Freitag, 16. Juni 2023

Heimatmuseum neu denken. Eine Tagung in Osttirol

 Osttiroler Kulturspur – Kulturnetzwerk, Version_14.5.2023

 

Konferenz - Heimatmuseum Neu Denken

 

Kals, 30.6 – 1.7.2023

Zeit

Programm

Tag 1 – Freitag, 30. Juni

09.00 – 10.00

Ankommen & Kaffee

10.00 – 10.15

Begrüßung

10.15 – 12.15

Simone Egger – Vom Heimatbegriff zum Heimatmuseum

Gottfried Fliedl – Warum braucht es ein Museum?

Matthias Beitl – Das Volkskundemuseum als sozialer Ort

Inklusive NachFragen

12.15 – 13.45

Mittagspause

13.45 – 14.45

AufFrischung (Speed Dating)

14.45 – 16.30

Marlene MessnerGF Südtiroler Museumsverband

Wie können Heimatmuseen zu wichtigen Bezugspunkten für die Menschen vor Ort werden? Neue Ansätze in Südtirol

Anja Weisi-MichelitschDirektorin Feuerwehr Museum, Stmk

Feuer und Kunst… die explosive Mischung

Georgia Winkler-Pletzer, GF Leader Nationalpark Hohe Tauern

Der FelberturmMittersill

Wolfgang Tobisch, GF ACS-Culture, popUP.museum

Museum braucht Raum – aber nicht alle auch ein Gebäude

16.30 – 17.30

Poster Präsentationen & Offenes Forum & Kaffee & Kuchen

19.00 – 21.00

Gemeinsames Abendessen

 

 

Tag 2 – Samstag, 1. Juli

09.00 – 10.00

(MTG) MorgenTischGespräche mit den ReferentInnen

10.00 – 12.45

Workshop 1  3

- Fliedl’s strenge museologische Kammer

- Frauengeschichte(n) sammeln (Simone Egger)

- Perspektivenwechsel – auf der Suche nach Identität (Evelyn Kaindl-Ranzinger & Anja Weisi-Micheltisch

12.45 – 13.30

Zusammenfassung & Schlussdiskussion

 

 


Samstag, 3. Juni 2023

Laudatio für Felicitas Heimann-Jelinek

Martha Keil: Laudatio für Felicitas Heimann-Jelinek zur Verleihung der Moses-Mendelssohn-Medaille am 9. März 2023

Es soll Menschen geben – eingedenk des gestrigen Weltfrauentages behaupte ich, es handelt sich mehrheitlich um männliche Menschen – die da und dort an den richtigen Stellen unmissverständlich andeuten, dass sie einer Ehrung durch Titel, Medaille oder Orden überaus positiv gegenüberstehen würden. Damit will ich keineswegs sagen, dass diese Pro-Aktiven ihre Auszeichnung NICHT verdienen. Doch unsere heutige Ausgezeichnete gehört sicher nicht zu dieser Species, sie hat sich bis jetzt erfolgreich geduckt, wenn Ehrungen in der Luft lagen. Umso mehr ist der Moses-Mendelssohn-Stiftung für diese verdiente Verleihung ihrer Medaille zu danken. Dass ich Felicitas Heimann-Jelinek hier öffentlich loben und preisen darf, ist eine Auszeichnung und ein Freundinnendienst, dem mit Freuden nachkomme.

Ich erinnere mich noch an die ersten Male, als ich Fe wahrnahm: ich war blutige Anfängerin der Judaistik in Wien, sie schrieb bereits an ihrer Dissertation. Sie saß in der Bibliothek vor großen Folianten und ich hätte nie gewagt, sie anzusprechen. Damals gab es noch eine achtsemestrige Einführungsvorlesung in jüdische Geschichte und Kultur, gehalten von Kurt Schubert, der übrigens vor fünf Tagen, am 4. März, seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte und auf seine Lieblingsstudentin sehr stolz war und sicher auch heute wäre. Fe schrieb zu einem Thema, das schon damals Kunstgeschichte und Judaistik miteinander verknüpfte, nämlich über die 2. Darmstädter Pessach-Haggada aus dem 15. Jahrhundert, die durch ihre Bilder von gelehrten Frauen mit Büchern und in Diskussion auch mit Männern berühmt ist. Wenn das kein Omen war!

