Auf der Rückfahrt von Villach nach Graz wollte ich dem Kärntner Landesmuseum, in dem ich schon viele Jahre nicht gewesen war, wieder mal einen Besuch abstatten. Ich hatte nicht erwartet, großartig Neues zu sehen, davon hätte ich gehört. Aber entweder hatte ich es veergessen oder übersehen - die Dauerausstellung war geschlossen. Die Nachrichten über den vernachlässigten Zustand vor allem des Gebäudes und des Depots waren ja 2012 durch die Zeitung gegangen. Nun hatte also die Sanierung begonnen.
Was ich zu sehen bekam war eine Sonderausstellung, über die ich hier nicht schreiben möchte, und eine merkwürdige Nippes-Ausstellung in der Vorhalle des Museums, die mir in einem Landesmuseum vollkommen deplatziert vorkam. Fünfzig Krampusse aus der Sammlung Botka (?)
Auch die Bibliothek war geschlossen, auf unbestimmte Zeit, wie ein unauffälliger mit Maschine getippeter Zettel mitteilte.
So, ohne andere Besucher, machte das Museum - trotz seiner beiden freundlichen Mitarbeiter - einen trostlos verlassenen Eindruck. Nichts wies darauf hin daß man während der für die Publikumsbindung heiklen Schließzeit irgendetwas anbot, was Besucher hätte bei Laune halten oder ihr Interesse wecken könnte.
Es gab auch keinerlei Information, wie es denn mit dem Museum weitergehen würde. Ich hatte in Erinnerung, daß nur Mittel für nötigste Sanierungsarbeiten zur Verfügung standen. Für die hatte man die Dauerausstellung, sagte man mir an der Kassa, abgebaut. Und dann?
Seinen 130. "Geburtstag" wird das Museum wohl versäumen. Halte ich mich an den Eindruck meines Besuchs müsste ich eher sagen "verschlafen". Denn eine Antwort, wie es nach den "Notmaßnahmen" weitergeht, gibt auch der Direktor des Museums nicht.
In einer ausliegenden Kulturzeitschrift schreibt er unterm Untertitel "Wir bauen an der Zukunft des Landesmuseums" über alles mögliche, zum Beispiel über die für die Interimsdeponierung nötigen 12,4 Kilometer Luftpolsterfolie, seinen Museumsbegriff - "Museum wird von Menschen für Menschen gemacht" -, die Verlagerung von Aktivitäten auf Außenstellen - die aber selbst mit Notmaßnahmen gerettet werden müssen, wie der Archäologische Park Mgdalensberg. Kein Wort aber zur Zukunft des Landesmuseums, zu einem Konzeot für eine neue Dauerausstellung, zum Termin einer Wiedereröffnung.
Inzwischen wird, wie man der heutigen Kleinen Zeitung entnehmen kann (hier), gegen vier Mitarbeiter ermittelt, vermutlich auf Grund einer Untersuchung des Landesrechnungshofes. Die Liste der Anschuldigen ist lang und enthält unter anderem Untreue, Veruntreuung, Beitragshinterziehung sowie Amtsmissbrauch. Das ist einzigarteig für ein österreichisaches Museum. Und da die Anzeigen vermutlich vom Direktor des Museums kommen, kann man von einem schwersten internen Konflikt ausgehen, der - je nach Dauer und Ausgang der Verfahren - das Museum lange lähmen könnte.
Zudem haben sich die politischen Rahmenbedingungen mehrfach geändert. Ein möglicherweise dem Landesmuseum gewogener, jedenfalls hoch kompetenter Kulturmanager ist als Landesrat abhanden gekommen (der ehemalige Leiter des Wiener Museumsquartiers) und selbst die möglicherweise für die Bestellung des derzeitigen Museumsdirektors nicht unwichtige politische Qualifikation (hier und hier - ich beziehe mich auf die Einschätzung wiederum der Kleinen Zeitung) ist durch den tiefgreifenden politischen Wechsel an der Landesspitze und in der Landesregierung vielleicht zur Hypothek geworden.
Im Vergeleich mit den anderen Landesmuseen ist das Kärntner Landesmuseum schon lange im Hintertreffen. Jetzt, wo auch das Vorarlberger Landesmuseum seine Zeit der Verschlafenheit wunderbar überwunden hat, ist das Museum in Klagenfurt buchstäblich letztklassig geworden. Und es gibt keine Anzeichen, daß sich daran so bald etwas ändern könnte.
