Mittwoch, 12. Dezember 2018

Eintrittskarte Haus der Geschichte Österreich (Entré 152)

Eintrittskarte Haus der Geschichte Österreich. Die Eintrittskarte gibt die die Schwulen- und Lesbenbewegung repräsentierende Regenbogenfahne wieder, die vor Jahren mal eine Wiener Straßenbahn zierte.

Dienstag, 11. Dezember 2018

Essl, Batliner. Eine Sammlung „unter Verdacht“, die andere nicht

Olga Kronsteiner pisackt das Sammlerehepaar Essl schon seit langem hingebungsvoll. (link). Jetzt fordert sie im Standard Provenienzforschung für jene Sammlungsbestände ein, die in Bundesbesitz übergegangen sind. Gut. Soll man machen. Aber dann bitte auch und endlich eine Provenienzoffenlegung und -forschung für die Sammlung Batliner.

Montag, 3. Dezember 2018

Das Cellular Jail Museum und Memorial auf den Andamenen-Inseln (Ein Museum)


„Ein Museum“ ist eine Sammlung, die die weltweite Vielfalt von Museen sichtbar machen soll, eine Vielfalt hinsichtlich der Themen, der Methode, der Anlässe und der Ziele. Es ist auch eine Sammlung ungewöhnlicher Museen an oft ungewöhnlichen Orten. Wer alle diese hier gesammelten Museen „besuchen will“, sucht im Verzeichnis der Stichworte (ganz 7nter auf der Seite) „Ein Museum“ und macht dann eine Museumsweltreise...


 Die Andamanen-Inseln sind dieser Tage mit einem kaum für glaubhaft gehaltenen Ereignis in die Schlagzeilen geraten. Ein junger US-Amerikaner versuchte in missionarischer Absicht zu einem kaum je kontaktierten Inselvolk vorzudringen und wurde von ihm als Eindringling mit Pfeilschüssen getötet.

Die Andamanen-Inseln gehören heute zu Indien, zuvor waren sie Britische Kronkolonie, also Teil des Kolonialreichs. Die Briten nutzten die entlegenen Inseln als Ort der Verbannung von Strafgefangenen und politischen Häftlingen. Als die Briten nämlich den Indischen Aufstand von 1857 niederschlugen, wurden für die dabei gemachten Gefangenen die Andamanen zum Verbannungsort. Seit 1858 wurden hierher alle Langzeit-Sträflinge, auch politischer Gefangene, der Briten aus Indien in die Verbannung verbracht.




Ende des 19.Jahrhunderts wurde in der Nähe bei Port Blair, der größten Siedlung der Inselgruppe, ein riesiges Gefängnis errichtet, das Cellular Jail. Erst 1937 wurde das Gefängnis als Verbannungsort politischer Gefangener aufgelassen, blieb aber weiter Gefängnis.

1979 wurde das Zellengefängnis zu einem „National Memorial“ Indiens erklärt und in ein Museum zu Ehren der dort von den Briten inhaftierten Kämpfer für die Befreiung Indiens von der britischen Kolonialherrschaft umgewandelt. Bei Wikipedia liest man dazu: „After Independence in 1947, many of the erstwhile Political Prisoners visited the islands. Their association-“Ex-Andaman Political Prisoner’s Fraternity Circle” took up issue with the Government of India, who accepting this proposal agreed to preserve it as National Memorial without making any substantial charge. The Memorial was dedicated to the nation by the then Prime Minister of India on 11th February 1979.„



Auf der Webseite der Regierung der Andamanen liest man: „Cellular Jail, located at Port Blair, stood mute witness to the tortures meted out to the freedom fighters, who were incarcerated in this jail. The jail, completed in the year 1906 acquired the name ‘Cellular’ because it is entirely made up of individual cells for the solitary confinement. It originally was a seven prolonged, puce-coloured building with central-tower acting as its fulcrum and a massive structure comprising honeycomb like corridors. The building was subsequently damaged and presently three out of the seven prongs are intact. The Jail, now a place of pilgrimage for all freedom loving people, has been declared a National Memorial. The jail museum here draws your memories back to those years of freedom struggle.



