Dienstag, 19. Februar 2019

Verewigtes Zeugnis (Texte im Museum 910)



"Lager Liebenau. Ein Ort verdichteter Geschichte". Stadtmuseum Graz. Eine Begegnung mit dem - inszenierten - Pathos der Dinge als Spur und Zeugnis, Zeugenschaft - und des Überdauerns.

Montag, 18. Februar 2019

Empfehlung für einen Ausstellungsbesuch: "Lager Liebenau. Ein Ort verdichteter Geschichte". Stadtmuseum Graz

1940 wurde in Graz, im Stadtteil Liebenau, am linken Murufer, ein Lager für umgesiedelte Volksdeutsche errichtet. Danach wurden dort ausländische Arbeitskräfte und später auch Kriegsgefangene untergebracht, die zumeist in der Rüstungsindustrie tätig waren. Mit bis zu 5000  Personen war das Lager das größte Zwangsarbeiterlager in Graz.
Im April 1945 waren hier kurze Zeit ungarische Juden untergebracht, die zuvor zum Bau des Südostwalls herangezogen wurden und sich auf einem Todesmarsch ins KZ Mauthausen befanden. 3Viele von ihnen wurdem Lager ermordet. 53 Leichen, von denen 34 Leichen Schußwunden aufwiesen, wurden nach dem Krieg exhumiert und 46 davon am Jüdischen Friedhof Graz beigesetzt. Bereits damals war klar, dass es sich hierbei nur um eine Teil der insgesamt 150 vermuteten Leichen handelt.
In den Liebenauer Prozessen im September 1947 vor einem britischen Militärgericht wurden gegen vier Lageraufseher zwei Todesurteile, eine Haftstrafe und ein Freispruch ausgesprochen. Die beiden Todesurteile gegen Frühwirt und Pichler wurden am 15. Oktober 1947 vollstreckt.
Unmittelbar nach dem Krieg befand sich auf dem Gelände das Flüchtlingslager Am Grünanger. Mit der Zeit wurde das Areal weitgehend verbaut, nur kleine Teile blieben ungenutzt oder wurden neben der Mur zum Augebiet. Im Zuge der Bauarbeiten zum Kraftwerk Graz-Puntigam stieß man immer wieder auf Reste des Lagers, die archäologisch beforscht werden.
Eine Gedenkinitiative Graz-Liebenau bemüht sich seither darum, daß am Ort des Lagers eine Gedenkstätte mit einem Museum errichtet wird, welches auch die Dimension des „Lagerarchipels Liebenau“ für rund zehntausende ZwangsarbeiterInnen veranschaulicht. (https://gedenken-liebenau.at/gedenkinitiative-graz-liebenau.phtml).
Die Stadt Graz hält ein so umfassendes Gedenken für nicht nötig und plant die Aufstellung von Informationstafeln, eines Kunstwerkes und eine Dauerausstellung auf dem Areal.
Nun hat das Graz-Museum eine Ausstellung eröffnet, die die Geschichte des Lagers umfassend dokumentiert. "Lager Liebenau. Ein Ort verdichteter Geschichte". Die Ausstellung wird bis zum 8.4.2019 zu sehen sein. (https://www.grazmuseum.at/ausstellung/lager-liebenau/)


Fotos GF, 2019

Gelb sitzen (Sitzen im Museum)

a_schau. Architekturzentrum Wien. Foto: GF, 2019

Tierisch! (Texte im Museum 909)

Joanneum Graz, das Universalmuseum, das auch Tiere (ausgestopft) zeigt. Foto: GF, 2019

Arbiträre Kategorien (Texte im Museum 909)

Sammlung alter Musikinstrumente. Kunsthistorisches Museum. Foto: GF, 2019

Absitzen

Sammlung alter Musikinstrumente. Kunsthistorisches Museum. Foto: GF, 2019

Der Korridor des Staunens im Wiener Weltmuseum



Als jüngsten Ausstellungsteil hat das Weltmuseum eben einen "Korridor des Staunens" eröffnet. Etwa achthundert Objekte sind in drei Räumen unter drei thematischen Stichworten ausgestellt. Menschenbilder, Musikinstrumente, Die Welt im Kleinen, womit Modelle vorwiegend von Behausungen und Booten gemeint sind.
Es gibt knapp gehaltene Raumtexte, keine Objektbeschriftung. Kurzum, es handelt sich um ein Schaudepot.
Das soll einladen zum Staunen, zum Verweilen, zum Sich-Verlieren in der Vielfalt der Sammlung.

Ich fand diesen Korridor des Staunens eher enttäuschend. Das liegt an den sehr kühlen Räumen, an der Nüchternheit der weißen Wände, der Sterilität der Vitrinen. Die "pragmatische Lagerung" stehe hier im Vordergrund, liest man in einem der Raumtexte. Ist "Lagerung" ein Thema, das (in dieser Form) ein Publikum interessieren muß?

Es wird etwas verschärft, was in Teilen der Daueraussetllung schon ein Problem ist: ethnologische Objekte entziehen sich, versammelt und gezeigt in Europa unter den Bedingungen europäischer Museumskultur, weitgehend unserem Verständnis. Selbst dort wo es Erläuterungen durch Texte, Interviews, Medien gibt. Ganz mit ihnen allein gelassen, geben die Objekte wenig, oft nahezu nichts her und auch die Konfrontation von Unterschiedlichem hilft uns nicht - es bleibt rätselhaft wie eine Gleichung mit zwei Unbekannten.

Vielleicht hätte ein feinmaschigeres Netz inhaltlich motivierter Gruppiereungen mehr ergeben, so wie man es etwa in der (aus dem 19.jahrhundert stammenden) Sammlungsordnung des Oxforder Pitt Rivers Museum vorfindet: Objekte, die im Fliegen Geräusche erzeugen...

Da kann vielleicht noch etwas kommen, es gibt leere Vitrinen, in denen mal etwas über Forschungen zu sehen sein wird, Freiraum auch für Experimentelles und Mikroausstellungen bleibt oder für Neuerwerbungen.



Sonntag, 17. Februar 2019

Vitrine in Erwartung

Weltmuseum - Galerie des Staunens. Foto: GF, 2019

Fernsehen

Sitzen vorm Bildschirm. Hofjagd- und Rüstkammer. Kunsthistorisches Museum. Foto: GF 2019

Möbel zum Staunen (Sitzen im Museum)

Galerie des Staunens. Weltmuseum. Foto: GF 2019

Lieber Wasser Männer! (Texte im Museum 908)

Fundstück an einer Durchgangstür in den Schauräumen der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museum. Foto: GF, 2019

Ein unmusikalisches Museum, leider

Sammlung alter Musikinstrumente. Kunsthistorisches Museum Wien 2019. Foto: GF

Cooles Museum

Weltmuseum, Februar 2019. Foto: GF