Joanneum-Newsletter Juni 2014
"Kunst der höchsten Qualität
Das Kunsthaus Graz erntete zuletzt lokale Kritik ebenso wie überwältigendes Lob aus der ganzen Welt.
Beides markiert das Spannungsfeld eines Hauses, das sich der höchsten
Qualität von Kunst verschrieben hat. Diese zieht nicht automatisch
Massen an, aber sie festigt den weltweiten Ruf der Kunst-Stadt Graz.
Das
Juni-Programm bildet dies vorzüglich ab: Die Retrospektive zu Karl
Neubacher, einem großen Pionier aus Graz, zeigt, dass auch in der
Peripherie Bedeutendes geschehen kann. Mit Katharina Grosse zeigen wir
eine der meist diskutierten Positionen aktueller Malerei, und mit Werken
des französischen Klassikers Eugène Leroy präsentieren wir in der Neuen
Galerie Graz einen dazu kontrastierenden Hymnus auf die Farbe.
Über
Sinn und Wert der Kunst lässt sich mit diesem Programm trefflich
streiten. Jedenfalls ist es ein Plädoyer für einen Ort, der Kunst auf
höchstem Niveau zeigt – und damit international punkten kann.
Peter Pakesch, Intendant"
Mittwoch, 4. Juni 2014
Dienstag, 3. Juni 2014
Daniel Spera äußert sich zum Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel. Auf bemerkenswerte Art.
Daniel Spera ist nicht nur Direktorin des Wiener Jüdischen Museums, sie ist auch Präsidäntin von ICOm Österreich. Für alle, die ICOM nicht kennen - dies ist ein internationaler Museumsverband, mit Sitz in Paris und zahllosen nationalen Komtees in aller Welt.
Im neuesten österreichischen ICOM Newsletter schreibt Frau Spera:
Sehr geehrte
ICOM Mitglieder!
Der
Terroranschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel hinterlässt uns bestürzt und
in Trauer. Das grausame Attentat traf ein Museum, das sich besonders für
Toleranz, gegenseitiges Verständnis und interkulturellen Austausch einsetzt.
Einen Ort des Erinnerns und Vermittelns von jüdischer Geschichte und Religion.
Unsere Anteilnahme und Solidarität gilt unseren Kolleginnen und Kollegen, den
Besuchern und allen Angehörigen. Wir senden den Familien der Opfer unser tiefstes
Mitgefühl.
Dr. Danielle
Spera
Präsidentin
ICOM Österreich
Daniel Spera macht aus dem Anschlag einen auf ein Museum und gebraucht das Schlüsselwort zu dem Anschlag nicht: Antisemitismus. Sicher, der Ort ist nicht arbiträr, aber es hätte der Anschlag jeder jüdischen Einrichtung gelten können. Er galt nicht einem Museum als Institution. Sie nennt die Opfer und zollt ihnen Anteilnahme, aber es scheint sie ihre Position als Vorstand einer Museumsvereinigung dazu zu verleiten, erst einmal "das Museum" attackiert zu sehen.
Pierre Mertens, ein belgischer Autor in Le Monde, dem andere, einschlägig 'vermeidende' Medienberichte aufgefallen waren: "Ein Wort hätte ausgesprochen werden müssen, gewiss, es ist nicht
angenehm zu hören, denn es spricht von Sorglosigkeit und
Voraussehbarkeit. Nichts war so wenig unerwartet... Spielen wir kein
Ratespiel. Der Antisemitismus, die neue Judenfeindlichkeit breitet sich überall in Europa aus: Warum sollte Belgien davon verschont bleiben?"
Das Zinsou-Museum. Ein Museum moderner Kunst in Afrika. (Ein Museum)
Die NZZ berichtete unlängst über "das erste Museum für Gegenwartskunst in Afrika". Das klingt selbstverständlich interessant. Freilich stolpert man schon im Artikel selbst über einige Relativierungen. Es gibt in Afrike mehrere Plätze, wo moderne Kunst ausgestellt wird, nur entsprechen die nicht immer dem gängigen Bild von Museen. Wie auch übrigens der Ort, von dem die Rede ist: Es ist eine Fondation, die Wechselausstellungen veranstaltet, die sich wiederum in erster Linie an (Schul)Kinder wenden. Man könnte es also genausogut als Kunsterziehungsprojekt bezeichnen.
Es wird afrikanische Gegenwartskunst ausgestellt. Im Artikel bleibt aber unklar, ob das ausschließlich für Museen, Ausstellungen oder den Kunsthandel angefertigte Objekte sind, die also dem durch westliche Produktionsbedingungen geprägten Werk- und Kunstbegriff folgen, oder ob es sich nicht auch um - wie es die Aussage der Direktorin nahelegt, es würde Kunst aus allen Regionen Afrikas gezeigt -, Objekte mit ganz anderen Funktionen handelt, denen nachträglich das Etikett (Museums)Kunst verliehen wurde.
Die Idee zum Projekt hat durch ihre Erfinderin durchaus westliche Konnotationen. Marie-Cecile Zinsou kommt aus einer angesehenen Familie Benins, die in Paris erzogen wurde und finanziert wird es in Form einer Familienstiftung durch ihren Vater, der als Geschäftsmann in Paris lebt.
