"Es mangelt an umsatzstarken Museumsshops, Cafés und Restaurants, an
zeitgeistig gestylten Lounges und digital aufgerüsteten Flächen, die zu
einer Vertiefung des Kunstgenusses anregen."
Mit diesem Satz begründet die Jornalistin Gabriele Detter kürzlich in der NZZ eine in vielen deutschsprachigen Zeitungen aufgegriffene maßnahme des italienischen Kulturministers: Die Neubesetzung von zwanzig Direktionsposten von Museen, darunter einige der namhaftesten und meistbesuchten. Sieben Direktionen wurden mit nicht-Italienern besetzt, der ehemalige Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums wird künftig den Herzogspalast in Mantua leiten.
Während der Vorgänger des Kulturministers seine Qualifikation von McDonalds mitbrachte, greift der neue metaphorisch auf die Ölindustrie zurück, wenn er die Kulturschätze als petrolio "d'Italia nennt" und damit klarmacht, daß es um wirtschaftliche Valorisierung geht.
Der naheliegenden Frage, warum die Nationalität ein Qualifikationsmerkmal sein soll, folgt die, ob die Verpflanzung in ein ungewohntes und notorisch schwieriges politisches Biotop ein Vorteil sein soll.
Kann ich mir auch vorstellen, daß ein Palazzo in Mantua mehr Fallgruben hat als ein Landesmuseum in der österreichischen Provinz, und auch ein Direktor mit dem vielversprechenden Namen Zuchtriegel wird im tiefen Treibsand Paestums möglicherweise schwer ins Rudern kommen.
Egal. Die italienischen Museen sind auf den richtigen Weg. Mehr Wirtschaftlichkeit, mehr Umsatz, mehr Cash, mehr Spaß!
Der designierte (deutsche) Direktor der Uffizien,Eike Schmidt, plant, Räume der Uffizien zu vermieten und Tickets per Smartphone zu verkaufen. Whow! Schmidt: "Alle Museen weltweit gehen in diese Richtung."