Freitag, 26. Oktober 2018
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Mittwoch, 24. Oktober 2018
Das Haus der Geschichte Österreich als politisches Instrument des Parlaments und Symptom der Dritten Republik
In zwei Beiträgen, die ich im Rahmen von Tagungen zum Haus der Geschichte Österreich zur Diskussion gestellt habe (Vortrag vor der Österreichischen Forschungsgemeinschaft und in der Akademie der Wissenschaften), war ich äußerst skeptisch gegenüber der engen Verzahnung von Politik und Projekt. Die ungewöhnliche Politisierung veranlasste mich schon seinerzeit, das Haus der Geschichte abzulehnen.
Jetzt kommts aber heftig.
Wie die APA heute berichtet, soll nun das Haus der Geschichte Österreich als Republikmuseum dem Parlament angegliedert werden. Denn "Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich", stellte Nationalratspräsident Sobotka "im Einklang mit Minister Blümel fest". Und im Einklang mit der Leiterin Monika Sommer, die sich "wirklich sehr freut" über eine derart "richtungweisende Pressekonferenz".
In welche Richtung wird da gewiesen und wer weist?
In eine sehr österreichische, was zunächst einmal die Organisation anbelangt, denn Minister Blümel verspricht Eigenständigkeit in einem Atemzug mit dem Versprechen, das Museum "ans Parlament anzubinden." Oder so: Wissenschaftlich sei das Museum unabhängig. Sehr schön. Aber warum nur wissenschaftlich? Keiner der Wissenschafter werde parteipolitisch bestellt. Na eh nicht. Das ist ja schon passiert.
"Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich über dieses klare politische Commitment." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden
Jetzt kommts aber heftig.
Wie die APA heute berichtet, soll nun das Haus der Geschichte Österreich als Republikmuseum dem Parlament angegliedert werden. Denn "Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich", stellte Nationalratspräsident Sobotka "im Einklang mit Minister Blümel fest". Und im Einklang mit der Leiterin Monika Sommer, die sich "wirklich sehr freut" über eine derart "richtungweisende Pressekonferenz".
In welche Richtung wird da gewiesen und wer weist?
In eine sehr österreichische, was zunächst einmal die Organisation anbelangt, denn Minister Blümel verspricht Eigenständigkeit in einem Atemzug mit dem Versprechen, das Museum "ans Parlament anzubinden." Oder so: Wissenschaftlich sei das Museum unabhängig. Sehr schön. Aber warum nur wissenschaftlich? Keiner der Wissenschafter werde parteipolitisch bestellt. Na eh nicht. Das ist ja schon passiert.
Dieser organisatorischen Unabhängigkeit korrespondiert die inhaltliche, die - ganz unabhängig - vom ÖVP-Politiker Sobotka formuliert wird. Als jenes identitätspolitische Konzept, das dem Historiker Botz so abgegangen ist. Jetzt endlich gibt es eins, von Herrn Sobotka: "Sobotka" so berichtet uns die APA, "denkt in
diesem Zusammenhang auch an Wanderausstellungen
in den Bundesländern, aber auch über die Staatsgrenzen hinaus. Mit
dieser Arbeit beabsichtige man vor allem, die Identität Österreichs in
allen Teilen zu stärken. (...) Sobotka
unterstrich die Notwendigkeit der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit
der Institution und wies unter anderem auf die unabhängige Tätigkeit
etwa des Nationalfonds hin,
der ebenfalls an das Parlament angebunden ist."
"Kein Historiker und
keine Historikerin wird von einer Partei bestellt", stellte er klar." Wie das die ÖVP versteht und praktiziert, und wie man dort mit willfährigen HistorikerInnen (aller Lager) parteiideologische Ausstellungen macht, kann man beim unsäglichen Museum in St. Pölten sehen. Aber weiter im O-Ton Sobotka: "Der
Nationalratspräsident rief in diesem Zusammenhang zu einem nationalen
Schulterschluss auf und kündigte an, alle politischen
Kräfte von Nationalrat und Bundesrat einzubinden. 'Die Verantwortung,
sich der Geschichte der Republik zu stellen, hat in einem großen
nationalen Bogen zu erfolgen'".
Also eine Art von nationaler Einheitsgeschichte?
Man könnte das alles auch großartig finden: Am zentralen Ort der Demokratie, asm Ort der Austragung von Debatten, Interessen und Konflikten, am Ort der repräsentativ den Willen des Volkes vertetenden und agierenden Gremiums, gibt es einen symmetrischen kulturellen Ort, ein Museum, das genealogisch und strukturell aus den Ideen von Demokratie und Aufklärung hervorgegangen ist und ihnen verpflichtet ist.
Da könnten wir uns ein bürgerschaftliches, partiztipatives Museum vorstellen, an dem der Demos selbst die Erzählung und Deutung seiner Geschichte selbst in die Hand nimmt. Ein Ort der permanenten Selbstauslegung, der immer wieder sich erneuernden Deutung der Vergangenheit und der Entwürfe wünschbarer und lebenswerter Zukünfte.
