Freitag, 31. Oktober 2014
Award
Vielleicht sollte ich einen Preis für den besten Ausstellungstitel des Jahres ausloben? Für 2014 hätte ich da schon einen Anwärter. "Haut ab". Jüdisches Museum Berlin. Titel einer Ausstellung über Beschneidung. Kleiner Scherz? Oder doch nicht?!
Mittwoch, 29. Oktober 2014
Und schon wieder ein Museum in Paris
Bernard Arnault, in Begleitung, vor "seinem" Museum, Louis Vuitton-Museum, erbaut von Frank Gehry und via geschickter Stiftungskonstruktion so etwa zur Hälfte aus Steuergeldern berappt. Noch ein Grund nach Paris zu fahren, oder?
Humorlos wie der vielgerühmte Französische Intellektuelle nun mal ist, giftet er sich in Gestalt des Professors Jean-Michel Tobelem (professeur associé à l’université Paris 1 Panthéon-Sorbonne) in Le Monde unter dem alles sagenden Titel "Fondation Louis Vuitton : le mécénat d’entreprise sans la générosité."
Erhalten statt vergessen
In einer Tagung in Innsbruck, das drei Jahre nach der Übertragung des Rundgemäldes mit der Darstellung der Schlacht am Bergisel auf eben diesen Berg, eine Art Bilanz zu ziehen versuchte, wurde über die einzelnen Elemente und Trabanten aus denen diese 'Museum' besteht, referiert und diskutiert.
Das Kaiserjäger-Museum, aus dem späten 19.Jahrhundert stammend und nun integraler Teil der Anlage "Tirol-Panorama", bekam Kritik ab. Wohlverpackt in Watte und Styropor, damit möglichst niemend Anstoß nehmen konnte - an der Kritik, nicht am Museum, Gott bewahre!
Dieses Relikt, scheinbar unangreifbar wegen der Konstruktion seiner Trägerschaft - den Kaiserjägern und ihrer Stiftung -, ist den referierenden Historikern wie Museologen sichtbar nicht geheuer gewesen. Aber die Kritik mündete dennoch in nicht viel mehr als einer Empfehlung zur "Kontextualisierung", "reflexiven Anreicherung", und was derlei Textversatzstücke mehr sind.
Das Wiener Burgtor mit seinem äußert dubiosen Denkmalkonglomerat ist nachhaltig erst vor kurzer Zeit ins Gerede gekommen und nun scheint sich tatsächlich eine strukturelle Änderung anzubahnen. Die Form der staatlichen Gedenkpolitik an diesem Ort wurde schon geändert, jetzt geht es um die Denkmäler und den gesamten Ort. Eine Expertin wurde beauftragt. Eine auf Denkmale und Denkmalpolitik spezialisierte Historikerin. So etwas ist immer ein Indiz, daß man eine Diskussion nicht wirklich führen will, sondern durch eine Expertise zu ersetzen wünscht.
Nun gibt es diese Expertise, und siehe da, es soll alles so bleiben, wie es ist, vermehrt um ein weiteres Denkmalsteil. Ein Metadenkmal zur Sichtbarmachung fragwürdiger Symbolik. Und plötzlich werden dann alle Denkmäler zu Medien ihrer Kritik. Ob solche Wunder stattfinden?
Interessant an beiden Beispielen ist eine Unfähigkeit und Mutlossigkeit. Eine Kraftlosigkeit, von Vergangenheit auch loskommen zu können. Wenn etwas tief in antidemokratischer Tradition steht, wenn es historisch unhaltbar, museologisch extrem fragwürdig geworden ist, warum soll es erhalten werden? Warum kann es nicht entfernt werden? Warum kann man nicht auch etwas getrost vergessen?
Das Kaiserjäger-Museum, aus dem späten 19.Jahrhundert stammend und nun integraler Teil der Anlage "Tirol-Panorama", bekam Kritik ab. Wohlverpackt in Watte und Styropor, damit möglichst niemend Anstoß nehmen konnte - an der Kritik, nicht am Museum, Gott bewahre!
Dieses Relikt, scheinbar unangreifbar wegen der Konstruktion seiner Trägerschaft - den Kaiserjägern und ihrer Stiftung -, ist den referierenden Historikern wie Museologen sichtbar nicht geheuer gewesen. Aber die Kritik mündete dennoch in nicht viel mehr als einer Empfehlung zur "Kontextualisierung", "reflexiven Anreicherung", und was derlei Textversatzstücke mehr sind.
Das Wiener Burgtor mit seinem äußert dubiosen Denkmalkonglomerat ist nachhaltig erst vor kurzer Zeit ins Gerede gekommen und nun scheint sich tatsächlich eine strukturelle Änderung anzubahnen. Die Form der staatlichen Gedenkpolitik an diesem Ort wurde schon geändert, jetzt geht es um die Denkmäler und den gesamten Ort. Eine Expertin wurde beauftragt. Eine auf Denkmale und Denkmalpolitik spezialisierte Historikerin. So etwas ist immer ein Indiz, daß man eine Diskussion nicht wirklich führen will, sondern durch eine Expertise zu ersetzen wünscht.
Nun gibt es diese Expertise, und siehe da, es soll alles so bleiben, wie es ist, vermehrt um ein weiteres Denkmalsteil. Ein Metadenkmal zur Sichtbarmachung fragwürdiger Symbolik. Und plötzlich werden dann alle Denkmäler zu Medien ihrer Kritik. Ob solche Wunder stattfinden?
Interessant an beiden Beispielen ist eine Unfähigkeit und Mutlossigkeit. Eine Kraftlosigkeit, von Vergangenheit auch loskommen zu können. Wenn etwas tief in antidemokratischer Tradition steht, wenn es historisch unhaltbar, museologisch extrem fragwürdig geworden ist, warum soll es erhalten werden? Warum kann es nicht entfernt werden? Warum kann man nicht auch etwas getrost vergessen?
