Phaeno, Wolfsburg. Es ist nicht das einzige Museum, das Zaha Hadid geplant hat, wo es solche Warnungen vor der Architektur gibt... |
Donnerstag, 21. November 2013
Achtung! Dieses Museum kann Ihr Leben gefährden! (Texte im Museum 437)
Phaeno
Meine zweite Gelegenheit, das Phaeno in Wolfsburg zu sehen, war kurz und enttäuschend. In der "Erlebnislandschaft", wie das die Dame an der Kassa nannte, um meinen ICOM-Ausweis für nutzlos zu erklären und mir 12 Euro abzuknöpfen, war ich vor allem generationell deplatziert. Abgesehen von Aufsichtspersonen und Schülergruppen begleitenden Lehrern lag das Höchstalter der Besucher um etwa zwei Drittel unter meinem.
Mich haben interaktive Technik- oder Science Museen nie besonders angezogen. Der Informationswert ist sehr begrenzt, der gesellschaftliche und historische Kontext ist nahezu lückenlos ausgeblendet, der Spaßfaktor für mich nicht wahnsinnig groß und die praktische Bedeutung gering - meinen Fernseher verstehe ich ja doch nicht, und nicht nur den.
Anders als bedeutungsoffene Museumsarrangements bildet die Aneinanderreihung von Experimentierstationen weder einen durch Verknüpfungen generierten oder gar übergreifenden Sinn noch lassen die Erläuterungen Spielraum fürs Entdecken und Erfahren. Meist bestanden die erklärenden Texte aus drei oder vier, jeweils numerierten, Schritten. Der Text weist einen an etwas zu tun, dann zu beobachten, was passiert, um dann zu erklären warum es passiert und um welches physikalische usw. Phänomen es sich handelt. Es fehlen nicht nur Hinweise auf gesellschaftliche Anwendbarkeit oder gar deren positive und negative Effekte, es fehlt interessantwerweise auch die Iformation über immanent-technische Brauchbarkeit und Nützlichkeit. Letztlich bleibt die pure Affirmation von Technik und technischer Machbarkeit.
Als Besucher ist man hier der Pawlowsche Hund, der nach einem Reiz-Reaktions-Schema etwas in Gang setzt, was streng genommen nur im Text stattfindet. Denn Anziehungskraft oder elektrische Energie kann man nun mal nicht "sehen".
So bleibt ein mehr oder minder unterhaltender spielerischer Effekt mit Verblüffüngs- oder Überraschungsqualität. Dem scheint man auch nicht mehr so ganz zu trauen, denn mir schienen gegenüber dem ersten Besuch die rein spielerischen Installationen, wie diverse Kugelbahnen zum selberbauen, wesentlich mehr geworden zu sein.
Das Haus war voll, um 10 Uhr Vormittag, und nach einer Zeit des ziellosen Flanierens, Entdeckens und Beobachtens - nicht nur der Installationen, sondern der Atmospähre im Haus -, machte ich mich in die karge Cafeteria auf. Da gabs keinen Kaffee, technisches Gebrechen an beiden Maschinen. Wie empfohlen, kam ich eine viertel Stunde, dann noch mal eine halbe Stunde später. Vergeblich. Kein Kaffee. Eine Experimentieranordnung?
Vielleicht liegt meine Unlust am Phaeno auch an der Architektur. Die wurde bei Eröffnung hoch gelobt einschließlich der städetbaulichen Funktion als eine Art Tor zur Stadt. Gerade als das nehme ich den schwebenden Betonkörper nicht wahr, denn er steht als solitär und ohne Verbindung zu benachbarter Verbauung auf einem Un-Ort, zwischen Bahngeleisen und zwei Straßenzügen, die man überquert, wenn man in die Fußgängerzone will. Unter dem Bau durchzugehen ist weder nötig noch einladend, vor allem in der Dämmerung oder Nacht. Das Bauwerk stellt einen fließenden, unregelmäßigen, höhlenartigen Raum dar, der sich aus verschieden großen Volumina zusammensetzt und durch farbiges Licht zusätzlich gegliedert wird.
