Mittwoch, 21. Mai 2014

Heldencreme (Objet trouvée)

Schuhcreme. Sammlung Werkbundarchiv Berlin. Gesehen in der Ausstellung "Böse Dinge" im Hofmobiliendepot Wien

Schwere Krise des Kärntner Landesmuseums

Buchstäblich letztklassig hatte ich das Kärntner Landesmuseum unlängst genannt. (Hier) Und zwar in einem imaginären Ranking der neun Landesmuseen. Und das, weil sich das wegen Sanierung zum großen Teil geschlossene Museum in einem sichtbar desolaten Zustand befindet, weil es offnebar massive interne Konfilkte im Haus gibt und weil die vom Leiter des Museums veröffentlichten Texte zur Zukunft des Museums erstaunlich inhaltsleer sind.
Übertrieben dürfte das nicht gewesen sein, diese Einschätzung. Jetzt hat die Landesregierung eine Überprüfung angeordnet, durch die Amtsinspektion und die Antidiskriminierungsstelle. Der Standard dazu: "Grund für die Prüfung sind massive Spannungen zwischen Direktor Thomas Jerger und der Belegschaft, es gibt auch aufgrund mehrerer Anzeigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft."
Zu Thomas Jerger und den Umständen seiner Berufung siehe hier und hier.

Dienstag, 20. Mai 2014

"Du wirst nie vergessen werden!" (Texte im Museum 479)


"Die Buchstaben sind aus dem Stahl der gefallenen Zwillingstürme gemacht, und der Satz, den sie formen, stammt aus Vergils «Aeneis»: «No day shall erase you from the memory of time.» Stein des Anstosses ist der Kontext, in dem das Zitat ursprünglich steht. Denn das «you» meint nicht etwa eine in die Tausende gehende Zahl ermordeter Zivilisten, sondern zwei konkrete trojanische Krieger: das homoerotische Freundespaar Nisus und Euryalus, das, nachdem es die feindlichen Rutuler im Schlaf überfallen und in einem blutigen Gemetzel umgebracht hat, seinerseits vom Feind überrascht und getötet wird. An diesem Punkt mischt sich der Dichter ins Geschehen und gelobt, das tote Paar in seinen Versen zu verewigen: «Fortunati ambo! si quid mea carmina possunt, nulla dies umquam memori vos eximet aevo.»«Wenn man den Kontext einbezieht, dann trifft dieses Zitat eher auf die Aggressoren in der 9/11-Tragödie zu als auf jene, die mit diesem Memorial geehrt werden sollen», meint etwa Helen Morales, Professorin für Altertumswissenschaften an der University of California, Santa Barbara, in der «New York Times». Schliesslich seien die beiden Krieger auf so etwas wie einer selbstmörderischen Mission unterwegs gewesen. «Meine erste Reaktion war, dass dieses Zitat geradezu schockierend unangemessen für die Opfer der 9/11-Attacke ist.» Bei näherem Hinsehen enthalte das Zitat allerdings eine produktive Ironie. Denn selbst wenn die Planer des Memorials dies sicher nicht im Sinn gehabt hätten: Vergils Satz fordere uns auf, sich auch der Mörder zu erinnern und uns womöglich zu fragen, was junge Männer dazu bringt, solche Untaten zu begehen. Shadi Bartsch-Zimmer, Professorin für klassische Philologie an der University of Chicago, findet es allerdings skandalös, «dass eine Institution, die der Erinnerung an ein Ereignis von nationaler Bedeutung verpflichtet ist, sich nicht um die Quelle schert». Die Opfer des 11. September hätten ein Vermächtnis verdient, «das nicht von Fahrlässigkeit geprägt ist»".
--> Andrea Köhler: Ohne Kontext. Grabspruch oder Menetekel?, in: NZZ 20.Mai 2014 (Online) 

Das "Museum der Unschuld" in Istanbul hat den diesjährigen Museum of the Year Award erhalten.

Das vom Schrifsteller und Nobelpreisträger Orhan Pamuk geschaffene "Museum der Unschuld" in Istanbul hat heuer den European Museum of the Year Award erhalten.
Diesmal trifft es punktgenau ein Museum, das das zentrale Kriterum des Preises, "Innovativität", wunderbar erfüllt.

Hier habe ich einen (ersten und noch vorläufigen) Versuch gemacht, das Museum ein wenig zu beschreiben und hier findet man die "Elf Museumsgebote", die Pamuk im Laufe seiner Arbeit am gleichnamigen Roman und am Museum entwickelt hat.

Samstag, 17. Mai 2014

Ein Museum: Das niederländische Corpus-Museum







Museumsszene


Knochenmann

"Ich lebe, und du bist tot!". "Wir leben und ihr seid ausgestorben!" In Argentinien wurden Knochen der bisher größten Saurierart gefunden, etwa 40 Meter lang und 80 Tonnen schwer. Das größte je auf Erden lebende Tier. Da lohnt sich doch schon mal ein Vergleich mit der Gattung Homo sapiens.