Freitag, 14. März 2014
Mittwoch, 5. März 2014
De-Extinction. Eine neue Vokabel im museologischen Glossar
Daß man aus DNA-Spuren ausgestorbene Tiere gleichsam wiederherstellen will, diese Idee gibt es schon länger. Aus welchen Gründen auch immer ist das in dem Zusammenhang meistegenannte Tier das Mammut. Jetzt will mans aber doch mal mit was Kleinerem versuchen, mit einer Taubenart, die von Menschenhand ausgerottet wurde und die man offenbar gerne wiederhaben möchte. Das Fachvokable für diese frankensteinsche Anstrengung lautet de-extinction, eigentlich unübersetzbar ins Deutsche. Ob das mehr an Motiven hergibt, als den Ehrgeiz, es mal zu versuchen? Und ob dann der bekannte Kanon der Museumsaufgaben, Sammlen, Bewahren, Erschließen und Vermitteln um Wiederherstellen erweitert werden wird?
National Geographic hat der Ressurektions-Forschung ein Sonderheft gewidmet: http://www.nationalgeographic.com/deextinction/
National Geographic hat der Ressurektions-Forschung ein Sonderheft gewidmet: http://www.nationalgeographic.com/deextinction/
Dienstag, 4. März 2014
Schneewittchensärge
Montag, 3. März 2014
Privatsammlungen in Öffentlicher Hand? Podiumsdiskussion am 12. März
Privatsammlungen
in Öffentlicher Hand?
Podiumsdiskussion
am 12. März 2014 um 19.00 Uhr
Universität
für angewandte Kunst
Lichthof
Oskar-Kokoschka-Platz
2
1010
Wien
Die
Übernahme der Sammlung der Generali Foundation seitens des Museums der Moderne
in Salzburg erfordert einmal mehr eine Diskussion über das Verhältnis von
Privatsammlungen im öffentlichen Museum.
Gemeinsam
mit der Akademie der bildenden Künste Wien veranstaltet die Universität für
angewandte Kunst Wien am 12. März 2014 um 19.00 Uhr eine Podiumsdiskussion
unter dem Titel „Private Sammlungen in Öffentlicher Hand?“ Am Podium werden Eva
Blimlinger, Sabeth Buchmann, Dieter Bogner, Eva Kernbauer, Karola Kraus, Doris
Krüger, Oswald Oberhuber und Eva Maria Stadler aus ihrem jeweiligen Tätigkeits-
und Erfahrungsbereich die gegenwärtige Tendenz der privaten Inanspruchnahme des
Öffentlichen erörtern.
Auf
Grund seines spezifischen Sammlungsschwerpunktes - konzeptuelle und
institutionskritische Arbeiten, die nicht zuletzt die Vereinnahmungen der Kunst
durch korporative Interessen reflektieren – bildet der sog. „Coup“ der Generali
Foundation sicherlich einen Sonderfall des Verhältnisses von Privatstiftungen
zu öffentlichen Sammlungen. Insofern sich viele der in der Sammlung vertretenen
Arbeiten der klassischen Werklogik verweigern, soll u.a. die Frage diskutiert werden, was es für ihre ästhetisch-politische
Konzeption heißt, wenn sie genau nach den Mechanismen, die sie kritisieren, in
Gestalt einer befristeten Leihgabe an ein Museum wertschöpfend für den Konzern
wirken.
Wir
haben bewusst nicht die Beteiligten des „Coups Generali“ eingeladen, weil uns
nicht an seiner Verteidigung oder Verurteilung gelegen ist, sondern an einer
Debatte über die Verantwortung, die der öffentlichen Hand in Bezug auf die
Wahrung eines bildungs- und kulturpolitischen Auftrags auch gegenüber
privatwirtschaftliche Repräsentation zukommt: Was, so die seit einigen Jahren
auch hierzulande verstärkt gestellte Frage, legitimiert die Übernahme privater
Sammlungen, die meist eigenen Interessen
folgen, über die Hoffnung auf eine erfolgreiche Mehrwertbildung hinaus durch
ein öffentliches Museum? Bilden diese Interessen im Unterschied zu einer
öffentlichen Sammlung, die nach wissenschaftlichen Kriterien aufgebaut sein
sollte, nicht eher einen marktkonformen oder subjektiv gesteuerten Kanon ab?
Gerade weil sich die Generali Foundation solchen Fragen stets gestellt hat,
scheint ihr Transfer von besonderer und zugleich exemplarischer Relevanz.
