Alle ausprobiert, in der Kunsthalle Wien, Februar 2015. Fotos GF
Mittwoch, 25. Februar 2015
Dienstag, 24. Februar 2015
Montag, 23. Februar 2015
Was gut gemeint ist, ist nicht immer gut: Freier Eintritt in Museen
"Der Eintritt soll in alle Museen der Stadt Graz frei sein!", fordert Kulturstadträtin Lisa Rücker in der lokalen Zeitung „Meine Woche“. Hintergrund ist der schon länger schwelende Streit, wie das Kunsthaus „bespielt“ werden soll, welche Ausstellungspolitik und -programmatik dort sinnvoll ist. Vom Zaun gebrochen hatte die Debatte der Grazer Bürgermeister und die Grüne Stadträtin versuchte die in Form einer vierteiligen Diskussionsveranstaltung im Kunsthaus in Bahnen zu lenken. Ohne dass eine Wirkung der Debatte auf das Programm des Kunsthauses erkennbar gewesen wäre (umgebaut wird sehr wohl und das Haus städtebaulich „geöffnet“), verlangten nun die Leiter des Joanneums (zu dem das Kunsthaus gehört), freien Eintritt, und zwar nur im Kunsthaus (und nicht in anderen Häusern des Joanneums). Zahlen solle die Stadt. Nun wissen auch die Leiter des Joanneums, daß die Stadt den freien Eintritt nicht kompensieren kann. So viel Geld hat sie nicht. Also kann man das als Schachzug sehen, Frau Rückers Ambitionen abzublocken. Und die muss nun reagieren.
Wer kann schon vernünftigerweise gegen einen sogenannten „niederschwelligen“ Zugang sein? Niemand. Aber, so sagt Rücker, dann klarerweise für alle Grazer Häuser, also alle Sammlungen des Joanneum und auch für das Stadtmuseum. Da müssten dann aber Stadt und Land zahlen. Und nicht gerade wenig, ich schätze, einen Millionenbetrag. Das scheint politisch noch weniger durchsetzbar. Damit ist Rücker aus dem Schneider, sie kann sagen, ich will ja, das ist vernünftig, geht aber nicht oder man lässt mich nicht. Ein übliches Spiel.
Jetzt mal von der Politik weg und zur Sache. Warum soll hier nicht gehen, was in London (das Beispiel bringt Rücker) geht. Na ja, ein tollkühner Vergleich. Eine Stadt mit vielen Millionen Bewohnern und Besuchern und riesigen, opulenten Museen dort und hier eine Mittelstadt mit 300.000 Besuchern und einem Museum, das nur dem Namen nach „universal“ ist.
Aber Rücker läßt sich erfreulicherweise auf Differenzierteres ein: „Es gibt im Bereich der Bildung einfach mehr Aspekte, als nur für den Arbeitsmarkt fit gemacht zu werden.“ Also ist es mit einem kostenlosen Zugang zu Kunst und Kultur, so Rücker, nicht getan: „Ein Gratis-Eintritt (den es für unter 18-Jährige gibt, Anm. GF) alleine ist noch lange nicht die Garantie, dass viele Menschen am Museum generell interessiert sind. Es braucht mehr: Es braucht bereits in der Schule entsprechende Ansätze und es muss in den Häusern selbst auf die Menschen zugegangen werden. Diejenigen, die einmal hingehen, sollen auch gerne wiederkommen.“
Einschlägige Forderungen nach „Niederschwelligkeit“ sind nicht neu, aber dabei wird ein ziemlich schwieriges Strukturmerkmal übersehen, über das man auch nicht so gerne redet. In Museen gehen überwiegend Menschen mit höchster und hoher (Schul)Bildung, ihnen würde der Gratiszugang in erster Linie zugutekommen und sich in (etwas) erhöhten Besuchszahlen niederschlagen. Die, die nie ins Museum gehen, durchschnittlich etwa 50% einer Bevölkerung, werden aber kaum durch den Preis abgehalten. Sie kommen nicht ins Museum, weil das, was es ist, was es repräsentiert, was es zeigt und erzählt, kaum bis nichts mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hat. Es ist die große Gruppe derer, die auch wirtschaftlich und sozial vom Rest der Gesellschaft abgehängt oder in gewisser Weise von der Politik und der öffentlichen Aufmerksamkeit auch schon „aufgegeben“ wurden (diese 50% dürften in etwa deckungsgleich sein, mit denen, die zu keiner Wahl mehr gehen. Das heißt da steckt auch noch ein veritables politisches Problem drin).