Rasch hat Felicitas Heimann-Jelinek im Biotop der damals noch in den Gründungsphasen befindlichen Jüdischen Museen Österreichs und Deutschlands Fuß gefasst, zuerst in Eisenstadt und Frankfurt und endgültig durch das entschlossene Engagement des Gründungsdirektors Julius Schöps als Chefkuratorin am Jüdischen Museum Wien. Dafür ist ihm nicht genug zu danken! Schon mit der Eröffnungsausstellung, „Hier hat Teitelbaum gewohnt. Ein Gang durch das  jüdische Wien in Zeit und Raum“, 1993 – vor 30 Jahren war das! – setzte sie neue Maßstäbe der radikalen Reduktion und der aufsehenerregenden Ästhetik, ich komme später darauf zurück. Felicitasʼ innovativer Ansatz und ihr überragendes Fachwissen zu europäischen Judaica sprachen sich rasch international herum, Ergebnis war unter anderem eine Einladung als Gastkuratorin am feinen kleinen Spertus-Museum in Chicago. Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch dort – die schönen Objekte, die große Wertschätzung der Direktorin und der Kuratorinnen. Auch die Zusammenarbeit mit William Gross, Tel Aviv, mit seiner fantastischen Family Collection führte zu einer schönen Ausstellung mit dem paradoxen Titel „Reise an kein Ende der Welt“, die wiederum die große Bandbreite jüdischer materieller Kultur– sicher nach unzähligen Diskussionen mit Bill – auf besonders prägnante Objekte reduzierte.

Abgesehen von Jahrzehnte langer Freundschaft verbinden Felicitas und mich auch schöne gemeinsame Projekte, wie die zweite Dauerausstellung am Museum des jüdischen Mittelalters am Judenplatz, 2010 eröffnet. Es sollte sich weisen, dass diese ihre vorletzte Ausstellung in Wien war. Sie verließ 2011 das Wiener Museum und ist seither selbstständige Kuratorin. Seit den allerersten Anfängen 1984 hat Felicitas mehr als 50 Ausstellungen kuratiert, in alphabetischer Reihung und sicher unvollständig in Amsterdam, Augsburg, Berlin, Braunschweig, Budapest, Chicago, Eisenstadt, Frankfurt/Main, Haifa, Hohenems, München, Saint Petersburg/Florida, St. Pölten, Tel Aviv, Ulm und Wien. Dazu kamen Lehraufträge und Gastprofessuren an den Hochschulen und Universitäten in Heidelberg, Wien, Zürich und Kassel, und seit 2010 mindestens einmal jährlich Hands On-Workshops für Kuratorinnen und Kuratoren Jüdischer Museen im Rahmen des Curatorial Educational Programme der European Association of Jewish Museums, eine profunde und kritische Weiterbildung am Ort, anhand von konkreten Objekten und anderer materieller Kultur. Nicht nur in diesen Workshops, sondern in sämtlichen Projekten ist Felicitas Heimann-Jelinek Provenienzforschung und Restitution ein vorrangiges Anliegen, was sich unter anderem in dem Standardwerk „Handbook on Judaica Provenance Research: Ceremonial Objects“ niedergeschlagen hat, gemeinsam mit Julie-Marthe Cohen und Ruth Jolanda Weinberger herausgegeben und 2019 auch  in deutscher Übersetzung erschienen. Ebenfalls von besonderer Bedeutung war ihre Tätigkeit für ein Programm der Rothschild Foundation zur Identifizierung, Erfassung und Konservierung jüdischer Kulturgüter in der Ukraine, mit dem ihr eigenen ganz besonderen Respekt für die Gegebenheiten des Lan¬des. Wie viele Ergebnisse dieser Arbeit werden über den Krieg hinaus Bestand haben? 