Mittwoch, 22. Oktober 2014
Montag, 20. Oktober 2014
Ein kurioser Fall von Privatisierung. Staatlicher Kasinokapitalismus
Normalerweise ist ja die Veräußerung von Museumsbesitz nicht möglich. Die Idee eines gemeinsamen Besitzes an kulturellen Gütern ist ja die Grundlage der wohlfahrtsstaatlichen Aufgabe, daß diese jedermann zur Verfügung stehen sollen und damit dem Genuß, der Bildung der Wissensvermehrung zugänglich sein müssen.
Der rechtliche Schutz, der das garantiert und gegen private, willkürliche Eingriffe abschottet, ist meist so streng geregelt, daß es kaum zu Ausnahmen kommt. Solche gibt es allenfalls dann, wenn der Erwerb durch die "öffentliche Hand" rechtsbrüchig erfolgte, was ja in den letzten Jahren zu Restitutionen vieler Kunstwerke an ihre ursprünglichen, meist jüdischen Besitzer geführt hat.
Jetzt gibt es einen Fall, wo ein Deutsches Bundesland doch zwei - noch dazu wertvolle - Bilder aus "seinem", d.h. eigentlich aus jedermanns Besitz, versteigern lassen will.
Das kuriose daran ist, dass es sich bei den zwei Werken von Andy Warhol aber nicht um Museumsbilder handelt, sondern in einer Spielbank in Aachen hingen. Bis 2009. Dann wurden sie abgehängt und "verwahrt", sie waren zu kostbar geworden, um weiter als "Dekoration" einer Spielbank zu dienen. Die Spielbank ist eine staatlich konzessionierte Tochter der NRW-Bank, die dem Land gehört. Wie also auch die Bilder.
Die Versteigerung fließt aber nicht in den Staatshaushalt, ließ die Bank ausrichten, sondern in die Sanierung des Kasinos (wo den Steuerzahlern zusätzlich Geld im Glücksspiel abgeknöpft wird) und eventuell in die Neugründung eines weiteren in Köln.
Was für eine atemberaubende Vermischung staatlicher Kunstspekulation mit kapitalistischer Renditeerwartung via Spielbank und Bank. Symptomatischer kann kaum was sein. Und ein massiver Versuch, das Tabu der Unveräußerlichkeit des öffentlichen Kunst-und Kulturbesitzes anzutasten. In den Arm des Staates wollen 26 Museumsdirektoren fallen, die brieflich gegen die Versteigerung protestieren. Man wird sehen, was das hilft.
Nachsatz 1: Die Risken, die der geschilderte Deal oder Coup zeitigt, sind erstaunlich. In der Welt wird festgestellt daß das Image der Landesmutter der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Wanken ist.
Nachsatz 2: Warum denn nicht, nur zu, denn "es geht darum, daß auch Kunst wieder verkauft werden kann." Zum Beispiel "um den Haushalt zu sanieren". Bernd Freytag in der FAZ. Genauer: Im Wirtschaftsteil der FAZ. Also dann, nur zu! Bereichern wir uns... oder wer?
Der rechtliche Schutz, der das garantiert und gegen private, willkürliche Eingriffe abschottet, ist meist so streng geregelt, daß es kaum zu Ausnahmen kommt. Solche gibt es allenfalls dann, wenn der Erwerb durch die "öffentliche Hand" rechtsbrüchig erfolgte, was ja in den letzten Jahren zu Restitutionen vieler Kunstwerke an ihre ursprünglichen, meist jüdischen Besitzer geführt hat.
Jetzt gibt es einen Fall, wo ein Deutsches Bundesland doch zwei - noch dazu wertvolle - Bilder aus "seinem", d.h. eigentlich aus jedermanns Besitz, versteigern lassen will.
Das kuriose daran ist, dass es sich bei den zwei Werken von Andy Warhol aber nicht um Museumsbilder handelt, sondern in einer Spielbank in Aachen hingen. Bis 2009. Dann wurden sie abgehängt und "verwahrt", sie waren zu kostbar geworden, um weiter als "Dekoration" einer Spielbank zu dienen. Die Spielbank ist eine staatlich konzessionierte Tochter der NRW-Bank, die dem Land gehört. Wie also auch die Bilder.
Die Versteigerung fließt aber nicht in den Staatshaushalt, ließ die Bank ausrichten, sondern in die Sanierung des Kasinos (wo den Steuerzahlern zusätzlich Geld im Glücksspiel abgeknöpft wird) und eventuell in die Neugründung eines weiteren in Köln.
Was für eine atemberaubende Vermischung staatlicher Kunstspekulation mit kapitalistischer Renditeerwartung via Spielbank und Bank. Symptomatischer kann kaum was sein. Und ein massiver Versuch, das Tabu der Unveräußerlichkeit des öffentlichen Kunst-und Kulturbesitzes anzutasten. In den Arm des Staates wollen 26 Museumsdirektoren fallen, die brieflich gegen die Versteigerung protestieren. Man wird sehen, was das hilft.
Nachsatz 1: Die Risken, die der geschilderte Deal oder Coup zeitigt, sind erstaunlich. In der Welt wird festgestellt daß das Image der Landesmutter der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Wanken ist.
Nachsatz 2: Warum denn nicht, nur zu, denn "es geht darum, daß auch Kunst wieder verkauft werden kann." Zum Beispiel "um den Haushalt zu sanieren". Bernd Freytag in der FAZ. Genauer: Im Wirtschaftsteil der FAZ. Also dann, nur zu! Bereichern wir uns... oder wer?
Dreihunderttausend, irgendwann heute Nacht (In eigener Sache)
Irgendwann heute Nacht gab es den 300.000 Seitenaufruf. Zu meiner Verblüffung wächst das Interesse am Blog auch nach Jahren noch immer, in den letzten Monaten und derzeit sogar überproportional schnell.
Vorbildlich. Eine Wutrezension. Werner Spies zum Museum Picasso
Endlich mal eine Museumsrezension! Die Wiedereröffnung des Pariser Picasso-Museums nach fünf Jahren Schließung entsetzt Werner Spies maßlos. Er ist zornig, fassungslos, betroffen und destilliert daraus eine Polemik, sachkundig, vernichtend. Sehr lesenswert! so wünsche ich mir Museumskritik.
