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Dienstag, 2. Februar 2021

Heeresgeschichtliches Museum Wien. Der abschließende Kommissionsbericht wurde veröffentlicht

Nun ist der letzte „Kommissionsbericht“ zum Heeresgeschichtlichen Museum erschienen. Er wurde in vollem Umfang veröffentlicht, umfasst fast einhundert Seiten und eine Kritik, die die bislang unberücksichtigt gebliebenen Abteilungen der Dauerausstellungen umfasst. Zudem bildet er eine Art abschließender Zusammenfassung, die man in aller Kürze so umreißen kann: das Museum ist in großen Teilen veraltet und mangelhaft und eine Erneuerung ist dringend notwendig.

Was von der zuständigen Ministerin angekündigt wurde, läßt eine solche Erneuerung erwarten, etwa als Wechsel in der Leitung des Hauses und der Freigabe von Mitteln zur Erneuerung der Dauerausstellung.


Besonders tief wird die Erneuerung vermutlich nicht gehen. Weder der Sinn eines Militärmuseums im 21.Jahrhundert noch die Führung des Museums durch das Bundesheer werden hinterfragt.


Bemerkenswert bleiben zwei Umstände. Es ist das erste Mal, daß ein Museum umfassend auf seine Qualität hin überprüft wurde und seine Verfassung und seine Bedeutung öffentlich debattiert wurden und werden.


Und es ist das erste Mal, daß es zivilgesellschaftliches Engagement war, die den Stein ins Rollen brachte und die die Debatte u,a. durch Veranstaltung einer Tagung am Leben hielt. Zwei Blogs machten auf Mißstände im Museum aufmerksam und deren Recherche wurde von Zeitungen aufgegriffen und vertieft. Die Tagung vertiefte die Kritik weiter und belebte die Diskussion mit neuen Fragestellungen und Einwänden gegen fragwürdige Verhältnisse im Museum.


Jetzt kommt es darauf an, ob die weitere Entwicklung allein vom Ministerium bestimmt werden wird, mit Bedacht auf vielleicht eher kosmetische Maßnahmen, auf Kalmierung oder ob es, v.a. den zivilgesellschaftlich Engagierten gelingt, eine Grundsatzdebatte durchzusetzen. Eine zweite Tagung zum HGM ist in Vorbereitung und wird im April stattfinden.


Den Bericht findet man hier: 


https://www.bundesheer.at/download_archiv/pdfs/bericht_hgm_01022021.pdf


Der Standard berichtet hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782814/heeresgeschichtliches-museum-experten-sehen-grossen-reformbedarf?ref=push_os_forum_post#posting-1066670261


Und hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782418/hgm-bericht-praesentiertkeine-hinweise-auf-antisemitische-inhalte

 

Sowie:

 

https://www.derstandard.at/story/2000123821091/reform-des-heeresgeschichtlichen-tanner-ist-auf-dem-richtigen-weg

 

Die Wiener Zeitung berichtet über den Vorschlag der NEOS, das Heeresgeschichtliche Museum mit dem Haus der Geschichte zusammenzulegen

 

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/wien/2091403-Neos-fuer-Zusammenlegung-von-HGM-mit-Haus-der-Geschichte.html

 

Im Standard ein kurzer Bericht über den Wunsch der Gewerkschaft, daß das Museum beim Landesverteidigungsministerium bleiben soll

https://www.blogger.com/blog/stats/week/936424358107584429?pli=1

 

Michael Hochedlinger findet die gesamte DEbatte verfehlt. "Geistiger Musikantenstadel"). Ebenfalls im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124090680/hgm-reform-geistiger-musikantenstadel 

 

Und dann macht sich der Standard noch auf die Suche nach dem Narrativ (15.2.)

https://www.derstandard.at/story/2000124142638/neue-geschichtsmuseen-auf-der-suche-nach-dem-narrativ 

 

ORF-Kulturmontag (1):  

https://orf.at/stories/3199810

ORF-Kulturmontag (2):  

https://tv.orf.at/groups/kultur/pool/hgm

 

Martin Fritz im Standard, 19.2.2021

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum  

 

Und der Zeithistoriker Peter Pirker, am gleichen Tag im Standard, der sich mit eineigen NS-Biografien von Musuemsleitern und-mitarbeitern beschäftigt

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum

 