Gesucht war und ist Fes Expertise bei sämtlichen Neugründungen oder Neuaufstellungen Jüdischer Museen in ganz Europa. Da dieser Breite und Vielfalt nur eine einzige Stimme, nämlich meine, nicht gerecht werden kann, habe ich einige befreundete Fachkolleginnen und -kollegen um einen kleinen Beitrag zu dieser Laudatio gebeten, sie haben mit Freude geantwortet. Stellen Sie sich also bitte um mich herum einen Chor von Laudatorinnen und Laudatoren vor, und das sind ihre Statements:

Kurz und prägnant hat die Wiener Fotografin Lisl Ponger zusammengefasst: „habe Felicitas immer als innovative, neugierigeKuratorin wahrgenommen, widerständig, eigensinnig und manchmal für manche auch unbequem“ und ähnlich die Historikerin Heidemarie Uhl: „eine profunde Kennerin der jüdischen Geschichte, innovative und kreative Kuratorin und eigenständige, unabhängige Intellektuelle“. Julie-Marthe Cohen, Jewish Cultural Quarter Amsterdam, präzisierte: „Fe does not make exhibitions for an audience, but she has a particular, intellectual message she wants to convey. The topics of her exhibitions are always very challenging, daring, confronting and very original. She is the most autonomous scholar and exhibition maker in the museum field. She keeps the field alive!”  Sehr persönlich die langjährige Weggefährtin am Jüdischen Museum Wien, Gabriele Kohlbauer: „Felicitas ist die bewunderte, geliebte und weltweit anerkannte Grande Dame der Judaica-Welt. Als Kuratorin ist es neben vielen anderen Aspekten ihr künstlerischer Zugang, der ihre Ausstellungen so außergewöhnlich macht. Für mich und viele andere Kolleginnen und Kollegen war und ist sie eine große Lehrmeisterin.“

Daniela Schmid, frühere Kuratorin der Sammlung Ariel Muzicant und jetzt am Jüdischen Museum Wien: „Felicitas verkörpert die Kombination aus ungebrochenem Forscherinnengeist, kritischem Den¬ken sowie unermüdlichem Engagement für judaistische Belange weltweit.“ Michaela Feuer¬stein-Prasser, Felicitasʼ Partnerin im gemeinsamen Ausstellungsangebot xhibit: „Was mir auch immer wieder in Erinnerung gerufen wird, ist Fes Beharren auf der Tatsache, dass eine Ausstellung ein eigenes Medium ist, das eigene Regeln hat, die anders sind als bei einem Buch oder einem Film und dass eine Ausstellung auch nur vor Ort erlebbar ist.“ Hanno Löwy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, schrieb: „Felicitas Heimann-Jelinek versteht es wie niemand anderes, den Objekten ihre ganze überraschende Vieldeutigkeit zu entlocken – und beweist damit immer wieder, dass man zugleich wissenschaftlich genau, politisch provokativ und ironisch originell sein kann.“

Ähnlich seine Vorgängerin in Hohenems, Eva Grabherr in ihrer üblichen Wortgewalt, sie schätzt „Fes ungeheure Liebe zur jüdischen materiellen Kultur, die sich in einem tiefen Wissen über sie ausdrückt, in einer Akribie der Recherche und der Beschreibung – und zugleich ,bürstet‘ sie diese Objekte quer, liest und interpretiert sie quer … Damit hat sie in meinen Augen ,die‘ entscheidende Kompetenz für gutes Ausstellungsmachen: die Ausstellungen sind spannend, geben visuell etwas her und analysieren zugleich die Komplexität von Welt an sich und der Interpretation von historischen Verläufen.“ Bezüglich der visuellen Qualität würdigte Cilly Kugelmann auch Fes kongenialen Partner: „Jede Ausstellung, seien es historische oder judaistische Themen, die ausnahmslos in der gestalterischen Zusammenarbeit mit dem Architekten Martin Kohlbauer entstehen, sind von einer überraschenden visuellen Schönheit. Sie werden somit zu wohl komponierten Kunstinstallationen.“ Martin Kohlbauers eigene Charakterisierung von Fes Arbeit ist kurz und bündig: „An die 50 gemeinsame, außergewöhn-lichste Ausstellungsprojekte sprechen für sich.“ Der kritische Museologe Gottfried Fliedl ist seit vielen Jahren Fes großer Bewunderer, ich zitiere: „Felicitas hat einige Kompetenzen, die in dieser Zusammensetzung ziemlich einmalig sind (was sie für mich zur besten historischen Ausstellungsmacherin macht): Sorgfältigste wissenschaftliche Recherche. Eine sensible, emphatische Beziehung zu Objekten, die nie fetischistisch ist. Hohe Kreativität in der komplexen Tätigkeit des Ausstellung-Machens. Die Dauerausstellung des JM Wien (er bezieht sich auf die Hologramme, Anm. MK) ist noch immer eine der mutigsten und interessantesten und selbstreflexiven Beispiele, wie man mit der Schwierigkeit musealer Repräsentation umgeht. Ihre generelle politische Haltung und Verantwortlichkeit, innerhalb der ihr Ausstellen immer eine Debatte führt und anstößt.“