Hier der Link: http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article133453806/Gerechtigkeit-fuer-Picasso.html
Sonntag, 19. Oktober 2014
Mittwoch, 15. Oktober 2014
Die Sammlung Essl ist definitiv gerettet. Oder doch noch nicht so ganz?
Nachdem der Versuch des Sammlerehepaares Essl gescheitert war, ihre Sammlung und das Museum dem Staat anzubieten, sah es eine Zeit lang so aus als könnte die Sammlung unter dem Druck der kritischen wirtschaftlichen lage des "baumax-Konzerns" die Sammlung untergehen.
Dann kam es aber zu einer Kooperation mit dem Industriellen Hans Peter Haselsteiner, der selbst eine Sammlung besitzt und der Gründung einer gemeinsamen Trägergesellschaft, die nun das Museum weiterbetreibt und Eigner der Sammlung ist. Damit ist vorerst einmal die gefahr gebannt, daß die Sammlung in der Sanierung des Konzerns gewissermaßen verschwinden, zerstreut, aufgelöst werden kölnnte. Die Verbindlichkeiten, die an Banken bestand, wurden getilgt und die Finanzierung dieser Tilgung durch die neue Trägergesellschaft durch Versteigerung von 44 Objekten aus der Sammlung refinanziert. Das ist - bei der Versteigerung, die gestern stattfand, noch nicht vollständig gelungen, aber der Bestand und Betrieb des Museums und der Sammlung dürften nun definitiv gesichert sein. Allerdings ist ein Teil der Refinanzierung noch zu leisten und sowohl der Betrieb des Museums als auch eine allfällige Erweiterung der Sammlung müssen - unklar wie - finanziert werden.
In einem aufschlussreichen Interview, das Karl-Heinz Essl gestern der Tageszeitung KURIER gegeben hat, erfährt man einiges über diese Fragen, kann viele Details der Regelung nachlesen, die zwischen ihm und H.P. Haselsteiner getroffen wurden und wird ansatzweise über die Zukunft des Museums und der Sammlung informiert.
Hier der Link zum Interview: http://kurier.at/kultur/kunst/karlheinz-essl-jedes-einzelne-bild-teil-unseres-lebens/91.149.029 und hier der Satz aus dem Gespräch, der K.H. Essl offenbar am meisten von Herzen kam: "Ich bin heute froh, dass es nicht dazu gekommen ist (zum staatlichen Ankauf - GF) , muss ich ehrlich sagen. Mit Haselsteiner das Museum und die Sammlung weiter zu betreiben, ist mir viel angenehmer als mit dem Staat und all den Problemen, die das mit sich bringt - den politischen Einflüssen, den Querschüssen von allen Seiten. Ich glaube, das ist die beste aller möglichen Lösungen, und darüber bin ich mehr als glücklich."
Dann kam es aber zu einer Kooperation mit dem Industriellen Hans Peter Haselsteiner, der selbst eine Sammlung besitzt und der Gründung einer gemeinsamen Trägergesellschaft, die nun das Museum weiterbetreibt und Eigner der Sammlung ist. Damit ist vorerst einmal die gefahr gebannt, daß die Sammlung in der Sanierung des Konzerns gewissermaßen verschwinden, zerstreut, aufgelöst werden kölnnte. Die Verbindlichkeiten, die an Banken bestand, wurden getilgt und die Finanzierung dieser Tilgung durch die neue Trägergesellschaft durch Versteigerung von 44 Objekten aus der Sammlung refinanziert. Das ist - bei der Versteigerung, die gestern stattfand, noch nicht vollständig gelungen, aber der Bestand und Betrieb des Museums und der Sammlung dürften nun definitiv gesichert sein. Allerdings ist ein Teil der Refinanzierung noch zu leisten und sowohl der Betrieb des Museums als auch eine allfällige Erweiterung der Sammlung müssen - unklar wie - finanziert werden.
In einem aufschlussreichen Interview, das Karl-Heinz Essl gestern der Tageszeitung KURIER gegeben hat, erfährt man einiges über diese Fragen, kann viele Details der Regelung nachlesen, die zwischen ihm und H.P. Haselsteiner getroffen wurden und wird ansatzweise über die Zukunft des Museums und der Sammlung informiert.
Hier der Link zum Interview: http://kurier.at/kultur/kunst/karlheinz-essl-jedes-einzelne-bild-teil-unseres-lebens/91.149.029 und hier der Satz aus dem Gespräch, der K.H. Essl offenbar am meisten von Herzen kam: "Ich bin heute froh, dass es nicht dazu gekommen ist (zum staatlichen Ankauf - GF) , muss ich ehrlich sagen. Mit Haselsteiner das Museum und die Sammlung weiter zu betreiben, ist mir viel angenehmer als mit dem Staat und all den Problemen, die das mit sich bringt - den politischen Einflüssen, den Querschüssen von allen Seiten. Ich glaube, das ist die beste aller möglichen Lösungen, und darüber bin ich mehr als glücklich."
Dienstag, 14. Oktober 2014
Der österreichische Museumspreis wird sich selbst auffressen
Per Sondernewsletter informiert ICOM Österreich über die stolzen Empfänger des Österreichischen Musuemspreises. Hier die Liste der vierundzwanzig Museen. Angesichts der Gesamtzahl an österreichischen Museen ist die Zahl der jährlichen Preisträger sehr hoch. Je länger der Preis vergeben wird, desto mehr veliert er an Unterscheidungskraft, das heißt auch an Auszeichnung. Sicher, er wird auf Zeit vergeben, andrerseits kann er auch verlängert werden.
Allerdings freut sich jeder, wenn er ein "Zeugnis" bekommt und in seinem Museum eine Plakette anbringen darf. Die Kriterien, die der Preiszuerkennung zugrundeliegen, ist umfangreich aber überwiegend formal. Sie betreffen die Organisation, kaum die Qualität, Ziele und Strategien der Museen. Offenbar kann er auch glaich im Bündel vergeben werden, oder sind alle "Filialen", die das Wien Museum oder das Universalmuseum Joanneum betreiben, alle (gleich) gut? Güte kommt in dem Fall leider nur von gut. Ein Preis, sollte der nicht ehr ausgezeichnete Museen fördern, also wirklich herausragende, innovative, originelle, experimentelle Museen?
