Samstag, 31. März 2012
Entrée (61) im 18. Jahrhundert
Ein Museum - District Six Museum
District Six - Museum. Kapstadt. Südafrika. - „District Six was named the Sixth Municipal District of Cape Town in 1867. Originally established as a mixed community of freed slaves, merchants, artisans, labourers and immigrants, District Six was a vibrant centre with close links to the city and the port. By the beginning of the twentieth century, however, the process of removals and marginalisation had begun. The first to be 'resettled' were black South Africans, forcibly displaced from the District in 1901. As the more prosperous moved away to the suburbs, the area became a neglected ward of Cape Town. In 1966 it was declared a white area under the Group Areas Act of 1950, and by 1982, the life of the community was over. 60 000 people were forcibly removed to barren outlying areas aptly known as the Cape Flats, and their houses in District Six were flattened by bulldozers. The District Six Museum, established in December 1994, works with the memories of these experiences and with the history of forced removals more generally.“
Freitag, 30. März 2012
Museumsdefinitionen. Das Beispiel Südafrika
Die verbreitetste aller Museumsdefinitionen ist die der Interantionalen Museumsorganisation ICOM. Wo immer jemand in der Verlegenheit ist, sagen zu müssen, kann er auf diese Definition zurückgreifen.
Aber ist es eine Definition?
Wiewohl ICOM als weltweiter Museumsverabnd eine Art Monoplstellunmg hat, so hat dennoch die Definition die einer Art standespolitischer Grenzziehung. Die kanppen Zeilen dien sowohl dazu, die Gemeinsamkeit der Mitglieder auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen, als auch genügend trennscharf zu sein, um es ICOM zu ermöglichen, darüber zu entscheiden, wen der Verband überhaupt vertritt, wen er aufnimmt und wie er sich von anderen, ähnlichen Organisationen abgrenzt.
Das nicht geringe Unglück liegt also darin, diese organisationssoziologisch nachvollziehbare Definition auch überall dort heranzuziehen, wo es um eine strategische, inhaltliche oder historische Bestimmung dessen geht, was ein Museum ist oder sein soll. Dort erweisen sich die wenigen Zeilen aber als ziemlich zahnlos und kaum mehr als eine Aufzählung von Funktionen.
Was in museologischen Debatten der letzten Jahrzehnten zum Begriff vom Museum beigetragen wurde, geht da nicht ein. Und so hat sich ICOM ja auch zu einer Revision der Definition entschlossen, deren vorgängige Debatte (als Buch dokumentiert) interessant, dessen Ergebnis aber karg (einige winzige Änderungen) ist.
Mir ist eben eine Definition untergekommen, die ich signifikant abweichend finde, die der South African Museums Assoiciation, die sie - zusammen mit der ICOM-Definition - auf ihrer Webseite präasentiert.
Ich stelle sie hier neben der ICOM Definitiuon und der der UK Museums Association in den Post:
Man könnte allein mit diesen drei Definitionen (es gibt natürlich ungleich mehr, auch hochinteressante historische) ein kleines Seminar abhalten und z.B. den Grad der Passivität der drei Definitionen vergleichen, etwa festgemacht am Unterschied von 'service', 'enable' und 'accountable', oder die Art und weise untersuchen, wie die Beziehung zwischen Museum und Gesellschaft in die jeweilige Definition eingeht. ICOM sieht z.B. die aktiven Momente (education etwa) ganz auf der Seite des Museums, während die englische Definition mit 'enable' und 'explore' den Besucher und Nutzer des Museums weitaus ernster nimmt. Da ist die Definition aus Südafrika zwar wieder zurückhaltender, dafür wird die Beziehung sehr umfassend, stark und reflexiv bestimmt. Nirgendwo wird so nachdrücklich das Museum als Werkzeug einer kollektiven Verortung und Vergewisserung angesprochen. Verantwortung wird allein in der Definition der SAMA genannt und eingefordert. (Und es gäbe natürlich noch viel mehr anzumerken.)