Museumsspezifische Qualitäten (in diesem Fall: das Phano-Erlebnis codierende und formierende) gibt es kaum, dafür viel an manieristischer Selbstverliebtheit im Detail (etwea ein Panoramafenster, bei dem es aber in beiden Blickrichtungen nichts zu sehen gibt). Was sich aufdrängt ist die Atmosphäre aus weitgehend im Dunkeln liegenden Sichtbeton und deren Brutalismus überspielendem Licht. Geht das zu weit, wenn ich vermute, daß es darum geht, eine immersiv-regressive Atmosphäre herzustellen, eine "kindgerechte" Spielhöhle bereitzustellen, in der es nicht um kognitives Lernen oder gar diskursive Erfahrung, sondern um Wohlfühlen und Spass haben geht?
Den Kaffee bekam ich dann in der Fußgängerzone.
Sonntag, 17. November 2013
Raubkunst, Raubhandel
Die Debatte um Raubkunst wir derzeit ungemein intensiv geführt. Die Gründung einer Klimt- Privatstiftung, in die einschlägige Werke in noch unbekannter Zahl eingegangen sind, hat in Österreich zu vielen Medienberichten geführt und zu Recherchen, von denen mir die Beiträge von Olga Kronsteiner im Standard am gewichtigsten schienen.
In Deutschland hat der "Fall Gurlitt" zu einer umfassenden Berichterstattung geführt, in dem viele Aspekte des NS-Kunstraubes und des Kunsthandels in dieser Zeit zum Teil außerordentlich detailgenau und sachlich aufgearbeitet werden.
Unter diesen Beiträgen ist mir einer in der taz aufgefallen, der den Kunsthandel in die Pflicht nimmt und die noch immer anhaltende Ungleichheit in der Verteilung der Lasten.
Hanns C. Löhr resümiert seinen Artikel so: "Die Hauptaufgabe der Restitution übernimmt neben den Museen in Deutschland zurzeit die Verwaltung des Kunstbesitzes des Bundes, in der sich viele Werke befinden, die für Hitler und Göring gesammelt wurden. Außer Rückgaben hat es seit 2000 auch Entschädigungen der Erben in Form von Zahlungen oder Rückkäufen gegeben. Die hinter diesen Werten stehenden Gewinne wurden aber einst in den privaten Kunsthandlungen realisiert. Die Tendenz des deutschen Kunstmarkts, Gewinne aus der NS-Zeit zu privatisierten und die Kosten zu sozialisieren, ist ungebrochen. Während die deutsche Industrie mit der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" bereits gesellschaftliche Verantwortung für die Ereignisse im "Dritten Reich" übernommen hat, steht dies für den Bereich des Kunstmarktes noch aus."
Hier der Link:
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2013%2F11%2F16%2Fa0065&cHash=0cd5a96e39548601e4cb5f3b30c3f6bd
Mittwoch, 6. November 2013
Sitzen (Liegen, Kriechen...) im Museum
Ein Museum: Atomeisbrecher "Lenin"
Dienstag, 5. November 2013
Montag, 4. November 2013
Wien Museum. Jahrelanges Hornberger Schießen
Ein Manager der Erste Group teilt im Fernsehen mit, daß man angesichts fehlender Willensbekundungen der Stadt Wien, den Plan nicht weiter verfolgt, im Zuge der Entwicklung eines gemeinsamen urbanen Projekts in Nachbarschaft des neuen Zentralbahnhofes auch ein Neues Wien Museum mit zu entwickeln.
Daß es so kommen würde, war zwar schon lange bekannt, aber jetzt dürfte es entschieden sein. Aus dem vor vielen Jahren angekündigten Wien Museum Neu wird es nichts werden. Von einer wegweisenden neuen Architektur mit Signalwirkung hatte man geredet und von einer Volksbildungsanstalt neuen Typs (der Bürgermeister der Stadt Wien).
Das Wien Museum bleibt, wo es ist, auf einem Platz, auf dem eine Erweiterung und Erneuerung nicht einfach ist.