Eva
Blimlinger – Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien
Sabeth
Buchmann – Kunsthistorikerin und Kritikerin, Professorin für Kunst der Moderne
und Nachmoderne an der Akademie der bildenden Künste Wien
Dieter
Bogner - Kunsthistoriker, Universitätsdozent, Ausstellungskurator,
Museumsplaner und Inhaber der Firma bogner.cc
Eva
Kernbauer – Professorin für Kunstgeschichte an der Universität für angewandte
Kunst Wien
Karola
Kraus – Direktorin des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Doris
Krüger (Krüger & Pardeller) – Künstlerin,
Universitätsassistentin in der Klasse für Transmediale Kunst bei Brigitte Kowanz an der Universität für
angewandte Kunst Wien
Oswald
Oberhuber – Künstler und ehemaliger Rektor der Universität für angewandte Kunst
Wien
Eva
Maria Stadler – Kuratorin, Professorin für Kunst und Wissenstransfer an der
Universität für angewandte Kunst Wien
Samstag, 1. März 2014
Freitag, 28. Februar 2014
Was leitet ein Museum?
"Künstlerisch-wissenschaftliche Museumsleitung: Otto Hochreiter" steht da am Ende der Credits einer aktuell laufenden Ausstellung des Stadtmuseums Graz. Früher war man "Direktor" - jetzt ist man was Spezielles. Daniel Spera, Direktorin des Jüdischen Museums der Stadt Wien nennt sich in einem akademischen Netzwerk (oder läßt sich nenen) "CEO". Den "künstlerischen Leiter" hat meiner Erinnerung nach Peter Noever eingeführt, als er Direktor des MAK war. Noever hat sich als Künstler verstanden, als Architekt. Aber was ist "künstlerisch" an der Leitung eines Museums? Inzwischen war ja schon aus dem Ersten Direktor des Kunsthistorischen Museums unter Wilfried Seipel der "Generaldirektor" geworden, der einen Museumsverbund leitete und vermutlich daraus den militärischen General ableitete.
Also, was ist "künstlerisch" an der Leitung eines Museums? Man könnte sagen, daß das Ausstellungsmachen eine Tätigkeit zwischen Wissenschaft und Kunst ist, mal mehr zu der einen, mal mehr zu der anderen Seite neigend. Aber nur künstlerisch ist sie sehr selten und dann ist der Autor von so einer Ausstellung meist tatsächlich Künstler. Und nur wissenschaftlich kann Ausstellungsmachen auch nicht sein, weil sie unter anderem mit ästhetischer und narrativer Kompetenz zu tun hat, die aus der jeweiligen Fachwissenschaft nicht ableitbar ist. Also ist "künstlerischer Leiter" ein Unding. Und "wiisenschaftlicher" auch. Ausstellungen machen ist "dazwischen" angesiedelt und etwas, wofür es ein Wort eigentlich noch gar nicht gibt.
Natürlich trifft die Selbstbezeichnung "künstlerisch" nicht mal dann zu, wenn ein Museumsleiter selbst Ausstellungen kuratiert. Denn er ist ja auch noch jemand, der für die Finanzen, das Personal, die gesamte Infrastruktur, das Programm, die Öffentlichkeitsarbeit uam. (letzt)verantwortlich ist. Und daran ist bekanntlich wenig künstlerisch.
Diese Spaltung in "künstlerisch" und z.B. "administrativ" (oder finanziell) erlaubt immerhin im Notfall die Ausrede, man sei eben nur für das eine (oder das andre) zuständig gewesen. Wie man auf dieser Klaviatur spielt, zeigt uns derzeit der Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann. Plötzlich ist er (nur mehr) "künstlerischer Leiter", was bei ihm zwar plausibler ist, denn er ist ja auch Regisseur und inszenieren wird man mit Recht als künstlerisch bezeichnen dürfen, mit mehr jedenfalls, als das Ausstellungsmachen. Aber natürlich trägt Herr Hartmann ja auch die Verantwortung für die gesamte Organisation Burgtheater, seine Finanzgebarung, sein künstlerisches Profil. Mit einer Bezeichnung "künstlerisch-wissenschaftlich" für die Leitungsposition, wie hier im Bild, am GrazMuseum, gehts aber auch nicht, denn natürlich liegt auch hier die gesamte Verantwortung immer bei der Direktion, was ja (unfreiwillig wohl) in der Bezeichnung "Museumsleitung" eingestanden wird. Ja, was wenn nicht Museumsleiter ist ein Direktor eines Museums? Und wenn er Museumsleiter ist, dann leiter er alles und nicht einen Teilbereich.
Dann hätten wir in Graz noch einen "Intendanten" als Museumsleiter (Peter Pakesch, am Joanneum, aber den aus Proporzgründen neben einem zweiten Leiter, dem "wissenschaftlichen Geschäftsführer" (Wolfgang Muchitsch). Diese Bezeichnung ist schon in sich nicht stimmig, ich muß jetzt nicht mehr sagen warum, auch wenn man gutwillig unterstellen könnte, das Universalmuseum in Graz sei eben eine nach wissenschaftlichen Grundsätzen geführte Organisation. Aber die Erläuterungen zur Tätigkeit auf der Homepage des Museums lauten so: "Direktion; Wahrnehmung aller wissenschaftlichen Belange; Belange der Sammlungen und ständigen Schausammlungen; Belange der Abteilungen Interne Dienste und Museumsservice."
