Da gingen eben die Meldungen durch die Presse, die von einem privaten und geheimen Verkauf eines der Öffentlichkeit seit langem entzogenen Werkes Gustav Klimts raunten, dem Gemälde "Wasserschlangen", da kommt schon die nächste "Verlustmeldung", diesmal für den Beethovenfries.
Im ersten Fall hat eine hochbetagte Sammlerin das Werk zur Versteigerung gegeben und andere in eine Stiftung eingebracht, deren obskure Konstruktion Kopfschütteln hervorgerufen - der auf Lebenszeit bestellte Vorsitzende der Stiftung ist gleichzeitig Geschäftsführer des Leopold-Museums. Im zweiten Fall beanspruchen die Erben der Familie Lederer den Fries Klimts aufgrund merkwürdiger Erwerbsumstände (vgl. den Artikel in der taz vom 22.10.2013 - hier der Link) durch die Republik Österreich.
Die Österreichische Galerie fürchtet nun um das leihweise überlassene, nun zum Bestand der Stiftung gehörende Gemälde "Die Braut". Und nun auch noch um den eigentlich nur als ephemere Dekoration gedachten, heute wie ein von den Medien wie ein Nationalkunstwerk betrachteten Beethoven-Fries.
Der Deal um den Fries fand seinerzeit noch unter Umständen statt, die heute angesichts gesetzlicher Regelungen und eines relativ unabhängigen Prüfungs- und Beratungsgremiums als überwunden gelten können. Über den Klimt-Fries wird also verhandelt werden. Die Wasserschlangen sind sicher pfutsch, wie der Standard glaubt zu wissen, in Richtung Emirat - als Käuferin gilt Sheikha Al-Mayassas, die Tochter des Emirs von Katar.
Ähnlich wie bei der "Federkrone" des Völkerkundlichen Museums, pardon, Weltmuseums, das zeitweilig, als dessen Rückgabe an Mexiko andiskutiert wurde, zum unverzichtbaren österreichische Identität verbürgenden Kulturgut stilisiert wurde, mutiert auch jetzt der Beethoven-Fries zum unverzichtbaren kulturellen Erbe des Landes.
Ungeachtet aller rechtlichen und ethischen Fragen könnte man sich ja auch mal von der possesitischen Obsession verabschieden, derzufolge der (materielle und örtliche Unverrückbarkeit heischende) Besitz einer Sache die Quintessenz der Kultiviertheit einer Nation ist. Verabschiedete man sich mal von dieser relativ primitiven Vorstellung von "besitzen" und erweiterte die Möglichkeiten um offenere, zeitlich begrenzte, sich wandelnde Umgangsweisen mit dem klulturellen Erbe, in der auch mal unbefangen über die künstlerische und historische Qualität eines Werkes wie des in der Sezession gezeigten Frieses befunden werden könnte, dann müssten nicht immer wieder Abendlands-Untergangs-Szenarien herbefantasiert werden. Und man könnte gelassener und moralisch unverfänglicher dafür Sorge tragen, daß sich der Kunstmarkt, wo es um öffentliche Interessen geht, nicht ganz nach den Logiken des globalisierten Kapitals folgenden Privatisierungsstrategien richtet.
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