Zuallererst also ist der Gratiseintritt (warum konsequenterweise nicht auch für Theater, Oper usw.?) eine versteckte Subvention für die nicht nur Gebildeten sondern auch wohlhabenderen Gruppen (zusätzlich zur Subvention, die ihnen jetzt schon gewährt wird, weil kein, nahezu kein Museum sich selbst erhalten kann und gefördert werden muß).
Was aber wichtiger ist, ist die Blindheit gegenüber dem soziokulturellen Phänomen der hegemonialen Funktion von Bildungseinrichtungen, auch des Museums. Ausgeschlossen werden Menschen nämlich, wie gesagt, zwar auch über den (Eintritts)Preis, aber vor allem dadurch, daß sie nie an jener bürgerlichen Bildung partizipiert haben und auch nicht partizipieren wollten, die der Institution, ihren Paradigmen und Werten, ihren Riten und Normen zugrundeliegen. Museen halten aber trotzdem oder gerade deswegen an Werten fest, die nur vermeintlich für alle verbindlich sein sollen.
In der Forderung nach „Niederschnelligkeit“ scheint ein Verständnis für sozial indizierte Ungleichheit im kulturellen Feld aufzuleben. Aber indem man das Problem nicht einmal halb analysiert und versteht, erreicht man eher das Gegenteil dessen, was man vorgibt zu tun: man vertieft die Kluft zwischen Gebildeten und davon Ausgeschlossenen. Und: indem man die herrschenden kulturellen Werte "leichter zugänglich" macht, verstärkt man auch derenb Wirkung. Anders gesagt: Der Gratiseintritt ist selber eine hegemoniale Strategie.
Rücker zeigt für die Widersprüchlichkeit der Forderung nach Gratiseintritt Sensibilität, wenn Sie die Schulen in die Pflicht nimmt. Schon richtig, in Familie und Schule werden Chancen generiert und gewissermaßen verteilt. Die Schulen scheinen mir aber überfordert mit dem extrem anspruchsvollen Programm (das es sein müsste), über sehr spezialisierte Massnahmen etwas zu kompensieren, was sie selbst insgesamt als Institution erzeugen. Gerade in Österreich sind Schulen mächtige gesellschaftspolitische Werkzeuge, mit denen soziale Ungleichheit aufrechterhalten wird, und die Gesellschaft wenig Durchlässig macht zwischen den sozialen Gruppen. Wieso also soll gerade die Schule für etwas die Lösung bereitstellen (wollen), wenn es, wie der heftige Widerstand gegen eine Reform der Schulen zeigt, geradezu erwünscht ist, daß die Schulen ihre negative sozialisierende Funktion weiter beibehalten sollen?
Also bleiben die Museen übrig, die Rücker diesbezüglich auch in die Pflicht nehmen will. Es geht ja wirklich nicht nur um die FRage, ob sich (mehr) Menschen für das Museum interessieren, sondern umgekehrt darum, ob und wie sich Museen für Menschen interessieren. Im Prinzip gilt für sie dasselbe, wie für die Schulen. Sie müssten eine gesellschaftspolitische Kehrtwende machen, und sich Themen zuwenden, mit der sie Brücken schlagen zu Gruppen, die völlig abseits des kulturellen Mainstreams stehen. Das werden die Museen nicht tun. Und sie werden es nicht können. Denn dazu müsste man auch neuartige Formen der Vermittlung entwickeln (unter der Prämisse, dass Museen immer selbst Vermittlung sind. Ich meine also nicht nur die spezialisierte- inzwischen verberuflichte berufliche - Vermittlertätigkeit). Es ginge darum Partizipation im weitesten Sinn zu ermöglichen, inklusive Projekte zu entwickeln, die riskant, schwierig, anspruchsvoll zu managen sein würden und mit denen außerdem das bisherige Selbstverständnis des Museums und seiner Aufgaben weit überschritten würde.