The Cellular Jail Memorial and Museum at the Andaman Islands



The Andaman Islands have hit the headlines these days with an event that was hardly believed to be credible. A young US-American tried with missionary intention to penetrate to a hardly ever contacted island people and was killed by him as an intruder with arrow shots.

Today the Andaman Islands belong to India, before they were British Crown Colony, part of the colonial empire. The British used the remote islands as a place of exile for prisoners and political prisoners. When the British suppressed the Indian Uprising of 1857, the Andaman Islands became the place of exile for the prisoners. Since 1858, all long-term convicts, including political prisoners, of the British from India were brought here into exile.





At the end of the 19th century a huge prison, the Cellular Jail, was built near Port Blair, the largest settlement of the archipelago. It was not until 1937 that the prison was abandoned as a place of exile for political prisoners, but it remained a prison.

In 1979 the cell prison was declared a "National Memorial" of India and transformed into a museum in honour of the fighters for the liberation of India from British colonial rule imprisoned there by the British. Wikipedia reads: "After Independence in 1947, many of the erstwhile Political Prisoners visited the islands. Their association-"Ex-Andaman Political Prisoner's Fraternity Circle" took up issue with the Government of India, who accepting this proposal agreed to preserve it as National Memorial without making any substantial charge. The Memorial was dedicated to the nation by the then Prime Minister of India on 11th February 1979."



On the Andaman government's website you can read: "Cellular Jail, located at Port Blair, stood mute witness to the tortures meted out to the freedom fighters, who were incarcerated in this jail. The jail, completed in the year 1906 acquired the name 'Cellular' because it is entirely made up of individual cells for the solitary confinement. It originally was a seven prolonged, puce-coloured building with central-tower acting as its fulcrum and a massive structure comprising honeycomb like corridors. The building was subsequently damaged and presently three out of the seven prongs are intact. The Jail, now a place of pilgrimage for all freedom loving people, has been declared a National Memorial. The jail museum here draws your memories back to those years of freedom struggle.






Donnerstag, 22. November 2018

Andrea Brait: Erste Eindrücke vom Haus der Geschichte Österreich

MMag. Dr. Andrea Brait, Assistenzprofessorin am Institut für Zeitgeschichte und am Institut für Fachdidaktik der Universität Innsbruck, hat freundlicherweise „Erste Eindrücke“ aus dem „Haus der Geschichte Österreich“ zur Veröffentlichung im Blog angeboten. Ich habe das Angebot gerne angenommen, zumal die Artikel in den diversen bekannten Tageszeitungen, die nach der Eröffnung erscheinen sind, kaum mehr als Berichte waren, weitgehend ohne besonders hohen Informationswert und weit entfernt von kritischer Analyse.