 Manfried Rauchensteiner, der langjährige Direktor, wiederum im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124391599/hgm-debatte-kraeftig-uebers-ziel-geschossen


Und ein Ruf nach mehr Sachlichkeit von Erwin A. Schmiedl am selben Tag in derselben Zeitung

https://www.derstandard.at/story/2000124390494/hgm-debatte-zurueck-zu-mehr-sachlichkeit

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Rechnungshof: schwerste Vorwürfe gegen das Heeresgeschichtliches Museum

Es sind erst wenige Informationen, die bezüglich des Rechnungshofberichtes zum Heeresgeschichtlichen Museum bisher bekannt geworden sind. Aber sie sind derart schwerwiegend, daß der Rechnungshof auch Strafanzeige erstattet hat. Organisatorisches Mißmanagement, Verschweigen von Mißständen, Betreiben von Vereinen ohne Genehmigung und Wissen des Ministeriums, Kritik an der Leitung des Museums, Kritik an der Führungslosigkeit durch das Ministerium, abenteuerliche Zustände in Sammlungen und Depots, Lagerung von Kriegsmaterial durch Bedienstete ohne Wissen der Direktion, das sind Themen der Prüfung.

Schon vor Tagen konnte man erfahren, daß die Direktion international ausgeschrieben wird. Ein Zeichen, daß es nun mit der Direktion Ortner definitiv zu Ende ist. Aber damit ist wenig gelöst.

Mit einer bloß organisatorischen Reform wird es nicht getan sein. Hier weist alles auf eine Ausgliederung aus dem Landesverteidigungsministerium hin, auf eine grundlegende organisatorische Reform und eine komplett neue inhaltliche Konzeption. Das wird die Frage aufwerfen, ob denn ein Heeresmuseum weiter sinnvoll ist, oder ob nicht ein Museum neuen Typs geschaffen werden muß.

Dienstag, 9. Juni 2020

Heeresgeschichtliches Museum. Es kommt etwas in Bewegung. In Richtung wie bisher oder Erneuerung, bleibt offen.

"Mit dem HGM verfügen wir neben einem großartigen Museum auch über viel Verantwortung gegenüber unserer Geschichte, der Geschichte unseres Militärs und der dunkelsten Stunden unserer Zeit. Die kritische und differenzierte Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Dritten Reichs ist mir hierbei ein besonderes Anliegen" sagt via Austria Presseagentur die für das Heeresgeschichtliche Museum zuständige Ministerin. Das Museum werde weiter Teil des Verteidigungsminsteriums bleiben. Und die vorgesehene weitere Evaluierung des Museums werde es geben.

Offen bleibt, welche "Teile" denn nun geändert werden und vor allem von wem. Wird der bisherige Direktor wiederbestellt und bleibt das bisherige Museumsteam unverändert? Gegen das waren ja Vorwürfe rechtsetremistischer Betätigung laut geworden, die aus den diversen Evaluierungen inzwischen verschwunden sind. Und der bisherige Leiter bemühte sich eher um die Relativierung der Vorwürfe. Sich selbst als Autor künftiger Erneuerung zu empfehlen ist angesichts jahelanger Duldung des nun kritisierten Status Quo eher eine Drohung.

Ungelöst bleibt auch, warum in einem Heeresmuseum ein bestimmter Abschnitt der Zeitgeschichte überhaupt eine eigene Ausstellung bekommen soll, warm es eine ungeklärte Doppelgelisisgkeit mit dem Haus der Geschichte Österreich (und anderen zeigeschichtlichen Museen) weiter geben soll.

Diskussionswürdig sind Überlegungen, die z.B. Wolfgang Muchitsch, Leiter der Evalierungskommissiion angestellt hat, beiden Museen, dem Haus der Geschichte Österrreich und dem Heeresgeschichtlichen Museum den vollen Status eines Bundesmuseums zu geben und dadurch die überfällige Kooperation zwischen beiden Museen möglich zu machen. Der mutigere Schritt, der politisch wohl kaum durchsetzbare, wäre der, das Kozept beider Museen gründlich zu überdenken und unter Umständen ein einziges Museum der österereichisvchen Geschichte zu etablieren. Von mr aus in einem Neubau aber, warum nicht, im derzeitigen Gebäude, dem Arsenal.