Hoffnungslos? Na ja, ich denke - sehr provisorisch und jenseits politischer Machbarkeit und Durchsetzbarkeit, von der ich mich als Blogger ohnehin kilometerweit entfernt sehe -, an Folgendes: statt Geld in freien Eintritt zu investieren, sollte man dieses Geld plus Teile der jeweiligen Museumsbudgets (die den Museen gewissermaßen enteignet werden müssten, aber nicht im staatlichen Sparinteresse, sondern im Interesse der Vertiefung der gesellschaftlichen Bedeutung der Institution) in die Hand nehmen und Projekte (international) ausschreiben. Mit einem Rahmenprogramm, das grob gesagt das Ziel verfolgt, die schwammig und verunklärend „bildungsfernen“ Gruppen ganz gezielt anzusprechen und einzubeziehen. Das aber weder um den „Besucherumsatz“ zu erhöhen ,also die „Quoten“, noch um scheinparzipative Geschäftigkeit zu produzieren. Sondern um ernsthaft neue Formen und Inhalte kultureller Arbeit zu entwickeln, in denen die besonderen Qualitäten, die das Museum von anderen Orten und Plätzen unterscheidet (Oper, Theater, Film usw.) erhalten bleiben und genutzt werden. Selbstredend dürfte ein solches Unternehmen weder direkt von der (lokalen) Politik gesteuert werden, noch aus den jeweiligen Häusern heraus. Sondern z.B. von einem internationalen Beirat mit transdisziplinärer und sehr hoher Kompetenz.
Ist bloß so eine Idee. Wenn jemand eine bessere hat - her damit!
Wer kann schon vernünftigerweise gegen einen sogenannten „niederschwelligen“ Zugang sein? Niemand. Aber, so sagt Rücker, dann klarerweise für alle Grazer Häuser, also alle Sammlungen des Joanneum und auch für das Stadtmuseum. Da müssten dann aber Stadt und Land zahlen. Und nicht gerade wenig, ich schätze, einen Millionenbetrag. Das scheint politisch noch weniger durchsetzbar. Damit ist Rücker aus dem Schneider, sie kann sagen, ich will ja, das ist vernünftig, geht aber nicht oder man lässt mich nicht. Ein übliches Spiel.
Jetzt mal von der Politik weg und zur Sache. Warum soll hier nicht gehen, was in London (das Beispiel bringt Rücker) geht. Na ja, ein tollkühner Vergleich. Eine Stadt mit vielen Millionen Bewohnern und Besuchern und riesigen, opulenten Museen dort und hier eine Mittelstadt mit 300.000 Besuchern und einem Museum, das nur dem Namen nach „universal“ ist.
Aber Rücker läßt sich erfreulicherweise auf Differenzierteres ein: „Es gibt im Bereich der Bildung einfach mehr Aspekte, als nur für den Arbeitsmarkt fit gemacht zu werden.“ Also ist es mit einem kostenlosen Zugang zu Kunst und Kultur, so Rücker, nicht getan: „Ein Gratis-Eintritt (den es für unter 18-Jährige gibt, Anm. GF) alleine ist noch lange nicht die Garantie, dass viele Menschen am Museum generell interessiert sind. Es braucht mehr: Es braucht bereits in der Schule entsprechende Ansätze und es muss in den Häusern selbst auf die Menschen zugegangen werden. Diejenigen, die einmal hingehen, sollen auch gerne wiederkommen.“
Einschlägige Forderungen nach „Niederschwelligkeit“ sind nicht neu, aber dabei wird ein ziemlich schwieriges Strukturmerkmal übersehen, über das man auch nicht so gerne redet. In Museen gehen überwiegend Menschen mit höchster und hoher (Schul)Bildung, ihnen würde der Gratiszugang in erster Linie zugutekommen und sich in (etwas) erhöhten Besuchszahlen niederschlagen. Die, die nie ins Museum gehen, durchschnittlich etwa 50% einer Bevölkerung, werden aber kaum durch den Preis abgehalten. Sie kommen nicht ins Museum, weil das, was es ist, was es repräsentiert, was es zeigt und erzählt, kaum bis nichts mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hat. Es ist die große Gruppe derer, die auch wirtschaftlich und sozial vom Rest der Gesellschaft abgehängt oder in gewisser Weise von der Politik und der öffentlichen Aufmerksamkeit auch schon „aufgegeben“ wurden (diese 50% dürften in etwa deckungsgleich sein, mit denen, die zu keiner Wahl mehr gehen. Das heißt da steckt auch noch ein veritables politisches Problem drin).