Markus H. Haefliger: Das Zinsou-Museum in Ouidah. In: Neue Zürcher Zeitung, 30.5.2014 (hier der Link)
Es wird afrikanische Gegenwartskunst ausgestellt. Im Artikel bleibt aber unklar, ob das ausschließlich für Museen, Ausstellungen oder den Kunsthandel angefertigte Objekte sind, die also dem durch westliche Produktionsbedingungen geprägten Werk- und Kunstbegriff folgen, oder ob es sich nicht auch um - wie es die Aussage der Direktorin nahelegt, es würde Kunst aus allen Regionen Afrikas gezeigt -, Objekte mit ganz anderen Funktionen handelt, denen nachträglich das Etikett (Museums)Kunst verliehen wurde.
Die Idee zum Projekt hat durch ihre Erfinderin durchaus westliche Konnotationen. Marie-Cecile Zinsou kommt aus einer angesehenen Familie Benins, die in Paris erzogen wurde und finanziert wird es in Form einer Familienstiftung durch ihren Vater, der als Geschäftsmann in Paris lebt.
Markus H. Haefliger: Das Zinsou-Museum in Ouidah. In: Neue Zürcher Zeitung, 30.5.2014 (hier der Link)
Erfahrbarkeit der Existenz (Kuratiorensprech 01)
Alles fließt: Katharina Grosse lässt Böden in das Bild wachsen, Farbe
legt sich unscharf über Leinwand-Landschaften, Räume und
Funktionsobjekte erfahren eine skulpturale Kleidung. Durch minimale
Perspektivwechsel wird groß zu klein. Der analytische Blick auf das
Detail fließt in die metaphysische Erkenntnis des Gesamten. Das Publikum
begreift das Bild als eigenständiges Wahrnehmungsereignis, der den
Farbraum dynamisiert. Brutal, direkt, evolutionär und physisch
festzumachen. Aus der Malerei kommend und sich auch als Malerin verstehend weitet
Katharina Grosse ihre raumgreifenden Arbeiten seit den 1990er-Jahren
als mächtige Farb-Vorstöße in den körperlich erfahrbaren Raum aus. Dabei
schafft sie Situationen, die Farbe physisch spürbar machen. In ihren
Arbeiten sind Grenzen dazu da, gefunden, betont und gleichzeitig
gesprengt zu werden. Im Kunsthaus Graz beschäftigt sich die Künstlerin
mit der Bedeutung der reduzierten Anspielung und des Theatralischen in
der Farbe, indem sie einen Farbraum zum Bühnenraum ausbaut. Dabei
stellen sich Fragen nach der Erfahrbarkeit von Materie und Existenz
ebenso wie nach der ästhetischen Führung von Licht und Linearität.
AutorIn: unbekannt. Betroffene Künstlerin: Katharina Grosse. Jahr: 2014 Quelle: Webseite Universalmuseum Joanneum / Kunsthaus
AutorIn: unbekannt. Betroffene Künstlerin: Katharina Grosse. Jahr: 2014 Quelle: Webseite Universalmuseum Joanneum / Kunsthaus
Im Museum nach etwas Bestimmten suchen (Das Museum lesen 38)
Museen machen mehr Spaß, wenn man nach etwas Bestimmtem sucht.
Ist man zum Beispiel in eine Zahnarzthelferin verliebt, kann man nach gar nicht seltenen Bildern fahnden, auf denen mit genüsslicher Boshaftigkeit das Zahnziehen dargestellt wird. Foto oder Postkarte von dem Motiv sind ein ideales Mitbringsel beim nächsten Zahnarzttermin.
Den (vergnüglichen) vollen Text von Joseph von Westphalen findet man in der Münchner Abendzeitung, online hier. Weiße Wäsche und faule Zähne
Ist man zum Beispiel in eine Zahnarzthelferin verliebt, kann man nach gar nicht seltenen Bildern fahnden, auf denen mit genüsslicher Boshaftigkeit das Zahnziehen dargestellt wird. Foto oder Postkarte von dem Motiv sind ein ideales Mitbringsel beim nächsten Zahnarzttermin.
Den (vergnüglichen) vollen Text von Joseph von Westphalen findet man in der Münchner Abendzeitung, online hier. Weiße Wäsche und faule Zähne
Sonntag, 1. Juni 2014
Gefährliche Kunst, ins Museum entsorgt
Ein deutscher Museumssziologe, der sich mit Kunst im öffentlichen Raum beschäftigte, hatte die These, daß Kunst dort ungleich konfliktträchtiger sei, als im Museum - ich denke, jedem fallen da rasch Beispiele. Einen kuriosen Fall gibt es jetzt um ein kurioses Denkmal des mit dem Kopf einen Gegener stoßenden Fußballspieler Zinedine Zidane, der darufhin ausgeschlossen wurde. Immerhin in einem WM-Finale.
Die Plastik, die den von einer Beleidigung Zidanes ausgelösten Kopfstoß verewigt, wurde vor dem Centre Pompidou in Paris aufgestellt und dann von der Museumsverwaltung Qatar gekauft und ebenfalls öffentlich aufgestellt. Und nun auf Grund von Protesten wieder entfernt. Gründe werden nicht genannt. Hat man die Botschaft des Künstlers, die er seinem Werk mitgegeben hat, es ginge um die Fehlerhaftigkeit auch heldenhafter Sportler (Männer?), nicht oder mißverstanden.