So, und was sagt uns das jetzt? Was ist daran eigentlich wissenschaftlich und was nicht? Und wie grenzt sich das vom "Intendanten" ab?
Diese Bezeichnung kommt aus dem Musik- und Sprechtheater, den Festivals und war bislang für eine Museumsleitung eher unüblich. Übersetzt heißt "Intendant" auch nicht viel mehr als Aufseher oder Verwalter und leitet sich aus der gleich geschriebenen französischen Vokabel ab, die, einst im höfischen Bereich (das sagt Wikipedia und lege dafür nicht meine Hand ins Feuer), den Verwalter der Kleiderkammer bezeichnete.
Modern bezeichnet Intendant den Geschäftsführer und künstlerische Leiter einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, einer Oper, eines tHeaters usw. Man könnte also beim Leitungsduo des Joanneum von einer Trennung der künstlerischen und wissenschaftlichen Funktionen sprechen, aber in der Praxis stimmt das natürlich nie wirklich und vor allem sind ja beide, im Sinne der Definition von "Intendant", eben Geschäftsführer einer in einer bestimmten Organisatiuonsform verfassten kulturellen Institution, für die sie der Öffentlichkeit gegenüber verpflichtet handeln.
Man kann noch die "Arbeitsplatzbeschreibung" des Intendanten des Joanneum nachreichen: "Intendanz; Wahrnehmung aller künstlerischen Belange; Ausstellungsprogramm; Belange der Abteilungen Außenbeziehungen und Besucher/innenservice."
Jetzt könnte man noch drüber grübeln, warum die lange übliche Bezeichnung Direktor oder Leiter nicht mehr genügt.
Es hat wahrscheinlich mit der Differenzierung der Museumsberufe insgesamt zu tun und mit der Ansiedlung neuer Funktionen und Kompetenzen in der gesamten Hierarchie großer und mittlerer Museen. Das soll sich auch in der Benennung der Leitung und der Beschreibung ihrer Aufgaben abbilden. Und vielleicht geht aus auch um jene Abgrenzung und Markenprofilierung, die Museen zunehmend glauben betreiben zu müssen, also um eine möglichst unikale und nicht so leicht verwechselbare Berufsbezeichnung der Leitung - so wie man ja auch bei der Benennung von Museen darauf bedacht ist, eine unverwechslbare "Marke" zu schaffen (etwa: "Universalmuseum" beim Joanneum). Schauen wir mal, was noch so alles kommt.
In der Phantasie der Direktoren, mit der sie ihre Arbeit neu (wirklich neu?) beschreiben kommt ein widersprüchliches Strukturmerkmal zu Tage: die extrem hierarchische Gliederung komplexer und hoch arbeitsteiliger Organisationen (bei Museen mit entsprechender Größe). Mit der Entstehung von Museen hat sich diese Konzentration auf eine Leitungsperson rasch entwickelt, korporative Verwaltungsformen sind die Ausnahme. Über Vor- und Nachteile wird nicht diskutiert. Den einzigen Unterschied, den ich sofort zwischen der Frühzeit der Museumsgründungen und der heutigen Situation erkennen kann, ist der Grad der Professionalisierung und eine Verschiebung der Zuständigkeit. Kunstmuseen wurden sehr häufig und manche noch sehr lange von Künstlern geleitet (die deswegen nie "künstlerischer Leiter" genannt wurde) und fachliche Professionalisierung entwickelte sich erst allmählich und parallel zu und auch in den Museen, wie etwa bei der Kunstgeschichte.
Die diversen Varianten von Neubezeichnungen halten alle an der autoritativen Konzeption der Organisation fest - aber sie spitzen, im Unterschied zur Bezeichnung Direktor, etwas zu, was ein Museumsleiter selbst im Ausnahmefall eigentlich nie sein wird: Autor.
Wenn jemand ein Theater in Personalunion von Textautor, Regisseur und Intendant (also Verwalter) leitet, so steht seine Autorschaft immer in einem Spannungsverhältnis zum Autor des aufgeführten Stücks. Der Widerspruch ist ja ein Liebkind der animosen Anschreiberei gegen das sogenannte Regietheater.
Beim Museum könnte man also weit eher von der Rechtmäßigkeit einer Autorschaft sprechen, da es ja keinen Autor, keinen Text und keine Partitut gibt und ja alle Elemente, die zur Verfügung stehen und in einer Ausstellung genutzt werden können, frei kombinierbar und verfügbar sind. Aber wo gibt es den Fall, daß der (administrative) Leiter eines Theaters zugleich "inszeniert" und "schreibt" - und dabei auf jede Unterstützung eines Teams verzichtet?