Wahrscheinlich, so denke ich mir, hat das mit der Entwicklung und Funktion südafrikanischer Museen nach der Apartheid zu tun. Wenn man einzelene Museumsprojekte näher ansieht oder Mission Statements einschlägiger Stiftungen und Projekte, wird klar, wie sehr hier eine politische und erzieherische Verantwortung regiert. Wahrscheinlich gibt es derzeit kein anderes Land, wo Museen entstanden sind, die mit solchem Nachdruck als Medien der Selbstverständigung konzipiert sind. Die traumatischen historischen Ereignisse (an denen Südafrika überreich ist), der Rassismus und seine Überwindung, die militante Politik der Apartheid und vieles andere mehr, werden zu Museumsthemen. Aber nicht als Stoff distanzierender und befriedender Betrachtung, sondern als soziale und demokratische Räume der diversen Communities. Ich kenne kaum vergleichbare Beispiele für Museen, die man mitten in die Elendsviertel, die durch die Segregationspolitik der Apartheid geschaffen wurden,gesetzt hat. Museen, die als Orte, Werkzeuge, Medien der Communities gedacht sind.
Ich breche hier ab. Die seriöse Darstellung dessen, was in Südafrika an Museumspolitik hochinteressant ist, sprengt den Rahmen meines kleinen Hinweises. Die Definition zeigt, wie sehr ein politisches Verständnis vom Museum, sein Verständnis prägt und das, was man ihm abverlangt.
Aber ist es eine Definition?
Wiewohl ICOM als weltweiter Museumsverabnd eine Art Monoplstellunmg hat, so hat dennoch die Definition die einer Art standespolitischer Grenzziehung. Die kanppen Zeilen dien sowohl dazu, die Gemeinsamkeit der Mitglieder auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen, als auch genügend trennscharf zu sein, um es ICOM zu ermöglichen, darüber zu entscheiden, wen der Verband überhaupt vertritt, wen er aufnimmt und wie er sich von anderen, ähnlichen Organisationen abgrenzt.
Das nicht geringe Unglück liegt also darin, diese organisationssoziologisch nachvollziehbare Definition auch überall dort heranzuziehen, wo es um eine strategische, inhaltliche oder historische Bestimmung dessen geht, was ein Museum ist oder sein soll. Dort erweisen sich die wenigen Zeilen aber als ziemlich zahnlos und kaum mehr als eine Aufzählung von Funktionen.
Was in museologischen Debatten der letzten Jahrzehnten zum Begriff vom Museum beigetragen wurde, geht da nicht ein. Und so hat sich ICOM ja auch zu einer Revision der Definition entschlossen, deren vorgängige Debatte (als Buch dokumentiert) interessant, dessen Ergebnis aber karg (einige winzige Änderungen) ist.
Mir ist eben eine Definition untergekommen, die ich signifikant abweichend finde, die der South African Museums Assoiciation, die sie - zusammen mit der ICOM-Definition - auf ihrer Webseite präasentiert.
Ich stelle sie hier neben der ICOM Definitiuon und der der UK Museums Association in den Post:
ICOM
A museum is a non-profit, permanent institution in the service of society and its development, open to the public, which acquires, conserves, researches, communicates and exhibits the tangible and intangible heritage of humanity and its environment for the purposes of education, study and enjoyment.
The UK Museums Association
Museums enable people to explore collections for inspiration, learning and enjoyment. They are institutions that collect, safeguard and make accessible artifacts and specimens, which they hold in trust for society.
South African Museums Association
Museums are dynamic and accountable public institutions which both shape and manifest the conciousness, identities and understanding of communities and individuals in relation to their natural, historical and cultural environments, through collection, documentation, conservation, research and education programmes that are responsive to the needs of society.
Man könnte allein mit diesen drei Definitionen (es gibt natürlich ungleich mehr, auch hochinteressante historische) ein kleines Seminar abhalten und z.B. den Grad der Passivität der drei Definitionen vergleichen, etwa festgemacht am Unterschied von 'service', 'enable' und 'accountable', oder die Art und weise untersuchen, wie die Beziehung zwischen Museum und Gesellschaft in die jeweilige Definition eingeht. ICOM sieht z.B. die aktiven Momente (education etwa) ganz auf der Seite des Museums, während die englische Definition mit 'enable' und 'explore' den Besucher und Nutzer des Museums weitaus ernster nimmt. Da ist die Definition aus Südafrika zwar wieder zurückhaltender, dafür wird die Beziehung sehr umfassend, stark und reflexiv bestimmt. Nirgendwo wird so nachdrücklich das Museum als Werkzeug einer kollektiven Verortung und Vergewisserung angesprochen. Verantwortung wird allein in der Definition der SAMA genannt und eingefordert. (Und es gäbe natürlich noch viel mehr anzumerken.)