Zuallererst also ist der Gratiseintritt (warum konsequenterweise nicht auch für Theater, Oper usw.?) eine versteckte Subvention für die nicht nur Gebildeten sondern auch wohlhabenderen Gruppen (zusätzlich zur Subvention, die ihnen jetzt schon gewährt wird, weil kein, nahezu kein Museum sich selbst erhalten kann und gefördert werden muß).
Was aber wichtiger ist, ist die Blindheit gegenüber dem soziokulturellen Phänomen der hegemonialen Funktion von Bildungseinrichtungen, auch des Museums. Ausgeschlossen werden Menschen nämlich, wie gesagt, zwar auch über den (Eintritts)Preis, aber vor allem dadurch, daß sie nie an jener bürgerlichen Bildung partizipiert haben und auch nicht partizipieren wollten, die der Institution, ihren Paradigmen und Werten, ihren Riten und Normen zugrundeliegen. Museen halten aber trotzdem oder gerade deswegen an Werten fest, die nur vermeintlich für alle verbindlich sein sollen.
In der Forderung nach „Niederschnelligkeit“ scheint ein Verständnis für sozial indizierte Ungleichheit im kulturellen Feld aufzuleben. Aber indem man das Problem nicht einmal halb analysiert und versteht, erreicht man eher das Gegenteil dessen, was man vorgibt zu tun: man vertieft die Kluft zwischen Gebildeten und davon Ausgeschlossenen. Und: indem man die herrschenden kulturellen Werte "leichter zugänglich" macht, verstärkt man auch derenb Wirkung. Anders gesagt: Der Gratiseintritt ist selber eine hegemoniale Strategie.
Rücker zeigt für die Widersprüchlichkeit der Forderung nach Gratiseintritt Sensibilität, wenn Sie die Schulen in die Pflicht nimmt. Schon richtig, in Familie und Schule werden Chancen generiert und gewissermaßen verteilt. Die Schulen scheinen mir aber überfordert mit dem extrem anspruchsvollen Programm (das es sein müsste), über sehr spezialisierte Massnahmen etwas zu kompensieren, was sie selbst insgesamt als Institution erzeugen. Gerade in Österreich sind Schulen mächtige gesellschaftspolitische Werkzeuge, mit denen soziale Ungleichheit aufrechterhalten wird, und die Gesellschaft wenig Durchlässig macht zwischen den sozialen Gruppen. Wieso also soll gerade die Schule für etwas die Lösung bereitstellen (wollen), wenn es, wie der heftige Widerstand gegen eine Reform der Schulen zeigt, geradezu erwünscht ist, daß die Schulen ihre negative sozialisierende Funktion weiter beibehalten sollen?
Also bleiben die Museen übrig, die Rücker diesbezüglich auch in die Pflicht nehmen will. Es geht ja wirklich nicht nur um die FRage, ob sich (mehr) Menschen für das Museum interessieren, sondern umgekehrt darum, ob und wie sich Museen für Menschen interessieren. Im Prinzip gilt für sie dasselbe, wie für die Schulen. Sie müssten eine gesellschaftspolitische Kehrtwende machen, und sich Themen zuwenden, mit der sie Brücken schlagen zu Gruppen, die völlig abseits des kulturellen Mainstreams stehen. Das werden die Museen nicht tun. Und sie werden es nicht können. Denn dazu müsste man auch neuartige Formen der Vermittlung entwickeln (unter der Prämisse, dass Museen immer selbst Vermittlung sind. Ich meine also nicht nur die spezialisierte- inzwischen verberuflichte berufliche - Vermittlertätigkeit). Es ginge darum Partizipation im weitesten Sinn zu ermöglichen, inklusive Projekte zu entwickeln, die riskant, schwierig, anspruchsvoll zu managen sein würden und mit denen außerdem das bisherige Selbstverständnis des Museums und seiner Aufgaben weit überschritten würde.