Das gibt es nur bei kleinen Museen. Aber was heißt "nur", das sind ja viele. Dennoch hat dort noch niemand das Recht für sich in Anspruch genommen, "künstlerischer Leiter" oder "Intendant" zu sein. Kann ja noch kommen.
Donnerstag, 27. Februar 2014
"Holt mir den Hasen raus!"
Kritikerpoesie, so könnte eine 'Kolumne' in diesem Blog heißen. Aber davon gibt es zu viel.
Zu Höchstform läuft im STANDARD Anne Katrin Fessler auf, wenn es um den "Charme des Mümmlers" geht, von dem uns zuallererst versichert wird, daß es sich anders als "hartnäckige Gerüchte" nicht um einene Katze handelt.
Sondern um was? Um DÜRERS HASEN, der, so die Überschrift, seinen "Winterschlaf beendet" hat. Und zwar deswegen, weil er im März mal wieder gezeigt wird, und zwar in einer Ausstellung zur Gründungsgeschichte der Albertina.
Die Querele um eine angeblich 2005 nicht eingeholte Genehmigung, Dürers Blatt in ausländischen Museen zu zeigen, nimmt die Berichterstatterin zum Anlaß, ihrer Eloge auf das Tier "mit den langen Löffeln und flauschigem Winterpelz" noch Anekdoten zu seiner sicheren Verwahrung hinzuzufügen. Bekanntlich tröpfelte es ja mal in den Speicher der Albertina, der zwar bomben- und einbruchssicher aber offenbar (damals) nicht ganz wasserdicht war.
Der Satz "Holt mir den Hasen raus", den uns Frau Fessler von Klaus Albrecht Schröder dankenswerter Weise überliefert, ist nicht nur ein Kulminationspunkt in ihrer Kurzprosa, er läßt uns den Albertinadirektor auch als Mann mit energischem Zugriff und Sinn für das Wessentliche in Augenblicken der Gefahr noch mehr schätzen als ohnehin schon immer.
Zu Höchstform läuft im STANDARD Anne Katrin Fessler auf, wenn es um den "Charme des Mümmlers" geht, von dem uns zuallererst versichert wird, daß es sich anders als "hartnäckige Gerüchte" nicht um einene Katze handelt.
Sondern um was? Um DÜRERS HASEN, der, so die Überschrift, seinen "Winterschlaf beendet" hat. Und zwar deswegen, weil er im März mal wieder gezeigt wird, und zwar in einer Ausstellung zur Gründungsgeschichte der Albertina.
Die Querele um eine angeblich 2005 nicht eingeholte Genehmigung, Dürers Blatt in ausländischen Museen zu zeigen, nimmt die Berichterstatterin zum Anlaß, ihrer Eloge auf das Tier "mit den langen Löffeln und flauschigem Winterpelz" noch Anekdoten zu seiner sicheren Verwahrung hinzuzufügen. Bekanntlich tröpfelte es ja mal in den Speicher der Albertina, der zwar bomben- und einbruchssicher aber offenbar (damals) nicht ganz wasserdicht war.
Der Satz "Holt mir den Hasen raus", den uns Frau Fessler von Klaus Albrecht Schröder dankenswerter Weise überliefert, ist nicht nur ein Kulminationspunkt in ihrer Kurzprosa, er läßt uns den Albertinadirektor auch als Mann mit energischem Zugriff und Sinn für das Wessentliche in Augenblicken der Gefahr noch mehr schätzen als ohnehin schon immer.