Und über ein Museum, das den Preis bekommen hat, werde ich demnächst noch etwasausführlicher schreiben.
Archäologisches Pilgermuseum Globasnitz, www.museum-globasnitz.at
Ars Electronica Center. Museum of the Future, Linz, www.aec.at
Botanischer Garten der Karl Franzens Universität Graz, www.uni-graz.at/garten
Die Heilerin vom Gurgltal, Tarrenz, www.knappenwelt.at
Evangelisches Museum Murau, www.museum.evang.st
Heimathaus-Stadtmuseum Perg, www.pergmuseum.at
Heimatmuseum Achental, Achenkirch, www.sixenhof.at
Liszt-Haus Raiding, www.liszt-haus.at
Marmormuseum Adnet, www.marmormuseum.adnet.at
Montafoner Museen mit den Standorten Montafoner Tourismusmuseum Gaschurn, Museum Frühmesshaus Bartholomäberg, Montafoner Heimatmuseum Schruns, Montafoner Bergbaumuseum Silbertal, www.stand-montafon.at
Museum der Völker, Schwaz, www.museumdervoelker.com
Museum in der Schule, Taufkirchen an der Pram, www.museumtaufkirchen.wordpress.com
Österreichisches Freimaurer-Museum Rosenau, www.freimaurermuseum.at
Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum, Längenfeld, www.oetztal-museum.at
Residenzgalerie Salzburg, www.residenzgalerie.at
Schloss Esterházy, Eisenstadt, www.esterhazy.at
Stadtmuseum Eisenerz, www.eisenerz.at
Universalmuseum Joanneum mit seinen Standorten Landeszeughaus, Museum im Palais, Münzkabinett, Schloss Eggenberg, Schloss Stainz, www.museum-joanneum.at
vorarlberg museum, Bregenz, www.vorarlbergmuseum.at
Webereimuseum, Haslach an der Mühl, www.textiles-zentrum-haslach.at
Wien Museum mit seinen Standorten Beethoven Pasqualatihaus, Beethoven Wohnung Heiligenstadt, Haydnhaus, Hermesvilla, Johann Strauß Wohnung, Otto Wagner Hofpavillon Hietzing, Otto Wagner Pavillon Karlsplatz, Pratermuseum, Römermuseum, Schubert Geburtshaus, Schubert Sterbewohnung, Uhrenmuseum, www.wienmuseum.at
ZOOM Kindermuseum, www.kindermuseum.at
Allerdings freut sich jeder, wenn er ein "Zeugnis" bekommt und in seinem Museum eine Plakette anbringen darf. Die Kriterien, die der Preiszuerkennung zugrundeliegen, ist umfangreich aber überwiegend formal. Sie betreffen die Organisation, kaum die Qualität, Ziele und Strategien der Museen. Offenbar kann er auch glaich im Bündel vergeben werden, oder sind alle "Filialen", die das Wien Museum oder das Universalmuseum Joanneum betreiben, alle (gleich) gut? Güte kommt in dem Fall leider nur von gut. Ein Preis, sollte der nicht ehr ausgezeichnete Museen fördern, also wirklich herausragende, innovative, originelle, experimentelle Museen?
Und über ein Museum, das den Preis bekommen hat, werde ich demnächst noch etwasausführlicher schreiben.
Archäologisches Pilgermuseum Globasnitz, www.museum-globasnitz.at
Ars Electronica Center. Museum of the Future, Linz, www.aec.at
Botanischer Garten der Karl Franzens Universität Graz, www.uni-graz.at/garten
Die Heilerin vom Gurgltal, Tarrenz, www.knappenwelt.at
Evangelisches Museum Murau, www.museum.evang.st
Heimathaus-Stadtmuseum Perg, www.pergmuseum.at
Heimatmuseum Achental, Achenkirch, www.sixenhof.at
Liszt-Haus Raiding, www.liszt-haus.at
Marmormuseum Adnet, www.marmormuseum.adnet.at
Montafoner Museen mit den Standorten Montafoner Tourismusmuseum Gaschurn, Museum Frühmesshaus Bartholomäberg, Montafoner Heimatmuseum Schruns, Montafoner Bergbaumuseum Silbertal, www.stand-montafon.at
Museum der Völker, Schwaz, www.museumdervoelker.com
Museum in der Schule, Taufkirchen an der Pram, www.museumtaufkirchen.wordpress.com
Österreichisches Freimaurer-Museum Rosenau, www.freimaurermuseum.at
Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum, Längenfeld, www.oetztal-museum.at
Residenzgalerie Salzburg, www.residenzgalerie.at
Schloss Esterházy, Eisenstadt, www.esterhazy.at
Stadtmuseum Eisenerz, www.eisenerz.at
Universalmuseum Joanneum mit seinen Standorten Landeszeughaus, Museum im Palais, Münzkabinett, Schloss Eggenberg, Schloss Stainz, www.museum-joanneum.at
vorarlberg museum, Bregenz, www.vorarlbergmuseum.at
Webereimuseum, Haslach an der Mühl, www.textiles-zentrum-haslach.at
Wien Museum mit seinen Standorten Beethoven Pasqualatihaus, Beethoven Wohnung Heiligenstadt, Haydnhaus, Hermesvilla, Johann Strauß Wohnung, Otto Wagner Hofpavillon Hietzing, Otto Wagner Pavillon Karlsplatz, Pratermuseum, Römermuseum, Schubert Geburtshaus, Schubert Sterbewohnung, Uhrenmuseum, www.wienmuseum.at
ZOOM Kindermuseum, www.kindermuseum.at
"Ableger" mit Erfolgsausichten?
Bernhard Schulz frohlockt im Berliner Tagesspiegel (heute, unter dem Titel "Potenzial der Provinz". Worüber? Über den Erfolg der Dezentralisierung der Museen in Frankreich.
Also. Dezentralisierung. Erst e i n Nationalmuseum durfte Paris verlassen, in Richtung Marseille. Das Musée des Civilisationsde l'Europe et de la Méditerranée.
Die beiden anderen Beispiele, die Bernhard Schulz nennt, sind die "Filiale" des Centre Pompidou in Metz und die des Louvre in Lille.
