die nicht den Fluchtpunkt seiner Emotionalität aufweisen. (…) Theoretische Referenzen verfolgen primär den Zweck, sich selbst noch interessanter zu machen. Man trifft diese Spezies vor allem in Kunstmuseen, je weniger historisch orientiert sie sind, umso mehr. (…) Er ist jedoch ebenso wenig wie der Zwangsneurotiker an wirklicher Vermittlung und Begegnung interessiert.“ Er will den anderen, den Besucher „lediglich (…) dazu bewegen, sich mit ihm zu beschäftigen. Die Auswahl der zu zeigenden Künstler und die Platzierung der Künstler im Raum ist das Medium, in dem dies geschieht. ‚Was bin ich?‘ - ‚Der, der euch das zeigt‘. (…) „Während der eine Kurator vor allem sich exponieren möchte, will der andere möglichst gar nichts von sich zeigen - außer seine exzeptionelle Teilhabe am Wissen.“
Daniel Tyradellis: Müde Museen. 2014
„Der Hysteriker stellt dagegen seine Emotionalität und Intuition in den Vordergrund. Er geht wie selbstverständlich davon aus, dass die anderen an diesen interessiert sind, und er vermeidet rationale Argumentationen, die nicht den Fluchtpunkt seiner Emotionalität aufweisen. (…) Theoretische Referenzen verfolgen primär den Zweck, sich selbst noch interessanter zu machen. Man trifft diese Spezies vor allem in Kunstmuseen, je weniger historisch orientiert sie sind, umso mehr. (…) Er ist jedoch ebenso wenig wie der Zwangsneurotiker an wirklicher Vermittlung und Begegnung interessiert.“ Er will den anderen, den Besucher „lediglich (…) dazu bewegen, sich mit ihm zu beschäftigen. Die Auswahl der zu zeigenden Künstler und die Platzierung der Künstler im Raum ist das Medium, in dem dies geschieht. ‚Was bin ich?‘ - ‚Der, der euch das zeigt‘. (…) „Während der eine Kurator vor allem sich exponieren möchte, will der andere möglichst gar nichts von sich zeigen - außer seine exzeptionelle Teilhabe am Wissen.“
Daniel Tyradellis: Müde Museen. 2014
Donnerstag, 28. Juli 2016
Die noch nicht ausreichend gewürdigten Verdienste der Agnes Husslein um die Reform der Bundesmuseen
Jetzt scheint es also vorbei zu sein, mit dem Direktoriat von Agnes Husslein im Belvedere. Der Kuratoriumsvorsitzende ist zurückgetreten und die Ausschreibung der Leitung beginnt mit einem zweiten Anlauf.
Was ist passiert? Minister Drozda hat ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben (hier das Gutachten) und in dem wird ausführlich dargestellt daß die Verfehlungen von Frau Husslein Grund zur sofortigen Kündigung wären. Aber da das Kuratorium lange von den Verstößen wußte und nicht gehandelt hat, wurde dadurch diese Option aufgehoben. Wir lernen: Ein Kuratorium kann jemanden, der sehr wahrscheinlich gegen das Gesetz verstoßen hat, davor schützen, zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Also zwingt der Minister den Kuratoriumsvorsitzenden zum Rücktritt, ersetzt ihn durch eine Sektionschefin seines Minsiteriums, und kündigt eine umfassende Reform an, die zunächst einmal die Arbeit der Kuratorien und zwar aller, nicht nur des des Belveders, neu regelt.
Und er geht einen Schritt weiter und kündigt eine Art Evaluation der Bundesmuseen, ich gehe davon aus, ehr nur ihrer organisatorischen Struktur, an. Und holt sich dafür nicht den schlechtesten Berater: Edelbert Köb.
Das alles ist ein Verdienst von Agnes Husslein-Arco. Bravo!
Nur: Direktorin wird sie wohl kaum bleiben können.
Was ist passiert? Minister Drozda hat ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben (hier das Gutachten) und in dem wird ausführlich dargestellt daß die Verfehlungen von Frau Husslein Grund zur sofortigen Kündigung wären. Aber da das Kuratorium lange von den Verstößen wußte und nicht gehandelt hat, wurde dadurch diese Option aufgehoben. Wir lernen: Ein Kuratorium kann jemanden, der sehr wahrscheinlich gegen das Gesetz verstoßen hat, davor schützen, zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Also zwingt der Minister den Kuratoriumsvorsitzenden zum Rücktritt, ersetzt ihn durch eine Sektionschefin seines Minsiteriums, und kündigt eine umfassende Reform an, die zunächst einmal die Arbeit der Kuratorien und zwar aller, nicht nur des des Belveders, neu regelt.
Und er geht einen Schritt weiter und kündigt eine Art Evaluation der Bundesmuseen, ich gehe davon aus, ehr nur ihrer organisatorischen Struktur, an. Und holt sich dafür nicht den schlechtesten Berater: Edelbert Köb.
Das alles ist ein Verdienst von Agnes Husslein-Arco. Bravo!
Nur: Direktorin wird sie wohl kaum bleiben können.
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