Hoffnungslos? Na ja, ich denke - sehr provisorisch und jenseits politischer Machbarkeit und Durchsetzbarkeit, von der ich mich als Blogger ohnehin kilometerweit entfernt sehe -, an Folgendes: statt Geld in freien Eintritt zu investieren, sollte man dieses Geld plus Teile der jeweiligen Museumsbudgets (die den Museen gewissermaßen enteignet werden müssten, aber nicht im staatlichen Sparinteresse, sondern im Interesse der Vertiefung der gesellschaftlichen Bedeutung der Institution) in die Hand nehmen und Projekte (international) ausschreiben. Mit einem Rahmenprogramm, das grob gesagt das Ziel verfolgt, die schwammig und verunklärend „bildungsfernen“ Gruppen ganz gezielt anzusprechen und einzubeziehen. Das aber weder um den „Besucherumsatz“ zu erhöhen ,also die „Quoten“, noch um scheinparzipative Geschäftigkeit zu produzieren. Sondern um ernsthaft neue Formen und Inhalte kultureller Arbeit zu entwickeln, in denen die besonderen Qualitäten, die das Museum von anderen Orten und Plätzen unterscheidet (Oper, Theater, Film usw.) erhalten bleiben und genutzt werden. Selbstredend dürfte ein solches Unternehmen weder direkt von der (lokalen) Politik gesteuert werden, noch aus den jeweiligen Häusern heraus. Sondern z.B. von einem internationalen Beirat mit transdisziplinärer und sehr hoher Kompetenz.
Ist bloß so eine Idee. Wenn jemand eine bessere hat - her damit!
Freitag, 20. Februar 2015
Mittwoch, 18. Februar 2015
Eine Bonsai Geschichtsausstellung. The Germans im British Museum
Ich klettere eine Treppe im überdachten Innehof des British Museum hoch, entrichte an einer Kassa meinen Obulus - staatliche Museen erheben in der Regel keinen Eintritt, aber Sonderuasstellungen kosten etwas, und oft nicht gerade wenig -, und schon stehe ich in der Sonderausstellung "The Germans".
Eine von englischen Kuratoren über Deutschland gemachte Ausstellung, die ich als Österreicher sehe, dachte ich, auch nicht schlecht. Es beginnt auch nicht schlecht, nämlich mit der Visualiiserung der Vielfalt der Staaten aus denen sich Deutschland wie ein Puzzle zusammensetzte. Kein Territorialstaat, keine einheitliche Währung wird mit leichtem Ätsch der Vergleich zu England gezogen. Schön, Integration & Identität, eine Schlüsselfrage, bis heute.
Da bin ich schon fast im nächsten Raumabschnitt. Viele weisse Wände, eine längliche Vitrine umrundet, und eine kleine Sackgasse. Darin ein Lagertor eines Konzentrationslagers mit der Inschrift "Jedem das Seine", ein Schriftschnitt, entworfen von einem Bauhausschüler. Ein bemerkenswertes Objekt. Aber eben auch nur ein Objekt für einen schwergewichtigen Abschnitt der deutschen Geschichte.
Um die Ecke dann ein aus der Wand ragender Engel. Ernst Barlach. Und ein Foto mit Kohl und Honecker vor diesem Engel. Im Abwenden, nachdem ich beides betrachtet und die Objekettexte gelesen habe, bin ich schon in einer Tür. Der zum Shop.
Massenweise stapelt sich hier ein Buch, das der Direktor des Museums verfasst hat. Ein dickleibiges. The Germans.
Aha, denke ich, um 10 Pfund durfte ich eben die Ausstellung zum Buch besuchen.
Ein Studienkollege, den ich in der großen Halle des Museums treffe, über die Ausstellung: "Dünn". Die deutsche Presse: Wohlwollend. Man bemängelt, daß aber etwas gefehlt hat: die Naturwissenschaften. Und sonst nichts?
Vielleicht kann man das Ganze als eine Anregung für das österreichische Haus der Geschichte empfehelen. Wie kann man auf minimalen Quadratmetern mit einer Hand voll von Objekten eine Kurzgeschichte einer Nation erzählen. So gehts (auch nicht)!
Eine von englischen Kuratoren über Deutschland gemachte Ausstellung, die ich als Österreicher sehe, dachte ich, auch nicht schlecht. Es beginnt auch nicht schlecht, nämlich mit der Visualiiserung der Vielfalt der Staaten aus denen sich Deutschland wie ein Puzzle zusammensetzte. Kein Territorialstaat, keine einheitliche Währung wird mit leichtem Ätsch der Vergleich zu England gezogen. Schön, Integration & Identität, eine Schlüsselfrage, bis heute.