Samstag, 22. Februar 2014
Privatisierung von Innen. Privatisierung (8)
In einem Artikel zur jährlichen Besuchsstatistik der Bundesmuseen (1) werden nicht nur die Museen gegeneinender aufgerechnet und in Konkurrenz zueinander gesetzt (2) sondern auch Sabine Haag zitiert, die den von ihr geleiteten Museumsverbund als Konzern bezeichnet haben soll. Der ganze Artikel mit seinen vielen Zahlenangaben erweckt, nicht nur bei mir, sondern bei vielen Posts von Lesern, den Eindruck einer Konzernbilanz, nirgendwo vom Berichterstatter relativiert. Der Artikel legt nahe, Erfolg am Besucherstrom ablesen zu können und wieder einmal, man kann es nicht oft sagen, werden Besucher mit Besuchen verwechselt, denn nur letztere sind erfassbar. Die beigefügte Grafik, die die Entwicklung der Besuchszahlen über die Jahre hinweg wie Aktienkurse abbildet, ist vollends absurd. Denn es wird hier nicht auseinenandergehalten, ob ein Museum ganz oder teilweise geschlossen hatte, welche und wie viele Ausstellungen es gemacht hat, ob eine neue Aussenstelle geöffnet wurde, das heißt es wird auch notorisch nicht zwischen Dauerausstellung und Sonderausstellungen unterschieden. Ob und welche Sonderveranstaltungen einbezogen wurden und werden bleibt unklar und angesichts der "Berichtigung" der Zahlen des MAK unter der Direktion Noever ist das insgesamt unglaubwürdig und unseriös. Mit der Übernahme statistischer Bewertungskriterien, dem Wegfall einer museologischen und kulturpolitischen Begründung für Erfolg, mit der Adaption neoliberalen Jargons bestreiten manche Museen, grade die staatlichen "Flagschiffe", eine "Privatisierung von Innen" her, die ihnen ganz schön auf den Kopf fallen könnte. Die Tendenz, die Deckelung der staatlichen Mittel, gezwungenermaßen mit Sponsoring zu kompensieren ohne Widerstand gegen eine Politik der "Entstaatlichung" zu leisten, könnte auch die Museen in die prekäre Lage bringen, in die sich das Burgtheater manövriert hat.
(1) Thomas Trenkler: Museen: Rekordjahr mit Alarmsignal, in: der Standard 27.1.2014
(2) In einem Interview fragt Andrea Schurian vom Standard tatsächlich die Direktorin des KHM, Sabine Haag, wies ihr mit der Tatsache geht, daß sie vom Belvedere "überflügelt" worden sein.
(1) Thomas Trenkler: Museen: Rekordjahr mit Alarmsignal, in: der Standard 27.1.2014
(2) In einem Interview fragt Andrea Schurian vom Standard tatsächlich die Direktorin des KHM, Sabine Haag, wies ihr mit der Tatsache geht, daß sie vom Belvedere "überflügelt" worden sein.
Freitag, 21. Februar 2014
Zu hässlich fürs Nationalmuseum. Ein historischer Fall von Deakzession
Daß Museen immer öfter daran denken, Teile ihrer Sammlung zu veräußern, schlägt sich in der Prominenz eines erst seit relativ kurzer Zeit gebräuchlich gewordenen Wortes nieder: Deakzession. Das meint, etwas was man erhalten, gekauft, erworben, gesammelt hat, wieder abzugeben. Zwei Gründe scheinen mir für die aktuelle Konjunktur von Deakzession plausibel: auch den Museen sind Grenzen des Wachstums gesetzt. Die Sammlung immer weiter zu vergrößern ist kostspielig und platzraubend. Und Museen geraten immer stärker unter Druck, an ihren Budgets an allen Ecken und Enden nach Einsparungspotential zu suchen. Doch noch ist das Wort Deakzession eher ein Stichwort für museologische Diskussionen und selten noch für geübte Praxis. In staatlichen Museen geht es ja um Gemeinbesitz und gestzliche Regelungen und ethische Tabus bilden (noch) eine hohe Hürde.
vor diesem Hintergrund hat mich ein Artikel in dem um kuriose Themen nie verlegenen SPIEGEL gut unterhalten.
1854 kaufte die National Gallery sechzig deutsche Gemälde aus der Zeit der Renaissance. Die Briten waren not amused. Schlechte Kunst, häßlich! Zu realistisch, hart! (Cranach, zum Beispiel, da könnte man ja drüber reden mit mir, ob der sein muß...). Schon zwei Jahre später verkaufte die National Gallery fast zwei Drittel des eben erst erworbenen Bilderkonvoluts. Jetzt rehabilitiert sie sie mit einer Ausstellung. Seit 1960 (schon...) hätten sich die Engländer an die Deutsche Renaissekunst gewöhnt, so ein ungenannter Kurator.
vor diesem Hintergrund hat mich ein Artikel in dem um kuriose Themen nie verlegenen SPIEGEL gut unterhalten.
1854 kaufte die National Gallery sechzig deutsche Gemälde aus der Zeit der Renaissance. Die Briten waren not amused. Schlechte Kunst, häßlich! Zu realistisch, hart! (Cranach, zum Beispiel, da könnte man ja drüber reden mit mir, ob der sein muß...). Schon zwei Jahre später verkaufte die National Gallery fast zwei Drittel des eben erst erworbenen Bilderkonvoluts. Jetzt rehabilitiert sie sie mit einer Ausstellung. Seit 1960 (schon...) hätten sich die Engländer an die Deutsche Renaissekunst gewöhnt, so ein ungenannter Kurator.
Eine mögliche Zukunft des Museums...?