Stattdessen bekommen wir zwergenhaftes Denken und Handeln, kübelweise Oppurtpnismus und tonnenweise politische Ideologie.Denn das Parlament ist fest in den Händen der Parteien und die Machtverhältnisse zwischen Regierung und Parlament einerseits und Parlament und Wahlvolk nicht so ganz im Sinne der Verfassung.
Und die Direktorin, zwischen den zwei Rechtskonservativen freudig beim Pressekonferenz-Verkünden eingeklemmt, insistiert darauf, wie großartig und diskussionsfreudig das alles werden wird, etwas, was man nun seit Monaten gehört hat, was aber nie eingelöst wurde. Auf der Webseite wird nicht nur nicht diskutiert, es werden dort alle Debatten, die zum Projekt geführt wurden vollkommen ignoriert. Und die Diskussionskultur ist so exzellent, daß im Beirat hat zwei Mitglieder zum Austritt bewogen.
Dort wurde etwa darüber befunden, daß man den Begriff Austrofaschismus besser nicht verwenden sollte (wiewohl er von Historikern verwendet wird und seine Verwendung begründet wird, etwa bei Emmerich Talos). Stattdessen wurde am Begriff Kanzlerdiktatur herumgebastelt, der wurde aber auch wieder verworfen, weil er sich für Schüler (?) als mißverständlich erwiesen habe. Angeblich soll die Lösung nun in der Begriffswahl Dollfuss-Schuschnigg-Dikatur bestehen. Die versprochene Diskussionsfreudigkeit besteht also darin, Schüler zu befragen, ob sie etwas im Sinne der KuratorInnen verstanden haben, und dann, wenn das nicht der Fall ist, die Diskussion im planenden Gremium zu beenden, statt die Frage im Museum zur Diskussion zu stellen. Es ist ja nicht weniger als die bis heute umstrittenste Phase der österreichischen Zeitgeschichte, an deren Deutung in aller erster Linie die ÖVP als entlastende "Eindeutigung" ein Interesse hat.
Doch das sozialdemokratisch durchwirkte Planungsteam, das das Museum in sozialdemokratischem Auftrag gebastelt hatte, ist jetzt genau dort, wo sich die Herren Ostermeyer und Drozda das Projekt nie vorstellen konnten und sie selbst auch nicht: Im Kraftfeld der politischen Hegemonie einer weit rechts stehenden Regierung. Sie wollten es nicht wahrhaben, aber so schnell kann es gehen. Jetzt haben sie die Höchststrafe und dürfen sich verbiegen bis zum Anschlag, um das Projket - als Budgetposten, nicht mehr -, zu "retten".
Allerdings:So wird es, eine symptomatische Lesart vorausgesetzt, ein wirkliches Republik-III-Museum.
"Wenn man
Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht
möglich." -
derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden "Wenn man
Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht
möglich." -
derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden "Ich freue mich
wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz
abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich
über dieses klare politische Commitment." -
derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden"Ich freue mich
wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz
abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich
über dieses klare politische Commitment." -
derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden"Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich über dieses klare politische Commitment." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden
Mittwoch, 17. Oktober 2018
Lisl Ponger "The Master Narrative"
Zum Eindrucksvollsten, was das "neue" Weltmuseum in Wien zu bieten hat, gehört eine Videoinstallation von Lisl Ponger, "The Master Narrative". Eine große Erzählung zum Kolonialismus, die im Museum mit Fotografien zu einer Rauminstallation erweitert wurde (hier auf der Webseite von Lisl Ponger).
Nicht weniger acht Stunden Erzählung kann man hier konsumieren, wobei man als Hörer/Seher keine Wahl hat, an welcher Stelle man in die Geschichte einsteigt. Und wer drückt sich schon auf einer extraharten Sitzgelegenheit platt, um alles in einem Zug zu hören?! Jetzt gibt es "The Master Narrative" auf Vimeo (hier).
Die Erzählung, die Frau Ponger auf Grund langer und offenbar unglaublich detailgenauer Recherchen verfasst hat, folgt keiner Chronolgie, sondern thematischen Schwerpunkten, in denen es Zeitsprünge und Querverbindungen jeder nur erdenklichen Art gibt, die sehr überraschend und instruktiv sein können. Es ist kein wissenschaftliches Handbuch des Kolonialismus, sondern ein dichtes Gewebe an Informationen aus vielen und sehr unterschiedlichen Quellen, eine originelle Erzählform, die zu verfolgen sehr spannend ist. Teil eins etwa spannt sich zwischen James Cooks erster, als wissenschaftliche noch relativ "unschuldige" Expedition einerseits und der Südessee-Sehnsucht der europäischen Künstler, die nur noch Ruinen dessen vorfanden, von dem, was sie sich erhofft hatten.
Große Empfehlung!
Nicht weniger acht Stunden Erzählung kann man hier konsumieren, wobei man als Hörer/Seher keine Wahl hat, an welcher Stelle man in die Geschichte einsteigt. Und wer drückt sich schon auf einer extraharten Sitzgelegenheit platt, um alles in einem Zug zu hören?! Jetzt gibt es "The Master Narrative" auf Vimeo (hier).