Voll – voller – Haus der Geschichte Österreich
Erste Eindrücke

Nach jahrzehntelangen Diskussionen wurde am 10. November 2018 eine neue museale Einrichtung eröffnet. Als Name wurde Haus der Geschichte Österreich gewählt und 2016auch gesetzlich festgelegt, doch bereits vor der Eröffnung der ersten Ausstellung zeigte sich, dass selbst dieser – wie die Zukunft der Einrichtung insgesamt  unsicher ist. Nach wie vor fehlt ein durchgehender politischer und überparteilicher Wille, ein historisches Museum zu gründen, das sich der Geschichte Österreichs (mit „s“!) widmet. Abgesehen von der Frage, was denn „Österreich“ ist und ob „Österreich“ mit nur einem knappen Blick auf die Geschichte vor 1918 verstanden werden kann, gilt es zu klären, welche Trägerschaft einewissenschaftlich unabhängige Arbeit und eine entsprechende Budgetausstattung ermöglichen würde.
Das Haus der Geschichte Österreich behauptet das „erste zeitgeschichtliche Museum der Republik“ zu sein, was in mehrfacher Hinsicht nicht korrekt ist. Erstens gibt es bereits ein Zeitgeschichte Museum in Ebensee, ein Zeitgeschichte MUSEUM in Linz und ein Museum für österreichische Zeitgeschichte im Schloß Scharnstein; zahlreiche weitere Museen in Österreich verfügen über zeitgeschichtliche Sammlungen und stellen Zeitgeschichte ausZweitens kann eine Einrichtung, die aufgrund der finanziellen (und in der Folge personellen und räumlichen) Situation kaum in der Lage ist, die zentralen Bereiche der ICOM-Museumsdefinition zu erfüllen, nämlich Objekte zu sammeln, zu bewahren und zu beforschen, schlecht als Museum klassifiziert werden. Die Bezeichnung „Haus“ ist daher für die derzeitige Situation angemessen, doch handelt es sich tatsächlich nur um drei (!) Räume der Geschichte.
Dass es grundsätzlich ein öffentliches Interesse an einer neuen Einrichtung zur Zeitgeschichte gibt, steht außer Zweifel – dies zeigte sich deutlich am Eröffnungswochenende, an demzahlreiche Menschen vor dem Eingang Schlage standen. Wie nachhaltig dieses ist, wird sich erst zeigen – mittlerweile kommt man jedenfalls ohne Wartezeit in die Ausstellung. Dies hat vielleicht auch damit zu tun, dass Besucherinnen und Besucher nun 8 EUR für den Eintritt zahlen müssen (div. Sonderregelungen, Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre haben freien Eintritt). Das ist insofern erstaunlich, da das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Bonn) und das Haus der europäischen Geschichte (Brüssel), die immer wieder als konzeptuelle Vorbilder genannt wurdengratis besichtigt werden können.
Eröffnet wurde im Haus der Geschichte Österreich keine Dauerausstellung, sondern eineSonderausstellung, die bis 17. Mai 2020 gezeigt werden soll (und die kleinere Wechselausstellung „Nur die Geigen sind geblieben“). In Bezug auf den Titel Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918“ bleibt offen, inwiefern sich dieser auf den Film „Aufbruch ins Ungewisse“ aus dem 2017 bezieht, in dem – in Umkehrung der aktuellen Situation – eine Fluchtgeschichte von Europa nach Afrika erzählt wird. Will die Ausstellung also eine andere Perspektive ermöglichen? Wenn diese Intention vorhanden ist, dann kann es sein, dass der dazu nötige Blick möglicherweise verstellt ist.
Gezeigt werden knapp 2.000 Objekte auf rund 750 Quadratmetern – eine rekordverdächtige Dichte. Dass bei einem Rundgang von wenigen Stunden in einem Museum nicht alle Objekte entdeckt und alle Texte gelesen werden können, ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich, doch wählen die meisten Museen eine Darstellungsform, bei der erkennbar ist, welche Objekte zentral sind. Dies ist im Haus der Geschichte Österreich – vom sogenannten Waldheim-Pferd abgesehen, das aufgrund seiner Größe ins Auge sticht – selten der Fall. Viele interessante und bedeutende Objekte gehen schlichtweg unter, wie beispielsweise:
• Spanischer Reiter als Absperrgitter, um 1933: dieses Objekt ist zusammengefaltet und demnach kaum zu erkennen
• Foto vom 15. März 1933 „Polizei vor dem Parlament“: dieses Bild ist – wie viele andere auch – leider viel zu klein, sodass dessen Bedeutung gar nicht zum Ausdruck kommt
• Pokal des Fußball-Wunderteams für den 8:1-Sieg gegen die Schweiz, mit einem Einschussloch (im Objekttext wird erklärt, dass dieses im Zuge der Kämpfe um den Karl-Marx-Hof 1934 entstand)
• RAVAG-Mikrofon, vermutlich von Schuschnigg am 11.3.1938 verwendet
• Arbeitsversion des Staatsvertrages mit Anmerkungen von Leopold Figl
Es ist den Kuratorinnen und Kuratoren aber zweifelsohne gelungen, viele wichtige Themen anzusprechen, die bislang noch kaum in österreichischen Museen bzw. Ausstellungen thematisiert wurden. Dazu gehören u.a. der Umgang mit der NS-Vergangenheit und Symbole eines gesellschaftlichen Wertewandels (u.a. Regenbogenfahne, mit der eine Wiener Straßenbahn während der Wiener Regenbogenparade 2002 geschmückt war)Irritierend sind jedoch manche Themenzusammenstellungen: Im Ausstellungsbereich „Spielfeld/Špilje19912015 – Grenzen schützen“ werden der Slowenienkrieg und die Flüchtlingskrise von 2015 thematisiert – die beiden historischen Ereignisse werden jedoch nicht weiter vertieft und damit auf die Grenzfrage reduziert. Zahlreiche Themen, die für die österreichische Zeitgeschichte im 20. Jahrhundert wesentlich waren, können außerdem auch nach längerem Suchen nicht gefunden werden. Dies betrifft insbesondere Österreichs Außenpolitik, beispielsweise werden die Rolle Österreichs in der KSZE sowie das KSZE-Folgetreffen in Wien (1986–1989) nicht erwähnt – oder derart dezentral, dass sie die Autorin bislang nicht entdeckt hat.
Zur Bedeutung mancher Exponate für die österreichische Zeitgeschichte lässt sich freilichtrefflich streiten. In den Medien sorgte insbesondere das Kleid des Sängers und Travestiekünstlers Thomas Neuwirth für große Aufregung, der 2014 als Conchita Wurst den 59Eurovision Song Contest gewann. Die Debatten zeigen, dass ein wesentliches Ziel bereits erreicht ist, das von der Leiterin der Einrichtung, Monika Sommer-Sieghart, immer wieder betont wurde: Das Haus der Geschichte Österreich ist ein Diskussionsforum.
Sehr positiv fällt auf, dass das Museum partizipativ ausgerichtet ist – die Besucherinnen und Besucher sollen sich einbringen. Insbesondere fordert das Museum dazu auf, interessante Filme und Fotos zur Verfügung zu stellen, beispielsweise zu den „Energieferien in den 1970er Jahren“. Damit wird auch die Alltagsgeschichte der Österreicherinnen und Österreicher einbezogen; außerdem werden kuratorische Prozesse sichtbar gemacht. Weniger positiv ist die Reproduktion von Klischees, wie dies bei der Selfie-Station mit Bergkulisse der Fall ist.
Es bleibt also zu bilanzieren, dass es im Haus der Geschichte Österreich viel zu entdecken gibt – mehr als bei einem Besuch erfasst werden kann. Eine Dauerlösung kann und soll diese Präsentationsform nicht sein – das Haus der Geschichte Österreich bemüht sich um andere, vor allem größere Räumlichkeiten und diesbezüglich ist es zu unterstützen. Gleichzeitig wären jedoch eine unabhängige Trägerschaft und deutlich mehr Budget wünschenswert, sodass aus den drei Räumen der Geschichte tatsächlich eines Tages ein Museum werden kann – im Idealfall ein Museum zur Geschichte Österreichs, nicht nur zur Zeitgeschichte.