Alexander Nikolajewitsch Iwanow, Jahrgang 1962 in Ostrow, russischer Unternehmer, Kunstsammler, ist Gründer eines privaten Fabergé Museums in Baden-Baden. Iwanow sammelt außer Fabergé-Kunsthandwerk auch auch Fossilien von Dinosauriern, antike griechische und römische Kunst, präkolumbisches Gold, Gemälde alter Meister, impressionistische Gemälde, orthodoxe Ikonen und Oldtimer. Er malt selbst und erzielt beim Verkauf seiner Werke hohe Preise. Aufmerksam auf ihn geworden bin ich durch die Berichterstattung über die Fabergé-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien, wo erwähnt wurde, daß er die zweitgrößte Sammlung von Fabergé-Eiern nach dem Kreml-Museum besitzt. Eines davon, das 1902 als Verlobungsgeschenk von Béatrice Ephrussi de Rothschild an die Verlobte ihres Bruders angefertigtes, ersteigerte er um 12,5 Mio Euro bei Christies.
Die Gründung eines Museums in Deutschland und nicht in seiner Heimat begründete er (ich zitiere Wikipedia): „Es ist sehr schwierig [in Russland] wegen der vielen administrativen Hürden […] Man muss immer jemanden danken, und man kann nie das Gefühl haben, dass seine Sammlung sicher ist: nicht vor dem Staat, nicht vor Banditen - vor niemandem. Natürlich, in Deutschland […] wissen wir, dass der Staat selbst nichts wird tun.“ Geplant ist eine Erweiterung seines Museums in Baden-Baden, um andere Teile seiner Sammlung zeigen zu können, etwa die Oldtimer, und die Gründung eines weiteren Fabergé-Museum, diesmal in in Dubrovnik.
Ach ja, woher das Geld für das alles? Wikipedia, das ihn in einer Fußnote "Tycoon" nennen lässt, dazu: "In den späten 1980er-Jahren, als die Sowjetunion den Weg des Kapitalismus beschritt, war Alexander Iwanow einer der ersten russischen Unternehmern im Computerhandel. Schnell baute er ein erfolgreiches und lukratives Geschäft auf."
Die Gründung eines Museums in Deutschland und nicht in seiner Heimat begründete er (ich zitiere Wikipedia): „Es ist sehr schwierig [in Russland] wegen der vielen administrativen Hürden […] Man muss immer jemanden danken, und man kann nie das Gefühl haben, dass seine Sammlung sicher ist: nicht vor dem Staat, nicht vor Banditen - vor niemandem. Natürlich, in Deutschland […] wissen wir, dass der Staat selbst nichts wird tun.“ Geplant ist eine Erweiterung seines Museums in Baden-Baden, um andere Teile seiner Sammlung zeigen zu können, etwa die Oldtimer, und die Gründung eines weiteren Fabergé-Museum, diesmal in in Dubrovnik.
Ach ja, woher das Geld für das alles? Wikipedia, das ihn in einer Fußnote "Tycoon" nennen lässt, dazu: "In den späten 1980er-Jahren, als die Sowjetunion den Weg des Kapitalismus beschritt, war Alexander Iwanow einer der ersten russischen Unternehmern im Computerhandel. Schnell baute er ein erfolgreiches und lukratives Geschäft auf."
Donnerstag, 20. Februar 2014
Ein Erster
Montag, 17. Februar 2014
Win-Win. Privatisierung (6)
Die Kunstmäzenin gründete die Sammlung "Thyssen-Bornemisza Art Contemporary". Sie bekam den Preis, den Leading Ladies Award, von Agnes Husslein, Direktorin der Österreichischen galerie, überreicht. |
"Ich habe bei der Eröffnung des 21er Hauses die Frage aufgeworfen, was mit dem Augarten Atelier passieren wird und habe natürlich sofort daran gedacht, dass die TBA21 im Augarten Ausstellungen machen könnte. Diese Lösung ist für mich eine Win-Win-Situation", sagt Kunstmäzenin Francesca Habsburg. (Quelle: OE1, ORF.at 29.05.2012)
Für vorerst vier Jahre wird die TBA 21 die zum Belvedere gehörenden Räumlichkeiten im Augarten bespielen. Einer Verlängerung steht Hausherrin Agnes Husslein-Arco positiv gegenüber. Für TBA21-Gründerin Francesca Habsburg nicht zuletzt eine Chance zu zeigen, wie öffentliche und private Institutionen zum Vorteil aller Beteiligten zusammenarbeiten können. (Quelle: OE1, ORF.at 29.05.2012)
"Weiße Normen der Macht". Eine Ausstellung im GrazMuseum
Das GrazMuseum greift immer wieder (was ich kaum von einem anderen österreichischen Museum kenne) aktuelle, gesellschaftspolitische Themen auf, meist in kleinen 'Trabantenausstellungen'. Wie das bei "Weiße Normen der Macht" der Fall ist, die (in einem einzigen Raum) als eine Art von Intervention mitten in der Dauerausstellung eingerichtet ist.