Einen weiteren wichtigen Aspekt hat Christiane Twiehaus, Miqua Köln, eingebracht: „Felicitas Heimann-Jelinek ist eine herausragende Pädagogin, die Studierende und den Museums-nachwuchs immer darin bestärkt hat, Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, mutige Fra¬gen zu stellen und sich kritisch mit vermeintlichen Tatsachen auseinanderzusetzen.“ Ähnlich Dinah Ehrenfreund, Fes ehemalige Studentin in Basel: „Fe hat mich einen kritischen Blick gelehrt, daher würde ich gerne ihre Fähigkeit, mit scharfem Verstand und gutem Auge ein zusammengesetztes oder nicht funktionsfähiges Stück zu entlarven, hervorheben. Ich sehe Objekte anders an, seit ich Fe vor 10 Jahren kennengelernt habe und seither mit ihr einige Sammlungen genauer ansehen durfte.“ Zum Thema „Sammlungen anders ansehen“ hier aber die Stimme eines Sammlers, den Felicitas sicher sofort identifiziert: „Jeder Sammler fürchtet sie, weil sie eine besondere Neigung hat, Dinge als Fälschung zu erklären. Man kann froh sein, wenn sie nur die Hälfte der Sammlung verwirft. Sie hat großartige Ausstellungen gemacht, weil sie die Sammlungen der Museen kennt und hervorragend genützt hat. Sie ist eine der führenden Expertinnen für jüdische Kulturgegenstände, vor allem für Silber, eine der ganz wenigen europaweit, mit dem mit Abstand größten Wissen. Als Sammler mit großer Liebe zu den Dingen ist es für mich eine Freude, dass es Felicitas gibt!“, so der Wiener Judaica-Sammler Ariel Muzicant.

Cilly Kugelmann hob, ich zitiere, den „hohen moralischen Anspruch“ hervor, „auch gegenüber den Besuchern, die nicht selten angehalten werden, sich selbst als Betrachter von schwierigen Gegenständen zu reflektieren“ und nennt als Beispiel die Ausstellung „Masken“ im Jüdischen Museum Wien 1997, die auch Martin Kohlbauer „als eine der verstörendsten“, wie er schrieb, besonders beeindruckt hat. Gottfried Fliedl nannte diese gemeinsam mit Hannes Sulzenbacher erarbeitete Ausstellung die „Erfindung eines neuen Formats, zwischen Friedhof, Denkmal, Ausstellung, Dokumentation, reflexiver Einbeziehung der Besucher, die sich am Schluss der Ausstellung selbst beim Sehen (vor den Masken) sehen konnten.“ Soweit der Lobes-Chor der Kolleg/innenschaft, erste Strophe. 

Als ich selbst im März 2020 das Große Ehrenzeichen um Verdienste für das Land Niederösterreich erhielt, schickte mir der langjährige Leiter des Centrum Judaicum Berlin Hermann Simon mit seinen Glückwünschen folgende historisch und lokal passende Anekdote:

 „1827 erzählte der Maler Moritz Oppenheim dem jüdischen Aufklärer Gabriel Riesser, am Schlusse seines Aufenthaltes in Weimar habe Goethe ihn gefragt, ob er einen Titel oder Orden haben wolle; er habe geantwortet, dass er sich, offen gestanden, aus beiden nichts mache. Hierauf aber habe Goethe geantwortet: Sie tun Unrecht, mein Lieber! Titel und Orden halten manchen Puff ab im Gedränge.“ 

Über die Puffe, die Felicitas erdulden musste, will ich mich hier nicht verbreiten. Sie  haben aber, wie oft auf den ersten Blick negativ erscheinende Ereignisse, durchaus Gutes ermöglicht, nämlich eine überaus erfolgreiche selbstständige Ausstellungstätigkeit.