Worin denn nun das "Potential in der Provinz" besteht, erfährt man nicht.
Das Kriterium, das für den "Erfolg" der drei Museen herhalten muß sind, man glaubts ja kaum, die Besucherzahlen.
Achsoso.
Also. Dezentralisierung. Erst e i n Nationalmuseum durfte Paris verlassen, in Richtung Marseille. Das Musée des Civilisationsde l'Europe et de la Méditerranée.
Die beiden anderen Beispiele, die Bernhard Schulz nennt, sind die "Filiale" des Centre Pompidou in Metz und die des Louvre in Lille.
Worin denn nun das "Potential in der Provinz" besteht, erfährt man nicht.
Das Kriterium, das für den "Erfolg" der drei Museen herhalten muß sind, man glaubts ja kaum, die Besucherzahlen.
Achsoso.
Samstag, 11. Oktober 2014
Das Haus der Natur stellt sich zum ersten Mal seiner Vergangenheit. Manche Frage bleibt offen.
Das Haus der Natur in Salzburg stellt
sich nun zum ersten Mal seiner Geschichte. Neunzig Jahre nach seiner Gründung durch Paul Eduard Tratz
wird dessen Direktionszeit als "Ära"
in Form einer Ausstellung gewürdigt.
Aber man muß nicht befürchten, daß dieser eher affirmative
Begriff „Ära“ für eine neuerliche Würdigung
von Tratz steht, die dessen vielfältigen
Aktivitäten während der NS-Zeit und als
SS-Funktionär im
"Ahnenerbe" zudeckt.
Die Ausstellung „Das Haus der Natur 1924-1976 - Die Ära Tratz“[1]
(bis 30.Juni 2015), die nicht mehr als einen großen Raum und den vorgelagerten Gang beansprucht, listet
wesentliche Aktivitäten
von Tratz auf, wie sie in jüngeren
Forschungen umfassend dokumentiert wurden.[2] Nun
kann sich niemand mehr auf Un- oder Halbwissen zurückziehen. Die Beschlagnahmungen, die Raubzüge, die rassenideologischen
Forschungen, die Plünderungen
selbst katholischer Institutionen und das direkt in der Stadt Salzburg, die
Vernetzung mit einschlägigen
Institutionen und Personen, Trat schreckliche Schriften, das ist jetzt
umfassend dokumentiert. Mit Zitaten, Publikationen, Dokumenten, Fotografien und
Filmen, vieles davon noch nie veröffentlicht.
Viele zusammenfassende (merkwürdig
altbacken designte) Texte (auch in Englisch) verknüpfen alles zu einer ausführlichen chronologischen Darstellung.
Daß die Ausstellung vor allem dokumentiert und sich weitgehend
jeden moralisierenden Kommentars enthält,
sehe ich positiv.[3]
Auf die Dokumentation aufbauend kann man gut seine eigenen Schlüsse ziehen und sich seine Meinung
bilden. Allerdings endet die Dokumentation dort, wo es um die Verbindung zur
Zeit nach Tratz langer Direktion und um die Gegenwart geht. Es gibt im Moment
keinen Katalog oder eine Publikation der Arbeit der Expertenkommission (die
offenbar vorgesehen ist).[4]
Warum der von der US-Besatzungsmacht eingesetzte Nachkriegsdirektor mehr oder
weniger weggelobt wurde, um wiederum Tratz Platz zu machen, dessen
Entnazifizierungsverfahren für
ihn sehr günstig
"gestaltet" wurde, wirft die Frage nach den Motiven und den Förderern und Seilschaften auf.
So bleibt auch die Entscheidung, als Tratz Nachfolger Eberhard Stüber, dessen „Schüler“,
einzusetzen, im Dunkeln. Dessen Direktion, soll, wie man off records hören konnte, ausdrücklich und als Bedingung für das Zustandekommen des
Forschungsprojekts zur Geschichte des Hauses ausgespart werden.
Stüber hielt aber immer am Erbe von Tratz fest, er machte
selbst noch fragwürdige
ethnologische Feldforschung und ich erinnere mich gut an die Dermoplastiken und
die Fotografien, die ihn mit seinen "Forschungsobjeketen" zeigten.
Niemand nahm daran Anstoß,
auch nicht an den rassenkundlichen Figurinen aus der Direktionszeit von Tratz,
die u.a. den "östlichen"
und "westlichen Typ" darstellen sollten.
Stüber wusste genau, was diese Objekte bedeuteten und wie wenig
harmlos sie waren. Als der Europarat eine große Tagung im Haus der Natur abhielt, führte Direktor Stüber
durch das Haus, vermied es aber jene Räume
zu zeigen, in denen einschlägige
Objekte zu sehen waren.
Die Direktion Stüber, in der Ausstellung wie in dem zitierten begleitenden
Aufsatz[5]
also einfach „ausgespart“, gehörte aber unbedingt ebenfalls untersucht. Und zwar deshalb,
weil eine der Schlüsselfragen,
die nach der Entwicklung des Hauses der Natur, nach Kontinuitäten und Diskontinuitäten von museologischen und
naturkundlichen Paradigmen und Ideologien, offen ist. Auch nach der
Ausstellung.
Dennoch meine ich, daß die Ausstellung ohne wenn und
aber verdienstvoll ist. Sie wird dem Museum bei einer Neuorientierung guttun
und sie bietet der öffentlichen
Meinung endlich umfassend Information, die es abgesehen von Roberts Hoffmanns
Aufsatz nur bruchstückhaft
gegeben hat. (Bis heute gehören
die Posts zum Haus der Natur in meinem Blog zu den meistgelesenen, ich nehme
an, weil sie zu den wenigen Quellen zur Direktion Tratz überhaupt zählen.)[6]
Die Ausstellung gliedert die Geschichte
des Hauses der Natur in drei Teile: Da wäre die aus gleichsam laienhaften und bescheidnen Anfängen (Vogelkunde;
vogelkundliche Forschungsstation) ein regional bedeutsames, pädagogisch engagiertes
Naturmuseum entstanden, eine gleichsam "unschuldige"
volksbildnerische Einrichtung, die auf Grund der Beziehung von Tratz zu
Wissenschaft und Politik sich anschickte überregionale Resonanz zu bekommen.