Anlass ist die Übernahme des grazspezifischen Teils des Frauendokumentationsprojektes DOKU durch das Stadtmuseum. Die kleine Ausstellung verweist also einerseits auf das Archiv und seine Arbeit, dann aber auch auf das Thema der Aus- und Eingrenzung. Eine Reihe von Texten, Statements und von Kunstwerken/Objekten thematsieren die verschiedenen, besonders akuten Formen der diskrimierenden Ausgrenzung.
„Weiße Normen der Macht setzt sich im Sinne einer feministischen Kritik mit Machtverhältnissen auseinander. Wissen, Ressourcen und Macht sind in der Gesellschaft ungleich verteilt. Je näher jemand den normativen Idealen (wie Weiß-Sein, hohe Einkommensschicht, Männlichkeit, Heterosexualität, körperliche Leistungsfähigkeit) kommt, desto größer ist die eigene Handlungsmacht. Dass es Privilegien mit sich bringt, den Normen zu entsprechen, bleibt meist unsichtbar und unhinterfragt" heißt es im Begleittext.
Ich habe schon an anderer Stelle auf das Verdienst des Museums verwiesen, Vereinen, NGOS, engagierten Gruppen, Initiativen Räume und Gelegenheit zur Verfügung zu stellen. Diese Praxis möchte ich ohne wenn und aber verteidigen. Das gehört gerade zum Stadtmuseum als eine seiner besonderen Aufgaben. Wenngleich ich mich auch, wie bei der zeitlich parallel laufenden 'Vampir'-Ausstellung frage, ob man nicht konsequenter nach geeigneten Vermittlungsformen suchen könnte. Die Konvention, Texte und Medien in einem losen Verweiszusammenhang zu platzieren ist ja bewährt und wenn es hier sogar Sitzgelegenheiten gibt, die einem konzentrierteres Lesen, Sehen oder Hören ermöglichen, um so feiner. Aber Themen 'nur' in Form ambitionierter (Wissenschafts)Texte und anspruchsvoller Medieninstallationen zu vermitteln, ist das nicht ein todsicherer Weg, erneut Ausschlüsse zu produzieren, mehr als jene, die eine Museum schon 'im Normalbetrieb' - auch unsichtbar und unhinterfragt - produziert?
Anlass ist die Übernahme des grazspezifischen Teils des Frauendokumentationsprojektes DOKU durch das Stadtmuseum. Die kleine Ausstellung verweist also einerseits auf das Archiv und seine Arbeit, dann aber auch auf das Thema der Aus- und Eingrenzung. Eine Reihe von Texten, Statements und von Kunstwerken/Objekten thematsieren die verschiedenen, besonders akuten Formen der diskrimierenden Ausgrenzung.
„Weiße Normen der Macht setzt sich im Sinne einer feministischen Kritik mit Machtverhältnissen auseinander. Wissen, Ressourcen und Macht sind in der Gesellschaft ungleich verteilt. Je näher jemand den normativen Idealen (wie Weiß-Sein, hohe Einkommensschicht, Männlichkeit, Heterosexualität, körperliche Leistungsfähigkeit) kommt, desto größer ist die eigene Handlungsmacht. Dass es Privilegien mit sich bringt, den Normen zu entsprechen, bleibt meist unsichtbar und unhinterfragt" heißt es im Begleittext.
Ich habe schon an anderer Stelle auf das Verdienst des Museums verwiesen, Vereinen, NGOS, engagierten Gruppen, Initiativen Räume und Gelegenheit zur Verfügung zu stellen. Diese Praxis möchte ich ohne wenn und aber verteidigen. Das gehört gerade zum Stadtmuseum als eine seiner besonderen Aufgaben. Wenngleich ich mich auch, wie bei der zeitlich parallel laufenden 'Vampir'-Ausstellung frage, ob man nicht konsequenter nach geeigneten Vermittlungsformen suchen könnte. Die Konvention, Texte und Medien in einem losen Verweiszusammenhang zu platzieren ist ja bewährt und wenn es hier sogar Sitzgelegenheiten gibt, die einem konzentrierteres Lesen, Sehen oder Hören ermöglichen, um so feiner. Aber Themen 'nur' in Form ambitionierter (Wissenschafts)Texte und anspruchsvoller Medieninstallationen zu vermitteln, ist das nicht ein todsicherer Weg, erneut Ausschlüsse zu produzieren, mehr als jene, die eine Museum schon 'im Normalbetrieb' - auch unsichtbar und unhinterfragt - produziert?
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