Überfällig wäre auch die Herstellung voller Transparenz bei der Bestellung von ExpertInnen und Einrichtung von Kommissionen und, endlich einmal, die Einbindung jener zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich bei der Krtitik am Museum verdient gemacht haben und sie überhaupt erst ins Rollen brachten.

Zur jüngsten Entwicklung der Diskussion um das Museum seit der Anfrage der "Grünen" im Parlament im Februar 2020 siehe diesen Link.

Und grundsätzliche Anmerkungen zum Museum sowie weiterführende Links finden sich unter diesem Link.

Freitag, 5. Juni 2020

Das meistkritisierte Museum Österreichs: Wie es weitergeht mit dem Heeresgeschichtlichen Museum

Noch nie seit 1945 ist ein Museum derart lange und umfassend in der Kritik gestanden wie das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Und es steht noch immer in der Kritik, auch wenn es Anzeichen gibt, daß das zuständige Verteidigungsminsterium so weit es nur geht alles beim Alten lassen und möglicherweise die geplante weitere Evaluation nicht mehr durchführen lassen will.

Hier die jüngste Entwicklung.

Die parlamentarische Anfrage der Grünen und die Antwort der Ministerin
Die Anfrage der Grünen vom 20.2.2020 wurde mit Zitaten zur schon lange anhaltenden Kritik am Museum eingeleitet und begründet und stellte an die Ministerin Fragen wie die nach der Zusammensetzung der diversen Kommissionen, der Befangenheit des Leiters der Evaluierungskommission, der als Präsident des Museumsbundes für die Verleihung des Museumsgütesiegels verantwortlich war sowie zum Procedere und zu Fristen der diversen Untersuchungen. Eine eigene kritische Position gegenüber dem Museum wird in der Anfrage der Grünen nur indirekt - in der ausschnittsweisen Zitierung kritischer Stimmen -, sichtbar.
Hier der Anfragetext: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/J/J_00963/imfname_783485.pdf

Die Antwort der Ministerin, exakt zwei Monate nach der Anfrage, 20.4.2020, zieht sich weitgehend auf sachliche verwaltungstechnische Aspekte zurück und läßt sich auf so Gut wie keine inhaltliche Diskussion. Die Qualifikation des Leiters des Museums wird vom Ministerium bestätigt. Über inhaltliche Konsequenzen wird nahezu nichts geäußert. Es gehört aber zum parlamentarischen Ritual der „Anfrage“, daß Antworten meist ausschließlich auf der Ebene rechtlich-administrativen Procedere abgewickelt werden.
Hier der Text der Anfragebeantwortung
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_00999/imfname_791916.pdf

Ein Interview des Direktors
In der Kleinen Zeitung äußerte sich am 13.März 2020 der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums zu seinen Plänen und zur Kritik an ihm und seinem Haus. Er kündigte an, sich erneut um den Leitungsposten zu bewerben.
https://www.kleinezeitung.at/kultur/kunst/5784388/Herresgeschichtliches-Museum_Umstrittener-Direktor-M-Christian

Eine ausführliche Kritik 
In derselben Ausgabe, in der sich der Leiter des HGM zu Wort meldete, gab es in der Kleinen Zeitung auch eine ausführliche Kritik, getragen vor allem mit Äußerungen von Andrea Brait von der Universität Innsbruck
https://www.kleinezeitung.at/kultur/kunst/5784368/Wien_Weichenstellungen-im-kritisierten-Heeresgeschichtlichen-Museum

Medienreaktionen. Erste Kritik auf die Anfragebeantwortung durch die Minsterin
Die ersten Medienreaktionen neigen dazu, die Anfragebeantwortung des Ministeriums als Versanden zu interpretieren. Die Repliken auf die Anfrage wird als Ausweichen eingeschätzt und als Festhalten am Status Quo. Immerhin sei eine Überarbeitung des Ausstellungsteils zur Republikgeschichte denkbar geworden.
Vgl. etwa Der Standard, 24.4.2020 https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_00999/imfname_791916.pdf