Auch zu Fes konkretem Oeuvre habe ich die Meinung der Kolleg/innenschaft eingeholt – welche Ausstellung blieb besonders eindrücklich in Erinnerung? Die meisten, wie z. B. Gabriele und Martin Kohlbauer meinten, die Wahl wäre schwierig, denn „alle waren beeindruckend“. Hier trotz der Qual der Wahl als zweite Strophe des Lobes-Chors der Versuch eines kleinen Ranking:

Gabriele Kohlbauer: „Bahnbrechend war schon die erste Ausstellung, die sie für das JMW kuratiert hat: ,Hier hat Teitelbaum gewohnt. Ein Gang durch das jüdische Wien in Zeit und Raum‘. Die bislang letzte, die sie für das JMW gemacht hat ,Türken in Wien. Geschichte einer jüdischen Gemeinde‘ liegt mir auch am Herzen, aber auch alle anderen.“ Auch Lisl Ponger hat „Teitelbaum“ wegen seiner bahnbrechenden Reduktion hervorgehoben, und Gottfried Fliedl hatte diese Ausstellung, wie er schrieb „geradezu enthusiastisch betreten“. Auch Michaela Feuerstein-Prasser war „fasziniert davon, wie man mit so wenigen Objekten eine so umfangreiche Geschichte wie die  Geschichte der Wiener Juden erzählen kann.“ 

Dinah Ehrenfreund nennt wie Gabriele Kohlbauer als Lieblingsausstellung „Türken in Wien“ und „Alles hat seine Zeit. Rituale des Vergessens“, 2013/14  im Jüdischen Museum München, die, wenn Sie gestatten, auch mein besonderer Liebling war. Der Favorit von Daniela Schmid und Christiane Twiehaus war „Glaubensfragen. Chatrooms in die Neuzeit“ in Ulm. Die folgende Wahl kannst du, liebe Fe, vielleicht zuordnen: „Ordnung muss sein. Das Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien“ – richtig, wiederum Ariel Muzicant.

Die schon erwähnte „Reise an kein Ende der Welt. Judaica aus der Gross Family Collection”, 2001 hat Eva Grabherr als Favoriten genannt, und Hanno Löwy mochte am liebsten „Die ersten Europäer. Habsburger und andere Juden – Eine Welt vor 1914“. „Magst eine Begründung dazu?“ fragte er: „Auf engstem Raum 700 Jahre Geschichte aus einem neuen Blickwinkel betrachtet, nur Objekte, über die man jeweils alleine eine ganze Ausstellung herum machen könnte.“ Cilly Kugelmann war fasziniert von dem besonderen Blick, den die Ausstellung über den Sammler Jenö Eisenberger den Besucherinnen und Besuchern abverlangte, sie trug den schönen Titel „…möchtʼ ich ein Österreicher sein“, und war im Jahr 2000 zu sehen.

Christiane Twiehaus nannte „Die weibliche Seite Gottes“, 2017 im Museum Hohenems und 2020 in Frankfurt als ihre zweite Favoritin, die, das wird nicht verwundern, auch ich ganz besonders geschätzt habe. Über die unter Anführungszeichen „weibliche Seite“ von Felicitas als Frau, Mutter, Freundin und Kollegin, über ihre Großzügigkeit, Gastfreundschaft, Offenheit, ihr Mitgefühl und ihre Hilfsbereitschaft ließe sich vieles sagen, und alle Lobessänger und -sängerinnen und viele hier Anwesenden können dazu Nahes und Schönes beitragen. Inspiriert von der letztgenannten Ausstellung  fasse ich alle diese Tugenden mit einem Wort zusammen: Eschet Chail, eine starke, tüchtige, kluge Frau, wie sie die Sprüche, die Mischle, beschreiben, mit ihrem Gerechtigkeitssinn, ihrer Solidarität für Benachteiligte, liebevoller Fürsorge sowie – ja, das altmodische Wort  trifft es genau – Treue für ihre Familie und ihre Freundinnen und Freunde sowie, last but not least ihrer absoluten Expertise in ihrem Werk, das, wie es schön in den Sprüchen steht, auch „vor den Toren der Stadt gelobt“ wird. Es gereicht der Mendelssohn-Stiftung zur Ehre, mit Felicitas Heimann-Jelinek eine solche Eschet Chail auszuzeichnen.