Da bin ich schon fast im nächsten Raumabschnitt. Viele weisse Wände, eine längliche Vitrine umrundet, und eine kleine Sackgasse. Darin ein Lagertor eines Konzentrationslagers mit der Inschrift "Jedem das Seine", ein Schriftschnitt, entworfen von einem Bauhausschüler. Ein bemerkenswertes Objekt. Aber eben auch nur ein Objekt für einen schwergewichtigen Abschnitt der deutschen Geschichte.
Um die Ecke dann ein aus der Wand ragender Engel. Ernst Barlach. Und ein Foto mit Kohl und Honecker vor diesem Engel. Im Abwenden, nachdem ich beides betrachtet und die Objekettexte gelesen habe, bin ich schon in einer Tür. Der zum Shop.
Massenweise stapelt sich hier ein Buch, das der Direktor des Museums verfasst hat. Ein dickleibiges. The Germans.
Aha, denke ich, um 10 Pfund durfte ich eben die Ausstellung zum Buch besuchen.
Ein Studienkollege, den ich in der großen Halle des Museums treffe, über die Ausstellung: "Dünn". Die deutsche Presse: Wohlwollend. Man bemängelt, daß aber etwas gefehlt hat: die Naturwissenschaften. Und sonst nichts?
Vielleicht kann man das Ganze als eine Anregung für das österreichische Haus der Geschichte empfehelen. Wie kann man auf minimalen Quadratmetern mit einer Hand voll von Objekten eine Kurzgeschichte einer Nation erzählen. So gehts (auch nicht)!
Viele Leute, viele Wände, wenige Objekte, aber der Tod ist ein Meister aus Deutschland ...Jetzt mal schnell was über The Germans! Foto GF. |
Ohne jedes Interesse - Das "Haus der Geschichte"
Unlängst habe ich die Befürworter des Hauses der Geschichte gezählt, die mir bekannt geworden sind. es sind vier. Martin Fritz. Thomas Trenkler. Minister Ostermayer. Und der designierte "Intendant", Oliver Rathkolb.
Gegener kenne ich auch nir vier: die Rektorin der Akademie der Bildenden Künste in Wien, einen befreundeten Historiker, einen zweiten Historiker und - mich. Vier zu vier. Unentschieden.
Die Zeitungen berichten kaum und wenn im neutral-desinteressierten Ton. Seit der Ex-Kathedra-Entscheidung des Ministers herrscht weitgehend Funkstille. Eine via APA verbreitete Art Grundsatzerklärung von Oliver Rathkolb, das wars dann aber auch schon.
Die Historikerzunft: abwesend.
Das Museum wird kommen, außer der Minister oder seine Partei straucheln politisch.
Und es werden dann wohl auch Leute hingehen. 2018ff.
Und Jubiläum ist dann ja auch. Ein Kriegsende und eine Republiksgründung zum Jubilieren.
Und dann...
Gegener kenne ich auch nir vier: die Rektorin der Akademie der Bildenden Künste in Wien, einen befreundeten Historiker, einen zweiten Historiker und - mich. Vier zu vier. Unentschieden.
Die Zeitungen berichten kaum und wenn im neutral-desinteressierten Ton. Seit der Ex-Kathedra-Entscheidung des Ministers herrscht weitgehend Funkstille. Eine via APA verbreitete Art Grundsatzerklärung von Oliver Rathkolb, das wars dann aber auch schon.
Die Historikerzunft: abwesend.
Das Museum wird kommen, außer der Minister oder seine Partei straucheln politisch.
Und es werden dann wohl auch Leute hingehen. 2018ff.
Und Jubiläum ist dann ja auch. Ein Kriegsende und eine Republiksgründung zum Jubilieren.
Und dann...
Samstag, 7. Februar 2015
Breite Historikerfront gegen das "Haus der Geschichte"
INSTITUT FÜR ZEITGESCHICHTE DER
UNIVERSITÄT WIEN
RESOLUTION
Die unterzeichneten Institute bzw. Abteilungen protestieren mit aller Entschiedenheit gegen die Vorgangsweise bei der geplanten Errichtung eines “Hauses der Geschichte” bzw. eines “Hauses der Toleranz”. Wir begrüßen zwar die Bereitschaft des österreichischen Nationalrates, die zeitgeschichtlich relevante Forschung und deren Präsentation in der breiten Öffentlichkeit zu fördern, halten aber die hier eingeschlagene Vorgangsweise für wissenschaftlich fragwürdig und dem Gebot der Effizienz widersprechend. Statt eines vom Nationalrat in dem Entschließungsantrag in der 159. Sitzung, XX. GP in Auftrag gegebenen Ideenwettbewerbes wurden im Stile von Auftragsgeschichtsschreibung zwei vom Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten und dem Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr finanzierte Projekte präsentiert, dem Nationalrat weitergeleitet und ohne weitere Diskussion Umsetzungsaufträge vergeben.