Die Lösung: die Plastik kommt ins Museum.
Womit wir wider sehen: Museen sind Orte der gefahrlosen Besichtigung - in vielerlei Hinsicht...
Die Plastik, die den von einer Beleidigung Zidanes ausgelösten Kopfstoß verewigt, wurde vor dem Centre Pompidou in Paris aufgestellt und dann von der Museumsverwaltung Qatar gekauft und ebenfalls öffentlich aufgestellt. Und nun auf Grund von Protesten wieder entfernt. Gründe werden nicht genannt. Hat man die Botschaft des Künstlers, die er seinem Werk mitgegeben hat, es ginge um die Fehlerhaftigkeit auch heldenhafter Sportler (Männer?), nicht oder mißverstanden.
Die Lösung: die Plastik kommt ins Museum.
Womit wir wider sehen: Museen sind Orte der gefahrlosen Besichtigung - in vielerlei Hinsicht...
Freitag, 30. Mai 2014
Donnerstag, 29. Mai 2014
In eigener Sache. Grenzüberschreitung und Verwunderung
Dieses Monat wird der Blog zum ersten Mal 10.000 Besuche haben.
Ich weiß nicht, ob das nun viel ist oder wenig, ich habe nur den Vergleich zu früheren Jahren, wo ich mir das nicht hätte vorstellen können. Wahrscheinlich werden es sogar 11.000 sein.
Erstaunlich ist etwas anderes, wofür ich keine Erklärung habe. Die Herkunft der Leser und Nutzer. Obwohl ich mit wenigen Ausnahmen auf Deutsch schreibe, sind es nicht die deutschsprachigen Länder, die die Statistik dominieren, abgesehen von Deutschland. Dieses Monat sieht das Landerranking die USA an zweiter Stelle, dann Norgwegen, dann erst Österreich und an fünfter Stelle - Indien. An zehnter kommt die - Ukraine. Belgien, Schweden, Frankreich, England, Italien, Russland, die Schweiz, die Niederlande, fast alles Länder, wo man stark wirkende Sprachbarrieren vermuten könnte, bilden mit den genannten Ländern den Grundstock der Leserschaft. Sicher, die - von mir gesuchte und forcierte - Bildlastigkeit erleichtert die polyglotte Nutzung, aber es gibt noch eine weitere Erfahrung, von Anfang des Bloggens an: es sind gerade schwierigere, längere und anspruchsvollere Texte, die am häufigsten gelesen werden und insofern am Nachhaltigsten wirken, als sie immer wieder und auch nach Jahren abgerufen werden.
Die gelegentlich geführte Debatte über die akademische Akzeptanz des Bloggens muß mich nicht interessieren, schon gar nicht, seit ich nach Beendigung meiner beruflichen Karriere keine einschlägigen Rücksichten wahrnehmen müsste (die ohnehin kaum je hatte). Es ist ja gerade mein Hauptvergnügen, mit einem Sschreiben zu experimentieren und mit einer Verbindung von Bild und Text, die sich an akademische Regeln nicht halten muß ohne sie ganz zu negieren.
In einem ist Bloggen klar dem akademischen Publizieren überlegen. Mit keiner deutschsprachigen Publikation würde ich (noch dazu extrem kurzfristig, also auch, wenn es mal wichtig ist, aktuell), derart international wahrnehmbar sein und - wie die genannten statistischen Daten zeigen -, auch wahrgenommen werden.
Regelmäßig, so etwa alle ein zwei Monate, freue ich mich über meinen Leser (oder sind es gar zwei?) auf Fiji...
Die gelegentlich geführte Debatte über die akademische Akzeptanz des Bloggens muß mich nicht interessieren, schon gar nicht, seit ich nach Beendigung meiner beruflichen Karriere keine einschlägigen Rücksichten wahrnehmen müsste (die ohnehin kaum je hatte). Es ist ja gerade mein Hauptvergnügen, mit einem Sschreiben zu experimentieren und mit einer Verbindung von Bild und Text, die sich an akademische Regeln nicht halten muß ohne sie ganz zu negieren.
In einem ist Bloggen klar dem akademischen Publizieren überlegen. Mit keiner deutschsprachigen Publikation würde ich (noch dazu extrem kurzfristig, also auch, wenn es mal wichtig ist, aktuell), derart international wahrnehmbar sein und - wie die genannten statistischen Daten zeigen -, auch wahrgenommen werden.
Regelmäßig, so etwa alle ein zwei Monate, freue ich mich über meinen Leser (oder sind es gar zwei?) auf Fiji...
Mittwoch, 28. Mai 2014
Frequently asked, but never answered (Texte im Museum 482)
Dienstag, 27. Mai 2014
Die USA haben ein Nationalmuseum. Das 9/11 Memorial Museum
Nicht der Bürgermeister von New York und nicht
der Gouverneur hat es eröffnet, das 9/11 Memorial Museum, sondern Präsident
Obama. Selbstverständlich, denn das Ereignis, dem es gewidmet ist, war ein
nationales Trauma, eine nationale Katastrophe und eine tiefe und symbolische
Verletzung des amerikanischen Selbstbewusstseins und Selbstverständnisses.