Weder der Kulturstadtrat noch der Bürgermeister Wollen das "Aus" am Standort beim Zentralbahnhof bestätigen. Also gibt es auch kein Signal, wie es denn mit dem Museum weitergehen soll.
Der Zustand ist aber nicht nur ein Armutszeugnis der Politik, sondern auch des Museums, dem es nicht gelungen ist, ein überzeugendes Konzept zu entwickeln und eine qualifizierte Öffentlichkeit hinter sich zu sammeln.
Alles geht zurück an den Start.
Diese Stadt scheint kein Stadtmuseum zu benötigen und so wird sie auch keines bekommen.
Daß es so kommen würde, war zwar schon lange bekannt, aber jetzt dürfte es entschieden sein. Aus dem vor vielen Jahren angekündigten Wien Museum Neu wird es nichts werden. Von einer wegweisenden neuen Architektur mit Signalwirkung hatte man geredet und von einer Volksbildungsanstalt neuen Typs (der Bürgermeister der Stadt Wien).
Das Wien Museum bleibt, wo es ist, auf einem Platz, auf dem eine Erweiterung und Erneuerung nicht einfach ist.
Weder der Kulturstadtrat noch der Bürgermeister Wollen das "Aus" am Standort beim Zentralbahnhof bestätigen. Also gibt es auch kein Signal, wie es denn mit dem Museum weitergehen soll.
Der Zustand ist aber nicht nur ein Armutszeugnis der Politik, sondern auch des Museums, dem es nicht gelungen ist, ein überzeugendes Konzept zu entwickeln und eine qualifizierte Öffentlichkeit hinter sich zu sammeln.
Alles geht zurück an den Start.
Diese Stadt scheint kein Stadtmuseum zu benötigen und so wird sie auch keines bekommen.
Dienstag, 22. Oktober 2013
Hilfe! Uns gehen die Klimte aus!
Da gingen eben die Meldungen durch die Presse, die von einem privaten und geheimen Verkauf eines der Öffentlichkeit seit langem entzogenen Werkes Gustav Klimts raunten, dem Gemälde "Wasserschlangen", da kommt schon die nächste "Verlustmeldung", diesmal für den Beethovenfries.
Im ersten Fall hat eine hochbetagte Sammlerin das Werk zur Versteigerung gegeben und andere in eine Stiftung eingebracht, deren obskure Konstruktion Kopfschütteln hervorgerufen - der auf Lebenszeit bestellte Vorsitzende der Stiftung ist gleichzeitig Geschäftsführer des Leopold-Museums. Im zweiten Fall beanspruchen die Erben der Familie Lederer den Fries Klimts aufgrund merkwürdiger Erwerbsumstände (vgl. den Artikel in der taz vom 22.10.2013 - hier der Link) durch die Republik Österreich.
Die Österreichische Galerie fürchtet nun um das leihweise überlassene, nun zum Bestand der Stiftung gehörende Gemälde "Die Braut". Und nun auch noch um den eigentlich nur als ephemere Dekoration gedachten, heute wie ein von den Medien wie ein Nationalkunstwerk betrachteten Beethoven-Fries.
Der Deal um den Fries fand seinerzeit noch unter Umständen statt, die heute angesichts gesetzlicher Regelungen und eines relativ unabhängigen Prüfungs- und Beratungsgremiums als überwunden gelten können. Über den Klimt-Fries wird also verhandelt werden. Die Wasserschlangen sind sicher pfutsch, wie der Standard glaubt zu wissen, in Richtung Emirat - als Käuferin gilt Sheikha Al-Mayassas, die Tochter des Emirs von Katar.
Ähnlich wie bei der "Federkrone" des Völkerkundlichen Museums, pardon, Weltmuseums, das zeitweilig, als dessen Rückgabe an Mexiko andiskutiert wurde, zum unverzichtbaren österreichische Identität verbürgenden Kulturgut stilisiert wurde, mutiert auch jetzt der Beethoven-Fries zum unverzichtbaren kulturellen Erbe des Landes.