Wahrscheinlich, so denke ich mir, hat das mit der Entwicklung und Funktion südafrikanischer Museen nach der Apartheid zu tun. Wenn man einzelene Museumsprojekte näher ansieht oder Mission Statements einschlägiger Stiftungen und Projekte, wird klar, wie sehr hier eine politische und erzieherische Verantwortung regiert. Wahrscheinlich gibt es derzeit kein anderes Land, wo Museen entstanden sind, die mit solchem Nachdruck als Medien der Selbstverständigung konzipiert sind. Die traumatischen historischen Ereignisse (an denen Südafrika überreich ist), der Rassismus und seine Überwindung, die militante Politik der Apartheid und vieles andere mehr, werden zu Museumsthemen. Aber nicht als Stoff distanzierender und befriedender Betrachtung, sondern als soziale und demokratische Räume der diversen Communities. Ich kenne kaum vergleichbare Beispiele für Museen, die man mitten in die Elendsviertel, die durch die Segregationspolitik der Apartheid geschaffen wurden,gesetzt hat. Museen, die als Orte, Werkzeuge, Medien der Communities gedacht sind.
Ich breche hier ab. Die seriöse Darstellung dessen, was in Südafrika an Museumspolitik hochinteressant ist, sprengt den Rahmen meines kleinen Hinweises. Die Definition zeigt, wie sehr ein politisches Verständnis vom Museum, sein Verständnis prägt und das, was man ihm abverlangt.
Donnerstag, 29. März 2012
Dienstag, 27. März 2012
Montag, 26. März 2012
"Jeder kann Ausstellungen machen!"
Fundsache. Frau Chase und ihre Gräser
Samstag, 24. März 2012
Ein Museum - Das Museum der Sechsundzwanzig Märtyrer in Nagasaki
Denkmal, Kirche und Museum. Ein christlicher Gedächtnisort Mitten in Japan |
The story of the 26 martyrs begins in the 16th century. Although he had tolerated Christianity even after the ban issued in 1587, Toyotomi Hideyoshi became suspicious of missionaries as possible agents for European intervention in Japan. Twenty-six Christians, including six foreign missionaries and three children, were arrested in Kyoto and Osaka and forced to walk through the snow to Nagasaki. After an 800km journey, they were crucified on Nishizaka hill on February 5, 1597. This was to serve as a warning to the large Christian population of Nagasaki.
In 1862, these 26 martyrs were canonized by Pope Pius IX. On the centennial of their canonization, a church, a museum and bronze monument were constructed at the site of the martyrdom. The museum displays documents and items related to the activities and struggles of the persecuted Christians.
Edict of prohibition of Christianity in Japan and offering of reward to people who give information about Priests, Brothers, Catechists, or returnees to the Christian faith. Dated 1682. |
Freitag, 16. März 2012
Wien Museum - Seine Zukunft ist geklärt
Das ist sicher die schönste politische Ankündigung, von der ich je gehört habe.
Seit mehr als zwei Jahren wird über die Zukunft des Wien Museum diskutiert, spekuliert, angekündigt, vermutet.
Jetzt ist Schluß damit. Auf einer SPÖ Klausur sprach der Wiener Bürgermeister klare (von Presseagenturen und Tageszeitungen übermittelete) Worte.
Das Wien Museum werde etwas anderes werden, als es jetzt ist, eine "Volksbildungsstätte", "im weitesten Sinn". Und:"Ich weiß nicht, wann wir das machen
können, ich weiß nicht, wo und ich weiß auch nicht, wie es ausschaut.
Aber liebe Freunde, wir werden es machen".
Mittwoch, 14. März 2012
Kräftiger Bursche mit Strichmädchen. Das Wiener Feuilleton in Klimt-Extase
Das von einem halben Dutzend Wiener Museen bestrittene 'Klimtjahr' wird möglicherweise einen einzigen Effekt haben. Den der kompletten Abdankung der Kunst- und Ausstellungskritik.