Einen Ort
der Heilung soll Obama das Museum genannt haben[1] und
alles, was ich über das Museum gelesen habe oder was in Fernsehberichten an
Ausschnitten von Reden zu sehen war, deutet darauf hin, daß dieses Museum eine
in ganz emphatischen Sinn nationale Bedeutung hat und haben wird.
Wahrscheinlich in einem Ausmaß, wie das kein anderes Museum der USA je hatte
und hat.
Das Museum bildet mit dem Mahnmal, das sich
exakt über den Grundrissen der verschwundenen Türme des World Trade Center
befindet und mit der umgebenden Bepflanzung ein architektonisches und
symbolisches Ensemble bildet. Das 2011 fertiggestellte Mahnmal, das den Namen reflecting absence hat, besteht aus zwei Becken, in die Wasser hinabstürzt,
gesammelt und abgeleitet wird. Beide Becken sind mit einer Kupferumrandung gesäumt,
in die die Namen der Toten (mit Ausnahme der Terroristen) eingestanzt sind.
Darunter befindet sich ein Pavillon, wo noch einmal die Namen der Toten zu
finden sind.[2]
Zwei essentielle Merkmale kollektiver Identität
sind mir aus den Reden zur Museumseröffnung in Erinnerung geblieben. Aus der
einer Angehörigen, wie sehr das Ereignis mit dem Zusammenhalt der Nation
beantwortet worden wäre, und aus der Rede Obamas, der Verweis auf das feste
Fundament, auf der die Nation ruhe. Und das nicht nur rhetorisch, sondern
buchstäblichen, unterstützt vom Verweis auf die gewaltigen Spundwände, die als
Teil des Fundaments der Twin-Towers des World Trade Center das Grundwasser
abschotteten und nun Teil des Museums und Ausstellungsobjekt sind.
Gründung und Gemeinsamkeit als Grundfiguren des
nationalen Wir. Aber auch mehr als das: Widerstandsfähigkeit und -willen als
nationale Agenda.
Im deutschen Feuilleton wird vom Museum berichtet,
wie sehr von der Gestaltung Emotionalisierung bewirkt wird und dagegen die
Information zur Vor- und Nachgeschichte der Ereignisse in den Hintergrund
tritt. Das Museum[3]
verfolgt aber mit dem inszenierten Abstieg unter die Erde und der relativen
Dunkelheit der Museumsräume eine nur begrenzt immersive Strategie. Auf
Fotografien sieht es relativ nüchtern und den Usancen historischer Museen
folgend aus. Auffallendes und expressives Design hat man vermieden, dagegen
gibt es Tableaus mit Objekten, Großobjekte, Texte, Inschriften, Fotografien, Dokumente,
einige appellative, große Texte.
Doch hier geht es nicht um konventionelle
Objekte. Die Mehrzahl von ihnen trägt sichtbar Spuren der Katastrophe oder ist
von ihr kontaminiert. Ausweise, Passbilder, Suchplakate, Geräte, Kleider,
Bauteile, ganze Fahrzeuge, Helme, Uniformmützen, von Trümmern getroffene,
verformte Sachen, verbeulte Straßenschilder und vieles andere mehr. Solche
Dinge haben eine besondere Zeugenschaft, ähnlich Reliquien,[4] und wo
sie unmittelbar das Sterben bezeugen, sind es martyrologische Objekte bis hin
zu den Stimmen von Personen, die im Wissen ihres sicheren Todes mit ihren
Angehörigen oder um Hilfe telefoniert haben. Kann man so weit gehen? Mir fällt dazu nichts Vergleichbares in anderen
Museen ein. Sicher, auch in diesem Fall ist es nicht die Stimme selbst, sondern
ein gespeichertes Relikt, etwas, das uns durch ein Medium übermittelt wird.
Aber das liegt auf der identischen Realitätsebene wie das geführte Telefonat
selbst. Hier sprechen die Opfer angesichts ihres Todes und der unausweichlichen
Katastrophe direkt zu uns.
Vieles deutet darauf hin daß die Figur des
Opfers zentral ist in diesem Museum. Das Wort Opfer ist zweideutig (wofür es in
der deutschen Sprache keine Unterscheidung gibt), man kann sich opfern, z.B.
für einen Nächsten oder für eine Sache oder eine Gemeinschaft, oder man kann
geopfert werden, etwa als in den Krieg geschickter Soldat oder als jemand, dem
im Fall der Bedrohung aus Staatsraison nicht geholfen wird. Auch von jemanden
bei einem Unfall Umgekommenen sprechen wir ja auch vom Verkehrsopfer.
Hier im Museum kann es nur um das unfreiwillig
erbrachte Opfer gehen,[5] zu dem
die Toten erst durch nachträgliche Zuschreibung werden. So, vielleicht nur so,
kann man ihrem Tod einen Sinn zu geben und das absolut Kontingente der
katastrophischen Erfahrung integrieren, zu heilen,
wie der Präsident verkündete.