Dann kommt die Zeit, in der das Museum
Teil des SS-Ahnenerbes wird und sich Tratz nun "schuldig" macht, wie
vielfach belegt wird. Die Ausstellung thematisiert diesen Bruch, aber als rätselhaft und nicht erklärbar.
Die dritte Phase wäre dann die der Erneuerung, der
Reform und schließlich der
ökologischen
Neuorientierung. Wir sollen annehmen, daß mit diesem dritten Teil der Geschichte die Kontaminierung
mit der Politik und Ideologie des Nationalsozialismus vorüber gewesen sei und ein neuer
Abschnitt, der der „Entschuldung“ angebrochen sei.
Das passt nun aber gar nicht zu den
Tatsachen. Zunächst tritt
ja Maximilian Piperek,[7]
NSDAP-Mitglied, die Direktion an, von dem mir aus der knappen Darstellung
seiner Biografie und seiner Vorhaben nicht klar geworden ist, ob er sich bloß um eine Modifikation
Tratzscher Ideologeme bemüht
hat oder ob das ein wirklicher Bruch mit der Vergangenheit war. Die beträchtlichen Aggressionen gegen
ihn und die Vehemenz, mit der man Tratz wieder zurückwünschte
und dann ja auch tatsächlich
zurückholte, sind erklärungsbedürftig. Ist es nicht erstaunlich, daß jemand, der im erzkatholischen Salzburg katholische
Institutionen plündern ließ, um sein Museum anzureichern,
solche Sympathien haben konnte? Was an ihm war so wichtig, was vertrat er, was
war erwünscht, daß er dort weitermachen könnte, wo er aufgehört hatte? Die Ausstellung erwähnt, daß sich Tratz nach 1945 von nichts distanzierte, keine seiner
Publikationen verschwieg.
Im eben erschienenen Aufsatz im neuen
museum betonen die Autoren Norbert Winding (als Direktor des Hauses der
Natur und Mitarbeiter bereits unter Eberhard Stüber) und Robert Lindner (Leiter Sammlungen und Wissenschaft
und Leiter des Forschungsprojekts) sowie Robert Hoffmann[8]
die Einzigartigkeit des Konzeptes des Hauses der Natur und seiner Abhängigkeit von einer Person, die „ohne Zweifel“ ausschlaggebend für die Wiederbestellung von
Tratz (ab 1.Juni 1949 ist er wieder Leiter des Hauses der Natur) gewesen sei.
Zugleich werden aber die vehementen Forderungen nach Rückkehr durch „seine
früheren Mitarbeiter“ und von Mitgliedern des von
der Besatzungsmacht aufgelösten
Trägervereins erwähnt.[9]
Die Autoren halten es für „nachvollziehbar“, daß Stadt und Land „aus
pragmatischen Gründen“ Tratz zurückholten. Mit solchen
Formulierungen vermeidet man jede Beschäftigung
mit der politisch-ideologischen Situation in Land und Stadt Salzburg nach 1945
und braucht sich daher auch nicht mit dem zähen und langen Nachleben von Seilschaften und dem Widerstand
gegen Aufklärung zu beschäftigen, der bis heute noch zu
spüren ist. Wenn die
Salzburger Grünen kürzlich haben ausrichten lassen,
daß ihr Antrag, Tratz die
Ehrenbürgerschaft
abzuerkennen, „versandet“ sei, dann darf man sie fragen,
was sie seit 2009 unternommen haben, um ihrem Antrag zum Erfolg zu verhelfen,[10]
erst recht jetzt, wo sie an der Landesregierung beteiligt sind.[11]
Gegen die Bewertung des bislang letzten
Abschnitts der Museumsgeschichte als vollzogener Bruch mit Tratz und seiner
Ideologie spricht die Entwicklung des Hauses unter dessen Eberhard Stüber, der ein, wie man so sagt,
Schüler von Tratz war. Er
war ebenso wenig wie Tratz nach 1945 jemand, der sich der Vergangenheit des
Museums und dem ihm zugrundeliegenden Naturverständnis distanzierte. Die unter ihm angebahnten ökologischen Projekte und
Diskurse, die man als Indizien für
den grundlegenden Wandel anführt,
müssen nicht unbedingt als
solche gelten. Man kann dies als Mitvollziehen eines wissenschaftlichen und
gesellschaftspolitischen Paradigmenwechsels verstehen, es war aber auch, und vielleicht
das oft in erster Linie, eine willkommene neue Legitimation einer Institution,
die generell unter Legitimationsdruck geraten war. Das galt und gilt für Naturmuseum, die ihre
taxonomische und archivierende Arbeit allein nicht mehr als Legitimation
ausreichend einstuften. Was man kurzerhand als Modernisierung einschätzt oder propagiert, entpuppt
sich bei genauerem Hinsehen als ökologische
Wende in der Auffassung von Natur. Die aber beginnt lange vor dem
Nationalsozialismus, und damit auch mit ihren rassistischen und inhumanen
Implikationen, eine Bewegung, die gerade in Österreich auch nach 1945 sehr prominent war. Ich erinnere
nur an Konrad Lorenz und den Konflikt, der um seine Verhaltensforschung
ausbrach. Diese ökologische
Naturauffassung kennt sehr unterschiedliche Spielarten, und einige davon gehören zum Kernbestand der Grünen Bewegung und Partei.
Bernhard Lötsch etwa, der
direkt aus dieser Bewegung heraus zum Museumsleiter des Wiener
Naturhistorischen Museums gemacht wurde, vertrat eine ideologisch-politische,
um es freundlich zu formulieren, sehr konservative Position. Er, wie Stüber ein außerordentlich engagierter
Naturschützer, wehrte sich
vehement gegen die Auflösung
des sogenannten Rassensaales, der weder wissenschaftlich noch ausstellungsdidaktisch
haltbar war und unter seiner Direktion wurden z.B. einschlägige (etwa zeitgleich zu den
Salzburger Abformungen entstandene) rassenpolitische Präparate aus der NS-Zeit in der Eingangshalle als Eyecatcher
zur Werbung für
Blutspenden (sic) eingesetzt.