Zur Person: MMag. Dr. Andrea BRAIT. Assistenzprofessorin am Institut für Zeitgeschichte und am Institut für Fachdidaktik der Universität Innsbruck; Lektorin am Institut für Geschichte der Universität Wien, an Pädagogischen Hochschulen (Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg, Wien) und am Institut für Geschichte der Stiftung Universität Hildesheim; forscht u.a. zu außerschulischen Lernorten und historischen Museen; Details vgl. https://www.uibk.ac.at/zeitgeschichte/mitarbeiterinnen/mmag.-dr.-andrea-brait.html.de

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Mustergültige Oase der Ordnung (Texte im Museum 596)

Ausstellung Otto Ender. vorarlberg museum 2018 Foto GF

Das Haus der Geschichte Österreich als politisches Instrument des Parlaments und Symptom der Dritten Republik

In zwei Beiträgen, die ich im Rahmen von Tagungen zum Haus der Geschichte Österreich zur Diskussion gestellt habe (Vortrag vor der Österreichischen Forschungsgemeinschaft und in der Akademie der Wissenschaften), war ich äußerst skeptisch gegenüber der engen Verzahnung von Politik und Projekt. Die ungewöhnliche Politisierung veranlasste mich schon seinerzeit, das Haus der Geschichte abzulehnen.