Die fast dreitausend Toten sind unter dem
Vorzeichen des Opfers letztlich für etwas
zugrunde gegangen, für die Gemeinschaft, für die Nation, der sie weiter in der
Erinnerung angehören werden - und zu der sie sogar buchstäblich sprechen (in
den Erwähnten Tonaufzeichnungen) -, und für die sie als Opfer auch etwas
begründen. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit,[6] eine
Erfahrung, aus der sich das Nationsbewußtsein regenerieren kann. Ihr Tod mag im
Einzelnen furchtbar und sinnlos gewesen sein, letztlich geht er auf im
Überleben des Ganzen, der Gesellschaft, der Nation.
Eine ostentativ platzierte
und aus dem Stahl der Ruinen modellierte Inschrift bringt das auf den Punkt: „No day shall erase you from the memory of
time.“ Das ist das Angebot an die Opfer, ihr Überleben im Gedächtnis, das noch dazu zeitlos sein wird. Und es
ist ein Angebot an die Nachgeborenen. Nämlich ihre kollektive Identität aus der
Erinnerung an die Toten reproduzieren zu können.[7]
Obwohl ich das Wort Opfer in den Berichten über
das Museum nirgendwo gefunden habe, so denke ich, daß man ohne es hier
einzuführen, den umstrittensten Raum des Museums und die Entscheidung ihn trotz
vieler Bedenken und Einwände, einzurichten, nicht verstehen kann. Es ist ein
für jegliches Publikum unzugänglicher, hinter der Mauer mit der erwähnten
Inschrift liegender Raum. Dort werden die unidentifizierbaren Überreste von
Menschen aufbewahrt, die aus der Katastrophe geborgen wurden. Ungefähr ein
Drittel aller Toten scheint nicht identifiziert zu sein. Daneben liegt ein den Opferangehörigen
vorbehaltener „reflection room“
„Wie viele Friedhöfe haben einen
24-Dollar-Eintritt und verkaufen T-Shirts und Souvenirs? Wie viele Themenparks
bringen uns den Tränen nahe?“[8] Solche
vorwurfsvolle Fragen reißen nicht ab und werden auch jetzt, nach der Eröffnung
des Museums gestellt.
Opfer sind häufig Rituale, mit denen
Gemeinschaften sich begründen, erneuern und ihre Identifizierung bewirken. Es
ist der Gedanke naheliegend, daß dieser Gruftraum - nicht Friedhof, nicht
Prosektur, nicht Ausstellung -, diese Funktion hat. Die zahllosen Grabmäler
unbekannter Soldaten sind alle einem pars pro toto verpflichtet. Der Unbekannte (solche Denkmale können leer
sein oder den Körper eines nicht Identifizierten enthalten), das kann jeder
sein, man kann jeden Namen einsetzen, also sind hier alle gemeint. Der
unbekannte Soldat vertritt alle toten Soldaten. Die unbekannten (und
unsichtbaren) Toten, in ihrem den belebten Ausstellungsräumen unheimlich
benachbarten Jenseits, vertreten alle Toten.
Obamas Bild vom Heiligen Ort ist nicht nur religiös zu verstehen. Antike
Stadtgründungen setzten immer mit einer Grenzziehung, einer Bestattung (von
Ahnen oder Helden) und der Weihung eines heiligen 8unantastbaren) Gebietes ein.
Ist es überzogen, zu vermuten, daß man den gesamten Prozess der
Gedächtnisbildung nach dem Anschlag als eine Art Neugründung (im Sinne der
Überwindung einer großen Bedrohung) versteht?
Museen markieren immer (manchmal kaum merklich,
manchmal überdeterminiert und architektonisch-dekorativ aufwendig) die Grenze
zwischen Außen und Innen, zwischen Stadt(raum) und Museum(sraum). Ich kenne das
Innere des Pavillons, mit dem man das Museum betritt, aber er mag jene Aufgabe
haben, die der Tempietto bei Hans
Holleins Museum in Mönchengladbach hat: von hier aus beginnt ein Abstieg ins
Reich des Erdinneren und –unteren. Auch beim New Yorker Museum steigt man in
die Tiefe, sieben Stockwerke, etwa 21 Meter unter das Bodenniveau – nicht ganz
unähnlich jenen mehrstöckigen Katakomben, die sich unter den ältesten Kirchen
Roms tief in die Erde hinunter erstrecken. Das ist ein Reich, wo wir uns
normalerweise nicht aufhalten, das den archäologischen Grabungen, also den
Relikten der Toten und ihnen selbst lange Zeit exklusiv gewidmet war, ehe so
etwas wie die Archäologie entstand, die diese von vielen Tabus umstellte Praxis
durchbrach und umkehrte. Nun finden wir hier wiederum so etwas wie
Grabbeigaben, Reste, Reliquien, ja – wiederum erinnere ich an die eingespielten
Stimmen -, die Toten selbst. Die metaphorische Nähe von Museum und Mausoleum ist
längst schon entdeckt, aber gibt es ein zweites Museum, wo die Durchkreuzung
von beidem so eng und wirksam. Tote finden wir, ohne daß es uns in dieser
Umgebung sonderlich auffallen muß, in Museen oft, in Naturmuseen, in
historischen, in frühgeschichtlichen oder archäologischen. Nur, dort schützt
uns eine große zeitliche Distanz, die körperlich erfahrbare und zudringliche
Nähe des Todes auszuhalten (Museen sind Maschinerien der gefahrlosen
Besichtigung). Während hier (namentlich die Hinterbliebenen, die Verwandten,
dann aber, abgestuft, auch die Bewohner New Yorks, im Grunde jeder Amerikaner)
eine lebensweltliche Erfahrung mitbringt, wie es sie in der historischen
musealen Erfahrung normalerweise nicht geben kann.