Der Evaluierungsbericht zur Ausstellung 1918 - 1938

Ende Mai wurden dann via APA Auszüge des Evaluierungsberichts zum zeitgeschichtlichen Ausstellungsteil veröffentlicht - nicht der gesamte Bericht. Diverse Zeitungen wie die Salzburger Nachrichten, Die Kleine Zeitung und der Standard sprachen teilweise von „vernichtender“ Kritik. "Nicht mehr zeitgemäß und insgesamt unzureichend" wurde zitiert. Der Kurier hatte schon am 1.6. einen Kommentar. https://kurier.at/kultur/heeresgeschichtliches-museum-zu-viele-hakenkreuze-und-hitler-bilder/400928165 Der Standard gab zunächst die APA-Meldung wieder https://www.derstandard.at/story/2000117817143/expertenkommission-kritisiert-ausstellung-im-heeresgeschichtlichen-museum?ref=rec
Und am 4.6. kommentierte Die Presse https://www.diepresse.com/5822026/man-konnte-auch-anders-vom-krieg-erzahlen

Der Museumsleiter reagiert erneut
Am 2. Juni glaubte sich der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums berechtigt, sich in der Rolle des Erneuerers des Museums zu präsentieren und freute sich über die Evaluierung als „konstruktive Anregung“. Vgl. Der Standard https://www.derstandard.at/story/2000117841477/hgm-direktor-ortner-freut-sich-ueber-konstruktive-anregungen

Detaillierte Kritik
Am 5.6.2020 setzte Der Standard mit einer detaillierten Kritik nach. Hier wird im Detail auf den dem Standard vollständig vorliegenden Expertenbericht eingegangen und auf die abwiegelnde Haltung des Ministeriums. Während sich viele Zeitungen zunächst mit dem Abdruck der APA-Meldung begnügt hatten, wurde hier detailliert und mit Äußerungen einzelner Kommissionsmitglieder argumentiert und Schwächen der Ausstellung 1918 bis 1945 (eine Ausstellung, die Direktor Manfrede Rauchensteiner zu verantworten hat) offengelegt.
https://www.derstandard.at/story/2000117889587/historiker-muchitsch-hgm-wirkt-wie-ein-firmenmuseum-des-heeres
Am 6.6. veröffentlichte der Standard einen weiteren Kommentar, in dessen Zentrum unter dem Stichwort "message contro" die Haltung des Minsteriums steht. https://www.derstandard.at/story/2000117912503/heeresgeschichtliches-es-braucht-reform-keine-message-control?ref=rec

Der Leiter der Kommission äußert sich
Der ausführliche und sorgfältig argumentierende Artikel wurde ergänzt durch ein ebenso ausführliches Interview mit dem Leiter der Evaluierungskommission Wolfgang Muchitsch, Leiter des Universalmuseum Joanneum in Graz und Präsident des Österreichischen Museumsbundes. Hier werden bemerkenswerte Umstände der Kommissionstätigkeit offengelegt, zum Beispiel das Desinteresse der Ministerin an direkter Kommunikation, die überdies im Unklaren läßt, ob die vorgesehene Evaluation des gesamten restlichen Museums überhaupt stattfinden wird. Nicht nur die Ausstellugskritik wird bekräftigt, auch das haus als Ganzes wird in den Blick genommen: Das Museum agiere wie ein „Firmenmuseum des Heeres“ und halte einem Vergleich mit neueren europäischen Heeres- und Kriegsmuseum nicht stand. Muchitsch Äußerungen beziehen auch die Frage der Kommunikation zwischen dem HGM und dem Haus der Geschichte Österreich ein und werfen damit die Frage auf, ob nicht sinnvollerweise eine andere Konstruktion der Institution angestrebt werden soll.
https://www.derstandard.at/story/2000117889587/historiker-muchitsch-hgm-wirkt-wie-ein-firmenmuseum-des-heeres

Doppelte Fortsetzung der Kritik
Der Standard veröffentlichte in der Ausgabe vom zwei Gastkommentare. Einen von der Grünen-Abgeordneten Eva Blimlinger, die Initiatorin der pralamentarischen Anfrage gewesen war imd eine der Initiatorin der kritischen Tagung hgmneudenken, Elena Messner .
Hier der Text "Aller Anfang ist gar nicht so schwer" von Eva Blimlinger:
https://www.derstandard.at/story/2000117982846/aller-anfang-ist-gar-nicht-so-schwer

Und hier der Kommentar von Elena Messner: Läßt sich das Heeresgeschichtliche Museum reformieren?
https://www.derstandard.at/story/2000117982846/aller-anfang-ist-gar-nicht-so-schwer