Klimt, seine Biografie und seine Werke, haben schon seit jeher, auch schon zu seinen Lebzeiten, zu Sprach- und Assoziationsentgleisungen der Sonderklasse verführt. Warum jetzt alles wiedergekäut werden muß, warum sich Kuratoren nicht zu blöde sind, auf Pressekonferenzen mit der Zahl der unehelichen Kinder wettzueifern, warum noch immer vom Erotischen des Werks auf einen Erotischen Mann und Maler kurzgeschlossen werden muß, wer weiß das schon.
Es geht ins Bodenlose. Niemanden mehr scheint zu interessieren, was Sache sein könnte, welche Fragen man entwickeln könnte, was Forschungsstand ist. Stattdessen: freie Fahrt fürs frei flottierende Assoziieren inklusive Stilblüten.
Hier einige Kostproben der letzten Zeit:
"Man sieht Klimt beinahe, wie er sich, gehüllt in seine alttestamentarisch anmutende Reform-Zeichenkutte, mit dem Zeichenpult in die richtige Position rollte, während auf dem Bett die Modelle seinen Anweisungen folgten. Und die dürften keine zimperlichen gewesen sein. Hier wurden Tabus gebrochen, hier posierten arme Wiener Wäschermädeln als Femmes fatales, als nackte Schwangere, als Lesbierinnen, als Masturbierende. Und Klimt hielt sie erst mit Kohle, später mit Bleistift fest. Täglich, nach einem bestimmten Zeitplan, wie seine Kalender zeigen."
"Oder wie sich im Spätwerk ein liegendes Modell im zittrigen Moment der größten Ekstase in elektrische Linien aufzulösen scheint. Dazwischen liegt eine künstlerische Revolution, die sich andeutet, wenn man auf Geheiß der Kuratorin in die halb geschlossenen Augen der ersten von Klimts stilbildenden Femmes fatales blickt, die Studie einer von orgiastischer Erschöpfung dahingeworfenen Mänade für den Dionysos-Altar der Ausstattung des südlichen Stiegenhaus des Burgtheaters (1886/87)."
"Bei Klimt ist alles Symbol für etwas Übergeordnetes, vielleicht ja die Ästhetik gewordene Sehnsucht nach einem Ausweg aus dieser Welt, den er, der kräftige Bursche aus einfachem Haus nur beobachten, aber nicht selbst wählen konnte: Diese damals so moderne melancholische Entrücktheit, die er bei den Bürgerdamen beobachtete, die er porträtierte."
Das war alles aus einer Rezension des Intelligenzblattes des besseren Wiener Bürgertums zur Ausstellung mit Klimt-Zeichnungen in der Albertina.
Der 'Standard' hat mit derselben Ausstellung der Albertina ein anderes Problem, nämlich daß eine Ausstellung von Zeichnungen eine von Zeichnungen ist.
"Trotzdem bleibt die Schau Gustav Klimt. Die Zeichnungen blass. Nicht allein, weil die zarten Bleistift- und Kreidestriche, die den Betrachter nahe heranzwingen, oft mit dem Papier zu verschwimmen drohen. Sondern weil man nicht von der Kraft der Linie ablenken wollte. Daher entschloss man sich, die Studien und Skizzen alleine zu präsentieren - also ohne Abbildung der finalen Gemälde für die sie gemacht wurden."
"Alle anderen (Besucher, die nicht Kenner sind. Anm.GF) tun sich mit solchen Gedächtnisvergleichen erheblich schwerer (oder kaufen den Katalog um € 29,-) und hängen daher, so wie mancher von Klimts Strichen, in der Luft."
"Dort, wo die Zeichnungen jedoch für sich stehen, liegt das Potenzial der Ausstellung. Da kann auch ohne Vergleichsbeispiele Interessantes entdeckt werden: etwa in Klimts expliziteren Aktzeichnungen. Darin entwickelt die Zartheit der Linie sogar eine inhaltliche Komponente. Denn seine in exquisiten Posen festgehaltenen Strichweibchen erhalten so etwas Entrücktes, Verschwindendes. Die von der Kraft der Vorstellung lebende Erotik steigert das."