Das Museum scheint überwiegend eine memoriale
Aufgabe und nicht so sehr eine dokumentarisch-informativee zu haben, wenngleich
das eigentliche Ereignis, der Tag des Anschlags, offenbar penibel dokumentiert
ist.[9] Wenn
dieser Eindruck stimmt und man sich auf die Berichte der großen Tageszeitungen in
diesem Punkt verlassen darf,[10] dann
machte das auch Sinn, den politisch-historischen Kontext weitgehend
auszusparen. Vordergründig geht es ja auch darum, die Täter und ihre Motive
möglichst wegzublenden. Für viele Angehörige ist schon die sorgfältig
abgewogene Präsenz im Museum unerträglich. Eine Historisierung des Ereignisses,
wenn sie redlich vorgenommen würde, käme aber in Konflikt mit dem Konstrukt Opfer. Dann müssten Fragen ausgesprochen
werden und Tatsachen berücksichtigt, die nicht nur zeitlich und räumlich über
das New York des 11. September hinauswiesen, sondern kritische Fragen an die
Nation, ihre Ziele, ihre Integrität, die US-Politik enthielte.[11]
Wessen Opfer sind die Toten? Die der
Terroristen? Vordergründig ja, in einem kriminologischen Sinn. Aber in einem
historisch-politischen Sinn? Die Erweiterung des Horizonts über die Tatsache
des Anschlags hinaus müsste über wechselseitige Feindbilder und Ängste, über
Bündnisse und politisch-militärische Strategien sprechen, von der hegemonialen
ökonomischen Rolle der USA und von Vielem, was sich nicht so ohne weiteres in
das Bild einfügen lässt, das die USA von sich selbst hat oder von sich zeigen
möchte. Das Bild, das dann entstünde, wäre sehr komplex, notwendig
fragmentarisch, höchst umstritten (schon dieses Museum und der ganze
Gedächtnisort sind umstritten, unter verschiedenen Gesichtspunkten und unter
Beteiligung unterschiedlicher Gruppen). Das überforderte schon unter
durchschnittlichen Umständen unsere gängige Vorstellung von dem, was ein Museum
leisten kann (ohne daß nicht gesagt ist, daß Museen durchaus äußerst
konflikthaltige Stoffe aufgreifen könnten) und lag jedenfalls nicht innerhalb
der konzeptuellen Reichweite und politischen Absicht der Auftraggeber des
Museums. Es widerspräche einem Heiligen
Ort, daß er zugleich einer der Relativierung seiner Botschaft und vor allem
seiner Wirkung wäre.
Es gibt aber eine Seite der Profanierung, die
wohl weniger mit Pietätlosigkeit zu tun hat, als mit der Notwendigkeit das
Museum ohne staatliche Mittel zu finanzieren. US-Medien und auch Angehörige von
Opfer kritisieren das Konsumistische des Museums, die Kritik am Shop ist ein
Dauerbrenner der Medienberichterstattung, und haben dabei vor allem die Gadgets
im Visier, die es im Museumsshop gibt.[12] Deutsche
Journalisten betonen, wie touristisch das Museum sei.[13] Diesen
Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen. Sicher, wer immer will und nicht anders
kann, wird sich einer voyeuristischen Perspektive auf die Geschehnisse und die
gegenständlichen Zeugnisse ausliefern. Dem kommt das Museum selbstverständlich auch
ohne jede Absicht auf Grund seiner Objekte entgegen. Aber seine Botschaft ist
so klar an die Nation gerichtet und, angesichts der unverminderten Gegenwart
des Ereignisses, für weite Teile der amerikanischen Bevölkerung auch
ungebrochen aktuell. 9/11 ist ständig virulent, wird immer wieder aufgegriffen
in höchst unterschiedlichen Formen. Da bedarf es nicht nur des Gedenktages und
des Museums, im Gegenteil, es existierte schon längst eine, wie soll man sagen,
tief in die Geschichtskultur der USA eingeprägte Spur des Ereignisses, die nun als
Museum dauerhaft nachgezeichnet wird.
Knipsfreudige Touristen, die das Museum in die
Tour der New Yorker Sehenswürdigkeiten aufnehmen, teilen nicht diese Gedächtniskultur
(womit ihnen nicht die Fähigkeit zur emphatischen Teilhabeabgesprochen werden
soll).