Die Erzählung, die Frau Ponger auf Grund langer und offenbar unglaublich detailgenauer Recherchen verfasst hat, folgt keiner Chronolgie, sondern thematischen Schwerpunkten, in denen es Zeitsprünge und Querverbindungen jeder nur erdenklichen Art gibt, die sehr überraschend und instruktiv sein können. Es ist kein wissenschaftliches Handbuch des Kolonialismus, sondern ein dichtes Gewebe an Informationen aus vielen und sehr unterschiedlichen Quellen, eine originelle Erzählform, die zu verfolgen sehr spannend ist. Teil eins etwa spannt sich zwischen James Cooks erster, als wissenschaftliche noch relativ "unschuldige" Expedition einerseits und der Südessee-Sehnsucht der europäischen Künstler, die nur noch Ruinen dessen vorfanden, von dem, was sie sich erhofft hatten.
Große Empfehlung!
Montag, 15. Oktober 2018
Samstag, 13. Oktober 2018
Zwischen Eigensinn und Anpassung. Eine Veranstaltung im Museum der Völker Schwaz
Das MUSEUM DER VÖLKER in Schwaz beherbergt eine ethnografische Sammlung, die sich vor allem aus westafrikanischen und südostasiatischen Objekten zusammensetzt und das Interesse der Sammler widerspiegelt. Mitten im Prozess der Neuausrichtung laden wir zu einer öffentlichen Tagung und einem anschließenden Workshop ein, um den Weg, den das Museum seit der Wiedereröffnung im Herbst 2017 beschritten hat, zu reflektieren.
Dabei sollen ...
... aktuelle Fragen in Bezug auf Sammlungsobjekte außereuropäischer Provenienz, wie Verflechtungen von Kunstmarkt und privaten wie musealen Sammlungen, Kriterien wie Echtheit, Authentizität oder einem näher zu definierenden Kunstbegriff, zu brisanten Artefaktgruppen, die auf koloniale Strukturen verweisen, thematisiert werden.
Wesentlich ist ...
... die Diskussion über Entwicklungspotentiale kulturhistorischer und -anthropologischer Ausrichtungen der Museumstätigkeiten „am Land“. Wir wollen der Frage nachgehen, welchen Beitrag das Museum zur Beziehungsarbeit hier gelebter Kulturen – so genannter autochthoner wie neu hinzukommender – und jener, deren Sammlungsobjekte sich im Museum befinden, leisten kann.
PROGRAMM
MONTAG, 22. OKTOBER 2018
ÖFFENTLICHE VORTRÄGE MIT DISKUSSION
12.00 – 18.30 UHR
12.00 Eintreffen, Kennenlernen
13.00 Begrüßung
Hans Lintner,
Bürgermeister der Stadt Schwaz
Lisa Noggler-Gürtler,
Direktorin Museum der Völker
13.30 Steven Engelsman
Zur Neuorientierung Ethnologischer Museen (Vortrag und Diskussion)
14.30 Pause
15.00 – 17.30 Kurzvorträge
(max. 15 min. mit Diskussion 15 min.)
Regina Wonisch
Zur Lage der ethnologischen Provenienzforschung
Regula Tschumi
Ethnologische Museen und Kunstmarkt am Beispiel Ghana
Alexander Zanesco
Mission und ethnographische Sammlung am Beispiel Tiroler Franziskanermissionen in Guarayos/Bolivien
Stefania Pitscheider Soraperra
Das Museum „am Land“ - ein Ort gesellschaftlicher Relevanz am Beispiel des Frauenmuseum Hittisau
18.00 Résumé
Gottfried Fliedl, Moderation
Anita Berner, Graphic Recording
DIENSTAG, 23. OKTOBER 2018
GESCHLOSSENER WORKSHOP
9.00 – 13.00 UHR
Gottfried Fliedl, Lisa Noggler-Gürtler Moderation
Mit den Vortragenden, weiteren Gästen, dem wissenschaftlichen Kuratorium des Museums zu folgenden Themen:
Was kann und soll ein Museum „auf dem Land“ vermitteln?
Wie lässt sich das Konzept, übergreifender „ethnologischer“ und historisch-anthropologischer Fragen zu thematisieren, weiter entwickeln – wie entwickeln sich „postkoloniale“ ethnologische Museen?
Wie geht man mit der grundlegenden doppelten (durch Musealisierung und Herkunft vermittelten) Fremdheit der Objekte um?
Beratung bezüglich Expertise zu einzelnen Sammlungsgruppen
(bei Interesse senden wir gerne ein „Ergebnisprotokoll“)
VERANSTALTUNGSORT
Museum der Völker
St. Martin 16, A-6130 Schwaz
Tel. +43 (0)5242 66 090
info@museumdervoelker.com
www.museumdervoelker.com
ÖFFNUNGSZEITEN
Donnerstag - Sonntag
10.00 - 17.00 h
letzter Einlass 16.15 h
Seitensprünge (8: Eine Nacht der keltischen Feuer oder boys toys)
Sonntag, 7. Oktober 2018
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