Diese Geschichte einzubeziehen scheint
das Forschungs- und Ausstellungsteam nicht beabsichtigt zu haben. Hätte man das getan, wäre die 'Dreiteilung' der
Geschichte des Hauses der Natur so nicht haltbar, wie sie in der jetzigen
Ausstellung vorgenommen wird. Es wäre
dann z.B. der scheinbar so rätselhafte
Übergang vom naturkundlich
engagierten Pädagogen
Tratz zum Vernichtungstexte abfassenden Funktionär eines berüchtigten
Forschungsinstituts weniger unverständlich
gewesen.
Dies zu leisten steht also ebenso noch
aus, wie endlich die Direktionszeit und Biografie von Eberhard Stüber aufzuarbeiten, nicht allein
um der Aufhellung persönlicher
Haltungen und Handlungen willen, sondern zur Aufklärung jener Kontinuitätsgeschichte
der Ökologie- und
Naturschutzbewegung, die (bis heute) den Rahmen des Hauses der Natur bildet.
Dann könnte man noch einen dritten Aspekt thematisieren, der
bislang noch kaum wo gewürdigt
wurde: die museologisch-didaktische „Philosophie“ von Tratz, also seine eminent
pädagogische Bemühung um Verständlichmachen und
Veranschaulichen. Seine unzähligen
ungemein liebevoll gebauten didaktischen Apparaturen, akkurat beschriftet,
beweglich, bunt, möglichst
klar, einfach, kind- und erwachsenengerecht - dieses enorme Repertoire an „Didaktik“ verschwindet langsam aus dem Haus, sicher auch, weil es
durch modernere Medien überholt
wirkt. Klar, diese eminent didaktische Haltung gehört zur ökologischen
Vermittlungsarbeit, bei der die Grenzen zur politisch-ideologischen
Doktrinierung während der
Jahre des NS nicht zu ziehen sind. Noch heute kann man in den Restbeständen der Tratzschen
Veranschaulichungs-Maschinchen Objekte oder Schautafeln entdecken, die
unmissverständlich sein
schreckliches Menschen- und Naturbild verraten. Diese Didaktik läßt sich nicht isolieren und als
Museumspädagogik an sich
studieren oder bewundern. Dennoch hätte
ich es für sinnvoll
gehalten, diese große
Besonderheit des von Tratz geprägten Hauses der Natur im
Kontext der Erneuerungsbewegungen und Museumsdidaktik seit 1900 zu untersuchen und
zu bewerten. Ich bin auch nicht dafür,
alle Tratschen „Überlebsel“, die das Haus zeigte und z.T.
noch zeigt, einfach verschwinden zu lassen. Behutsam in eine neue Ausstellung
integriert und kontextualisiert könnte
man ihnen ein längeres Überleben ruhig gönnen.
Daß man die Tratz-Büste
aus dem Foyer und dem Museum schon vor Jahren im Zuge eines Umbauus des Foyer
entfernt hat, ist richtig. Das Museum darf nicht unterm Zeichen einer solchen
Person stehen. Ich bin aber nicht für
eine "Entschuldung" durch Entfernen oder Entsorgen. Dadurch wird man
seine unerwünschte
Geschichte nicht los, eher im Gegenteil. Unter der Bedingung der Aufarbeitung,
die mit der Ausstellung nun nachdrücklich
eingesetzt hat, könnte so
manches bleiben oder wieder gezeigt werden, wenn es in einem neuen Kontext und
unter Klärung der
historischen Bedingungen vielleicht ganz neue Erkenntnisse ermöglicht.
Das gilt namentlich für die Tibet-Dioramen, die aus
der Ahnenerbe-Forschung stammen und zu den Attraktionen des Hauses gehören. Sie werden seit Tratzens
Zeit gezeigt. In der Ausstellung wird ihre Herkunft und ihr Zustandekommen
dokumentiert, im Museum nicht. Ganz im Gegenteil. Anlässlich eines Besuchs des Dalai Lama im Museum während der Direktion Stüber wurden den Dioramen zwei
Textafeln vorgeschaltet, die aus dem Ensemble eine "Tibet-Schau" mit
einer komplett irreführenden
Jahreszahl machen. Der unbedarfte Besucher meint nun, daß diese Schau in jüngster
Zeit aus Anlass des Besuches des religiösen
Oberhauptes der Tibeter entstanden ist und daß dieser, so scheinen es die Fotos zu belegen, der
Ausstellung außerdem
Nobilität und Authentizität zuerkannt hat. Also im Akt
einer Art von Imprimatur von "höchster
Seite". Das kann so nicht bleiben und ich wundere mich, warum das
eigentlich immer noch so gezeigt wird, wo es doch erst recht zeitgleich mit der
Ausstellung extrem fragwürdig
wird. Man hätte nur
eineiige Texte der Ausstellung doppelt ausdrucken müssen und hätte
eine provisorische Kommentierung der Tibet-Dioramen zur Hand gehabt. Gerade
hier muß die Ausstellung
und die umfassende Recherche zur Geschichte des Hauses praktisch werden. Die
Funktion und Ideologie der Tibet-Expedition gehören benannt, die Eckdaten präzisiert, das Zustandekommen der Dioramen einschließlich der Information, daß die Figuren nach
rassenkindlich „behandelten“ Tibetern entstanden sind, die
man vor Ort vermessen und denen man Masken abgenommen hat.
Das wird aber nicht reichen. Die
Dioramen vermitteln das Bild eines archaischen und ursprünglichen Tibet. Lhasa liegt da wie zur Zeit Sven Hedins oder
Heinrich Harrers. Tibet ist heute eine Region Chinas, was zwar in einem Text
angedeutet wird, aber für
Besucher, die Lhasa schon mal für
Salzburg halten,[12]
doch viel zu verschlüsselt
und versteckt. Also müsste
man - mindestens - etwas zum heutigen Tibet sagen, zur Differenz der Bilder,
die man vor Augen hat, zur Gegenwart und der heutigen Lebenswirklichkeit der
Tibeter.