Ich teile auch eine zweite Kritik nicht, die
der Vermengung von Museum und Gedenkstätte. Die Überlagerung zweier Funktionen,
der memorialen und der musealen, die man problematisch findet, scheinen mir
nicht so gewichtig und sie gegeneinander auszuspielen, nicht schlüssig. „Damit
ist aber auch schon eines der größten Probleme dieses Gebäudes benannt: seine
zwiespältige Bestimmung, ein historisches Museum für die politische Bildung,
eine Begräbnisstätte und eine touristische Attraktion für Besucher aus aller
Welt zu sein.“[14]
Ähnliches gilt für so manch anderes historische Museum, namentlich für einige
Jüdische Museen und das Museum ist – als Ort dauerhafter Erinnerung – in
gewisser Weise immer mit dem Tod, dem ‚Nachleben’ der Toten und auch mit der
Idee des Opfers kontaminiert. In der Geschichte des Museums hat es immer wieder
Beispiele für die gewollte und inszenierte Überlagerung der beiden Funktionen
gegeben.[15]
Daß ein Horror-Tourismus die essentielle Bedeutung des 9/11 Museums völlig
überlagert, das kann man doch nicht ernsthaft behaupten.
Man wird ja sehen, ob das Museum, neben oder
vor den anderen berühmten und besuchten Museen New Yorks zur touristischen
Attraktion wird oder zu einem bevorzugten Memorial-Ort der Amerikanischen
Nation.[16]
[1] Die
„Welt“ zitiert „heiliger Ort der Heilung“. 19.5.2014 (online) Fotostrecke
[2] Die Idee
zur Form des Mahnmals stammt aus Daniel Libeskinds Masterplan für die Verbauung
des Geländes und wurde von Michael Arad realsiert. Diese Gedenkstätte gilt auch
den sechs Toten des Anschlags auf das WTC von 1993.
Zum Mahnmal gehört auch die Bepflanzung des Geländes.
An ihr ist ein einzelner Birnbaum bemerkenswert, der stark beschädigt aus den
Trümmern geborgen, versetzt, von der Städtischen Parkverwaltung gepflegt und
dann als Survivor Tree, an dem man
die Spuren der Katastrophe noch sehen kann, zurückverpflanzt.
[3] Die
Museumsarchitektur stammt von Davis Brody Bond, LLP, der Eingangspavillon von
der norwegischen Firma Snøhetta.
[4] Andrea
Köhler spricht etwa ohne zu zögern von Reliquien. Andrea Köhler: Wem
gehört die Erinnerung, in: NZZ 19.6.2012 (online)
[5] Konnte
jemand von jenen Rettern, die immer wieder in das Gebäude zurückkehrten, um
Personen zu helfen, ahnen oder sich eingestehen, daß er in Lebensgefahr war?
Sicher. Aber Gewissheit und damit einen bewußt inKauf genommenen Tod, mag es
das gegeben haben. Dann könnte man von Opfer sprechen. Obama erwähnte einen
jungen Mann in seiner Rede, der immer und immer wieder in das Hochhaus
zurückging, bis es über ihm zusammenbrach. Vgl.: 9/11 Museum eröffnet, in:
Frankfurter Neue Freie Presse, 15.5.2014
[6] „26
uniformed police officers and firefighters marched (am Tag der Öffnung für das
allgemeine Publikum) onto the lawn of the memorial and unfurled an American
flag that had flown at 90 West Street, adjacent to Ground Zero, for weeks after
the attacks. Civilians involved in the restoration of the flag and children
from the 9/12 Generation Project filled in among the honor guard designated to
see the National 9/11 Flag safely back to Ground Zero. Grasping the edges, they
raised the 36-foot by 26-foot flag as the Fire Department of New York’s Emerald
Society Pipes and Drums Band played. (...) Over the course of two years, more
than 30,000 people in all 50 states, all of whom are survivors of tragedies in
the United States, from Pearl Harbor to Columbine to Joplin, have helped repair
the flag.“ Anna Hiatt in: Washington Post, 21.5.2014 (online)
[7] Diese
Zeile stammt von Vergil und auch daran hat sich eine Kontroverse entzündet,
denn in einer philologischen Lesart wird sie auf den bei ihm gemeinten, mit dem
Sinn, den sie im Museum hat, unvereinbaren Kontext bezogen. Ein homoerotisches
trojanisches Freundes- und Heroenpaar vernichtet seine Feinde. Zu den Details
s.: Andrea Köhler: Ohne Kontext. Grabspruch oder Menetekel?, in: NZZ 20.Mai
2014 (Online)
Dass es hier um transgenerationelle Dauer geht, also
im Grunde um einen unabschließbaren gattungsgeschtlichen Zeitraum zeigt eine
Formulierung in einem zweiten Wssay von Andrea Köhler: „Die auf Band
festgehaltene Geräuschkulisse der sich entfaltenden Katastrophe sollen zu den
Überlebenden genauso sprechen wie zu den Nachgeborenen, zu den nächsten
Angehörigen ebenso wie zu Touristen.“ Andrea Köhler: Grab und
Touristenattraktion, in: NZZ 15.5.2014 (online)
[8] New York
Times zitiert nach: Andrea Köhler: Ohne Kontext. Grabspruch oder Menetekel?,
in: NZZ 20.Mai 2014 (Online)
[9] Das auf
der offiziellen Webseite des „9/11 Memorial“, dessen Teil das Museum ist,
veröffentlichte Mission Statement: „The mission of the 9/11 Memorial
Museum, located at the World Trade Center site, is to bear solemn witness to
the terrorist attacks of September 11, 2001 and February 26, 1993. The Museum
honors the nearly 3,000 victims of these attacks and all those who risked their
lives to save others. It further recognizes the thousands who survived and all
who demonstrated extraordinary compassion in the aftermath. Demonstrating the
consequences of terrorism on individual lives and its impact on communities at
the local, national, and international levels, the Museum attests to the
triumph of human dignity over human depravity and affirms an unwavering
commitment to the fundamental value of human life.“
[10] „Das Museum setzt auf Effekt statt Reflektion.