Jetzt kommts aber heftig.

Wie die APA heute berichtet, soll nun das Haus der Geschichte Österreich als Republikmuseum dem Parlament angegliedert werden. Denn "Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich", stellte Nationalratspräsident Sobotka "im Einklang mit Minister Blümel fest". Und im Einklang mit der Leiterin Monika Sommer, die sich "wirklich sehr freut" über eine derart "richtungweisende Pressekonferenz".

In welche Richtung wird da gewiesen und wer weist?

In eine sehr österreichische, was zunächst einmal die Organisation anbelangt, denn Minister Blümel verspricht Eigenständigkeit in einem Atemzug mit dem Versprechen, das Museum "ans Parlament anzubinden." Oder so: Wissenschaftlich sei das Museum unabhängig. Sehr schön. Aber warum nur wissenschaftlich? Keiner der Wissenschafter werde parteipolitisch bestellt. Na eh nicht. Das ist ja schon passiert.

Dieser organisatorischen Unabhängigkeit korrespondiert die inhaltliche, die - ganz unabhängig - vom ÖVP-Politiker Sobotka formuliert wird. Als jenes identitätspolitische Konzept, das dem Historiker Botz so abgegangen ist. Jetzt endlich gibt es eins, von Herrn Sobotka: "Sobotka" so berichtet uns die APA,  "denkt in diesem Zusammenhang auch an Wanderausstellungen in den Bundesländern, aber auch über die Staatsgrenzen hinaus. Mit dieser Arbeit beabsichtige man vor allem, die Identität Österreichs in allen Teilen zu stärken. (...) Sobotka unterstrich die Notwendigkeit der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Institution und wies unter anderem auf die unabhängige Tätigkeit etwa des Nationalfonds hin, der ebenfalls an das Parlament angebunden ist."

"Kein Historiker und keine Historikerin wird von einer Partei bestellt", stellte er klar." Wie das die ÖVP versteht und praktiziert, und wie man dort mit willfährigen HistorikerInnen (aller Lager) parteiideologische Ausstellungen macht, kann man beim unsäglichen Museum in St. Pölten sehen. Aber weiter im O-Ton Sobotka: "Der Nationalratspräsident rief in diesem Zusammenhang zu einem nationalen Schulterschluss auf und kündigte an, alle politischen Kräfte von Nationalrat und Bundesrat einzubinden. 'Die Verantwortung, sich der Geschichte der Republik zu stellen, hat in einem großen nationalen Bogen zu erfolgen'". 
Also eine Art von nationaler Einheitsgeschichte? 

Man könnte das alles auch großartig finden: Am zentralen Ort der Demokratie, asm Ort der Austragung von Debatten, Interessen und Konflikten, am Ort der repräsentativ den Willen des Volkes vertetenden und agierenden Gremiums, gibt es einen symmetrischen kulturellen Ort, ein Museum, das genealogisch und strukturell aus den Ideen von Demokratie und Aufklärung hervorgegangen ist und ihnen verpflichtet ist.

Da könnten wir uns ein bürgerschaftliches, partiztipatives Museum vorstellen, an dem der Demos selbst die Erzählung und Deutung seiner Geschichte selbst in die Hand nimmt. Ein Ort der permanenten Selbstauslegung, der immer wieder sich erneuernden Deutung der Vergangenheit und der Entwürfe wünschbarer und lebenswerter Zukünfte.

Stattdessen bekommen wir zwergenhaftes Denken und Handeln, kübelweise Oppurtpnismus und tonnenweise politische Ideologie.Denn das Parlament ist fest in den Händen der Parteien und die Machtverhältnisse zwischen Regierung und Parlament einerseits und Parlament und Wahlvolk nicht so ganz im Sinne der Verfassung.