Beide
Projektteams haben keine systematische Kontaktaufnahme mit der großen Mehrheit
von österreichischen Zeithistorikern und Zeithistorikerinnen gesucht und
überdies bei den wenigen Einzelkontakten, die Ergebnisse dieser Gespräche nicht
in ihren Arbeiten berücksichtigt, wie eine Reihe von Kommentaren in der
Tageszeitung “Der Standard” belegt. Ein derartiges Projekt kann, losgelöst vom
Stand der wissenschaftlichen Diskussion, der Kompetenz und Erfahrung
zahlreicher Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, internationalen Standards
nicht gerecht werden. Es besteht derzeit der Eindruck, es würde anstelle einer
kritischen und pluralistischen Auseinandersetzung mit der jüngsten
österreichischen Geschichte einem Repräsentations- und Rechtfertigungsbedürfnis
des Staates und der Parteien folgend, einer überwunden geglaubten
Proporzgeschichtsschreibung wieder Geltung verschafft.
Wir
protestieren gegen die Vereinnahmung von österreichischen ZeithistorikerInnen
durch zwei fachlich in keiner Weise repräsentative und internationalen
Standards nicht entsprechende Konzepte sowie gegen eine offenkundig
beabsichtigte Monopolisierung der Forschung und Informationsvermittlung.
In
einer am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien für Freitag, 21.
Jänner 2000 vorbereiteten interdisziplinär besetzten Enquete werden die
grundsätzlichen Mängel der bisherigen Vorgangsweisen, die Fragwürdigkeit der Musealisierung und
der Probleme der Vermittlung von Republik-Geschichte, vor allem aber
effektivere Alternativen diskutiert werden.
Wir
verstehen diese Enquete als Beginn einer eingehenden, öffentlichen Diskussion.
Erst dann sollte das Parlament eine definitive Entscheidung, die auch mit der
Verantwortung für erhebliche öffentliche Mittel verbunden ist, treffen.
Alle
einschlägig arbeitendenden
österreichischen Wissenschafter/innen
werden aufgerufen diese Resolution zu unterstützen.
Abteilung Zeitgeschichte der Universität Graz
Univ.-Prof.Dr.
Helmut Konrad m.p.
Institut
für Geschichte der Universität Innsbruck
Univ.-Prof.Dr.
Josef Riedmann m.p.
Institut
für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck
Univ.-Prof.Dr.
Rolf Steininger m.p.
Abteilung
Zeitgeschichte der Universität Klagenfurt
Univ.-Prof.Dr.
Willibald Holzer m.p.
Institut
für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Linz
Univ.-Prof.Dr.
Reinhard Kannonier m.p.
Institut
für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Linz
Univ.-Prof.Dr.
Rudolf Kropf m.p.
Institut
für Geschichte der Universität Wien
Univ.-Prof.Dr.
Wolfdieter Bihl m.p.
Frage: Von wann stammt diese Resultion?
Frage: Von wann stammt diese Resultion?
Freitag, 6. Februar 2015
Dienstag, 3. Februar 2015
Modewort "kuratieren"
Einen schönen Text zum Auswandern des Wortes "kuratieren" aus der Kunst- in die Journalistenszene spendet heute Wolfgang Michal in seinem Blog (hier) einschließlich schöner Gedankenschleifen um das Wort. Wegen der lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem journalistischen Werk uneigennützig ans Licht.