Welche Experten?
Ebenfalls im Standard fragte (17.6.) Michael Hochedlinger, in Antwort auf die Beiträge von Elena Messner und Eva Blimlinger, nach der Qualifikation der involvierten Experten, um dann doch eher wieder nur die Militärhistoriker zu favorisieren.
https://www.derstandard.at/story/2000118108625/kritik-an-hgm-es-geht-auch-ohne-experten


Die Schwäche der Kritik
Ein Problem zieht sich durch alle Berichte und Äußerungen seit der Kurier im Vorjahr in Berufung auf zwei engagierte und genau recherchierende Blogs erstmals zum Heeresgeschichtlichen Museum und seinen rechtslastigen Umtrieben und fragwürdigen Ausstellungen berichtete. Die Kritik wird meist als Kritik am Einzelnen geführt, an diesem oder jenem Objekt, an diesem oder jenem fehlenden Text, dem einen oder anderen Lapsus. Das mag ja im einzelnen Fall auch zutreffen, woran es noch immer mangelt, ist eine umfassende und integrale Museumskritik. Dafür steht auch kaum ein begriffliches und methodisches Werkzeug zur Verfügung - und das merkt man eigentlich allen Äußerungen an. Sie sind meist zu kurz gesprungen. Was dieses Museum so unerträglich macht ist sein Versagen, Geschichte analytisch, diskursiv, kritisch durchzuarbeiten - und selbstverständlich auch seine Nähe zu monarchischen, militaristischen und rechten Ideologien. Gerade hier wirkt aber nicht nur der Mangel an griffigen Werkzeugen der Kritik hemmend, sondern die Beisshemmung der Geschichtswissenschaften (und nicht nur der), wo es um konflikthaltige Ereignisse und Prozesse geht. Kein Wunder, wie immer und immer wieder sich Konflikte um die sogenannte Erste Republik entwickeln, etwa um die Einschätzung von Austrofaschismus (wo der Begriff selbst kontrovers diskutiert wird)  oder Nationalsozialismus oder einzelnen Akteueren wie etwa Engelbert Dollfuß.

Zurück zum Status Quo oder Neuanfang?
Nun gibt es als Resultat der Berichterstattung und Prüfungen eine sehr lange Liste von Beobachtungen, Einschätzungen, Kritiken. Nicht nur in Form offizieller Kommissionsberichte (ein Rechnungshofbericht steht noch aus), Äußerungen zweier involvierter Minister und Kommissionsmitglieder, Medienberichten und Wortmeldungen von HistorikerInnen und diversen Expertinnen. Und es hat eine beachtliche, zivilgesellschaftlich initiierte, Tagung stattgefunden. Das alles sollte in Summe eigentlich verhindern, daß die Kritik am Museum erstickt (wird) und es zu einer umfassenden Erneuerung kommt. Die kann in einer völligen Überarbeitung aller Ausstellungsteile liegen, aber sinnvoll ist das wohl nur dann, wenn man an Grundfragen rührt: Sollte das Museum nicht zum echten Bundesmuseum und aus dem Verteidigungsministerium ausgegliedert werden? Womit der Weg frei wäre für ein koordiniertes Planen an einem oder mehreren Geschichtsmuseen. Wobei man gleich noch größer denken könnte und etwa die Gedenkstätte Mauthausen mit ihren Ausstellungen aus dem Innenministerium herausnimmt und alles in ein Netzwerk einbindet. Damit hätte auch das Haus der Geschichte Österreich, möglicherweise in ganz neuer Form, eine Perspektive.

Weitere Information:

* Das Heeresgeschichtliche Museum hat "Braune Flecken"? Wenn es nur das wäre. Es gehört geschlossen. Hier der Link

* Zur Geschichte und Architekturgeschichte sowie zur ursprünglichen Funktion des "Arsenals" als gegenrevolutionäre Anlage siehe hier.

* Zur aktuellen Debatte um das Museum und Vorwürfe und Kritik an ihm siehe hier.

* Endlich gibt es Kritik am Heeresgeschichtlichen Museum. Ein Post (hier der Link) zum Beginn der Debatte ums Museum vom September 2019 und Links zu den Quellen und Initianten, die die Debatte mit ihren Recheerchen angestoßen hatten.

* Gerhard Roth hat vor vielen Jahren einen wunderbaren Text zum Museum verfasst. Hier ein Appetithäppchen - als Anregung, den ganzen Text zu lesen: Link