Und die Direktorin, zwischen den zwei Rechtskonservativen freudig beim Pressekonferenz-Verkünden eingeklemmt, insistiert darauf, wie großartig und diskussionsfreudig das alles werden wird, etwas, was man nun seit Monaten gehört hat, was aber nie eingelöst wurde. Auf der Webseite wird nicht nur nicht diskutiert, es werden dort alle Debatten, die zum Projekt geführt wurden vollkommen ignoriert. Und die Diskussionskultur ist so exzellent, daß im Beirat hat zwei Mitglieder zum Austritt bewogen. 

Dort wurde etwa darüber befunden, daß man den Begriff Austrofaschismus besser nicht verwenden sollte (wiewohl er von Historikern verwendet wird und seine Verwendung begründet wird, etwa bei Emmerich Talos). Stattdessen wurde am Begriff Kanzlerdiktatur herumgebastelt, der wurde aber auch wieder verworfen, weil er sich für Schüler (?) als mißverständlich erwiesen habe. Angeblich soll die Lösung nun in der Begriffswahl Dollfuss-Schuschnigg-Dikatur bestehen. Die versprochene Diskussionsfreudigkeit besteht also darin, Schüler zu befragen, ob sie etwas im Sinne der KuratorInnen verstanden haben, und dann, wenn das nicht der Fall ist, die Diskussion im planenden Gremium zu beenden, statt die Frage im Museum zur Diskussion zu stellen. Es ist ja nicht weniger als die bis heute umstrittenste Phase der österreichischen Zeitgeschichte, an deren Deutung in aller erster Linie die ÖVP als entlastende "Eindeutigung" ein Interesse hat.

Doch das sozialdemokratisch durchwirkte Planungsteam, das das Museum in sozialdemokratischem Auftrag gebastelt hatte, ist jetzt genau dort, wo sich die Herren Ostermeyer und Drozda das Projekt nie vorstellen konnten und sie selbst auch nicht: Im Kraftfeld der politischen Hegemonie einer weit rechts stehenden Regierung. Sie wollten es nicht wahrhaben, aber so schnell kann es gehen. Jetzt haben sie die Höchststrafe und dürfen sich verbiegen bis zum Anschlag, um das Projket - als Budgetposten, nicht mehr -, zu "retten".

Allerdings:So wird es, eine symptomatische Lesart vorausgesetzt, ein wirkliches Republik-III-Museum. 
"Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden "Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden "Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich über dieses klare politische Commitment." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden"Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich über dieses klare politische Commitment." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden
"Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich über dieses klare politische Commitment." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Lisl Ponger "The Master Narrative"

Zum Eindrucksvollsten, was das "neue" Weltmuseum in Wien zu bieten hat, gehört eine Videoinstallation von Lisl Ponger, "The Master Narrative". Eine große Erzählung zum Kolonialismus, die im Museum mit Fotografien zu einer Rauminstallation erweitert wurde (hier auf der Webseite von Lisl Ponger).
Nicht weniger acht Stunden Erzählung kann man hier konsumieren, wobei man als Hörer/Seher keine Wahl hat, an welcher Stelle man in die Geschichte einsteigt. Und wer drückt sich schon auf einer extraharten Sitzgelegenheit platt, um alles in einem Zug zu hören?! Jetzt gibt es "The Master Narrative" auf Vimeo (hier).
Die Erzählung, die Frau Ponger auf Grund langer und offenbar unglaublich detailgenauer Recherchen verfasst hat, folgt keiner Chronolgie, sondern thematischen Schwerpunkten, in denen es Zeitsprünge und Querverbindungen jeder nur erdenklichen Art gibt, die sehr überraschend und instruktiv sein können. Es ist kein wissenschaftliches Handbuch des Kolonialismus, sondern ein dichtes Gewebe an Informationen aus vielen und sehr unterschiedlichen Quellen, eine originelle Erzählform, die zu verfolgen sehr spannend ist. Teil eins etwa spannt sich zwischen James Cooks erster, als wissenschaftliche noch relativ "unschuldige" Expedition einerseits und der Südessee-Sehnsucht der europäischen Künstler, die nur noch Ruinen dessen vorfanden, von dem, was sie sich erhofft hatten.
Große Empfehlung!