Klimt, seine Biografie und seine Werke, haben schon seit jeher, auch schon zu seinen Lebzeiten, zu Sprach- und Assoziationsentgleisungen der Sonderklasse verführt. Warum jetzt alles wiedergekäut werden muß, warum sich Kuratoren nicht zu blöde sind, auf Pressekonferenzen mit der Zahl der unehelichen Kinder wettzueifern, warum noch immer vom Erotischen des Werks auf einen Erotischen Mann und Maler kurzgeschlossen werden muß, wer weiß das schon.
Es geht ins Bodenlose. Niemanden mehr scheint zu interessieren, was Sache sein könnte, welche Fragen man entwickeln könnte, was Forschungsstand ist. Stattdessen: freie Fahrt fürs frei flottierende Assoziieren inklusive Stilblüten.
Hier einige Kostproben der letzten Zeit:
"Man sieht Klimt beinahe, wie er sich, gehüllt in seine alttestamentarisch anmutende Reform-Zeichenkutte, mit dem Zeichenpult in die richtige Position rollte, während auf dem Bett die Modelle seinen Anweisungen folgten. Und die dürften keine zimperlichen gewesen sein. Hier wurden Tabus gebrochen, hier posierten arme Wiener Wäschermädeln als Femmes fatales, als nackte Schwangere, als Lesbierinnen, als Masturbierende. Und Klimt hielt sie erst mit Kohle, später mit Bleistift fest. Täglich, nach einem bestimmten Zeitplan, wie seine Kalender zeigen."
"Oder wie sich im Spätwerk ein liegendes Modell im zittrigen Moment der größten Ekstase in elektrische Linien aufzulösen scheint. Dazwischen liegt eine künstlerische Revolution, die sich andeutet, wenn man auf Geheiß der Kuratorin in die halb geschlossenen Augen der ersten von Klimts stilbildenden Femmes fatales blickt, die Studie einer von orgiastischer Erschöpfung dahingeworfenen Mänade für den Dionysos-Altar der Ausstattung des südlichen Stiegenhaus des Burgtheaters (1886/87)."
"Bei Klimt ist alles Symbol für etwas Übergeordnetes, vielleicht ja die Ästhetik gewordene Sehnsucht nach einem Ausweg aus dieser Welt, den er, der kräftige Bursche aus einfachem Haus nur beobachten, aber nicht selbst wählen konnte: Diese damals so moderne melancholische Entrücktheit, die er bei den Bürgerdamen beobachtete, die er porträtierte."
Das war alles aus einer Rezension des Intelligenzblattes des besseren Wiener Bürgertums zur Ausstellung mit Klimt-Zeichnungen in der Albertina.
Der 'Standard' hat mit derselben Ausstellung der Albertina ein anderes Problem, nämlich daß eine Ausstellung von Zeichnungen eine von Zeichnungen ist.
"Trotzdem bleibt die Schau Gustav Klimt. Die Zeichnungen blass. Nicht allein, weil die zarten Bleistift- und Kreidestriche, die den Betrachter nahe heranzwingen, oft mit dem Papier zu verschwimmen drohen. Sondern weil man nicht von der Kraft der Linie ablenken wollte. Daher entschloss man sich, die Studien und Skizzen alleine zu präsentieren - also ohne Abbildung der finalen Gemälde für die sie gemacht wurden."
"Alle anderen (Besucher, die nicht Kenner sind. Anm.GF) tun sich mit solchen Gedächtnisvergleichen erheblich schwerer (oder kaufen den Katalog um € 29,-) und hängen daher, so wie mancher von Klimts Strichen, in der Luft."
"Dort, wo die Zeichnungen jedoch für sich stehen, liegt das Potenzial der Ausstellung. Da kann auch ohne Vergleichsbeispiele Interessantes entdeckt werden: etwa in Klimts expliziteren Aktzeichnungen. Darin entwickelt die Zartheit der Linie sogar eine inhaltliche Komponente. Denn seine in exquisiten Posen festgehaltenen Strichweibchen erhalten so etwas Entrücktes, Verschwindendes. Die von der Kraft der Vorstellung lebende Erotik steigert das."