Freitag, 16. Mai 2014

o.T. (Kontaktaufnahme)

Ein Museum: Das Erawanmuseum in Thailand













Museumsszene (Besucherorientierte Museumsarbeit)

Yoga im San Diego Museum of Art

Das Caixa Forum Madrid



Die spanische Caixa, "Kassa" ist eine Großbank, die die größte Kulturstiftung der Welt unterhält und in ganz Spanien verschiedene Einrichtungen errichtet hat und betreibt. 2008 wurde das CaixaForum in Madrid eröffnet, auf dem Gelände und unter Verwendung von Gebäudeteilen eines ehemaligen Elektrizitätswerk, dem Central Eléctrica del Mediodía. Das Forum liegt in unmittelbarer Nähe der Museen Prado und Reina Sofia. Das von den Architekten Herzog & de Meuron geplante Gebäude ist ein Forum für Musik und bildenden Kunst, Ausstellungen, sozialen Programmen, der Bildung und der Geisteswissenschaften. Es steht damit weit mehr in der Tradition der Kulturhäuser, aus der etwa (in der französischen Tradition) das Centre Pompidou in Paris entwickelt wurde, als in der des Museums, als welches das CaixaForum gelegentlich bezeichnet wird.
Das Forum ist ein Beispiel dafür, wie sehr Architekturfotografie ein Gebäude weitab seiner tatsächlichen Dimension und Situierung verändern, um nicht zu sagen, verfälschen kann. Ich hatte ein großzügiges Gebäude erwartet, mit einem ebenso großzügigen eleganten Foyer, das sich monumental in seiner städtischen Umgebung positioniert. Tatsächlich ist das Gebäude maßstäblich im Vergleich zu umgebenden Wohnbauten durchaus angepasst. Auch der offenbar meist mit Weitwinkel fotografierte Vorplatz ist ein bescheidener, zur Hauptstraße hin geöffneter Vorraum, von dem aus man das Gebäude betritt. Dessen Besonderheit ist, daß es wie abgeschnitten weit auskragt und den Platz gewissermassen teilweise überkragt. Dabei ist die Höhe so knapp bemessen, daß man das Gefühl hat, man kann grade noch unten durchgehen. Mit einer ziemlich verschachtelten Zugangssituation, unglücklicher Platzmöblierung und der relativen Dunkelheit dieser Zone, kam mir dieser Teil des Gebäudes ziemlich verunglückt vor, abweisend, alles andere als zum Verweilen und Aufenthalt einladend. Ausgerechnet dort steht man Schlange, wenn man zu einer vielbesuchten Ausstellung will.
Ohne eine singuläre expressive Geste kann offenbar heute kein Museums-, oder wie in diesem Fall, Ausstellungsbau mehr bestehen. Das eine "Überraschungselement" ist das statisch gewollt widersinnig wirkende vom Grund wie abgeschnittene Gebäude, das andere eine Überdachung aus perforierten, rostbraunem Material, dessen Ornamentalität und Lichteffekte sich allerdings im Inneren, wenn man das eher konventionell möblierte Café besucht, als nicht besonders spektakulär entpuppt.
Im Vergleich zu Fotos entpuppte sich der Veranstaltungssaal und das zugehörige Foyer als besonders merkwürdig. Was auf Fotos unglaublich elegant und weit wirkt, verliert durch seine in Wirklichkeit geringere Dimension, vor allem aber sind wir hier in einem nur durch Kunstlicht erhellten Untergeschoß, dessen braune, "erdige" Täfelung eher stickig und höhlenartig auf mich gewirkt hat, als elegant.
Das Innere ist ein Pasticcio von Stilen und Materialen. Man betritt den Ausstellungsteil über eine Metalltreppe, das Geschoß mit Empfang und Kassen hat einen Metallboden, in dem sich die frei und gebogen durch den Raum schwingenden Leuchtstoffröhren spiegeln. Die sechs Geschosse sind durch ein gesondertes Treppenhaus in kühler Farbigkeit und jugendstilhafter Geschwungenheit erschlossen. Die eigentlichen Ausstellungsräume unterscheiden sich als pragmatische Zeigeräume in nichts von konventionellen White Cubes.
Den spektakulärsten und - auch von den Besuchern - meistfotografierten Teil des Forums findet man seitlich vor dem Gebäude.  Die Feuermauer des Nachbarhauses wurde mit mit rund 15.000 Pflanzen und 250 Pflanzenarten bepflanzt (Patrick Blanc), ein von Wasser durchrieselter vertikaler Garten.





Fotos G.F. 2014