Ungeachtet aller rechtlichen und ethischen Fragen könnte man sich ja auch mal von der possesitischen Obsession verabschieden, derzufolge der (materielle und örtliche Unverrückbarkeit heischende) Besitz einer Sache die Quintessenz der Kultiviertheit einer Nation ist. Verabschiedete man sich mal von dieser relativ primitiven Vorstellung von "besitzen" und erweiterte die Möglichkeiten um offenere, zeitlich begrenzte, sich wandelnde Umgangsweisen mit dem klulturellen Erbe, in der auch mal unbefangen über die künstlerische und historische Qualität eines Werkes wie des in der Sezession gezeigten Frieses befunden werden könnte, dann müssten nicht immer wieder Abendlands-Untergangs-Szenarien herbefantasiert werden. Und man könnte gelassener und moralisch unverfänglicher dafür Sorge tragen, daß sich der Kunstmarkt, wo es um öffentliche Interessen geht, nicht ganz nach den Logiken des globalisierten Kapitals folgenden Privatisierungsstrategien richtet.
Im ersten Fall hat eine hochbetagte Sammlerin das Werk zur Versteigerung gegeben und andere in eine Stiftung eingebracht, deren obskure Konstruktion Kopfschütteln hervorgerufen - der auf Lebenszeit bestellte Vorsitzende der Stiftung ist gleichzeitig Geschäftsführer des Leopold-Museums. Im zweiten Fall beanspruchen die Erben der Familie Lederer den Fries Klimts aufgrund merkwürdiger Erwerbsumstände (vgl. den Artikel in der taz vom 22.10.2013 - hier der Link) durch die Republik Österreich.
Die Österreichische Galerie fürchtet nun um das leihweise überlassene, nun zum Bestand der Stiftung gehörende Gemälde "Die Braut". Und nun auch noch um den eigentlich nur als ephemere Dekoration gedachten, heute wie ein von den Medien wie ein Nationalkunstwerk betrachteten Beethoven-Fries.
Der Deal um den Fries fand seinerzeit noch unter Umständen statt, die heute angesichts gesetzlicher Regelungen und eines relativ unabhängigen Prüfungs- und Beratungsgremiums als überwunden gelten können. Über den Klimt-Fries wird also verhandelt werden. Die Wasserschlangen sind sicher pfutsch, wie der Standard glaubt zu wissen, in Richtung Emirat - als Käuferin gilt Sheikha Al-Mayassas, die Tochter des Emirs von Katar.
Ähnlich wie bei der "Federkrone" des Völkerkundlichen Museums, pardon, Weltmuseums, das zeitweilig, als dessen Rückgabe an Mexiko andiskutiert wurde, zum unverzichtbaren österreichische Identität verbürgenden Kulturgut stilisiert wurde, mutiert auch jetzt der Beethoven-Fries zum unverzichtbaren kulturellen Erbe des Landes.
Ungeachtet aller rechtlichen und ethischen Fragen könnte man sich ja auch mal von der possesitischen Obsession verabschieden, derzufolge der (materielle und örtliche Unverrückbarkeit heischende) Besitz einer Sache die Quintessenz der Kultiviertheit einer Nation ist. Verabschiedete man sich mal von dieser relativ primitiven Vorstellung von "besitzen" und erweiterte die Möglichkeiten um offenere, zeitlich begrenzte, sich wandelnde Umgangsweisen mit dem klulturellen Erbe, in der auch mal unbefangen über die künstlerische und historische Qualität eines Werkes wie des in der Sezession gezeigten Frieses befunden werden könnte, dann müssten nicht immer wieder Abendlands-Untergangs-Szenarien herbefantasiert werden. Und man könnte gelassener und moralisch unverfänglicher dafür Sorge tragen, daß sich der Kunstmarkt, wo es um öffentliche Interessen geht, nicht ganz nach den Logiken des globalisierten Kapitals folgenden Privatisierungsstrategien richtet.
Montag, 21. Oktober 2013
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Freitag, 11. Oktober 2013
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