Montag, 12. März 2012
Ein Museum - Temple of Art, 1928
Temple of Fine Arts Museum in Ivansville, Indiana (USA) |
An organization interested in establishing a permanent museum in the City formed in 1926 when The Society of Fine Arts and History was founded. The purpose of this organization, as stated by Paul H. Schmidt, was “to establish, perpetuate and maintain a Temple of Fine Arts ot he people of ‘Evansville and Vanderburgh County…said Temple ot h used for all such purposes as will foster the aesthetic development and the higher life of said Community.” The new organization – under the leadership of officers Schmidt, Francis F. Reitz, Mrs. George S. Clifford, Mrs. Moses Gans, Mrs. Paul H. (Samuella) Schmidt, and George Honig – was offered, rent free, the former Y.W.C.A structure at 216 Northwest Second as a temporary home. This offer was accepted and, after merging with the Vanderburgh County Museum and Historical Society, the collection at Willard Library was moved into this 8900 Square foot structure. Following repairs ot he building, The Society of Fine Arts and History, whose Museum was known as the Temple of Fine Arts, opened ot he public on March 19, 1928 with an exhibition of 25 paintings on loan from the Metropolitan Museum of Art. (...) When the Temple opened in 1928 in the old YWCA, it was in an 8,895 square foot building that basically consisted of two old houses that were connected. The Permanent Collection consisted of 2,658 objects. 324 people were Members of the Museum and from late June of 1928 to January of 1929, 3,500 people visited the facility. Today’s Evansville Museum is a 48,000 square foot facility with 30,000 objects, a Membership of 1,600, and an average annual attendance of 70,000.
Sonntag, 11. März 2012
Die Wunder der Synergien - ein Österreichisches Beispiel
Ja, auch Österreich hat ein Sparpaket und ja, auch in Österreich hat das Sparpaket recht sonderbare Effekte.
Ein Sektionschef im Innenministerium schwärmt von den Synergien, die bei der Zusammenlegung des Österreichischen Staatsarchivs mit dem Heeresgeschichtlichen Museum (für das er nicht zuständig ist) haben wird. Der Verwaltungs-O-Ton dazu: "…durch eine Verstärkung der Zusammenarbeit und Koordination des Österreichischen Staatsarchivs mit den Bundesmuseen im Bereich der Vermittlung der Geschichte Österreichs (werden) synergetische Effekte erzielt". Konkret geht es nur um die Zusammenlegung mit dem Heeresgeschichtlichen Museum.
Als Beispiele für Synergien nennt der Sektionschef Kooperation bei der Restaurierung oder das Ausstellen von Archivalien im Museum. Nochmal O-Ton: "In beiden Institutionen sitzen Historiker, und wenn sie an die Restaurierung denken, wenn sie an die archivalische Aufbewahrung denken - da gibt es schon etliches an synergetischen Möglichkeiten."
Sowohl das Museum als auch das Staatsarchiv können keine Vorteile in einer Kooperation, wenn nicht gar an Zusammenlegung gedacht ist, erkennen. Wie soll man etwas Sparen, wenn man mit Archivalien im Museum neue Ausstellungsbereiche entwickelt? Und hat der Sektionschef über den Unterschied von Museum und Archiv nachgedacht und über die komplett unterschiedlichen Aufgaben der beiden Institutionen?
Wahrscheinlich geht es ja um die Hoffnung auf Einsparung von Personal. Das wird man aber nicht so direkt öffentlich sagen. Also greift man auf das Zauberwort Synergien zurück. Synergien waren auch der (offizielle) Grund, warum das Völkerkundemuseum in das Kunsthistorische Museum eingegliedert wurde. Ich kann mich nicht erinnern, daß die Synergien je evaluiert worden wären. Alles was man beobachten kann ist, daß dem Völkerkundemuseum seit Jahren keine Mittel zur Verfügung stehen, eine Dauerausstellung zu zeigen.
Da gehts aber immerhin noch um zwei Museen.
Zu den krausen Gedanken des Sektionschefs gehört die, daß man die Kooperation zur Weiterentwicklung des Heeresgeschichtlichen Museums verwenden könnte. Nochmals Zitat: "Und ob ein militärgeschichtliches Museum heute noch die Attraktivität hat oder ob man nicht gut daran täte, einen breiteren Fokus zu suchen, ist sicher eine Frage." Sicher, das ist eine Frage, aber woran er denkt, kostet Geld, viel Geld und Archivalien zu integrieren ist keine Option für eine Entwicklung des Museums.
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