Wegen der
lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre
Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht
mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse
Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus
vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und
Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem
journalistischen Werk uneigennützig ans Licht. - See more at:
http://www.wolfgangmichal.de/2015/02/wie-das-kuratieren-den-journalismus-veraendert/#sthash.MOsXoyad.dpuf
Wegen der
lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre
Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht
mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse
Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus
vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und
Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem
journalistischen Werk uneigennützig ans Licht. - See more at:
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Wegen der
lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre
Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht
mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse
Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus
vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und
Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem
journalistischen Werk uneigennützig ans Licht. - See more at:
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Wegen der
lateinischen Wurzel des Verbs (“curare”) dürfen Kuratoren ihre
Tätigkeit sogar als Pflege und Sorge verstehen, und müssen sich nicht
mehr, wie in den Anfangszeiten des Internets üblich, als böse
Gatekeeper beschimpfen lassen. Der medizinisch angehauchte Terminus
vermittelt ihnen eine Aura von Menschenfreundlichkeit und
Hilfsbereitschaft. Wie die Hebamme dem Kind, so hilft der Kurator dem
journalistischen Werk uneigennützig ans Licht. - See more at:
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Samstag, 31. Januar 2015
Erschreckt die Kleinen nicht!
In der HGM-Ausstellung zum Ersten Weltkrieg sind viele Waffen zu sehen. Es wird aber kaum gezeigt, was diese Waffen anrichten. Ist das pädagogisch sinnvoll?
Es ist immer eine Gratwanderung. Ein Heeresgeschichtliches Museum ist kein Streichelzoo. Wir haben uns aber sehr genau überlegt, ob wir die Waffenwirkung, also etwa verstümmelte Kriegsopfer, zeigen sollen. Wir lernten dabei aus der Erfahrung englischer Kollegen, dass dieses „Effekthaschende“ sehr kontraproduktiv sein kann. Sie stellten etwa den Stellungskrieg an der Somme nach. Für einige Besucher war das beklemmend und bedrückend, für kleine Kinder aber total verstörend, sie weinten. Und Teenager hatten eine Riesenhetz.
DIE PRESSE interviewt den Direktor des Heeresgeschichjtlichen Museums Wien, Christian M. Ortner (13.09.2014)
Es ist immer eine Gratwanderung. Ein Heeresgeschichtliches Museum ist kein Streichelzoo. Wir haben uns aber sehr genau überlegt, ob wir die Waffenwirkung, also etwa verstümmelte Kriegsopfer, zeigen sollen. Wir lernten dabei aus der Erfahrung englischer Kollegen, dass dieses „Effekthaschende“ sehr kontraproduktiv sein kann. Sie stellten etwa den Stellungskrieg an der Somme nach. Für einige Besucher war das beklemmend und bedrückend, für kleine Kinder aber total verstörend, sie weinten. Und Teenager hatten eine Riesenhetz.
DIE PRESSE interviewt den Direktor des Heeresgeschichjtlichen Museums Wien, Christian M. Ortner (13.09.2014)
Christian Ortner im Gespräch - nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.
Ich finde das interessant: Wenn man heute sagt, dass man sich militärhistorisch mit dem Dreißigjährigen Krieg beschäftigt, wird das akzeptiert. Sagt man aber, dass man sich mit den beiden Weltkriegen beschäftigt, wird man schief angesehen und das, obwohl prozentuell betrachtet der Dreißigjährige Krieg noch blutiger war.
DIE PRESSE interviewt den Direktor des Heeresgeschichjtlichen Museums Wien, Christian M. Ortner (13.09.2014)
DIE PRESSE interviewt den Direktor des Heeresgeschichjtlichen Museums Wien, Christian M. Ortner (13.09.2014)
Der sehnlichste Wunsch des Direktors des Heeresgeschichtlichen Museums
DIE PRESSE interviewt den Direktor des Heeresgeschichjtlichen Museums Wien, Christian M. Ortner (13.09.2014)
Herr Ortner, darf man Sie auch fragen (...) welchen Ausstellungsgegenstand Sie gern hätten, wenn Geld und Eigentumsrechte keine Rolle spielen würden?
Im Bereich über Militärgeistlichkeit gibt es eine ganz kleine Madonna, die in eine Patronenhülse hineingearbeitet ist. Das war der Talisman eines Soldaten. Und er hat den Krieg überlebt. Das Stück hätte ich gern.
Herr Ortner, darf man Sie auch fragen (...) welchen Ausstellungsgegenstand Sie gern hätten, wenn Geld und Eigentumsrechte keine Rolle spielen würden?
Im Bereich über Militärgeistlichkeit gibt es eine ganz kleine Madonna, die in eine Patronenhülse hineingearbeitet ist. Das war der Talisman eines Soldaten. Und er hat den Krieg überlebt. Das Stück hätte ich gern.
Mittwoch, 28. Januar 2015
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