Mit der Ausstellung hat das Museum einen
großen und verdienstvollen
Schritt getan. Sie wird lange gezeigt und wird vermutlich im Land und in der
Stadt das Bewusstsein für
das Haus verändern. Die
Dokumentation, die man zeigt, ist umfangreich, behandelt sehr viele Aspekte,
weit mehr, als bisher bekannt waren und bezeugt mit z.T. grotesken Fotos - Männer in Loden rauben Tierpräparate… - die Ungeheuerlichkeiten, die zur NS-Zeit rund ums Haus
der Natur passierten und mit dem Namen Tratz ab nun definitiv verknüpft sein werden.
Manches bleibt, wie ich gezeigt habe, offen,
halb stecken. Immerhin hat man mit der Restitution von Objekten begonnen, die
im Laufe des Jahres 1914 auch abgeschlossen werden sollte. Man wird sehen, wie
sich das Museum weiter entwickelt und ob und wie die Aufarbeitung der
Geschichte des Hauses weitergeführt
werden und in seine Praxis hineinwirken wird.
[1] Norbert Winding, Robert Lindner,
Robert Hoffmann: Geschichtsaufarbeitung
als Ausstellung: Das Haus der Natur 1924-1976 - Die Ära Tratz, in: neues museum, Oktober 2014, 14.Jg.,
Nr.4, S.62-67
[2] Robert Hoffmann: Ein Museum für Himmler. Eduard Paul Trat und die Integration des
Salzburger „Hauses der Natur“ in das „Ahnenerbe“ der SS, in: Zeitgeschichte, 35.Jg., Mai/Juni 2008,
S.154-175
[3] Das Museum schreibt sich die
Initiative zur Aufarbeitung selbst zu und rühmt
sie als Pioniertat im Feld der Naturmuseen. Allerdings listet ein
Ausstellungstext - lückenhaft - diverse Presseartikel und
wissenschaftliche Beiträge auf, die seit den 80er-Jahren die
Geschichte des Hauses der Natur nach und nach aufhellten. Möglicherweise war letztlich der Auftrag des LH-Stellvertreters
und Aufsichtsratsvorsitzenden des Hauses der Natur, Buchleitner,
ausschlaggebend dafür, daß eine Art Historikerkommission zustandekam. Deren Arbeit
liegt der jetzigen Ausstellung zugrunde.
[4] Die Arbeitsgruppe setzte sich aus dem
Zeithistoriker Robert Hoffmann zusammen, Susanne Köstering, einer Potsdamer Museologin, die auf Naturmuseen
spezialisiert ist. Die Kuratorin des Naturhistorischen Museums Maria
Teschler-Nicola, Anthropologin und des Zoologen Alfred Goldschmied.
[5] wie Anm.1
[6] Den gemeinsam mit Sabine
Schleiermacher verfassten Essay „Blutgebundene Abhängigkeit“ habe ich 2010 im Blog noch einmal veröffentlicht. Er erschien im Standard 1992 und war die erste
Beschäftigung mit der NS-Geschichte des
Hauses der Natur für eine breitere Öffentlichkeit. Der Artikel blieb ohne jede messbare
Reaktion. Hier der Link: http://museologien.blogspot.co.at/2010/04/blutgebundene-abhangigkeit-das-haus-der.html
Ebenfalls
2010 habe ich eine Art Kurzgeschichte des Museums zur Zeit der Tratzschen
Direktion im Blog verfasst, Das Haus der Natur als Institut des SS-Ahnenerbes.
Link: http://museologien.blogspot.co.at/2010/01/das-haus-der-natur-in-salzburg-als.html
2013
kam dann ein weiterer Post hinzu, Selbstverordneter Gedächtnisschwund, dessen Anlass die „informationslose“ Webseite war, wo man nahezu nichts über die Rolle von Tratz und die des Museums in der NS-Zeit
erfuhr. Darauf reagierte das Museum allerdings rasch und rüstete die Webseite mit einschlägigen Informationen nach. Link: http://museologien.blogspot.co.at/2010/01/das-haus-der-natur-in-salzburg-als.html
[7] Piperek war Gymnasiallehrer mit
naturkundlicher und philosophischer Ausbildung. 1945 von der amerikanischen
Besatzungsmacht eingesetzt.
[8] wie Anm.1
[9] wie Anm.1, S.66
[11] Gerald Lehner berichtet über die inzwischen zweite Umbenennung einer
Forschungsstation am Großglockner. Nachdem der Name Tratz vorübergehend durch eine neutrale Bezeichnung ersetzt worden
war, wurde die 1989 gegründete und vom jetzigen Direktor des
Hauses der Natur, Norbert Winding eingerichtete Station kürzlich in Eberhard Stüber
Forschungsstation umbenannt. Lehnet: „Im
Fall der Tratz-Haus der Natur-Stüber-Forschungsstation in den Hohen
Tauern spart nun die Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreterin und
Naturschutz-Referentin Astrid Rössler nicht mit Lob für Akteure. Die oberste Grüne
spricht wörtlich von einer „Pioniertat ökologischer Grundlagenforschung“ und einer „visionären
Entscheidung“, als vor genau 25 Jahren die
Tratz-Forschungsstation im Nationalpark Hohe Tauern gegründet wurde. In der entsprechenden Aussendung der Salzburger
Landeskorrespondenz vom 19. September 2014 fehlt jeder Hinweis auf die langen
Debatten um die Station, die Vergangenheit des Naturkundemuseums „Haus der Natur“ und des SS-Naturforschers Tratz.“ Gerald Lehner: Neuer Personenkult, alte
Geschichtslosigkeit. 20.September 2014 (Blog) http://hausdernatur.wordpress.com/
[12] Ein sicher schon mehr als
volksschulpflichtiges Kind identifiziert den Potala als Salzburg und beharrt,
als die Eltern rat- und ergebnislos in dem erläuternden
Text lesen, ahnend, daß da was nicht stimmen kann, in Berufung
auf die Autorität eines Onkels: das ist Salzburg. Er
hats gesagt. Die Kleinfamilie zog ratlos ab, die Eltern blieben - aus eigener
Ahnungslosigkeit oder pädagogischer Großmut? - stumm.
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