(...) „Für Steve Kandell, dessen Schwester umkam, war der Besuch einer Vorschau
am vergangenen Sonntag nur die Fortsetzung dessen, was er in den letzten Jahren
erlebte. „Der schlimmste Tag meines
Lebens ist nun endgültig zur Touristenattraktion geworden“, sagt er.“ Sebastian
Moll: 9/11 wird zur Touristenattraktion, in: Frankfurter Rundschau, 20.5.2014
(online)
[11] Der
englischsprachige Wikipedia-Eintrag zum Museum ist bezüglich der Finanzierung,
Planung, Errichtung und der Kontroversen um das Museum sehr genau. Er schweigt
sich, bis auf die Zusammenfassung des offiziellen Mission statements komplett
zum historischen Kontext und zur Funktion aus.
[12] Harsche
Kritik am Shop insgesamt und an der Tatsache, daß es auch ein Restaurant und
Cafe geben wird, kritisiert mit der beachtlichen Wortschöpfung „catharsis
consumerism“ Anne Kingston im Blog Maclean’s.
Der zentrale Punkt der Kritik in der Öffentlichkeit ist die Aufbewahrung der Reste unidentifizierten Opfer im Museum. Und der Eintrittspreis von $24. Vgl. dazu: Patricia Cohen: 9/11 Museum Fees Don’t Faze Visitors, in New York Times, 22.5.2014 (online) sowie: Michael Remke: Geschäfte mit dem Grab, das „Ground Zero“ heißt, in: DIE WELT, 19.5.2014
http://www.nytimes.com/2014/05/23/arts/design/9-11-museum-fees-dont-faze-visitors.html?_r=0
http://www.welt.de/vermischtes/article128197318/Geschaefte-auf-dem-Grab-das-Ground-Zero-heisst.html
Allerdings erhält das von einer Stiftung getragene Museum keine staatliche Förderung und finanziert sich aus Eintrittsgeldern, privaten Zuwendungen und anderen Erlösen. Die Baukosten werden von der Stiftung mit 700 Millionen Dollar angegeben.
[13] Jordan
Meijas fürchtet, daß das Museum zur „makabren Touristengaudi“ verkommt. In:
F.A.Z. 15.5.2014
[14] Andrea
Köhler: Grab und Touristenattraktion, in: NZZ 15.5.2014 (online)
Und dieselbe in einem Bereits 2012 erschienen Essay
zum Memorial-Museum: „Ein Mahnmal ist dem Gedenken, ein
Museum den Fakten verpflichtet. Mahnmale sollen Gefühle wecken, während Museen
den Auftrag haben, Anschauungsmaterial und Zeugnisse zu präsentieren.“ Andrea
Köhler: Wem gehört die Erinnerung, in: NZZ 19.6.2012 (online)
[15] Es gibt
sowohl Beispiele für Museen, die im Interesse eines Gedenkens an eine
individuelle Person errichtet wurden (man kann etwa an das Victoria and Albert
Museum erinnern) oder einer oder mehrerer Personen direkt als Grablege dienten
(ein frühes Beispiel findet sich wiederum in London, die Dulwich-Gallery mit
ihrem Stiftergrab im Zentrum). Und es gibt zahllose militärhistorische oder
Kriegs- und historische Museen, wo Objekte oder Objektensembles oder
einschlägige Räume dem kollektiven Gedächtnis dienen. Dasselbe gilt ganz
besonders für KZ-Gedenkstätten und, wenn es so etwas auf ihrem Gelände gibt,
deren museale Räume.
Das erste Beispiel, das mir eingefallen ist, ist die
Freskenausstattung des Alten Museums in Berlin, wo zwei Allegorien auf den
nicht lange zurückliegenden Freiheitskrieg mit der Figur des Opfers
„antworten“: Aufopferung für Andere bei
gefahrvollem Naturereignis und Aufopferung
für Andere in Abwehr menschlicher Rohheit.
[16] Am
ersten Tag der Öffnung des Museums für die Allgemeinheit war das Museum im
Voraus ausverkauft. Vgl.: Stephen Farrell: The 9/11 Museum opens to a Somber
Crowd, in: New York Times, 21.5.2011 (online)
Montag, 26. Mai 2014
Führungsqualität am Kärntner Landesmuseum
"Jeden, der das neue Pflänzchen mit Chemie und Gift düngt, den werde ich mit Chemie und Gift bekämpfen."
Der Direktor des Kärntner Landesmuseums zu Mitarbeitern, ein Satz, laut "Standard" durch ihn selbst beglaubigt.
Der Direktor des Kärntner Landesmuseums zu Mitarbeitern, ein Satz, laut "Standard" durch ihn selbst beglaubigt.
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